Tagung zur Geschichte des rheinischen Adels auf Schloss Ehreshoven

LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum unterstützt Vereinigte Adelsarchive im Rheinland e.V. bei Öffnung der Bestände zu Weimarer Republik und NS-Zeit.

Unter dem Titel „Rheinischer Adel zwischen 1918 und 1950“ veranstalteten die Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V. (VAR) am 30. und 31. Oktober 2023 eine wissenschaftliche Tagung in der Maltester Kommende in Engelskirchen. 15 Referentinnen und Referenten präsentierten fast 100 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Archiven der Region und interessierter Öffentlichkeit erste Forschungsergebnisse zur Rolle des rheinischen Adels in der Zeit von Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Dabei reichte die Spanne der Vorträge von biografischen Studien zu Personen wie Paul von Eltz-Rübenach, zwischen 1932 und 1937 Verkehrsminister im Kabinett Hitler, bis zu einem umfassenden Überblick über die Mitgliedschaften von Adeligen in der NSDAP. Wie Dr. Manuel Hagemann, der bei der Archivberatung des Landschaftsverbands Rheinland für die Betreuung der VAR zuständig ist, betonte, war es dem Veranstaltern gelungen, neben international herausragenden Experten wie Prof. Dr. Eckart Conze auch eine ganze Reihe von sehr vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu gewinnen.


Abb.: Dr. Helmut Rönz, LVR-ILR, referiert über die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Rheinland zwischen 1918 und 1950, Foto: Juliano de Assis Mendonca.

Ein Highlight war eine Diskussionsrunde am Abend des ersten Veranstaltungstages. Dr. Peter Weber sprach mit vier Vertreterinnen und Vertretern adliger Familien zwischen 21 und 93 Jahren über ihren Blick auf die Erinnerung der NS-Zeit in ihren Familien. Die Älteste in der Runde, Dr. Theodora Freifrau von dem Bottlenberg-Landsberg, brachte es auf den Punkt: „Stellen Sie sich Ihrer Geschichte. Das kann schmerzhaft sein, aber es ist auch unglaublich befreiend!“

Für Hagemanns Kollegen Dr. Gregor Patt belegt die Tagung nicht zuletzt deshalb, dass Unterlagen aus Adelsarchiven für die Aufarbeitung der Geschichte des 20. Jahrhunderts eine perspektivische Erweiterung von hoher Relevanz ermöglichen: „Ohne die Überlieferung aus Adelsarchiven lassen sich viele Fragen nicht abschließend klären. Hier lagern Quellen von hohem historischen Wert.“


Abb.: Die Organisatoren der Tagung, v. l. n. r.: Dr. Manuel Hagemann, LVR-AFZ, Elisabeth von Lüninck, stv. Vorsitzende VAR, Dr. Helmut Rönz, LVR-ILR, Dr. Gregor Patt, LVR-AFZ, Foto: Juliano de Assis Mendonca.

Ermöglicht wird die Tagung durch die vielfältige Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland: Die Regionale Kulturförderung beteiligt sich finanziell, das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum sowie das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte mit Personal und bei der Veröffentlichung der Ergebnisse. „Als gemeinnütziger Verein sind wir auf diese Unterstützung dringend angewiesen“, stellt der Vereinsvorsitzende Maximilian Freiherr von Fürstenberg klar: „Der Betrieb von Archiven und die Zugänglichkeitsmachung sind finanzielle Herausforderungen, die wir alleine nicht stemmen können. Die Kooperation zwischen Archiveigentümern und öffentlicher Hand hat sich bewährt und trägt einmal mehr exzellente Früchte.“

Die Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V.
Die VAR zählen 56 Mitgliedsarchive. Sie entstanden 1982 als Zusammenschluss zahlreicher rheinischer Adelsfamilien. Diese verpflichten sich laut Satzung zur Erhaltung und Sicherung des Adelsarchivguts im Rheinland, zur Sorge für die wissenschaftliche Ordnung und Verwaltung der Archive sowie zur planmäßigen Bearbeitung und Veröffentlichung.

Dazu unterhalten sie ein nach modernsten archivfachlichen Anforderungen eingerichtetes Depot auf Schloss Ehreshoven, um jene Archive unterzubringen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr am historischen Entstehungsort bzw. am Wohnort der Familie verbleiben können. Hier lagern derzeit 1,5 Regalkilometer Akten, ca. 10.000 Urkunden und ca. 2.000 Karten und Pläne. Die Zusammenarbeit mit dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum als Sitz der Geschäftsstelle des Vereins gewährleistet sowohl die archivfachliche Betreuung und inhaltliche Erschließung der Mitgliedsarchive als auch die Zugänglichkeit der Archive für wissenschaftliche Forschung und qualifizierte regionale und lokale Geschichtsarbeit.

