Vom Umgang mit dem kulturellen Erbe Kirchenbuch – der etwas andere Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel

Für das Jahr 2007 präsentiert sich der Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel erstmalig in einer erweiterten Form. Die neue Form trägt der wachsenden Stellung des Archivs als Dienstleister der Kirchenverwaltung wie auch als Zentrum kirchengeschichtlicher Forschung und historischer Bildungsarbeit angemessen Rechnung. Basis und Grundlage aller Archivarbeit bleibt dabei das Archivgesetz der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

Kirchenbücher dokumentieren wie keine andere Quelle christliche Traditionen und stehen deshalb im Zentrum der Projektarbeit des Landeskirchlichen Archivs Kassel. Dieser zentralen Quelle mit hohem kirchlichen Identifikationsfaktor und kulturellen Wert widmet sich das Archiv gleich in drei Projekten. 
Im Bereich der Kernaufgabe „Sichern und digitales Erschließen“ sind das Projekt Einbandfragmente und das Projekt Kirchenbuchportal zu nennen. Beiden Projekten liegen Kooperationen mit ganz unterschiedlichen Einrichtungen zugrunde, zu nennen sind die Universität Kassel und der Verband kirchlicher Archive in der EKD. In einer weiteren Kooperation mit der Universität Marburg ist das Projekt Auswertung von Kirchenbüchern unter sozialgeschichtlichen Fragestellungen angelaufen. Schale und Kern der Kirchenbücher – Einbände und sozialgeschichtliche Inhalte der Kirchenbücher werden gesichert und erschlossen. Und auch die Genealogen dürfen sich freuen – auf das Kirchenbuchportal. 

\"Tätigkeitsbericht

Im Bereich der Kernaufgabe „Nutzbarmachen – Historische Bildungsarbeit“ hat sich das Landeskirchliche Archiv Kassel als Dienstleister für Forschung und Öffentlichkeit neu aufgestellt. Daneben läuft nun schon im dritten Jahr die Wanderausstellung zur Zweiten Reformation in Hessen-Kassel erfolgreich weiter. 

Das Landeskirchliche Archiv Kassel hatte im Bereich der Kernaufgabe „Aufbewahren“ in diesem Jahr ein Jubiläum zu begehen. Das „Kasseler Modell der natürlichen Magazin-Klimatisierung“ wurde zehn Jahre alt.

Neben der Projektarbeit bietet das Landeskirchliche Archiv weitere vielfältige Fachleistungen zu den Produkten „Sicherung und Erschließung von Archivgut“ und „Bereitstellung und Vermittlung von Archivgut“. Die Aufbereitung der statistischen Daten trägt bereits der bevorstehenden Novellierung des Kirchlichen Finanzwesens Rechnung. Die Zahlen präsentieren sich eingeteilt in Ressourcen (Haushalt und Personal) und zwei Produkte des Archivs: Sicherung und Erschließung von Archivgut (Input) und Bereitstellung und Vermittlung von Archivgut (Output). 

Info
Bettina Wischhöfer, Vom Umgang mit dem kulturellen Erbe Kirchenbuch und andere „Archivgeschichten“ – Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel 2007 (Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 24), Kassel 2008
ISBN 978-3-939017-05-1, 52 Seiten, € 5,- 

Auch als Download unter: www.ekkw.de/archiv

Stabwechsel beim LWL-Archivamt in Münster

Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Wolfgang Kirsch, hat am Freitag, den 15. Februar 2008, den scheidenden Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen, Prof. Dr. Norbert Reimann, verabschiedet und seinen Nachfolger Dr. Marcus Stumpf begrüßt.

Der LWL-Direktor würdigte Reimanns Verdienste in den 21 Jahren an der Spitze des Amtes. Er habe sich zum Beispiel in der Aus- und Fortbildung verdient gemacht, aber auch die elektronische Datenverarbeitung und neue Methoden zum Erhalt von Archivalien vorangetrieben.

Reimanns Nachfolger Dr. Marcus Stumpf war bisher stellvertretender Leiter des Technischen Zentrums im Landesarchiv Nordhein-Westfalen in Münster. Nach Studium in Mainz, Aachen und Bonn promovierte Stumpf 1998 in München mit einer kritischen Edition der Bamberger Heiligenvita Kaiser Heinrichs II. 

