Historisches Rheinbahnarchiv nun im Stadtarchiv Düsseldorf

Die Rheinbahn AG, ein Unternehmen mit inzwischen über 120-jähriger Tradition, hat sich entschieden, vor dem Umzug von Oberkassel nach Lierenfeld ihr historisches Archiv dem Stadtarchiv Düsseldorf anzuvertrauen. Dr. Julia Lederle-Wintgens, stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Düsseldorf, stellte gemeinsam mit Georg Th. Schumacher, Unternehmenssprecher der Rheinbahn AG, am 31.3.2017 einige der Schätze im Stadtarchiv Düsseldorf vor.

Abb.: Elektrobus, noch mit Batterie-Anhänger als Linie 779, ca. 1981 (Foto: Stadtarchiv Düsseldorf)

Das 1896 unter dem Namen „Rheinische Bahngesellschaft AG“ gegründete Nahverkehrsunternehmen hat Düsseldorf und seine Geschichte geprägt. Beauftragt mit dem Bau der Oberkasseler Brücke, die seit 1898 die bis dahin benutzte Schiffsbrücke ersetzte, ermöglichte das Unternehmen die gezielte Erschließung und Anbindung der linksrheinischen Gebiete an den Wirtschaftsraum Düsseldorf. 1909 mündete dies in der Eingemeindung der linksrheinischen Stadtteile. Neben dem Personenverkehr betrieb die Rheinbahn auch Industriebahnen, was die Ansiedlung von zahlreichen Industrieunternehmen ermöglichte. Am 21. Dezember 1921 übernahm die Rheinbahn dann die defizitären Städtischen Straßenbahnen und wurde damit zum Düsseldorfer Nahverkehrsmonopolisten.

Das Stadtarchiv Düsseldorf ist das historische Gedächtnis der Stadt. Es übernimmt und verwahrt die Unterlagen der Stadtverwaltung, die aus rechtlichen und historischen Gründen auf Dauer aufbewahrt werden müssen. Darüber hinaus archiviert es Unterlagen von Privatpersonen, Firmen, Vereinen und Einrichtungen, die für die Geschichte von Düsseldorf von Bedeutung sind. So konnte das Stadtarchiv bereits vor einigen Jahren zahlreiche historische Fotos der Rheinbahn übernehmen. Im fachgerecht klimatisierten Magazin werden sie jetzt dauerhaft erhalten. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs haben auf der Suche nach weiteren historischen Schätzen in den vergangenen Monaten sämtliche Bereiche der Rheinbahn besucht. „Historisch“ ist dabei nicht nur mit „sehr alt“ gleichzusetzen, sondern auch mit wertvoll für die Düsseldorfer Stadtgeschichte. Viele beeindruckende Stücke wurden zu Tage befördert, zum Beispiel technische Zeichnungen von Rheinbahnwagen aus den 1920er und 1930er Jahren; Wagenbücher, teilweise begonnen vor rund 100 Jahren, die den Zustand und jede einzelne Reparatur von Rheinbahnfahrzeugen detailliert verzeichnen oder die umfangreiche Akte, die über die Verhandlungen mit der Stadt Düsseldorf bezüglich einer Endstation Haroldstraße von 1903 bis 1911 erzählt.

An den Standorten der Rheinbahn in Oberkassel, Heerdt und Lierenfeld wurden die Archivare mit offenen Armen aufgenommen und führten viele interessante Gespräche mit Rheinbahnmitarbeitern, mit deren Hilfe die Aktenkeller durchforstet wurden. Auch die Gespräche mit dem Verein „Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf e. V.“ waren sehr hilfreich. Besonders dankbar ist das Stadtarchiv für die Unterstützung durch die Familie des verstorbenen Rheinbahnarchivars Dieter Zeh, dessen unermüdlicher Einsatz viele der spannenden Unterlagen bewahrt hat.

