Ansichtspostkarten der Rheinischen Mission zwischen 1907 und 1917

Bildmotive wurden von der Mission schon seit ihren Anfängen als Medium der Vermittlung genutzt. Bereits in den ersten publizierten Berichten der Rheinischen Mission 1830 ergänzen bildliche Darstellungen der Missionare die Berichte. Waren es zunächst Zeichnungen und bald auch die Fotografie, nutzte die Mission auch die Postkarte als Werbeträger. Ein sehr populäres Medium um die Jahrhundertwende.


Abb.: Rheinische Mission in Sumatra – Blick auf die Kirche von Pea Radja, im Vordergrund Reisfelder (Foto: AMS VEM)

Zwischen 1907 und 1917 ließ die Rheinische Mission „Ansichtspostkarten“ mit über 60 verschiedenen Motiven aus ihren Missionsgebieten drucken. Auflagenhöhe: zwischen 1.000 und 5.000 Stück je Motiv. Teilweise wurde nachgedruckt. Es gab verschiedene Motivgruppen. Obwohl die Produktion von farbigen Postkarten erheblich teurer war, wurden diese eher hergestellt, da sie sich besser vermarkten ließen.

Die frühen Postkarten aus Sumatra, zwischen 1912 und 1917 gedruckt, zählten etwa 30 verschiedene Motive. Auf den Postkarten wurden die Erfolge der Mission abgebildet. Die missionierten Batak, die Einrichtungen der Mission und Landschaften bildeten die Hauptmotive. Nach 50jähriger Missionsarbeit gab es viele Kirchen, Ausbildungsstätten, Schul- und Wohngebäude der Mission im Batakland auf Sumatra.

Die Landschaftsbilder zeigen die Ufer und die umgebende Landschaft des großen Tobasees auf Sumatra. Es handelt sich um reine Landschaftsbilder, die Kulturlandschaft und die Verbindung von Mensch und Natur.

Der Betrachter erhielt einen Einblick in die florierende Missionsarbeit, die um weitere Unterstützung bat. Die Bilder sollten für die Fortsetzung der Spendenbereitschaft sorgen und den Menschen in der Heimat zeigen, wo ihr Geld eingesetzt wurde.

Die Postkarte bot außerdem eine Möglichkeit, Informationen und Grüße auf unkompliziertem und weniger kostspieligem Weg, als dem Brief, zu vermitteln und wurde zahlreich genutzt.

Die Rheinische Missionsgesellschaft entstand 1828 durch den Zusammenschluss der drei evangelischen Missionsvereine aus Elberfeld, Barmen und Köln. Die Rheinische Mission hatte Bestand bis 1971 und ging damals gemeinsam mit der Bethel Mission in der heutigen Vereinten Evangelischen Mission (VEM) auf.

Die VEM setzt sich aus 39 Mitgliedern zusammen: protestantische Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland sowie die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Alle Mitglieder aus Afrika, Asien und Deutschland haben dieselben Rechte, wenn es um finanzielle und politische Entscheidungen innerhalb der Organisation geht. In der nach dem Delegiertenprinzip zusammengesetzten Vollversammlung der VEM verfügen die afrikanischen und asiatischen Mitglieder über die Mehrheit.

Die Archiv- und Museumsstiftung der VEM stellt gleichsam das Gedächtnis der Mission dar. Seit 1998 sammelt, sichert und erschließt die Archiv- und Museumsstiftung in Wuppertal die Archiv- und Museumsbestände der Vereinten Evangelischen Mission für Wissenschaft, Forschung und Lehre.

Die Missionare, die die Rheinische Mission seit 1828 nach Afrika und Asien aussandte, schickten vielfältiges Material an das Missionshaus in Deutschland: detaillierte Berichte über Länder und Leute, Dokumente der entstehenden einheimischen Gemeinden, Handzeichnungen, Fotos und Gegenstände aus der Kultur der überseeischen Partner. Die von den Missionaren zusammengetragenen Kulturgüter der Missionierten sind in dem „Museum auf der Hardt“ in Wuppertal der Öffentlichkeit zugänglich.

Kontakt:
Museum auf der Hardt
Missionsstraße 9
42285 Wuppertal
Tel: 0202-89004-152

Postadresse:
Rudolfstraße 137
42285 Wuppertal

Öffnungszeiten: Jeden 1. Sonntag im Monat 14.00 – 17.00 Uhr und auf Anfrage

Quelle: Archiv- und Museumsstiftung der VEM, Aktuelles, Bild des Monats, Juli 2021

Briefe ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg

Die Briefe-Aktion der Stadt Freiburg im Breisgau „Alles Liebe, Dein/e… Briefe ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg“ ist nunmehr am 28.7.2021 mit einer kleinen Zeremonie auf dem Rathausplatz beendet worden. Im Dezember 2020 startete das Stadtjubiläum, auf Anregung von Johannes Rühl, dem früheren stellvertretenden Leiter des Kulturamts, diese ganz besondere Aktion: Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, einen Brief an Menschen oder Institutionen zu schreiben, die in 100 Jahren leben werden. Die Briefe sollten an eine bestimmte Person adressiert sein. Sie werden vom Stadtarchiv Freiburg ungeöffnet und sicher für 100 Jahre eingelagert, bis sie im Jahr 2120, pünktlich zum 1000. Stadtjubiläum Freiburgs, ihren Adressaten überstellt werden.


