Archiv der FU beginnt Nachlasserschließung mit KALLIOPE

Das Universitätsarchiv der Freien Universität hat begonnen, seine Nachlässe mit der Onlinedatenbank KALLIOPE der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz zu erschließen. Dabei handelt es sich zunächst um den Nachlass des Rechtsmediziners Walter Krauland (1912-1988), welcher von 1955 bis 1983 an der Freien Universität wirkte.

Die Verzeichnung erfolgt nach den Regeln für die Erschließung von Nachlässen (RNA) und Autographen. Ziel ist es in der Zukunft, alle Nachlässe des Universitätsarchivs in KALLIOPE online zur Verfügung zu stellen. Da die Staatsbibliothek bereits Nachlässe von FU-Professoren in ihrem Bestand nachweist, könnten durch die Erschließung in KALLIOPE diese Bestände auf einer Plattform zusammengeführt werden.

Durchgeführt wird die Erschließung von Frau Lehmann, Praktikantin der Fachhochschule Potsdam, unter der fachlichen Leitung des Archivs.

Ansprechpartner:
Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin
Dr. Michael Engel (Archivleiter) bzw. Steffen Schwalm (stellv. Archivleiter)
Boltzmannstr. 20
14195 Berlin
Tel.: 030/838 52230 bzw. 030/838 58432

Altstaatsarchivar Hans Lieb 75

Am 28. August konnte Altstaatsarchivar Hans Lieb seinen 75. Geburtstag feiern. Hans Lieb war von 1966 bis 1995 Leiter des Staatsarchivs Schaffhausen. In dieser langen Amtszeit lagen die Schwergewichte auf der Sicherung des Archivgutes mit Sicherheitsverfilmungen und konservatorischen Maßnahmen. In seiner Amtszeit wurde 1994 auch die Archivverordnung geschaffen, die erstmals verbindliche Richtlinien zum Umgang mit Dokumenten der kantonalen Verwaltung aufstellte. 

Hans Lieb war vielen Forschenden dank seiner umfassenden Kenntnis der Schaffhauser Quellen Ansprechpartner und Impulsgeber. Weit über die Region hinaus bekannt wurde Hans Lieb aber als Epigrafiker. Seit seinem Rücktritt als Staaatsarchivar 1995 hat Hans Lieb seine wissenschaftliche Arbeit als Mitarbeiter an verschiedenen nationalen und internationalen Projekten fortgeführt. Häufig ist er zudem im Staatsarchiv Schaffhausen anzutreffen, das er immer noch gelegentlich mit Rat und Tat hilfreich unterstützt.

Info:
Regula Frei-Stolba und Michael A. Speidel (Hrsg.). Römische Inschriften – Neufunde, Neulesungen und Neuinterpretationen. Festschrift für Hans Lieb. Basel 1995.

Kontakt:
Staatsarchiv Schaffhausen
Rathausbogen 4
CH-8200 Schaffhausen 
Tel: +41 52 632 73 68
Fax: +41 52 632 70 88
staatsarchiv@ktsh.ch 

Quelle: SHN, 30.8.2005

Filmmuseum erhält Privatarchiv von Falkenberg

Das Filmmuseum in Düsseldorf erhält das Privatarchiv des im März verstorbenen Medienwissenschaftlers und langjährigen Kulturchefs das WDR-Fernsehens Hans-Geert Falkenberg (1919-2005). Zahlreiche Referate und Aufsätze geben Einblicke in seine stets kritische Haltung gegenüber Auftrag und Inhalt des Fernsehens. Das Archiv enthält neben Dokumenten über die WDR-Geschichte, Programmplanung und Werbung sowie gesammelten Zeitungsausschnitten seit den vierziger Jahren auch Schriftgut über Persönlichkeiten aus Kultur, Film und Fernsehen.

Die Sammlung wird in das bestehende Archiv des Filmmuseums eingearbeitet.

Kontakt:
Filmmuseum Düsseldorf
Tel.: 0211/899-2256, 
Fax: 0211/899-3768
filmmuseum@stadt.duesseldorf.de

Quelle: RP Online, 29.8.2005

Willkommen in Korschenbroich

Mit der feierlichen Eröffnung des Kulturbahnhofs Korschenbroich fiel auch das Startzeichen für eine Reihe von Sonderausstellungen. Unter dem Motto \“Willkommen in Korschenbroich\“ will Stadtarchivarin Michaele Messmann Appetit auf den Besuch in der Museumserweiterung Kulturbahnhof machen. Stadtarchivarin Messmann, die für diese Ausstellung verantwortlich zeichnet, hat in einer Glasvitrine kleine Kostbarkeiten liebevoll zusammengestellt, die dem Betrachter einen umfassenden Einblick vermitteln sollen, wie die Menschen vor 60, 70 oder 80 Jahren auf Reisen gingen.