Abb.: Dr. Julia Lederle-Wintgens, stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Düsseldorf, Paul Golm, der ein freiwilliges soziales Jahr im Stadtarchiv absolviert, und Georg Th. Schumacher, Unternehmenssprecher der Rheinbahn AG (Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Uwe Schaffmeister)

Das Stadtarchiv übernahm unter anderem neben Akten, die bis in das Gründungsjahr der Rheinbahn zurückreichen, zahlreiche Fotos, Druckschriften, Schriftwechsel und Pläne aus dem 20. Jahrhundert bis hin zu digitalen Plakatvorlagen aus den letzten Jahren. Inzwischen sind die Unterlagen im Stadtarchiv angekommen, wurden dort im Magazin archiviert und mit Hilfe eines vorläufigen Findbuchs erschlossen, das Paul Golm, der momentan ein freiwilliges soziales Jahr im Stadtarchiv absolviert, erstellt hat. Die Schätze der Rheinbahn werden nun genauer untersucht, so dass in Zukunft neue historische Erkenntnisse zur Geschichte der Rheinbahn und damit zur Geschichte Düsseldorfs zu erwarten sind.

Kontakt:
Stadtarchiv Düsseldorf
Worringer Strasse 140
40200 Düsseldorf
Tel. 0211- 8999230
Fax 0211- 8929155

Quelle: Landeshauptstadt Düsseldorf, Aktuelles, 3.4.2017; Stadtarchiv Düsseldorf, Aktuelles, 21.4.2017

Unbekannte Substanz führte zu Feuerwehreinsatz im Stadtarchiv Erfurt

Für unerwartete Aufregung sorgte am Mittwochvormittag, 19.4.2017, ein Einsatz der Feuerwehr im Stadtarchiv Erfurt. Bei Räumarbeiten im Magazin waren aus Akten mehrere Ampullen herausgefallen. Eine Ampulle wurde dabei zerstört. Der beißende Geruch, der dabei austrat, hatte die Mitarbeiter veranlasst, die Feuerwehr zu alarmieren. Mit mehreren Fahrzeugen des Gefahrgutzuges der Stadt Erfurt, darunter mit Mess- und Nachweis-Komponenten, war die Gotthardtstraße zugestellt.

Abb.: Kleine Glaskugeln sorgten für große Aufregung – Entwarnung war schnell gegeben (Foto: Feuerwehr Erfurt)

Die Einsatzkräfte erkundeten die flüssige Substanz, die als Hocherhitzungsreagenz zum Nachweis der Hocherhitzung von Milch  aus den Ende 1940er Jahren gekennzeichnet war, mit verschiedenen Mess- und Analysegeräten.

Dabei wurden Fluoridverbindungen nachgewiesen, die wasserlöslich sind und an der Luft verdunsten. Zeitnah konnten die Feuerwehr Entwarnung geben, da somit klar war, dass es sich um keine gefährliche Substanz handelte, sondern vielmehr um ein Mittel, das seinerzeit in der Lebensmittelindustrie gebräuchlich war.

Der Rollcontainer, in dem die Akten mit den Substanzresten lagerten, wurde ins Freie gebracht. Nach einer Stunde war der Einsatz vor Ort für die ausgerückten 37 Feuerwehrkräfte erledigt – zum Glück am Ende wenig gefährlich, dafür aber durchaus mit einem interessanten Fund verbunden. Im Nachgang wurde der amtsärztliche Dienst der Stadt Erfurt informiert, um Näheres über das Reagenz aus den 1940er Jahren zu erfahren.

Die letztlich ungefährliche Substanz gefährdet somit auch nicht die anstehende Eröffnung der Ausstellung „Erfurt, Luther und die sieben freien Künste“. Sie wird vom 26.4. bis 30.11.2017 im Stadtarchiv Erfurt zu sehen sein.

Abb.: „Die Philosophie thront inmitten der Sieben Freien Künste“ (Foto: Bayerische Staatsbibliothek)

Im April 1501 kam der 17-jährige Martin Luther nach Erfurt, um sich an der Universität Erfurt zum Studium einzuschreiben. Wie viele seiner Zeitgenossen wollte auch er die sogenannten sieben freien Künste (artes liberales) studieren. Martin Luther schrieb sich an der „Artistenfakultät“ ein. Was aber lässt sich unter den sieben freien Künsten verstehen? Was wurde vermittelt? Diesen Fragen werden Frau Dr. Bauer, Leiterin des Stadtarchivs Erfurt, und ein Experte, am 25. April 2017 um 17 Uhr im Stadtarchiv Erfurt nachgehen. Mit dabei: eine Rute, eine Wachstafel und ein Rechenseil, denn diese Gegenstände haben, im Gegensatz zum Braukessel, mit dem Studium der sieben freien Künste wirklich etwas zu tun.

