Sonderzüge in den Tod. Die Bielefelder Deportationen 1938 – 1945

Unter dem Ausstellungstitel "Sonderzüge in den Tod. Die Bielefelder Deportationen" erinnern die Deutsche Bahn AG und der Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld (e.V.) an das Schicksal von deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Bielefeld, die während der NS-Zeit von der Deutschen Reichsbahn in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager transportiert wurden. Die Ausstellung ist vom 30. Oktober bis 16. November 2009 im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei (VHS) in Bielefeld zu sehen.

Der erste Teil der Ausstellung, "Sonderzüge in den Tod", erinnert an die Rolle der Deutschen Reichsbahn in der NS-Zeit. Sie war durch die Deportation zahlloser Menschen unmittelbar am Holocaust beteiligt. Der zweite Teil der Ausstellung, "Die Bielefelder Deportationen", stellt die Geschichte der Deportationen aus Bielefeld und der Region Ostwestfalen-Lippe dar und soll das Thema vor allem für jugendliche Besucherinnen und Besucher greifbarer machen.

Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 stellte auch in Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe den entscheidenden Wendepunkt der Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger während der NS-Zeit dar: Sie ist das Zeichen für den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung hin zu Verfolgung, Deportation und Vernichtung. Für weit über zweitausend Menschen, meist jüdischen Glaubens, waren der Bielefelder Hauptbahnhof und der Güterbahnhof zwischen 1938 und 1945 Ausgangspunkt für die Fahrt in den Tod. Die Deportationszüge fuhren nach Buchenwald, Riga, Warschau, Auschwitz, Theresienstadt, Elben und Zeitz.

Die Deportation von Bielefeld nach Riga am 13. Dezember 1941 geschah am helllichten Tag: „Am 13.12.1941 wurden vom Bielefelder Hauptbahnhof 420 Juden aus der Region Minden-Ravensberg und Lippe nach Riga deportiert. Wenige Tage zuvor waren sie aufgefordert worden, sich mit dem nach strengen Vorschriften zusammengestellten Gepäck bereitzuhalten. Polizeibeamte brachten die Menschen in den Saal der Gaststätte Kyffhäuser am Kesselbrink, einem belebten Platz mitten in der Stadt. Auch wenn die Presse weder über das Sammellager noch über die bevorstehende Deportation berichtete, wusste die Bevölkerung von der Aktion. Am helllichten Tage wurden die Menschen per Autobus zum Bahnhof transportiert und mussten dort in einen aus Münster kommenden Zug einsteigen. Dieser erreichte vier Tage später das Ghetto im lettischen Riga. Nur 48 Menschen überlebten diese Deportation, unter ihnen 6 Juden aus Bielefeld.“ (vgl. Projekt „Erinnerungskultur“ des Stadtarchivs Bielefeld [2002] und Monika Minninger: „Bilder einer Abschiebung 1941– Eine Fotoserie zur Bielefelder Judendeportation“, 2008).

Der Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld (e.V.) hat sich mit dem Ziel gegründet, mit einer regionalen Ausstellung an die Deportationen zu erinnern.

Kontakt:
Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld e.V.
Postfach 144017
33634 Bielefeld
info@deportationsausstellung-bielefeld.de
www.deportationsausstellung-bielefeld.de

Von gestrandeten Walen und stürzenden Kometen. Frankfurter »Zeyttungen« des 16. bis 18. Jahrhundert digitalisiert

Die Universitätsbibliothek Frankfurt am Main hat zum 100. Todestag von Leopold Sonnemann 370 Einblattdrucke aus der Sammlung Gustav Freytag (1816-1895) restauriert und digitalisiert. Die kostbare Sammlung hatte die damalige Stadtbibliothek im Jahre 1896 als Schenkung von dem Frankfurter Politiker, Bankier und Herausgeber der Frankfurter Zeitung, Leopold Sonnemann (1831-1909) erhalten, der sie nach dem Tod von Gustav Freytag erworben hatte. Die Sammlung hatte dem Schriftsteller Gustav Freytag als Quellensammlung für seine "Bilder aus der deutschen Vergangenheit" gedient.

http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/freytag/einblatt.html

Die historische Sammlung spiegelt die politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse der damaligen Zeit eindrucksvoll wider. Das frühneuzeitliche Publikum erfuhr aus ihrer Tages-„Zeyttung“ den Ausgang verlorener Schlachten, das Ende erfolgreicher Belagerungen, aber auch etwas über schreckliche Naturkatastrophen und die wundersamen und gesellschaftlichen Ereignissen der damaligen Zeit. Nicht selten zeigen die Blätter politische oder gesellschaftliche Themen mit satirischer Schärfe. Auch ganz profane Themen wie Hausmedizin, Handwerkerordnungen oder Freizeitgestaltung werden berührt: z.B. mit dem Würfelspiel-Bogen das „Neue Gäns-Spiel“ von 1650. Die meisten der erhaltenen Blätter sind durch Abbildungen illustriert.

