Landeskirchliches Archiv Düsseldorf jetzt auf Flickr

Im Jahr 2014 startete das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) mit Sitz in Düsseldorf seinen Archivblog (http://blog.archiv.ekir.de/). Damals schrieb man sich das Motto „Informationswohlstand für alle“ auf die Fahnen. Nunmehr leitete das Düsseldorfer Kirchenarchiv mit seiner Beteiligung am Fotocommunity-Portal Flickr den nächsten Entwicklungsschritt auf diesem Weg ein.

Seit über 20 Jahren werden ausgewählte Fotos, Abbildungen und Dokumente im Archiv der EKiR digitalisiert und mit Metadaten beschrieben. Diese digitale Sammlung wächst stetig und umfasst heute rund 100.000 hochauflösende Images, die für Forschungstätigkeiten, Publikationen und Ausstellungen genutzt werden können. Das Bildarchiv gliedert sich thematisch in die Abteilungen Personen (0), Ereignis (1), Gebäude (2), Orte/Landschaften (3), Sachen/Vasa sacra (4), Dokumente (5), Kirchliche Einrichtungen (6), Gesellschaft/Soziales (7), Alben/Serien (8) und Sonstiges (9).

Eine Auswahl von zunächst 758 Fotos aus dem Bildarchiv wurde jetzt im Fotocommunity-Portal Flickr online zugänglich gemacht (Link). Die 758 Fotos verteilen sich thematisch über 18 Fotoalben. – Zu sehen sind, neben historischen Atelierfotos, auch so manch private Knipseraufnahmen von Personen der Rheinischen Landeskirche. Sie beleuchten aus dem protestantischen Blickwinkel das Leben in der Gemeindearbeit, dem kirchlichen Vereins- und Bildungswesen sowie diversen Einrichtungen und Stiftungen. Ferner lassen sich aber auch Aufnahmen namhafter Personen, besonderer Ereignissen und Vasa Sacra finden.

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Abb.: Die Flickr-Seite des Landeskirchlichen Archivs Düsseldorf (Screenshot, Ausschnitt).

Freies Wissen dank CC-Lizenzen
Das Besondere an der Flickr-Beteiligung des rheinischen Kirchenarchivs ist, dass die Bilder, die ohnehin gemeinfrei sind, via Public Domain ins Netz gestellt wurden. Fotos, bei denen das Archiv der EKiR über die Verwertungsrechte verfügt, wurden via CC-BY-SA 2.0 (Namensnennung- Weitergabe unter gleichen Bedingungen) veröffentlicht. Damit soll die Nutzung und das Teilen der Inhalte erlaubt sowie die Kreativität einer freien Kultur gefördert werden.

Teilen um zu erfahren
Längst sind nicht alle Bilder vollständig beschrieben, weil entweder das Wissen bzw. die Informationsgrundlagen dazu fehlen. Das Archiv hegt die Zuversicht, dass sich über die Flickr-Community Kontakte ergeben, die Kenntnis haben, zum Beispiel darüber, wer die abgebildete Person ist, wer der Fotograf ist oder in welchem Zusammenhang das Foto entstanden ist. Ergänzungen sind somit möglich und Teil des Konzeptes der Fotopräsentation auf Flickr.

Links:

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland
Leiter: Archivdirektor Dr. Stefan Flesch
Evangelische Kirche im Rheinland
Hans-Böckler-Straße 7
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/4562-225
Fax: 0211/4562-421
archiv@ekir-lka.de

Quelle: Evangelische Kirche im Rheinland, Pressemitteilung, 7.7.2016

Zeitungsarchiv der Nassauischen Neuen Presse im Limburger Stadtarchiv

Das Stadtarchiv Limburg an der Lahn ist um viele Seiten Limburger Geschichte reicher. Das Zeitungsarchiv der Nassauischen Neuen Presse wandert vom Neumarkt hoch zum Schloss. 1.205 Bände sind es, zusammen viele Meter lang und etliche Kilogramm schwer.

