Blog zu Ostwestfalen-Lippe und den Ersten Weltkrieg 1914-1918

Der „Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive“ konnte seit 2007 bereits zwei gemeinsame Wanderausstellungen erarbeiten: zur Pogromnacht 1938 sowie zur Einwanderung nach OWL seit 1945. Mit seinem aktuellen Projekt zum Ersten Weltkrieg beschreitet der Arbeitskreis einen anderen Weg: Als reine Internetpräsentation von Quellen aus der Region OWL zum Ersten Weltkrieg ist es möglich, ganz unterschiedliche, jeweils digitalisierte Quellen aus den OWL-Archiven vorzustellen und zu edieren. Zugleich werden sie niederschwellig für die Nutzung zur Verfügung gestellt.

Schulen und Universitäten, Volkshochschulen und Geschichtsvereine können die Materialien von der Webseite www.owl-archive.de herunterladen und in eigenen Veranstaltungen nutzen. Sie können eine thematische, pädagogische oder örtliche Auswahl treffen, können die Quellen kommentieren und auch weitergehend zu ihrer Erschließung beitragen. Als Web 2.0-Projekt bietet die Online-Präsentation der OWL-Archive zum Ersten Weltkrieg ein Forum für kontinuierlichen fachlichen Austausch, der Nutzern wie Archiven zugute kommt.

Abb.: 'Kriegszug Warburg - Altenbeken - Paris', 20.8.1914 (Foto: Kreisarchiv Paderborn/ Heinrich Müller)

Abb.: „Kriegszug Warburg – Altenbeken – Paris“, 20.8.1914 (Foto: Kreisarchiv Paderborn/ Heinrich Müller); Screenshot der Webseite www.owl-archive.de

Die Quellen werden in der Online-Präsentation als Digitalisate eingestellt, durch eine Transkription oder eine kurze Zusammenfassung inhaltlich vorgestellt sowie historisch eingeordnet. Durch die Verschlagwortung der einzelnen Dokumente, Bilder und Akten können die Quellen unterschiedlich angeordnet werden, so dass die Nutzer eigenen Interessensgebieten nachgehen können und die Vielfalt und Vielschichtigkeit der Überlieferung kennenlernen.

Dabei ist es ein Kennzeichen des Ersten Weltkriegs, dass es neben dem militärischen Geschehen an der Front zur Einbeziehung der frontfernen Zivilbevölkerung, auch in Ostwestfalen-Lippe, in die Kriegshandlungen kam. Es gab gleichsam eine Tendenz zur Totalisierung des Krieges, indem alle Lebensbereiche, alle gesellschaftlichen Klassen und Altersgruppen in den Krieg involviert wurden, z.B. Schüler als Sammlungshelfer oder in der vormilitärischen Ausbildung. Der Heimat kam eine strategische Rolle als materielles und immaterielles Reservoir für die Kriegsführung zu. Diese Funktion nahm sie entweder aktiv war oder sie war passiv davon betroffen: Als „leidende Heimatfront“ spürte sie die Folgen und Lasten der Kriegsführung und der Kriegsdauer, z.B. durch Bombenangriffe und kriegerische Handlungen hinter der Front, durch Hungersnöte, Versorgungsengpässe, durch die stete Angst und Sorge um Angehörige und Freunde. Als „dienende Heimatfront“ war sie der Ort für Lazarette, Sanatorien, für das Einwerben von Spenden, für Sammelstellen, für die Rüstungsindustrie und die Arbeit in der militärischen Logistik, sie war Nachrichtenbörse (durch Post, Gemeindebriefe etc.) und sah die Trostspendeaufgaben der Kirchen (Trauerfeiern, Seelsorge etc.) und die Gedenkveranstaltungen (auch nach dem Kriege), sie fungierte als Familie als privater Schutzraum (für Soldaten auf „Fronturlaub“) etc. – Intensivstes Medium für den Austausch zwischen Front und Heimatfront war die millionenfache Feldpost.

Die online präsentierte Sammlung „OWL und der Erste Weltkrieg“ resultiert aus unterschiedlichen Provenienzen, Zuständigkeiten und Tätigkeitsfeldern. Sie kann zu neuen lokal- und regionalgeschichtlichen Erkenntnissen verhelfen, z.B. über die Qualität und die Häufigkeit der Kommunikation untereinander (im Ort und in den Familien). Sie kann z.B. über den Umgang mit den Kriegsgefangenen informieren, sie verdeutlicht die Lebensbedingungen während des Kriegsverlaufs und dokumentiert die Gedenkkultur während des Krieges und in der Nachkriegszeit.