Highlight dieser Veranstaltung ist die Präsentation der Matrikel der Erfurter Universität, in die Luther zum Abschluss seines Studiums als Meister der Künste (magister artium) eingetragen wurde. Die Matrikel wird nur zu besonderen Veranstaltungen und im Rahmen von Führungen gezeigt.

Kontakt:
Stadtarchiv Erfurt
Gotthardtstraße 21
99084 Erfurt
Tel. +49 361 655-2901
Fax +49 361 655-2909
stadtarchiv@erfurt.de
http://www.erfurt.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Erfurt, Einsatzmitteilung, 19.4.2017; Pressemitteilung, 20.4.2017

Schleswig-Holsteinischer Archivarsverband befragt Parteien zur Landtagswahl 2017

Der Verband der Schleswig-Holsteinischen Kommunalarchivarinnen und -archivare (VKA) hat im November 2016 eine Umfrage an die zur Landtagswahl am 7.5.2017 zugelassenen Parteien verschickt. Darin wurden die parteipolitischen Ziele in wichtigen Bereichen wie der Digitalisierung von Kulturgut, dem Fachkräftemangel oder regionalhistorischem Unterricht abgefragt.

Alle Parteien betonen in ihren Antworten die wichtige Rolle der Kommunalarchive für die Zivilgesellschaft, die Kultur sowie Wissenschaft in Schleswig-Holstein. Der VKA vermisst allerdings ein deutlicheres Bekenntnis zur unverzichtbaren Rolle der Archive bei der Sicherung des Rechtsstaats. Ohne Kommunalarchive gibt es keine langfristige Transparenz von Verwaltungshandeln. Deshalb ist Archivierung eine gesetzliche Pflichtaufgabe.
Um bei Kommunen, die sich dieser Pflicht entziehen, die Unterhaltung eines Archivs durchzusetzen, wollen die meisten Parteien sich für einen Dialog mit dem Land einsetzen und schlagen Kooperationen mit weiteren Trägern vor.

Der VKA hält dies ebenfalls für den richtigen Weg. Dabei muss den Verwaltungen auch deutlich gemacht werden, dass Überlieferungslücken Probleme verursachen, deren Lösung den Steuerzahler meist wesentlich mehr Geld kostet als ein eigenes Archiv. Zusätzlich sollte das Land über Anreize in Form von Schlüsselzuweisungen oder Projektmittel für einen fachgerechten Aufbau neuer Archive nachdenken. Der Vorschlag, die Kreisarchive als regionale Kompetenzzentren auszubauen, wurde von allen Parteien befürwortet. So können fachliche Neuentwicklungen besser weitergegeben werden, und ehrenamtliche Mitarbeiter haben in der Nähe einen qualifizierten Ansprechpartner bei juristischen Fragen oder der Einführung von elektronischer Aktenablage in der Verwaltung.

Trotzdem wird auch der Fachkräftemangel an den Kommunalarchiven nicht spurlos vorbeigehen. Von mehr als 300 Verwaltungen im Land beschäftigen weniger als 10 Prozent Personal mit einem archivfachlichen Berufsabschluss. Die Parteien beurteilen den Handlungsbedarf hier unterschiedlich. Aus Sicht des Verbands sollte – auch von Seiten des Landes – darauf hingewirkt werden, dass überall dort, wo hauptamtliche Verwaltungen tätig sind, hauptamtlich besetzte Archive mit qualifiziertem Personal tätig sind – je nach Größe ggf. in Kooperation mit weiteren kommunalen Trägern. Dafür braucht es mehr Ausbildungsstellen für Fachangestellte für Medien und Information (FAMI), und die Fortbildung muss gestärkt werden – insbesondere im Hinblick auf die Einführung von E-Government.

