Bundeskabinett stimmt Öffnung des NS-Opferarchivs in Bad Arolsen zu

Das Archiv des Internationalen Suchdienstes mit Sitz im hessischen Bad Arolsen soll nach einem Beschluss der Bundesregierung jetzt für Forschungszwecke geöffnet werden. Bislang wurden aufgrund internationaler Verträge nur Anfragen nach vermissten Zivilpersonen sowie Zwangsarbeitern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bearbeitet. Allein in den letzten zwei Jahren wurden über 950.000 Anträge bearbeitet, die sich auf den Zwangsarbeiterentschädigungsfonds bezogen.
Archiviert sind dort auf etwa 25.700 laufenden Metern rund 50 Millionen Dokumente über 17,5 Millionen Menschen. Hierbei handelt es sich vor allem um Unterlagen von NS-Behörden und von den Verwaltungen der Konzentrationslager. Angelegt wurde das Holocaust-Archiv bereits 1943 vom Britischen Roten Kreuz.

Seit 1955 ist der Internationale Suchdienst, der diese Aufgabe bereits seit 1946 ausübt, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf unterstellt. Wie viele Schicksale auch heute noch ungeklärt sind, zeigt die hohe Zahl von jährlichen Anfragen – allein im Jahr 2005 waren es etwa 150.000. Dies führt dazu, dass die Mitarbeiter überlastet sind und noch 320.000 Suchende auf die Klärung der Schicksale ihrer Angehörigen warten müssen.

Aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen hatte sich die Bundesregierung – genauso wie Italien – zehn Jahre lang geweigert, einer Öffnung des Holocaust-Archivs zuzustimmen, auf die insbesondere die USA sowie Frankreich und die Niederlande drängen. Mit der Genehmigung zur Nutzung der Dokumente für wissenschaftliche Zwecke, hat die Bundesregierung einen Kompromiss gefunden, der auch weiterhin den Schutz persönlicher Daten und Interessen gewährleistet. Sobald der gesamte Datenbestand digitalisiert ist, erhält jedes der elf Länder, die Mitglied im Ausschuss des Internationalen Suchdienstes (ITS) sind, eine Kopie. Außer den genannten Ländern gehören noch Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Griechenland, Polen und Israel dazu. 

Am 26. Juli 2006 kommen Vertreter aller dieser Länder in Berlin zusammen, um das geänderte Abkommen zu unterzeichnen. Mit der anschließenden Ratifizierung in den einzelnen Länderparlamenten wird innerhalb des nächsten halben Jahres gerechnet. Deshalb geht man auch davon aus, dass spätestens ab 2007 einer Auswertung der Akten zu Forschungszwecken nichts mehr im Wege stehen wird.

Quelle: Regierung Online, 28.6.2006; AP, 28.6.2006; Reuters, 28.6.2006

Dokumenten in Hamburger Archiven und Bibliotheken droht der Zerfall

Millionen von Akten, Urkunden und Büchern, die in Hamburger Archiven und Bibliotheken gespeichert werden, drohen durch zunehmenden Säurefraß unwiederbringlich verloren zu gehen. Denn bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts waren dem industriell gefertigen Papier Zusätze beigemengt, die durch zunehmende Säurebildung allmählich die Zellulosemoleküle zerstörten (siehe Bericht vom 23.3.2006).

Die Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft haben das Problem erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Nach einer ausführlichen Schadensanalyse sollen die betroffenen Dokumente nach Bedeutung und Dringlichkeit eingestuft werden. Erst danach ist es möglich, einen exakten Kostenplan zu erstellen. Ausgegangen wird aber von Millionensummen. Allein für das Hamburger Staatsarchiv müssten zwischen 30 und 50 Millionen Euro und für die Staats- und Universitätsbibliothek 15 Millionen Euro eingeplant werden. Um wenigstens 50.000 Bücher in den nächsten zwei Jahren zu entsäuern, müssten 500.000 bis 600.000 Euro im Haushaltsplan einkalkuliert werden. Gefährdet sind aber nachweislich in sämtlichen Bibliotheken rund zwei Millionen Bücher.