Die Dokumente ermöglichen es, einen Zusammenhang von „großer Politik“ und lokalem Geschehen zu erkennen. So schreibt zum Beispiel Pfarrer Ernst Hartmann aus Rödinghausen am 10.11.1918, also am Ende des Krieges in sein Tagebuch: „In Herford hat der Aufruhr ebenfalls gesiegt. Man sagt, der Kaiser & Kronprinz hätten abgedankt. Ebert (Soz[ialdemokrat]) sei Reichskanzler. Lieschen Meier, die von der Beerdigung ihrer Schwester bis Bünde hatte fahren können, war mit ihrem Koffer über Börningh[ausen] zu Fuß nach Oldendorf gegangen, da weiter kein Zug verkehrte. Sie hat selbst gesehen, wie ein Soldat dem Andern die Kokarde [Uniformabzeichen] abgerissen hat.“ – Dies umreißt den Horizont der Menschen an der Heimatfront OWL, so wie es bei Kriegsbeginn auch aus dem Abituraufsatz des Bielefelder Schülers Heinrich Thöne hervorgeht. Über mögliche Konsequenzen, die aus den Kriegserklärungen resultieren könnten, schrieb er bemerkenswert hellsichtig: „Hierdurch ist für uns die Lage sehr ernst geworden. Englands Flotte ist der unsrigen überlegen, wiewohl Deutsche Seeoffiziere im Ringen mit England siegreich zu bestehen glauben. Verbindet sich gar Englands Flotte mit der französischen – woran sich doch kaum zweifeln läßt – so ist die Aussicht auf Sieg sehr gering. Und sollten wir besiegt werden, so wird zweifellos Rußland, dieser slawische Staat, eine Großmachtstellung in Europa einnehmen. Deutschlands Größe wäre dahin, Elsaß-Lothringen gingen verloren, verloren die Deutschen Ostseeprovinzen, sein Handel läge danieder, ungeheure Kriegskosten müßten wir aufbringen.“

Die Online-Präsentation „OWL und der Erste Weltkrieg. Ostwestfalen-Lippe zwischen Front und Heimatfront“ ist am 29. August 2014 gestartet worden. Sie wird in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf Ostwestfalen-Lippe sukzessive um digitalisierte Materialien ergänzt werden. Die OWL-Archive wiederum sind interessiert an Hinweisen der Besucher auf Quellen aus privater Hand, Feldpostbriefe und Fotos beispielsweise, aber auch Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungsberichte von Zeitgenossen über die damalige Front und die Heimatfront.

Der AK OWL-Archive ist ein projektbezogener Verbund regionaler Archive vor allem staatlicher, kommunaler und kirchlich-diakonischer Provenienz. An dem Projekt zum Ersten Weltkrieg beteiligten sich bei Beginn folgende Archive:

Kontakt:
Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive
c/o Dr. Bärbel Sunderbrink
Stadtarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
05231 / 766110
baerbel.sunderbrink@lav.nrw.de

www.owl-archive.de

Wechsel im Detmolder Kirchenarchiv

Das Archiv der Lippischen Landeskirche steht vor einem Wechsel: zum 1. September 2014 geht Archivarin Maja Schneider in den Ruhestand, ihre Nachfolgerin ist Kristina Ruppel. Damit endet im Landeskirchenamt eine Ära. Mehr als vier Jahrzehnte hat Maja Schneider die Bestände betreut. Und nicht nur das – als sie eingestellt wurde, gab es noch kein landeskirchliches Archiv, sie hat es aufgebaut und bis heute gepflegt und erhalten.

Abb.: Kristina Ruppel (rechts) ist die Nachfolgerin von Maja Schneider im Archiv der Lippischen Landeskirche (Foto: LKA Detmold)

Abb.: Kristina Ruppel (rechts) ist die Nachfolgerin von Maja Schneider im Archiv der Lippischen Landeskirche (Foto: LKA Detmold).

An die Anfänge 1972 erinnert sie sich mit einem Schmunzeln: „In den ersten drei Jahren gab es keine Räume für meine Arbeit, da bin ich über die Dörfer gefahren und habe die Archive der Kirchengemeinden verzeichnet.“ Auch in den Jahren danach war im Landeskirchenamt für die Archivarbeit alles noch recht provisorisch.