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Abb.: Freuen sich gemeinsam über den Zuwachs im Limburger Stadtarchiv, das nun das Zeitungsarchiv der NNP bzw. des früheren Nassauer Boten aufnimmt (von links): Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker, Bürgermeister Dr. Marius Hahn, FNP-Chefredakteur Joachim Braun und NNP-Redaktionsleiter Joachim Heidersdorf.

Der älteste Zeitungsband stammt aus dem Jahr 1872. Damals hieß die Zeitung noch „Nassauer Bote“, den es mit Unterbrechungen bis 1963 gab. Anschließend blätterten die Leser in der „Nassauischen Landeszeitung“, seit 1986 kommen die Informationen unter dem Titel „Nassauische Neue Presse“ zu den Leserinnen und Lesern. „Das Gedächtnis der Region“, umschrieb Bürgermeister Dr. Marius Hahn das „Geschenk“.

Formal gesehen handelt es sich weder um eine Schenkung oder Stiftung, sondern um eine Überlassung, wie Redaktionsleiter Joachim Heidersdorf bei der Übergabe verdeutlichte. Allerdings räumte er im Beisein des Chefredakteurs der Frankfurter Neuen Presse, Joachim Braun, durchaus ein, dass die Zeitungsbände künftig besser aufgehoben sein werden, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.

Der „Nassauer Bote“, 1870 von Limburger Kaufleuten gegründet, war ein Organ des politischen Katholizismus, ein Zentrumsblatt. Bis 1963 gab es den Boten, der aus dem Haus der Vereinsdruckerei stammt, als selbstständige Zeitung, dann übernahm die Frankfurter Neue Presse das Blatt. Die Frankfurter waren schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Limburg mit einer eigenen Zeitung am Markt. Neben dem Boten und seinen Nachfolgern gehören auch Ausgaben des St. Lubentius-Blatts und des St.-Georgs-Blatts zu den Beständen des Archivs.

Dass die Zeitungsbände als Zeugen Limburger Geschichte in der Stadt bleiben, hatte der langjährige Redakteur der NNP, Johannes Laubach, eingeleitet. Als im Rahmen einer Umstrukturierung Pläne aufkamen, das Archiv nach Frankfurt zu verlegen, nahm er sofort Kontakt mit dem Limburger Stadtarchivars Dr. Christoph Waldecker auf, der sofort großes Interesse zeigte. Im Stadtarchiv gibt es zwar viele Bände des Boten und der folgenden Zeitungen, aber die alten Bände fehlen komplett, zudem weist der Bestand Lücken auf.

Ziel des Stadtarchivars ist es, die Bände für Interessenten schnell verfügbar zu machen. Ausgenommen davon sind zunächst einmal die ältesten Ausgaben, die sich in einem schlechten Zustand befinden. Da gilt es Vorsicht walten zu lassen. Waldecker möchte die beschädigten Bände möglichst schnell elektronisch lesbar machen und prüft verschiedene Optionen. Die Benutzung soll dann künftig am Bildschirm im Stadtarchiv möglich sein.

Im Rahmen der Übergabe erinnerte sich Bürgermeister Hahn auch an die ersten Artikel, in denen er selbst vorkam. Das war in seiner Grundschulzeit, als ein Besuch im Rathaus anstand. Und später, als er sein Abitur an der Tilemannschule machte, schaffte es der komplette Abi-Jahrgang 1991 in die Zeitung, als einige wenige Angehörige des Jahrgangs die Türen der Schule mit Farbe beschmierten. 4000 Mark Schadensersatz wurden veranschlagt – und wer sein Abi-Zeugnis haben wollte, musste seinen Teil der Strafe zahlen. Die Summe hatten alle Abgänger zu gleichen Anteilen aufzubringen.

Das und noch viel mehr ist alles im Stadtarchiv nachzulesen. Das Stadtarchiv ist mittwochs von 8.30 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet.