Abb.: Plakat zur Aktion „Alles Liebe, Dein_e… – Briefe aus dem 900. ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg

In den letzten Wochen und Tagen hatte die Menge der eingetroffenen Briefe noch einmal stark zugenommen. Insgesamt sind über 1.500 Briefe zusammengekommen. In Veranstaltungen und Workshops im E-Werk, im Theater Freiburg und in der Volkshochschule Freiburg wurde in den letzten Wochen intensiv über dieses besondere Projekt diskutiert und debattiert. Eindrücklich waren die Briefe der Schülerinnen und Schüler der St. Landolin Schule in Ettenheim, die aus ihren Briefen vorgelesen und darin viel über ihren Alltag in der Pandemie berichtet haben. Die COVID-19-Pandemie ist, soviel bekannt wurde, in den Briefen oft das beherrschende Thema.

Weitere Infos zum Stadtjubiläum: www.2020.freiburg.de
Der Jubiläumscontainer auf dem Platz der Alten Synagoge ist von Montag bis Freitag, 12 bis 16 Uhr, geöffnet!

Kontakt:
Stadtarchiv Freiburg
Grünwälderstraße 15
79098 Freiburg
Telefon 0761 201-2701
Fax 0761 201-2799
stadtarchiv@stadt.freiburg.de

Quelle: Stadt Freiburg, Pressemitteilung, 12.7.2021; Stadt Freiburg, Pressemitteilung, 26.7.2021

Stadtarchiv Leichlingen startet Rettungsaktion nach Wasserschäden

Helfer/-innen für die Rettung des Stadtarchivs gesucht.

Auch das Stadtarchiv Leichlingen hat aufgrund des Starkregens im Juli 2021 schwere Schäden davongetragen, auch wenn über das tatsächliche Schadensausmaß zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden kann. Die Archivalien lagerten im Keller des Rathauses, der nach der Flut in der Innenstadt unter Wasser stand. Die Bestände waren mehrere Tage feuchter, schlammiger Umgebung ausgesetzt. Seit dem 26.7.2021 ist das Rathaus Leichlingen wieder vollständig begehbar. Am Wochenende zuvor wurde in einer Großaktion der Keller soweit ausgeräumt, dass der Zugang zum Archiv gewährleistet ist. Seitdem geht es mit voller Kraft an die Rettung der Bestände. Ein Mammutprojekt, denn alle Archivalien müssen geborgen, dokumentiert, vorsortiert, gereinigt und für den Abtransport vorbereitet werden.

 
Abb.: Eindrücke von den Zerstörungen und Erstversorgungsmaßnahmen im Stadtarchiv Leichlingen (Foto: Stadt Leichlingen)

Rettung durch Gefriertrocknung
In einem ersten Schritt müssen die Archivbestände, die in den Kellerräumen bereits nach wenigen Tagen anfingen zu schimmeln, zum Schutz von Mitarbeiter/-innen und Rathaus schnellstmöglich aus dem Gebäude gebracht werden. Die weiteren Sicherungsarbeiten erfolgen dann auf dem Gelände der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule Büscherhof (Am Schulbusch 15 b). Hier wird das geborgene Archivgut von den Helfer/-innen im Akkord für den Transport in ein Kühlhaus vorbereitet. Dafür wurden auf dem Schulhof in zwei Zelten sogenannte Waschstraßen aufgebaut. Mit einer handelsüblichen Gartendüse werden die Archivalien mit Leitungswasser von Schlamm und Schimmel befreit. Danach werden die Bestände trocken gewischt. Eine gewisse Grundfeuchte muss aber erhalten bleiben, da das Papier sonst unwiederbringlich zusammenklebt, während es trocknet. Im nächsten Schritt werden die Unterlagen in Stretchfolie gewickelt – eine weitere Maßnahme, um Feuchtigkeit zu binden, weitere Schäden zu vermeiden und zu verhindern, dass verschiedene Bestände während des Transports miteinander verkleben.

Die präparierten Archivalien werden in ein Kühlhaus in Troisdorf transportiert. Um Zeit zu gewinnen, wird dort durch Schockfrostung das Schimmelwachstum gestoppt und die langsame Eiskristallbildung vermieden, die weitere Schädigung der Archivalien nach sich ziehen würden. Je nach Kapazität erfolgt dann sukzessive die Trocknung der Bestände mithilfe einer Gefriertrocknungsanlage. Wenn sowohl Archivalien als auch Rathauskeller wieder trocken und nutzbar sind, werden die Archivgüter zurück nach Leichlingen gebracht. Liegt eine starke Beschädigung vor, muss darüber entschieden werden, ob eine Restaurierung der betroffenen Unterlagen noch möglich ist.

Archive aus der Region entsenden Hilfskräfte
Hilfe bei der Rettung erhalten die städtischen Mitarbeiter/-innen im Zuge der Amtshilfe von verschiedenen Archiven aus der Umgebung sowie weiteren freiwilligen Helfer/-innen. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen hat Expert/-innen aus dem Fachbereich Restaurierungswerkstätten entsandt, das Archivberatungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland hat ebenfalls Kräfte geschickt. Auch die Städte Leverkusen, Langenfeld und Monheim am Rhein haben Unterstützung gesandt. Gemeinsam mit Leichlingen gründeten die drei Städte 2013 den ersten Notfallverbund zwischen Archiven im Rheinland mit dem Ziel einer effizienten, systematischen Notfallvorsorge. Die Rettung des Leichlinger Stadtarchivs ist der erste größere Einsatz des Notfallverbunds. So unterstützt ein stabiles Kontingent an externen Helfer/-innen und Freiwilligen die städtischen Arbeiten.