Die unterschiedlichen Leihgaben einiger Korschenbroicher Bürger lassen andere Bedürfnisse und Ansprüche lebendig werden. Ein Nagelpoliergerät, eine Wisbola-Brandbinde, eine schlichte Kostümanzugbürste und biedere Knöpfe, um die halterlosen Strümpfe zu befestigen, gehörten damals in das Gepäck einer Korschenbroicherin. Der kleine \“Lederkoffer für eine Nacht\“ – nicht größer als 45 mal 30 Zentimeter – zeugt von der Bescheidenheit. Der Ruf nach großen Reisetaschen war um 1930 kein Thema.

In der Vitrine, die den hellen, großzügig gestalteten Ausstellungsraum in zwei Bereiche trennt, findet der Betrachter einfach alles – vom Mini-Kartenspiel über Mitbringsel und Andenken bis hin zur Hutschachtel – was man auf Reisen mitnahm oder von den Reisen mitbrachte. Die Ausstellung \“Willkommen in Korschenbroich\“ bleibt zunächst für sechs Monate aufgebaut.

Kontakt:
Stadtarchiv Korschenbroich
Friedrich-Ebert-Str. 3
41352 Korschenbroich
Telefon: (02161) 613-211 / 613-212
Telefax: (02161) 613-240
stadtarchiv@korschenbroich.de

Quelle: Ruth Wiedner, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 29.8.2005

Ein Geschenk zum Mülheimer Stadtjubiläum 2008

Im Jahr 2008 feiert die Stadt Mülheim an der Ruhr ihr 200-jähriges Stadtjubiläum. Das Gemeindegebiet der 1808 entstandenen Munizipalität umfasste die aufgelösten Herrschaften Broich und Styrum. Zum ersten Mal in der Geschichte war Mülheim damit eine selbständige Gemeinde (nach französischem Recht). Sie hatte damals knapp 12.000 Einwohner und war damit eine der bevölkerungsreichsten Gemeinden im Niederrheingebiet. Noch 1808 gründete Mathias Stinnes (1790-1875) mit Hilfe seiner Brüder eine Firma, die sich mit Schifffahrt und Kohlenhandel befasste und aus der später der Stinnes Konzern hervorging.

Zum Stadtjubiläum 2008 soll in Mülheim an der Ruhr ein \“Haus der Stadtgeschichte\“ seine Pforten öffnen. Kulturdezernent Hans-Theo Horn hat dafür bereits ein passendes Gebäude im Blick: Eine alte und marode Augenklinik, die der Stinnes-Stiftung gehört. Dort ist die Stadt bereits Mieterin. Unter dem Dach des denkmalgeschützten Hauses soll das Stadtarchiv Mülheim als Herzstück einziehen.

Heute ist das Stadtarchiv in einem sanierungsbedürftigen Gebäude untergebracht, das unter archivarischen Gesichtspunkten Mängel aufweist. Aber um der Herausforderung eines \“Hauses der Stadtgeschichte\“ gerecht zu werden, \“müssen neben den Kernaufgaben des Archivs neue Akzente in der historischen Bildungsarbeit gesetzt werden\“, betont Horn. Alle Vereine, Arbeitsgruppen, Schulen und Einrichtungen, die sich mit der Mülheimer Geschichte beschäftigen, sollen dort zusammenkommen. Eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie \“kommt zu dem Ergebnis, dass sich geradezu passgenau eine gemeinsame Nutzung mit der Musikschule anbieten würde\“, so Horn. Das Problem sei die prekäre Haushaltssituation. Wenn der finanzielle Rahmen feststehe, müsse der Kulturbetrieb als potenzielle künftige Mieterin abwägen, \“dass sich die Kosten in einem angemessenen Verhältnis zu den jetzigen Kosten für den Betrieb der Musikschule und des Stadtarchivs bewegen\“. Soll das \“Haus der Geschichte\“ zum Stadtjubiläum 2008 eröffnet werden, müssen alle grundsätzlichen Entscheidungen bis Ende des Jahres getroffen werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon 02 08 / 4 55 42 60
Telefax 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de