Kontakt:
Vereinigte Adelsarchive im Rheinland e.V.
c/o LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim-Brauweiler
Email: afz.archivberatung@lvr.de
Tel: + 49 (0)2234 9854-225
Fax:+ 49 (0)2234 9854-349

Quelle: LVR-AFZ, Pressemitteilung, 7.11.2023

Relaunch für das Kirchenbuchportal ARCHION

Die Kirchenbuchportal GmbH präsentiert eine neu gestaltete Webseite.

Das führende deutsche Online-Portal für Kirchenbücher, ARCHION, freut sich, seine Plattform in einem vollständig neuen Design zu präsentieren, das Nutzerinnen und Nutzern nun ein noch angenehmeres und effektiveres Erlebnis in der Welt der Familienforschung bietet. Mit einem frischen, klaren und modernen Erscheinungsbild sowie einer nutzerfreundlichen Oberfläche präsentiert sich ARCHION seit Anfang November der Welt der Genealogie.

Die Neugestaltung der Webseite umfasst eine intuitive Benutzerführung und eine verbesserte Suchfunktion, die es den Nutzenden ermöglicht, schnell und präzise zu ermitteln, ob die benötigten Kirchenbücher bereits digital zugänglich sind. Darüber hinaus erleichtert das neu strukturierte Menü den direkten Zugang zu sämtlichen teilnehmenden Archiven, während die Optimierung für mobile Endgeräte sicherstellt, dass auch unterwegs jederzeit auf das Portal zugegriffen werden kann. Der neu eingeführte Download-Pass ermöglicht es zudem, eine Vielzahl von Entdeckungen und digitalen Fundstücken auf dem eigenen Rechner abzuspeichern.

Doch bei all den Neuerungen bleibt ARCHION seinen Wurzeln treu: Die bewährten Quellen, mehr als 150.000 Kirchenbücher aus 25 deutschen Archiven, stehen weiterhin unter einem digitalen Dach zur Verfügung. Die Community kann sich wie gewohnt im ARCHION-Forum austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Die transparente Darstellung neuer Kirchenbuchimporte, die Vermeidung von automatischen Abonnement-Verlängerungen und die Bereitstellung von Permalinks zu bevorzugten Inhalten sind Elemente, die die Nutzenden zu schätzen wissen und die unverändert bleiben.

„Der Relaunch von ARCHION ist ein bedeutender Meilenstein für uns. Wir freuen uns, mit der überarbeiteten Webseite nicht nur optisch, sondern auch in der Anwendung eine Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen“, sagt Harald Müller-Baur, der Geschäftsführer der Kirchenbuchportal GmbH und lädt alle Familienforscherinnen und Familienforscher herzlich dazu ein, diese zu erkunden und ihre Ahnenforschung mit der Möglichkeit, Originalquellen online einzusehen, auf ein solides Fundament zu setzen.

Für weiterführende Informationen und Details besuchen Sie die ARCHION-Webseite unter: https://www.archion.de/de/

Über die Kirchenbuchportal GmbH:
Die Kirchenbuchportal GmbH wurde 2013 gegründet und betreibt das Internetportal ARCHION. Das Portal ermöglicht den Zugriff auf digitalisierte Kirchenbücher. ARCHION ist eine unverzichtbare Ressource für Familienforscher, Genealogen und Historiker und dient der Erforschung der Familienhistorie und der Ortsgeschichte.

Kontakt:
Kirchenbuchportal GmbH
Balinger Str. 33/1
70567 Stuttgart
E-Mail: info@kirchenbuchportal.de

Quelle: Kirchenbuchportal GmbH, Pressemitteillung, 7.11.2023

Archiv und Wirtschaft 3/2023

Vor kurzem erschien die aktuelle Ausgabe 3/2023 der Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“ der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW).

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 3/2023

AUFSÄTZE

Hubert Woltering: „Über den toten Punkt unseres Wirtschaftslebens hinwegkommen“ – Quellen zu Marshallplan und Finanzierung des westdeutschen Wiederaufbaus im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung (116–127)
Daniel Nerlich: Entwicklungszusammenarbeit als biografische Erfahrung – Gedächtnis der humanitären Schweiz (128–140)
Ralf Stremmel: Im Stollen. Kulturerbe sichern. Das Historische Archiv Krupp als Fallbeispiel (141–147)
Axel Schuster: Das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr – das Ende einer Marke, der Beginn einer Geschichte? (148–163)

BERICHTE

Alexander Lukas Bieri: Heikle Themen durch Kunst vermitteln (164–169)
Michael Grouls: „Verantwortung für Deutschland, Europa und die Welt. Marshallplan und Entwicklungshilfe in Archiven“ – 58. Arbeitstagung der VdW vom 14. bis 16. Mai 2023 in Berlin (170–176)