Im Staatsarchiv sind eventuell sogar zwei Drittel des Bestandes (ca, 20 Regalkilometer) vom Zerfall bedroht. Betroffen sind u.a. nicht nur Entnazifizierungsdokumente, sondern auch Bestände der Geheimpolizei aus der Kaiserzeit. Damit diese genauso wie alle übrigen Dokumente, die die geschichtliche und politische Bedeutung und Entwicklung Hamburgs belegen, für die Nachwelt erhalten werden können, bedarf es in den nächsten Jahren der gemeinsamen Anstrengung von Politikern und Fachleuten.

Quelle: Insa Gall, Die WELT, 28.6.2006

20 Jahre Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg

Am 23. Juni 2006 fand im Stadtarchiv Karlsruhe eine Pressekonferenz des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst statt, in der Minister Prof. Dr. Peter Frankenberg als Vorsitzender der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg deren Entstehung, Aufgaben und Vorhaben erläuterte. „Ohne die Arbeit der Stiftung Kulturgut wären bedeutende Zeugnisse der Geschichte Baden-Württembergs nicht mehr im Land oder sie wären der Forschung und den Bürgern aufgrund ihres Zustandes nicht mehr zugänglich. Die Stiftung leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung unserer kulturellen Identität.“ Die Bibliotheken und Archive seien immer noch reich an Schätzen, die bisher nicht erschlossen werden konnten, und auch einige Eigentümer von Kulturgut sähen sich immer wieder gezwungen, Stücke zu veräußern. Daher würden die Aktivitäten der Stiftung noch viele Jahre benötigt, betonte der Minister. 

Die Einrichtung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg mit über fünf Millionen Euro Stiftungskapital wurde am 23. Juni 1986 im Kabinett beschlossen. Seit ihrer Errichtung am 1. Juli 1986 hat sie über 21 Millionen Euro für die Erschließung, den Ankauf und die Erhaltung von Büchern, Urkunden und anderer Dokumente aus Bibliotheken und Archiven eingesetzt. Insgesamt wurden 170 Projekte abgeschlossen, davon 105 im Archiv- und 65 im Bibliotheksbereich. 
Besondere Highlights der Stiftungsarbeit waren der Ankauf der Inkunabeln aus der Fürstlichen Fürstenbergischen Hofbibliothek sowie der Erwerb der Nachlässe von Ernst Jünger und Eduard Mörike, die durch Zuschüsse der Stiftung möglich gemacht wurden. Durch das Landesrestaurierungsprogramm konnte das Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg gegründet werden. In den dortigen Werkstätten werden Dokumente restauriert, konserviert und auf Mikrofilm gespeichert.

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Abb.: Prof. Dr. Peter Frankenberg am 23. Juni 2006 mit Dr. Ernst Otto Bräunche in der Ausstellung des Stadtarchivs zum Fotoatelier Hermann Schmeiser.

Anschließend stellte Dr. Ernst Otto Bräunche (Leiter des Stadtarchivs Karlsruhe und Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Kulturgut) das mit Stiftungsmitteln erschlossene Archiv des Karlsruher Fotoateliers Schmeiser vor. Dr. Gerd Brinkhus (Leiter der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Tübingen und ebenfalls Stiftungsratsmitglied) erläuterte das Inkunabelprojekt des Landes Baden-Württemberg, in dem die Bestände der zwischen 1450 und 1500 entstandenen Frühdrucke aus den Bibliotheken des Landes erschlossen und durch die Datenbank „INKA“ weltweit recherchierbar gemacht wurden. Dr. Ute Obhof (Leiterin der Handschriftenabteilung der Badischen Landesbibliothek und Stiftungsratsmitglied) ging auf drei Mozart-Werke aus der Fürstlich Fürstenbergischen Musikaliensammlung Donaueschingen, die mit Hilfe der Stiftung angekauft wurden, ein.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Stadtarchiv Karlsruhe
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Tel: 0721/133-4223
Tel: 0721/133-4225 
Fax: 0721/133-4299 
archiv@kultur.karlsruhe.de