Um die Bestände möglichst schnell zu retten, sind zusätzliche helfende Hände gern gesehen. Daher sind freiwillige Helfer/-innen aus der Bevölkerung aufgerufen, sich ab 29. Juli an der Reinigung und Verpackung der Archivalien zu beteiligen. Es handelt sich um physische Arbeit. Vorwissen wird nicht benötigt, die Archivar/-innen schulen die Helfenden. Schutzkleidung, Essen und Trinken wird von der Verwaltung zur Verfügung gestellt.

Bestand des Leichlinger Stadtarchivs
Das 1976 eingerichtete Stadtarchiv Leichlingen sammelt, erschließt und bewahrt Dokumente der Stadtverwaltung Leichlingen und der ehemaligen Gemeinde Witzhelden. Dabei handelt es sich um Akten und Urkunden, Amtsbücher, Ratsprotokolle und Ausschussniederschriften, Chroniken sowie Karten und Pläne. Hinzu kommen Bestände nichtkommunaler bzw. privater Herkunft wie Sammlungen und Nachlässe, Hofes- und Familienarchive sowie ein umfangreiches Bildarchiv. Circa 1.000 gefüllte Archivboxen und weitere unverpackte Archivalien, viele Tausend Fotografien, Personenstandsunterlagen sowie Altregistratur vieler Ämter sind von der Rettungsaktion betroffen.

Kontakt:
Stadtarchiv Leichlingen
Herr Marc Sievert
Am Büscherhof 1
42799 Leichlingen
Telefon: 02175 – 992 385
Fax: 02175 – 992 107
stadtarchiv@leichlingen.de

Quelle: Stadt Leichlingen, Pressemitteilung, 28.7.2021; Stadt Leichlingen, Pressemitteilung, 28.7.2021; Rheinische Post Online, 28.7.2021

NRW-Stiftung sagt Hilfe nach Flutkatastrophe zu

Eine Million Euro für das Ehrenamt.

Mit großer Betroffenheit reagieren die NRW-Stiftung und ihr Förderverein auf die Lage in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten. Neben zahllosen Wohnhäusern wurden auch viele von der NRW-Stiftung geförderte Projekte wie Baudenkmäler, Museen und Naturschutzeinrichtungen überflutet und schwer beschädigt. Um diese Schäden zu beheben, legt die NRW-Stiftung ein Hilfsprogramm mit einem Volumen von einer Million Euro auf, um unbürokratisch den ehrenamtlichen Projektpartnern helfen zu können.


Abb.: Die Innenstadt von Bad Münstereifel. Im Hintergrund ist das Schwanen-Apothekenmuseum zu sehen (Foto: NRW-Stiftung, picture alliance/dpa / Oliver Berg).

Stiftungspräsident Eckhard Uhlenberg drückt sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer aus. „Wir denken auch an die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und mit unvorstellbaren Verwüstungen konfrontiert sind. Außerdem haben uns Nachrichten von zerstörten Förderprojekten der NRW-Stiftung erreicht. Wir wollen dort helfen, wo wir aktiv werden können.“ Michael Breuer, Vorsitzender des Fördervereins NRW-Stiftung, begrüßt dieses wichtige Signal. „Das Ausmaß der Zerstörungen übertrifft unsere Vorstellungskraft. Erste Spenden sind bereits bei der NRW-Stiftung eingetroffen, wofür wir sehr dankbar sind.“

Historische Baudenkmäler und lokale Museen sind unverzichtbar für das Heimatgefühl der Menschen. Auch hier sollen die gravierenden Schäden behoben und Wiederaufbauhilfe geleistet werden. Dafür machen sich die NRW-Stiftung und ihr Förderverein mit ihrem Sonderprogramm stark.

Die NRW-Stiftung sieht es als ihre Verpflichtung, an der Seite des Ehrenamtes und der Projekte zu stehen. Sie möchte ihren Teil dazu beitragen, dass die Denkmäler, Museen, Naturschutzzentren, Archive und die vielen anderen Projekte, die in der Vergangenheit mit so viel bürgerschaftlichem Engagement aufgebaut und gepflegt worden sind, auch nach dieser Katastrophe für die Zukunft erhalten und gesichert bleiben.

Die NRW-Stiftung stellt für die dringlichsten Maßnahmen (zum Beispiel Trockengeräte, Anmietung von Lagerräumen, Sicherung von Archivgut etc.) den betroffenen Vereinen und Initiativen eine Soforthilfe in Höhe von bis zu 5.000 € zur Verfügung. Die Beantragung erfolgt über ein verkürztes und beschleunigtes Verfahren, damit die Hilfe möglichst schnell dort ankommt, wo sie benötigt wird. Das entsprechende Antragsformular ist unter https://www.nrw-stiftung.de/news/nrw-stiftung-sagt-hilfe-nach-flutkatastrophe-zu-1.html zu finden. Die Rücksendung kann postalisch oder elektronisch erfolgen.

Bei umfangreicheren Maßnahmen wird darum gebeten, die Antragstellung über die Onlineantragsportal (https://heimatportal.nrw-stiftung.de) vorzunehmen. Im Zuge des Sonderprogramms gestellte Anträge werden vorrangig und möglichst schnell bearbeitet. Die Stiftungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter stehen für inhaltliche oder technische Rückfragen zur Verfügung.

