Seminar des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums

Betreten Archivnutzerinnen und -nutzer den Lesesaal, dann befinden sie sich meist unmittelbar in der Archivbibliothek. Vom Benutzerarbeitsplatz sehen sie Bücher, Zeitschriften und Broschüren, die sie bei der Recherche und Bearbeitung des gewählten Themas unterstützen sollen, aber selten das in Archivkartons verborgene Archivgut. Kein Wunder also, dass Archive und Bibliotheken in der Öffentlichkeit häufig gleichgesetzt werden – zum Leidwesen der Archivarinnen und Archivare.
Diese wiederum betrachten ihre gedruckten Bestände, Handapparate und Archivbibliotheken als nötiges aber wenig wertgeschätztes Werkzeug zur Bearbeitung der unikalen Archivalien. Entsprechend wenige Ressourcen werden eingesetzt, um die Bibliotheksbestände über eine basale Erschließung hinaus aufzubereiten oder der Öffentlichkeit außerhalb der Archivräume zugänglich zu machen. Selten steht bibliothekarisches Fachpersonal zur Verfügung, die Titelaufnahme orientiert sich häufig an archivischer Erschließungssoftware und in vielen Fällen führt schon die Abgrenzung zwischen Archiv-, Sammlungs- und Bibliotheksgut zu intensiven Diskussionen.
Andererseits sind Archive mit ihren Archivbibliotheken in Zeiten zunehmender Bibliothekseinsparungen häufig der einzige Informations- und Forschungsort zu lokalen und regionalen Fragestellungen. Ein offensiverer Umgang mit der gedruckten Überlieferung könnte dazu dienen, dieses Profil weiter zu schärfen.