Stadtarchiv Singen sucht Geschichten und Objekte aus 125 Jahren Stadtgeschichte

Workshop „125 x Singen“ am 1. März 2023.

Der Industriegemeinde Singen wurden durch Erlass des Innenministeriums des Großherzogtum Baden vom 11. September 1899 die Stadtrechte verliehen. Anlässlich des 125-jährigen Stadtjubiläums der Stadt Singen 2024 wird der Kulturschwerpunkt der Stadt unter dem Titel „125 x Singen. Geschichte. Identität. Vielfalt.“ stehen. Das Stadtarchiv Singen plant eine historische, multimediale Ausstellung, die von einer Online-Plattform nachhaltig begleitet werden soll. Mit Hilfe eines Fragebogens wollten Stadtarchivarin Britta Panzer und Projektmitarbeiter Simon Götz im Dezember 2022 und Januar 2023 herausfinden, worüber sich die Singener Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt identifizieren.

Dafür waren lediglich neun Fragen zu beantworten; die anonymisierte Teilnahme dauerte nur wenige Minuten. Es wurde beispielsweise nach Alltagsgegenständen, Gebäuden oder Ereignissen gefragt, die beim Einzelnen die Identität mit Singen prägen konnten. Die Befragung lief bis zum 31.1.2023.


Abb.: Singens Stadtarchivarin Britta Panzer mit dem Plakat zur Online-Befragung. Im Hintergrund ist ein Foto der Feierlichkeiten anlässlich der Stadterhebung1899 zu sehen (Foto: Stadt Singen).

„Singen ist eine junge Stadt. 2024 ist es gerade einmal 125 Jahre her, dass die damals noch kleine Gemeinde die Stadtrechte verliehen bekam“, erläutert Britta Panzer den Anlass für die kürzliche Befragung. „Mit ‚amerikanischem Tempo‘ entwickelte die Stadt in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Vielfalt, die bis heute charakteristisch für Singen ist“, ergänzt Simon Götz. Beide erhofften sich von den Antworten ein Kaleidoskop der Singener Identität, das die vielfältigen Facetten der Stadtgesellschaft wie beispielsweise Kultur, Wirtschaft oder Städtebau widerspiegelt. Die Antworten sollen einen wesentlichen Baustein der geplanten Ausstellung bilden.

Wer darüber hinaus bereit ist, mit Stadtarchivarin Britta Panzer und Simon Götz ein Gespräch über seine persönliche Identifikation mit Singen zu führen, kann sich telefonisch oder per E-Mail beim Stadtarchiv melden. Nächste öffentliche Gelegenheit dazu bietet ein Workshop:

Workshop „125xSingen“

Schwimmen lernen im Aachbad, der erste Kuss in der Scheffelhalle oder ein besonderes Erlebnis mit dem örtlichen Sportverein. – Am 1.3.2023 (ab 19 Uhr) veranstaltet das Stadtarchiv Singen in seinem Benutzersaal den Workshop „125xSingen“, der nach der Singener Identität fragt und bei dem man darauf gespannt sein darf, bislang weniger bekannte Geschichten von Bürgerinnen und Bürgern kennenzulernen. Nach einer kurzen Vorstellung der Ergebnisse der Online-Befragung wollen Britta Panzer und Simon Götz mit den Teilnehmenden ins Gespräch über deren persönliche Singener Geschichten und Identitäten kommen. Gern können an diesem Abend Gegenstände, Aufzeichnungen oder Fotos mitgebracht werden, die die persönliche Identifikation mit der Stadt symbolisieren.

Um Anmeldung zum Workshop wird aufgrund beschränkter Plätze gebeten.

Kontakt:
Stadtarchiv Singen
Julius-Bührer-Straße 2 (DAS 2)
78224 Singen (Hohentwiel)
Tel.: 07731 / 85-317
archiv@singen.de

Quelle: Stadt Singen, Pressemitteilung, 15.12.2022; Südkurier, Singen, 27.2.2023

Kreisarchiv Viersen bietet Schulen Shuttle-Service an

Das Kreisarchiv Viersen bietet ab sofort einen Shuttle-Service für Schulen aus dem Viersener Kreisgebiet an. Interessierte Schulen können sich melden und einen Termin für den Besuch im Kreisarchiv vereinbaren. Mitarbeitende des Kreisarchivs Viersen organisieren dann einen Transport für die Schulklasse. Der Shuttle-Service wird montags bis donnerstags zwischen 8:30 Uhr und 16 Uhr angeboten. Für Schulen aus dem Kreisgebiet ist das Angebot kostenfrei.


Abb.: „Kommt recherchieren!“ Der Kreisarchiv-Shuttle des Kreisarchivs Viersen (Foto: Kreis Viersen).

