Da boxt das Känguruh – das Wochenschau-Archiv online

Im ältesten Stummfilm aus dem Jahre 1895 boxt ein Känguruh – die neuesten Streifen zeigen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Dazwischen liegen fast 100 Jahre, die hier wieder zum Leben erweckt werden.

Die Homepage www.wochenschau-archiv.de ist ein Gemeinschaftsprodukt vom Bundesarchiv, Abt. Filmarchiv in Berlin, der Defa-Stiftung Berlin (die die ostdeutschen Wochenschauen beisteuert), der Deutschen Wochenschau GmbH Hamburg und der Transit-Film GmbH München.

Mit einer kostenlosen Registrierung können die Filme als breitbandige Videostreams abgerufen werden. Das ist sehr komfortabel und lässt beim Betrachter das typische Wochenschau-Ambiente aufkommen. Als Gast muss man sich hier mit etwas schlechterer Qualität begnügen.

Derzeit sind 6.021 Filmbeiträge abrufbar, doch das Online-Archiv wird ständig erweitert. Die Recherche ist kostenlos, Filme können bei Bedarf auch – kostenpflichtig – auf VHS oder elektronische Träger überspielt und zugeschickt werden. Eine Preisliste findet man unter www.deutsche-wochenschau.de.

Eine umfangreiche Linkliste zu diversen Filmarchiven, Mediatheken und Stiftungsarchiven rundet das Angebot ab.

Quelle: Eva Strasser, Stuttgarter Zeitung, 27.1.2005

Walter-Eucken-Archiv geht gegen Financial Times Deutschland vor

Am Mittwoch lag der \“Financial Times Deutschland\“ (FTD) wieder mal ein Klassiker der Ökonomie bei: Milton Friedmans \“Kapitalismus und Freiheit\“, wie üblich gekürzt auf 32 Seiten. Die Beilage ist Teil einer Reihe, die die FTD mit der \“Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft\“ herausgibt. Nun hätte der Zeitung an diesem Tag eigentlich ein anderer Wirtschaftsklassiker beiliegen sollen: Walter Euckens \“Grundlagen der Nationalökonomie\“ von 1940. Der müsse \“aus rechtlichen Gründen\“ entfallen, heißt es in der Zeitung lapidar. Weitere Erklärungen gibt es nicht.

Die erhält man von Walter Oswalt, Mitarbeiter des Walter-Eucken-Archivs in Frankfurt am Main. Das Archiv, das die Rechte an Euckens Nachlass hält, hat beim Landgericht Frankfurt eine Einstweilige Verfügung gegen die FTD erwirkt. Bei der schwierigen Kürzung des 300-Seiten-Werkes auf Broschüren-Format (vorgenommen von einer Firma namens Getabstract) sei Euckens Werk sinnentstellt wiedergegeben worden. Und es wimmle von Fehlern im Beitext. Da werde etwa erfunden, der NS-Gegner Eucken habe 1943 zusammen mit dem Nationalsozialisten Alfred Müller-Armack ein Werk namens \“Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft\“ herausgegeben.

Oswalt ist entsetzt über die Fehler und hat einen Verdacht. Schließlich geht es hier um die Kirchenväter des westdeutschen Wirtschaftsdenkens. Und die \“Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft\“ ist eine von der Industrie geförderte Lobbygruppe, die die deutsche Öffentlichkeit auf Reformkurs bringen will, indem sie rhetorisch an die Ursprünge der Sozialen Marktwirtschaft nach dem Krieg anknüpft. Wollten die nun neben Ludwig Erhard und Müller-Armack plötzlich auch Eucken für sich vereinnahmen? Der aber war ein Radikalliberaler, dem schon diese Lobby ein Greuel wäre, meint Oswalt; er war ein Kämpfer nicht gegen den Missbrauch wirtschaftlicher Macht, sondern gegen wirtschaftliche Macht schlechthin.

Eine Verschwörung also? Kaum, wenn man sich anschaut, wie schon der Name Ludwig Erhards auf den Webseiten der INSM falsch buchstabiert wird. Wohl eher Dummheit.

Quelle: Christian Esch, Berliner Zeitung, 27.1.2005

Stadtarchiv Rostock erinnert an historische Persönlichkeiten

Wieviel Persönlichkeit braucht und verträgt eine Stadt? Straßennamen, Gedenktafeln, Erinnerungsorte und Veranstaltungen füllen den Reigen, um an Dichter und Denker, Politiker und Reformer, Erfinder und Originale zu erinnern. Rostock bietet mit seiner Universität, einstiger Industrie und Kultur ein relativ reiches Terrain für die Geschichts- und Erinnerungsarbeit, um daraus Nutzen für die Gegenwart zu ziehen.