Seit 1986 fördert die Nordrhein-Westfalen-Stiftung gemeinnützige Projekte und Initiativen für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Die Mittel dafür bekommt sie über den Landeshaushalt aus Lotterieerträgen von Westlotto, dem Landtag und aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden des Fördervereins.

Wer mit einer Spende den Projekten helfen will, der versieht Überweisungen an das Fördervereinskonto bitte mit dem Stichwort „Flutkatastrophe“.

Bankverbindungen des Fördervereins der NRW-Stiftung
Stadtsparkasse Düsseldorf
IBAN: DE34 3005 0110 1005 3905 37
SWIFT-BIC: DUSSDEDDXXX

Sparkasse Münsterland Ost
IBAN: DE60 4005 0150 0000 4886 35
SWIFT-BIC: WELADED1MST

Kontakt:
Nordrhein-Westfalen-Stiftung
Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege
Martina Grote, Geschäftsführerin
Roßstraße 133
40476 Düsseldorf
Tel. 0211 – 454 85-34
martina.grote@nrw-stiftung.de
www.nrw-stiftung.de
www.nrw-entdecken.de
www.facebook.com/nrwstiftung

Quelle: NRW-Stiftung, Pressemitteilung, 27.7.2021; LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Hochwasser 2021; Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V., Mailingliste, Hilfe für Hochwassergeschädigte, Juli 2021

LVR-AFZ hilft von der Hochwasserkatastrophe betroffenen rheinischen Archiven

Die Unwetterkatastrophe vom 14. Juli 2021 hat in zahlreichen Archiven im Rheinland zu großen Schäden geführt. Erste Meldungen erreichten das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) bereits am Tag nach der Katastrophe. Seitdem sind die Kolleg*innen im Dauereinsatz. Mehrere Teams zwischen zwei und fünf Personen aus den Bereichen Restaurierung und Archivberatung sind an unterschiedlichen Orten präsent. Zusätzlich koordiniert das LVR-AFZ von Brauweiler aus die Einsätze, die Hilfsangebote Dritter und die Materialbeschaffung für die betroffenen Häuser (Link: Katastrophenhilfe für Archive).

Vom Hochwasser zerstörtes Archivgut
im Stadtarchiv Bad Münstereifel (Foto: LVR-AFZ)

In den Tagen nach dem Hochwasser hat das LVR-AFZ per E-Mail und telefonisch Kontakt zu zahlreichen Archiven in den betroffenen Gebieten aufgenommen, um einen Überblick über die Situation zu erhalten. Durch die in Brauweiler eingehenden Informationen und die Einsätze vor Ort zeichnet sich inzwischen ein Eindruck von der Schadenslage im Verbandsgebiet des LVR ab. In einigen Archiven sind die gesamten Bestände durch Wasser, Schlamm und Schadstoffe durchnässt und verunreinigt, in anderen sind potenziell archivwürdige Registraturen betroffen. Hinzu kommen erhebliche Schäden durch mechanische Einwirkungen wie Schutt, Geröll oder zusammengebrochene Regalanlagen.

Stark durch das Hochwasser betroffen sind die Kommunalarchive in Stolberg, Kall, Bad Münstereifel, Eschweiler und Leichlingen, ebenso das Archiv des Nationalparks Eifel in Schleiden-Gemünd, das Archiv der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Düsseldorf und das Stadtmuseum Euskirchen. In Rheinbach und Swisttal sind große Teile der Registratur in den Rathäusern geschädigt worden. An allen Standorten wurde die Bergung mit Unterstützung des LVR-AFZ und zahlreicher Helfer aus anderen Archiven der Umgebung in den vergangenen Tagen durchgeführt. Der Notfallcontainer des Notfallverbundes Kölner Archive und Bibliotheken war in Stolberg für die Erstversorgung vor Ort.

In Bad Münstereifel dauert der Einsatz des LVR-AFZ noch an, in Leichlingen konnte erst am Montag, 26.07.2021, mit der Bergung begonnen werden. Hier unterstützen neben dem örtlichen Notfallverbund und anderen Kolleg*innen aus der Region zusätzlich Kräfte des Landesarchivs NRW die Arbeiten. An den anderen Einsatzorten sind die Arbeiten inzwischen beendet oder können durch örtliche Kräfte weitergeführt werden.

Weitere Archive und Registraturen wie Langerwehe, Rösrath und Overath waren ebenfalls betroffen, konnten aber nach telefonischer Beratung des LVR-AFZ die erforderlichen Maßnahmen mit eigenen Kräften vor Ort durchführen.

Ebenfalls durch die Unwetter betroffen sind einige katholische und evangelische Gemeindearchive. Die Kolleg*innen des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen und des Archivs der Evangelischen Landeskirche im Rheinland konnten mit Helfenden vor Ort die Schäden meist selbst beheben und große Teile des Archivguts sichern. Das LVR-AFZ tauscht sich seit den Unwettern mit den kirchlichen Archiven über die aktuelle Lage aus.

Einsatz und Koordinierung der Hilfsleistungen
Die Leitung der Einsätze in den Archiven übernahmen in der Regel die örtlichen Archivkräfte. Wo örtliche Mitarbeitende nicht oder nur eingeschränkt einsatzfähig waren, übernahm das LVR-AFZ ebenso die Koordination vor Ort.

