Bingen droht partieller Gedächtnisverlust

Berge von Dokumenten der Stadtgeschichte Bingens aus vergangenen Jahrhunderten seien in den zurückliegenden Jahrzehnten in einem "Bermuda-Dreieck aus Sorglosigkeit und Desinteresse" untergegangen, berichtet die Allgemeine Zeitung. \“Dramatisch\“ nennt Museumsleiter Dr. Matthias Schmandt den \“Gedächtnisverlust der Stadt\“. Seit Jahren bemüht sich der Historiker um die Rückkehr des Stadtarchivs Bingen (siehe Bericht vom 17.3.2003 und Bericht vom 26.2.2005). 

Die Recherche des Museumsleiters im ausgelagerten Bingerbrücker Teilarchiv ergab, dass das gesamte späte 18. Jahrhundert und die hessische Zeit von 1815 bis 1945 inhaltlich gänzlich unerschlossen und vom Verfall bedroht ist. Derzeit lagert städtisches Archivgut, kostbare Dokumente aus dem 14. bis 19. Jahrhundert, außerdem als Depositum im Landesarchiv Speyer. Seit vierzig Jahren liegen 70 Regalmeter Binger Stadtgeschichte dort kartoniert, aber unsortiert im klimatisierten Magazin.

Mit der Auslagerung 1965 reißt daher die wissenschaftliche Arbeit über die bedeutende rheinische Bürgerstadt abrupt ab. Denn nur selten führen Studierende und andere Forscher nach Speyer, um dort im unbeackerten Geschichtsfeld Rhein-Nahe-Eck wissenschaftlich zu arbeiten. Dabei sei die Binger Archiv-Lektüre im Speyrer Keller "die umfangreichste aus ganz Rheinhessen\“, unterstreicht Bürgermeister Thomas Feser. Er verspricht, \“nach einer möglicherweise kreisweiten Lösung\“ zu fahnden. 

Kontakt:
Historisches Museum am Strom – Hildegard von Bingen (Regionalmuseum Bingen)
Museumstraße 3
55411 Bingen am Rhein
Tel. 06721 990654 oder 06721 991531
Fax 06721 990653
historisches-museum@bingen.de

Quelle: Christine Tscherner, Allgemeine Zeitung, 25.3.2006

Flugblätter als kulturhistorische Quellen und bibliothekarische Sondermaterialien

Die Sammlungen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin gehören zu den bedeutendsten und umfangreichsten ihrer Art in Europa und umfassen mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften, Inkunabeln, Nachlässe und Autographen, Einblattdrucke, Porträts, Theaterzettel und Exlibris. Als vor etwa fünfunddreißig Jahren die Forschung begann, sich auch den Flugblättern der Frühen Neuzeit als literarischer bzw. kulturhistorischer Gattung zuzuwenden, musste sie die einzelnen Exemplare in Sammelkonvoluten entdecken und manchmal sogar als Makulatur aus Buchdeckeln herauslösen.

Erst langsam setzte sich die Einsicht durch, dass dieses Medium, das in der Lage ist, auf nur einer Seite die politische, kunst- und literaturgeschichtliche sowie medienhistorische Situation seiner Zeit zu präsentieren, und das zum Teil auf höchstem Niveau. Die ersten Flugblätter wurden Ende des 15. Jahrhunderts gedruckt. Anfangs einzeln, sehr aufwändig und folglich teuer waren sie alles andere als ein Massenprodukt und Wegwerfmedium wie heute. In der Reformationszeit nutzten besonders die Protestanten Flugblätter sehr effektiv als Propagandamittel. Als Flugblätter später auf Grund der technischen Entwicklung sehr viel schneller und billiger gedruckt werden konnten, spielten sie bei den demokratischen Aufständen in Deutschland 1848 eine entscheidende Rolle, meint Jörg Jungmayr, Editionswissenschaftler an der Freien Universität Berlin.

Von den Einblattinkunabeln bis ins 17. Jahrhundert wird die Gattung \“Flugblatt\“ seit einiger Zeit akribisch dokumentiert und ediert. Jüngere Flugblätter werden in der Forschung nur gelegentlich in den Blick genommen, aber gerade diese Materialien, die zum Teil in reichem Maße die Magazine der Bibliotheken füllen, harren ihrer wissenschaftlichen Erschließung. Nach wie vor gibt es das Bedürfnis durch ein bedrucktes Blatt an die Öffentlichkeit zu treten, beispielsweise während der aktuellen Studentenrevolte in Paris und anderen Orten Frankreichs.