\"Fackeltanz

Abb. 1: Fackeltanz in Augsburg von Albrecht Dürer (UB Ffm)

Über den Katalog der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main sind die historischen Drucke ab sofort vollständig elektronisch recherchierbar und können jederzeit per Mausklick direkt am eigenen Computer angezeigt werden. Interessante Bereiche können am Bildschirm vergrößert, und zu jedem Dokument kann eine Erläuterung mit den wichtigsten bibliothekarischen Angaben aufgerufen werden.

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Abb. 2: Himmelserscheinung 1667 (UB Ffm)

Die Frankfurter Universitätsbibliothek freut sich, diese zentralen Quellen zur wissenschaftlichen Untersuchung des politischen Alltags der Frühen Neuzeit im Alten Reich zur allgemeinen Verfügung zu stellen. Neben den Einblattdrucken steht den Benutzern die „Bibliothek G. Freytag“ mit insgesamt 900 Titeln von 1470 bis 1854 sowie die „Flugschriftensammlung G. Freytag“ mit 6.265 kleineren Druckwerken zu vielen Themenbereichen des 16. bis 19. Jahrhunderts im Rahmen der Öffnungszeiten zur Verfügung.

Weitere Informationen:

Zu den Sammlungen allgemein:
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/freytag/

Der Katalog der Flugschriftensammlung findet sich unter:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/5413/

Das Verzeichnis der „Bibliothek Gustav Freytag“ unter:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2005/2079/index.html

Bildbeispiele:

Aderlass-Bild
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7589/

Schlachtendarstellung
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7706/

Satirisches Blatt (Dreißigjähriger Krieg)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7861/

Naturkatastrophe (Erdrutsch)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7552/

Gänse-Spiel
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7739/ 

Naturwunder (gestrandeter Wal)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7573/

Naturwunder (Kalb mit zwei Köpfen)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7535/ 

Naturwunder (Menschenfresser)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7532/

Komet
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7517

Erscheinungen am Himmel
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7512

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Leiter Archivzentrum + Frankfurt-Abteilung
Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main
m.jehn@ub.uni-frankfurt.de

Quelle: Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg, Frankfurt am Main, Pressemitteilung, 30.10.2009

Teillösung für Stadtarchiv Augsburg gefunden

Seit Jahren gibt es Pläne, für das Stadtarchiv Augsburg einen Neubau im Augsburger Textilviertel entstehen zu lassen, in unmittelbarer Nähe des neuen Textil- und Industriemuseums. Hinsichtlich der Finanzierung ist es jedoch nach wie vor fraglich, ob mit dem Bau im Jahr 2011 begonnen werden kann.

Als Zwischenlösung sollen aber vom Brotkäfer befallene Archivbestände (siehe Bericht vom 21.9.2009) in die AKS-Shedhallen im Textilviertel ausgelagert werden. Hier erfolgt dann auch die dringend notwendige Schädlingsbekämpfung, wie der Augsburger Stadtrat nun beschlossen hat.

Die reichsstädtischen Bestände des Stadtarchivs Augsburg haben einen Umfang von 2.400 Regalmetern. Die restlichen Bestände sind auf 11,5 Regalkilometer verteilt. Wenn die Bestände von den Schädlingen befreit sind, sollen sie bis zur Fertigstellung des neuen Stadtarchivs in der Halle bleiben.

Kontakt:
Stadtarchiv Augsburg
Fuggerstr. 12
86150 Augsburg
Telefon: (0821) 3 24 38 82
Telefax: (0821) 3 24 38 83
stadtarchiv.stadt(at)augsburg.de
www.stadtarchiv.augsburg.de

Quelle: Michael Hörmann, Augsburger Allgemeine, 22.10.2009

Stand der Ursachenforschung und der Bergung der verschütteten Kölner Archivalien

Das Historische Archiv der Stadt Köln teilt mit, dass mittlerweile sind circa 85 bis 87 Prozent des Kölner Archivgutes mit Hilfe der Feuerwehr, der technischen Einsatzkräfte und von mehr als 1.800 Helfern, geborgen und erstversorgt worden seien – der größte Teil davon über dem Grundwasserspiegel, circa 38 Meter über NN.