Mit dem Service möchte das Kreisarchiv Viersen Schulklassen Recherchemöglichkeiten anbieten und das Kreisarchiv erlebbar machen, gleichzeitig aber den Aufwand für Lehrkräfte geringhalten. Ein begleitendes archivpädagogisches Angebot rundet den Archivbesuch ab.

„Wir freuen uns, wenn Schulklassen den Weg zu uns ins Archiv finden. Der Wunsch, das Kreisarchiv in all seinen Facetten kennenzulernen und hier zu forschen, ist groß. Häufig aber sind organisatorische Gründe Hemmnisse, die wir mit unserem Shuttle-Angebot abbauen können“, freut sich Landrat Dr. Andreas Coenen.

Schulen, die vom Shuttle-Service Gebrauch machen möchten, melden sich bei Sigrid Meyer-Süsterhenn im Kreisarchiv Viersen.

Kontakt:
Kreisarchiv Viersen
Sigrid Meyer-Süsterhenn
Ransberg 41
41751 Viersen
Telefon: 02162 39 – 2023
Telefax: 02162 39 – 282022
sigrid.meyer-suesterhenn@kreis-viersen.de
archiv@kreis-viersen.de

Quelle: Kreis Viersen, Pressemitteilung, 23.2.2023

Fachzeitschrift ARCHIVAR erscheint fortan unter dem Titel »ARCHIV. theorie & praxis«

Ab sofort erscheint die Fachzeitschrift „ARCHIVAR. Zeitschrift für Archivwesen“ mit dem neuen Titel „ARCHIV. theorie & praxis“. Heft 1/2023 (76. Jahrgang) wird Ende Februar 2023 ausgeliefert und greift als Schwerpunkthema „Archivische Fachverfahren als Aspekt moderner Archivarbeit“ auf.


Abb.: Die Zeitschrift ARCHIVAR erscheint ab 2023 unter dem Titel ARCHIV. theorie & praxis (Foto: Nicole Gerber / LAV NRW)

Die Beiträge widmen sich unter anderem der „Überlieferungsbildung als Fachverfahren – Herausforderungen im Archivischen Vorfeld“, dem „Fachverfahren BASIS-Web im Justizvollzug“ und der „Übernahme von Informationen aus Fachverfahren in das Bundesarchiv“.

ARCHIV. theorie & praxis erscheint viermal im Jahr, und in den Monaten Februar, Mai, Juli und November, in einer Auflage von ca. 3.600 Exemplaren. Von 1947 bis 2007 erschien die Zeitschrift unter dem Titel „Der Archivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen“, von 2008 bis 2022 als „ARCHIVAR. Zeitschrift für Archivwesen“. Die Fachzeitschrift erscheint ab 2023 unter dem Titel „ARCHIV. theorie & praxis“.

Die weiteren Themenschwerpunkte der Ausgaben des Jahres 2023 lauten:

  • Archive und Klimaschutz
  • Offenes Heft
  • Diversität im Archiv

Vorschläge für Heftbeiträge sind zu senden an die Redaktion: archiv.t&p@lav.nrw.de

Für die Einsendung redaktioneller Beiträge gelten folgende Termine:

Heft 1 (erscheint im Februar): 1. Dezember des Vorjahres
Heft 2 (erscheint im Mai): 1. März
Heft 3 (erscheint im Juli): 1. Mai
Heft 4 (erscheint im November): 1. September

Herausgeber:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Schifferstr. 30, 47059 Duisburg,
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., Wörthstr. 3, 36037 Fulda.

Redaktion: Kathrin Pilger in Verbindung mit Frank M. Bischoff, Bettina Joergens, Torsten Musial, Ulrich Soénius und Ralf Jacob.

Mitarbeiterin: Petra Daub
ISSN 0003-9500

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Redaktion „ARCHIV. theorie & praxis“
Schifferstr. 30
47059 Duisburg

Quelle: VdA, Meldung, 21.2.2023; LAV NRW, Archiv. theorie & praxishttps://www.augias.net/2021/12/02/9403/

Findbuch zu Beständen der »Kulturkommission Südtirol« online

Im Ansitz Rottenbuch in Bozen wurde Anfang Februar 2023 ein neues zentrales Forschungsinstrument zur Kulturpolitik der Options- und NS-Zeit in Südtirol vorgestellt: das Findbuch zur „Kulturkommission“. Das gut 400 Seiten starke Findbuch wurde auf gemeinsame Initiative des Südtiroler Landesarchivs und des Tiroler Landesarchivs im Rahmen des Förderschwerpunkts „Erinnerungskultur“ in den vergangenen Jahren erarbeitet. Erstmals werden darin die verstreut lagernden Unterlagen und Bestände der „Kulturkommission Südtirol“ umfassend verzeichnet und erfasst. Diese Kommission, die zwischen 1940 und dem Kriegsende 1945 aktiv war, gehörte zur „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe“ der SS und war damit direkt Heinrich Himmler unterstellt.