Der Austausch zwischen der historischen und philologischen Forschung und den bibliothekarischen Modellen der Bereitstellung und Erschließung der kulturhistorischen Gattung \“Flugblatt\“ war Ziel der Tagung "Flugblätter vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart" der Stabi- Handschriftenabteilung und der Freien Universität Berlin, die vom 23. bis 25. März 2006 im Simón-Bolívar-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin stattfand. Es galt Bilanz zu ziehen und neue Wege aufzuzeigen (Programm). 

Kontakt:
Dr. Christiane Caemmerer
Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin
Tel. 030/ 2662870
christiane.caemmerer@sbb.spk-berlin.de 

Dr. Jörg Jungmayr
Editionswissenschaft (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin)
Tel. 030/ 83854075
jungmayr@zedat.fu-berlin.de 

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin (Tagungsinfo); Dieter Wulf, Deutschlandfunk, Markt und Medien, 25.3.2006

Anbietungspflicht digitaler Unterlagen im neuen IT-Grundschutzhandbuch

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) veröffentlichte das neue IT-Grundschutzhandbuch. Die zu Beginn diesen Jahres erschienene Version des \“BSI-Klassikers\“ wurde durch neue Bausteine erweitert und umstrukturiert. Es wurde im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen und eine leichtere Handhabung überarbeitet und an den neuen ISO-Standard 27001 angepasst.

Das IT-Grundschutzhandbuch des BSI bietet IT-Sicherheitsverantwortlichen in Verwaltung und Wirtschaft seit vielen Jahren eine zuverlässige Hilfestellung bei der Erstellung und Umsetzung von IT-Sicherheitskonzepten. Es enthält Standardsicherheitsmaßnahmen, Umsetzungshinweise und Hilfsmittel für zahlreiche IT-Konfigurationen, die typischerweise im heutigen IT-Einsatz anzutreffen sind. 

Das IT-Grundschutzhandbuch wurde durch neue Komponenten erweitert: Hinzu gekommen sind die Bausteine IT-Sicherheitssensibilisierung und -schulung, Client unter Windows XP, Mobiler Arbeitsplatz und Besprechungs-, Veranstaltungs- und Schulungsräume. Bereits vorhandene Bausteine wie IT-Sicherheitsmanagement, Organisation, Personal, Allgemeiner Server, Allgemeiner Client und Laptop wurden stark überarbeitet und aktualisiert. 

Das neue IT-Grundschutzbuch weist auch, so informiert Angela Ullmann vom Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages die " Archivliste", auf die Anbietungspflicht digitaler Unterlagen hin: \“Für die öffentliche Verwaltung besteht darüber hinaus die gesetzliche Verpflichtung, auch in digitaler Form vorliegende Dokumente den zuständigen Archiven anzubieten (Anbietungspflicht).\“ (http://www.bsi.de/gshb/deutsch/m/m02245.htm)

Gleichzeitig hat das BSI begonnen, eine Schriftenreihe mit Standards zu verschiedenen Aspekten der Informationssicherheit aufzubauen. \“Die Standards enthalten konkrete Empfehlungen des BSI zu Methoden, Prozessen und Verfahren sowie Vorgehensweisen und Maßnahmen mit Bezug zur IT-Sicherheit\“, erklärt Dr. Udo Helmbrecht, Präsident des BSI. Mit den Standards greife das BSI Themenbereiche auf, die von grundsätzlicher Bedeutung für die Informationssicherheit in Unternehmen oder Behörden sind und für die sich national oder international sinnvolle und zweckmäßige Herangehensweisen etabliert haben, so Helmbrecht weiter.

Folgende BSI-Standards zum Thema IT-Sicherheitsmanagement sind bereits erschienen:

  • BSI-Standard 100-1: Managementsysteme für Informationssicherheit (ISMS) 
  • BSI-Standard 100-2: Vorgehensweise nach IT-Grundschutz 
  • BSI-Standard 100-3: Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz 

Damit findet sich die Beschreibung der IT-Grundschutz-Vorgehensweise jetzt nicht mehr in den IT-Grundschutz-Katalogen, sondern im handlichen Einzelwerk des \“BSI-Standard 100-2\“. 