Kontakt:
Dr. Christoph Waldecker M.A., Dipl.-Archivar (FH)
-Leiter des Stadtarchivs-
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 06431 203-368
Fax 06431 584 3947
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg, Pressemitteilung, 22.7.2016

Eröffnung des Neubaus des Staatsarchivs Landshut

Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle eröffnete am 15.7.2016 gemeinsam mit Dr. Margit Ksoll-Marcon, der Generaldirektorin der Staatlichen Archive in Bayern, in einer Feierstunde formell den Neubau des Staatsarchivs Landshut. Das Staatsarchiv für Niederbayern war zuvor auf der Burg Trausnitz untergebracht, musste allerdings aus Platzgründen verlagert werden.BU1

Abb.: Außenfassade des Staatsarchivs Landshut (Foto: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns)

„Archive sind das Gedächtnis unserer Gesellschaft und vermitteln zugleich Heimatbewusstsein und Identität – das Staatsarchiv Landshut ist das Gedächtnis Niederbayerns“, so Bayerns Wissenschaftsminister Spaenle. Entsprechend umfangreich gestalte sich der Bestand des Staatsarchivs Landshut. Er umfasst rund 2,6 Millionen Dokumente vom hohen Mittelalter bis in die Gegenwart: Urkunden, Karten, Pläne, Verwaltungsakten – und das auf 18.000 Regalmetern. Nach den derzeitigen Erwartungen sind die Magazine des Neubaus für einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert ausgelegt.

„Der Archivneubau in Landshut, für den der Landtag gut 24 Millionen Euro bereitgestellt hat, erfüllt sämtliche Anforderungen an einen modernen Archivbau. Magazine mit sehr guten konservatorischen Bedingungen, einen modernen Lesesaal mit modernen Computerarbeitsplätzen sowie Räumlichkeiten für Ausstellungen und besondere Veranstaltungen. Hier ergeben sich neue Chancen in der Vermittlungsabriet. Deshalb freue ich mich, dass das Staatsarchiv Landshut sich verstärkt an Schulklassen wenden will. Weitere Chancen einer intensivierten Nutzung des Staatsarchivs Landshut wie aller Bayerischer Archive ergibt sich aus der Digitalisierung wichtiger Bestände der staatlichen Archive.“, so der Minister. Für ihn stellen die Digitalisierung und die Aufnahme der dabei entstehenden digitalen Unterlagen in ein „digitales Archiv“ eine der zentralen Herausforderungen dar, der sich das Archivwesen stellt.

Daten zur Baumaßnahme:
– Entwurf zum Staatsarchiv Landshut stammt vom Architekturbüro Prof. Rudolf Hierl aus München –
Sichtziegelbau, Niedrigenergiehaus
– Grundstücksgröße rund 4.400 Quadratmeter
– Bruttorauminhalt rund 141.000 Kubikmeter auf vier Etagen
– Grundsteinlegung für den Neubau des Staatsarchivs Landshut am 20. Juli 2012
– Richtfest am 13. April 2013
– Eröffnung 15. Juli 2016
– Baukosten gesamt rund 24,25 Millionen Euro

Im Rahmen der Feierstunde wurde auch die Ausstellung „Das Gedächtnis Niederbayerns. Das Staatsarchiv Landshut“ eröffnet, die bis zum 30.9.2016 zu sehen sein wird.daca07eaf3

Im Juni 2016 hatte war ein Magazinbau des Staatsarchivs Augsburg eingeweiht worden, im Oktober 2016 erfolgt der Spatenstich für einen Magazinbau des Staatsarchivs Bamberg.

Kontakt:
Staatsarchiv Landshut
Schlachthofstraße 10,
84034 Landshut
Tel. 0871/92328-0
Fax 0871/92328-8
poststelle@stala.bayern.de

Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Pressemitteilung 269, 15.7.2016

Schüler forschen und erstellen eigene BIPARCOURS Rundgänge

Projektwoche im Stadtarchiv Troisdorf

Unter dem Motto „HBG- was UNS bewegt, was WIR bewegen“  fand in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien am Heinrich-Böll-Gymnasium Troisdorf eine Projektwoche statt.

