Im Stadtarchiv Borken traf sich der Arbeitskreis Kommunalarchive im Kreis Borken

Das Stadtarchiv Borken und der Diebesturm – seit Jahrzehnten gehören beide Institutionen untrennbar zusammen. Viele der rund ein Dutzend Kommunalarchivare aus dem gesamten Borkener Kreisgebiet aber betraten das wehrhafte Gedächtnis der Borkener Stadtgeschichte im Rahmen eines durch Kreisarchivarin Renate Volks-Kuhlmann seit 2010 geleiteten Arbeits- und Informationsaustauschs nun zum ersten Mal. Dort skizzierte Archivleiter Dr. Norbert Fasse die Entwicklungsziele des Archivs, die den zukünftigen Anforderungen von Verwaltung und Nutzern gleichermaßen gerecht werden sollen. „Wir stehen vor umfangreichen Aufgaben“, erklärte er.

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Diese kleine Besichtigung im Rahmen des Treffens von Archivaren aus Bocholt, Rhede, Gescher, Gronau, Stadtlohn oder Raesfeld machte deutlich, dass sich das archivische Arbeitsverständnis gewandelt hat. Die Erfassung von Beständen mit Massenakten wie aus dem Sozialhilfe- oder Baubereich, Themen wie die Übernahme von Standesamtsdaten oder die digitale Langzeitarchivierung elektronischer Unterlagen bilden die zentralen Themen der kommenden Jahre. So verwies Dr. Antje Diener-Staeckling, Referentin des LWL-Archivamtes Münster, auf das bald startende Programm DIPS.kommunal zur digitalen Langzeitarchivierung, welches sicherstellen soll, dass auch digitales Schriftgut dauerhaft erhalten bleibt.

Im Mittelpunkt der Tagung im Rathaus der Stadt Borken stand die Frage der Benutzung der Archive: Wie können Archive durch die Besucher und Besucherinnen besser genutzt werden, welche rechtlichen, datenschutzrechtlichen und personenstandsrechtlichen Bestimmungen müssen beachtet werden und welche Gebühren können unter Umständen erhoben werden. „Die Archive im Westmünsterland laden zur Nutzung der Archive ein. Auf eine Gebührenerhebung möchten wir weitgehend verzichten, nur Ausgaben für Kopien, Ausdrucke, aufwendige Abschriften oder Recherchen werden wir den Besucherinnen und Besuchern gemäß der Gebührenordnung in Rechnung stellen”, so Renate Volks-Kuhlmann, Kreisarchivarin des Kreises Borken.

Für die zweimal jährlich in verschiedenen Orten im Kreisgebiet tagenden Archivare dürfte der Blick ins Borkener Stadtarchiv wohl der vorerst letzte in diesen Räumlichkeiten gewesen sein. In den kommenden Jahren steht nach der personellen Verstärkung durch einen Diplom-Archivar eine Erweiterung der Räumlichkeiten an anderer Stelle auf der Agenda, um Vergangenheit und Zukunft der Stadt einen gemeinsamen Ort zu geben.

Kontakt:
Stadtarchiv Borken
Im Piepershagen 17
46325 Borken
Telefon: +49 2861 939-217
Telefax: +49 2861 939-253
norbert.fasse@borken.de

Quelle: Stadt Borken, Pressemitteilung, 31.10.2016

Neues Kartenmagazin im Stadtarchiv Troisdorf

25.000 Euro Fördermittel des LVR

Endlich sind sie installiert: Die neuen Planschränke für das Stadtarchiv Troisdorf. Zügig waren die fahrbare und platzsparende „Kompaktusanlage“ und das Regal im Kartenmagazin aufgebaut und komplett montiert worden. Dabei wurden vier ältere noch funktionstüchtige Planschränke mit ihren großen Schubladen wiederverwendet. Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski übergab jetzt den neuen Raum des Kartenmagazins seiner Bestimmung.

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Abb.: Blick in das neue Magazin: v.r.n.l. Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski, Archivleiterin Antje Winter, LVR-Mitarbeiterin Claudia Kauertz, Rainer Land, Rhein-Sieg-Kreis, und Hauptamtsleiter Elmar Bregenhorn (Foto: Stadt Troisdorf).

Aufwändige Planung
Vorausgegangen war ein nahezu einjähriger Planungsvorlauf bis zur Bekanntgabe der Förderung. Erste orientierende Angebote waren einzuholen, statische Fragen zu klären, Raum zu schaffen für die vorübergehende Unterbringung der Archivalien und vieles mehr. Die Planung und Abwicklung erfolgte mit vielen Partnern und Kollegen.

Marko Paul und Waldemar Ertel vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt standen der Archivleiterin Antje Winter stets hilfreich und tatkräftig zur Seite und lösten alle technischen Fragen. Das Hauptamt und die städtische Vergabestelle koordinierten die rechtliche Vergabe und Auftragserteilung.

Fachleute kooperierten
Wichtige Unterstützung erhielt Archivleiterin Winter nicht zuletzt von der Leiterin der Archivberatung im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Pulheim, Dr. Claudia Kauertz. Sie informierte über die Förderung und begleitete den Antragsprozess. Nach der Bekanntgabe und Zusage der Förderung durch den Landschaftsverband Rheinland in Höhe von 25.000 Euro Anfang dieses Jahres, konnte die Ausschreibung, auch auf der Grundlage der Eigenmittel der Stadt, zügig erfolgen.