Sevilla zeigt größte Sammlung an handschriftlichen Dokumenten von Kolumbus

Das wichtigste Archiv über die Entdeckung Amerikas, das Archivo General de Indias in Sevilla, untergebracht in einem Renaissance-Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, präsentiert vom 27. Juni 2006 bis zum 15. Oktober 2006 etwa 40 Manuskripte, die Kolumbus zwischen 1492 und 1505 verfasst hat. Diese geben nicht nur Einblick in sein Familienleben, sondern dokumentieren auch gut, wie Kolumbus seine Reisen finanzierte. Aus seinem Nachlass werden außerdem von ihm erworbene Kunstwerke, Waffen und Navigationskarten gezeigt. Anlass für diese einmalige Ausstellung ist der 500. Todestag von Kolumbus (1451-1506), der auch in Sevilla begraben ist.

Link: Archivo General de Indias

Quelle: Der Standard, 27.6.2006

Arbeitstreffen der Archivare im Kreis Gütersloh

Zweimal im Jahr treffen sich die zehn hauptamtlichen Archivare des Kreises Gütersloh reihum zu einem Informationsaustausch. Bei ihrem Treffen am 23. Juni 2006 in Harsewinkel, an dem auch Dr. Wolfgang Bockhorst vom Westfälischen Archivamt Münster und Kreisarchivar Dr. Günter Brüning teilnahmen, ging es vor allem um die Archivierung elektronischer Unterlagen, die Aufbewahrungsfristen für Verwaltungsdokumente und die Massenentsäuerung wertvoller Schriftstücke.

Um dem Zerfall vorzubeugen stellt das Land NRW einen Betrag von 1 Million Euro zur Verfügung. Zehn ausgebildete Restauratoren und 100 Helfer sollen das bedrohte Archivmaterial durch Entsäuern fester und dadurch auch haltbarer machen. Die entstehenden Kosten werden zu 70 Prozent vom Land NRW, zu 20 Prozent von den einzelnen Kommunen und zu 10 Prozent vom Westfälischen Archivamt getragen. Pro Blatt muss man mit 20 Cent an Unkosten rechnen. 

Ein weiteres aktuelles Problem ist die langfristige Sicherung und Verfügbarkeit elektronisch gespeicherter Daten. Denn trotz sich ständig ändernder Computerprogramme muss auch in den nächsten Jahrzehnten der Zugriff auf wichtige Akten und Dokumente gewährleistet sein. Aus diesem Grunde ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Archivaren und EDV-Spezialisten unumgänglich, so auch das Resümee des Gütersloher Archivarstreffen in Harsewinkel.

Quelle: Die Glocke, 24.6.2006

UB Kassel erwirbt wichtigen Teilnachlass Franz Rosenzweigs

Die Bibliothek der Universität Kassel (UNIK) ist um einige tausend Briefe, Fotos und Dokumente reicher. Ein bedeutender Teilnachlass des jüdischen Religionsphilosophen Franz Rosenzweig (1886-1929) konnte jetzt mit öffentlicher und privater Unterstützung erworben werden. Das von Rosenzweigs Schwiegertochter Ursula Rosenzweig für 30.000 Euro angebotene Konvolut wird den Grundstock für intensive Rosenzweig-Forschungen an der UNIK und zu einem aufzubauenden Rosenzweig-Archiv bilden. An der Finanzierung durch Drittmittel haben sich die Hessische Kulturstiftung, die Sparkassen Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die Stadt Kassel, die Buber-Rosenzweig-Stiftung, der Rotary Club Kassel-Wilhelmshöhe, ein anonymer Spender, der Kasseler Hochschulbund sowie diverse private Spender beteiligt.