REZENSIONEN

Michael A. Kanther: Thyssengas. Die Geschichte des ersten deutschen Unternehmens der Ferngasversorgung von 1892 bis 2020 (Siegfried Buchhaupt) (177–182)

Rezensionsliste (183–184)
Impressum (188)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
c/o F. Hoffmann-La Roche AG | „Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111 | 4070 Basel | Schweiz
Telefon: +49 159 06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
https://www.wirtschaftsarchive.de/publikationen/archiv-und-wirtschaft/

650 Jahre Stadt Zons: Das Buch zum Jubiläum

Archiv im Rhein-Kreis Neuss stellt Sammelband zur Stadtgeschichte vor.

Anlässlich des diesjährigen Jubiläums „650 Jahre Stadt Zons“ hat das Archiv im Rhein-Kreis Neuss gemeinsam mit dem Historiker Dr. Thomas Schwabach und zahlreichen Beiträgerinnen und Beiträgern einen wissenschaftlichen Sammelband zur Zonser Stadtgeschichte herausgegeben, der nun im Beisein der stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Dormagen, Katja Creutzmann, und des Landrats des Rhein-Kreises Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, vorgestellt wurde. Beide waren sich einig, dass es ein schönes Buch geworden ist, das nicht nur Fachleute, sondern alle historisch Interessierten anspricht.


Personen v.l.n.r.: Peter Ströher (Autor), Hans-Jürgen Petrauschke (Landrat Rhein-Kreis Neuss), Dr. Christian Wiltsch (Autor), Katja Creutzmann (stellvertretende Bürgermeisterin Stadt Dormagen), Dr. Karl Emsbach (Autor), Heiko Lissy (Fotograf) und Dr. Stephen Schröder (Redakteur und Autor). Es fehlen Dr. Marion Roehmer (Autorin), Martin Lambertz (Autor), Dr. Max Plassmann (Autor), Dr. Michael Sierck (Autor) und Dr. Thomas Schwabach (Redakteur und Autor). Fotograf: Wolfgang Walter.

Unter dem Titel „Zons. Neue Erkenntnisse zur Geschichte einer alten Stadt“ versammelt der Band elf Abhandlungen aus der Feder von zehn erfahrenen Autorinnen und Autoren zu unterschiedlichen Themen der Zonser Historie vom Mittelalter bis in 20. Jahrhundert. „Uns war es wichtig, dass jeder Beitrag neue Erkenntnisse zur Geschichte der alten Rheinzollfeste vermittelt, wodurch die Erforschung der Zonser Stadtgeschichte vorangebracht wird“, erläutert Dr. Stephen Schröder, der sich mit Dr. Thomas Schwabach die Redaktion geteilt hat, die Intention des Bandes.

Im Einzelnen behandeln die Beiträge prominente Themen der Zonser Stadtgeschichte wie z. B. die Bedeutung des Ortsnamens (Dr. Christian Wiltsch), den Rheinzoll (Dr. Max Plassmann), die Burg und die Stadtbefestigung (Dr. Marion Roehmer), die Windmühle (Dr. Ralf Kreiner und Dr. Michael Sierck) und den Fremdenverkehr (Dr. Stephen Schröder). Aber auch wenig bis kaum bekannte Aspekte der Zonser Historie wie die Rekonstruktion von Veränderungen des Stadtbildes anhand historischer Ansichten und Gemälde (Dr. Karl Emsbach), die Zonser Kommunisten während der Weimarer Republik (Peter Ströher) oder die Zonser Ehrenbürgerwürden 1932/33 (Dr. Stephen Schröder) werden in den Blick genommen. Zudem untersucht der Band mit dem Gutsbesitzer Franz Aldenhoven (Martin Lambertz) und der Kölner Patrizierin und „Hexe“ Katharina Henot (Dr. Thomas Schwabach) wichtige Persönlichkeiten der Zonser Geschichte, wobei der letztgenannte Beitrag über Zons hinausweist und auch für die Kölner Stadtgeschichte bedeutsam ist.

Das 480 Seiten starke und mit vielen Illustrationen versehene Werk kann zum Preis von 18,90 € im Archiv im Rhein-Kreis Neuss, im Kreismuseum Zons, in den Kreishäusern Neuss und Grevenbroich sowie im Buchhandel erworben werden.