Bei den Vorbereitungen für die Errichtung eines Sicherungsbauwerks an der Einsturzstelle seien Ende September 2009 nochmals zahlreiche Personenstandsregister, Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, sowie Häuserlisten geborgen worden. Obwohl die Dokumente unterhalb des Grundwasserspiegels lagen, wären sie teilweise vollkommen trocken oder nur am Rande nass. Weil sie innerhalb des Bruchtrichters stark verdichtet in den Trümmerteilen lagen, konnte die Feuchtigkeit nur geringe Schäden anrichten.

Das geborgene Archivgut wurde erstversorgt, also gereinigt, registriert, getrocknet oder eingefroren und in 20 Asylarchiven zwischen Schleswig und Freiburg eingelagert. "Geborgenes Archivgut" bedeute nicht automatisch gerettetes Archivgut, so informiert das Kölner Stadtarchiv weiter, denn das, was aus dem Einsturzbereich geholt wurde, weise unterschiedlich starke Schäden auf:

  • 35 Prozent schwerste Schäden
  • 50 Prozent schwere und mittlere Schäden
  • 15 Prozent leichte Schäden

Unterdessen berichtet der Focus zur Einsturzursache, dass eine löchrige Schlitzwand offenbar Grund für das Unglück am 3. März 2009 gewesen sei. Vieles spreche dafür, dass die Sturzfluten durch dieses Leck etwa zwei bis drei Meter unter der Bausohle am Kölner Waidmarkt in die Baustelle strömten, das Erdreich unter dem Archiv wegspülten und das Gebäude in den Abgrund rissen. Um die Ermittlungen beweisfest zu machen, müsste die vermutete Schadstelle in zirka 40 Metern Tiefe direkt begutachtet werden. Bisher sei das Risiko allerdings zu groß, so der Focus, der zudem in Erfahrung bringen konnte, dass konträre Interessen der städtischen Kölner Verkehrsbetriebe als Bauherrn, der Staatsanwaltschaft und der Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen die Ursachenforschung behinderten. 

Kontakt:
Provisorische Zentrale
Historisches Archiv der Stadt Köln
Stadthaus West, Willy-Brandt-Platz 2
50679 Köln
Telefon: 0221-221-24455
Telefax: 0221-221-22480
HistorischesArchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Historisches Archiv der Stadt Köln, Allgemeine Information, 22.10.2009; FOCUS, 25.10.2009

Ungeklärte Finanzierung des neuen NRW-Landesarchivs in Duisburg

Über einen "Stillstand" beim Neubauvorhaben des Landesarchivs NRW im Duisburger Innenhafen berichtet die WAZ. Noch sei unklar, wie das Vorhaben finanziert werden könne, da es sich offenbar teurer als zunächst angedacht darstellt. Der Sprecher des Bau- und Liegenschaftenbetriebs NRW (BLB), Dietmar Zeleny, gab der WAZ gegenüber an, dass man aufgrund der ungeklärten Finanzierung die "vorbereitenden Arbeiten herunter gefahren" habe.

Hatte es bei der Bekanntgabe des Projekts im Dezember 2007 zunächst geheißen, der Umbau des alten RWSG-Speichers und ein 130 Meter langer Neubau nebst einem 60 Meter hohen Turm sollten zunächst 80 Millionen Euro kosten, waren wenig später bereits 100 Millionen im Gespräch. Und der geplante Archivturm schrumpfte aus Sicherheitsgründen auf 30 Meter zusammen. BLB-Sprecher Zeleny teilte der WAZ gegenüber mit, dass derzeit Gespräche über die Zukunft des Neubauprojektes für das Landesarchiv NRW geführt würden.

Quelle: Svenja Aufderheide, WAZ/Der Westen, 22.10.2009

Eröffnung des Liechtensteinischen Archiv- und Verwaltungsgebäudes in Vaduz

Das Landesarchiv in Vaduz ist das zentrale Archiv für alle staatlichen Stellen des Fürstentums Liechtenstein. Daneben verwahrt es auch Archivgut privater Herkunft und baut in wichtigen Bereichen eigene Dokumentationen und Sammlungen auf. Insgesamt verwaltet das Liechtensteinischen Landesarchiv rund 5.500 Laufmeter Archivalien, die einen wichtigen Teil des liechtensteinischen kulturellen Erbes darstellen. Organisatorisch ist das Landesarchiv seit 1961 ein Amt innerhalb der Liechtensteinischen Landesverwaltung.