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Abb.: LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, Prof. Dr. Norbert Reimann und Dr. Marcus Stumpf (v.l.n.r.) (Foto: LWL)

Das LWL-Archivamt für Westfalen, 1927 gegründet als Archivberatungsstelle der Provinz Westfalen, hat als Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit 30 Beschäftigten zur Aufgabe, die Archive nichtstaatlicher Träger, also die kommunalen, kirchlichen und privaten Archive in Westfalen-Lippe, fachlich und technisch zu beraten und zu unterstützen.

Darüber hinaus beherbergt das LWL-Archivamt das eigene Archiv des Landschaftsverbandes und das Archivdepot der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive. 

Kontakt:
LWL-Archivamt für Westfalen
Jahnstraße 26
48147 Münster
Tel.: 0251/591-3887
Fax : 0251/591-269
LWL-Archivamt@lwl.org

Quelle: LWL, Pressemitteilung, 15.2.2008

Von Aufseß-Familienarchiv wird neu erschlossen

Eines der wichtigsten Adelsarchive im süddeutschen Raum, das Familienarchiv derer von Aufseß, enthält Urkunden, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Das rund 150 Laufmeter große Archiv enthält Informationen über den Herrschafts- und Wirkungsbereich von Haus von Aufseß in der Fränkischen Schweiz.

Nach achtjähriger Vorbereitung ist nunmehr ein Projekt zur Neuerschließung des Familienarchivs vorgestellt worden. In zweieinhalb Jahren sollen das Inventar und die Neuordnung abgeschlossen sein und das Archiv öffentlich genutzt werden können. Es sind zugleich konservatorische Maßnahmen, insbesondere die Mikroverfilmung, zur langfristigen Sicherung der Archivalien geplant.

Die Neuerschließung, deren Gesamtkosten sich auf 114. 000 Euro belaufen, wird durch zahlreiche öffentliche Zuschüsse möglich. Aus der Oberfrankenstiftung werden 39.000 Euro erwartet, aus dem Kulturfonds des Freistaates Bayern 25.000€, von der Gemeinde Aufseß 20.000, vom Landkreis Bayreuth 10.000 und als Eigenleistung der Familie von Aufseß sind 20.000 Euro eingeplant.

Die Leitung des Projektes übernimmt Florence de Peyronnet-Dryden, Diplom-Archivarin aus Bamberg. Auftraggeber sind die Familie von Aufseß und die Gemeinde Aufseß. Das Staatsarchiv Bamberg und der Kreisarchivpfleger Dr. Konrad-Röder beratend tätig.

Quelle: Nordbayerischer Kurier, 10.2.2008

Sparkassen-Stiftung unterstützt Mikroverfilmung von Urkunden in Bad Salzungen

Wenngleich beim großen Stadtbrand 1786 viele historische Unterlagen vernichtet worden sind, befinden sich im Stadtarchiv Bad Salzungen mehr als 200 Urkunden aus 700 Jahren Stadtgeschichte. Eine der bedeutsamsten Urkunden stammt aus dem Jahr 1321. Darin verzichtet der Abt von Fulda auf die Rechte der Salzlagerstätten-Ausbeutung.

Da sich viele der alten Urkunden in einem bedauernswerten Zustand befinden, will die Stadt Bad Salzungen diese nach und nach restaurieren, mikroverfilmen und einscannen. Unterstützung erhält die Stadt dabei von der Stiftung der Wartburg-Sparkasse. Heimatpflege sei wichtig „und besonders dieses Kulturgut muss gepflegt werden“, so Michael Roth, Leiter des Vorstandsbüros der Wartburg-Sparkasse. 2.100 Euro werden aus den Zinserträgen des eine Million Euro umfassenden Stiftungskapitals zur Verfügung gestellt.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Salzungen
Stadtverwaltung
Karl-Liebknecht-Straße 8 
36433 Bad Salzungen 
Telefon: 03695/621021 
Fax: 03695/8509546 
stadtarchiv@badsalzungen.de

Quelle: Freies Wort, 16.2.2008

Neuer Besucherrekord im Staatsarchiv Ludwigsburg

Einen neuen Besucherrekord konnte das Staatsarchiv Ludwigsburg im Jahr 2007 verzeichnen. Nicht nur in den Lesesaal kamen mehr Besucher als jemals zuvor, stark wachsenden Zuspruch erfuhren auch die archivpädagogischen Angebote des Archivs. Insgesamt zählte man in Ludwigsburg 2.612 Benutzertage, was einer Steigerung von 16,4% gegenüber dem Vorjahr (2.244) entspricht. Damit setzte sich der Trend der Vorjahre fort. Insgesamt stieg die Zahl der Besucher in Ludwigsburg in den letzten fünf Jahren um mehr als 70 Prozent.

