Historische Orte des Genusses – Tag des offenen Denkmals am 13. September 2009

Das Thema des Tages des offenen Denkmals am 13. September 2009 lautet "Historische Orte des Genusses". Orte des Genusses, der Freude und der Erholung gibt es überall. Sie sind ebenso vielfältig wie individuell. Für den einen ist es sein Garten oder ein öffentlicher Park, für den anderen ein Konzertsaal, ein Gasthof oder der heimische Platz vorm Kamin. Als historische Bauten entsprechen diese Orte damit einem breiten Spektrum unserer Denkmallandschaft. Das Motto des Tags des offenen Denkmals "Historische Orte des Genusses" geht auf diverse Vorschläge von Veranstaltern der Aktion zurück. Es wurde aufgegriffen, weil es die Veranstalter nicht festlegt, sondern ein vielfältiges Thema ist, das die unterschiedlichsten Zugriffe ermöglicht.

Fünf Schritte zum Genuss in der Kirche. Ein Beitrag zum Tag des offenen Denkmals 2009: „Historische Orte des Genusses“ (von Rüdiger Sareika):

"Nur ein Mensch, der mit allen Sinnen genießen kann, ist in der Lage, Gott zu erfahren. – Kirchbauten können Menschen bei dieser elementaren und zutiefst religiösen Seinserfahrung unterstützen. Gott selbst braucht die Kirchen nicht, wo doch die Welt seiner „Füße Schemel“ ist. Alle sakralen Räume sind letztlich Hilfskonstruktionen der Menschen für Gotteserfahrungen.

Beginnen wir mit dem Genuss des Raums. „Du stellst meine Füße auf einen weiten Raum“ heißt es in Psalm 39,1. Weite und die Erfahrung von Freiheit gehören zu den wesentlichen Botschaften des Christentums und lassen sich im Kirchraum genießen. Die lichte Höhe eines Kirchenschiffs richtet den Besucher auf, gibt seinen Gedanken und Gefühlen eine neue Freiheit. Die Mauern grenzen ab von der Last des Alltags. Die Raumerfahrung ist eine ganz andere als in den eigenen vier Wänden oder in einem Museum. Ganz deutlich wird der Mensch hier auf sich selbst verwiesen und auf seinen Bezug zu einer anderen Sphäre. Der Raum hilft, ganz bei sich zu sein.

Bewegung ist eng mit der Raumerfahrung verbunden. Ein Kirchraum fordert auch immer dazu auf, in ihm aus zu schreiten, auf und ab zu gehen, den Altar zu umrunden, die Seitenaltäre zu erkunden, die Vielfalt des Raums zu entdecken. Festes Kirchengestühl kann dabei manchmal hinderlich sein. Dennoch sollte man sich nie um den Genuss der Bewegung im Kirchraum bringen lassen.

Das Licht – Kirchen sind Orte, die von Beginn an mit den Mitteln der Lichtkunst gestaltet wurden. Gottes Wort „Es werde Licht.“ macht die Schöpfung erst sichtbar. Das Licht lässt uns die Schönheit der Welt erkennen. Aber das Licht selbst ist schon Schönheit für sich und vermittelt eine ganz eigene Erfahrung von Genuss. So haben die Architekten das Licht in den Kirchen auf vielfache Weise gestaltet. Größe und Formen der Fenster steuern den Lichteinfall, farbige Gläser sorgen für erstaunliche Lichtreflexe, Hell- und Dunkelzonen schaffen eine eigene Lichtarchitektur. Ebenso wie Kerzenglanz kann eine künstlerisch eingesetzte elektrische Beleuchtung, die Freude am Zusammenspiel der Lichtstrukturen erhöhen.

Stille ist gerade in unserer hektischen und reizüberfluteten Zeit ein seltener Genuss. Selbst in lauten Innenstädten halten die dicken Mauern der Kirchen den Lärm zu einem großen Teil ab. Kirchen können schlicht als ästhetisch ansprechende Räume belebender Stille genossen werden. Kaum ein anderes Gebäude bietet diese Möglichkeit.

Sakralräume sind aber auch immer Klangräume. Und Klängen zu lauschen ist ein besonderer Genuss. Auch über den Klang erfährt sich der Mensch. Die eigene Stimme wahrzunehmen, gehört zu den elementaren Erfahrungen. Wer einmal allein in einer Kirche ist und einfach zu summen anfängt, wird merken, wie sie oder er vom Klang der eigenen Stimme im Kirchraum verwandelt wird. Die Ausbreitung der selbsterzeugten Schallwellen wird spürbar, der Körper fühlt sich von ihnen getragen und beruhigt.

Das sind nur erste Schritte, um Kirchen als Orte von Glück und Seligkeit zu genießen. Die Wahrnehmung vieler weiterer Details kann den Charakter der Kirche als „Genussmittel“ beträchtlich erhöhen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Pfarrer oder Architekten."

Link: www.tag-des-offenen-denkmals.de

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