Am 24. Oktober 2009 präsentierte sich das Liechtensteiner Landesarchiv im Rahmen eines Tages der offenen Tür an seinem neuen Standort. Die Bevölkerung hatte dadurch die Möglichkeit, sich über die Einmaligkeit des unmittelbar hinter dem Regierungsgebäude errichteten neuen Archiv- und Verwaltungsgebäudes zu informieren. Von besonderem Interesse sind die zur Aufbewahrung von Archivgut bestimmten Magazinräume des Landesarchivs, die zur Aushebung und Erforschung von Archivgut bestimmten Benutzerräume sowie die neuen Büroräume des Rechtsdienstes der Regierung und des Landesarchivs.

Mit dem baulichen Abschluss des von den Vaduzer Architekten Thomas Keller und Richard Brander geplanten Neubaus fand auch die vor 25 Jahren eingeleitete bauliche Neugestaltung des Regierungsviertels ihren Abschluss. Die Fertigstellung des Gebäudes ist somit ein ganz besonderes Ereignis. Zusammen mit den renovierten und erweiterten Gebäuden des Liechtensteinischen Landesmuseums, dem Regierungsgebäude, dem Landtagsgebäude sowie den benachbarten historischen Bauten erhielt das Regierungsviertel ein neues, großzügiges Erscheinungsbild.

Minergie-P-Standard

Neben seinen architektonischen und ortsbaulichen Qualitäten bildet der Neubau auch hinsichtlich der Energieeffizienz eine Besonderheit. Es ist nämlich das erste Verwaltungsgebäude liechtenstein- und schweizweit, welches den Energieausweis "Minergie-P" führen darf. Massive Stahlbetonkonstruktionen, der gezielte Einsatz von Wärmedämmung sowie gebäudetechnischen Installationen trugen dazu bei. Für rund 20.000 Laufmeter Aktenmaterial wird somit künftig ein stabiles Innenraumklima geboten, was mit einem Minimum an Energieeinsatz erfolgt.

Kontakt:
Landesarchiv Liechtenstein
Peter-Kaiser-Platz 2
9490 Vaduz
Tel. +423 / 236 63 40
Fax +423 / 236 63 59
info@la.llv.li

Quelle: Landesverwaltung Liechtenstein, Pressemitteilung, 20.10.2009

Arbeitskreis Digitale Archivierung Berlin Brandenburg

Im Juli diesen Jahres hat sich der Arbeitskreis Digitale Archivierung Berlin Brandenburg (ADABB) gegründet. Am 13. Juli 2009 trafen sich auf Einladung der Fachhochschule Potsdam verschiedene Akteure der digitalen Archivierung aus der Region Berlin-Brandenburg: Archivare des Landeshauptarchivs Brandenburg, des Landesarchiv Berlin und des Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz sowie des Geoforschungszentrums Potsdam und der Landesfachstelle für Archive und Bibliotheken. Aus der IT-Branche konnten Vertreter von EMC2 und H&T Greenline GmbH gewonnen werden. Die Leitung des Arbeitskreises übernahm Frau Dr. Karin Schwarz von der Fachhochschule Potsdam.

Der Arbeitskreis fördert die Umsetzung der digitalen Archivierung in der Region durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Wesentliches Merkmal ist der Austausch mit der IT-Branche und der IT-Verwaltung. Verschiedene Sichtweisen auf die digitale Archivierung sollen zu weiteren Entwicklungen und gegenseitigem Verständnis anregen. Mit der Fachhochschule Potsdam findet sich ein Partner für die Erforschung und Projektierung von Themen der digitalen Archivierung und der künftigen Ausbildungsförderung in diesem Bereich. Zielgruppe

Bei ihrem ersten regulären Treffen am 29. September 2009 diskutierten die Mitglieder über die Einführung des DMS-Systems im Land Brandenburg, über das Ilka Stahlberg vom Landeshauptarchiv Brandenburg Auskunft gab. In den kommenden Monaten stehen als Themen der Aufbau des Digitalen Archivs beim Landesarchiv Berlin, Ausbildungsförderung im Bereich digitale Langzeitarchivierung und Zukunftsfähigkeit von Erschließungsprogrammen an. Die Treffen sind so gestaltet, dass jeweils aus Archiv- und IT-Perspektive referiert wird.