Auch das Stadtarchiv Troisdorf beteiligte sich mit einem umfangreichen Projekt mit dem Titel „Meine Familie, meine Straße, meine Stadt- moderne Forschung im Stadtarchiv Troisdorf“. Eine 10-köpfige Schülergruppe aus den Klassen 6-11 nahm am Projekt teil. Im Stadtarchiv der Stadt Troisdorf erstellten die Schüler eine Woche lang Familienstammbäume und beschäftigten sich mit der Historie der Stadt.

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Abb.: Stolz präsentieren die Schüler und Schülerinnen ihre Ergebnisse, v.l. Antje Winter, die Schüler und Schülerinnen, Dr. Petra Schlüter, Ingrid Ehlen

Die Leiterin des Stadtarchivs, Antje Winter, der Historiker Dr. Ansgar S. Klein sowie Dr. Petra Schlüter, Geschichtslehrerin am Böll-Gymnasium betreuten das Projekt.

Die Jugendlichen lernten das Anlegen von Stammbäumen und Ahnentafeln kennen, werteten alte Zeitungen aus, erlernten die alte deutsche Schrift und recherchierten eifrig. Zu den Themen, die in Arbeitsgruppen diskutiert wurden, gehörten auch die Stadtgeschichte und die Geschichte der eigenen Straße. Erste Schritte in das Thema Ahnenforschung sowie die Verwendung weiterer Hilfsmittel und Quellen war ebenso Thema wie die Grundlagenarbeit des Stadtarchivs Troisdorf.

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Abb.: Beim Lesen der alten Schrift im Stadtarchiv

Ein Interview mit Ingrid Ehlen, einer eifrigen Familienforscherin rundete das Thema ab. Die Schüler konnten bestaunen, wie weit man mit viel Mühe und Geduld bei seinen Recherchen kommt. Interessant waren vor allem die vielen Originaldokumente, die sie zeigte. Bei einer Führung durch das Magazin des Archivs konnten die Schüler die vielfältigen Quellen und interessanten Schriftstücke kennenlernen.

Aber nicht nur die Erforschung und die Spurensuche nach den Familien wurden vorangetrieben. Hintergründe zu Straßennamen, zur Geschichte des jeweiligen Stadtteils oder auch andere interessante historische Hintergründe wurden hinterfragt und mit Hilfe der im Archiv vorhandenen Quellen erforscht.

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Abb.: Bild eines Parcours als Beispiel

Als besonderer Höhepunkt stellte sich die Erstellung von eigenen mit Hilfe der App BIPARCOURS erstellten Rundgänge und Quizanwendungen dar. Mit der Bildungs-App konnten zwölf verschiedene Rundgänge erstellt, erprobt und öffentlich getestet werden.

Am letzten Projekttag, am Donnerstag, den 7. Juli 2016 war dann der Präsentationstag in der Schule. Auf großen Tischen ausgebreitet wurden alle gestalteten plakatgroßen Stammbäume und Tafeln. Die mit viel Mühe gezeichneten Familienübersichten wurden den Mitschülerinnen und Mitschülern vorgestellt.  Auch das Spielen der BIPARCOURS Anwendung fand großen Anklang.

Die Jugendlichen waren sehr engagiert, neugierig, begeistert bei der Sache und stöberten gern. Sogar das aufwändige Lesen der alten deutschen Schrift hat Gefallen gefunden, nach den Rückmeldungen hätte dies sogar noch länger dauern können. Auch die sehr einfach zu gestaltende und mit Inhalten zu füllende App kam bei den Schülern gut an. „Mir hat alles sehr gut gefallen, vor allen Dingen die Erstellung der Parcours hat mir sehr viel Spaß gemacht“ schrieb Luiz als Feedback auf.

