Gründungsversammlung des Fördervereins Karlsruher Stadtgeschichte

Das 300-jährige Stadtjubiläum von Karlsruhe im Jahre 2015 wirft seine Schatten voraus. Wie bei den früheren Stadtjubiläen soll die Stadtgeschichte eine zentrale Rolle spielen. Das Institut für Stadtgeschichte bereitet sich schon jetzt auf dieses Ereignis vor und will zur Unterstützung seiner Arbeit einen \“Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte\“ gründen. Ihre Beteiligung haben u. a. der ehemalige Rektor der Musikhochschule Prof. Siegfried Schmalzriedt und Regierungspräsidentin a. D. Gerlinde Hämmerle zugesagt. Der Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte an der Karlsruher Universität, der renommierte Zeithistoriker Prof. Peter Steinbach wird bei der Gründungsversammlung am 31. Mai 2007 nach der Begrüßung durch Bürgermeister Ullrich Eidenmüller einen Grundsatzvortrag \“Warum Stadtgeschichte?\“ halten, der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Dr. Ernst Otto Bräunche, die aktuellen und geplanten stadtgeschichtlichen Aktivitäten, Prof. Siegfried Schmalzriedt die Aufgaben des Fördervereins vorstellen. Zur Gründungsversammlung um 16 Uhr im Neuen Ständehaus, Ständehaussaal, Ständehausstraße 2, sind alle an der Stadtgeschichte Interessierten herzlich eingeladen.

Kontakt
Institut für Stadtgeschichte
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 133 – 4225
Tel.: 0721 / 133 – 4231 
Fax: 0721 / 133 – 4299
archiv@kultur.karlsruhe.de

Quelle: Karlsruhe: Kultur/ Stadtgeschichte

Auszeichnung für Kulturstrolche in Münster

Grund zum Feiern hatten die Kulturstrolche aus vier münsterschen Grundschulen. Im Festsaal des Rathauses nahmen sie am 29. Mai 2007 einen Pokal entgegen – Auszeichnung für die Kulturstrolche Münster als \“Ausgewählter Ort im Land der Ideen 2007\“. Christoph Wintgen von der Deutschen Bank Münster und Münsterland überreichte den Pokal. Erste Gratulantin war Münsters Schul- und Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke. \“Kulturstrolche\“ ist ein Ämter übergreifendes Projekt des Dezernates für Bildung, Familie, Jugend, Kultur und Sport (siehe Bericht vom 24.4.2006). Während einer dreijährigen Pilotphase beteiligen sich 200 Kinder aus der Bodelschwinghschule, Grundschule Kinderhaus-West, Martinischule und Paul-Gerhardt-Schule. Ziel des Kulturstrolche-Projektes: Bis zum Ende der Grundschulzeit lernt jedes Kind alle städtischen Kultureinrichtungen kennen. Unabhängig vom Geldbeutel und den Interessen der Eltern entdecken die Kinder \“herumstrolchend\“ die Einrichtungen. Sie erleben Theater- und Konzertproben, befragen Künstler, schauen hinter die Kulissen, studieren spannende Geschichtsdokumente oder stöbern im Archiv. Bei ihren Besuchen lernen die Drittklässler von vier Grundschulen im Klassenverband oder in kleineren Gruppen jedoch nicht nur die Kulturstätten, sondern auch die dort arbeitenden Menschen kennen. Ob Stadtmuseum oder Bürgerfunk: Kultur macht Kinder klug, sensibel, tolerant und neugierig. Und auch die Kulturschaffenden müssen sich ob der neugierigen Kinderfragen mal wieder in Frage stellen. Obendrein gibt es für jeden Besuch in einer Einrichtung noch einen Sticker fürs Kulturstrolche-Sammelheft. 