Im Rahmen der Regionalen Kulturförderung stellt der LVR Fördermittel bereit, die vom Kulturdezernat (Dezernat 9) vergeben werden. Diese sog. GFG-Mittel werden dem LVR vom Land NRW gemäß § 19 des Gesetzes zur Regelung der Zuweisung des Landes Nordrhein-Westfalen an die Gemeinden (Gemeindefinanzierungsgesetz) jährlich als pauschale Zuweisung zur Verfügung gestellt.

Kulturelles Erbe bewahren
Einen Teil dieser Mittel verwendet der LVR auf politischen Beschluss hin für Pflichtaufgaben im Bereich der landschaftlichen Kulturpflege. Die GFG-Mittel, die vor allem zur finanziellen Unterstützung von Großprojekten verwendet werden, können jeweils nur von den Mitgliedskörperschaften und den Kulturdienststellen des LVR beantragt werden.

Sie stehen grundsätzlich allen Kultursparten im Rheinland zur Verfügung und können damit auch für archivische Projekte beantragt werden. Die Unterstützung dient dazu, die Vielfalt und Nachhaltigkeit des kulturellen Angebotes im Rheinland zu stärken und zu bewahren sowie weithin wahrnehmbar und erlebbar zu machen.

„Wir wollen in den Archiven keine Rumpelkammern, sondern Orte der Ordnung. Dazu sind Fachpersonal, passende Räume und die nötigen Ressourcen für eine dauerhafte und sachgerechte Lagerung wichtig“, erklärte Kauertz. Sie unterstützt für den LVR die Archive mit Rat und Tat und Fördermitteln. Diese wurden von Troisdorf über den Rhein-Sieg-Kreis beantragt.

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Abb.: Herr Michael Müller (mittig, REGIS GmbH) und das Montageteam der Firma Lindauer GmbH & Co. KG. (Foto: Stadt Troisdorf)

Magazin für Karten, Pläne, Plakate
Aufnahme in die sonnengelben Schränke fanden die rund 1.000 Karten und Pläne aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie rund 800 Plakate, außerdem Schilder und Gemälde sowie sonstige plane Unterlagen des Archivs. „Diese großformatigen Unikate und für die Stadtgeschichte bedeutsame Überlieferung können nun sachgerecht und gemäß archivischen Standards gelagert und für die Zukunft gesichert werden“, erklärte Archivleiterin Winter.

Auch die Vereinsüberlieferung findet nun ausreichend Platz. „Mehrere Vereine haben bereits angekündigt, ihre für das kulturelle Leben der Stadt immens wichtige Überlieferung dem Stadtarchiv zu übereignen“, freute sich Elmar Bregenhorn, Leiter des städtischen Hauptamtes.

Der neu ausgestattete Magazinraum wurde nicht nur mit einer fahrbaren Regalanlage ausgestattet, sondern erhielt gleichzeitig im Rahmen des Umbaus einen neuen Anstrich, neuen Bodenbelag sowie eine nach den geltenden Normen ausgestattete Brand- und Sicherheitstür. Der nächste Schritt ist die Umverpackung der Großformate mit entsprechenden archivtauglichen säurefreien Kartonagen.

Kontakt:
Stadtarchiv Troisdorf
Kölner Straße 176
53840 Troisdorf
Telefon: +49 2241 900-135
Telefax: +49 2241 900-8135
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Quelle: Peter Sonnet, Stadt Troisdorf, Pressemitteilung 557/2016, 24.10.2016

 

200 Jahre Kreise im Rheinland und in Westfalen

Ausstellung vom 24. Oktober bis zum 25. November 2016 im Foyer des Kreishauses Bergisch Gladbach (Rheinisch-Bergischer Kreis)

Anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Kreise im Rheinland und Westfalen zeigt der Rheinisch-Bergische Kreis im Foyer des Kreishauses vom 24.Oktober bis zum 25. November 2016 die gleichnamige Wanderausstellung des Landkreistages Nordrhein-Westfalen. Der Untertitel der Ausstellung „Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ verdeutlicht die Entwicklung der Kreise in den letzten 200 Jahren. So zeigt die Ausstellung auf 26 Bannern den Weg von der staatlich gelenkten Behörde zum modernen kommunalen Dienstleister. Einprägsame Kurztexte sowie viele großformatige Bilder lassen die bedeutendsten Zeitabschnitte der letzten 200 Jahre lebendig werden. Eine ausführliche Dokumentation ist in der Begleitpublikation zur Ausstellung enthalten.

200Kreise

Begleitend zu der Ausstellung hat das Kreisarchiv des Rheinisch-Bergischen Kreises eine digitale Präsentation zur 200-jährigen Geschichte der Kreisverwaltung im Rheinisch-Bergischen erstellt, die über ein Terminal im Foyer und auf der Homepage, www.rbk-direkt.de, Stichwort „Kreisarchiv“, verfügbar ist. Zusätzlich dazu ist die Broschüre „Im Wandel der Zeit: Der Rheinisch-Bergische Kreis und seine Geschichte“ beim Archiv erhältlich und findet sich im Internet ebenso zum Download. Auch die Dokumentation „Die Landräte und Oberkreisdirektoren des Rheinisch-Bergischen Kreises und seiner Vorgängerkreise“ kann auf der Internetseite heruntergeladen werden.

Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Kreishauses, Montag bis Donnerstag,
8 bis 16 Uhr und freitags, 8 bis 12 Uhr, besucht werden. Der Eintritt ist frei. Der begleitende Katalog des Landkreistages ist zu einer Schutzgebühr von 10 Euro im Kreisarchiv erhältlich.

Kontakt:
Kreisarchiv des Rheinisch-Bergischen Kreises
Am Rübezahlwald 7
51469 Bergisch Gladbach
Tel. 02202/13-2555
archiv@rbk-online.de

Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis, Pressemitteilung, 17.10.2016

Die Reformation im Lübbecker Land

Vortragsreihe der Evangelischen Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen
November 2016 bis Oktober 2017

ref500luebDie Reformation im Lübbecker Land
Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg genagelt und damit die Reformation ausgerufen. So oder so ähnlich steht es in jedem Schulbuch. Und trotzdem ist dieser Satz falsch: Luther hat keine Thesen an die Schlosskirche genagelt; die Luther-Zentrierung wird der historischen Wirklichkeit kaum gerecht. Der Thesenanschlag ist ein Produkt nachträglicher Erinnerungsstiftung und sollte dazu dienen, der Reformation ein Gesicht und ein Symbol zu geben. Aus historischer Sicht muss die Reformation demnach neu bewertet werden. Was heißt also Reformation? Wie verlief die Reformation im Lübbecker Land? Können wir überhaupt von der Reformation sprechen, oder müssen wir nicht eher eine große Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen und Verläufe annehmen? Diese und weitere Fragen sollen in der Vortragsreihe „Die Reformation im Lübbecker Land“ gestellt und – wenn möglich – beantwortet werden.

Die Vortragsreihe wird organisiert von den Kirchengemeinden Rahden, Börninghausen und Bad Holzhausen in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Lübbecke und dem Stadtarchiv Lübbecke.

3. November 2016, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Prof. Dr. Werner Freitag: Die Reformation in Westfalen
Im 16. Jahrhundert war Westfalen ein territorialer Flickenteppich. Somit lassen sich ganz unterschiedliche Verläufe der Reformation erkennen. In seinem Auftaktvortrag zur Vortragsreihe „Die Reformation im Lübbecker Land“ wirft Prof. Freitag Schlaglichter auf die verschiedenen Formen der Reformation in Westfalen.
Prof. Freitag promovierte 1989 in Bielefeld mit einer Arbeit über Volks- und Elitenfrömmigkeit in der Frühen Neuzeit. 1995 habilitierte er sich in Bielefeld mit einer Arbeit über das Dekanat Vechta. Seit 2004 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Westfälische und Vergleichende Landesgeschichte an der Universität Münster und seit 2007 zudem Geschäftsführer des Instituts für vergleichende Städtegeschichte. Im Herbst 2016 erschien sein aktuelles Buch „Die Reformation in Westfalen“.

26. Januar 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Dr. Christof Spannhoff: Fragen und Probleme der Reformationsgeschichtsforschung Westfalens
Unzählige Tagungen und Publikationen beschäftigen sich mit den Auswirkungen, Voraussetzungen und Errungenschaften der Reformation. Dabei werden ältere Forschungsergebnisse hinterfragt und kritisch überprüft. Anhand westfälischer Beispiele zeichnet Dr. Spannhoff diese Forschungsfragen nach.
Dr. Spannhoff promovierte 2013 im Rahmen des Münsteraner Sonderforschungsbereichs 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme“ mit einer Arbeit zum Thema „Leben ohne die Toten.“ Seit 2013 ist Spannhoff wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte und leitet dort seit 2016 das Projekt „Reformation in Westfalen“.

16. März 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Dr. Christian Helbich: Zwischen „alter“ und „neuer“ Kirche. Die Reformpolitik der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg in der Grafschaft Ravensberg im 16. Jahrhundert
Die Kirchengemeinden Börninghausen, Holzhausen und Pr. Oldendorf gehörten ursprünglich zur Grafschaft Ravensberg. Die dortigen Landesherren, die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg waren katholisch, schritten aber nur bedingt gegen die Reformation ein. Vielmehr betrieben die Herzöge in ihren Territorien eine humanistische Reformpolitik. Diesen westfälischen Sonderweg stellt Christian Helbich in seinem Vortrag vor.
Dr. Helbich promovierte 2011 in Münster mit einer Arbeit über „Erasmische Reformkonzepte, humanistisches Bildungsideal und städtische Kirchenpolitik in Dortmund, Essen und Bielefeld“. Außerdem forschte er zur Reformation in Dortmund. Derzeit arbeitet er als Historiker und Archivar in Braunschweig.