Trotzdem sieht Dr. Karsten Schröder, der Leiter des Archivs der Hansestadt Rostock ein großes Problem, was mit dem historisch Überkommenem im Alltag gemacht werden könne. Er weiß zugleich, dass er und weitere Historiker bereits eine Vielzahl praktischer Antworten gegeben haben. Gerade bei der Vergabe von Straßennamen ab 1990 hat die Hansestadt ihr Gedächtnis enorm erweitert. Aber was tun mit Hedwig Anke (\“Min Herzing\“), dem Kanzler der Schweden Axel Oxenstierna (1583 – 1654), Hinstorff-Verleger Peter E. Erichson, Nobelpreisträger Albrecht Kossel (1853 – 1927), Stadtarchitekt Rudolf Lasch, Fabrikant Siegfried Witte, dem Überlebenden des Holocaust Yaakov Zur?

Einiges ist schon getan. Es gibt die Stolpersteine, die auf jüdische Persönlichkeiten aufmerksam machen, Beiträge der Universität, die an Arno Esch und Hans Moral erinnern, Ferdinand von Müller, der die Flora Australiens erforschte, \“lebt\“ als Briefmarke und am Mönchentor, an Hugo Grotius erinnert eine Tafel, Blücher und Pogge haben ihre Denkmale… Apropos, Albrecht Kossel: Der südliche Platz hinter dem Hauptbahnhof wurde kürzlich nach ihm benannt.

Seit einem Bürgerschaftsbeschluss von 1997, Straßenschilder, die auf Perönlichkeiten zurückgehen, mit einem Zusatzschild zu versehen, ist dies bis Ende 2004 bei 235 Schildern erfolgt, berichtet Heiko Tiburtius, Leiter des Tiefbauamts. In seinem Amt rechnet man mit weiteren 200 Schildern, dieses Jahr sollen Zusätze in Kassebohm (25 Stück) und Brinckmanshöhe (20) folgen, und wenn noch Luft ist, weitere 20 in Evershagen-Süd. Das Stadtarchiv liefert die Texte, jedes Schild kostet etwa 30 Euro.

Quelle: Wolfgang Grahl, Norddeutsche Neueste Nachrichten, 26.1.2005

Stadtarchiv Braunschweig läßt Filme digitalisieren

29 Minuten Braunschweig vor der Zerstörung: 16 laufende Bilder pro Sekunde zeigen eine Stadt, die noch intakt ist. Doch die Menschen ahnen die Katastrophe und wappnen sich. Der Film \“Bau von Luftschutzbunkern in Braunschweig 1942/43\“ ist nur eines von zahlreichen historischen Dokumenten, die in bewegten Bildern die Geschichte der Stadt erzählen. Das Medienzentrum rettet sie für das Stadtarchiv Braunschweig vor dem Verfall.

Die beschädigten Filme restauratieren zu lassen hätte einen fünfstelligen Betrag gekostet. Um die Aufnahmen dennoch für die Nachwelt zu erhalten, haben Detlef Schulte und Norbert Maas vom Medienzentrum seit etwa einem halben Jahr in mühevoller und zeitraubender Arbeit digitale Kopien auf Band angefertigt: die Grundlage für eine weitere Bearbeitung am Computer.

Alle 95 vorliegenden Filme haben die beiden inzwischen digitalisiert. Manche sind nur minutenkurze Schnipsel, wie die Enthüllung des Professor-Freise-Gedenksteins von 1930. Den Neubau des Bahnhofs dokumentieren immerhin 55 Minuten aus den Jahren 1957 bis 1960. Das Stadtarchiv wird die Filme öffentlich zugänglich machen, sobald sie von den Digitalbändern auf DVD überspielt sind. Ein gefundenes Fressen auch für Historiker, Heimatpfleger und Zeitzeugen, die sicher manche Wissenslücke zu den bewegten Bildern schließen können.