Für die Erstversorgung von anspruchsvoll zu bearbeitenden Unterlagen wie Urkunden und Plänen wurde in einem derzeit leerstehenden Gebäude auf dem Gelände der Abtei Brauweiler ein provisorisches Reinigungszentrum und Zwischenlager eingerichtet. Andere Unterlagen werden dort für die Gefriertrocknung vorbereitet. Ebenso bemüht sich das LVR-AFZ, Ausweichflächen für das Archivgut betroffener Häuser zu organisieren.

Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch Hilfe bei der konservatorischen Behandlung der getrockneten Archivalien in Anspruch genommen werden müssen.

Das LVR-AFZ steht betroffenen Archiven weiterhin als Ansprechpartner für die Rettung von Archivgut zur Verfügung: Kontakt: 02234 9854-225

Ausdrücklich dankt das LVR-AFZ den zahlreichen Helfenden vor Ort, den vielen Hilfsangeboten aus Deutschland und anderen Ländern sowie den Kolleg*innen, die seit fast zwei Wochen im intensiven Einsatz für die Rettung von Archivgut sind.

Kontakt:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Postfach 2140
50250 Pulheim
Tel 02234 9854-225
Fax 02234 9854-202
AFZ.Archivberatung@lvr.de

Quelle: LVR-Archivberatungsstelle, Pressemeldung, 27.7.2021

Objekte für Zucker-Ausstellung gesucht

Am 14. Juni 1871 wurde die Dessauer Zucker-Raffinerie gegründet und am 1. September 1871 in das Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen war in Dessau gegründet worden, um dort das von den Chemikern Max Fleischer und Emil Fleischer entwickelte Verfahren der Zuckergewinnung durch Melasseentzuckerung mit Hilfe von Strontium-Verbindungen in die industrielle Praxis zu überführen. Mittels dieses Verfahrens ließ sich einfach und kostengünstig Konsumzucker gewinnen.

Die Zucker-Raffinerie entwickelte sich zu einem der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen der Stadt Dessau, zu dem auch die Strontian- und Pottaschefabrik in Roßlau gehörte. Anlässlich der Entstehung der Dessauer Zucker-Raffinerie vor 150 Jahren bereiten das Stadtarchiv Dessau-Roßlau und das Museum für Stadtgeschichte Dessau derzeit unter dem Titel „Zucker aus Rüben – Ein ,Kraftstoff der Moderne'“ eine Ausstellung vor, die nicht nur die Geschichte der Dessauer Zucker-Raffinerie bis hin zur heutigen Gärungschemie Dessau GmbH beleuchten wird.

Die Dessauer Zucker-Raffinerie entwickelte sich zu Beginn der 1920er Jahre in ein allgemeines Chemieunternehmen. Es war der Haupthersteller von Zyklon B, einem Produkt zur Entwesung, das auch zum Massenmord in nationalsozialistischen Vernichtungslagern eingesetzt wurde. Nachdem das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR (als „VVB Zuckerraffinerie Dessau“) weitergeführt worden war, wurde es 2003 endgültig aufgelöst.


Abb.: Eine Zuckerdose aus den Beständen des Museums für Stadtgeschichte Dessau (Foto: Museum für Stadtgeschichte Dessau)

Mit dem Anbau von Zuckerrüben und der Rübenzuckerindustrie waren auch moderne technische Entwicklungen und zahlreiche Innovationen in Agrarwirtschaft, Maschinenbau, chemischer Industrie sowie Nahrungs- und Genussmittelproduktion verbunden, sie hatte aber auch großen Einfluss auf Alltagsleben, Politik, Kultur, Migration und zahlreiche andere gesellschaftliche Bereiche. Diese komplexen Zusammenhänge werden in der Ausstellung für Dessau-Roßlau und die Region Anhalt anhand von zahlreichen Objekten, Modellen, Grafiken, Fotos und Filmaufnahmen erstmals in den Blick genommen.

Zucker war einst ein Luxusgut. Mit dem wachsenden Produktionsvolumen von Rübenzucker konnten sich spätestens ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aber auch die Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschichten Zucker für das Süßen von Kaffee oder Tee und zuckerhaltige Produkte wie Bonbons, Marmelade, Süßgebäck, Kuchen und Torten leisten. Wohl in jeder Familie standen Zuckerbehälter in der Vorratskammer oder Zuckerdosen auf dem Esstisch. Auch diese Veränderungen im Alltagsleben der Menschen sollen in der Ausstellung gezeigt werden. Hierfür suchen die Ausstellungsmacher noch nach aussagekräftigen Objekten, insbesondere Zuckerdosen und Vorratsbehältern für Zucker, mit denen eine außergewöhnliche Geschichte oder eine besondere Erinnerung verbunden ist. Auch Zuckertüten oder originale Süßigkeitenverpackungen – z.B. von der Firma Flemming oder der Schokoladenfabrik RAVIA in Alten sind willkommen. Melden kann man sich mit seinem Objekt und der damit verbundenen Geschichte im Stadtarchiv Dessau-Roßlau oder im Museum für Stadtgeschichte Dessau. Beide Einrichtungen freuen sich auf Ihre „Schätze“.