Abb.: Bestände der „Kulturkommission Südtirol“ in einem Findbuch erfasst (v.l.): Landeskonservatorin Dalla Torre, Simon Terzer, Alexandra Roilo, Landesarchiv-Direktor Pfeifer, LRin Hochgruber Kuenzer, Roland Unterweger, Tiroler Landesarchiv-Direktor Haidacher. (Foto: Landesdenkmalamt/Alessandro Campaner)

Seit dem 2.2.2023 ist das Findbuch zu den Beständen der „Kulturkommission Südtirol“ im PDF-Format auf den Webseiten des Südtiroler Landesarchivs ebenso wie auf jenen des Tiroler Landesarchivs einsehbar. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Landesdenkmalamt wurde es vorgestellt. „Das Findbuch wurde nach internationalen archivischen Standards erarbeitet. Es bildet eine wichtige Grundlage für die künftige Erforschung der Aktivitäten der Kulturkommission des SS-Ahnenerbes in Südtirol“, betonte Denkmalschutzlandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer. Sie hoffe, dass viele Forscherinnen und Forscher dieses neue Instrument nutzen werden. Im Sinne der gemeinsamen Geschichte sei diese grenzübergreifende Zusammenarbeit Tirol-Südtirol zudem ein wichtiger Schritt aufeinander zu.

Aufarbeitung der NS-Geschichte
„Es geht darum, den Fokus auf dieses schwierige Kulturerbe zu richten und im Rahmen der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Geschichte zugänglich zu machen. Gleichzeitig ist diese minutiöse Dokumentation heute ein wichtiges Instrument für die Baudenkmalpflege“, unterstrich Landeskonservatorin Karin Dalla Torre. Der ideologische Entstehungszweck und der historische Kontext der Bestände seien jedoch stets mitzureflektieren.

Für den neuen Direktor des Südtiroler Landesarchivs, Gustav Pfeifer, stellen die von der Kulturkommission Südtirol erarbeiteten Materialien einen „enormen Steinbruch für die Wissenschaft“ dar. „Das Findbuch bietet erstmals einen Überblick über diese verstreuten Bestände“, sagte Pfeifer. „Diese Unterlagen sind zeithistorisch und kulturpolitisch von großer Bedeutung für Südtirol.“


Abb.: Originale Materialien aus den Beständen des Landesdenkmalamts wurden im Rahmen der Pressekonferenz gezeigt. (Foto: Landesdenkmalamt/Alessandro Campaner)

Das Landesdenkmalamt verwahrt einen wichtigen Teil der Kulturkommission-Materialien, insbesondere zum Bereich „Hausforschung und Bauwesen“. Einige Originale, die den Hof „Forstner in Eschenbach“ in Unterinn am Ritten zeigen, wurden bei der Pressekonferenz ausgestellt.

Der Hauptbearbeiter des Findbuchs, Roland Unterweger (Tiroler Landesarchiv), ging auf die Entstehung und den Aufbau des Buchs ein, von dem er hofft, „dass es künftige Forschungen beflügeln wird“. Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Tiroler und Südtiroler Landesarchiv bei der Erarbeitung des Findbuchs unterstrich schließlich Christoph Haidacher, Direktor des Tiroler Landesarchivs, dem Hauptträger des Projekts. Der derzeit bis 2024 laufende Förderschwerpunkt „Erinnerungskultur“ soll bis 2028 verlängert werden.

Die „Kulturkommission Südtirol“
Die „Kulturkommission Südtirol“ beschäftigte an die sechzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und hatte den Auftrag, nach dem deutsch-italienischen Umsiedlungsabkommen von 1939 in einer umfassenden Aktion in mehreren Arbeitsgruppen das materielle und immaterielle kulturelle Erbe Südtirols (von Brauchtum über Gerätschaften, Trachten, Volkserzählungen, Hausmarken, Volksmusik, Mundarten, Bauformen, Archive und Kirchenbücher bis hin zu bildender Kunst, Vorgeschichte usw.) zu erfassen. Ziel war es, einerseits im Sinne der NS-Ideologie dessen „urgermanische“ Wurzeln zu dokumentieren und zum anderen, den abwandernden Südtiroler „Volksdeutschen“/Ladinern im künftigen geschlossenen Siedlungsgebiet „Identität“ und Geschichte zu sichern.

Die archivalische Hinterlassenschaft umfasst insgesamt 85 Bestände und ist heute in 37 Institutionen an 15 Standorten in ganz Europa und in den USA (Bozen, Bruneck, Innsbruck, Wien, Salzburg, Trient, Selva di Progno, Berlin, München, Koblenz, Regensburg, Marburg/Lahn, Leipzig, Freiburg im Breisgau und Washington) verstreut gelagert. Es handelt sich um tausende Einzelstücke (Pläne, Zeichnungen, Dokumente, Karteikarten, Fotos etc.).

