Stadtarchiv Düsseldorf hat 23.000 Totenzettel ausgewertet

Das Stadtarchiv Düsseldorf besitzt zwar viele für die Stadtgeschichte einzigartige Schätze, aber der, den seine ehrenamtlichen Mitarbeiter in dreijähriger Feinarbeit erschlossen haben, war bisher für die Allgemeinheit nicht zugänglich und ist vor allem für die Familienforscher der Region ein echtes Weihnachtsgeschenk. In Buch und CD hat das Stadtarchiv jetzt 23.000 Totenzettel ausgewertet, durch die Recherchen auch am heimischen Computer möglich werden. 

Wer in an einer katholischen Beerdigung teilnimmt, bekommt selbst heute noch oft einen Totenzettel – eins dieser kleinen Gedenkblätter mit einem Heiligenbildchen und den wichtigsten Lebensstationen des Verstorbenen – in die Hand gedrückt, der zum Gedenken und Gebet auffordert. In den beiden Weltkriegen häufig noch mit Fotos der in der Ferne gefallenen Väter, Söhne und Brüder versehen, bilden diese etwa Mitte des 18. Jahrhunderts zuerst in Holland aufgetauchten und bald in weiten Teilen des katholischen Mitteleuropa in Mode gekommenen Totengedenkzettel eine wunderbare Quelle für die Personenforschung. Aber auch für die Ortsgeschichte, die Mentalitätsgeschichte oder etwa – durch die aufwändige und individuelle Gestaltung der Zettel bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein – für die Kunstgeschichte bietet eine größere Sammlung, wie sie das Düsseldorfer Stadtarchiv zusammengetragen hat, ein fruchtbares Feld. 

Dort finden sich zum Beispiel Totenzettel für den Gründer des Breidenbacher Hofes, für den Retter der Lambertus-Kirche Johann Joseph Wimmer, für berühmte Künstler wie Achenbach, Kohlschein, Scheuren, Murdfield, Mintrop oder den Landschaftsarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe, für Politiker, Kaufleute und andere für die Geschichte der Stadt bedeutende Persönlichkeiten wie etwa die Familien von Fuchsius, Custodis, Schwann, Lupp oder Piedboeuf und den 1848er-Helden Dr. Josef Neunzig.

Wer einen Blick dafür hat, findet in den älteren Totenzetteln, die erheblich ausführlicher waren als heute, einen ausgezeichneten Beleg für den katholischen Teil der großen Arbeitszuwanderung nach Düsseldorf im ausgehenden 19. Jahrhundert – vor allem Westfalen, Bürger aus der Eifel, vom Niederrhein oder Eichsfeld zog es in die prosperierende Rheinmetropole. Berufsangaben der Verstorbenen zeichnen ein buntes Bild vom Leben der Stadt – wir erfahren von Rheinschiffern, Appellationsräten, Brauern, Königlichen Schauspieldirektoren oder dem Hofpumpenmacher Boos. Doch auch persönliche Katastrophen wie Arbeitsunfälle, der Tod zweier Kinder bei unvorsichtigem Eisgang auf dem Rhein 1821, ein Mord im Jahre 1847 oder die blutigen Straßenkämpfe des Jahres 1919 sind hier dokumentiert und natürlich die unzähligen Opfer der beiden Weltkriege. 

Knapp 18.000 Stücke hatten sich im Lauf der Jahrzehnte angesammelt, der älteste immerhin aus dem Jahre 1741, und durch Presseaufrufe und Spenden von Düsseldorfer Bürgern und Bürgerinnen kamen in den letzten drei Jahren nochmals rund 5.400 dazu, die aber alle bisher nur einigen wenigen Archivmitarbeitern zugänglich waren. Doch 2004 fanden sich ehrenamtliche Helfer, die sich daran machten, jeden einzelnen Totenzettel mit Akribie auszuwerten und alle darin enthaltenen Informationen elektronisch zu erfassen. Durch den Einsatz insbesondere von Manfred Dresen, Günter Kater und Wilfried Krüll ist für das Stadtarchiv selbst eine komfortable Datenbank entstanden, die das Auffinden zum Beispiel aller Totenzettel aus dem 18. Jahrhundert oder aller Weltkriegstoten oder der Verstorbenen eines Familiennamens schnell und einfach macht.

In Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Verein für Familienkunde erscheint nun vor allem aber auch ein 120 Seiten umfassendes Bändchen mit einem einleitenden Aufsatz über Totenzettel, einer umfassenden Bibliographie zum Thema und ausführlichen Benutzungshinweisen für die beiliegende CD, die auf über 2.000 Seiten als pdf-Dokument in alphabetischer Reihenfolge die ausführlichen Inhaltsangaben aller 23.335 Totenzettel beinhaltet. Sie kann mit dem Acrobat Reader bequem zu Hause nach jedem beliebigen Begriff durchsucht werden. Die Originale können selbstverständlich im Stadtarchiv eingesehen werden.

Das Stadtarchiv freut sich natürlich über jeden weiteren einzelnen Totenzettel, der den Weg ins Archiv findet, um die Sammlung als familien- und stadtgeschichtliche Sammlung zu erweitern. Ansprechpartnerin dafür ist Heike Blumreiter. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0211.89-95722. 

Infos zu Buch und CD
Blumreiter – Dresen – Kater – Krüll: \“Die Totenzettelsammlung des Stadtarchivs Düsseldorf: 23.000 rheinische Totenzettel"; 
Düsseldorf (Selbstverlag des Stadtarchivs) 2007 
120 Seiten und CD, ISBN 978-3-926490-16-0, 20 Euro.

Bestellungen 
Stadtarchiv Düsseldorf
42000 Düsseldorf
stadtarchiv@stadt.duesseldorf.de 
www.duesseldorf.de/stadtarchiv/index.shtml

Quelle: Landeshauptstadt Düsseldorf, Pressemitteilung, 19.12.2007

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