Info:
Zucker aus Rüben – Ein „Kraftstoff“ der Moderne
Ausstellung des Stadtarchivs Dessau-Roßlau und des Museums für Stadt­geschichte Dessau
26. September 2021 bis 31. Januar 2022
Orangerie beim Schloss Georgium

Kontakt:
Stadtarchiv Dessau-Roßlau
Heidestraße 21
06842 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340/204-1024
stadtarchiv@dessau-rosslau.de

Museum für Stadtgeschichte Dessau
Törtener Straße 44
06842 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340/8003790
museum@stadtgeschichte.dessau.de

Quelle: Stadtarchiv Dessau-Roßlau, News, 21.7.2021; Wikipedia, Art. Dessauer Zuckerraffinerie, 27.11.2020

Digitalisierung führt Archivbestände in Arnsberg und Münster zusammen

Die Bestände an Dokumenten aus dem Landständearchiv der Stadt Arnsberg sind jetzt auch digital verfügbar. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster ist damit die digitale Zusammenführung der auf analoge Art getrennt bewahrten Dokumenten an den jeweiligen Standorten abgeschlossen. Wertvolle historische Dokument können so von Interessierten deutlich einfacher eingesehen werden.


Abb.: Regierungspräsident Hans-Josef Vogel und Bürgermeister Ralf Paul Bittner machten sich bei Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup und Michael Gosmann ein eigenes Bild über die Erfolge bei der Digitalisierung alter Dokumente aus dem Stadt- und Landständearchiv in Arnsberg (Foto: Stadt Arnsberg).

Die Trennung von Dokumenten aus dem Archiv der Landstände in Arnsberg hat eine 200-jährige Geschichte: Rund 90 Prozent der Archivalien sind schon im 19. Jahrhundert zum heutigen Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen nach Münster gekommen. Rund zehn Prozent der Bestände, darunter wertvolle Protokolle aus den Landtagsversammlungen der Landstände in Arnsberg, sind am Ort ihres Entstehens verblieben. Ganz konkret im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg fanden Jahrhunderte lang bis 1803 die Versammlungen statt, die von Schreibern eifrig mitgeschrieben wurden. Die gemeinsame Anstrengung des Landesarchivs NRW in Münster sowie des Stadt- und Landständearchivs in Arnsberg hat jetzt eine komfortable digitale Verfügbarkeit der Unterlagen ermöglicht. Das Projekt ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 129.000 Euro unterstützt worden. Personelle Dienstleistungen im Wert von rund 60.000 Euro steuerte noch einmal das Landesarchiv Münster hinzu.

Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Projekt unterstützt
Im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg würdigten im Juni 2021 Regierungspräsident Hans-Josef Vogel und der Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner im Beisein der Leiter der beteiligten Archive, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster) und Michael Gosmann (Arnsberg), die für die Dokumente aus Arnsberg bereits abgeschlossenen Arbeiten. „Viele Menschen sind hier vom Angebot des Stadtarchivs fasziniert“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner, man sei mit viel Herzblut bei der Sache. Das Projekt sei bestens angelaufen und habe Prozesse modern gestaltet und die Tradition dabei bewahrt, so Bittner weiter. Der Arnsberger Bürgermeister lobte den digitalen Mehrwert, der durch die Erfassung historischer Schriften erreicht werden kann.

Arnsberger Bürgermeister lobt digitalen Mehrwert
Die Leiterin der Abteilung Westfalen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, beschrieb ihre Arbeit in Münster, deren Schwerpunkt inzwischen die Digitalisierung der Dokumente sei. Vor dem Landesarchiv steht noch eine große Aufgabe: Erst 6,3 Prozent aller zu erfassenden Unterlagen sind bislang digitalisiert worden, und es warten noch rund 37 laufende Kilometer Akten, die zu digitalisieren sind. Die jetzt schon erreichte digitale Zusammenführung ist aber bereits ein Erfolg, so Prof. Dr. Veldtrup. Warum ein Teil der Akten aus Arnsberg nicht in Münster angekommen ist, bleibt nach Aussage der Forscherin aber unklar. Ob das Material aus „Fach 2“ der Archiv-Bestände in Arnsberg absichtlich oder zufällig nicht beim Abtransport berücksichtigt wurde, kann derzeit nicht geklärt werden.


Abb.: Territorialkarte des Herzogtums Westfalen, 1. Hälfte 18. Jh., kol. Stich von Matthäus Seutter (LAV NRW W, W 051/Kartensammlung A, Nr. 11720)

Dokumente über 200 Jahre getrennt gelagert
Den Forschenden im Land bringt die Zusammenführung dieser wichtigen historischen Dokumente nach über 200 Jahren Trennung nun aber einen großen Vorteil: In einem weit gestreuten Archivbezirk für das Landesarchiv NRW in Münster müssen Interessierte jetzt nicht mehr von Standort zu Standort reisen. Alle digitalisierten Unterlagen sind über die Homepages des Landesarchivs und des Stadtarchivs nun von jedem Ort der Welt aus einsehbar. „In Arnsberg hängt man an seiner Geschichte“, so Prof. Black-Veldtrup, das sorge bei ihr für viel Verständnis und große Sympathie und sei ein wichtiger Treiber für die Umsetzung des Projektes mit Arnsberg gewesen.