Schon Anfang 2014 hatten Vertreter des Heinrich-Böll-Gymnasiums, der Europaschule und der Gesamtschule Sieglar im Beisein von Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski erstmals Bildungspartnerschaften mit dem hiesigen Stadtarchiv abgeschlossen. Ziel der Zusammenarbeit ist die verstärkte Einbindung des Lernortes Archiv in den Alltag sowohl der Schülerinnen und Schüler als auch der Pädagoginnen und Pädagogen.

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Abb.: Während der Führung durch das Magazin

Das Stadtarchiv sichert und verwahrt neben der Überlieferung und dem Quellenmaterial der Stadt Troisdorf verschiedene Nachlässe, eine große zeitgeschichtliche Sammlung, Fotografien, Plakate und eine umfangreiche Pressesammlung. Auch werden Unterlagen von Vereinen und anderen Gruppen gesammelt und archiviert.

Eine umfangreiche Archivbibliothek ist im Leseraum verfügbar. Das Archiv der Stadt Troisdorf befindet sich im Untergeschoss des Rathauses Kölner Str. 176. Auskunft gibt Antje Winter unter Tel. 02241/900-135, Fax 900-8135, E-Mail: wintera@troisdorf.de.

Für jedermann nachspielbar sind die Rundgänge nach dem Herunterladen der kostenlosen App unter https://biparcours.de/

(Marc Eickelmann, Stadt Troisdorf)

Als der Fußball nach Birkenfeld kam

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

1908 war ein gutes Jahr für den Fußballsport; international wurden große Traditionsvereine wie Panathinaikos Athen oder Inter Mailand gegründet. Auch hierzulande gewann die noch junge Sportart immer neue Fans: Beeinflusst durch die Nachbarschaft zum 1. FC Pforzheim (gegründet 1896) entstanden 1908 der FV Mühlacker und der FC 08 Birkenfeld. Die Birkenfelder zählten einst zu den Fußballgrößen in der Region.

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Abb.: Historische Fußballschuhe der 1930er-Jahre noch mit genagelten Stollen (IfSG, Foto: ipa-Verlag)

Der FC Birkenfeld wurde als reiner Fußballverein gegründet – für die Zeit um 1900 keine Selbstverständlichkeit, da die Turnvereine die Szene bestimmten. Die Satzung von 1914 nennt als Vereinszweck die „Förderung des Fußballsports, sowie die Hebung der Geselligkeit“. Zehn Jahre später kam noch eine Sängerabteilung hinzu. Nach 1945 musste sich der Verein aufgrund der Vorgaben der französischen Besatzungsmacht mit dem örtlichen Turnverein zur Sportvereinigung Birkenfeld zusammenschließen.

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Abb.: Der Birkenfelder Verteidiger Arthur Fix (links), der auch in der Süddeutschen Auswahl spielte (um 1930) (Foto: Helmut Vester, Birkenfeld)

Birkenfeld gehörte in den 1920er und 30er Jahren zum „Verband Süddeutscher Fußall-Vereine“, der 1897 in Karlsruhe, unter anderem vom 1. FC Pforzheim, gegründet worden war und zu einem der einflussreichsten Verbände im Deutschen Fußball-Bund gehörte. Birkenfeld spielte damals im IV. Bezirk, im Gau Enz-Pfinz. In der Saison 1925/26 trat der Verein in der Bezirksliga an, der damals höchsten Spielklasse. 1927 schlug man auf dem traditionellen Spielfeld „Hinter der Sonne“ den VfB Stuttgart mit 3:0. In der Spielzeit 1933/34 spielte Birkenfeld in der Gauliga Württemberg, später in der Gauliga Baden. Der Verein stellte Nationalspieler und zahlreiche Auswahlspieler; der bekannteste ist Horst Kunzmann (1937-1999), der in 20 Spielen für die Nationalmannschaft der Amateure antrat.

1926: Ein Fußballtrainer bewirbt sich
Informationen zur Frühgeschichte des Vereins finden sich  besonders in der detaillierten  Chronik zum 75. Vereinsjubiläum von 1983 (im Kreisarchiv des Enzkreises) sowie im Beitrag von Helmut Vester „Einhundert Jahre Fußball in Birkenfeld“ im Enzkreisjahrbuch. Originaldokumente sind allerdings rar: Am Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg (IfSG) wird immerhin das älteste Kassenbuch des Vereins aufbewahrt.