21. Juni 2017, Kirchen Bad Holzhausen und Börninghausen, Beginn: 18.00 Uhr Kirche Bad Holzhausen
Sebastian Schröder M. A.: Reformation in Holzhausen und Börninghausen. Führung und Exkursion durch die beiden Kirchen
Auf Gemeindeebene weichen die Reformationsverläufe und Frömmigkeitspraktiken oftmals von den Vorgaben der Territorialherren ab. Es stellt sich die Frage: Gab es vor Ort eine Reformation? Wie verlief diese? Und schließlich: Gibt es Hinterlassenschaften und Spuren aus dieser Zeit?
Die Führung beginnt um 18.00 Uhr in Holzhausen. Wer möchte, kann dann mit dem Fahrrad (oder mit dem Auto) nach Börninghausen fahren, wo gegen 19.00 Uhr der zweite Teil der Exkursion mit der Darstellung der Börninghauser Reformationsgeschichte startet. Anschließend laden die Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen zum Grillen im Börninghauser Albert-Schweitzer-Haus ein.
Sebastian Schröder M. A. studierte in Bielefeld und Münster Geschichte und Wirtschaftswissenschaften und schloss sein Studium 2016 mit einer Masterarbeit über die Lübbecker Markenherrschaft ab. Seit 2014 ist er studentische Hilfskraft und Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Westfälischen Landesgeschichte, insbesondere dem Minden-Ravensberger Land. Derzeit bereitet er sein Promotionsvorhaben vor.

12. September 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 20.00 Uhr:
Sebastian Schröder M. A.: Alter Glaube und neue Lehre. Wie rein war das Wort nach der Reformation im Lübbecker Land?
Die jüngere Geschichtswissenschaft hat die Auswirkungen der Reformation relativiert; im Vordergrund stehen nicht mehr zwei sich gänzlich widersprechende Konfessionen, sondern Gemeinsamkeiten werden in den Blick genommen. Dabei zeigt sich: Die Frömmigkeitspraxis in den Gemeinden wich oftmals erheblich von den lutherischen Normen ab und enthielt viele Elemente des alten Glaubens.

28. September 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 20.00 Uhr:
Pfarrer Steffen Bäcker: Die „Täufer“ der Reformationszeit und ihre Nachfahren. Ein (konfessionskundlicher) Blick auf andere evangelische Kirchen und Gemeinden, die in der Reformationszeit wurzeln
Die evangelischen Landeskirchen sind Kinder der Reformation. Aber es gibt auch noch die ganz anderen Kirchen und Gemeinden, die in der Reformationszeit entstanden sind und auf die Täufer der Reformationszeit zurückgehen. Zu ihnen gehören vor allem die Mennoniten. Sie wurden oft von den evangelischen und katholischen Landesherren und ihren kirchlichen Amtsträger hart verfolgt und mussten Mitteleuropa verlassen. Manche sind in unserer Zeit zurückgekehrt. Bei der Veranstaltung wird es um Leben und Lehre der heutigen Nachfahren dieser vor allem täuferischen Kirchen und Gemeinden auch in unserer Region gehen.
Steffen Bäcker, Pfarrer in Bad Holzhausen und Börninghausen, ist vom konfessionskundlichen Institut des Ev. Bundes in Bensheim ausgebildeter Berater für Konfessionskunde.

5. Oktober bis 20. November 2017,
Altes Rathaus Lübbecke: Ausstellung zur Reformation (Stadtarchiv Lübbecke)

12. Oktober 2017, Andreas-Gemeindehaus Lübbecke, 20.00 Uhr:
Sebastian Schröder M. A.: Reformationsjubiläen im Kirchenkreis Lübbecke
Seit Jahrhunderten feiern und erinnern sich Protestanten an die Reformation. Was und woran erinnert wird, ist dabei einem historischen Wandel unterworfen. Vor 200 Jahren wurden die Reformationsfeierlichkeiten anders als heute begangen. Somit drücken Jubiläen auch viel von ihrer eigenen Gegenwart aus und verdeutlichen, wie die Menschen ihre eigene Geschichte wahrnehmen und mit ihr umgehen.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung zur Reformation im Alten Rathaus in Lübbecke in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Lübbecke statt.

Kontakt und Information:
Ev. Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen
Pfr. Steffen Bäcker, Tel 05742-2366
Steffen.Baecker@kirchenkreis-luebbecke.de

Übergabe des Archivs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Goethe, Darwin und Rüppell ziehen um ins Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

Ein von Goethe 1821 verfasster Dankesbrief an Senckenberg, ein Brief des wohl bis heute einflussreichsten aller Biologen, Charles Darwin von 1873 oder Fotos des berühmten Frankfurter Naturforschers Eduard Rüppell in arabischer Tracht – diese und mehr als 150 Regalmeter weiterer Archivalien der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) ziehen ins Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main um. Das Senckenberg-Archiv sammelt wissenschaftshistorische und zeitgeschichtliche Unterlagen, die in Zusammenhang mit allen Arbeitsgebieten Senckenbergs stehen und dokumentiert gleichzeitig die Geschichte der Gesellschaft. Im Institut für Stadtgeschichte stehen mehr Platz zur Lagerung des ständig wachsenden Archivs, Fachleute für Papierrestauration und berührungsfreie Scanner zur Verfügung. Ein weiterer großer Vorteil: Der Lesesaal ermöglicht eine professionell organisierte Einsichtnahme und macht den Zugang zur den Archivalien deutlich einfacher. Eigentümerin des Archivs bleibt die SGN.