Einen noch deutlicheren Zuwachs verzeichneten die archivpädagogischen Angebote des Archivs. Im Jahr 2007 wurden insgesamt 2.971 Teilnehmer (in 138 Gruppen) an solchen Veranstaltungen gezählt, darunter 2.632 Schülerinnen und Schüler (in 110 Gruppen) – reine Vortragsveranstaltungen und Ausstellungsbesucher sind dabei nicht mitgezählt. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 83,4 % (1.620 Teilnehmer); bei den Schülerveranstaltungen betrug der Anstieg sogar 143,7 % (2007: 1.080 Teilnehmer). Pro Woche besuchten im Durchschnitt mindestens zwei Schülergruppen das Archiv. Insgesamt kamen 2007 damit erstmals mehr \“junge\“ Archivbesucher ins Haus als Erwachsene.

Von dem positiven Trend profitierten auch die sonstigen Veranstaltungen des Archivs. Die Veranstaltungen, die in Kooperation mit anderen Einrichtungen auch außerhalb des Archivs durchgeführt wurden, mitgerechnet, wurden mehr als 5.000 Besucher gezählt. Die Veranstaltungen im Archiv besuchten mehr als 1.700 Personen.

Die erfreuliche Entwicklung nahm das Staatsarchiv Ludwigsburg zum Anlass, drei Benutzer des Jahres auszuzeichnen. Ulrich Gärtner, Heinrich Philippczyk und Achim Bonenschäfer, die den Lesesaal des Archivs im Rahmen ihrer familien- und regionalgeschichtlichen Forschungen im vergangenen Jahr jeweils mehr als 60 Mal aufgesucht hatten, wurden vom Leiter des Archivs mit einem kleinen Präsent geehrt.

Kontakt:
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
D-71638 Ludwigsburg
Telefon: 07141/18-6310
Telefax: 07141/18-6311
staludwigsburg@la-bw.de

Quelle: StA Ludwigsburg, Pressemitteilung, 8.1.2008

Quellen und Dokumente zur Geschichte des Bistums Dresden-Meißen 1930-1945

Quellen und Dokumente zur Bistumsgeschichte aus den Jahren 1930 bis 1945 umfasst der zweite Band des Buches „Eine Kirche – zwei Völker“, der nun vorliegt. Er schließt damit an den im Jahr 2003 erschienenen ersten Band zur Geschichte des Bistums Dresden-Meißen an, der sich den Jahren 1921-1929 widmete. Eine deutsch-sorbische Arbeitsgruppe erstellte dieses Werk, das der frühere Dresden-Meißener Generalvikar und jetzige Bischof von Görlitz, Dr. Konrad Zdarsa, als Domkapitular im Auftrag des Domkapitels St. Petri des Bistums Dresden-Meißen herausgegeben hat.

Zur öffentlichen Buchvorstellung lädt das Kathedralforum der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen am Donnerstag, dem 28. Februar 2008, um 20 Uhr ins Haus der Kathedrale (Schloßstr. 24) ein. Neben einer Einführung in das Zustandekommen des Buches und einer thematischen Hinführung gibt es an diesem Abend eine Podiumsdiskussion mit Bischof Zdarsa und Mitgliedern der Arbeitsgruppe.