http://www.muelheim-ruhr.de/stadtarchiv.html

Quelle: Margitta Ulbricht, WAZ, 5.8.2005

Bibliothek Germania Judaica in Bedrängnis

Nicht erst beim Besuch von Papst Benedikt XVI. im Rahmen des Weltjugendtages rückte die Kölner Synagoge in die Schlagzeilen der Weltpresse. 1959, als die Fassade von Nazischmierereien besudelt worden war, war ein Zeichen der Kölner Bürgerschaft war gefordert, das dann auf Initiative von Autoren wie Heinrich Böll erfolgte: Die Germania Judaica wurde als privater Verein gegründet – eine einzigartige Bibliothek zur Geschichte und Kultur des Deutschen Judentums. Zu ihrer Gründung 1959 kamen Bundespräsident und Bundeskanzler.

Die Germania Judaica ist heute eine wissenschaftliche Spezialbibliothek zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums ab der Frühen Neuzeit. Sie besitzt mit etwa 80.000 Bänden zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums die größte Sammlung auf diesem Gebiet in Deutschland und in Europa. Ihre Hauptsammelgebiete sind: Geschichte des deutschsprachigen Judentums vom 17. Jahrhundert bis heute – Antisemitismus – Zionismus und Israel – Darstellung der Juden in der Literatur. Außerdem führten in der Vergangenheit die Mitarbeiter der Bibliothek Tausende Besucher und ehemalige jüdische Bürger durch das Köln der Gegenwart. Seit Aufnahme der Germania Judaica in das Gebäude der Zentralbibliothek der Stadt Köln 1979 hat sich ihre Leserzahl vervielfacht. 

Aufgrund der öffentlichen Anerkennung der Germania Judaica konnte ihre dauernde Förderung in den 1970er Jahren durch die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen gesichert werden. Jetzt hat sich das Land NRW aus seiner Finanzierung zurückgezogen. Wie ein Sprecher erklärte, wolle man die Bezahlung des Personals sicherstellen. Dazu war eine Verlegung der Bibliothek aus der Zentralbibliothek in die Universitätsbibliothek Köln vorgeschlagen worden. Damit würde die Germania Judaica aber nicht mehr als eigenständige Institution wahrgenommen.

Der Rat der Stadt Köln hat schnell gehandelt und 130.000 Euro als Sofortmaßnahme bewilligt, um den Haushalt der Germania Judaica für das Jahr 2006 zu sichern. In Düsseldorf geht man davon aus, dass die Stadt auch in Zukunft dieser finanziellen Verpflichtung nachkommen wird. Kölns Kulturdezernent Georg Quander fordert allerdings, Gespräche mit der Landesregierung. Nur für eine \“Zwischenlösung\“ hält er allerdings den Verbleib der Germania Judaica in der Zentralbibliothek am Neumarkt, wo sie neben dem Heinrich Böll-Archiv und dem LiK Archiv (in dem Informationen zu Kölner Autoren gesammelt sind) präsentiert wird.

Kontakt:
GERMANIA JUDAICA
Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums, e.V.
Josef-Haubrich-Hof 1
50676 Köln 
Tel. 0221 / 232349 oder 0221 / 221 23792-4 
Fax: 0221 / 2406963
http://www.stbib-koeln.de/judaica/  

Quelle: Thomas Linden, Kölnische Rundschau, 26.8.2005

Protokolle des Siegburger Schöffengerichts

Mittlerweile beschäftigt sich der studierte Betriebswirt Günter Henseler seit über 20 Jahren mit den Protokollen des Siegburger Schöffengerichtes. 6.386 Seiten hat er bis jetzt transkribiert. Die Siegburger Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger empfahl die Edition und Veröffentlichung der Quellen.

Nun ist der dritte Band erschienen, der auf 280 Seiten die Protokolle der „Gerichtsverhandlungen vom Jahr 1547 bis 1554 am 4. Juni“ enthält. Fälle, die das gesamte Leben repräsentieren, so Korte-Böger. Angefügt sind drei Indices, sortiert nach Personen, Orten und Sachen. Für Genealogen und Heimatforscher bietet das vom Siegburger und Troisdorfer Stadtarchiv herausgegebene Material eine seltene Quelle.