Der Teilnachlass besteht aus sieben Ordnern, die teilweise Einzelbriefe, meist aber ganze Korrespondenzen enthalten. Es handelt sich somit um mehrere tausend Einzelstücke – Originale, Entwürfe, Abschriften und Kopien. Von diesen Briefen sind viele noch nicht, andere nur auszugsweise veröffentlicht. Zu den mehr als 100 Briefpartnern dieses Teilnachlasses zählen unter anderem der Religionsphilosoph Martin Buber, der Philosoph und Soziologe Eugen Rosenstock-Huessy, der Philosoph Hans Ehrenberg und der Biochemiker Eduard Strauss. Ergänzt wird der Teilnachlass durch einige 100 Briefe aus der Korrespondenz des Biologen Rudolf Ehrenbergs mit Rosenzweig, die Prof. Dr. Maria Ehrenberg einer zu gründenden Rosenzweig-Forschungsstelle an der UNIK zur Verfügung stellt. 

Franz Rosenzweig wurde 1886 in Kassel geboren. Er studierte Geschichtswissenschaft und Philosophie. 1921 erschien sein Hauptwerk \“Der Stern der Erlösung\“, eines der herausragenden glaubensphilosophischen Grundlegungen des 20. Jahrhunderts. 1920 wurde Rosenzweig Leiter des Freien Jüdischen Lehrhauses in Frankfurt. Wenig später erkrankte er an der Muskelkrankheit Amyotrophischer Lateralsklerose, die ihn nach und nach völlig lähmte. Rosenzweig starb am 10. Dezember 1929 in Frankfurt.

An der UNIK wird seit 1979 zu Franz Rosenzweig geforscht. Zum 100. Geburtsjahr Rosenzweigs organisierten die Philosophen der UNIK 1986 unter Leitung von Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik einen ersten internationalen Kongress. 2004 fand zum 75. Todesjahr Rosenzweigs ein zweiter internationaler Rosenzweig-Kongress mit 90 Referenten und mehr als 400 Teilnehmern statt. Die nächste größere Rosenzweig-Konferenz wird in enger Kooperation mit der UNIK 2006 in Jerusalem stattfinden.

Bereits 1987 besteht die bundesweit einmalige Franz-Rosenzweig-Gastprofessur, auf die jeweils im Sommersemester aus antisemitischen Gründen emigrierte Philosophen und Wissenschaftler zu einem Gastsemester an die UNIK berufen werden. 2004 wurde eine Internationale Rosenzweig-Gesellschaft e.V. mit Sitz in Kassel gegründet, die derzeit weltweit 165 Mitglieder zählt. Zu ihrem ersten Präsidenten wurde UNIK-Professor Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik gewählt. 

Es liegt also nahe, an der Universität Kassel über die laufenden Forschungsprojekte hinaus, mit den neu erworbenen Briefkonvoluten und Materialien eine Franz-Rosenzweig-Forschungsstelle mit einem Archiv aufzubauen. Ähnliche Archiv-Forschungsstellen zu Hermann Cohen (Zürich), zu Martin Buber (Jerusalem/Bonn), zu Hans Ehrenberg (Bochum/Bielefeld), zu Eugen Rosenstock-Huessy (Dartmouth, USA) bestehen seit längerem. Kooperationen befinden sich im Aufbau.

Aus Anlass der Erwerbung des Rosenzweig-Nachlasses wird Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik am Donnerstag, 29. Juni, 18 Uhr, über \“Franz Rosenzweigs Heimkehr nach Kassel in Briefen\“ referieren. Der öffentliche Vortrag in der Reihe \“Treffpunkt Eulensaal\“ findet statt im Eulensaal der Universitätsbibliothek- Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek, Brüder-Grimm-Platz 4a, 34117 Kassel. 