Der Preis der Ergänzungslieferung des IT-Grundschutzhandbuchs (bestehend aus 2 neuen Ordnern, Registern und 3180 Seiten Inhalt) liegt bei 125,80 EUR. Sie kann beim Bundesanzeiger-Verlag oder über den Buchhandel erworben werden. Der Preis des Grundwerkes (ISBN 3-88784-915-9) beträgt weiterhin 148,- EUR. Die BSI-Standards zum Thema IT-Sicherheitsmanagement sind in einer Broschüre mit dem Titel \“IT-Sicherheitsmanagement und IT-Grundschutz\“ (ISBN 3-89817-547-2) erschienen. Der Preis beträgt 39,80 EUR. Sie können zudem unter http://www.bsi.bund.de/literat/bsi_standard/index.htm online eingesehen werden. 

Über das IT-Grundschutzhandbuch des BSI
Die IT-Grundschutz-Methodik des BSI hilft bei der zügigen Lösung häufiger Sicherheitsprobleme, unterstützt die Anhebung des Sicherheitsniveaus von IT-Systemen und vereinfacht die Erstellung von IT-Sicherheitskonzepten. Mit Hilfe der IT-Grundschutz-Vorgehensweise und den in den IT-Grundschutz-Katalogen zusammengestellten Standardsicherheitsmaßnahmen kann ein Abgleich des Maßnahmen-Solls mit dem Maßnahmen-Ist vorgenommen werden, um Sicherheitsdefizite zu ermitteln und passende Sicherheitsmaßnahmen zu identifizieren.

Mit dem BSI Tool IT-Grundschutz (GSTOOL) stellt das BSI zudem eine innovative Software bereit, die den Anwender bei Erstellung, Verwaltung und Fortschreibung von IT-Sicherheitskonzepten entsprechend dem IT-Grundschutz effizient unterstützt. Weitere Informationen zum Thema IT-Grundschutz unter http://www.bsi.bund.de/gshb/index.htm

Link: IT-Grundschutz (http://www.bsi.de/gshb/index.htm)

Kontakt:
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Postfach 20 03 63
53133 Bonn
www.bsi.bund.de
www.bsi-fuer-buerger.de 

Quelle: BSI Pressemitteilung, 16.1.2006

Wertheims Angebote zur Stadtgeschichte

Im Jahr 2006 steht die Wertheimer Stadtgeschichte im Mittelpunkt der Arbeit des Historischen Vereins, des Grafschaftsmuseums und des Archivverbundes. In der vom Staatsarchiv in Verbindung mit der Volkshochschule Wertheim zwischen April und Oktober angebotenen Vortragsreihe \“Stadtgeschichte(n)\“ geht es um den \“Lebensweg des Ritters Wolfram von Eschenbach", um \“Wertheim als fränkische Residenzstadt der frühen Neuzeit", um die "Infrastrukturpolitik in Wertheim 1850 bis 1939 am Beispiel der Flussschifffahrt\“ sowie abschließend um das Thema \“Ackerbürger in der Residenz. Stadtwirtschaft und Stadtverfassung in Wertheim und in Südwestdeutschland\“.

Der dritte bundesweite "Tag der Archive" am 6. Mai, der 17. Tag der Heimatforschung am 6. Oktober und die Veranstaltung \“Alltagsleben in Wertheim – Eine Spurensuche im Wertheimer Archiv\“ runden das Programm ab. In einer Veranstaltung des Historischen Vereins erinnert Dr. Harald Stockert am 18. Oktober an ein weiteres Jubiläum: \“1806 – Wertheim wird badisch\“. 

Kontakt:
Staatsarchiv Wertheim
Bronnbach 19
97877 Wertheim
Telefon: 09342/91592-0
Telefax: 09342/91592-30
stawertheim@la-bw.de

Quelle: Fränkische Nachrichten, 17.3.2006

Rettung für 100.000 Delmenhorster Fotos

Zwischen 1957 bis 1990 lichtete Delmenhorsts damals einziger Porträtfotograf Fritz Kunde fast jedes Hochzeitsfest, aber auch Politiker, Autos und andere Motive stadtweit ab. Seine Negativsammlung, die seine Witwe dem Fotokünstler Johann Peter Eickhorst übergeben hat, liefert daher ein nahezu lückenloses Bild über 30 Jahre Delmenhorst.