Insgesamt reichen die Protokolle nahezu lückenlos von 1425 bis 1662 zurück und werden Henseler sowie Korte-Böger wohl noch einige Jahre beschäftigen. Der dritte Band, im „Rheinlandia Verlag“ herausgegeben, ist für 12,90 Euro im Handel erhältlich.

Info:
Andrea Korte-Böger (Hrsg.):
Protokolle des Siegburger Schöffengerichtes, Band 3. Gerichtshandlungen vom Jahr 1547 bis und vollendet 1554 am 4. Juni
Unter Mitarbeit von Manuela Kerlin und W. Günter Henseler
367 Seiten, 29,5 cm x 21,5 cm, broschiert
ISBN 3-935005-91-1

Kontakt:
Stadtarchiv Siegburg
Nogenter Platz 10 / Postfach 1861
53721 Siegburg
Telefon: 02241-102-325
Telefax: 02241-102-284

Quelle: Miriam Schmitz, Kölner Stadt-Anzeiger, 26.8.2005

Aktion Lesezeichen am 2. September

Die Direktorin der Deutschen Bücherei Leipzig, Birgit Schneider, ist Sprecherin der Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes. Im Neuen Deutschland wird sie zu der am 2. September erstmals stattfindenden "Aktion Lesezeichen", an der über 70 Bibliotheken und Archive teilnehmen, befragt. Schneider erläutert, dass sich zu den meist ungeklärten Herausforderungen der Langzeitarchivierung bereits 2001 Bibliotheken und Archive zur Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes zusammengeschlossen haben. Am 2. September, dem ersten Jahrestag des Brandes in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, wird auf die Gefährdungen des Kulturgutes mit vielen Aktionen zum Thema in ganz Deutschland hingewiesen. 

Dabei gehe es um Brand- und Schimmelschäden, um Tintenfraß, um die Schädigung durch säurehaltige Papiere, die Beschädigung historischer Einbände, den Verschleiß durch das Fotokopieren. Es gehe aber auch um Datenverluste bei der Archivierung moderner Medien. Schätzungen gingen derzeit von etwa 60 Millionen Schadensfällen in deutschen Bibliotheken aus, so Schneider. 

Am 2. September wolle man nun die Öffentlichkeit sensibilisieren, damit die Bibliotheken in den Regionen nicht allein dastehen. Man müsse Strategien zur Bestandserhaltung entwickeln und das Bewusstsein dafür wecken, dass anderenfalls Kulturgüter unwiederbringlich verloren sind.

Link: http://www.schriftliches-kulturerbe.de/

Quelle: Sybille Walter (Fragen), Neues Deutschland, 25.8.2005

Namibisches Staatsarchiv erhält Akten aus Südafrika zurück

In der vergangenen Woche wurde dem Staatsarchiv Windhoek (Namibia) die letzte von insgesamt drei Sendungen mit Archivmaterial übergeben, das kurz vor der Unabhängigkeit des Landes (1990) von den Behörden der Besatzungsmacht Südafrika illegal ins Nachbarland gebracht worden war. Das Archiv- und Bibliotheksmaterial dürfte für Historiker von großem Interesse sein, vermutet Staatsarchivleiter Werner Hillebrecht. So könnten die 780 Archivkisten voller Aufzeichnungen des südafrikanischen Generalverwalters für Namibia aus den Jahren 1979 bis 1989, die 80 Meter Regalfläche einnehmen, unter anderem Aufschluss über politisch motivierte Verhaftungen geben, die unter dem Notstandsgesetz AG9 ohne richterlichen Beschluss erfolgten. Weil das namibische Archivgesetz allerdings eine 30-jährige Verschlusszeit vorsieht, sind die Akten des Generalverwalters noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, können aber auf individuelle Anfrage für wissenschaftliche Recherchezwecke zur Verfügung gestellt werden.

Das Aktenmaterial, das in Zukunft im Namibischen Staatsarchiv gelagert wird, umfasst auch Unterlagen des Kommissars für Bantu-Angelegenheiten in Ost-Caprivi aus den Jahren 1930 bis 1971 und Berichte des General-Kommissar von Oshakati aus den Jahren 1957 bis 1977. Zurückgegeben wurden auch diverse Geburts-, Heirats- und Sterberegister, die teilweise schon während des Ersten Weltkriegs nach Südafrika gebracht worden waren. Eine erste Dokumentensendung war bereits im April 1999, die zweite im März 2000 zurückgegeben worden. Vor der Rückgabe wurde das Material in Südafrika auf Mikrofilmen dokumentiert, die im Staatsarchiv in Pretoria verbleiben. Wieder aufgenommen werden sollen die Verhandlungen über die Rückgabe von Polizeiakten, die in der Vergangenheit erfolglos abgebrochen wurden.