Die Idee des Kulturausschussvorsitzenden Wolfgang Sehrt, aus dem alten Filmmaterial eine informative Kauf-DVD zu machen, finden die Mitarbeiter des Medienzentrums großartig. Wenn da nicht ein gewaltiges Problem wäre: die Urheberrechte. Doch es gibt bereits eine Chance für die Öffentlichkeit, das alte Braunschweig der 20er, 30er und 40er Jahre in bewegten Bildern zu sehen. Das Städtische Museum verfügt über einen kleinen digitalisierten Bestand, der auf Wunsch im Haupthaus am Löwenwall und im Altstadtrathaus gezeigt wird.

Auch wenn das Medienzentrum die alten Filme des Archivs rechtzeitig hat sichern können, bleibt die Archivierung ein Dauerthema, da sich die Technik rasant weiter entwickelt. So wie das Video längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, wird auch die DVD bald nicht mehr das technische Maß aller Dinge sein. Und dann heißt es für die Mitarbeiter des Medienzentrums: Alles erneut kopieren!

Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Stadtarchivs, setzt derweil für die kostbaren Originalfilme auf die Schloss-Arkaden. Dort könnte ein Raum mit optimalen Lagerbedingungen eingerichtet werden, die das Archiv zurzeit nicht hat. In einer Art Riesenkühlschrank könnten die Filme dem Zahn der Zeit trotzen.

Quelle: newsclick.de, 26.01.2005

Stadtarchiv Magdeburg sucht nach verschwundenen Archivalien

Die Suche nach dem \“Schatz\“ der Magdeburger Johanniskirche wird fortgesetzt: Das Kuratorium für den Wiederaufbau des früheren Sakralbaus hat jetzt die Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste eingeschaltet. Auch das Museum und das Stadtarchiv Magdeburg haben neuen Anlauf genommen, u. a. nach dem verschollenen \“van Gogh\“ und nach Archivalien zu forschen – in Russland

Verschwunden sind viele der Kunstwerke vermutlich in US-Privattresoren und in russischen staatlichen Museen. So hänge ein Bild von Frans Masereel im Puschkinmuseum, wie Prof. Dr. Matthias Puhle, Leitender Direktor des Magdeburger Kulturhistorischen Museums äußert.

In diesem Jahr wolle man erneut eine Aktion starten, um sich Klarheiten zu schaffen. Aktiv werden will das Kulturhistorische Museum speziell in Russland. Dem Museum angeschlossen hat sich dabei das Stadtarchiv. Dem geht es um verschollene alte und wertvolle Archivalien, so um Unterlagen von Otto von Guericke.

Quelle: Karl-Heinz Kaiser, volksstimme.de, 26.1.2005

Stadt- und Landesarchiv Wien als erfolgreicher Dienstleister

Ein großer Anstieg der Benützerzahlen in den Jahren 2002 bis 2004 weist das Wiener Stadt- und Landesarchiv als erfolgreichen Dienstleister aus. Eine entsprechende Erhebung erbrachte auch eine hohen Grad an KundInnenzufriedenheit mit den Serviceleistungen des Archivs, die in den neuen Räumlichkeiten im Gasometer D noch verbessert werden konnten.

In den Jahren 2002 bis 2004 stieg die Zahl der für BenützerInnen im Benützersaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs vorgelegten Akten um 85 % von 10.054 auf 18.607 Archivalienbestellungen. Damit beweist das Archiv einmal mehr seine große Bedeutung für die Sicherung rechtlicher Angelegenheiten (Grundstücks- und Erbangelegenheiten, Entschädigung von Holocaust-Opfern etc.) ebenso wie für die historische Forschung, darunter besonders für die Erforschung der NS-Vergangenheit. Die gestiegene Benützungsfrequenz ist auch Folge der Übersiedlung des Archivs in den Gasometer D, da an diesem seit 2001 bestehenden Standort ein stark verbessertes Kundenservice möglich ist.

Bei einer mit Ende November 2004 abgeschlossenen KundInnenzufriedenheitserhebung wurde das Service des Archivs von etwa zwei Dritteln der BenützerInnen als sehr positiv und von einem Drittel als eher positiv bewertet, eine überaus erfreuliche Anerkennung des hier geleisteten Dienstes an der Gesellschaft.

Quelle: wien.at, 25.1.2005

Kein Archivar für Indersdorf

Zurückgestellt hat der Marktgemeinderat einstimmig die Entscheidung zur befristeten Einstellung eines Archivars. Begründet wurde die Entscheidung mit der finanziellen Situation; die jährlichen Kosten hierfür hätten rund 36 000 Euro betragen.