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it

Tiroler Landesarchiv
Michael-Gaismair-Straße 1
6020 Innsbruck
Routenplaner
+43 512 508 3502
landesarchiv@tirol.gv.at

Quelle: Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilung, 2.2.2023

Fördermittel ermöglichen dem Kreisarchiv Saalfeld-Rudolstadt die Restaurierung von Archivgut

Mehrere Personenstandsregister und das Unterweißbacher Pfarrarchiv profitieren von engagierter Arbeit des Kreisarchivs und den Möglichkeiten der Digitalisierung.

Man könne sehr zufrieden damit sein, was das Kreisarchiv Saalfeld-Rudolstadt „mit der Restaurierung und Rettung von wichtigem Kulturgut des Landkreises im vergangenen Jahr geleistet hat“, sagt Landrat Marko Wolfram angesichts der Vorstellung des Jahresberichts 2022 aus dem Kreisarchiv. Davon profitierten im vergangenen Jahr mehrere Personenstandsregister und ein historisches Pfarrarchiv, wie Kreisarchivar Martin Gretscher jetzt zusammenfasste. Über eingeworbene Fördermittel konnten 2022 aufwendige Restaurierungs- und Digitalisierungsprojekte realisiert werden.


Abb.: Das Team des Kreisarchivs Saalfeld-Rudolstadt. Hauptamtsleiterin Nicole Heidrich (Mitte) mit v.li. Anne Hahn, Martin Gretscher, Juliane Rauhöft und Petra Wenig. Im Bild auch die restaurierte Wittenberger Johann-Ernst-Bibel von 1618 (Foto: Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt). 

So bewahrte die Restaurierung durch eine Leipziger Fachfirma ein stark beschädigtes Meuselbacher Geburtenregister aus dem 19. Jahrhundert vor dem drohenden Zerfall. Parallel dazu konnten weitere historische Personenstandsregister aus Oberweißbach, Döschnitz, Unterwellenborn und anderen Orten systematisch und in hoher Qualität digitalisiert werden. Durch die hohe Nutzungsfrequenz dieser Register sind die über 100 Jahre alten Bücher langfristig in ihrer Erhaltung gefährdet, so dass die Digitalisierung hier eine originalschonende und flexible Alternative in der Nutzung bietet.

Etwas Besonderes war eine Aktion wie im Februar 2022, als durch den Einsatz des Kreisarchivs in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Rudolstadt und dem Landeskirchenarchiv Eisenach ein historisches Pfarrarchiv auf einem Unterweißbacher Dachboden gesichert werden konnte. Dort lagerten, von einigen Jahrzehnten Staub bedeckt, über ein Dutzend große Kartons mit zahlreichen historischen Akten. Bei der näheren Betrachtung stellte sich rasch heraus, dass es sich hierbei offenbar um das ehemalige Pfarrarchiv der Kirchgemeinden Unterweißbach und Sitzendorf handelte. Martin Schiebe, der enge familiäre Beziehungen nach Unterweißbach hat, war auf alte Dokumente auf dem Dachboden eines kurz vor dem Verkauf stehenden Hauses aufmerksam geworden und hatte das Thüringer Staatsarchiv in Rudolstadt entsprechend informiert.


Abb.: Blick auf ein paar der sichergestellten Akten aus dem Pfarrarchiv Unterweißbach. So sind für Unterweißbach beispielsweise Rechnungsbücher aus den Jahren 1566-1569 erhalten (Foto: Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt).

Durch den Einsatz der Archivmitarbeiter konnten u.a. zahlreiche Dokumente zur Ortsgeschichte bewahrt werden, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. So sind für Unterweißbach beispielsweise Rechnungsbücher aus den Jahren 1566-1569 erhalten, die neben den einzelnen Abgaben auch die Namen der Einwohner des Ortes in dieser Zeit aufführen. Auch die mit Akribie geführten Protokolle zu unehelichen Geburten im 19. Jahrhundert sind vielleicht nicht nur für Familienforscher von Interesse. Eine systematische Erfassung des Bestandes dürfte vermutlich noch manche weitere Überraschung zutage fördern. Die Akten wurden nach der Begutachtung zuständigkeitshalber dem Landeskirchenarchiv übergeben.