Bibliografische Angaben:
Zons. Neue Erkenntnisse zur Geschichte einer alten Stadt (= Veröffentlichungen des Archivs im Rhein-Kreis Neuss, Band 3), Herausgeber: Rhein-Kreis Neuss – Der Landrat –, Redaktion: Stephen Schröder / Thomas Schwabach, Sankt Augustin 2023, 480 Seiten, 18,90 €, ISBN 978-3-00-075772-3

Kontakt:
Rhein-Kreis Neuss
40 Amt für Schulen und Kultur
40.4.4 Archiv im Rhein-Kreis Neuss
Dr. Stephen Schroeder
Schlossstraße 37-39
41541 Dormagen
Tel:  +49 (0) 2133 5302 12
E-Mail: stephen.schroeder@rhein-kreis-neuss.de

Quelle: Archiv im Rhein-Kreis Neuss, Pressemitteilung, 29.9.2023

„Wilhelm und die glückseligen Inseln“

Eine neue Graphic Novel über den Schriftsteller Wilhelm Heinse (1746-1803).

Er war ein „Gigant“ der Literaturepoche des Sturm und Drang, die in den Schulen bis heute zum „Pflichtkanon“ im Deutschunterricht gehört: Der Schriftsteller Wilhelm Heinse, 1746 in Langewiesen (Thüringen) geboren, 1803 in Aschaffenburg verstorben. Sein Grab befindet sich bis heute auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof, er war zu Lebzeiten eine bekannte und teils umstritten-berüchtigte Persönlichkeit. Der bayerische König Ludwig I. ließ für ihn später eine Büste in der „Walhalla“, der Galerie berühmter Persönlichkeiten bei Donaustauf, aufstellen. Und dennoch ist Heinse heute weitgehend vergessen, seine Werke werden in den Schulen kaum mehr gelesen.

Mit einer neuen Graphic Novel „Wilhelm und die glückseligen Inseln“, die 2023, also zum 220. Todesjahr des Dichters erscheinen wird, setzt der in den Szenekreisen der Independent-Comics bekannte Zwerchfell-Verlag zusammen mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg dieser Tendenz etwas entgegen. Autorin des neuen Comics, der sich primär an ältere Jugendliche und Erwachsene richtet, ist Angela Pfenninger, die Zeichenkunst stammt von Jan Hochbruck.

„Wilhelm und die glückseligen Inseln“ zeichnet ein Dichterleben nach, das von Widersprüchen und Zerreißproben geprägt ist. Alles geschieht vor dem Hintergrund der spannenden Zeitgeschichte von Aufklärung und französischer Revolution. Der Autor und Übersetzer Wilhelm Heinse erlangt höhere Bildung, er findet Mentoren und Förderer, er geht auf lange Reisen (z.B. nach Italien), macht sich einen Namen mit erotisch-skandalösen Werken, und tritt schließlich in den Dienst des Mainzer Erzbischofs als Bibliothekar. In seinem Innersten ist er eigentlich kirchenkritisch und den republikanisch-revolutionären Idealen seiner Zeit zugetan. Heinse verbirgt seine wahren Überzeugungen, um in seinem Abhängigkeitsverhältnis beim Erzbischof in Mainz und schließlich in Aschaffenburg nicht anzuecken. Zu seiner Zeit war Heinse kein Unbekannter. Er korrespondierte und verkehrte mit Geistesgrößen wie Goethe, Wieland und Hölderlin. Doch er selbst hat wenige Spuren hinterlassen und wird kaum mehr gelesen. Wie lebt es sich in der Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt? Zwischen Notwendigkeit und dem Ruf der „Muse“? Zwischen dem Wunsch nach dichterischem Ruhm und wohltemperierter Anpassung? Auf zu den glückseligen Inseln!

„Wilhelm und die glückseligen Inseln. Ein Comic über Wilhelm Heinse“, erscheint im Herbst 2023 im Zwerchfell-Verlag (Stuttgart), ISBN 978-3-943547-68-9. Preis 20 €. Vorbestellbar über den Buchhandel und das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg.

Buchpräsentation mit Künstlergespräch: 20. Oktober 2023, 18.30 Uhr, Hofbibliothek Aschaffenburg (Anmeldung nur per Mail: stadtarchiv@aschaffenburg.de

Flyer zur Buchpräsentation

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021 / 330-2420
E-Mail:

Quelle: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Pressemitteilung, 19.9.2023

Lokalgeschichte erfahrbar machen

Projekt des Stadtarchivs Albstadt und der Walther-Groz-Schule weckt das Interesse an der eigenen Stadtgeschichte.

Die Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland war ein schrittweiser Prozess, der zu großen Teilen nur aufgrund der Mittäter- und Mitläuferschaft einer breiten Masse funktionieren konnte. Die Gleichschaltung, die Diskriminierung und Verfolgung von Andersdenkenden und Minderheiten ereignete sich nicht nur in großen Städten, sondern auch direkt „vor der eigenen Haustür“. Wie sich die nationalsozialistische Diktatur im Raum Albstadt auf der Südwestalb konkret auswirkte, darin sollten die ca. 90 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 1 des beruflichen Gymnasiums der Walther-Groz-Schule (WGS) im Rahmen des Geschichtsunterrichts im zweiten Schulhalbjahr Einblicke erhalten.