Kontakt:
Werner Hillebrecht
National Archives of Namibia
P.O. 13250
Windhoek
Namibia
Tel: +264 61 2935215 
Fax: +264 61 2935217
whillebrecht@mec.gov.na

Quelle: Constanze Vonhof und Irmgard Schreiber, Allgemeine Zeitung Namibia, 25.8.2005

Edition der Schriften Otto von Bismarcks 1871-1890

Zu den wesentlichen Aufgaben der Otto-von-Bismarck-Stiftung, die zur Wahrung des Andenkens an den ersten deutschen Reichskanzler im Sommer 1997 durch Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet wurde, gehört neben der historisch-politischen Bildungsarbeit die wissenschaftliche Forschung. Vorrangig in dieser Hinsicht ist die Auswertung des umfangreichen Bismarck-Nachlasses, der sich im Besitz der Stiftung befindet, sowie der amtlichen Akten aus der Zeit von Bismarcks Reichskanzlerschaft.

Auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung hat das Kuratorium die Herausgabe einer \“Neuen Friedrichsruher Ausgabe\“ beschlossen. Vorrangig ediert werden sollen zunächst die \“Politischen Schriften\“ aus Bismarcks Zeit als Reichskanzler 1871-1890. Der Umfang der diese Jahre umfassenden Edition wird nach gegenwärtigem Stand der Recherchen voraussichtlich sechs Bände betragen. Band 1, der den Zeitraum 1871-1873 umfasst, ist Anfang 2004 erschienen; Band 2, der die Jahre 1874-1876 behandelt, liegt inzwischen ebenfalls vor. Der 3. Band umfasst Schriften der Jahre 1877-1879.

Die im Rahmen des Gesamtprojekts vorrangig zu bearbeitende Neuedition der \“Politischen Schriften Otto von Bismarcks, 1871-1890\“ soll dazu beitragen, Defizite der bisherigen Bismarck-Forschung zu beheben Die erste Durchsicht in den einschlägigen Archiven im Rahmen der Bearbeitung der ersten beiden Bände der \“Neuen Friedrichsruher Ausgabe\“ hat deutlich gemacht, dass durch die aufgefundenen Dokumente zum einen ein weit größeres Spektrum an innen- und außenpolitischen Themen als in der bisherigen Ausgabe abgedeckt werden kann, zum anderen aber auch viele Aspekte der Bismarckschen Politik nuanciert darstellbar sind. Das gilt beispielsweise für Bismarcks Initiativen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik und der Sozialgesetzgebung, im Hinblick auf Sozialdemokratie und Kulturkampf, nicht zuletzt auch auf Bismarcks Umgang mit den Liberalen. Gleichermaßen können viele Bereiche von Bismarcks außenpolitischem Handeln ausführlicher und differenzierter dokumentiert werden.

Quellenmäßige Grundlage des gesamten Editionsprojektes sind der in den Besitz der Stiftung übergegangene private Bismarck-Nachlass, bestehend aus Briefen, Redeentwürfen und politischen Schriften sowie Bismarcks amtliche Schriften im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, im Bundesarchiv Koblenz/Berlin, im Geheimen Staatsarchiv in Berlin und in den Archiven in München, Karlsruhe, Stuttgart und Dresden sowie die in Privatarchiven aufbewahrten Korrespondenzen. 

Die Edition \“Neue Friedrichsruher Ausgabe\“ trägt aufgrund der außergewöhnlichen Stellung Bismarcks dazu bei, die historische Forschung zu zentralen Problemen des deutschen Kaiserreiches insgesamt voranzutreiben, indem sie dieser eine wirklich umfassende, modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition der politischen Schriften des verantwortlichen Staatsmannes zur Verfügung stellt. Die \“Edition der Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1871-1890\“ soll 2007 abgeschlossen sein.

Kontakt:
Otto-von-Bismarck-Stiftung
Am Bahnhof 2
21521 Friedrichsruh
Telefon 04104 / 977 110
Fax 04104 / 977 114
info@bismarck-stiftung.de

Quelle: Anorthe Kremers, idw-online, 24.8.2005