Für den Geschichtsunterricht sollten aus Sicht des VKA mehr Anreize für Schüler wie Lehrer geschaffen werden, sich mit Regionalgeschichte – also mit der Identität der eigenen Lebenswelt – auseinander zu setzen. Der Name eines Grundschulfachs ist eher nebensächlich – stimmen muss der Inhalt. Dabei muss beachtet werden, dass Schüler und Lehrer zeitgemäß (z.B. über geeignete Plattformen im Internet) angesprochen werden. Sinnvoll wären aus Sicht des VKA Kooperationen mit weiteren Wissensvermittlern (Bibliotheken, Museen, Unis), um eine vielfältige Auseinandersetzung mit Themen zu ermöglichen, ohne an einen bestimmten Ort oder an Öffnungszeiten gebunden zu sein.

Für das große Feld der Digitalisierung begrüßt der VKA, dass alle Parteien die Einführung des Digitalen Archivs Nord, einer Plattform für die Langzeitsicherung, befürworten. Ohne eine Kooperation zwischen dem Land und den Kommunen ist diese gewaltige Aufgabe nicht zu bewältigen. Bei der Präsentation von digitalem Kulturgut sollten mehr Anreize für die Digitalisierung und Veröffentlichung von Archivgut geschaffen werden. Hier sind die Kommunen derzeit weiter als das Land, allerdings bestehen nur Insellösungen. Es fehlt an einer zentralen Plattform, die als solches auch klar benannt wird.

Der Fragenkatalog des VKA im Überblick:
1. Welchen Stellenwert hat die Bewahrung des schriftlichen kulturellen Erbes in Ihren rechtspolitischen und kulturpolitischen Zielsetzungen? Welche Konkreten Ziele benennen Sie in Ihrem Wahlprogramm?
2. Seit mehr als 15 Jahren ist der § 15 des schleswig-holsteinischen Landesarchivgesetzes in Kraft, der die Kommunen verpflichtet, Archive zu errichten oder sich an Archiven zu beteiligen. Trotzdem gibt es bis heute Städte, Ämter und amtsfreie Gemeinden sowie einen Kreis, die ihrem gesetzlichen Auftrag nicht nachkommen. Sie unterhalten weder ein eigenes Archiv, noch haben sie sich einer Archivgemeinschaft angeschlossen. Wie wollen Sie die gesetzliche Pflicht der Archivierung durchsetzen?
3. Kreisarchive spielen eine besondere Rolle bei der Einführung fachlicher Standards auf kommunaler Ebene sowie bei der fachlichen Beratung der kreisangehörigen Städte, Ämter und Gemeinden. Halten Sie es für den richtigen Weg, die Rolle der Kreisarchive als regionale Kompetenzzentren zu stärken? Welche Unterstützung wollen Sie zur Entwicklung dieses Ziel geben?
4. Unter den schleswig-holsteinischen Archiven stellen bislang nur vier Kommunalarchive digitalisiertes Archivgut im Internet bereit. Bisher sind die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen einer gemeinsamen Präsentation des schleswig-holsteinischen Kulturerbes nicht gegeben. Wie wollen Sie die Digitalisierung von schleswig-holsteinischem Kulturgut einschließlich der Nutzbarkeit im Internet voranbringen und wie wollen Sie die notwendige Finanzierung sicherstellen?
5. Die Verwaltungen der Städte, Ämter und Gemeinden stellen zunehmend ihre Aktenführung auf digitale Systeme um. Bislang sind nur wenige Archive in die Planung und Umsetzung solcher Prozesse eingebunden. Bei der Thematik der digitalen Archivierung werden die kommunalen Archive darauf angewiesen sein, ein gemeinsames, vom Land Schleswig-Holstein eingeführtes Archivierungssystem zu nutzen. Wie stellen Sie sicher, dass die Anforderungen der Archive bei der Einführung solcher digitalen Systeme in den Verwaltungen umgesetzt werden, um keinen umfangreichen Informationsverlust in spätestens 20-30 Jahren zu riskieren? Wie stehen Sie zu einer Kooperation von Land und Kommunen im Bereich der digitalen Archivierung?
6. Gute Archive brauchen qualifiziertes Personal, gerade angesichts der Fachanforderungen des Digitalisierungsprozesses. Die Mehrzahl der Stellen bei den Städten, Ämtern und Gemeinden sind für Mitarbeiter des mittleren Dienstes ausgewiesen. Bislang bildet nur ein einziges Kommunalarchiv Fachangestellte im mittleren Dienst aus. Die Ausbildung für den gehobenen und den höheren Dienst erfolgt ausschließlich beim Landesarchiv Schleswig-Holstein, das derzeit zwei Anwärter/innen im gehobenen Dienst ausbildet. Wie wollen Sie die Ausbildung von Archivaren des mittleren bis höheren Dienstes in Schleswig-Holstein stärken?
7. Die Fachanforderungen für das Fach Geschichte weisen regionale oder lokale Themen nicht mehr aus, sondern überlassen sie dem Belieben der Schulen. Wie wollen Sie regional- und lokalhistorischen Unterricht in Schleswig-Holstein stärken, um beispielsweise mehr Schüler/innen zur Forschung in Archiven ermuntern?