Abb.: Evaluationsgespräch im Lesesaal des Stadtarchivs durch Ulrich Hausmann, Larissa Freudenberger, Annemarie Mayer und Nils Schulz (v.l.n.r.; Foto: Anja Gerling)

Hierzu ermittelten die drei Geschichtslehrerinnen und -lehrer der WGS – Larissa Freudenberger, Annemarie Mayer und Ulrich Hausmann – zusammen mit dem Leiter des Stadtarchivs Albstadt Nils Schulz spannende Quellen und stellten Materialpakete zusammen, die Aufschluss über dieses einschneidende Kapitel der Stadtgeschichte geben. Die Schülerinnen und Schüler gestalteten auf dieser Grundlage in Freiarbeit, unterstützt durch ihre Fachlehrkräfte, Fachplakate in Kleingruppen und übten sich in der wissenschaftlichen Herangehensweise an verschiedene Quellenarten wie Postkarten, Protokolle, Briefe, Zeitungsartikel und Bildquellen. Die Themenbereiche erstreckten sich von Zeitungsanalysen zum politischen Extremismus der ausgehenden Weimarer Republik und der beginnenden NS-Herrschaft über die Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden, der Gleichschaltung auf kommunaler Ebene bis hin zum Kriegsende auf lokaler Ebene.


Abb.: Vorstellung der Plakate durch die Schüler im Geschichtsunterricht (Foto: Larissa Freudenberger)

Zu Beginn des Projektes kamen die Schülerinnen und Schüler in den Genuss einer abwechslungsreichen Archivführung im Stadtarchiv Albstadt. Anhand von acht Beispielen von Objekten, die verschiedene archivische Arbeitsbereiche repräsentierten, kam Archivleiter Schulz mit den jungen Erwachsenen spielerisch ins Gespräch. Natürlich durften jederzeit Fragen gestellt werden, sodass ein fruchtbarer Austausch entstand. Mit am wichtigsten erachtet Schulz den archivischen Arbeitsbereich der historischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Ohne das Kommunalarchiv als Gedächtnis der Stadtverwaltung und seiner Bürgerinnen und Bürger sei eine fundierte historische Vermittlung und eine kritische Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte und damit der eigenen Vergangenheit nur schwer möglich, ist es doch das Stadtarchiv, in dem die identitätsstiftenden Archivalien und damit die Spuren der Vergangenheit für die Nachwelt sicher verwahrt werden. Einige der einzigartigen Unikate aus der abwechslungsreichen und interessanten Historie der einst neun selbstständigen Albstädter Stadtteile präsentierte Schulz den Schülerinnen und Schülern und weckte so deren Neugier.


Abb.: Vorstellung der Plakate durch die Schüler im Geschichtsunterricht (Foto: Larissa Freudenberger)

Am Beispiel des unverwechselbaren kommunalen Notgeldes Ebingens und Tailfingens aus der Zeit der Hyperinflation im Herbst 1923 wurde eine Brücke zur inflationsgeplagten Gegenwart geschlagen. Doch was hatte es mit diesem Notgeld auf sich? Aufschluss darüber gab die mit Abstand wichtigste kommunale Archivaliengattung – das Gemeinderatsprotokoll, in dem sich die zähen Verhandlungen angesichts der einschneidenden Wirtschaftskrise manifestierten. Inflationsgeld spielte nicht nur in den 1920er-Jahren eine große Rolle, sondern auch genauso in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. So konnte der Archivleiter den Schülerinnen und Schülern auch einen württembergischen Hirschgulden aus dem Jahr 1623 vorlegen, der gewöhnlich im Heimatmuseum Ebingen ausgestellt wird.

Neben den bereits genannten Ratsprotokollen wurden ebenfalls Inventuren und Teilungen aus dem 19. Jahrhundert, eine Akte samt zeitgenössischen Werbeplakaten zu Kriegsanleihen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, ein Zeitungsartikel aus dem Revolutionsjahr 1848, Karten und Pläne des Stadtgebietes, das Kopialbuch des Heilig-Geist-Spitals aus dem 15. Jahrhundert und Personenstandsregister am Beispiel des bekanntesten Sohnes der Stadt – Bundeskanzler und Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger – vorgestellt. Darüber hinaus stellten eine vom österreichischen Erzherzog ausgestellte Urkunde aus dem beginnenden 15. Jahrhundert sowie die Städtepartnerschaftsurkunde zwischen Albstadt und Chambéry aus dem Jahr 1979 die Bedeutung von Urkunden eindrucksvoll zur Schau. Aus der NS-Zeit wurden den jungen Erwachsenen Relikte des Widerstandes und der Gleichschaltung gezeigt: die gebundenen Ausgaben der kommunistischen Wochenzeitung „Die Rote Bombe“ aus den Jahren 1932/33 einerseits sowie ein Eintrag des gleichgeschalteten Tailfinger Gemeinderates im Goldenen Buch der Stadt vom 1. Mai 1933 und Fotografien der ersten Sitzung des gleichgeschalteten Ebinger Rates andererseits.