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Abb.: Ausschnitt aus dem ältesten Mitgliederverzeichnis der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Eintrag Darwins

„Heute können wir uns über einen herausragenden Zuwachs für unser Haus freuen“, führte Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, bei der Übergabe des Archivs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aus. Die Senckenberg-Dokumente seien als „Historisches Gedächtnis“ einer der wichtigsten deutschen Forschungseinrichtungen im Feld der Biologie ein großer Gewinn für ihr Haus. Dr. Brockhoff: „Im Institut lagern bereits die Archive der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Physikalischen Vereins und ähnlicher Einrichtungen. Es erfüllt mich mit großer Freude, dass nun auch das Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung den Weg zu uns gefunden hat.“

„Der Dank für die Vorbereitung und die professionelle wie zügige Abwicklung der Übernahme geht an die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Einrichtungen“, betonte Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Senckenberg-Archiv geht in seinen Anfängen auf das Gründungs-Jahr 1817 zurück; im nächsten Jahr steht also ein großes Jubiläum an. Seitdem ist die Senckenberg Gesellschaft erheblich gewachsen und aktuell Trägerin von sechs Forschungsinstituten und drei naturkundlichen Museen. Mit der Gesellschaft, so Mosbrugger, sei auch der Archivbestand angewachsen: „Der Entschluss zur Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte war für uns naheliegend, da dort zukünftig eine fachlich und lagerungstechnisch professionelle Betreuung gesichert ist. Besonders wichtig war uns, diese bedeutenden Archivalien interessierten Forscherinnen und Forschern besser zugänglich zu machen.“ Das Eigentumsrecht verbleibt bei Senckenberg.

„Gute klimatische Bedingungen und eine der historischen Bedeutung der Dokumente entsprechende adäquate Lagerung sind Garanten für die zukünftige Nutzung und Auswertung des Senckenberg-Archivs“, erläutert Dr. Joachim Kemper, Leiter der Abteilung Sammlungen, die fachlichen und räumlichen Gegebenheiten des Instituts. Das moderne Außenmagazin des Instituts in der Borsigallee verfügt über eine sogenannte „natürliche Klimatisierung“; auch für den Bereich der Restaurierung und Konservierung sind Expertinnen im Haus tätig. Die Nutzung der Dokumente ist im Lesesaal des Instituts möglich, der von Montag bis Freitag geöffnet ist. „Wir freuen uns, dass für wissenschaftshistorische und andere Fragestellungen zukünftig ein weiterer herausragender Bestand bei uns genutzt werden kann. Auch ausgewählte Digitalisierungen sind ohne weiteres möglich“, sagt Kemper.

Zu den Archivalien gehören nicht nur Publikationen, handgeschriebene Briefe, Urkunden und Protokolle sondern auch historische Baupläne, Plakate, Fotografien, Gemälde und Skulpturen. Eines der wertvollsten Objekte des Archivs ist ein Brief Goethes aus dem Jahre 1821 anlässlich seiner Ernennung zum korrespondierenden Mitglied Senckenbergs. Auch die Korrespondenz mit weiteren „Prominenten“ wie Charles Darwin sowie zwei seiner Söhne ist in den Akten erhalten.

Die Anfänge ganzer Wissenschaftszweige, wie etwa der Mikropaläontologie, lassen sich im Archiv nachvollziehen. Zu den Meilensteinen aus den Anfängen der Naturwissenschaft gehören zum Beispiel die beiden ersten Versuche, der unendlichen Vielfalt der Lebewelt ein System zu geben – sie stammen von Conrad Gesner (1558) und dessen Vorgänger Plinius d. Ä. in einer Edition aus dem Jahre 1512. Umfangreich dokumentiert sind auch Expeditionen, wie die erste deutsche Tiefsee-Expedition „Valdivia“, die 1898 in See stach, und in 28 Bänden eindrucksvoll fotografisch erfasst ist. Ebenso ist das Forscher- und Entdeckerleben bedeutender Senckenberger wie Eduard Rüppell (1794-1884), dem wichtigsten Begründer der Senckenbergischen Forschungssammlungen, repräsentiert.

Zu den wichtigsten Dokumenten der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft gehört das erste im November 1867 angelegte Mitgliederverzeichnis. Handschriftliche Randnotizen lassen erahnen, dass vor genau 150 Jahren die Senckenberger damit begonnen haben, ihre Geschichte in einem Archiv zu bündeln. Weitere Glanzstücke sind die Originalverträge zwischen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (SGN) und der Dr. Senckenbergischen Stiftung zum Neubau des Museums (1904 – 1907) oder Bauzeichnungen des neuen Senckenbergmuseums an der Viktoria-Allee (heute Senckenberganlage), erstellt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert von Architekt Ludwig Neher. Dokumente zur Jahrhundertfeier der SNG 1917 sind zugleich Zeugen der Weltgeschichte – etwa die an den Zaren von Bulgarien gerichtete Korrespondenz des Senckenberg Direktors August Knoblauch und die Antwortdepesche der königlichen bulgarischen Gesandtschaft, um nur ein Beispiel unter vielen zu nennen.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Im Karmeliterkloster
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 212-37914 / 212-38425
Fax 069 212-30753
info.amt47@stadt-frankfurt.de
www.stadtgeschichte-ffm.de

Quelle: Institut für Stadtgeschichte, Presseinformation, Frankfurt am Main, 18.10.2016

Ab nach Übersee – jeder zwölfte Dürrner musste gehen

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Einwanderung und Auswanderung prägen die südwestdeutsche Gesellschaft seit Menschengedenken. Dabei war Migration teils erzwungen und teils freiwillig – mit allen möglichen Mischformen dazwischen. Eine solche betraf die Massenauswanderung des Jahres 1854 an vielen Orten der Region, zum Beispiel in Dürrn.