Altes Kaufmannsbuch konnte zugeordnet werden
Der Leiter des Stadt- und Landständearchivs in Arnsberg, Michael Gosmann, beschrieb den Nutzen anhand von praktischen Beispielen: So habe die Veröffentlichung von Akten über die Homepage des Landesarchivs dazu geführt, dass der Verfasser eines alten Kaufmannsbuchs aus den Beständen des Stadtarchivs durch Kontakt von außen ausfindig gemacht werden konnte. Die digitalisierten Objekte sind in der Regel im Original zu sehen, eine hochdeutsche und damit für alle leserliche Übersetzung der Texte gibt es aber noch nicht. An Techniken, eine automatische Übersetzung zu ermöglichen, wird derzeit noch geforscht. „Die Forschung für Interessierte hat mit der Digitalisierung der Dokumente auf jeden Fall einen Riesensprung gemacht“, so der Leiter des Stadtarchivs Michael Gosmann. Besonderes Interesse finden bei den Anfragen und Zugriffen vor allem alte Steuer-Listen, die Familien-Forscher/innen wertvolle Informationen geben können.

Links:

Kontakt:
Stadt- und Landständearchiv Arnsberg
im Kloster Wedinghausen
Klosterstraße 11
59821 Arnsberg
Tel.: 02931 – 96 39 47 9 / -96 38 98 1 / -96 38 98 0
Fax: 02931 – 78 58 64
stadtarchiv@arnsberg.de

Quelle: Stadt Arnsberg, Pressemitteilung, 30.6.2021

Weitere Archivalien des Stadtarchivs Sankt Augustin bald online

Das Stadtarchiv Sankt Augustin erhält Fördermittel in Höhe von 36.000 Euro zur Digitalisierung der historischen Akten des rheinischen Amtes Menden. Die im 19. und 20. Jahrhundert entstandenen Akten werden bis zum Jahresende 2021 hochwertig digitalisiert und stehen ab 2022 der Öffentlichkeit zur Verfügung.


Abb.: Digitalisiert wird auch die Akte ME-F69 über die Handhabung der Strafgesetze, von Verbrechen und Vergehen 1876-1907 (Foto: Stadtarchiv Sankt Augustin)

Das Stadtarchiv Sankt Augustin hat nach kurzer Zeit bereits einen zweiten Förderbescheid für die Digitalisierung von Archivgut erhalten. Diesmal wird die Maßnahme durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Programms NEUSTART KULTUR ermöglicht.

Mit den neuerlichen Fördermitteln von 36.000 Euro sollen bis Jahresende die im Amt Menden, dem Rechtsvorgänger der Stadt Sankt Augustin, entstandenen historischen Akten hochwertig digitalisiert werden und können ab 2022 u.a. im Portal www.archivportal-d.de kostenfrei genutzt werden.

Die zwischen 1815 und 1969 entstandenen Akten geben u.a. Auskunft über die Veränderungen von der französischen zur preußischen Zeit, die Industrialisierung, die sozialen Implikationen, beide Weltkriege sowie den allgemeinen Wandel von kleinen Dörfern hin zu städtischeren Strukturen u.a. mit einer Differenzierung des Vereinslebens, der religiösen Gruppierungen, der Bildungsmöglichkeiten sowie den erheblichen Ausbau der Infrastruktur.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Stadtarchivar Michael Korn
Markt 1
53757 Sankt Augustin
Tel. (02241) 243-508
stadtarchiv@sankt-augustin.de

Quelle: Stadt Sankt Augustin, Pressemitteilung, 14.7.2021

Stadtarchiv Baden-Baden soll umziehen

Der Archivgutbestand des Stadtarchivs Baden-Baden wächst stetig aufgrund der Unterlagen, die das Archiv von den Ämtern und Stellen der Stadtverwaltung übernimmt. Das Stadtarchiv ist in der Altstadt Baden-Badens im geschichtsträchtigen Gebäude „Baldreit“ untergebracht, in dem sich überdies eine Weinstube und zwei Dachgeschosswohnungen befinden.


Abb.: Eingang zum Stadtarchiv Baden-Baden (Foto: goodnews4-Archiv)

Seit etlichen Jahren ist auch der Stadtverwaltung bewusst, dass der Zustand des Archivs im denkmalgeschützten „Baldreit“ in der Kernstadt beklagenswert ist. Unter anderem mangele es am Brandschutz, wie eine Brandverhütungsschau im Jahr 2017 offenlegte. Eine umfangreiche Sanierung und ein Umbau des Gebäudes wären erforderlich, doch sind die Erweiterungsmöglichkeiten im „Baldreit“ begrenzt. Die Verwaltung beabsichtigt bereits seit Längerem, das Stadtarchiv in einen Neubau umzuziehen. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.

In Zukunft soll das Baden-Badener Stadtarchiv in dem bisherigen Gebäude eines Gewerbebetriebs (Im Metzenacker), rund 4 Kilometer die Bundesstraße 500 hinauf, untergebracht werden. Der Bau- und Umlegungsausschuss beriet am 22.7.2021 über dieses Vorhaben und den erforderlichen Erweiterungsbau des Gebäudes. Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat Baden-Baden am 26.7.2021.

Kontakt:
Stadtarchiv Baden-Baden
Küferstraße 3
76530 Baden-Baden
Tel.: 07221 93-22 71
Fax.: 07221 93-22 77
museum.archiv@baden-baden.de

Quelle: Badische Neueste Nachrichten, 19.7.2021; FBB Baden-Baden, 23.10.2018

Luther in Worms – Bibel, Vernunft, Gewissen

Ausstellung vom 30. Juli bis 15. Oktober 2021 im Kreisarchiv in Ladenburg.