Der Haken: Die rund 100.000 Negative sind jahrgangsweise sortiert, ansonsten aber undokumentiert. Auch bereitet die Konservierung Probleme; die Papierhüllen in den verstaubten Ordnern kleben aneinander. Johann Peter Eickhorsts Traum wäre daher die wissenschaftliche Aufarbeitung, zumindest aber die Digitalisierung des Archivs. Man ist dafür auf der Suche nach einem Studierenden, der die Sammlung aufarbeitet und auch nach einem Sponsor, der den Arbeitsaufwand bezahlt. 

Der Fotodesigner Eickhorst würde die Sammlung gern öffentlich zugänglich machen und kann sich dafür des Interesses von Stadtarchiv und Fabrikmuseum sicher sein.

Quelle: Delmenhorster Kreisblatt, 22.3.2006

Säurefraß bedroht Stabi und Staatsarchiv Hamburg

Der Säurefraß, dem große Bestände der Bibliotheken bundesweit ausgesetzt sind, ist ein schleichender Zerstörungsprozess, der von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Das Problem, mit dem heute alle bedeutenden Bibliotheken und Archive konfrontiert sind, reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück: Seit etwa 1840 verwendete man industriell hergestelltes Papier, das infolge der darin enthaltenen Holzschliffanteile mit der Zeit Säure ausbildet. Zunächst vergilbt das Papier, später zerbröselt und schließlich zerfällt es. Bundesweit sind schon 60 Millionen Bände vom Säurefraß betroffen, drei Millionen davon bereits so stark, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Im Hamburger Staatsarchiv, wo insgesamt 30 Kilometer Archivmaterial lagern, müssten zwei Drittel der Bestände für den Erhalt chemisch behandelt werden. Erst seit etwa 1975 wird zunehmend auf säurehaltiges Papier verzichtet.

Die Kosten für die notwendige und fraktionsübergreifend geforderte Entsäuerung des Bestandes des Staatsarchivs Hamburg werden zur Zeit auf 39 bis 58 Millionen Euro geschätzt. Für eine umfassende Massenentsäuerung in der Staatsbibliothek schätzt deren Direktorin Gabriele Beger die Kosten auf etwa 35 Millionen Euro. Schon für fünf Millionen Euro könnten allerdings die notwendigsten Maßnahmen ergriffen werden. Wie im Staatsarchiv setzt man auch in der Stabi auf die Mikroverfilmung als wichtiges Mittel der Bestandserhaltung.

Kontakt:
Staats- und Universitätsbibliothek
Von-Melle-Park 3 
20146 Hamburg
Tel: 040/42838 2233 
auskunft@sub.uni-hamburg.de

Quelle: Matthias Gretzschel, Hamburger Abendblatt, 22.3.2006

Archivierung der Wolfsburger Stadtgeschichte

Am 21. März 2006 wurden im Verwaltungsvorstand der Stadt Wolfsburg aktuelle Themen des Stadtgeschehens vorgestellt und diskutiert. Dem Verwaltungsvorstand gehören neben dem Oberbürgermeister, dem Ersten Stadtrat und der Stadtbaurätin weitere Verwaltungsvertreter an.

Dr. Birgit Schneider-Bönninger, die Leiterin des Stadtarchivs Wolfsburg, präsentierte dem Gremium eine Vorgehensweise zur Sicherung stadtgeschichtlich wertvoller Dokumente der Tochtergesellschaften der Stadt. \“Aufgrund der Ausgliederungen einiger Organisationseinheiten der Kernverwaltung in verschiedene Rechtsformen (z.B. WAS – Wolfsburger Abfallwirtschaft und Straßenreinigung, BZW – Berufs- und Bildungszentrum Wolfsburg) ist es erforderlich, dass das dort auftretende Archivgut, d.h. bedeutendes Material für die Dokumentation der Stadthistorie und -entwicklung, für nachfolgende Generationen bewahrt, professionell und nachvollziehbar gesichert wird\“, stellte Dr. Schneider-Bönninger die Thematik dar.