Das änderte sich Anfang der 90er Jahre, als das Landeskirchenamt an der Leopoldstraße seinen Neubau bekam. Hier befindet sich seitdem im Untergeschoss das vollklimatisierte Magazin: „1300 laufende Meter Akten mit bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Quellen zur Geschichte der Lippischen Landeskirche“, erklärt Maja Schneider. Eine Etage höher im Erdgeschoss hat sie ihr Büro mit angeschlossenem Leseraum: „Die Aufbereitung der Aktenbestände für die Benutzung ist unsere Hauptaufgabe.“

Und so kommen beständig Besucher ins Archiv, mit Interesse an Familienforschung und Forschung für wissenschaftliche Arbeiten. Denn nicht nur die landeskirchliche Überlieferung ist hier zu finden, auch Bestände von Kirchengemeinden werden hier verwahrt sowie das Archiv des Reformierten Bundes und des Diakonissenhauses Detmold (heute diakonis) sowie Sammlungen und Nachlässe bedeutender kirchlicher Persönlichkeiten.

Die besondere Geschichte der Lippischen Landeskirche, deren Gründung bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, liegt der Archivarin am Herzen. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft verantwortungsvoll gestalten“, ist ihre Überzeugung. Dafür sei auch die Zusammenarbeit mit anderen Archiven und kulturellen Einrichtungen in Lippe wichtig. Ähnlich sieht das Kristina Ruppel. Sie hat bereits mehrere Jahre Berufserfahrung in kirchlichen Archiven in Bielefeld und Berlin gesammelt. Den Dokumenten und Urkundensammlungen ihre Struktur und Ordnung zu geben, reizt sie besonders: „ Auch zu entscheiden, was archivwürdig ist und aufgehoben werden sollte.“

Das Papier wird die Grundlage bleiben, dennoch geht auch das Archivwesen mit der Zeit: Ein Ziel ist es, die Bestände online zu stellen, erklären Schneider und Ruppel. Auch mit Internet-Blogs für Neuigkeiten aus dem Archivwesen soll künftig gearbeitet werden. Doch in einer Hinsicht finden beide den Einzug der neuen Zeiten gar nicht so schön: „Die Einträge in den Kirchenbüchern sind über die Jahre immer kärglicher geworden“, erklärt Maja Schneider: „Hat der Pfarrer früher bei den Geburts- oder auch Todesdaten noch die ein oder andere Bemerkung ins Kirchenbuch geschrieben, zum Beispiel bei ungewöhnlichen Todesfällen, so werden heute nur noch die reinen Daten vermerkt. Das wird die Familienforschung in den kommenden Jahrzehnten immer schwieriger gestalten.“

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Lippischen Landeskirche
Leopoldstraße 27
32756 Detmold
Tel.: 05231/976-803
Fax: 05231/976-850
archiv@lippische-landeskirche.de

Quelle: Lippische Landeskirche, Pressemitteilung, 22.8.2014; EKvW, 23.8.2014

100 Jahre Erster Weltkrieg – Veranstaltungen in Lemgo

Das Stadtarchiv Lemgo bietet in zwei Kooperationen Vorträge und Lesungen zum Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg – 1914/ 2014“ an. Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der VHS Detmold-Lemgo umfasst drei Vorträge zur sogenannten
Heimatfront in Lemgo und ihren Auswirkungen, die Kriegserlebnisse und Einsatzgebiete von lippischen Soldaten und die Erinnerungskultur an die Gefallenen des Krieges.

Termine:

Samstag, 30.08.2014
Heimatfront – Lemgo im Ersten Weltkrieg (Referent: Marcel Oeben), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Samstag, 06.09.2014
Lipper im Ersten Weltkrieg (Referent: Dr. Hansjoerg Riechert), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Samstag, 13.09.2014
Kriegsdenkmäler in Lemgo und Umgebung (Referent: Georg Heil), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Nähere Informationen zu den einzelnen Vorträgen sind dem aktuellen VHS-Programm oder der Internetseite des Stadtarchivs www.stadtarchiv-lemgo.de zu entnehmen.

Eine weitere Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Stadtbücherei Lemgo umfasst zwei Lesungen. An zwei Abenden lesen Lemgoer und Lemgoerinnen aus Romanen bekannter und weniger bekannter deutscher,
französischer, britischer und amerikanischer Schriftsteller, die selbst als Soldaten am „Großen Krieg“ teilgenommen haben.