Aus dem Kreis der Mitglieder sollen Projekte zu bestimmten Vorhaben entwickelt werden, deren Ergebnisse dem Arbeitskreis zur Verfügung stehen werden.

Der Arbeitskreis entwickelt derzeit einen Internetauftritt, um über weitere Themen und Vorhaben zu informieren. Weitere Interessenten aus dem Bereich der digitalen Archivierung können sich bei Frau Dr. Karin Schwarz von der Fachhochschule Potsdam melden.

Kontakt:
Dr. Karin Schwarz
FH Potsdam
Fachbereich Informationswissenschaften
Friedrich-Ebert-Str. 4
14467 Potsdam
+49 (0)331 580 1528
schwarz@fh-potsdam.de

Quelle: FHP, News 2009, 21.10.2009

Ausstellung zu Preußens Spuren in Minden-Ravensberg

Hunderttausende Autofahrer benutzen jedes Jahr die B 61 zwischen Minden und Wiedenbrück. Wissen sie, dass sie auf einer preußischen Chaussee fahren, die in den 1830er Jahren angelegt worden ist? Ähnlich unvermutet tritt auch an anderen Punkten die preußische Vergangenheit der Region Ostwestfalen zu Tage.

1609 war der letzte Herzog von Jülich-Kleve kinderlos gestorben. Sein bedeutendes Territorium umfasste die niederrheinischen Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg. Der Kurfürst von Brandenburg und der Herzog von Pfalz-Neuburg beanspruchten als Erben zunächst die Gebiete gemeinschaftlich, kamen nach manchen Streitigkeiten jedoch zu einer Teilung. Brandenburg-Preußen erhielt dabei Kleve, Mark und Ravensberg. Im Westfälischen Frieden 1648 gewann es das ehemalige Bistum Minden hinzu. Im Rückblick waren diese Erwerbungen von historisch entscheidender Bedeutung. Der im Konzert der Mächte wenig zählende Mittelstaat Brandenburg, an der östlichen Peripherie des Heiligen Römischen Reiches gelegen, griff damit weit nach Westen aus und legte den Grundstein für die spätere Ausdehnung Preußens hin zum Rhein.

Grund genug also für fünf Museen, die in den seit dem 17. Jahrhundert von Brandenburg-Preußen geprägten Gebieten liegen, gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen 2009 mit Ausstellungen auf das historische Datum hinzuweisen. Die Ausstellung "Preußens Spuren in Minden-Ravensberg" im Historischen Museum der Stadt Bielefeld geht von Spuren Preußens aus, die noch heute in den Orten und in der Landschaft Ostwestfalens sichtbar sind. Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld haben sie fotografisch dokumentiert. Sie stellen den Ausgangspunkt dar für eine Reise in die preußische Vergangenheit der Region.

Die beiden benachbarten Gebiete Ravensberg und Minden wurden 1719 unter gemeinsamer Verwaltung zusammengeschlossen und führten bis zur Reichsgründung 1870/71, umgeben von fremden Territorien, ein Leben als preußischer Außenposten im Westen. Wie sah der Alltag unter dem preußischen Adler in dieser Zeit aus? Wie und wo griff der Staat in das Leben seiner Untertanen ein? War es von Militarismus und Gehorsam erfüllt, wie die Klischees von Preußen es nahe legen, oder gab es Freiräume, Widerständigkeit gar?

Dynastie und Herrschaft, Militär, Religion und Toleranz, Gewerbeförderung und Verwaltung, Rechtswesen und Sozialfürsorge sind nur einige der Themen, die die Ausstellung aufgreift und mit wertvollen Leihgaben aus zahlreichen Museen und Sammlungen darstellt. Sie zeigt die Auswirkungen des staatlichen Handelns auf die Menschen und lässt Entwicklungen erkennen, die noch heute die Region prägen. Dabei wird deutlich, dass Preußen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein Patchwork-Staat war, dessen Landesteile, vielfach durch fremde Territorien getrennt, ihre gewachsenen Eigentümlichkeiten gegenüber der Zentralgewalt geltend machten. Der preußische Staat trat häufig als Modernisierer auf, sei es bei der Feuerversicherung, bei der Mechanisierung des Leinengewerbes oder bei der medizinischen Versorgung, traf aber auf Beharrung und Widerstände, die erst allmählich überwunden wurden. Erstaunlich oft wandten sich Bürger und Bauern direkt an den König, wenn sie Konflikte mit der preußischen Verwaltung oder dem Adel hatten, und nicht selten entschied der Monarch zu ihren Gunsten.