Kulturpartner sind: Stadtarchiv Münster, Stadtbücherei, Stadtmuseum und Städtische Bühnen sowie Musikschule, Villa ten Hompel, Volkshochschule, Ausstellungshalle und Begegnungszentrum Meerwiese. Die Federführung liegt beim Amt für Schule und Weiterbildung. Die Kulturstrolche Münster hatten sich als einer von mehr als 1.500 \“Orten\“ am Wettbewerb \“365 Orte im Land der Ideen\“ beteiligt, der gemeinsam von der Deutschen Bank und der Standortinitiative \“Deutschland – Land der Ideen\“ durchgeführt wurde. Die Deutsche Bank ermöglicht als Partner der Initiative diese Aktion. \“Mit \’365 Orten im Land der Ideen\‘ entsteht ein Netzwerk von Leistungskraft, visionärem Denken, kreativer Leidenschaft und unternehmerischem Mut in Deutschland\“, so Christoph Wintgen. Schirmherr der Standortinitiative ist Bundespräsident Horst Köhler. 

Kontakt
Kulturstrolche in Münster 
Klemensstraße 10 
48127 Münster 
Tel : 0251 / 4924071

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 29.5.2007; Kulturstrolche-Fest, 29.5.2007

Vorerst kein Neubau fürs Brandenburgische Landeshauptarchiv

Der Neubau für das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Wie Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage sagte, wurde der Bau zugunsten dringender Baumaßnahmen zurückgestellt. Über den Zeitpunkt des Baubeginns werde "in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln" entschieden. 

Wanka räumte ein, dass der beabsichtigte Neubau des Archivs am Standort Potsdam-Bornim deutlich mehr Komfort für Nutzer und Mitarbeiter bringen würde. Ein Architektenwettbewerb für das Bauprojekt hat bereits stattgefunden und kostete laut Wanka 166.000 Euro. Eine Umsetzung des Entwurfs würde das Land 36,5 Millionen Euro kosten. Auch in den jetzigen Archivgebäuden sei das Archivgut entsprechend den Gesetzen sicher gelagert, sagte sie. Schon heute verfüge das Archiv über eine Brandmeldeanlage, die direkt mit der Feuerwehr verbunden sei.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Zum Windmühlenberg
14469 Potsdam
Tel.: (0331) 5674-0 (Zentrale)
Fax: (0331) 5674-212
poststelle@blha.brandenburg.de

Quelle: Ad Hoc News, 26.5.2007; FAZ, 29.5.2007, 41

Carl Zeiss Archiv Jena birgt über 160 Jahre Unternehmensgeschichte

Das Carl Zeiss Archiv gewährt Einblick in die Biographien von Carl Zeiss und Ernst Abbe sowie in die über 160-jährige Unternehmensgeschichte. Es werden dort ca. vier laufende Kilometer Originaldokumente und Akten, 150.000 Fotos, 100.000 Druckschriften, darunter Patente, Kataloge und Gebrauchsanweisungen und -muster sowie Technische Dokumentationen und Geräte aus der Geschichte von Carl Zeiss in Jena aufbewahrt. Ein Teil der Dokumente kann online recherchiert werden, so dass alle an der Zeiss-Geschichte Interessierten auf diese Weise bereits Auskunft über so manche Archiv-Schätze erhalten. Die Produkte, die Carl Zeiss vor 1945 hergestellt hat, sind außerdem in einem virtuellen Museum zu besichtigen. Leiter des Carl Zeiss Archivs ist seit gut zehn Jahren Dr. Wolfgang Wimmer. Neben der eigentlichen Archivarbeit sowie Recherchen für Forschungs- und Publikationsvorhaben, müssen er und seine Mitarbeiter jeden Monat noch ungefähr 150 Anfragen aus aller Welt bearbeiten, die sich unter anderem auf Personen und Ereignisse während der gut 160-jährigen Firmengeschichte sowie auf Alter und Funktionsweise alter Zeiss-Geräte beziehen. Gewünscht werden aber auch Reproduktionen von Fotografien zur Geschichte von Carl Zeiss, Kopien von Werbematerialien, Gebrauchsanweisungen und anderen Druckschriften. Dr. Wolfgang Wimmer erreichen aber auch Anfragen von Museen zum Verleih von alten Geräten für Ausstellungen. 