Daher war es ein Glücksfall, dass das IfSG Anfang des Jahres einige besondere Vereinsunterlagen für die Sportgeschichte der Region sichern konnte. Über Umwege gelangten Kicker-Ausgaben der 1920er und 30er Jahre, ein Paar historischer Fußballschuhe sowie Dokumente des FC Birkenfeld aus jener Zeit zum Institut nach Maulbronn. „Die Unterlagen dokumentieren Spielanfragen von, aber auch Konflikte mit anderen Vereinen durch Spielerverletzungen und Regelverstöße sowie Beschwerden über Schiedsrichter-Entscheidungen“, sagt IfSG-Archivar Markus Friedrich: „Die Quellen erlauben einen Einblick in den Vereinsalltag des aufstrebenden Vereinsfußballs und die erhaltenen Briefumschläge zeigen schöne Abzeichen und Stempel von heute eher unbekannten Vereinen wie dem 1. FV Kornwestheim 1902 Salamander.“

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Abb.: Absenderaufdruck des FV Kornwestheim 02 Salamander mit dem bekannten Feuersalamander-Logo (IfSG, Foto: ipa-Verlag)

Besonders interessant sind drei überlieferte Briefe des Wieners Karl Stickler, der sich 1926 als hauptamtlicher Trainer beim Verein bewarb. Stickler hatte zuvor beim Arbeiterverein SC Red Star Wien (heute SC Red Star Penzing) gespielt. In seinem Brief „An den löblichen Vorstand“ vom 12. Januar schreibt er, dass er durch den „Kicker“ über „den derzeitigen ungünstigen Stand Ihres Vereins in der Ligamannschaft informiert“ sei. Er forderte für eine mögliche Anstellung einen Vertrag über mindestens sechs Monate sowie 250-300 Mark und „Quartier mit Essen“ als Bezahlung.

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Abb.: Der Brief des ersten Trainers Karl Stickler vom Januar 1926 ging zunächst an einen Sportclub in Birkenfeld/Nahe in Rheinland-Pfalz (IfSG)

In einem zweiten Brief vom 24. Februar gibt er Einblick in seine Trainingsvorstellungen, die erstaunlich modern anmuten: Mit „lauf-, spring- und leichtathletischen Übungen“ sowie „leichten Massagen“ und „theoretischen Diskussions- und Vortragsabenden“ wolle er die Mannschaft auf Vordermann bringen. Tatsächlich wurde er dann 1926 der erste Trainer des FC 08. In einer späteren Festschrift heißt es jedoch lapidar: „Man stieg ab. Wir hatten inzwischen einen Wiener Sportlehrer verpflichtet, von dem unsere Leute in eifrigem Training viel gelernt haben. Doch er war zu spät gekommen.“

Letztlich ist es dem Zufall, zu verdanken, dass die Unterlagen entdeckt und gesichert werden konnten. „Häufig gehen solche Dokumente verloren, was besonders schade ist, wenn es sich um einen Traditionsverein handelt“, wie Markus Friedrich bedauert. Damit verschwänden nicht nur Teile des Vereinsgedächtnisses, sondern auch wichtige Informationen zu Sport- und Lokalgeschichte.

Gerade in Zeiten von kommerziellen Sportgroßereignissen und Sportskandalen könne es nicht schaden, sich der Gründungsideale der Sportbewegung zu versichern, meint Friedrich schmunzelnd und zitiert das Vereinslied des FC Birkenfeld: „Oh wonnevolles Fußballspiel, du schönstes Spiel der Jugend / dich gut zu spielen sei mein Ziel, dies ist die höchste Tugend.“