Abb.: Vorstellung der Plakate durch die Schüler im Geschichtsunterricht (Foto: Annemarie Mayer)

Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen: Die Schülerinnen und Schüler konnten als Experten für ihren Themenbereich aus der NS-Zeit den Klassenkameraden anhand ihrer kreativ gestalteten Fachplakate anschaulich erläutern, wie im Raum Albstadt von wem und wo Geschichte geschrieben wurde. Dieses Projekt leistete einen wichtigen Beitrag zur politischen Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler und wird im neuen Schuljahr fortgesetzt.

Kontakt:
Stadtverwalltung Albstadt
Nils Schulz M.A.
Leitung des Stadtarchivs
Johannesstr. 5
72458 Albstadt
Telefon: 07431 – 160-1135
Fax: 07431 – 160-1480
nils.schulz@albstadt.de
www.albstadt.de

Quelle: Stadtverwaltung Albstadt, Autoren: Larissa Freudenberger, Nils Schulz, 17.8.2023.

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2023

In der dritten diesjährigen Ausgabe der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ wird schlaglichtartig auf die Eröffnung der „Aktienbrauerei Tinz“, die in der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße 183 (heute: Berliner Straße) ihren Sitz hatte, vor 150 Jahren eingegangen.

Im zweiten Beitrag führt ein Auszug aus einem um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Gera erschienenen Wanderführer zu heute noch vorhandenen landschaftlichen Attraktionen in Untermhaus und Milbitz.

Ein kurzer Artikel nimmt die vor 100 Jahren erfolgten Eingemeindungen der Orte Frankenthal, Scheubengrobsdorf, Windischenbernsdorf, Töppeln und Laasen zum Stadtgebiet Geras in den Blick. Für Töppeln und Laasen erfolgte bereits im darauffolgenden Jahr die Ausgemeindung aus diesem Verbund.

Weitere Betrachtungen widmen sich ausgewählten Schwerpunkten der Lokalberichterstattung in Gera vor nunmehr 30 Jahren.

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle Herausforderungen und historische Themen rund um die Arbeit des Stadtarchivs.

Der Informationsbrief wird per E-Mail versandt und kann auf der Internetseite im Downloadbereich heruntergeladen werden. Durch eine formlose E-Mail mit dem Betreff „Informationsbrief“ an stadtarchiv@gera.de können die „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ kostenlos abonniert werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-214
stadtarchiv@gera.de

Mitarbeiterinnen des Nationaal Onderduikmuseums Aalten zu Gast in der Villa ten Hompel

Grenzen überwinden und Polarisierungstendenzen entgegentreten.

„Hoi“ hieß es am 13. Juli 2023, als Gerda Brethouwer, die Direktorin des Nationaal Onderduikmuseum in Aalten, und deren pädagogische Mitarbeiterin Marjon Hermeling die Villa ten Hompel besuchten. Das Museum dokumentiert die Geschichte der Menschen, die im Zweiten Weltkrieg in den besetzten Niederlanden untergetaucht lebten. Der Leiter des Geschichtsorts Stefan Querl und die Volontärin Annina Hofferberth hatten sie eingeladen, um die Kooperation zwischen den Häusern zu stärken.


Abb.: Mitarbeitende des Nationaal Onderduikmuseums und der Villa ten Hompel: v.l.n.r. Annina Hofferberth, Gerda Brethouwer, Stefan Querl und Marjon Hermeling (Foto: Nationaal Onderduikmuseum)

Anlass dazu bot ein Seminar am Zentrum für Niederlande-Studien der WWU: Dort hatte der Dozent Max Dahlmer mit Studierenden, in Kooperation mit dem Nationaal Onderduikmuseum und der Villa ten Hompel und gefördert durch das Interreg VI Programm der Euregio, einen Workshop für Schulen konzipiert. In diesem sollen Schülerinnen und Schülern aus den Niederlanden und Deutschland zusammengebracht werden, um gemeinsam über Polarisierungstendenzen zu sprechen, wie sie in den jeweiligen Ländern, aber auch über die Grenzen hinweg vorkommen. Das Nationaal Onderduikmuseum und die Villa ten Hompel als Veranstaltungsort dienen dabei als Anschauungsobjekt, wohin Polarisierung in der Geschichte führen kann.