Termine:

Dienstag, 09.09.2014
Der Krieg im Roman – Deutsche Autoren (Lesung von Texten der Autoren Erich Maria Remarque, Ludwig Renn, Ernst Jünger und Joachim Ringelnatz), Stadtbücherei Lemgo, Papenstraße 40, Beginn: 19 Uhr

Dienstag, 16.09.2014
Der Krieg im Roman – Fremdsprachige Autoren in deutscher Übersetzung (Henri Barbusse, Georges Duhamel, Robert Graves, Ernest Hemingway), Stadtbücherei Lemgo, Papenstraße 40, Beginn: 19 Uhr

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 21 31 61
stadtarchiv@lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Fotoausstellung »Elf Jahrzehnte SC Freiburg«

Uwe Schellinger hat als ehrenamtlicher Archivar des Fußballvereins SC Freiburg die Jubiläumsausstellung „Elf Jahrzehnte SC Freiburg“ mitentwickelt. Die Fotoausstellung ist für alle Fans offen am Montag, den 18. August und Montag, den 25. August 2014 von 9 bis 18 Uhr in den Stadionräumen. Wer Fotos, Stadionhefte, Zeitungsausschnitte etc. besitzt, die für das Archiv interessant sein könnten, möge sich melden bei u.schellinger@scfreiburg.com.

Abb.: Archivar Uwe Schellinger und Ältestenrat Klaus Steinwarz (hinten) im Archiv des SC (Foto: Seeger)

Abb.: Archivar Uwe Schellinger und Ältestenrat Klaus Steinwarz (hinten) im Archiv des SC (Foto: Seeger)

scfreiburg.com: Herr Schellinger, von Ihnen stammen das Konzept und der Titel zur Fotoausstellung zum 110-jährigen Jubiläum des SC Freiburg…

Uwe Schellinger: Ich saß in einer Arbeitsgruppe des SC, in der über eine Ausstellung diskutiert wurde. Ich habe dann versucht, einen vernünftigen formalen und inhaltlichen Rahmen dafür zu entwickeln. Das wurde in der Gruppe weitgehend für gut und auch umsetzbar befunden in der relativ kurzen Zeit, die für ein Projekt dieser Art zur Verfügung stand.

scfreiburg.com: Umgesetzt wurde das Projekt jetzt als Fotoausstellung unter dem Titel „Elf Jahrzehnte SC Freiburg“.

US: Der Titel spielt ein bisschen Doppelpass mit dem Titel des Buches, das der SC zu seinem 100. Geburtstag herausgegeben hat: „Hundert Jahre 90 Minuten“.

scfreiburg.com: Seit wann beschäftigen Sie sich schon mit der SC-Historie?

US: Als ehrenamtlicher Archivar seit gut zwei Jahren. Als Historiker und anderseits SC-Fan und Mitglied habe ich aber schon 2006 Martin Braun darauf angesprochen. Der war damals Pressesprecher, und es war eine Zeit, in der die Beschäftigung mit der Fußballgeschichte auch wegen der WM in Deutschland zu boomen begann.

scfreiburg.com: Aber beim SC eher nicht, oder?

US: Überhaupt nicht. Martin Braun verwies mich an den Ältestenrat, der satzungsgemäß für die Traditionspflege zuständig ist. Aber passiert ist dann lange nichts. 2011 ist Jörg Weber, der Vorsitzende des Ältestenrats, dann auf mich zugekommen. Ich vermute, auch weil Achim Stocker 2009 gestorben war, und es das Gefühl gab, man dürfe die Geschichte des SC jetzt nicht einfach vergessen.

scfreiburg.com: Wobei Achim Stocker angeblich das Archivmaterial, das nicht schon beim Bombenangriff 1944 verbrannt war, in den 1970ern zum Müll gebracht haben soll…

US: Eine von vielen Geschichten, von denen keiner mehr weiß, ob sie stimmen. Sehr viel Material war jedenfalls nicht da, als ich vor allem mit der Unterstützung von Klaus Steinwarz und Ditmar Heizmann aus dem Ältestenrat angefangen habe, die Umzugskartons im Stadionkeller, in denen alles lagerte, auszuräumen.

scfreiburg.com: Das Material, das der 2006 verstorbene, frühere Ältestenratsvorsitzende Peter Martin vor dem 100jährigen des SC zusammengetragen hatte?

US: Das und Verschiedenes mehr. Nicht sehr viel, wie gesagt. Deshalb versuchen wir Mitglieder und Fans immer wieder zu animieren, uns zur Verfügung zu stellen, was sie noch finden: Zeitschriften, Fotos – alles. Regelmäßig bin ich bei Tagungen der Vereinsarchive und höre wie andernorts Museen in Stadien gebaut werden und weiß dann noch besser: Beim SC bleibt die Dokumentation der Vereinsgeschichte ein wichtiger Auftrag für die Zukunft.