Abb.: Aufruf im Pforzheimer Beobachter zur Schuldenliquidation der auf Gemeindekosten nach Amerika auswandernden Ortsarmen (Quelle: Stadtarchiv Pforzheim).

Der Bevölkerungsanstieg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sorgte für eine zunehmende Verarmung in den Dörfern, denn die landwirtschaftliche Fläche, aus der die Einwohnerschaft zu ernähren war, wuchs nicht mit. Durch die Realteilung, also die Aufteilung der Höfe im Erbfall, wurde das eigene Land zudem immer kleiner. Die wirtschaftlich schwierige Situation wurde durch Missernten in den 1840er Jahren weiter verschärft, und nach der Niederschlagung der Revolution von 1848/49 war auch der Traum mancher Untertanen nach größerer bürgerlicher Freiheit zerronnen.

Abb.: Rechnung des Dürrner Schuhmachers Gottlieb Durban an die Gemeindekasse für die Fertigung von Schuhen für die Auswandererfamilien Arn, Barth und Schaufler (1854) (Quelle: Gemeindearchiv Ölbronn-Düren).

So steigerte sich die Auswanderung um 1850 zum Massenexodus: 1854 waren offenbar allein aus Dürrn seit dem Vorjahr 20 Personen ausgewandert. Dabei heißt es zynisch, dass „durch ihren Wegzug die Gemeinde nichts verloren habe, denn die Aussicht auf weitere Unterstützungslast“. Doch es kam noch schlimmer, denn der Gemeinderat wünschte, dass weitere 50 bis 60 Personen „auf öffentliche Kosten zur Auswanderung gebracht würden“ – heute würde man sagen: Sie sollten abgeschoben werden.

Die Ortsarmen seien „durch Forst- und Feldfrevel für die Umgegend“ zu einer „wahren Plage geworden“, wie es in der Chronik heißt: Sie waren gezwungen, sich das Nötigste nicht nur durch Bettelei, sondern auch durch Diebstahl im Wald und auf den Feldern zu verschaffen. Auch der Dürrner Pfarrer Greiner sprach sich für „die Auswanderung dieses verkommenen Theils der Gemeinde“ aus, und der Pforzheimer Oberamtmann unterstützte das Ansuchen.

Abb.: Anzeige aus dem Pforzheimer Beobachter (1854) (Quelle: Stadtarchiv Pforzheim).

Auf dem Rathaus handelte man schnell: Der Gemeinderat beschloss, mindestens 6.000 Gulden Kapital aufzunehmen, was die Gemeinde im September 1854 zur „Bestreitung der Auswanderungskosten mehrerer Ortsarmer“ auch tat. Damit wurden andere Schuldaufnahmen, zum Beispiel 400 Gulden „zur Unterstützung der Ortsarmen-Suppenanstalt“, künftig überflüssig. Die Gemeinde stattete die Auswanderer mit Kleidung, Schuhen und Koffern aus, was für die Dürrner Schneider und Schuhmacher willkommene Großaufträge bedeutete.

Der größte Teil der Menschen wurde schließlich im Oktober 1854 vom Gemeinderechner und einem Gemeinderat nach Mannheim begleitet. Bis Bruchsal ging die Reise in sieben Fuhrwerken. Diese Fuhren wurden unter der Dürrner Einwohnerschaft versteigert, indem wie üblich die günstigsten Gebote den Zuschlag erhielten. Ab Bruchsal ging es dann mit der Eisenbahn weiter bis Mannheim, wo man einer Auswanderungs-Agentur die Ortsarmen und 4.228 Gulden für die weitere Reise übergab.

Unter den 68 Abgeschobenen waren mehrere große Familien, darunter die je achtköpfigen von Michael Arn und Matthias Schimpf. Mindestens 55 Dürrner Ortsarme überquerten von Antwerpen aus den Ozean und erreichten am 20. Dezember 1854 New York. Die Einwohnerzahl von Dürrn verringerte sich schlagartig auf nur noch 814 im Jahr 1855; drei Jahre zuvor hatte sie noch 881 betragen. Jeder zwölfte Dürrner hatte demnach seine Heimat verlassen. Das Dorf war mit diesem „Befreiungsschlag“ aber nicht allein: Das Jahr 1854 bildete auch in den Nachbarorten dies- und jenseits der badisch-württembergischen Landesgrenze den Höhepunkt der Massenauswanderung.

