Stadt- und Familienforschung im Stadtarchiv Magdeburg

Im Stadtarchiv Magdeburg sind nicht nur Kilometer von Akten zu finden, sondern auch komplette Bücher, gebunden für die Ewigkeit. Rep. 13 \“Bücher aus Aktenbeständen der Altstadt und der Vororte\“, unter diesem Titel wird der Bestand im Archiv geführt. Diese Buchordnung geht auf den Stadtarchivar Dr. Ernst Neubauer zurück, der sie 1908 zusammengestellt hat.

Und da eigentlich nichts \“uninteressant\“ ist, was sich im Stadtarchiv befindet, so lässt sich auch in diesen Bücher viel über die Magdeburger Stadtgeschichte herauslesen. So zum Beispiel, dass die Stadt Mannheim 1689 komplett nach Magdeburg übergesiedelt ist. Die reformierten Pfälzer waren zu dieser Zeit auf der Flucht vor französischen Glaubenskriegern, fanden damals im preußischen Magdeburg Asyl und bildeten die so genannte Pfälzer Kolonie zu Magdeburg.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden in Magdeburg mehrere Kolonien gegründet. So hatte die Stadt dann 1704 reund 7200 Einwohner, davon waren 3800 \“Kolonisten\“. Dazu kamen noch einmal rund 2000 Soldaten. Und 1720 war ein Viertel aller Häuser der Altstadt im Besitz von Kolonisten.

Interessant für Familienforscher sind sicherlich die Bürgerrollen. Bei ihrer Entstehung noch als tatsächliche Rollen geführt, wurden diese Verzeichnisse später zu Bücher gebunden. In den Bürgerrollen wurde jeder eingetragen, der die Bürgerrecht der Stadt erworben hatten. Und erworben ist dabei wörtlich zu nehmen, denn es kostete Geld, ein Bürger zu werden. Und man musste auch einen Ledereimer abgeben, der für den Brandschutz bestimmt war. Wer sich keine Bürgerrechte leisten konnte, galt als \“Schutzverwandter\“. Er durfte zwar in Magdeburg leben und arbeiten, hatte aber keine Bürgerrechte, konnte sich beispielsweise nicht in den Stadtrat wählen lassen.

Interessant auch die Bücher über die Rechnungen der Kämmereikasse. Dort ist nachzulesen, dass etwa 1685 die Miete für einen Keller im Rathaus, ein Töpfer hatte ihn gemietet, sechs Taler betrug, dass der Bürgermeister im Jahr 375 Taler bekam und der Torwächter 17 Taler. \“Es ist aber schwierig, diese Beträge miteinander zu vergleichen oder aber in heutige Lebensverhältnisse umzurechnen\“, sagt Archiv-Chefin Dr. Maren Ballerstedt.

Wichtig in diesem Bestand sind auch die Ratsbücher der im Laufe der Jahrhunderte nach Magdeburg eingemeindeten Dörfer, wie Buckau, Prester oder Fermersleben. Der genaue Umfang kann im Archiv erfragt werden. Allerdings werden alle Interessierten gebeten, sich frühzeitig anzumelden. \“Durch das Stadtjubiläum haben wir zurzeit enorm viele Anfragen\“, so Dr. Ballerstedt.

Quelle: Peter Ließmann, Volksstimme.de, 26.4.2005

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