Kontakt
Carl Zeiss Archiv
Dr. Wolfgang Wimmer
Carl-Zeiss-Promenade 10
07745 Jena
Tel.: 03641 / 64 – 2759
Fax: 03641 / 64 – 2207
wimmer@zeiss.de

Quelle: Lydia Psurek, Ostthüringer Zeitung, 25.5.2007

Neue Auflagen der Bottroper »Geschichtsstunden«

Die vom Stadtarchiv Bottrop herausgegebenen Hefte zu verschiedenen Themen der Bottroper Stadtgeschichte, die unter dem Titel „Geschichtsstunde“ erscheinen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Nun sind zwei der eine Zeitlang vergriffenen Publikationen neu aufgelegt worden. Ab sofort sind die Hefte „Kohle, Öl und Chemie. Das ehemalige ‚Hülsgelände‘ in Bottrop-Boy im Wandel der Zeit“ und „Der Wandel vom Dorf zur Stadt. Baurat Albert Lange legt die baulichen Grundlagen für ein städtisches Bottrop“ (beide von Wilfried Krix verfasst) wieder im Stadtarchiv Bottrop zum Preis von je 2,50 Euro erhältlich. 

Kontakt
Stadtarchiv Bottrop
Blumenstraße 12-14
46215 Bottrop
Tel.: 02041 / 70 – 3754
Fax: 02041 / 70 – 3833
stadtarchiv@bottrop.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Bottrop, 25.5.2007

Atlas zur Historiographiegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert

Wann und an welchen Universitäten in Europa wurden die ersten Lehrstühle für Geschichtswissenschaften eingerichtet? In welchem europäischen Land arbeiteten wann wo wie viele Historiker? Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Region Europas wurden Archive, Museen und Geschichtsvereine gegründet? Welche Rolle spielte die Geschichtswissenschaft bei der Entstehung der Nationalstaaten und der Ausbildung nationaler Identitäten in Europa? Mit diesen Fragen beschäftigen sich vom 1. bis 2. Juni 2007 an der Universität Trier Geschichtswissenschaftler aus Deutschland, Italien, England, Frankreich, Litauen, Lettland, Griechenland, Rumänien und Belgien. Die Historiker folgen einer Einladung von Prof. Lutz Raphael, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Trierer Universität, und seiner italienischen Kollegin Prof. Ilaria Porciani, Universität Bologna.

Die beiden Wissenschaftler koordinieren ein Forschungsvorhaben zur Entwicklung der Geschichtsschreibung zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Fachdisziplin und zu ihrer Bedeutung für die Entstehung der Nationalstaaten. Im Rahmen dieses Forschungsverbundes sammeln Wissenschaftler aus insgesamt 40 europäischen Staaten Daten zu den Institutionen, die sich mit nationaler Geschichte befassen, so z.B. zu Universitäten, Archiven oder Museen, Geschichtsvereinen und -zeitschriften. Diese Informationen bilden die Grundlage für die Erstellung einer gemeinsamen Publikation, den Atlas zur europäischen Historiographiegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Das Kartenwerk wird in englischer Sprache im Verlag Palgrave Macmillan in Großbritannien im Jahr 2009 erscheinen. Mit dem Atlas soll ein Grundlagenwerk vorgelegt werden, in dem erstmals für alle Staaten Europas die institutionellen Rahmenbedingungen für die Professionalisierung und Verwissenschaftlichung der Geschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert dokumentiert werden. 

Das europäische Kooperationsprojekt ist Teil des von der Europäischen Wissenschaftsstiftung (ESF) geförderten Großprojektes \“Darstellung der Vergangenheit. Das Schreiben nationaler Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert\“ (Representation of the Past: The Writing of National Histories in Nineteenth and Twentieth-Century Europe (NHIST)). Nach Treffen in Bologna und Salamanca setzen die Wissenschaftler die Diskussion über die Konzeption und Umsetzung des Atlasbandes in Trier fort, der von der Kartographieabteilung des Faches Geschichte in Verbindung mit dem DFG-Projekt \“Atlas zur europäischen Historiographiegeschichte\“ an der Universität Trier federführend erstellt wird. Ziel der Zusammenkunft ist die Vorstellung erster Kartenentwürfe und die Diskussion der bisherigen Forschungsergebnisse. 