Der Verwaltungsvorstand stimmte Birgit Schneider-Bönninger zu, dass verbindliche Modalitäten für die Archivgutübernahmen unabdingbar sind, um die geschichtliche Dokumentation Wolfsburgs langfristig zu sichern. In Anlehnung an bestehende Regelungen in anderen Städten (z.B. Lüneburg) sollen nun mit den jeweiligen Gesellschaften und Anstalten öffentlichen Rechts in der nächsten Zeit einzelvertragliche, individuelle Vereinbarungen abgeschlossen werden, um u.a. auch gesetzliche Aufbewahrungspflichten zu berücksichtigen (z.B. aus Gründen des Steuer-, Haftungs- oder Handelsrechts). Diese Vorgehensweise bietet den städtischen Tochterorganisationen eine Grundorientierung für den Umgang mit ihren Dokumenten und Materialien – und das Stadtarchiv wird in die Lage versetzt, die Schriftgutüberlieferungen, etc. als wichtiges Kulturgut zu sichern.

Kontakt:
Stadtarchiv Wolfsburg
Goethestraße 10a (Goetheschule, Eingang C)
38440 Wolfsburg
Telefon: 05361 – 275739
Telefax: 05361 – 275757 
birgit.schneider-boenninger@stadt.wolfsburg.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Wolfsburg, 21.3.2006

25 Jahre Kreisarchiv Plön

Das Kreisarchiv Plön wurde am 6. April 1981 nach einem Beschluss des Kreisausschusses ins Leben gerufen. Zusammengefasst wurden danach insgesamt vierzehn Privatarchive, die von Bürgern gespendet worden sind. Die Akten der Kreisverwaltung aus der Zeit von 1867 bis ca. 1950 sind, bis auf die in Plön verbliebenen Akten der Kommunalaufsicht, an das Landesarchiv Schleswig-Holstein abgegeben und dort verzeichnet worden. Die Akten der Kreisverwaltung ab 1950 liegen, durch Kartei, hauseigene Kataloge und Computerdateien erschlossen, im Archiv. 

Das Kreisarchiv ist räumlich der Kreisverwaltung angeschlossen und wird hauptamtlich von Kreisarchivarin Heide Beese verwaltet. Ihre Auskünfte für die Bürger beziehen sich auf viele Bereiche. In Beeses Büro häufen sich Anfragen um Nachweise über ehemalige Zwangsarbeiter, die Rentenansprüche geltend machen möchten. Andere wollen Erben ermitteln, Ahnenforschung betreiben, Schüler lernen hier für ihre Leistungskurse, Studenten gründen ihre Semesterarbeiten auf den Fundus, wieder andere wollen Ortschroniken erarbeiten oder darin blättern. Die Ortshandwerkerschaft Plön gab vor Jahren ihr umfangreiches Handwerksarchiv in die Obhut Beeses. 

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Kreisarchivs Plön am 6. April 2006, findet um 18.00 Uhr eine spezielle Veranstaltung im Museum des Kreises Plön statt, in der die Geschichte und Arbeit des Archivs gewürdigt werden soll. Wie die Plöner Kreisverwaltung mitteilt, werde bei diesem Jubiläum die Ausstellung „Politik der Nachkriegszeit – Anfänge des Parteilebens“ eröffnet. Die Jubiläumsrede werde der ehemalige Landrat des Kreises Plön, Dr. Wolf-Rüdiger von Bismarck, zum Thema „Erinnerungen an die Einrichtung des Kreisarchivs“ halten und die Kreisarchivarin Heide Beese spricht anschließend zum Thema „Freud und Leid einer Archivarin.

Kontakt:
Kreisarchiv Plön
Hamburger Straße 17/18
24306 Plön
Telefon 04522/ 743-469
Telefax 04522/743-289

Quelle: Pressemitteilung, Kreis Plön, 15.3.2006

Die Operationszone Alpenvorland (Tagung)

Vom September 1943 bis zum Kriegsende waren die drei Provinzen Bozen, Belluno und Trient in der Operationszone Alpenvorland unter nationalsozialistischer Herrschaft zusammengefasst. Die Historiker der drei Länder beschäftigten sich zwar eingehend mit der Thematik, konzentrierten sich aber jeweils auf eine einzelne Provinz. Auf einer Tagung in Bozen (23. März), Trient (22. und 25. März) und Belluno (24. März) wird die gemeinsame Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels Geschichte angegangen. 