„Erstmals liegen die wichtigsten Dokumente für das damalige Bistum Meißen vor – aus dem Diözesanarchiv, aus staatlichen Archiven und nach aufwendigen Recherchen auch aus Pfarrarchiven, die einen gründlichen Einblick in die Verhältnisse ‚vor Ort’ geben“, betonen die Veranstalter. Das Buch behandelt die politische Entwicklung allgemein und die Deutschtumspolitik der Nationalsozialisten gegenüber den Sorben. Es spricht aber auch die seelsorglichen Belange und Möglichkeiten in einem Diasporabistum unter totalitärer Herrschaft an. Im Anhang des Buches befindet sich reichhaltiges Material: unter anderem historische Bilder und Dokumente, Kurzbiografien vieler Beteiligter sowie ein Orts- und Personenregister. 

Info:
Eine Kirche – zwei Völker. Deutsche, sorbische und lateinische Quellentexte und Beiträge zur Geschichte des Bistums Dresden-Meißen, Band 2: 1930 bis 1945, Domowina-Verlag/ Benno-Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 19,90 Euro.

Link: www.bistum-dresden-meissen.de

Quelle: Bistum Dresden-Meißen, Katholische Kirche in Sachsen und Ostthüringen, Presseinformation

Ärger um Ein-Euro-Jobs im Stadtarchiv Wiesbaden

Die so genannten „Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung“ für Empfänger von Arbeitslosengeld II werden aufgrund der Höhe der Mehraufwandsentschädigung als \“Ein-Euro-Jobs\“ bezeichnet. Formale Voraussetzung eines Ein-Euro-Jobs muss seine Gemeinnützigkeit und die Zusätzlichkeit dieser Arbeit sein; er darf nicht als Billiglohnvariante zur Kompensation und damit zur Verdrängung regulärer Arbeitsplätze dienen.

Der Einsatz von Ein-Euro-Jobbern ist daher diffizil, wenngleich sich das Archivwesen aufgrund vielfältiger Tätigkeitsfelder und Zuarbeitsmöglichkeiten als geradezu unerschöpflicher Beschäftigungssektor anbietet. Viele Archive und ihre Träger verzichten aber bewusst auf den Einsatz von Ein-Euro-Jobbern, um vorhandene Stellen nicht zu gefährden oder einem künstlichen Niedriglohnsektor Vorschub zu leisten. Viele andere Archive machen hingegen Gebrauch von den Ein-Euro-Jobs, und durchaus auch viele ALG-II-Empfänger ziehen die Arbeit in einem Archiv anderen ihnen zugewiesenen Jobs vor.

Im Stadtarchiv Wiesbaden ist nun die Frage um die Rechtmäßigkeit des dortigen Einsatzes von Ein-Euro-Jobbern eskaliert, wie das Wiesbadener Tagblatt und der Wiesbadener Kurier berichten. Ein Mitarbeiter des Multimediaarchivs sieht sich ausgebeutet und von seinen Vorgesetzten hingehalten. Denn über Jahre hinweg wurde das digitale Multimediaarchiv im Wiesbadener Stadtarchiv (siehe Bericht vom 15.2.2004) von Ein-Euro-Jobbern betrieben. Einer von ihnen, Wilfried Lüderitz (62), prangert jetzt die Verhältnisse an. 

Lüderitz, der ein Studium der Pädagogik, Soziologie und Kunstgeschichte absolviert hat, und zudem examinierter Gebrauchsgrafiker ist, sieht sich bei der Besetzung der im Frühjahr 2006 vakant gewordenen Stelle eines wissenschaftlichen Leiters des Multimediaarchivs ungerechtfertigterweise übergangen. Denn im Herbst 2006 wurde nicht er, der für die Nachfolge \“perfekt geeignet\“ schien, sondern ein politisch in Ungnade gefallener Referent der Kulturdezernentin Rita Thies, von Hause aus Mediziner, auf den Leiterposten abgeschoben.

Eine echte Jobperspektive habe Wilfried Lüderitz hingegen nicht erhalten; er sei ein ums andere Mal vertröstet und hingehalten worden. Jetzt wandte er sich an einen Rechtsanwalt sowie an die Öffentlichkeit, um Beistand zu erhalten. – Kulturdezernentin Rita Thies wollte sich, den Presseberichten zufolge, zu der \“Personalangelegenheit\“ nicht äußern, zumal sie mit Rechtsstreitigkeiten verbunden sei.

Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 13.2.2008; Manfred Gerber, Wiesbadener Kurier, 13.2.2008

Zwangsarbeit in Berlin. Archivrecherchen, Nachweissuche und Entschädigung

Zwangsarbeiter, die Ansprüche auf Entschädigung geltend machen wollten, mussten ihren während des Nationalsozialismus geleisteten Arbeitseinsatz nachweisen. Allein in Berlin stellten 20.000 Überlebende meist formlos gehaltene Anträge. Die im Jahr 2001 eingerichtete Koordinierungsstelle Zwangsarbeit an der Berliner Entschädigungsbehörde, deren Arbeit Ende 2006 abgeschlossen wurde, konnte durch umfangreiche Recherchen mehr als 8.000 Überlebenden zu Ausgleichszahlungen verhelfen. Im Zuge der Nachforschungen wurden neue Quellen auch für künftige Projekte zur NS-Zwangsarbeit erschlossen. Der Band "Zwangsarbeit in Berlin. Archivrecherchen, Nachweissuche und Entschädigung" schildert die Arbeit der Koordinierungsstelle, stellt spezielle Archive vor und charakterisiert wichtige Quellengruppen, von den Standes- und Gesundheitsämtern über Firmenakten bis zu persönlichen Anfragen der Betroffenen.

Info:
Cord Pagenstecher / Bernhard Bremberger / Gisela Wenzel (Hg.):
Zwangsarbeit in Berlin. Archivrecherchen, Nachweissuche und Entschädigung
Berlin (Metropol-Verlag ) 2007, 320 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-938690-74-1

Inhalt:

7 Vorwort
9 Einleitung

15 Die Koordinierungsstelle für Zwangsarbeiter-Nachweise
17 Zwangsarbeit, Entschädigung und Nachweissuche
31 Die Bearbeitung von Zwangsarbeiter-Anfragen
51 Archivrecherchen und Quellenerschließung
69 Zwangsarbeit in Zahlen. Quantitative Auswertungsmöglichkeiten
77 Die Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter. Eine Quellensammlung und ihre Forschungsrelevanz

107 Archive und Sammlungen
109 Vor der Öffnung: Der Internationale Suchdienst in Arolsen
131 Das NS-Archiv der Staatssicherheit. Unterlagen zur Zwangsarbeit im Bundesarchiv Dahlwitz-Hoppegarten
145 Justizunterlagen aus der Nachkriegszeit. Recherchen im Bundesarchiv Ludwigsburg

153 Quellengruppen und Auswertungen
155 Zwangsarbeit und polizeiliches Meldewesen. Die Berliner Einwohnermeldekartei
177 Nachweise aus Berliner Standesämtern
183 "Seuchenhygienische Überwachung". Zwangsarbeit und Gesundheitsämter
191 Unterlagen von Rentenversicherungen und Krankenkassen
199 "Ostarbeitersparen" und "UN-Bürger-Konten". Namensrecherchen im Dickicht der Bankgeschichte
211 "Stalins Hand reicht bis in die Ostarbeiterlager". Gotthold Starkes Aufzeichnungen aus dem Auswärtigen Amt
233 Mobile Gaskammern und Zwangsarbeit. Aus der Geschichte der Neuköllner Fahrzeugfirma Gaubschat
253 Befehl 163. Die Ausländerlisten der Alliierten
267 Zwangsarbeiter-Nachweise in Betriebskarteien und Firmenakten
279 "Haben wir nicht!" Erfahrungen mit Nachfolgefirmen und ihren Archiven

291 Anhang
291 Abkürzungen
292 Rechtliche Grundlagen
297 Literatur
319 Die Autoren

Kontakt:
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten
Abt. I, Entschädigungsbehörde
Fehrbelliner Platz 1
10707 Berlin

Dr. Bernhard Bremberger
Reuterstrasse 78
12053 Berlin
Tel. 030 / 6237187
bremberger@gmx.de 

Quelle: Mailingliste "NS-Zwangsarbeit", 13.2.2008

Militär-Psi

Was hat Alt-Kanzler Helmut Schmidt mit dem IGPP zu tun? – Zugegeben: nicht besonders viel. Allerdings fiel in seine Amtszeit als deutscher Verteidigungsminister (1969-1972) ein offizielles Forschungsvorhaben, das den Einsatz parapsychologischer Phänomene in militärischen Verwendungszusammenhängen untersuchen sollte. Das Projekt wurde von Schmidts Ministerium in Auftrag gegeben, lief unter Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft und wurde von Mitarbeiter/innen des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) bearbeitet. 