Dazu hat Martin Gretscher einen Appell an alle Bürger im Landkreis „Die Sicherung des Unterweißbacher Pfarrarchivs zeigt deutlich, wie wichtig aufmerksame Einwohner sind, die sich der Bedeutung „alter, verstaubter Akten“ für die Geschichte ihrer Orte bewusst sind. Nicht nur in Unterweißbach, sondern auch in manchem anderen Ort im Landkreis dürften sich auf diesem oder jenem Dachboden, in dieser oder jener Kammer noch historische Unterlagen finden, die für die Ortsgeschichte hochinteressant sind. Bevor sie vielleicht eines Tages für immer verloren gehen, sollte rechtzeitig mit einem Archiv Kontakt aufgenommen werden.“

Hinweis:
Das Kreisarchiv Saalfeld-Rudolstadt befindet sich im Haus III des Landratsamtes in Rudolstadt, in dem bis 1902 errichteten Gebäude, in dem sich über mehrere Jahrzehnte das Schwarzburgische Ministerialgebäude des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt befunden hatte.

Kontakt:
Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt
Kreisarchiv
Schwarzburger Chaussee 12
07407 Rudolstadt
Tel.: 03671 / 823-880
Fax: 03671 / 823-370
kreisarchiv@kreis-slf.de

Quelle: Martin Modes (Presse- und Kulturamt), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt » Kultur und Tourismus, Nachrichten, 2.2.2023

Heimatverein unterstützt Stadtarchiv Harsewinkel bei Digitalisierungsprojekt

Zu den bekanntesten Schätzen des Stadtarchivs Harsewinkel zählt sicherlich der Nachlass des Fotoateliers Jäger. Der Nachlass dokumentiert in mehr als 2.000 Glasplattennegativen die Geschichte Harsewinkels für einen Zeitraum von über 100 Jahren. Ein bedeutsamer Teil dieses fotografischen Nachlasses wird heute im LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster aufbewahrt. Aufnahmen jüngeren Datums, ab 1930, befinden sich im Stadtarchiv Harsewinkel. Hierzu zählen neben Glasplatten, zahlreichen Passbildern und Rollbildfilmen auch die Kleinbildfilme. Diese Kleinbildfilme dokumentieren vor allem örtliche Veranstaltungen, besonders die Schützen- und Vereinsfeste.


Abb.: Johann Hermann Jäger (1845-1920) um 1900 (Foto: LWL-Medienzentrum, 0000_0242_19_27)

Mit Hilfe des Bürgerschützen- und Heimatvereins Harsewinkel (BSV) ist das Stadtarchiv Harsewinkel in der Erschließung dieses Bestandes einen wichtigen Schritt vorangekommen. BSV-Archivar Gunnar Elbeshausen bot sich Anfang des Jahres 2020 an, die mehr als 12.500 Negative zu digitalisieren. Mit Übergabe der Digitalisate auf einer Festplatte ist das nun mehrjährige Digitalisierungsprojekt abgeschlossen. Interessierte können die Bilder über eine Archivsoftware zukünftig schnell und unkompliziert im Büro der Archivarin einsehen.


Abb.: Harsewinkels Stadtarchivarin Nicole Kockentiedt und Gunnar Elbeshausen vom Bürgerschützen- und Heimatverein Harsewinkel freuen sich, dass der erste Meilenstein des Digitalisierungsprojektes geschafft ist (Foto: Stadt Harsewinkel).

Die Zusammenarbeit zwischen dem Heimatverein und dem Stadtarchiv ist jedoch noch nicht beendet, denn im Magazin des Stadtarchivs warten zahlreiche weitere Bildbestände auf ihre Digitalisierung. „Da liegt noch reichlich Arbeit vor uns“, versichert Stadtarchivarin Nicole Kockentiedt: „Der Aufbau des (digitalen) Bildarchivs befindet sich noch ganz am Anfang.“ Ziel ist es, die digitalisierten Bilder eines Tages auch im WorldWideWeb zu präsentieren.

Das Geschäft der Familie Jäger wurde 1845 von Johann Heinrich Jäger zunächst als Buchbinderei und Buchhandel gegründet. Erst der Sohn Johann Hermann Jäger führte im Jahr 1884 die Fotografie als Geschäftszweig ein. In den folgenden hundert Jahren dokumentierten drei Generationen der Familie fotografisch den Wandel des Stadtbildes. Zu den Aufnahmen gehören wichtige öffentliche Ereignisse genauso wie private Feiern und Portrait- und Passbildaufnahmen. Um die zweite Jahrtausendwende wurde das Geschäft vom Nachkommen Viktor Hüfken aufgelöst. Ein Teil des fotografische Erbes befindet sich heute als Dauerleihgaben im Stadtarchiv Harsewinkel.