Kontakt:
Universität Trier
FB III – Neuere/Neueste Geschichte
Yvonne Rommelfanger
DM-Gebäude, Raum DM 229
54286 Trier
Tel.: 0651 / 201 – 3309
Fax: 0651 / 201 – 3293
romm3201@uni-trier.de 

Quelle: Pressemitteilung Universität Trier, 25.5.2007

500 Jahre Protestanten im Rheinland

Kein Thema ist heute so aktuell wie der Dialog zwischen den Religionen. Diese Gespräche setzen die Kenntnis der eigenen Identität und Geschichte voraus. Pünktlich zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln erscheint nun das Standardwerk zu 500 Jahren Protestanten im Rheinland.

\"Glaube,

Der bekannte Kölner Autor Klaus Schmidt erzählt zum ersten Mal die farbige und bewegende Geschichte der Protestanten im Rheinland von den Anfängen bis in die jüngste Gegenwart. Sein Blick wendet sich dabei nicht in erster Linie auf Institutionen, sondern auf die Menschen. So finden sich in dem Werk zahlreiche Portraits evangelischer Rheinländerinnen und Rheinländer vom Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch über die Theologin Dorothee Sölle, Bundespräsident Gustav Heinemann, den Gründer des Diakoniewerks Kaiserswerth Theodor Fliedner und den Liederdichter Joachim Neander („Lobe den Herrn“) bis zum Kölner \’Jahrhundertgenie\‘, der Wissenschaftlerin Anna Maria Schürmann (1607-1678).

Die zahlreichen Lebensgeschichten zeigen die Vielfalt des protestantischen Lebens im katholisch dominierten Rheinland. Beim Lesen wird überraschend deutlich, wie stark der Einfluss von bekannten und unbekannten Protestanten im Rheinland auf Wirtschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft, Medizin, Sozialarbeit und alle weiteren Gesellschaftsbereiche war. Beispielhaft dafür steht der couragierte Jurist Gustav Heinemann, der vom christlichen Widerstand gegen das NS-Regime zum friedenspolitisch aktiven Minister und Bundespräsidenten wurde.

Immer wieder rückt die Suche nach Gerechtigkeit und Frieden in den Mittelpunkt der Darstellung, ohne zu vernachlässigen, dass sich auch die evangelische Kirche seit Luthers Zeiten an der Unterdrückung und Ausgrenzung von Menschen mit abweichenden Positionen beteiligt hat.

Der umfangreiche Band erzählt vom Leben und den Konflikten der \’großen\‘ und der \’kleinen Leute\‘ und den Stärken und Schwächen der Kirche. Damit bietet er der evangelischen Kirche ebenso wie den Menschen im Rheinland anregendes Material zur Selbstvergewisserung und Positionsbestimmung: insgesamt also ein anregendes Lesebuch und eine farbige Sammlung unterschiedlichster Lebensgeschichten.

Der Autor:
Klaus Schmidt, geboren 1935, ist Theologe und Historiker und bekannt durch Sachbücher und historische Biographien u. a. über Franz Raveaux, Andreas Gottschalk und Franz Vonessen und das mit Günther van Norden herausgegebene Buch „Sie schwammen gegen den Strom“ über die Evangelische Kirche im Rheinland während der NS-Diktatur (alle im Greven Verlag Köln). 

Info:
Klaus Schmidt:
Glaube, Macht und Freiheitskämpfe. 500 Jahre Protestanten im Rheinland
416 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag
Greven Verlag, Köln 2007
19,90 Euro
ISBN 978-3-7743-0385-0

Internetportal für Kirchenbücher im Aufbau

Die evangelischen und katholischen Kirchenarchive eröffnen ein Internetportal für digitalisierte Kirchenbücher. Das Kirchenbuchportal biete von 1. Juni 2007 an unter www.kirchenbuchportal.de zunächst eine Bestandsübersicht der elektronisch erfassten Kirchenbücher in deutschen Kirchenarchiven, sagte die Direktorin des Zentralarchivs der pfälzischen Landeskirche in Speyer, Gabriele Stüber, dem epd

In einer zweiten Projektphase wollten die Archive ab Juli 2008 digitalisierte Kirchenbücher ins Internet stellen, so Stüber. Die Nutzung der digitalisierten Kirchenbücher ohne eine Möglichkeit zum Download werde kostenpflichtig sein. – Vor allem Familienforscher aus den USA, aber auch aus Deutschland und anderen Ländern, zeigten ein wachsendes Interesse an Daten aus Kirchenbüchern.