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 245 / 2016, 7.7.2016

Archiv und Wirtschaft 2/2016

Dieser Tage erschien die neueste Ausgabe (2/2016) von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V.. Die seit 1967 vierteljährlich erscheinende Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“ bietet Raum für Fachbeiträge. Sie diskutiert wichtige Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, des Archivwesens sowie verwandter Gebiete und enthält aktuelle Informationen über Tagungen und Ausstellungen.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2016

AuW 2_16 TitelbildAUFSÄTZE

Susen Friedrich: Das adidas Archive – Chancen und Herausforderungen im Umgang mit einer umfangreichen Produktsammlung (48-59)

Andreas Jäggi und Christian Leitz: „Informieren, belehren, unterhalten und verbinden“ – Interne Kommunikation von der Mitarbeiterzeitung zum Intranet (mit Fallstudie UBS) (60-66)

Tobias Straumann: Bankenplatz Schweiz – Quelle des Reichtums der Schweiz? Eine Antwort aus wirtschaftshistorischer Sicht (66-72)

BERICHTE

Jens Brokfeld: „Faszination der Dinge – bestandsergänzende Sammlungen im Wirtschaftsarchiv“. Arbeitstagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare vom 24. bis 26. April 2016 in Zürich (73-78)

Ralf Peters: VerSIErt – Genese eines bislang einmaligen Ausstellungsprojekts in der deutschen chemischen Industrie (78-82)

Benjamin Obermüller: Jahrestagung des Arbeitskreises der Chemie- und Pharmaarchivare am 8. und 9. November 2015 bei der Bayer AG in Berlin (83-85)

REZENSIONEN

Dariusz Adamczyk und Stephan Lehnstaedt (Hrsg.): Wirtschaftskrisen als Wendepunkte. Ursachen, Folgen und historische Einordnungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Volker Beckmann) (86-90)

Michael Kißener: Boehringer Ingelheim im Nationalsozialismus. Studien zur Geschichte eines mittelständischen chemisch-pharmazeutischen Unternehmens (Ralf Stremmel) (90-91)

Christian Leitzbach: Rheinmetall. Vom Reiz, im Rheinland ein großes Werk zu errichten (Benjamin Obermüller) (91-92)

Tim Schanetzky: „Kanonen statt Butter“. Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich (Dirk Wiegand) (92-94)

Rezensionsliste (94-95)

Impressum (100)

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Kontakt:
Dr. Martin Münzel
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
c/o Bertelsmann SE & Co. KGaA
Corporate History
Carl-Bertelsmann-Straße 270 | 33311 Gütersloh
Telefon: 030-2093-70571
Telefax: 05241-80689992
Martin_Muenzel@Yahoo.com
www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Bleistiftzeichnung und unbekannte Briefe des Malers Otto Dix entdeckt

Bedeutender Fund im Stadtarchiv Gera

Nicht selten ergeben sich bei Erschließungs- und Recherchearbeiten an neu in das Stadtarchiv Gera gelangten Beständen bisher unbekannte Informationen und Erkenntnissen über Details unserer Geschichte. Dass dabei aber auch wertvolle und überraschende Funde zutage treten können, zählt eher zu den Ausnahmen. In diesem Zusammenhang konnten in den vergangenen Jahren zum Beispiel ein wertvoller silberner reußischer Doppeltaler aus dem Jahr 1847 in einer Akte der Gemeinde Dürrenebersdorf oder die Bordbücher und Fotos des ersten Geraer Ballonfahrers vom Anfang des 20. Jahrhunderts im Nachlass des Journalisten und Schriftstellers Heinz Gerisch aufgefunden werden.

