Auf den Spuren der Rosenthals in Limburg

Die Spuren bestehen aus Karteikarten, Anzeigen und kleinen Artikeln in alten Zeitungen, Bilder sind ganz selten. Die Spuren der Familie Rosenthal in Limburg sind nicht besonders zahlreich. Max Rosenthal war der letzte Hausmeister der Limburger Synagoge. Er wurde in Auschwitz ermordet. Seiner Frau Johanna und Sohn Ernst hingegen war die Flucht gelungen, in den USA begann für sie ein neues Leben.

Abb.: Spurensuche im Limburger Stadtarchiv: Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker (links) und Bürgermeister Dr. Marius Hahn erläutern die historischen Zeugnisse Toby Rosenthal und ihrer Tochter Carol. (Foto: Stadt Limburg)

Johanna Rosenthal heiratete in der neuen Heimat ein zweites Mal, aus dem Limburger Ernst Rosenthal wurde in den USA Ernest Rosenthal. In Richmond fand er eine neue Heimat. 2009 starb er. Von dort kamen nun seine Witwe Toby mit Tochter Carol, deren Mann Frank und den Söhnen Gabe und Ben nach Limburg, begleitet wurden sie von Markus Streb, der die Geschichte der jüdischen Familien in seiner Heimatgemeinde Hünfelden erforscht. Dabei war Streb auf Johanna Simon aus Dauborn gestoßen, die den aus Thalheim stammenden Viehhändler Max Rosenthal heiratete und mit ihm zusammen nach Limburg zog. In Limburg verdiente Rosenthal seinen Lebensunterhalt als Viehhändler und übernahm, nachdem ihm der Viehhandel untersagt worden war, die Aufgabe als Hausmeister der Synagoge. Zu den Nachkommen in den USA unterhält Markus Streb engen Kontakt.

Die Gäste aus den Vereinigten Staaten zeigten sich sehr interessiert an dem, was Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker zur Familie zusammengetragen und in einem Band zusammengefasst hatte. Carol Rosenthal wusste bereits, dass ihr Großvater Max Teilnehmer am Ersten Weltkrieg war und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war. Bürgermeister Dr. Marius Hahn wies in dem Gespräch auf die in der Stadt verlegten Stolpersteine hin, die an die Opfer der NS-Zeit erinnern. Der Stolperstein für Max Rosenthal befindet sich auf der Plötze.

In dem Gespräch im Limburger Stadtarchiv erklärte Toby Rosenthal, dass sie bereits zum vierten Mal in Deutschland ist und es für sich wichtig ist, aktive Erinnerungsarbeit zu leisten. Sie hatte Markus Streb auch ein Bild übergeben, das die Familie von Max, Johanna und Ernst Rosenthal 1938 vor der Limburger Synagoge zeigt. Das Bild hat inzwischen auch den Weg ins Stadtarchiv gefunden und befindet sich auch auf einer Präsentation zu Max Rosenthal, die aktuell Bestandteil einer Ausstellung im Priesterseminar zu einem Zeitzeugenprojekt ist.

Während Johanna und Ernst die Flucht in die USA gelang, wurde Max Rosenthal Opfer des Holocaust – dabei war er der Freiheit ganz nah. Nach der „Reichskristallnacht“ kam er in das KZ nach Buchenwald, wo er einige Wochen lang schwer misshandelt wurde. Monate nach seiner Entlassung bestieg er das Schiff „MS St. Louis“, um über Kuba in die USA zu seiner bereits geflüchteten Familie zu gelangen. Doch die Regierungen der beiden Staaten weigerten sich, die jüdischen Passagiere aufzunehmen. Schließlich landete Max Rosenthal in Frankreich. Nach der Eroberung durch das Deutsche Reich wurde er verhaftet und schließlich am 9. September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Kontakt:
Dr. Christoph Waldecker M.A., Dipl.-Archivar (FH)
– Leiter des Stadtarchivs –
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 06431 203-368
Fax 06431 584 3947
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg, August 2018

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