Quelle: SC Freiburg, 12.8.2014

Virtueller Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation in Speyer

Speyer ist eine der wichtigen „Geburtsstätten“ der Reformation in Deutschland: Die sogenannte „Protestation“ von Fürsten und Städten auf dem Speyerer Reichstag von 1529 gilt als Geburtsstunde des Protestantismus. Gleichzeitig war dies ein wichtiger Schritt hin zu Toleranz und Freiheit des Gewissens. Zahlreiche Kirchen und andere Gebäude zeugen bis heute von Speyer als „Stadt der Protestation“. Dies gilt beispielsweise für die Dreifaltigkeitskirche und die neuzeitliche Gedächtniskirche als Erinnerungsmonument der „Protestation“ von 1529.

App 'Speyer - Stadt der Reformation'

Manche Stätten der Reformation und des Protestantismus in Speyer sind allerdings heute nicht mehr im Stadtbild sichtbar. Hierzu zählt vor allem auch der Speyerer Ratshof: Die Tagungsstätte des Speyerer Rates, aber auch der Speyerer Reichstage und des gemischtkonfessionell besetzten Reichskammergerichts, das Speyer von 1527 bis 1689 zu einem der „Zentralorte“ des Heiligen Römischen Reiches machte, ist heute nicht mehr sichtbar. Der Ratshof war beim großen Stadtbrand von 1689 wie zahlreiche andere Gebäude der Stadt schwer beschädigt worden; die Reste wurden schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts endgültig abgerissen.

Die Evangelische Kirche der Pfalz hat gemeinsam mit der Abteilung Kulturelles Erbe der Stadt Speyer (Stadtarchiv) eine Smartphone-App konzipiert und entwickelt, die sich dieser wichtigen stadt- und konfessionsgeschichtlichen Thematik annimmt: Die App „Speyer – Stadt der Protestation“ ist als virtueller Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation angelegt. Sie umfasst 16 Stationen in der Stadt („Points of Interest“). Es werden mehrere Routen angeboten, ein Einstieg in die App ist von jeder Stelle aus möglich.

Zu den Angeboten der App gehören Karten und Pläne zu den einzelnen Stationen. Mittels historischer Fotos und Abbildungen werden die Stationen kurz und allgemein verständlich erklärt. Dazu kommen Videos und weitere Medien, die ebenfalls über die App angeboten werden. Zu jeder Station werden auch eigens eingesprochene Audio-Dateien mit den wichtigsten Informationen angeboten. Über die in die App integrierten Kartenfunktionen werden die Laufwege und Parkmöglichkeiten der Besucher angezeigt.

Die App enthält daneben nicht nur aktuelle Neuigkeiten rund um die Stadt Speyer, die Evangelische Kirche der Pfalz und zum Stadtarchiv Speyer, sondern auch eine Liste aller Gotteshäuser in Speyer. Sie füllt, kurz gesagt, in interaktiver Form eine erhebliche stadtgeschichtlich-kulturelle und touristische Lücke. Die technische Realisierung erfolgte gemeinsam mit der Firma Lange + Pflanz (Speyer). Zur Finanzierung trugen neben der Landeskirche und der Stadt Speyer die Diakonissen Speyer-Mannheim, die Firma Mann & Hummel (Speyer) die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank), die Ecclesia Versicherungsdienst GmbH (Detmold), der Verkehrsverein Speyer, das Historische Museum der Pfalz, die Kulturstiftung Speyer und der Lions-Club Speyer bei.

Der Download der APP ist für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme (iOS, Android) kostenfrei. Sie steht sowohl im Apple App-Store wie auch im Google play-store bereit.

Links:

Quelle: Evangelische Kirche der Pfalz, Pressemeldung, 8.8.2014.

Verband kirchlicher Archive präsentiert Bestände zur Geschichte des Ersten Weltkriegs

Der Erste Weltkrieg beeinflusste den Alltag anhaltend und vielfältig. Er ist im kollektiven Gedächtnis tief verankert als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Der Verband kirchlicher Archive in der EKD, ein Zusammenschluss von sechzig evangelischen Archiven, präsentiert auf seiner Website www.evangelische-archive.de hundert Jahre nach dem Kriegsbeginn (28. Juli 1914) und der Generalmobilmachung durch Kaiser Wilhelm II. (1. August 1914) eine Auswahl an relevanten Unterlagen, die den Aufbruch und mit zunehmender Kriegsdauer den Weltbruch insbesondere im kirchlichen Bereich dokumentieren und Forschung und Öffentlichkeit wenig bekannt sind.