Nun fand die Abschlusspräsentation des Konzepts durch die Studierenden statt, die von Seiten der Mitarbeitenden beider musealer Orte Lob erntete und Neugier auf die praktische Umsetzung weckte. Ende August wird der Workshop mit ausgewählten Schulen das erste Mal durchgeführt. Aber auch darüber hinaus möchten die Institutionen in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten. Ein Besuch in Herbst im niederländischen Aalten ist schon angedacht.

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Quelle: Geschichtsort Villa ten Hompel, Pressemitteilung, 19.7.2023

 

Neue Perspektiven auf die Forster Stadtgeschichte

Erfolgreicher Projektabschluss zum Buch „Archivalien aus der Standesherrschaft Forst-Pförten und der Stadt Forst (Lausitz)“.

Im Rahmen einer Abschlusskonferenz am 14. Juni 2023 im Schloss Brody (Pförten) wurde ein wichtiges historisches Projekt zur Geschichtsforschung beendet. Der Einladung der Stadt Forst (Lausitz) und der Partnergemeinde Brody folgten 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Polen und Deutschland. Präsentiert wurde ein erstes Archivbuch zur ehemaligen Standesherrschaft Forst-Pförten. Die Leiterin des Stadtarchivs Forst, Elena Boßmeyer, und Dr. Adam Górski vom Historischen Institut der Jagiellonen-Universität in Krakau forschten gemeinsam im Staatsarchiv Zielona Góra und im Forster Stadtarchiv nach wichtigen Archivalien aus der Geschichte der gemeinsamen grenzüberschreitenden Region. Ausgewählte Dokumente wurden digitalisiert und im Buch zweisprachig beschrieben. Enthalten sind auch ausführliche Beiträge zur Geschichte und zu den Beständen von Forst (Lausitz) und Brody (Pförten) des Staatsarchivs Zielona Góra. Anfang 2023 gab es dort Gespräche zur konkreten Umsetzung des Projektes, welches nun mit der Abschlusskonferenz erfolgreich beendet wurde. Weitere Bände in der Zukunft sind geplant.


Abb.: v.l.n.r. : Juliusz Dudziak (amtierender Bürgermeister von Brody), Beata Grelewicz (Direktorin Staatsarchivs Zielona Góra), Dr. Adam Górski (Historisches Institut der Jagiellonen-Universität Krakau), Elena Boßmeyer (Leiterin Stadtarchiv Forst (Lausitz)), Dr. Christine von Brühl, Sven Zuber (Verwaltungsvorstand Stadt Forst (Lausitz)) / Foto: Paweł Kalisz, Staatsarchiv Zielona Góra

Das Archivbuch ist chronologisch verfasst und beginnt mit einer Urkunde der Biebersteiner aus dem Jahr 1508. Die meisten abgedruckten Dokumente sind in den Archiven im Original auf Pergament geschrieben.

Insgesamt umfasst das Staatsarchiv Zielona Góra rund 7,5 km Akten. Einer der größten Bestände gehört zur Standesherrschaft Forst-Pförten mit rund 19.000 Archiveinheiten. Ebenfalls verfügbar ist ein umfangreicher Bestand zur Deutschen Sprengchemie in Forst-Scheuno. Das älteste Dokument im Magistratsbestand der Stadt Forst (Lausitz) stammt aus dem Jahr 1516. Über 500 Jahre Stadtgeschichte lassen sich im Stadtarchiv Forst (Lausitz) finden.

Die Direktorin des Staatsarchivs Zielona Góra, Beata Grelewicz, verwies bei der Abschlusskonferenz noch einmal auf die weitreichenden und umfassenden Recherchen ihres Archives und die Zurverfügungstellung der Quellen aus einem Zeitraum von acht Jahrhunderten.

Der amtierende Bürgermeister von Brody, Juliusz Dudziak erklärte: „Mit der Herausgabe des Buches gibt es jetzt eine wertvolle Quelle vielzähliger Informationen. Durch die erfolgte Digitalisierung sind die Archivbestände auch für zukünftige Generationen gesichert.“

An der Konferenz nahmen neben Vertretern beider Projektpartner, der Stadt Forst (Lausitz) und der Gemeinde Brody, des Staatsarchivs Zielona Góra, Historiker, Heimatforscher aus beiden Ländern sowie weitere Interessierte teil. Ebenfalls Gast der Abschlusskonferenz war Dr. Christine von Brühl, eine Nachfahrin des Grafen Heinrich von Brühl.