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Abb.: Einen bedeutenden Fund hält Stadtarchivar Klaus Brodale aus dem Nachlass des Journalisten und Schriftstellers Heinz Gerisch in den Händen. In einer Mappe mit dem Titel „Maler Otto Dix“ wurden bei der Erschließung Materialsammlungen mit originalen Schriftstücken von Otto Dix, Zeitungsausschnitte, Einladungen und Katalogen zu Ausstellungen (vor allem in Gera) aufgefunden. (Foto: Uwe Müller/ Stadtverwaltung Gera)

Gerade im letztgenannten Nachlass, der gegenwärtig in mehreren Übernahmen in das Geraer Stadtarchiv übernommen wird, konnten nunmehr die bisher bedeutsamsten dieser „unerwarteten Funde“ ermittelt werden. In einer Mappe mit dem Titel „Maler Otto Dix“ wurden bei der Erschließung Materialsammlungen zum Maler Otto Dix in Form von Zeitungsausschnitten, Einladungen und Katalogen zu Ausstellungen (vor allem in Gera) aufgefunden. Diese sollten sicherlich als Grundlage für eigene Beiträge von H. Gerisch dienen. Unerwartet befanden sich aber hier auch mehrere originale Schriftstücke von Otto Dix.

Im Jahr 1965 hatte Heinz Gerisch zur Vorbereitung eines Interviews Kontakt mit dem Maler aufgenommen. Das Interview wurde am 16.08.1965 in den „Thüringer Neuesten Nachrichten“ veröffentlicht. In den folgenden Monaten dehnte sich die Korrespondenz unter anderem auf die Frage nach der Echtheit des seinerzeit im Besitz von H. Gerisch befindlichen Gemäldes „Blick nach Mühlsdorf“ aus, die der Maler letztlich bestätigen konnte. Allerdings wurde das um 1908 entstandene Bild, das sich heute in der Kunstsammlung Gera befindet, auch mit dem abweichenden Titel „Am Rubitzer Gatter“ bezeichnet. Insgesamt werden mit diesem Zuwachs 19 Originalschreiben bzw. Autographen von Otto Dix in den Beständen des Stadtarchivs Gera verwahrt.

War bereits das Auffinden dieser bisher unbekannten Autographen von Otto Dix ein äußerst bemerkenswerter Fund, so überraschte ein weiteres Schriftstück in dieser Sammlung. Auf einem Kopfbogen des Kurhauses Bad Köstritz vom 15.10.1935 hinterlässt der Geologe Rudolf Hundt eine Nachricht für seinen Freund Otto Dix, mit der er sich über ein nicht zustande gekommenes Treffen mit dem Maler in humorvoller Weise beschwert. Dieses Schreiben bildet die Gegenüberlieferung zu einem Brief und einer Postkarte, die Dix im Vorfeld 1935 an Hundt übermittelte (heute im Bestand der Kunstsammlung Gera). Während letztere bereits mehrfach publiziert wurden, war der Brief vom 15.10.1935 der Forschung bisher nicht bekannt.

Die größte Bedeutung dürfte allerdings die Rückseite dieses Briefes besitzen. Auf der gefalteten Hälfte des Bogens befindet sich eine Bleistiftzeichnung mit dem Portrait von Rudolf Hundt. Diese Zeichnung ist mit der zweifellos echten Signatur von Otto Dix versehen. Nach den Recherchen des Archivs wurde diese Zeichnung bisher lediglich einmal als Abbildung für einen Beitrag von Rudolf Hundt über einen Besuch bei Otto Dix im Heft 08/1958 der Reihe „Wohin in Gera – Geraer Monatsschrift für Kultur und Heimat“ veröffentlicht. Sie galt seit nunmehr fast 60 Jahren in der Fachwelt als „verschollen“.

Es liegt nahe, diese Zeichnung als Vorstufe zu der im gleichen Jahr entstandenen Silberstiftzeichnung des Geologen Hundt anzusehen. Wie der Brief bzw. die Zeichnung in den Besitz von Heinz Gerisch gelangt sind, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Zweifellos besitzen die im Nachlass Heinz Gerisch unter der Signatur III F 64 /121 im Stadtarchiv Gera verwahrten Autographen und die Bleistiftzeichnung einen nicht zu unterschätzenden Wert für die Dix-Forschung.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99
07545 Gera
Fon: 0365 838-2140 bis -2144
Fax: 0365 838-2145
stadtarchiv@gera.de

Quelle: Stadt Gera, Pressemitteilung, 29.6.2016