Nach Einschätzung der Gemeindeverwaltung würde für die Neuorganisation aufgrund der Gemeindegröße und des Zustandes des Archivs eine Vollzeitkraft etwa zwei Jahre beschäftigt werden müssen. Die Einstellung des Archivars soll nunmehr im Jahre 2007 erneut im Ratsgremium beraten werden.

Mit einem Schreiben hatte die Kommunalaufsicht des Landratsamtes die Gemeinde kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass die derzeitige Führung des gemeindlichen Archivs nicht den Bestimmungen des Bayerischen Archivgesetzes entspreche. Beanstandet wurde, dass das Archiv im Rathaus nur grob gegliedert und auch kein Mitarbeiter für die Verwahrung der Unterlagen bestimmt sei.

Zusammen mit dem Kreisarchivpfleger, der vor Ort das Archiv begutachtete, unterbreitete das Landratsamt mehrere Vorschläge. Neben der Einstellung eines Archivars könnte die Archivpflege einem Bediensteten im Rathaus übertragen werden, der wiederum von ehrenamtlichen Bürgern unterstützt werden könnte.

Aus Sicht der Verwaltung wird der gesetzlichen Verpflichtung zur Archivierung der Unterlagen grundsätzlich entsprochen. Jedoch können einzelne Punkte wie etwa die Erfassung und Auswertung des Archivgutes aufgrund der fehlenden Personalressourcen nicht erfüllt werden. Bereits bei der durch die Zusammenlegung der Standesämter erforderlichen Neustrukturierung der Aufgabenverteilung im Rathaus habe sich mehr als deutlich gezeigt, dass die Personalkapazitäten in der Verwaltung zu gering seien und sogar noch Personalbedarf bestehe.

\“Aus Sicht der Verwaltung bietet sich von den Mitarbeitern der Kernverwaltung keine Person mit entsprechenden Orts- und insbesondere Fachkenntnissen an, der die Aufgabe der Archivpflege übertragen werden kann\“, hieß es in der Sitzungsvorlage. Die Übertragung der Archivpflege an einen Mitarbeiter soll jedoch nach der befristeten Einstellung des Archivars einem Beschäftigten übertragen werden.

Aus Sicht des Landratsamtes wäre auch eine Unterbringung der Archivunterlagen in anderen Räumlichkeiten wünschenswert, da bereits Fälle von Schimmel aufgetreten seien. Dies sei jedoch auf die Zeit während des Rathausneubaus zurückzuführen, da seinerzeit Akten im Keller des Bauhofes nicht optimal eingelagert gewesen sein, wie Bürgermeister Josef Kreitmeir erklärte. Durch die jetzige Verwahrung im Rathauskeller ist dieses Problem gelöst.

Als Sofortmaßnahme beschloss der Gemeinderat, dass der Archivraum abgeschlossen sein muss und die Luftfeuchtigkeit kontrolliert wird!

Quelle: Franz Lamm, Dachauer Nachrichten, 25.1.2005

Sonnenarchiv erblickt das Licht der Welt

Seit 1998 sammeln Experten im 1500 Meter hoch gelegenen Kärntner Observatorium Kanzelhöhe Daten über unsere Sonne in digitaler Form. Material aus der über 60-jährigen Beobachtungsreihe wird ebenfalls digitalisiert. Die Messungen werden zum einen für eigene Forschungen ausgewertet und andererseites über das Internet weltweit anderen Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt, so Wolfgang Otruba, Leiter des Sonnenobservatoriums auf der Kanzelhöhe. Morgen geht das neue Archiv für Solardaten im Rahmen des Projekts CESAR (Central European Solar Archives) offiziell in Betrieb; das Sonnenarchiv wurde sinnigerweise vom Unternehmen Sun Microsystems zur Verfügung gestellt. Damit wird der Standort Kanzelhöhe enorm aufgewertet. Ziel ist ein weltweiter Archivverbund.

Das Observatorium Kanzelhöhe ist eine von drei Einrichtungen des globalen Ha-Networks, das eine rund-um-die-Uhr-Beobachtung des Fixsterns erlaubt – dazu zählen die Warten im kalifornischen Big Bear und in Yunnan in China. Die 1943 gebaute Forschungseinrichtung gehört seit 1949 zur Universität Graz, sie fungiert als Außenstelle für experimentelle Forschung und zählt zum Bereich Geophysik, Astrophysik und Meteorologie des Instituts für Physik.

Quelle: L. K., Neue Kärntner Tageszeitung, 25.1.2005