Kontakt:
Stadtarchiv Harsewinkel
Nicole Kockentiedt
Rathaus II, Zimmer 208
Münsterstraße 14
33428 Harsewinkel
Telefon: 05247 935-166
nicole.kockentiedt@harsewinkel.de

Bürgerschützen- und Heimatverein Harsewinkel von 1845 e.V.
Dechantsfeld 26
33428 Harsewinkel
https://www.bsv-harsewinkel.de/

Quelle: Stadt Harsewinkel, Pressemitteilung, 15.2.2023

Info-Stelen ordnen Kriegerdenkmale in Münster kritisch ein

Fünf Kriegerdenkmale stehen an Münsters Promenade auf städtischem Grund und Boden. Sie wurden zwischen 1905 und den 1960er-Jahren aufgestellt und ehren Kriegsgefallene als Helden, zeigen Kampfszenen und Siegessymbole. Gleichzeitig verklären sie die Schrecken des Krieges, ignorieren den Tod ziviler Opfer und lassen die Verbrechen während der Kolonialzeit unerwähnt. Passend zum Jubiläumsjahr 375 Jahre Westfälischer Frieden will die Stadt Münster mit Informations-Stelen sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch die Gäste der Stadt zu einer kritischen Beschäftigung mit den Krieger-Denkmalen anregen. Die Texte auf den geplanten Stelen erläutern die verwendeten Symboliken und Inschriften und problematisieren das einseitige Gedenken an die Kriege und Soldaten.


Abb.: Die Visualisierung zeigt eine der künftigen Info-Stelen an Münsters Kriegerdenkmalen an der Promenade. Visualisierung: Büro Arndt&Seelig (Bielefeld) (Foto: Stadt Münster). 

Durch eine Spendenaktion können sich Münsteranerinnen und Münsteraner im Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens an der Realisierung der Stelen beteiligen und ein Zeichen gegen Kriegsverherrlichung setzen: Über die Plattform „betterplace.org“ läuft eine Sammlung für die Stele am „Stalingrad“-Denkmal, die die Neubewertung der Wehrmachtsverbrechen thematisiert. Zu erreichen ist die Spendenaktion online über betterplace.org/p118620.

Am Dreizehner-Denkmal (1925) in der Nähe des Aasees, am Mauritz-Denkmal (1909), Kürassier-Denkmal (1930, Wiederaufbau 1964), Stalingrad-Denkmal (1961) und Train-Denkmal (1925) werden die knapp zwei Meter hohen Stelen aus jeweils drei dunkelgrauen Aluminium-Hohlkörpern aufgestellt. Ihr Mittelelement ist leicht versetzt zum oberen und unteren Teil. „Die gebrochene Form greift die Neubewertung von Krieg und Kriegerdenkmalen im Laufe der Zeit auf und stellt eine gut sichtbare, kritische Intervention an den Denkmalen dar“, erläutert Münsters Kulturdezernentin Cornelia Wilkens.

Der Entwurf für die Stelen stammt aus dem Design-Büro Arndt&Seelig (Bielefeld). Die einordnenden Texte wurden von Dr. Alexandra Bloch Pfister (Büro für Geschichte & historische Kommunikation, Münster) zusammen mit dem Stadtarchiv Münster erarbeitet. Sie werden auf Deutsch und Englisch zu lesen sein. Ein QR-Code leitet zu weiterführenden Informationen im Internet, die sich Blinde und sehbehinderte Menschen vorlesen lassen können. Außerdem werden alle Stelen barrierefrei zugänglich sein.

Eine sechste Stele, die sich durch eine helle Farbgebung von den Stelen an den Kriegerdenkmalen unterscheidet und aus einem durchgehenden Element besteht, wird auf dem Hügel am Kanonengraben aufgebaut. Dort stand von 1905 bis 1942 ein Bronzedenkmal, das an den Westfälischen Friedensschluss von 1648 erinnerte. Es zeigte die aus der griechischen Sagenwelt entlehnte Friedensgöttin Eirene mit einem Ölzweig als Zeichen des Friedens. Zu ihren Füßen legte ein Reitersoldat seine Waffen nieder. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal für die Herstellung von Waffen und Munition eingeschmolzen und danach nicht wiederaufgebaut.

Dass es einordnende Informationstafeln geben soll, geht zurück auf Anregungen der Ratsfraktionen und schließlich einen Ratsbeschluss aus dem Juni 2020. Hier entschied das Gremium über ein Konzept zum Umgang mit Kriegerdenkmalen an der Promenade. Im Juni 2022 folgte die Entscheidung zum Aufbau der Informationsstelen in ihrer jetzt vorgesehenen Form. Gut 30.000 Euro sind für die Realisierung veranschlagt. Geplant ist, dass die Stelen vor Beginn der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens aufgestellt werden.