Die Antworten der Parteien auf die einzelnen Fragen dokumentiert der VKA in seinen „Mitteilungen“ 2/2017: „Wahlprüfsteine zur Landtagsdwahl 2017„. (PDF)

Kontakt:
Verband Schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare e.V.
Geschäftsstelle:
Johannes Rosenplänter, Stadtarchiv Kiel,
Fleethörn 9-17
24103 Kiel
vks-sh@web.de
www.vka-sh.de

Quelle: Mitteilungen 2/2017 Verband Schleswig-Holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare e.V.

Enzkreisspiel „Ein Kreis mit schönen Ecken“

Spielerisch die Heimat entdecken

Was hat es mit dem gefürchteten Räuberfänger aus Ottenhausen auf sich? Wer oder was ist ein Kelterknecht? Und was hat ein Maulesel mit dem Kloster Maulbronn zu tun? Die Antworten auf diese und andere interessante Fragen werden auch so manchen Kenner des Enzkeises noch überraschen. Denn mit dem Enzkreiskartenspiel „Ein Kreis mit schönen Ecken“ lassen sich spielerisch die Highlights der Region entdecken. „Alle Städte und Gemeinden, ja sogar die einzelnen Ortsteile, sind mit einer eigenen Karte vertreten, die viel Wissenswertes über den jeweiligen Ort verrät“, so Landrat Karl Röckinger. Die Kurzporträts auf 80 Karten machen so richtig Lust auf eine Entdeckungstour. „Eine zusätzliche Finesse ist der QR-Code auf den Kartenrückseiten, über den zusätzlich Informationen zu den jeweiligen Gemeinden per Handy abgerufen werden können“, ergänzt die Wirtschaftsbeauftragte Kerstin Monasso, die das Spiel gemeinsam mit Kreisarchivar Konstantin Huber und dem Spieleverlag Pöppel realisiert hat.


Abb.: Das neue Enzkreisspiel bringt Spaß und Wissen für die ganze Familie: Landrat Karl Röckinger (Mitte), Wirtschaftsbeauftragte Kerstin Monasso und Kreisarchivar Konstantin Huber lassen sich dabei gerne in die Karten schauen: „Ob als Quizspiel oder in der Supertrumpf-Variante – das Enzkreisspiel bringt Spaß und Wissen für die ganze Familie. Die allerschönste Variante ist jedoch, sich von dem Charme der Gemeinden und der herrlichen Natur zu einer Entdeckungsreise durch den Landkreis inspirieren zu lassen.“

Das Enzkreiskartenspiel „Ein Kreis mit schönen Ecken“ kostet 4,50 Euro und ist ab sofort im Landratsamt erhältlich. Zur Ausleihe steht es auch im Medienzentrum zur Verfügung.