Im April 2021 jährte sich zum 500. Mal die Widerrufsverweigerung Martin Luthers (1483-1546) vor Kaiser Karl V. (1500-1558) auf dem Wormser Reichstag von 1521. Anlässlich der Wiederkehr dieses kirchenhistorisch wie weltpolitisch bedeutenden Ereignisses zeigt das Kreisarchiv des Rhein-Neckar-Kreises in Ladenburg vom 30. Juli bis 15. Oktober 2021 die Ausstellung „Luther in Worms – Bibel, Vernunft, Gewissen“. Die von dem Viernheimer Hobbyhistoriker Herbert Kempf kuratierte Ausstellung, die bereits von April bis Anfang Juli 2021 in der Feudenheimer Kulturkirche Epiphanias zu sehen war, macht damit auch in Ladenburg Station.

Im Mittelpunkt der überwiegend aus der umfangreichen Bücher- und Bibelsammlung Herbert Kempfs erarbeiteten Kabinettausstellung steht Luthers Auftreten vor den Reichsständen in Worms am 17. und 18. April 1521. Trotz des von Papst Leo X. (1475-1521) verhängten Kirchenbanns und der drohenden Reichsacht weigerte sich Luther unter Berufung auf die Vernunft und sein Gewissen, vor dem Kaiser seine Schriften zu widerrufen. Diese gegen die Autorität des Kaisers und die Macht der römischen Kirche gerichtete Verweigerung des Wittenberger Theologieprofessors stellt bis heute die entscheidende Wegscheide der modernen Kirchen- und Reformationsgeschichte dar. Untrennbar verbunden mit diesem von den Anhängern Luthers stilisierten „Mythos Worms“ ist seitdem der ihm (nachträglich) zugeschriebene Ausspruch „Hier stehe ich und kann nichts anders“.

Über 50 historische Exponate
Die Ausstellung ist in drei Abschnitte gegliedert und präsentiert über 50 historische Exponate, die große Mehrzahl davon sind Faksimiles. Im ersten Teil bietet sie – von der lateinischen, in Straßburg gedruckten Eggestein-Bibel um 1470 bis zu Luthers „Der Psalter teutsch“ von 1524 – einen spannenden Überblick über die im Oberrheingebiet seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert verbreiteten Bibelausgaben. Im zweiten Abschnitt „Humanismus und Reformation“ wendet sie sich dem literarisch-philosophischen Zeitkontext und dem Buchdruck zu, ohne den Luthers Wirken und sein Erfolg nach dem Wittenberger Thesenanschlag nicht zu erklären sind.

Gerade die Wiederentdeckung der antiken Philosophie und der antiken Quellen durch Erasmus von Rotterdam und seinen Schülerkreis und das im Gegensatz zur überkommenen kirchlichen Scholastik vorurteilsfreie Studium dieser Quellen sollten die alte kirchlich-autoritäre Gesellschaftsordnung und deren starres Lehrgebäude mehr und mehr infrage stellen. Die Humanisten rückten nun den Menschen, seine Vernunft und seine moralische Urteilskraft, sein Gewissen, in den Fokus. Entscheidend war hierbei vor allem der Buchdruck, der als neues Massenmedium diese Zeitenwende forcierte, wie die Ausstellung anhand eindrucksvoller Exponate unterstreicht. Und wegweisendes Zeichen dieses gesellschaftlich-politischen wie konfessionellen Umbruchs war letztlich Luthers – auf eigener Vernunft und eigenem Gewissen – gründender Widerspruch auf dem Reichstag zu Worms im April 1521, wie die Ausstellung im dritten Teil „In Worms kam alles zusammen“ dokumentiert. Die Kabinettausstellung, zu der auch ein 80-seitiger Begleitkatalog verfasst wurde, in dem alle Exponate ausführlich beschrieben werden, bietet insgesamt damit mehr als nur einen Einblick in die ebenso dramatische wie entscheidende Phase des Wormser Reichstags, der mit dem sogenannten Wormser Edikt vom 25. Mai 1521 und der Verhängung der Reichsacht über Luther sein formales Ende nahm.

Eintritt ist frei!
Die sehenswerte Ausstellung wird am 29. Juli 2021 um 19 Uhr von Landrat Stefan Dallinger eröffnet und kann in der Zeit vom 30. Juli bis zum 15. Oktober 2021, jeweils von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 16 Uhr und an Freitagen von 9 bis 12 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Zudem ist sie an den beiden Sonntagen (5. September und 10. Oktober 2021) jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Anmeldungen für Vernissage & Führungen erforderlich
Kurator Herbert Kempf, der bei der Vernissage gemeinsam mit Pfarrerin Dorothee Löhr in die Ausstellung einführt, wird auch am Mittwoch, 25. August 2021, sowie am Mittwoch, 29. September 2021, jeweils ab 17:30 Uhr eine Führung durch die Ausstellung anbieten. Für die Teilnahme an den Führungen ebenso wie für die Teilnahme an der Vernissage am 29. Juli 2021 sind aufgrund der aktuellen Pandemieregelungen Voranmeldungen mit der Erhebung der Kontaktdaten zwingend notwendig. Interessierte sollen sich deshalb möglichst frühzeitig telefonisch beim Kreisarchiv bzw. per Mail anmelden.

Weitere Informationen:
Flyer zur Ausstellung

Kontakt:
Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis
Trajanstraße 66
68526 Ladenburg
Telefon 06221 522-7740
Fax 06221 522-7739
Kreisarchiv@Rhein-Neckar-Kreis.de

Quelle: Rhein-Neckar-Kreis, Pressemitteilung, 12.7.2021