Die Exponate der Ausstellung decken das gesamte historische Territorium Minden-Ravensberg ab, von Schlüsselburg an der Weser bis in den heutigen Landkreis Gütersloh. Sie machen Geschichte lebendig und haben selbst eine faszinierende Geschichte wie der berühmte Codex Wittekindeus, der vermutlich als Huldigungsgeschenk der Stadt Herford an den Großen Kurfürsten im 17. Jahrhundert nach Berlin gelangte und jetzt nach mehr als 300 Jahren erstmals wieder in seine Herkunftsregion zurückkehrt. Neben Leihgaben aus großen Museen wie z. B. dem Deutschen Historischen Museum Berlin oder der Klassik Stiftung Weimar stehen Objekte aus Kirchen und privaten Sammlungen der Region, die noch nie in einer Ausstellung zu sehen waren. So entsteht ein historisches Kaleidoskop, das farbige und neuartige Innenansichten eines Staates zeigt, bezogen auf die Lebenswirklichkeit seiner Bewohner.

Neben dem Begleitbuch zum Jubiläumsjahr "Wir sind Preußen. Die preußischen Kerngebiete in NRW 1609-2009", erschienen im Klartext-Verlag Essen 2009, 263 S., 19,95 Euro erscheint ein Exkursionsführer "Preußen in Minden-Ravensberg. Eine Spurensuche" im tpk-Regionalverlag.

Stumme Zeugen der Geschichte Preußens

"20 Taler Geldstrafe oder vier Wochen Gefängnis bei Wasser und Brot" – diese drastische Strafe galt im 18. Jahrhundert für das vorsätzliche Beseitigen eines Grenzsteins oder -baums. Das traf auch für die östliche Grenze Bielefelds zu, die schon seit 1491 besteht und sich seitdem in ihrer Lage kaum verändert hat. Allerdings wandelte sie sich von der streitbaren Herrschaftsgrenze der Grafschaft Ravenberg zur friedlichen Verwaltungsgrenze der Stadt Bielefeld.

Zur Sonderausstellung "Spuren Preußens in Westfalen", die am Sonntag, 25 Oktober 2009, im Historischen Museum beginnt, kommt die erweiterte Präsentation der ravensbergisch-lippischen Grenze im Internet unter www.bielefeld.de (Daten und Fakten > Geschichte) gerade recht. In dieser Rubrik wird die über 500 Jahre alte Grenzziehung vom Lockhauser Baum bis zum Vierländereck in Dalbke nun entsprechend gewürdigt. Ausführlich zeigen Fotos, Karten und Skizzen die Entwicklung der Grenze zwischen der Grafschaft Ravensberg und dem Fürstentum Lippe.

Auf einem Stadtplanausschnitt wird an 22 Stationen der Grenzverlauf erklärt. Aber nicht nur die schönen historischen Grenzsteine, mit preußischen Adlern und lippischen Rosen verziert, kommen dabei zur Geltung. Die Besucher erfahren auch, was ein Schnatgang ist, dass die Grenze Dörfer und Gehöfte, ja sogar Häuser teilte und wieviel Zoll für Paderbornsches Bier am Senner Hellweg gezahlt werden musste. Auf einer fast drei Meter langen Karte hat der Landvermesser Johann Ludwig Graf im Jahre 1784 alle 63 Grenzsteine kartiert. Diese Karte ist in den Online-Kartendienst der Stadt Bielefeld eingestellt und kann dort bis ins kleinste Detail betrachtet werden. Die Grenzsteine, aus Sandstein gefertigt, stehen heute allesamt unter Denkmalschutz. Mit dieser Internetpräsentation, die vom Vermessungs- und Katasteramt inhaltlich betreut wird, kann der historische Grenzverlauf nun von allen Geschichtsinteressierten nachvollzogen werden.