Enzkreis und Land Baden-Württemberg arbeiten an einer „Denkmal-Topographie“

Ambitioniertes Projekt soll Kulturerbe dokumentieren

An einem ehrgeizigen Projekt arbeiten der Enzkreis und das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg seit dem letzten Jahr: Auf 800 Seiten werden die mehr als 2.700 Kulturdenkmale im Kreisgebiet aufgeführt, beschrieben und gewürdigt. Erscheinen soll das Werk, das vom Land und dem Kreisarchiv des Enzkreises gemeinsam herausgegeben wird, im Jahr 2020.

Abb.: Das markante Schloss in Königsbach ist in Privatbesitz und der Öffentlichkeit nicht zugänglich; für die „Denkmal-Topographie“ wird es ebenso erfasst wie 2.700 weitere Kultur-Denkmale im Enzkreis (Bernd Hausner, Landesamt für Denkmalpflege).

Der Enzkreis verfügt mit Anteilen an ehemals badischen, württembergischen, klösterlichen und reichsritterschaftlichen Gebieten über eine vielgestaltige Denkmal-Landschaft. „Engagement für dieses Kulturerbe hat bei uns Tradition“, betont Landrat Karl Röckinger. In den vergangenen Jahrzehnten habe man sich für die Erschließung und Dokumentation dieses Erbes eingesetzt. Als Beispiele nennt er den 1991 gemeinsam mit der Stadt Pforzheim erstellten Führer „Kunst- und Kulturdenkmale in Pforzheim und im Enzkreis“, von dem auch eine Neuauflage inzwischen wieder vergriffenen ist, das Projekt „Kleindenkmale“ oder die Jahrbuchreihe „Historisches und Aktuelles“.

Abb.: Der Faustturm am Kloster Maulbronn – eines von vielen Kulturdenkmalen im Enzkreis (Bernd Hausner, Landesamt für Denkmalpflege).

In den Jahren 2002 bis 2009 haben im Enzkreis 60 Heimat- und Geschichtsfreunde ehrenamtlich über 5.000 Kleindenkmale inventarisiert und fotografisch dokumentiert. „Das Projekt bekam dann eine gewisse Eigendynamik“, erinnert sich Kreisarchivar Konstantin Huber: So entstand 2013 das Buch „Kleindenkmale im Enzkreis. Verborgene Schätze entdecken“, das laut Huber guten Absatz findet. Ein Kalender mit Grenzsteinen folgte 2015.

Mit der „Denkmal-Topographie“ schließt sich der Enzkreis nun einem bundesweiten Dokumentationsprojekt an, das einen Überblick über die Denkmallandschaft in Deutschland liefern soll. Das Nachschlagewerk dient in erster Linie zur Information der Bevölkerung, aber auch als Planungshilfe und Grundlage für die Denkmalbewertung. Für Baden-Württemberg sind bisher acht Werke erschienen, die sich überwiegend auf Städte beziehen, darunter 2006 für die Stadt Pforzheim und ihre Stadtteile. Der Denkmalbestand eines gesamten Landkreises wird nun erstmals im Kreis Rottweil und im Enzkreis erfasst. Außer in der landesweiten Buchreihe soll das voluminöse Werk zugleich als Band 15 der wissenschaftlichen Schriftenreihe des Kreisarchivs erscheinen.

Für die „Topographie“ werden nun die gut 400 archäologischen sowie 2.300 Bau- und Kunstdenkmale, nach Gemeinden gegliedert, mit einem kurzen Text und einem Foto vorgestellt und in ihren zeitlichen und räumlichen Zusammenhang gestellt. Historische und aktuelle Karten sowie Luftbilder runden das Werk ab. „Die Darstellungen reichen von der Vorgeschichte bis in die jüngste Vergangenheit, von markanten Burgen über kunsthistorisch bedeutende Kirchen, Kleindenkmale wie Brunnen, Gefallenendenkmale oder Wegkreuze bis hin zu Industriebauten“, erläutert Kristina Hagen, die das Projekt beim Landesamt für Denkmalpflege federführend bearbeitet.

