Archive und Bibliotheken im ersten NRW-Landeskulturbericht

Nach Zustimmung des nordrhein-westfälischen Landeskabinetts ist der erste Landeskulturbericht Nordrhein-Westfalen am 21.3.2017 dem Landtag zugeleitet und der Öffentlichkeit präsentiert worden. Gemeinsam mit dem bereits beschlossenen Kulturförderplan 2016-2018 vollzieht der Landeskulturbericht weitere Vorgaben des Kulturfördergesetzes. Für den ersten Landeskulturbericht 2017 wurden empirische Untersuchungen und externe Studien erarbeitet.

In der Rubrik „Kulturelles Erbe in NRW“ des Landeskulturberichtes Nordrhein-Westfalen 2017 (Druckfassung) werden u.a. die Archive und Bibliotheken vorgestellt:

„Über ganz Nordrhein-Westfalen verteilt bilden mindestens 850 Archive in ihrer Gesamtheit das historische und kulturelle Gedächtnis des Landes. Sie bewahren und erschließen das Archivgut von staatlichen, kommunalen und kirchlichen Verwaltungen ebenso wie das von Parteien, Wirtschaftsunternehmen, Vereinen und Vereinigungen, Verbänden, Stiftungen; dazu die Nachlässe von herausragenden nordrhein-westfälischen Einzelpersonen. Das historische Gedächtnis des Landes Nordrhein-Westfalen bzw. seiner Vorläufer befindet sich im Landesarchiv NRW mit seinen drei Abteilungen Rheinland, Westfalen und Lippe-Detmold.
In den letzten Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, eine höhere Zugänglichkeit der Bestände zu ermöglichen. Eine besondere Stellung kommt hierbei dem vom Landesarchiv NRW seit 1998 betriebenen und 2014 erweiterten Portal „Archive in NRW“ zu, das mehr als 450 Einrichtungen verzeichnet und Informationen nicht allein über das Landesarchiv und die Kommunalarchive, sondern auch über die Archive der politischen Parteien, über katholische und evangelische Kirchenarchive, Unternehmensarchive sowie Privatarchive bereitstellt.
Die Archivlandschaft in Nordrhein-Westfalen reicht von einer Vielzahl evangelischer und katholischer Archive über die Bestände des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten bis hin zu einer hohen Zahl von Adelsarchiven und etwa 20 institutionell ausgebauten Unternehmensarchiven wie der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, die Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv in Dortmund oder das Zentralarchiv der Rheinmetall AG in Wuppertal. Das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf ist eines der bundesweit bedeutendsten Literaturarchive, das Goethe-Museum in Düsseldorf gilt mit über 35.000 Sammlungsstücken als eines der wichtigsten Goethe-Forschungsinstitute und -archive weltweit.
Beratung und Unterstützung bieten zwei Archivberatungsstellen der Landschaftsverbände, die zudem Fortbildungen und jährliche Archivtage im Rheinland und in Westfalen-Lippe organisieren.
Hervorzuheben sind einige besondere Archiveinrichtungen in Nordrhein-Westfalen: Auf dem Gelände der früheren Abtei Brauweiler in Pulheim bei Köln, im heutigen LVR-Kulturzentrum, befindet sich das Archiv für Künstlernachlässe der Stiftung Kunstfonds, das Gesamtwerke von Gegenwartskünstlern in Deutschland dokumentiert und aufbereitet. In Köln befindet sich das DOMiD – Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, das Zeugnisse zur Einwanderungsgeschichte in Deutschland sammelt.
Duisburg ist Sitz des afas – Archiv für alternatives Schrifttum, das Materialien aus den „Neuen Sozialen Bewegungen“ und dem breiten Spektrum der linken und alternativen Szene(n) dokumentiert.
Das Dortmunder A:AI Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW sammelt als Spartenarchiv Vor- und Nachlässe von Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieuren mit einem Bezug zu Nordrhein-Westfalen. Es hat seine Bestände jüngst in das 2016 gegründete Baukunstarchiv NRW eingebracht.
Eine Sonderstellung für das Kulturelle Erbe des Landes kommt dem auf mehrere Standorte in Duisburg, Münster und Detmold aufgeteilten Landesarchiv Nordrhein-Westfalen zu. Hierbei gilt die 2014 in einem ehemaligen Speichergebäude des Duisburger Hafens neu eröffnete Abteilung Rheinland als eines der größten Archive Deutschlands mit Beständen aus rund 1.200 Jahren rheinischer Geschichte.
In der Abteilung Westfalen in Münster wiederum sind u. a. rund 100.000 Pergamenturkunden gesammelt, darunter 114 mittelalterliche Kaiser- und Königsurkunden. Die Abteilung Ostwestfalen-Lippe in Detmold ist die zentrale Aufbewahrungs- und Dokumentationsstelle für die Geschichte der Region Ostwestfalen-Lippe und für die Genealogie in ganz Westfalen.Bedeutsam für den Erhalt des Kulturellen Erbes ist zudem die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in Mönchengladbach.
Sie inventarisiert flächendeckend und systematisch Glasmalereien in sakralen und nicht sakralen Gebäuden und macht sie damit der wissenschaftlichen Forschung und Präsentation zugänglich.
Weitere zentrale archivalische Aufgaben übernehmen die Universitäts- und Landesbibliotheken in Bonn, Düsseldorf und Münster, die durch das (2013 erneuerte) nordrhein-westfälische Pflichtexemplargesetz die Aufgabe haben, Altbestände und Neuerscheinungen, die in Nordrhein-Westfalen verlegt werden, zu sammeln und beständig verfügbar zu halten.“

Quelle: Landeskulturbericht, Nordrhein-Westfalen 2017, 59-61.
https://www.mfkjks.nrw/sites/default/files/asset/document/mfkjks_landeskulturbericht_2017_druckfassung.pdf

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.