Bibliotheksdirektor Dr. Axel Halle wird Ursula Rosenzweig und Prof. Dr. Maria Ehrenberg als Ehrengäste der Familie Rosenzweig begrüßen. Veranstalter sind: Universitätsbibliothek Kassel, die Jüdische Gemeinde Kassel, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Internationale Rosenzweig-Gesellschaft. 

Kontakt
Universität Kassel
Dr. Axel Halle
Leitender Direktor der Universitätsbibliothek
Diagonale 10
34127 Kassel
Tel. 0561/804 3726
halle@bibliothek.uni-kassel.de 

Quelle: idw / Universität Kassel, 22.6.2006

Jubiläumsausstellung für Architekt Prachensky im Archiv für Baukunst Innsbruck

Den 90. Geburtstag des Tiroler Architekten Hubert Prachensky nimmt das Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck zum Anlass, ab dem 26. Juni 2006 eine Jubiläumsausstellung zu zeigen. Prachensky zählt zu den bedeutendsten Architekten der letzten Jahrzehnte in Tirol. Geboren am 26. Juni 1916 in Innsbruck nahm er nach der Schulausbildung 1936 ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien auf. Unterbrochen durch einen Kriegseinsatz in Polen beendete er 1940 seine dortige Ausbildung.

Zahlreiche öffentliche Bauten wurden von ihm geplant und ausgeführt so u.a. das Sport- und Kongresszentrum Seefeld, die Tiroler Gebietskrankenkasse, eine Klinik in Innsbruck und die Sportstätten am Berg Isel. Im Juni 2005 übereignete Prachensky nicht nur seine eigene Sammlung von Zeichnungen und Plänen dem Archiv für Baukunst, sondern auch die seines Vaters Theodor und seines Onkels Wilhelm Nicolaus. Das umfangreiche Material umfasst etwa 20.000 Blätter und dient so der Dokumentierung zahlreicher Bauten, Projekte und Wettbewerbsbeiträgen.

Info:
\“Hubert Prachensky\“ im Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck, Lois Welzenbacher Platz 1 (3. Stock). Von 26. Juni bis 16. September 2006. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 11.00 bis 16.00 Uhr 

Quelle: BauNetz für Architekten, 23.6.2006; Mein Tirol online, 26.6.2006

16. Vorarlberger Archivtag

Der 16. Vorarlberger Archivtag untersucht die vielfältigen Beziehungen zwischen Archiven und Museen. Referenten aus Vorarlberg, Tirol und der Steiermark. 
Die Referenten stellen unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit zwischen den beiden Kulturinstitutionen vor. Der Archivtag findet am Freitag, 30. Juni 2006, von 14.00 bis 17.30 Uhr im Klostertal Museum in Wald am Arlberg statt. Interessierte sind herzlich eingeladen. 

Die Vorarlberger Archivgeschichte ist wesentlich mit der Geschichte der Museen des Landes verbunden. Das 1898 gegründete Vorarlberger Landesarchiv etwa erhielt bedeutende Quellen in seinen Beständen vom 1857 gegründeten Museums-Verein für Vorarlberg geschenkt. In vielen Gemeinden bilden Archiv und Museum eine organisatorische Einheit als \“Haus der Geschichte\“. 

Der 16. Vorarlberger Archivtag untersucht an den Beispielen solcher \“Häuser der Geschichte\“ in Bad Radkersburg, Hohenems, Innsbruck und dem Klostertal die unterschiedlichen Modelle der Zusammenarbeit solcher Geschichte-Häuser (Klostertal Museum Wald a. A., Jüdisches Museum Hohenems, Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Stadtarchiv/Stadtmuseum Bad Radkersburg). 

Der Vorarlberger Archivtag wird seit 1971 vom Vorarlberger Landesarchiv als offenes Informations-, Weiterbildungs- und Diskussionsforum veranstaltet. Alle an Archiv- und Museumsfragen Interessierten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Beginn ist am Freitag, 30. Juni 2006, um 14.00 Uhr im Klostertal Museum in Wald am Arlberg (300 m westlich der Kirche). 