Die Studientagung wird vom Trentiner \“Museo storico", dem Südtiroler Landesarchiv und dem \“Istituto storico bellunese della Resistenza ed età contemporanea\“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Gustavo Corni (Universität Trient) vom 22. bis 25. März veranstaltet und von den Provinzen Trient, Bozen und Belluno gefördert. Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur spricht am kommenden Donnerstag (23. März), wenn die Tagung in der Freien Universität Bozen Halt macht, Grußworte.

In den vergangenen Jahren hat es bereits mehrere Untersuchungen gegeben, die sich mit der Zeit von 1943 bis 1945 beschäftigten. Sie konzentrierten sich aber großteils auf das Gebiet der einzelnen Provinzen Trient, Bozen oder Belluno. Diese Tagung will die Operationszone Alpenvorland erstmals aus einem breiteren und übergreifenden Blickwinkel behandeln, unterstanden die drei Provinzen 1943 bis 1945 doch einer einzigen (und einheitlichen) Verwaltung. Ziel ist es somit, eine erste Gesamtschau der verschiedenen Wirklichkeiten in der „Operationszone Alpenvorland“ im Kontext der deutschen Besetzungspolitik zu erarbeiten. Zu den verschiedenen Themenschwerpunkten der Tagung gehören dabei der Handlungsablauf bei der Besetzung, ihre politischen, administrativen und militärischen Aspekte sowie die Beziehungen der Zonenverwaltung zur „Repubblica Sociale Italiana“ und zu den militärischen Behörden. 

Ein weiteres, durchaus heikles Thema der Tagung wird die Untersuchung von Formen der „Kollaboration“ von Seiten der Bevölkerung und der Zivilverwaltung sowie der keineswegs immer eindeutigen Haltung der lokalen Führungsschichten, der Wirtschaft, der Institutionen und nicht zuletzt der kirchlichen Stellen sein. Thematisiert werden schließlich auch Formen der Resistenz und des Widerstands, unter besonderer Berücksichtigung der Haltung der Bevölkerung, des Militärs, der Parteien und des CLN (Comitato di liberazione nazionale), sowie die Verbindung zu antifaschistischen Strömungen in den drei Provinzen. Methodisch wird die Tagung vor allem im Zeichen des historiographischen Vergleichs stehen: Die „Operationszone Alpenvorland“ wird eingebettet in den europäischen und nationalen Kontext, aber auch unter dem Aspekt der verschiedenen Gegebenheiten in den drei Provinzen untersucht.

Info:
Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg. Studientagung 22.-25. März 2006:
Die Tagung wird am Mittwoch, 22. März um 17 Uhr in Trient Fakultät für Soziologie, Via Verdi 26) eröffnet, geht am Donnerstag, 23. März von 9.30 bis 18 Uhr in der Freien Universität Bozen (Sernesistraße 1) und am Freitag, 24. März in Belluno (ITI „Segato“, Piazza Piloni) von 9.30 bis 18 Uhr weiter und wird am Samstag, 25. März in Trient (Fakultät für Soziologie, Via Verdi 26) abgeschlossen.

Quelle: Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilung des Landespresseamtes, 15.3.2006

Archiv-Nachrichten Niedersachsen 9/2005

Soeben erschienen ist Heft 9 der \“Archiv-Nachrichten Niedersachsen\“, u.a. mit den Schwerpunktthemen \“Archivische Bewertung\“ und \“Historische Bildungsarbeit\“. Das Heft wird von der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Kommunalarchive (ANKA) e.V. und dem Niedersächsischen Landesarchiv herausgegeben und erscheint jährlich seit 1997. 