Hagen verfasst wesentliche Teile des Textes und koordiniert die Beiträge der anderen Fachautorinnen und -autoren. Derzeit sind sie und Kollegen der Denkmalbehörde im Enzkreis unterwegs, um die einzelnen Kulturdenkmale zu dokumentieren und zu fotografieren. „In Einzelfällen werden sie um Zutritt zu einem Gebäude bitten, um die erhaltenswerte Innenausstattung besichtigen zu können“, sagt Kristina Hagen und bittet auf diese Weise um Unterstützung.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 80/2017, 3.4.2017

Wertvoller Hans-Sachs-Nachlass im Stadtarchiv Zwickau wird digitalisiert

Bereits seit dem 21.3.2017 sind Mitarbeiter einer Berliner Firma für etwa drei Wochen im Stadtarchiv Zwickau tätig. Ihr Auftrag: Digitalisierung des wertvollen Hans-Sachs-Nachlasses.

Das Zwickauer Stadtarchiv bewahrt große Teile des dichterischen Nachlasses von Hans Sachs in Form von Autographen auf. Dabei handelt es sich um acht Bände Meistergesänge, sechs Bände Spruchgedichte sowie das Generalregister. Auftraggeber ist die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB). Im August 2014 startete der Freistaat Sachsen das „Landesdigitalisierungsprogramm Wissenschaft und Kultur“ um die Digitalisierung von Beständen aus wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken sowie von bedeutsamem Schriftgut aus weiteren Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen mit Landesbezug zu unterstützen. Bei der Digitalisierung von Einzelstücken und besonderen Sammlungen stehen Druck- und Handschriften mit einem besonderen historischen oder kulturellen Wert im Vordergrund. Auch die Aufnahme anderer Medien wie Musikalien, Fotografien oder Karten in das Programm ist möglich.

Digitalisierung des im Stadtarchiv Zwickau lagernden Hans-Sachs-Nachlasses (Foto Benny Dressel)

Der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs (1494-1576) war ein bedeutender deutscher Dichter und Meistersinger. Frühzeitig mit dem Gedankengut Martin Luthers vertraut, trat er ab 1523 als engagierter Befürworter der Reformation hervor. Dies offenbarte sich in seinem poetischen Schaffen, sowohl in den Meisterliedern als auch in der Spruchdichtung.

Die Meistersingerlieder machten den Großteil des Gesamtwerkes aus. Mehr als 2.000 geistliche und 2.300 Lieder weltlichen Inhalts sind erhalten geblieben. Hans Sachs war es, der die Meistersingerlieder in den Dienst der Reformation stellte und zur Aufklärung und Vermittlung nutzte. Die geistlichen Lieder setzten nun Abschnitte der Lutherischen Bibelübersetzung in Meistersinger-Töne um. Die weltlichen Lieder kannten hingegen kaum Einschränkungen. Hier finden sich Schwänke, Fabeln, Historien und literarische Stoffe verarbeitet. In seiner Gesamtheit weist das literarische Werk Hans Sachs autobiographische Züge auf. Es gibt zudem Einblicke in seine politischen und religiösen Anschauungen und seine Stellung zu aktuellen Ereignissen. Hans Sachs schrieb etwa 1.900 Spruchgedichte, 61 Tragödien, 64 Komödien und 85 Fastnachtsspiele. Zu den wohl bekanntesten seiner Spruchgedichte gehört das 1523 als Flugschrift veröffentlichte Spruchgedicht „Die Wittenbergisch nachtigall“, in dem er sich zur Lutherischen Lehre bekennt.

Im Zuge der Nachlassregelung Johann Pregels – dabei handelt es sich um den Urenkel des Dichters – gelangte im Jahre 1634 ein Großteil der Bände durch Ankauf in den Besitz der Stadt Zwickau. Sie gehören wegen ihrer internationalen Bedeutung heute zu den wertvollsten Archivalien des Stadtarchivs. Dies ist auch der Grund, dass die Digitalisierung im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms Sachsen möglich wurde. Ziel ist es, jedem die ortsunabhängige Einsicht in die Bände im Internet zu ermöglichen und sie einer besseren wissenschaftlichen Erforschung zugänglich zu machen.

Kontakt:
Stadtarchiv Zwickau
Lessingstraße 1
08058 Zwickau
Telefonnummer 0375 83-4701
Faxnummer 0375 83-4747
stadtarchiv@zwickau.de