Info:
Preußens Spuren in Minden-Ravensberg
Ausstellung im Historischen Museum Bielefeld (25. Oktober 2009 bis 14. Februar 2010)
geöffnet Mi – Fr 10-17 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr

Link: www.1609-nrw.de

Kontakt:
Historisches Museum der Stadt Bielefeld
Ravensberger Park 2
33607 Bielefeld
www.historisches-museum-bielefeld.de

Quelle: Historisches Museum Bielefeld, Pressemitteilung; Stadt Bielefeld, Pressemitteilung, 21.10.2009

Fürther Freiwilligenprojekt »Akten der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft«

Das Archiv der Stadt Fürth ist im klassizistischen Schloss Burgfarrnbach beheimatet. Neben dem aufgenommenen Bestand befinden sich darin auch noch nicht bearbeitete Akten, deren Aufnahme ins Archivsystem die personellen Kapazitäten dieser städtischen Dienststelle übersteigen würden.

Aus diesem Grund wurde im Juli 2009 von der Archivleitung ein Freiwilligenprojekt initiiert, das sich mit dem Fernblick auf das Eisenbahn-Jubiläumsjahr 2010 (175 Jahre erste deutsche Eisenbahn Nürnberg-Fürth) mit einem noch nicht inventarisierten Bestand von ca. 50 laufenden Metern von Akten der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft beschäftigt. Diese Vereinigung wurde 1833 als eine Aktiengesellschaft gegründet, ihr Ziel war die Errichtung und Betrieb der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth, die ab dem 7. Dezember 1835 die beiden Städte verband. Als Besitzerin von Grund und Boden bestand die Vereinigung noch lange nach dem Einstellen der Ludwigseisenbahn 1922.

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Abbildung 1: Einführungsseminar zum Freiwilligenprojekt "Akten der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft". Restauratorin Zita Breu vom Büro für Restaurierungsberatung (links) zeigt den Teilnehmerinnen, dass Aktendeckel vorsichtig geöffnet und abgestützt werden sollen (Aufnahme Kornelius Götz, Büro für Restaurierungsberatung).

Die Akten der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft lassen auf interessante Einblicke in die Entwicklung der deutschen Eisenbahngeschichte und der Nürnberg-Fürther Lokalhistorie hoffen, so wurden bereits zum Beispiel Konstruktionszeichnungen von Lokomotiven oder Personenunterlagen gefunden.

Die Anleitung und Betreuung der Gruppe ist dem Büro für Restaurierungsberatung in Meitingen / Wien übertragen worden, dessen Erfahrung mit Freiwilligenprojekten eine professionelle Durchführung gewährleistet. Für die erfolgreiche Durchführung ist es unabdingbar, die Freiwilligen in einem Einführungsseminar auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Auf dem Seminar baut dann in einem zweiten Schritt eine Arbeitsanweisung auf, die den Freiwilligen als Leitfaden schriftlich vorliegt.

Die Akten werden beim Sichten gesäubert und geglättet, ihre Daten und Inhalte in das archiveigene Erfassungssystem eingegeben, besondere Blätter fotografiert. Die Eingabemaske des Stadtarchivs Fürth wurde speziell für die Anforderungen dieses Projekt umgestellt. An vier Terminen wurden bereits 118 Akten in das System eingegeben. Das Büro für Restaurierungsberatung steht während der gesamten Projektlaufzeit für Rückfragen zur Verfügung. In regelmäßigen Abständen finden Konsultationstermine mit den Freiwilligen statt, um über den Arbeitsfortschritt zu sprechen und gegebenenfalls Anpassungen am Leitfaden vorzunehmen.

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Abbildung 2: Die Arbeit der Freiwilligen wurde bei einer Pressekonferenz im Oktober 2009 der in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Von links nach rechts sind zu sehen: Gerda Distler, Archivleiterin Dr. Sabine Brenner-Wilczek, Bärbel Bachmann-Leitmeir, Irene Schuricht, Gertraud Eggemann (Aufnahme Kornelius Götz, Büro für Restaurierungsberatung)

Die Freiwilligengruppe setzt sich aus Geschichtsinteressierten zusammen, es sind drei Stadtführerinnen und eine ehemalige Geschichtsstudentin dabei. Mit ihnen arbeitet ein Angestellter des Stadtarchivs Fürth zusammen, betreut wird das Team von einer Museumspädagogin des Stadtmuseums Fürth, da nach der vollständigen Erfassung eine Ausstellung aus dem Bestand geplant wird. Das gemeinsame Interesse eint die Gruppe, ebenso wie die Begeisterung über besonders schöne oder interessante Objekte. Dadurch entsteht eine angenehme und freundschaftliche Atmosphäre innerhalb des Teams, die für ein erfolgreiches Projekt unabdingbar ist. Unterstützt wird die positive Stimmung durch die Wertschätzung von Archivleitung und Betreuern: Anfang Oktober 2009 wurde eine Pressekonferenz zu diesem Thema veranstaltet, das Projekt der Lokalpresse vorgestellt und die Arbeit des Teams in einem breiteren Rahmen gewürdigt.