Erhältlich ist das Archivbuch für Interessierte in der Touristinformation der Stadt Forst (Lausitz), Cottbuser Straße 10.

Das Projekt „Erschließung und Veröffentlichung wertvoller historischer Archiv-Dokumente des Staatsarchives Zielona Góra zur europäischen Geschichte aus dem grenzüberschreitenden deutsch-polnischem Gebiet der ehemaligen Standesherrschaft Forst-Pförten (Brody) durch eine zweisprachige Publikation“ wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG V A Brandenburg – Polen 2014-2020 und des Kleinprojektefonds der Euroregion Spree-Neiße-Bober kofinanziert.

Kontakt:
Stadt Forst (Lausitz)
Die Bürgermeisterin
Fachbereich Personal und Verwaltungsservice
Leiterin Stadtarchiv Elena Boßmeyer
Lindenstraße 10 – 12
03149 Forst (Lausitz)
Tel. +49 3562 989-114
Fax +49 3562 7460
E-Mail: e.bossmeyer@forst-lausitz.de

Quelle: Stadt Forst (Lausitz), Pressemitteilung, 28.6.2023

Erste Hilfe für historische Schätze aus Archiven

Notfallverbund regelt Zusammenarbeit der Kommunalarchive im Landkreis Gießen.

Ein geplatztes Wasserrohr, ein Feuer nach einem technischen Defekt – und historische Dokumente sind beschädigt oder im schlimmsten Fall unwiederbringlich zerstört. Um die in Archiven verwahrten Schätze von regionaler und überregionaler Bedeutung so gut wie möglich zu sichern und im Schadensfall bergen zu können, haben sich nun der Landkreis Gießen und die meisten seiner Städte und Gemeinden zu einem Notfallverbund der Kommunalarchive zusammengeschlossen. Die Zusammenarbeit regelt die gegenseitige Unterstützung mit Personal, Material und Fachwissen in einem Notfall, aber auch regelmäßigen Austausch und Ausbildung der Partner.


Abb.: Gemeinsame Vorsorge, um historische Dokumente zu bewahren: Kreisarchivarin Sabine Raßner (Mitte) zeigt den Vertrag zur Gründung des Notfallverbundes der Kommunalarchive, zu dem sich der Landkreis und viele Kommunen zusammengeschlossen haben. (Foto: Landkreis Gießen)

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009 hat drastisch gezeigt, wie jahrhundertealte Archivdokumente auf einen Schlag verloren gehen können – daran erinnerte Kreisarchivarin Sabine Raßner während der Vertragsunterzeichnung zur Gründung des Notfallverbundes: „Vor allem kleinere Archive mit wenig Personal sind in Notfallsituationen schnell überfordert und die Ressourcen sind rasch erschöpft.“ Gegenseitige Hilfe über Gemeindegrenzen hinweg ist im Fall der Fälle enorm wichtig. Gerade durchnässte oder durch Feuer beschädigte Dokumente müssen rasch geborgen werden und benötigen eine „Erste Hilfe“. Dafür stehen im Kreisarchiv Notfallboxen bereit, die Schutzausrüstung, Verpackungsmaterial und Werkzeuge für die Verpackung und Erstversorgung enthalten.

Wissens- und Erfahrungsaustausch und das Training für den Fall der Fälle stehen ebenfalls auf der Agenda: Das Archivpersonal der Kreiskommunen hat Ende Juni in der Kreisvolkshochschule in Lich bereits geübt. Eine Fortbildungsveranstaltung der Archivberatung Hessen in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv bot dazu Gelegenheit. Nach einem Theorieteil ging es auch in der Praxis darum, durchnässte Dokumente richtig zu behandeln.


Abb.: Notfallübung zur Rettung historischen Archivguts: Archivpersonal aus den Kreiskommunen lernte in der Volkshochschule in Lich den richtigen und raschen Umgang mit durchnässten Dokumenten. (Foto: Landkreis Gießen)

„Die Zusammenarbeit ist ein großer Gewinn für alle Beteiligten im Landkreis“, sagte Landrätin Anita Schneider: Neben der gegenseitigen Hilfe im Notfall sollten auch objektbezogene Pläne für die Archive erstellt werden, die über den Katastrophenschutz des Landkreises der Feuerwehr zur Verfügung stehen. „Und zusätzlich ermöglicht der Austausch auch eine bereichernde Zusammenarbeit, wenn es um gemeinsame Ausstellungen oder Aktionen geht.“

Kontakt:
Landkreis Gießen
Kreisarchiv
Riversplatz 1-9
35394 Gießen

Sabine Raßner
Tel. 0641 9390-1603
sabine.rassner@lkgi.de
kreisarchiv@lkgi.de

Quelle: Landkreis Gießen, 10.7.2023