Programm:

14:00 Eröffnung im Klostertal Museum (Christian Gantner, Bürgermeister der Gemeinde Dalaas; Christof Thöny, Klostertal Museum; Univ.-Prof. Dr. Alois Niederstätter, Landesarchivar)
14:15 Archiv und Museum – Partner oder Konkurrenten? (DDr. Lukas Morscher, Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
14:45 Forschen, Sammeln, Ausstellen. Synergien zwischen Museum und Archiv. (Mag. Marie Theres Zangger, Stadtarchiv/Stadtmuseum Bad Radkersburg)
15:15 Diskussion: Archive und Museen in Kommunen.
15:45 Pause
16:00 Jüdische Geschichte in der Zerstreuung. Hohenemser Nachkommen als historische \’Quelle\‘ und virtual community. (Dr. Hanno Loewy & Eva Maria Hesche, Jüdisches Museum Hohenems)
16:30 Klostertal Museum und Archiv – Versuche der Verankerung einer historischen Identität. (Christof Thöny, Klostertal Museum)
17:00 Diskussion: Archive und Museen in der Region. 
17:30 Ende der Veranstaltung & Kleiner Imbiss auf Einladung des Museumsvereins Klostertal 

Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten (karin.weratschnig@vorarlberg.at; oder jeweils vormittags telefonisch bei Karin Weratschnig, Landesarchiv 05574/511-45005). Weitere Informationen: www.landesarchiv.at; Tagungsort: www.museumsverein-klostertal.at.

Wertvolle Schuldokumente dem Echterdinger Stadtarchiv übergeben

Historisch äußerst wertvolles Material bekam in den letzen Tagen der Leinfelden-Echterdinger Stadtarchivar Bernd Klagholz von dem in Ruhestand gehenden Rektor der Zeppelinschule – der früheren Echterdinger Schule – überreicht. Hierbei handelt es sich um Schülerverzeichnisse, Zeugnisse, Inventarbücher, Verzeichnisse der Lehrerbücherei, Fotos, und Dokumente. Am wichtigsten und interessantesten dürften aber wohl die 1864 begonnenen und bis heute lückenlos geführten Lehrerkonventsprotokolle sein, die einen wichtigen Beitrag zur Zeitgeschichte darstellen. Der Stadtarchivar zeigt sich erfreut und erstaunt, dass es diese Unterlagen noch gibt. Zu den Fundstücken gehört auch ein Fotoalbum, in dem das erste Kinderfest nach dem Krieg im Jahre 1949 dokumentiert wird.

Nach einer gründlichen Sichtung und Erschließung durch den Stadtarchivar sollen die Unterlagen dann anschließend wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Von besonderem Interesse für Bernd Klagholz sind diese Unterlagen auch deshalb, weil er über die Zeit des Nationalsozialismus in Echterdingen, Kreis Esslingen, forscht. So fand er unter anderem Anweisungen zu Luftschutzmaßnahmen während des gesamten Zweiten Weltkrieges. \“Um jeden Schüler einen Platz im Luftschutzkeller zu gewährleisten, wurde der Unterricht in Früh- und Spätschichten eingeführt\“. Und auch die Verpflichtung der Schüler zum Sammeln von Altmetall und Altpapier ist hier zu finden. Das Geld, das sie dafür erhielten, mussten sie komplett an die Staatskasse abgeben.