Aufgrund der bisher guten Erfahrungen wird darüber nachgedacht, auch in der Zukunft weitere Freiwilligen-Projekte im Stadtarchiv Fürth zu initiieren.

Kontakt:
Stadtarchiv Fürth, Stadtbibliothek, Städtische Sammlungen im Schloss Burgfarrnbach
Schloss Burgfarrnbach
Schlosshof 12
90768 Fürth
1. Stock, Zimmer 116
Telefon: (0911) 97534-3
Fax: (0911) 97 53 45 11
arch@fuerth.de

Quelle: Ruth Kollinger M.A. / Stadtarchiv Fürth, 17.10.2009

Arbeitszimmer und Bibliothek von Schalom Ben-Chorin (1913-1999) in München

Vor zehn Jahren, am 7. Mai 1999, ist der aus München stammende Religionsphilosoph und Schriftsteller Schalom Ben-Chorin in Jerusalem gestorben. Als Brückenbauer zwischen den Religionen und als einer der wichtigsten Protagonisten des christlich-jüdischen Dialogs genießt der 1913 als Fritz Rosenthal geborene Münchner bis heute höchstes Ansehen.

Sein reichhaltiges publizistisches Erbe kehrt nun nach Deutschland zurück. Der schriftliche Nachlass Ben-Chorins, darunter Korrespondenz und Manuskripte, befindet sich seit Juli 2009 im Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo er wissenschaftlich erschlossen wird. Das Arbeitszimmer und die umfangreiche Bibliothek Ben-Chorins wurden der Landeshauptstadt München übereignet. Die Bibliothek, wie sie seit mehr als fünf Jahrzehnten in Ben-Chorins Wohnung im Jerusalemer Stadtteil Romema gewachsen ist, wurde im Stadtarchiv München in den letzten Monaten detailgetreu rekonstruiert. Sie ist nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Im Nebenraum der Bibliothek zeigt das Stadtarchiv München derzeit unter dem Titel „Stationen: Schalom Ben-Chorin (1913–1999)“ eine kleine Ausstellung mit Motiven aus dem privaten Fotoalbum Ben-Chorins.

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Abb.: Die Bibliothek von Schalom Ben-Chorin im Stadtarchiv München, 2009. Oben links: Schalom Ben-Chorin, 1986 (Fotos: Stadt München, Collage: JM)

Es ist der Familie Ben-Chorin, insbesondere aber seiner Ehefrau Avital zu verdanken, dass das Stadtarchiv mit Bibliothek und Arbeitszimmer die schöpferische Lebensleistung und die versöhnende Kraft eines großen Sohnes der Stadt München dokumentieren kann. Die „Rückkehr“ Ben-Chorins in seine Heimatstadt, mit der er trotz schmerzlicher Erfahrungen während der NS-Zeit bis an sein Lebensende eng verbunden war, ist ein eindrucksvolles und nachhaltiges Zeichen für Dialog und Verständigung.

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach würdigt Schalom Ben-Chorin in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv München am 2. Dezember 2009 in seiner Veranstaltungsreihe „Zeitkapsel“.

Info:
Arbeitszimmer und Bibliothek von Schalom Ben-Chorin (München 1913 – Jerusalem 1999)
Eröffnung durch Oberbürgermeister Christian Ude und Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, im Beisein der Familie Ben-Chorin am 15. Oktober 2009.
Das detailgetreu aufgebaute Arbeitszimmer und die Bibliothek des 1999 in Jerusalem verstorbenen Religionsphilosophen und Schriftstellers Schalom Ben-Chorin haben im Stadtarchiv München eine neue Heimstatt bekommen.
Die Besichtigung von Arbeitszimmer und Bibliothek ist jeden Mittwoch (außer an Feiertagen) zwischen 9.00 und 12.00 Uhr oder nach Voranmeldung möglich.

Kontakt:
Dr. Andreas Heusler
Stadtarchiv München
Winzererstr. 68
80797 München
Telefon: 089-233 30815
andreas.heusler@muenchen.de

Quelle: Stadt München, Pressemitteilung, 16.10.2009