Schongau: Kreisarchivar setzt sich ein

Kreisarchivpfleger Max Biller malt ein düsteres Bild: Wenn Schongau seinen Archivar entließe, würde sich die „traditionsreiche Stadt dem Gespött und der Lächerlichkeit preisgeben“, und zwar bundesweit, sagte der Pollinger Heimatforscher gestern bei einem Pressegespräch im Schongauer Rathaus. Hintergrund für Billers Befürchtung ist die Forderung der CSU-Stadträte, dem Museumsleiter und Archivar Richard Ide wegen der städtischen Finanzkrise zu kündigen.

Für Biller war es „nicht erfreulich“, von derartigen Plänen zu hören. Dabei mische er sich nicht aus „Gschaftlhuberei“ ein, sondern weil es ihm ein „echtes Anliegen“ sei. Je geschichtsträchtiger eine Stadt sei, desto wichtiger sei es, dass eine Fachkraft das Archiv betreut, betonte der Kreisarchivpfleger, der dieses Amt seit nunmehr 27 Jahren bekleidet. Wichtig sei auch, dass sich ein und dieselbe Person „lange und möglichst kontinuierlich“ um ein Archiv kümmert. Weiter machte Biller deutlich, dass es sich beim Archiv um eine Pflichtaufgabe der Kommune handle.

„Wir können das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“, bekräftigte Bürgermeister Friedrich Zeller (SPD). Ganze Zivilisationen würden auf Archiven aufgebaut. Das „Gedächtnis der Stadt“ könne man nicht einfach stornieren und beiseite schieben. „So weit können wir es nicht kommen lassen. Die Schmerzgrenze ist erreicht.“ Der Rathauschef verwies darauf, dass in der Kreisstadt Weilheim zwei Kräfte das Museum und das Archiv betreuen, während in Schongau diese beiden Bereiche in der Hand von einer Person liegen. „Es ist eine Tatsache, dass wir das Archiv brauchen“, fügte er hinzu.

Richard Ide sieht die digitale Archivierung als Problem der Zukunft. Hier sei nicht klar, „ob das einer nebenher leisten kann“. Neben dem Archiv ist auch ungewiss, in welchem Rahmen das Stadtmuseum weitergeführt wird. Zwei Vereine, die ursprünglich nach der Sommerpause die Leitung hätten übernehmen sollen, haben bereits abgesagt.

Kontakt:
Stadtmuseum Schongau
Christophstraße 55
86956 Schongau
Tel. 08861-20602
Museum-Archiv@Schongau.de

Quelle: Weilheimer Süddeutsche Zeitung, 12.9.2003.

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