Von Bedeutung sind auch die Unterlagen über das Ende der konfessionellen Schulen (in Echterdingen eine evangelische) im Jahr 1936, an deren Stelle dann die so genannte deutsche Volksschule trat. Anhand dieser wichtigen Dokumente aus der Zeppelinschule appelliert Stadtarchivar Bernd Klagholz deshalb auch an Vereine, Betriebe, Institutionen, aber auch an Privatpersonen, noch vorhandenes Material nicht einfach zu entsorgen, sondern dem Stadtarchiv zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen 
Schönaicher Sträßle 4 
70771 Leinfelden-Echterdingen 

Dr. Bernd Klagholz 
Leiter des Stadtarchivs LE 
Tel. 0711-9975409 
Fax 0711-9975410 
b.klagholz@le-mail.de

Info:
Derzeit und noch bis Ende Juli präsentiert das Stadtarchiv LE wieder Schätze aus dem Archiv der Deutschen Fotografischen Akademie: \“Türken in Deutschland". Der Bildzyklus des Fotografen Henning Christoph entstand Ende der 1970er Jahre in nur 18 Monaten im Auftrag des Magazins GEO. 

Quelle: Cornelia Nawrocki, Stuttgarter Wochenblatt, 22.6.2006

Koeppens Nachlass archivarisch aufgearbeitet

Pünktlich zum 100. Geburtstag Wolfgang Koeppens (23.6.1906-15.3.1996) und zehn Jahre nach seiner Ankunft in Greifswald ist der Nachlass des Schriftstellers nun für die wissenschaftliche Nutzung aufgearbeitet, gab der Leiter des Greifswalder Koeppen-Archivs Walter Erhart bekannt. Rund 25.000 Einträge in einer Datenbank dokumentieren Koeppens Erbe mit seiner 12.000 Briefe umfassenden Korrespondenz, mit 500 Manuskripten und seiner 10.000 Bände umfassenden Arbeitsbibliothek. Kleine Notizzettel Koeppens, die an Illustrierten-Ausgaben heften, wurden ebenso aufgenommen wie Randbemerkungen in Büchern seiner Handbibliothek, sagt Anja Ebner, Mitarbeiterin des Archivs. Der literarische Nachlass wurde zudem digitalisiert.

Als der 1906 in Greifswald geborene Koeppen vor zehn Jahren starb, richtete sich die Aufmerksamkeit der deutschen Literaturwissenschaft auf das damals noch ungeordnete Konvolut: Findet sich in den Mappen der große autobiografische Roman, auf den man vergebens gewartet hatte? Wie arbeitete Koeppen? Gibt der Nachlass Erklärungen über das jahrzehntelange Schweigen des Schriftstellers? Den großen autobiografischen Roman hat man nicht gefunden, aber das Fragment „Jawang-Gesellschaft“, von dem Koeppen einst behauptete, es sei bei einem Wohnungsbrand in Berlin untergegangen. „Viele Fragen sind auch jetzt noch unbeantwortet“, erklärt Erhart.

Kontakt:
Wolfgang Koeppen Archiv Greifswald
Bahnhofstraße 4
17489 Greifswald
Tel. +49 3834 86-3428
Fax +49 3834 86-3429
wkoeppen@uni-greifswald.de

Postanschrift:
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Institut für deutsche Philologie
Rubenowstraße 3
17487 Greifswald

Info:
Greifswalder Koeppenjahr 2006 – Vortragsreihe »Wolfgang Koeppen – 1906-1996«. Eine Veranstaltung des Literaturzentrums Vorpommern (KOEPPENHAUS) in Kooperation mit dem Institut für Deutsche Philologie der EMAU Greifswald 

Die nächsten Vorträge:
28.6.2006
Dr. Roland Ulrich
»Weltverflochten und unbehaust«
Ort: Greifswald, Koeppenhaus, Bahnhofstraße 4
Beginn: 20:00 Uhr
Preis: Eintritt frei

6.7.2006
Prof. Dr. Günter Häntzschel
»Bürgerliche Saturnalien« — Wolfgang Koeppens München
Ort: Greifswald, Koeppenhaus, Bahnhofstraße 4
Beginn: 20:00 Uhr
Preis: Eintritt frei

Mehr Infos: www.koeppenhaus.de

Quelle: Onlineportal stimme.de, 23.6.2006