Inhalt:

  • ANKA-Tagung 2005: Pflicht oder Kür? Archivische Pflichtaufgaben contra historische Bildungsarbeit
  • Karl Heinz Schneider: Wünsche und Anforderungen von Forschung und Lehre an die Archive 
  • Birgit Schneider-Bönninger: \“Ran an die Quellen!\“: Praxis Archivdidaktik – Das Wolfsburger Modell 
  • Karljosef Kreter: Archivische Bewertung – Erfahrungen und Perspektiven (Einführung zum Themenschwerpunkt)
  • Rose Scholl: Bewertung von Personalakten
  • Kerstin Rahn: Informationsfluten filtern – Archivische Bewertung im Ressort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport
  • Michael Schütz: Bewertung von Schulakten und Akten der ehemaligen Bezirksregierung 
  • Cornelia Regin: Bewertung von Krankenhausakten – Erfahrungen und Beispiele aus dem Stadtarchiv Hannover
  • Ingo Wilfling: Erfahrungen ehrenamtlicher Archivare mit \“Bewertung\“
  • Bernd Utermöhlen: Erfahrungen bei der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems bei der Stadt Buxtehude
  • Karl-Ernst Bungenstab: Digitale Kulturgutsicherung mit Ein-Euro-Jobs
  • Hans-Reinhard Fricke: Langzeiterfahrungen mit einem digitalen Archiv
  • Ekkehard Just: \“Low-budget\“-Ausstellungen [im Stadtarchiv Northeim]
  • Martina Jung: Ausstellungen der Planungsgruppe \“ikon\“ 

Aus der Arbeit der Archive 

  • Gerd Steinwascher: Die Auflösung der Bezirksregierungen und ihre Folgen für das Niedersächsische Landesarchiv am Beispiel Oldenburg 
  • Brage Bei der Wieden: The Baltic Connections: ein internationales Kooperationsprojekt zum Nachweis von Archivbeständen
  • Birgit Kehne: Das Internet-Projekt \“Die Chronik des Sweder Schele\“
  • Karljosef Kreter: Das Gedächtnis \’vor Ort\‘. Eine Ausstellung zur historischen Bildungsarbeit der Kommunalarchive im Niedersächsischen Landtag
  • Melsene Johansen: Das Helmstedter Stadtarchiv 
  • Cornelia Regin: Ruhe im Karton? Anmerkungen zum Verhältnis von sozialen Bewegungen und öffentlichen Archiven
  • Karl-Heinz Grotjahn: Vom Wert ländlicher Pfarrarchive für die Rekonstruktion vermögensrechtlicher Streitigkeiten – Ein Beispiel 
  • Hans-Martin Arnoldt: Normung im Bereich der Schriftgutverwaltung
  • Nicolas Rügge: Archivkurse online. Nützliche Internet-Angebote im Überblick

ANKA-Angelegenheiten

  • Aus der Mitgliederversammlung der ANKA e.V. 2005 
  • Vorschau auf die Mitgliederversammlung 2006 

Regionalgruppen und Arbeitskreise

  • [Tagungsort 2006:] Geschichte und Zukunft der Stadt Wolfsburg 
  • Programm der 44. Arbeitstagung der ANKA e.V. in Wolfsburg [27.-28. März 2006]

Aktuell und Interessant

  • iznAIDA-online – Die Datenbank des Niedersächsischen Landesarchivs
  • Niedersächsisches Wirtschaftsarchiv Braunschweig
  • Lüneburg als Weltkulturerbe: Die Rolle des Stadtarchivs
  • Sagen, Siegel, Signaturen – Geheimnisse im Stadtarchiv Hameln
  • Arbeitsgelegenheiten (sog. Ein-Euro-Jobs) in Archiven 
  • Nachlese(n) [Margarete Sturm-Heumann, Christian Heppner]
  • Bekanntmachungen und Termine 

Info:
\“Archiv-Nachrichten Niedersachsen" 9/2005
Umfang: 172 S., zahlreiche Abbildungen; Preis: 6,- € zuzüglich Versandkosten 
ISSN 1617-6820
Bezugsadresse: ANKA-Geschäftsstelle c/o Stadtarchiv Göttingen (per Mail: e.boehme@goettingen.de).
Redaktion: Dr. Birgit Kehne, Osnabrück (birgit.kehne@nla.niedersachsen.de); 
Rose Scholl, Garbsen (stadtarchiv-garbsen@t-online.de)

http://www.anka-online.net .