Unterschiedliche Quellen und Einstiegsmöglichkeiten in die Thematik bieten die Landeskirchlichen Archive in Bielefeld, Dresden, Düsseldorf, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Nürnberg und Speyer sowie das Evangelische Zentralarchiv in Berlin, die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und die Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal.

Geländekampfspiel der Rheinischen Schülerbibelkränzchen mit Holzspeeren, 1913 (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland) 

Abb.: Geländekampfspiel der Rheinischen Schülerbibelkränzchen mit Holzspeeren, 1913 (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

Kirchliches Amtsblatt Konsistorium Kassel, 1. August 1914, Gebetsstunden während der Kriegszeit (Landeskirchliches Archiv Kassel)

Abb.: Kirchliches Amtsblatt Konsistorium Kassel, 1. August 1914, Gebetsstunden während der Kriegszeit (Landeskirchliches Archiv Kassel)

Die Karlsruher Geistlichkeit am Massengrab für die Fliegeropfer in Karlsruhe, Juni 1916 (Landeskirchliches Archiv Karlsruhe)  

Einschlägige Stichworte sind Feldpostbriefe, Beschlagnahme von Glocken und Metallspenden, Kriegspredigten, Kriegsanleihen, Kriegsgefangenenseelsorge, Kriegsgräber, Kriegstagebücher- und -chroniken, Verleihung von Verdienstkreuzen. In Ergänzung der aktuellen Ausgabe 53/2013 der Zeitschrift Aus evangelischen Archiven, in der siebzehn evangelische sowie einige katholische Archive ihre Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs übersichtsweise präsentieren, werden auf der Website einige Quellen in erweiterter Form vorgestellt. Die Präsentation wird ständig ergänzt und erweitert.

Weitere Informationen siehe auch: http://www.ekd.de/themen/material/erster_weltkrieg/uebersicht.html 

Bettina Wischhöfer, Verband kirchlicher Archive

Auf den Spuren jüdischer Vorfahren in Limburg

In Begleitung von Christa Pullmann, der geschäftsführenden Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, und voller Neugier auf das Leben ihrer Vorfahren, der Familie Beringer, besuchte die Amerikanerin Meg Freeman das Stadtarchiv Limburg a.d. Lahn. Die seit langer Zeit in Limburg ansässige Familie lebte seit circa 1870 in der Diezer Straße 11.

Nach fast vier Stunden Austausch mit Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker und Einblicken in Kopien der Meldekarten ihrer Mutter, Großeltern und Urgroßeltern, in Zeitungskopien und Standesamtseinträge sowie in eine Kopie aus einem Klassenbuch der Volksschule mit den Noten ihrer Mutter, bevor diese 1938 die Schule verlassen musste, erhielt sie noch ein Erinnerungsgeschenk: ein Foto der Diezer Straße von circa 1937, auf dem unter anderem das Haus ihrer Familie zu sehen ist sowie ein weiteres Foto des Hauses kurz vor dem Abbruch 1975.

Meg Freemans Urgroßeltern waren Isidor (1857-1938) und Auguste (1862-1942) Beringer. In der „Kristallnacht“ wurde ihre Wohnung verwüstet, unter anderem wurde das Ölgemälde ihres 1915 gefallenen Sohnes Moritz zerstört. Isidor Beringer verlor durch dieses Ereignis die letzte Lebenskraft und starb am 27. November 1938, seinem 81. Geburtstag. Auguste Beringer verkaufte 1939 das Haus an die Stadt, wobei ihr der Kaufpreis nicht ausgezahlt wurde, und ging nach Frankfurt. Ihr Sohn Fritz (Megs Großvater) war mit seiner Familie über London in die USA gegangen. Von dort versuchte er noch im August 1941, seine Mutter über Kuba in die USA zu holen und hatte bereits ein Visum bezahlt. Durch den Kriegseintritt der USA blieben die Versuche erfolglos. Auguste Beringer wurde in Theresienstadt ermordet. An Isidor und Auguste Beringer erinnern seit November 2013 in der Diezer Straße Stolpersteine.

Kontakt:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
Stadtarchiv
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 06431 203-368
Fax 06431 584 3947
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Wittich, August 2014