Schüler als Heimatforscher in Kulmbach

Im Rahmen des von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgeschriebenen Wettbewerbs "denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule" arbeitet in Kulmbach eine Schülergruppe, unterstützt vom Kastellan der Plassenburg, die Vergangenheit des alten Burggutes in der Waaggasse bzw. seines Vorgängerbaus aus dem 14. Jahrhundert auf. Das Kulmbacher "Projekt Burggut" ist europaweit eines von 17 geförderten Projekten. Beteiligt sind die Arbeitsgruppe von Wolfgang Schoberth, Lehrer am Markgraf-Georg-Friedrich Gymnasium, die im Rahmen der "Regionalen Begabtenförderung Oberfranken" Jugendliche verschiedener Gymnasien umfasst, sowie Schüler des Beruflichen Schulzentrums Kulmbach und der Oberen Schule. 

Einige interessante Spuren haben die Schüler mittlerweile entdeckt, die sie in Arbeitsteilung verfolgen. Im Fokus der jungen Forscher steht unter anderem eine besondere Facette der Geschichte des Burggutes: Vergangenes Jahr wurde in dem Haus ein Gewölbekeller mit einem Brunnenschacht entdeckt, der nach ersten Aussagen von Experten auf das frühe Mittelalter zurückgeht. Wenn Untersuchungen der Bausubstanz diese Einschätzung bestätigen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Fundamente der ersten Synagoge Kulmbachs und damit um eines der frühesten steinernen Zeugnisse jüdischen Lebens auf dem Gebiet der ehemaligen Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach. 

Vom Burggut aus kann man bei einem kurzen Gang durch Kulmbach die wesentlichen Stationen der jüdischen Geschichte nachvollziehen. Begonnen hat sie nachweisbar im 14. Jahrhundert in der heutigen Waaggasse, unter dem Namen Judengasse erstmals 1408 erwähnt. Eine Synagoge ist erstmals für das Jahr 1373 bezeugt – mitten im damaligen Judenviertel, dort, wo heute das Burggut steht. Die Gemeinde hatte anscheinend keinen langen Bestand: Spätestens seit Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Synagoge nicht mehr genutzt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich keine jüdische Gemeinde mehr in Kulmbach etablieren. 

Da bei vielen Kulmbachern unterdessen die jüdische Vergangenheit ihrer Stadt in Vergessenheit geraten ist, erwägen die Mitarbeiter des Projekts Burggut, ein Erinnerungsmal für jüdisches Leben in Kulmbach vor dem Burggut zu initiieren. Die Arbeit der Gruppe um Lehrer Wolfgang Schoberth wird mittlerweile auch überregional wahrgenommen: So suchten die Mitarbeiterinnen des an der Universität Erlangen angegliederten Projekts "Synagogen-Gedenkband Bayern" den Kontakt zu den "Freizeit-Historikern", um bei ihrer Dokumentation der Kulmbacher jüdischen Geschichte die neuesten Forschungsergebnisse einzubeziehen.

Nähere Informationen zum Projekt Burggut und zu jüdischem Leben in Kulmbach stehen im Internet unter www.mgf-kulmbach.de. Über die Arbeit des Projekts Synagogen-Gedenkband Bayern informiert www.synagogengedenkband.de.

Quelle: Angela Hager, Frankenpost, 26.11.2004

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.