Eine feierliche Einweihung der Info-Stele am Train-Denkmal ist geplant: Im Beisein des Rats der Stadt Münster möchte man sich hier zur deutschen Verantwortung für koloniales Unrecht und die Völkermorde im heutigen Namibia bekennen. Darüber hinaus sind Führungen des Münsteraner Stadtarchivs zu den Kriegerdenkmalen unter anderem am Tag des offenen Denkmals (10. September 2023) beabsichtigt.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 10.2.2023

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 1/2023

In der ersten Ausgabe 2023 des Informationsbriefes „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ werden wieder einige Jubiläen und Facetten aus der Stadtgeschichte Geras in den Blick genommen. Unter anderem wird in einem Beitrag über „Musikinstrumente aus Gera“ auf die weniger bekannte, aber lange Tradition der Herstellung von Musikinstrumenten verschiedenster Art eingegangen. In einem zweiten Artikel steht die Gründung des ersten gesamtdeutschen „Arbeiter-Turner-Bundes“ in Gera vor 130 Jahren im Fokus der Betrachtungen. Zwei kleinere Beiträge skizzieren die Eröffnung des als „Zitronenpresse“ in Gera bekannten „Café Rendezvous“ vor 45 Jahren sowie die Einweihung des ersten „Dorint-Hotels“ der neuen Bundesländer in Gera vor 30 Jahren.

Textilproduktion, Maschinenbau und Elektrotechnik haben Gera zur Großstadt gemacht. Weniger bekannt ist, dass auch der Bau von Musikinstrumenten hier eine lange Tradition hat und zu den wichtigen Industriezweigen zählte. Bezeichnend für den Instrumentenbau in Gera ist, dass die Protagonisten es wiederholt verstanden, kurzfristig und innovativ auf Trends zu reagieren. Sie erzielten damit – zumindest für jeweils einige Jahrzehnte – enorme wirtschaftliche Erfolge und landesweite Aufmerksamkeit. Doch was ist davon geblieben?

Pyramidenflügel nach einem Kupferstich von Christoph Müller aus dem Jahr 1745 (Foto: Stadtarchiv Gera, Bildsammlung A, Nr. 2873)

Den ersten Höhepunkt des Musikinstrumentenbaus in Gera bildete die Orgel- und Klavierbauwerkstatt Friederici. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gab es schon vor den Friedericis eine bescheidene örtliche Produktion von Musikinstrumenten. Fassbar wird die Tradition in Gera jedoch erst mit der Gründung einer Werkstatt durch den aus Meerane stammenden Orgelbauer Christian Ernst Friederici im Jahr 1737. Gemeinsam mit seinem Bruder Christian Gottfried fertigte er in den ersten Jahrzehnten vor allem Kirchenorgeln, von denen einige bis heute überdauert haben. Überregional bekannt wurde die Werkstatt allerdings durch die hier entstandenen Tasteninstrumente. Bereits in den 1740er Jahren entwickelte der Firmengründer eine völlig neue Form des Klaviers, den Pyramidenflügel.

LinkNachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 1/2023

Der Informationsbrief wird per E-Mail versandt und kann auf der Internetseite im Downloadbereich heruntergeladen werden. Durch eine formlose E-Mail mit dem Betreff „Informationsbrief“ an stadtarchiv@gera.de können die „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ kostenlos abonniert werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv

Ein entnazifiziertes Schild?

Fundstück des Monats Februar 2023 der Villa ten Hompel.

Am 26. Mai 1945, also 18 Tage nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, gab der damalige Bürgermeister der Stadt Münster, Fritz-Carl Peus (1871-1950), dem Polizeipräsidenten folgende Anweisung: „1. Alle Inschriften der NSDAP müssen entfernt werden. […] 3. Beauftragen Sie die Polizei, alle ansässigen Bürger aufzufordern, solche Inschriften an privaten oder Geschäftshäusern zu entfernen oder unkenntlich zu machen. […]“


Abb.: Bürgermeister an Polizeipräsident in Münster, 26.5.1945 (Foto: Stadtarchiv Münster)

Das „Objekt des Monats Februar 2023“ des Geschichtsorts Villa ten Hompel in Münster kann als Sinnbild dieser Entnazifizierung der öffentlichen Infrastruktur gesehen werden: Es handelt sich um ein Glasschild mit der Beschriftung „Verkehrslokal NSDAP“. Solche „Verkehrslokale“ waren Gaststätten, deren Wirtsleute und Stammpublikum in der Regel Parteimitglieder waren.


Abb.: Fundstück NSDAP-Schild (Foto: Karolin Baumann)

Die rechte Seite des Schildes ist vollständig erhalten, auf der linken Seite jedoch wurde das Hakenkreuz teilweise abgebrochen. Vermutlich hatten die damaligen Inhaber der Gaststätte „Dorfschenke“ in Wolbeck das Schild nach Kriegsende entfernt und zerbrochen, bevor es über Jahrzehnte auf dem Dachboden verschwand. 2013 wurde es dort wiederentdeckt. Seit 2015 ist es in der Ausstellung „Geschichte – Gewalt – Gewissen“ zu sehen.