Die inhaltliche Ausrichtung der durchgeführten Grundlagenforschung war dabei zunächst unspektakulär, man untersuchte – so der Arbeitstitel – Unerklärliches Verhalten von Tieren bei Katastrophen. Die leitende Frage war: Gab es realistische Chancen, die besonderen Wahrnehmungsmöglichkeiten und Reaktionen von Tieren für die Vorwarnung bei möglichen militärischen Angriffen einzusetzen? 

\"Reisekostenabrechnung

Abb.: Reisekostenabrechnung einer Dienstreise Hans Benders zu Konrad Lorenz nach Seewiesen, November 1970 (IGPP-Archiv)

Im Verlauf des einjährigen Projekts wurden zahlreiche externe Institutionen und Wissenschaftler, beispielsweise auch der Verhaltenspsychologe Konrad Lorenz, als Beratungsinstanzen hinzugezogen. Nüchtern betrachtet handelte es sich bei der Untersuchung um eines von mehreren ,Drittmittelprojekten’, mit denen IGPP-Direktor Hans Bender (1907-1991) in diesen Jahren das chronisch unterfinanzierte Freiburger Institut am Leben hielt. Im größeren Zusammenhang ist das Forschungsprojekt als Beleg für das Interesse offizieller bzw. staatlicher Stellen zu sehen, die Möglichkeiten einer ‚praktischen Parapsychologie’ auszuloten. Erwartungsgemäß wird man in den abschließenden Publikationen zu dem Forschungsprojekt (1971) keinen Hinweis auf seinen militärischen Hintergrund finden. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br.
Telefon: +49-(0)761-2072110 
igpp@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv, Nr. 01-08, 1.2.2008

Die bayerische Konstitution von 1808 – Symposion zum 200. Jahrestag

Die Konstitution von 1808 steht am Beginn der Verfassungsentwicklung des modernen Bayern. Sie fasste die wichtigsten seit 1799 durchgeführten Reformen zusammen und bereitete den Weg für die Integration der fränkischen und schwäbischen Gebiete in das neue Königreich. Ein Symposion unter der Schirmherrschaft von Landtagspräsident Alois Glück widmet sich vom 27.-29. Februar 2008 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften dem Verfassungswerk.

Die am 1. Mai 1808 erlassene \“Konstitution für das Königreich Baiern\“ bot die Grundlage für die Fortentwicklung der bayerischen Reformen unter Maximilian Graf von Montgelas. In den \“Hauptbestimmungen\“ garantierte der König als oberstes Organ des neuen Staates erstmals die Grundrechte: Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz, gleiche Steuerpflicht, Abschaffung der Leibeigenschaft sowie Gewissens- und Religionsfreiheit. Auch für die Integration der nach 1800 im neuen bayerischen Staat zusammengefassten Territorien mit unterschiedlicher Rechts- und Verwaltungstradition war die Konstitution von zentraler Bedeutung: sie machte es möglich, das Länderkonglomerat nach einheitlichen Grundsätzen zu regieren.

In der öffentlichen Wahrnehmung steht die Konstitution von 1808 zumeist im Schatten der Verfassung von 1818. Auf dem Symposion, das der Bayerische Landtag, die Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und die Bayerische Einigung/Bayerische Volksstiftung gemeinsam veranstalten, werden namhafte deutsche und internationale Referenten die Bedeutung des Verfassungswerks aus zeitgenössischer Perspektive heraus neu diskutieren.

Die Veranstaltung beginnt mit einem Abendvortrag von Landtagspräsident Alois Glück über den deutschen Föderalismus als historisches Relikt oder Zukunftsmodell. Anschließend wird das neu erstellte Handbuch der bayerischen Landtagsabgeordneten in der Weimarer Zeit präsentiert. Das vollständige Programm ist zu finden unter http://www.kbl.badw.de/tagung2008.htm.

Veranstaltungsort:
Plenarsaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München (Residenz Nordflügel)
Termin: 27.-29. Februar 2008.

Quelle: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Presse Info 1/2008, 12.2.2008