Nach diesem „Aderlass“ verbesserte sich für die Gemeinde Dürrn die finanzielle Situation. Die Auswanderungszahlen gingen dauerhaft deutlich zurück, denn die verbliebenen ärmeren Einwohner fanden mehr und mehr Verdienstmöglichkeiten in der wachsenden Pforzheimer Schmuckindustrie. Zugleich war die Gemeinde endlich wieder in der Lage zu investieren: Das heutige Schulhaus wurde in dieser Zeit gebaut.

Als Anfang der 1880er Jahre eine schlechte Konjunkturlage in Deutschland mit einem Wirtschaftsboom in den USA zusammentraf, erfasste auch Dürrn nochmals eine Auswanderungswelle, allerdings deutlich geringeren Ausmaßes. Der wirtschaftliche Aufschwung im Deutschen Reich und schließlich der Erste Weltkrieg brachten die Emigration weitgehend zum Erliegen.

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 355 / 2016

Kreisarchiv Stormarn macht 180.000 Digitalisate online zugänglich

Rund 800 laufende Meter Schriftgut in den Regalreihen des Kreisarchivs Stormarn und nicht genug Zeit, um eine Anfrage an das Archiv zu stellen oder persönlich vorbeizukommen? Damit soll nun Schluss sein. Landrat Dr. Henning Görtz und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik verkünden den Startschuss der „Revolution ins Digitale“.

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Abb.: Landrat Dr. Henning Görtz und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik präsentieren Archivgut (Foto: Kreis Stormarn).

Ziel ist es, den Austausch von Informationen zwischen dem Kreisarchiv und der Verwaltung sowie der interessierten Öffentlichkeit enorm zu beschleunigen und zu vereinfachen. 180.000 Digitalisate fertigten die Mitarbeiter des Kreisarchivs dafür an.

Durch Datenbanken im Internet, wie www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net, soll die gewünschte Unterlage nur noch ein paar Klicks entfernt sein. Denn das Kreisarchiv macht ab sofort das Schriftgut des Kreises im großen Stil online zugänglich.

Eine halbe Millionen Digitalisate
Landrat Dr. Henning Görtz ist stolz darüber, was das Archiv in Bad Oldesloe in den letzten Jahren für die Digitalisierung getan hat: „Mit der gesamten Datenmenge von rund einer halben Millionen Scans sind wir im Vergleich zu anderen Archiven bundesweit ganz vorne dabei“, verkündet Görtz.

Durch die Digitalisierung soll ein klarer Vorteil für die Verwaltung entstehen. „Unsere 600 Kollegen im Kreis können mittels einer kreisinternen Datenbank direkt auf die geforderten Akten zugreifen“, ergänzt Watzlawzik. Durch die elektronischen Arbeitsabläufe sparen die Angestellten der Kreisverwaltung dank OCR-Texterkennung viel Zeit.

So kann das Archiv seine Aufgabe, neben der Überlieferung und Erhaltung des Archivguts für die Öffentlichkeit, auch Servicedienstleister für die Verwaltung zu sein, noch besser erfüllen. Und die digitalisierten Unterlagen seien nicht nur für die Kreisverwaltung von Belang.

Watzlawzik: „Wir veröffentlichen beispielsweise Haushaltspläne oder auch das Kreisblatt ab 1877 bis 1990, indem alle Bekanntmachungen des Kreises enthalten sind.“ Das Material sei somit auch für Wissenschaftler und die Öffentlichkeit von enormer Wichtigkeit. Die Digitalisate sollen für Interessierte entweder auf dem Findbuch-Portal des Kreisarchivs oder während der Öffnungszeiten vor Ort online einsehbar sein.

Investitionen von rund 400.000 Euro
Möglich gemacht haben diesen Schritt in die Digitalisierung für das Kreisarchiv Fördermittel vom Land Schleswig-Holstein sowie vom Kreis Stormarn. Rund 300.000 Euro flossen in den vergangenen drei Jahren in die Bestandserhaltung. Davon kamen 165.000 Euro als Fördermittel vom Land und nochmal etwa die gleiche Summe vom Kreis.

tiftungen unterstützten das Vorhaben zusätzlich mit 100.000 Euro. Somit wurden insgesamt 400.000 Euro investiert, um das Angebot des Kreisarchivs noch umfangreicher sowie die Nutzung und Verfügbarkeit verbessert möglich zu machen. Die Digitalisierung des Archivguts trägt somit auch dazu bei, die, teilweise durch Zerfall gefährdeten, Originale maßgeblich zu schonen.

Zu den Originalen zählen mehr als 1000 Protokolle des Kreistags, Akten zur Wiedergutmachung von Opfern des Nationalsozialismus im Kreis, eine Sammlung kultureller und politischer Plakate ab den 1950er-Jahren sowie Foto-Nachlässe vom Oldesloer Journalisten Hans Mallek und dem Heimatforscher Klaus-Dieter Schwerdtfeger.

Veröffentlichung eines Kurzfilms
Grafiker Richard Kondziella, der für den Film über das Kreisarchiv einen Zeichentrick erarbeitet hat.Das Kreisarchiv Stormarn ist eines der 17 Stormarner Kommunalarchive und für das Sichern von Überlieferungen zuständig. Dazu zählen die Übernahme, die dauerhafte Aufbewahrung und die Erhaltung von als archivwürdig geschätzten Unterlagen. Dabei garantiert das Archiv, dass die Unterlagen sachgemäß gelagert werden, der Bestand exakt kontrolliert wird und die Unterlagen gut erhalten bleiben.