Auf die Entnazifizierung von Gebäuden und Straßen folgte die personelle Entnazifizierung der ehemaligen NSDAP-Parteimitglieder: Zunächst auf unterschiedliche Weise in den Besatzungszonen durchgeführt, erfolgte ab Januar 1946 durch den Alliierten Kontrollrat der Versuch einer Standardisierung der Richtlinien. Hohe Parteifunktionäre, aber auch Helferinnen und Helfer, Nutznießerinnen und Nutznießer wurden mithilfe eines Fragebogens in fünf Gruppen eingeteilt: 1. Hauptschuldige, 2. Belastete, 3. Minderbelastete, 4. Mitläufer und 5. Entlastete. Der Anspruch, die Besatzungszonen von Nationalismus und Militarismus zu befreien, konnte aber nur in Teilen umgesetzt werden. Zum Vergleich: In der amerikanischen Besatzungszone reichten zwar dreizehn Millionen Menschen einen Entnazifizierungsbogen ein, doch nur etwa zehn Prozent von ihnen wurden schließlich verurteilt. Weniger als 1 Prozent der zu Entnazifizierenden erhielt tatsächliche Strafen oder dauerhafte Nachteile.

Schilder und Inschriften konnten leicht zerbrochen oder abgetragen werden, aber das nationalsozialistische Gedankengut aus den Köpfen zu eliminieren, war sicher eine Herausforderung größeren Ausmaßes.

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

https://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/startseite.html

Stadt Püttlingen erhält historische Akten vom Landesarchiv Saarland

Im Rahmen eines Pressetermins am 30.1.2023 stellte Dr. David Schnur, stellvertretender Leiter des Landesarchivs Saarland, gemeinsam mit Püttlingens Bürgermeisterin Denise Klein und Stadtarchivar Stefan Handfest den wissenschaftlichen Nachlass des Püttlinger Heimatforschers Willibald Meyer vor.


Abb.: (v.l.n.r.) Püttlingens Bürgermeisterin Denise Klein mit Archivar Stefan Handfest und Dr. David Schnur vom Saarländischen Landesarchiv (Foto: Stadt Püttlingen).

Bisher wurden die historischen Akten, insgesamt rund 3 laufende Meter, im Landesarchiv Saarland gelagert. Die Unterlagen befanden sich zunächst im Privatbesitz von Willibald Meyer. Im Jahr 2014 übergaben seine Erben die Unterlagen an das Landesarchiv. Nun wurden diese auf Initiative von Archivar Stefan Handfest an die Stadt Püttlingen übergeben.

Besonders interessant und wertvoll sind die beiden historischen Bannbücher aus dem Jahr 1790. Im Bestand des Püttlinger Stadtarchivs befanden sich bisher nämlich nur 6 der insgesamt 8 Bannbücher, in denen die Grenzverläufe der damaligen Gemeinde Püttlingen beschrieben wurden. Was heute digital im Geoinformationssystem beim Katasteramt geführt wird, wurde früher in den sogenannten Bannbüchern handschriftlich festgehalten. Damals nutzte man selbstangemischte Eisengallustinte und Papier aus Hadern (textile Fasern). Eine gute Kombination, denn besagte Tinte ist wasserunlöslich, lichtecht und lässt sich chemisch nicht vom Papier entfernen, das robuste Hadernpapier ist nahezu unbegrenzt lagerbar.


Abb.: Auch die Karten zu den Bannbüchern werden im Archiv der Stadt Püttlingen verwahrt. Hier zu sehen die Karte zum Tractus II. Diese zeigt u. a. den Flur „In den Mühlwiesen“, das heutige Wohngebiet „Am Schlehbach“ (Foto: Stadt Püttlingen)

Die Stadtverwaltung Püttlingen hat sich zum Ziel gesetzt, sukzessive historische Unterlagen, die nach Ablauf einer Schutzfrist veröffentlicht werden dürfen, zu digitalisieren und so der Öffentlichkeit über ein Archiv-Portal zugänglich zu machen. Mit der Umsetzung dieses Vorhabens wäre Püttlingen damit Vorreiter-Kommune im Saarland was die Digitalisierung und Veröffentlichung von historischem Archivgut betrifft. In einem ersten Schritt werden die Beschlussbücher ab dem Jahr 1869 der damaligen Gemeinde Püttlingen durch ein Unternehmen professionell digitalisiert. „Das Herzstück der kommunalen Archive“, so von Dr. David Schnur treffend beschrieben, denn die Beschlussbücher enthalten die Niederschriften mit sämtlichen wichtigen Entscheidungen in der Geschichte Püttlingens.

Mit Unterstützung von Dr. Schnur wird Stefan Handfest dann in einem nächsten Schritt die Veröffentlichung vorantreiben.

Kontakt:
Stadtarchiv Püttlingen (Saar)
Rathausplatz 1
66346 Püttlingen (Saar)

Quelle: Stadt Püttlingen, Pressemitteilung, 7.2.2023