Quelle: epd, 7.5.2007

Forschung zum Department of Defense Dependent Schools

Überall auf der Welt, wo US-amerikanisches Militär stationiert ist, finden sich Schulen für die Kinder der Militärangehörigen. Auch in Würzburg gibt es bereits seit 1946 solche Einrichtungen, an denen neben amerikanischen Lehrern einheimische Lehrkräfte den Schülern Kenntnisse der Landessprache und -kultur vermitteln. Mit der Geschichte dieser Schulen beschäftigt sich Simone Gutwerk in ihrer Doktorarbeit. Zum Quellenstudium reiste die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg nach Kansas. Wenn im Herbst 2008 die US-amerikanischen Truppen Würzburg verlassen, endet auch ein Kapitel lokaler Schulgeschichte mit einer mehr als 50-jährigen Tradition. 1946 hatte das Militär die erste Grundschule für die Kinder der hier stationierten Soldaten eröffnet. Untergebracht war sie damals im Gebäude der heutigen Goethe-Schule. Wegen der stetig steigenden Schülerzahlen war ein Umzug bald notwendig. 1951 nahmen auf dem Gelände der Leighton Barracks drei Schulen (Elementary, Middle und High School) den Betrieb auf. Bis vor einigen Jahren wurden hier zeitweise bis zu 2 000 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. Mit dem Aus für den hiesigen Truppenstandort endet auch für Würzburg eine Besonderheit, die allen Schulen weltweit gemeinsam ist: Innerhalb eines so genannten \“Host Nation Programs\“ organisieren sie Kontakte zwischen amerikanischen und einheimischen Kindern und Jugendlichen.

\“Es ist ein sehr ungewöhnliches Schulsystem, das im Jahr 1946 für US-amerikanische Schüler in Deutschland gegründet wurde\“, erzählt Simone Gutwerk. Die Grundschulpädagogin erforscht zurzeit im Rahmen ihrer Doktorarbeit die Geschichte dieses Schulsystems. Sein Ursprung liegt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als US-amerikanische Schulen für Kinder von Militärangehörigen in Deutschland und Japan gegründet wurden. Heute breitet es sich auf dem gesamten Globus aus – eben überall dort, wo Truppen stationiert sind. Seine Verwaltung liegt beim Verteidigungsministerium, was auch den Namen des Schulsystems erklärt: Department of Defense Dependent Schools (DoDDS).

Vor allem zwei Besonderheiten zeichnen das System aus: \“Es ist zum einen ein lokal offenes und äußerst flexibles Schulsystem; zum anderen beinhaltet es in seinem Lehrplan ein für Amerika recht ungewöhnliches Schulfach: das Host Nation Program\“, erklärt Simone Gutwerk. Ziel des Programms sei es, \“amerikanischen Schülern die jeweilige Umgebungskultur – Host Nation – nahe zu bringen\“. Dies gelte sowohl für die amerikanischen Klassenlehrkräfte, die ihre Unterrichtsinhalte auf kulturelle Gegebenheiten abstimmen, wie auch für die muttersprachlichen Fachlehrkräfte, die den Kindern in einem eigenen Schulfach die Kultur und Sprache der Host Nation vermitteln. Im Falle der hiesigen Schulen sind dies also deutsche Lehrkräfte, die an allen 35 in Deutschland noch bestehenden Grundschulen unterrichten.

\“Überraschend ist, dass das \“Host Nation Program\“ bereits in der Gründungsphase eingerichtet wurde. Kultur und Sprache wurden also bereits in jener Zeit von deutschen Lehrkräften unterrichtet, als die Host Nation kurz zuvor noch ein Kriegsgegner, \“the mortal enemy\“, gewesen war\“, sagt Simone Gutwerk. Die Intention der amerikanischen Bildungsadministration war damit klar: \“Since we are uninvited \’guests\‘ in this land let us first explore the possibilities of creating good will, understanding and cooperation with its people, of commanding their respect for us and for our democratic ideals\“, heißt es dazu in den Akten der Militärregierung am 1. Januar 1946.