KreisarchivDigitalisateKondziellaLAbb. rechts: Grafiker Richard Kondziella, der für den Film über das Kreisarchiv einen Zeichentrick erarbeitet hat (Foto: Kreis Stormarn).

Um zu zeigen, welche Arbeitsschritte überhaupt dafür notwendig sind, dass die Unterlagen letztendlich digital in einer Datenbank landen, hat das Kreisarchiv gerade einen Kurzfilm mit dem Titel „Wie kommen die Akten in den Himmel?“ veröffentlicht. In rund 10 Minuten wird verständlich und anschaulich erklärt, wie die Akten in den „digitalen Himmel“ gelangen.

Dabei zeigen die Mitarbeiter vom Kreisarchiv, wie das Erschließen der Akten und die anschließende Digitalisierung ablaufen. „Der Film verschafft Einblicke in die Arbeit des Kreisarchivs, die man sonst nicht so leicht bekommen kann“, sagt der Grafiker Richard Kondziella, der für die Einleitung in das Thema einen Zeichentrick erarbeitet hat.

Auch ein Anlass, das allgemeine Vorurteil vom „verstaubten“ Archiv, das wohl in vielen Köpfen stecken mag, endgültig aus dem Weg zu räumen. Für die Kameraführung und den Schnitt war der Oldesloer Filmemacher Thomas Gericke verantwortlich, der die Veröffentlichung des Films bedauerlicherweise nicht mehr miterleben konnte. Ihm ist der Film gewidmet, der im Internet unter www.vimeo.com/182542031 abrufbar ist.

Pläne für die Zukunft
Möglichst im Jahr 2017 sollen die Digitalisate der Lübecker Nachrichten, der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts (ehemals Ahrensburger Zeitung) sowie der Glinder Zeitung online gestellt werden. Insgesamt 160.000 Digitalisate von Zeitungen des Kreises – so viel hat laut Watzlawzik kein zweites Archiv in Norddeutschland.

Dank des guten Austauschs mit den Kreiszeitungen und der vielfältigen Medienlandschaft, hat das Kreisarchiv solch einen großen digitalen Zeitungsbestand. Doch noch sind Urheberrechte und andere Formalitäten mit den jeweiligen Verlagen zu klären, bis die Zeitungen aus den letzten sieben Jahrzehnten endgültig für jedermann online „durchzublättern“ sind.

Außerdem sollen im nächsten Jahr Akten mit großformatigen, farbigen Karten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren digital zur Verfügung gestellt werden. Die Planungsakten sind vor allem deshalb von großem Belang für die Region, da sie die Weichen gestellt haben für die Entwicklung Stormarns als erfolgreichen Wirtschaftsstandort.

Sie enthalten Flächennutzungspläne, die der Kreis mit den jeweiligen Gemeinden abgesprochen hat. In diesen Akten wurde also festgelegt, welche Gebiete für den Naturschutz, zum Wohnen oder fürs Gewerbe genutzt werden sollen.

Darin stecken auch Überlegungen, wie das Wohlempfinden für Stormarner gewährleistet werden kann, beispielsweise durch einen kurzen Weg zur Arbeit, Wohnen im Grünen… Zudem ist zu erkennen, welche Gebiete für den Landschaftsschutz ausgewählt und warum diese für schützenswert erklärt wurden, was beispielsweise für die Forschung wichtig ist.

Bildergalerien
Um die Themen und Personen in den digitalisierten Akten zu veranschaulichen, bereitet das Kreisarchiv neue Bildergalerien auf seiner Homepage vor. Gezeigt werden soll ausgewähltes Bildmaterial zu den Themen wie Landräte, Kreispräsidenten, Kreistag, Gebäude des Kreises, Eisenbahn, Gasthöfe und vieles mehr. Weitere Informationen folgen auf der Internetseite des Kreisarchivs unter www.kreisarchiv-stormarn.de.

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
kreisarchiv@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de

Quelle: Kreis Stromern, Pressemitteilung, 28.9.2016

Fortbildungsprogramm der Archivschule Marburg für 2017

Die Archivschule Marburg bietet im kommenden Jahr insgesamt 31 Grund-, Aufbau- und Erweiterungskurse an. Dazu gehören stets wiederkehrende Angebote sowie Veranstaltungen, die neue und aktuelle Themen aufgreifen. Aufgrund der großen Nachfrage in diesem Jahr werden einige Kurse mehrfach angeboten, um sowohl den InteressentInnen der Wartelisten als auch weiteren Personen die Teilnahme zu ermöglichen.

archivmr

Fortbildungsprogramm 2017

Alle Veranstaltungen finden sich auch auf der Homepage der Archivschule (zur Anmeldung: Anmeldeformular nutzen).

Kontakt:
Archivschule Marburg
– Hochschule für Archivwissenschaft –
Bismarckstraße 32
35037 Marburg (Lahn)
Telefon: +49 (0) 6421 16971-12
Telefax: +49 (0) 6421 16971-10
h.becker@staff.uni-marburg.de
www.archivschule.de