Bocholter Gasthaus „Vier Jahreszeiten“ historisches Foto des Monats

Im Sommer 1898 eröffnete der Küfer Bernard Demming (1858-1939) auf seinem Grundstück Marienstraße 1 eine Gaststätte, die er Restauration „Vier Jahreszeiten“ nannte. Davon handelt das historische Foto des Monats Juni, präsentiert vom Stadtarchiv Bocholt.

Abb.: Restauration „Vier Jahreszeiten“ Historische Lithografie (Foto: Stadtarchiv Bocholt)

Auf der farbigen Lithographie ist das Restaurant mit seiner Schauseite am Barloer Weg zu sehen. Solche, für die Zeit typischen und beliebten Ansichten von Gasthäusern, geben zwar die tatsächlichen baulichen Verhältnisse vor Ort recht genau wieder. Die 475 Quadratmeter großen Gartenanlagen inmitten einer Tannenschonung befanden sich aber hinter dem Haus und fügen sich hier an separater Stelle in das Bild ein, welches die Existenz und das Andenken an die einstige Restauration „Vier Jahreszeiten“ im Bocholter Nordosten belegt und überliefert.

1894 war Bernard Demming noch mit einem Konzessionsantrag zum Betrieb eines Kleinhandels mit Branntwein gescheitert, weil ein Bedürfnis an jenem Ort nicht nachgewiesen werden konnte. Das Gasthaus lag, wie Demming in seinem Antrag schrieb – „vor dem Viehtor, am alten Barloer Weg, hinter der Paulshütte“, und zwar unmittelbar neben seinem Wohnhaus.

Offenbar konnte man nicht nur zu jeder Saison, sondern auch schon früh morgens um sechs Uhr seine Gastwirtschaft aufsuchen, in der Demming ab dem 9. Mai 1899 eine „Milchkur“ zum Kauf und Konsum von frischer Milch eingerichtet hatte. Überdies steigerte er die Attraktivität seines Unternehmens durch den Bau einer Veranda mit Wintergarten Ende 1898 sowie im November 1902 durch die Herstellung eines 172 Quadratmeter großen Konzertsaales, der 345 Personen fasste. Zeitweise unterhielt er in den Gartenanlagen der Restauration „Vier Jahreszeiten“ auch ein Kinderkarussell.

Vermutlich aus gesundheitlichen Gründen – Bernard Demming litt an Rheumatismus – übergab er am 1. Juni 1906 sein Geschäft an den 33-jährigen Wirt Heinrich Benning. Dieser wurde im Volksmund „Driewe[l]klot“ (hölzerner Kreisel) genannt. Benning verstarb aber schon nach eineinhalb Jahren, und seine Witwe Maria, die Schwägerin des Bocholter Bierhändlers Bernard Grotstabel, heiratete daraufhin in zweiter Ehe den Bauunternehmer Josef Vallée, welcher nunmehr die Geschäftsführung übernahm. Er gab nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auf und überließ die Wirtschaft wieder ihrem Gründer Bernard Demming, der die Räumlichkeiten im Sommer 1919 gründlich renovieren ließ. Jedoch war seine Frau im gleichen Jahr gestorben, und er verzichtete schon 1921 auf den Wirtschaftsbetrieb. Anschließend gingen die „Vier Jahreszeiten“ für mehr als 30 Jahre an Heinrich und Maria Frenk über. Die letzte Wirtin war ab 1958 Paula Jungkamp, eine Schwägerin der Ehefrau Frenk.

Die Zeiten änderten sich, die letzten Bewohner zogen 1966 aus dem Haus, und die Gaststätte wurde geschlossen. Verlassen, verfallen und von Ungeziefer durchzogen wurden die Gebäude letztlich 1967 abgebrochen.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Werkstraße 19
46395 Bocholt
Tel.: 02871/21765-280
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Stadt Bocholt, Pressemitteilung, 30.5.2019

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