Auch wenn die europäische Schuladministration in Deutschland lokalisiert ist, musste die Doktorandin zum Quellenstudium weit reisen. Aktenbestände zur Geschichte des Schulsystems existieren nur noch in den USA, daher unternahm Gutwerk eine Studienreise nach Wichita, Kansas, um dort das American Overseas Schools Historical Archive aufzusuchen. Den nicht ganz billigen Studienaufenthalt unterstützte die Jubiläumsstiftung der Universität Würzburg. 15 Pfund kopiertes Archivmaterial sind Ergebnis der Recherche. Zu Tage kamen offizielle Dokumente und Berichte der damaligen Militärregierung, die auch das Schulwesen betreute. Zudem fand Gutwerk Unterrichtsmaterialien, Tagebücher, Fotos und Stoffverteilungspläne, die die Konzeption des Sprach- und Kulturprogramms der ersten amerikanischen Schulen in Deutschland offen legen.

\“Die Daten geben, soweit ausgewertet, Hinweis darauf, dass neben einem grundlegenden Sprachunterricht intensive Kontakte zur deutschen Umgebungskultur initiiert wurden\“, berichtet Simone Gutwerk. Dies gelte zum einen auf unterrichtlicher Ebene, indem bereits in den Anfangsjahren Schulpartnerschaften mit deutschen Klassen gegründet und gemeinsame Ausflüge oder Sportveranstaltungen geplant wurden. Sie fanden aber auch auf schuladministrativer Ebene statt, indem die Koordinatoren des Programms im Pentagon Beratung und Unterstützung von deutscher Seite suchten, zum Beispiel beim Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt. Bis alle Daten ausgewertet sind, wird es noch ein wenig dauern. Ende 2010 will Simone Gutwerk ihre Doktorarbeit beendet haben. Dann kann jeder Interessierte die Geschichte eines ungewöhnlichen Schulprogramms nachlesen.

Kontakt
Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg
Simone Gutwerk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Wittelsbacherplatz 1
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 888 – 4864
Fax: 0931 / 888 – 7223
simone.gutwerk@mail.uni-wuerzburg.de

Quelle: Pressemitteilung Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 22.05.2007

Digitale Archive werden lebendig

Was sich in digitalen Archiven verbirgt, wird zumeist in Listen und karteikartenähnlichen Interfaces dargestellt. So nützlich diese Form für Archivare oder Wissenschaftler sein mag, so wenig inspirierend wirkt sie etwa auf Ausstellungsbesucher. Wie man Besuchern Lust macht, ein digitales Archiv zu benutzen und zu durchforsten, zeigt der vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) entwickelte \“Medienfluss\“. Für diese neuartige Präsentations-Technologie erhielt die Bremer Projektgruppe \“eCulture Factory\“ des Fraunhofer IAIS jetzt den IF communication design award 2007. Denn die Installation \“Medienfluss\“ macht das Archiv der Internetplattform netzspannung.org auf einfache Weise zugänglich, indem zwei parallele Medienflüsse, einer aus Bildern und einer aus Worten, als großformatige Projektion durch den Ausstellungsraum fließen. Der Wortfluss zeigt Schlagworte, Autoren und Titel der archivierten Dokumente. Dieser textbasierte Zugang wird ergänzt durch einen visuellen Fluss aus Bildern, welche die Archivdokumente repräsentieren. Über ein integriertes Text-to-Speech-Modul werden die Begriffe durch Computerstimmen ausgesprochen. Sie beleben – neben der Repräsentation durch Text und Bild – die Darstellung des Archivs auch akustisch. Der Medienfluss und die bildbezogene akustische Sphäre erzeugen den Eindruck eines medialen Raumes. Dass der \“Medienfluss\“ durch sein hervorragendes Kommunikationsdesign besticht, zu diesem Schluss kam jetzt die hochkarätig besetzte Jury des IF communication design award 2007, die das Projekt am 15. Mai 2007 unter 1.140 Einsendungen aus 25 Ländern auszeichnete.

Kontakt
Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS
eCulture Factory – Projektgruppe Bremen
Gabriele Blome
Hermann-Koehl-Str. 7
28199 Bremen
Tel.: 0 421 / 9601 – 423 oder 0 22 41 / 14 – 3447
Fax: 0 22 41 / 144 – 3447 
info@eculturefactory.de

Quelle: Presseinformation Fraunhofer IAIS, 24.5.2007