350 Jahre Wittelsbacher Fürstentum Pfalz-Sulzbach

Der Neuburger Hauptvergleich von 1656, mit dem Pfalz-Sulzbach seine Unabhängigkeit von Pfalz-Neuburg erreichte, jährt sich in diesem Jahr zum 350. Mal. Aus diesem Anlass präsentieren das Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg und das Staatsarchiv Amberg noch bis zum 17. September 2006 in der ehemaligen Residenzstadt Sulzbach eine Ausstellung, die anhand einer Vielzahl ausgewählter Exponate die Geschichte des Fürstentums Pfalz-Sulzbach dokumentiert (hier: Plakat zur Ausstellung).

Das Territorium dieses jüngsten wittelsbachischen Fürstentums umfasste das Landgericht mit der Residenzstadt Sulzbach sowie die Ämter Parkstein-Weiden, Floß, Vohenstrauß und Pleystein. Unter dem bedeutendsten Sulzbacher Pfalzgrafen Christian August (1645-1708) entwickelte sich die Residenz, geprägt vom religiösen Toleranzgedanken des Fürsten, zu einem europäischen Geisteszentrum. Sein Kanzler Christian Knorr von Rosenroth, Dichter des noch heute gesungenen Kirchenliedes \“Morgenglanz der Ewigkeit\“ übersetzte zahlreiche frühaufklärerische Werke in das Deutsche und edierte die hebräische \“Kabbala Denudata\“. Knorr von Rosenroth wurde von dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz beeinflusst, der einige Tage in Sulzbach weilte. Die Ansiedlung von Juden im Jahr 1666 und die Privilegierung von Druckereibetrieben ließen das Fürstentum zu einem europaweit beachteten Druckort vor allem auch für hebräische Druckwerke in Erscheinung treten. 

Das Simultaneum im Fürstentum Pfalz-Sulzbach – die Gleichberechtigung der katholischen und protestantischen Konfession – war bei seiner Einführung 1652, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, in seiner Ausprägung einzigartig. Damit waren die Untertanen nicht mehr gezwungen, dem Konfessionswechsel des Landesherrn zu folgen. Karl Theodor (1733-1799), der letzte Wittelsbacher aus der Pfalz-Sulzbacher Linie, trat 1742 die Regierung in der Kurpfalz und den Herzogtümern Jülich und Berg an. 1777 erbte er das Kurfürstentum Bayern. Insgesamt vereinigte er damit sieben Länder unter seiner Herrschaft.

Die Ausstellung in Sulzbach-Rosenberg wird an zwei Orten gezeigt: In der Klosterkaserne beim Schloss Sulzbach (Außenstelle Staatsarchiv Amberg, Luitpoldplatz 13) werden die Herrschafts- und Territorialgeschichte, die Pfalzgrafen und das Land, über das sie herrschten, präsentiert. Das Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg zeigt das Leben im barocken Fürstentum: Wie lebten Fürst und Familie in der Residenz, wie die Untertanen in den Städten und Dörfern? Wie prägten Religion, Kunst und Kultur, Handel und Handwerk das Land?

Neben Original-Portraits der Sulzbacher Pfalzgrafen mit Leihgaben aus München, Heidelberg und Mannheim, wird erstmalig in dieser Dichte eine Sammlung von ca. 30 Sulzbacher Fayencen gezeigt. Außerdem konnten zwei Kelche und eine Thorarolle aus der Sulzbacher Synagoge in den USA ausfindig gemacht und für die Ausstellung gewonnen werden. Begleitend zur Ausstellung wird ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Exkursionen, Vorträgen und Konzerten angeboten. Ein Aufsatzband mit ausführlichem Katalogteil ist in Vorbereitung.

Kontakt:
Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg
Neustadt 14-16
92237 Sulzbach-Rosenberg
Tel. 09661/510-131
Fax 09661/811-000
stadtmuseum.sulzbach-rosenberg@asamnet.de

Staatsarchiv Amberg
Archivstr. 3
92224 Amberg
Tel. 09621/307-270
Fax 09621/307-288
poststelle@staam.bayern.de 

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