Kaiserurkunde Ottos II. von 982 wiederentdeckt

Ältestes Originaldokument des Aschaffenburger Stiftsarchivs

Eine kleiner Sensationsfund ist dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg gelungen. Nachdem es über 100 Jahre verschollen war, ist ein ottonisches Originaldokument aus dem Jahr 982 im Stiftsarchiv wiederentdeckt worden.

Die Urkunde von 892 (Foto: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg)

Im Jahr 1912 hatte ein österreichischer Forscher im Stiftungsamt zum vorerst letzten Mal das Original sehen können. Irgendwann danach war die Urkunde nicht mehr auffindbar. Die „Wiederentdeckung“ gelang jetzt im Rahmen zweier aktueller Projekte für das Stiftsarchiv, in deren Folge der Gesamtbestand für die Digitalisierung und Reinigung komplett durchforstet wird.

Die Zeit der deutschen Kaiser aus dem Haus der „Ottonen“ ist seit fast 1.000 Jahren Geschichte. Ihnen folgten die Salierkaiser und die Staufer, die gerade im Süden Deutschlands im historischen Bewusstsein heute noch präsent sind.

Für die Entstehung des Stiftes St. Peter und Alexander in Aschaffenburg im späten 10. Jahrhundert ist Kaiser Otto II. (973-983) eine zentrale Gestalt gewesen. Seine Herrschaftsdokumente, Pergamenturkunden, sind eine große Seltenheit! Viele der wertvollen Dokumente sind im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen. Die nun wieder aufgefundene Urkunde im Aschaffenburger Stiftsarchiv war im Jahr 982 für das entstehende Aschaffenburger Kollegiatstift geschrieben worden. Der Kaiser ließ die Urkunde im süditalienischen Capua ausfertigen, wo er damals in einen Krieg mit den muslimischen Sarazenen verwickelt war.

Der sensationelle Neufund hat auch eine große Bedeutung für die mittelalterliche Urkundenforschung. Das Archiv hat einen der Kenner des frühmittelalterlichen Urkundenwesens, Prof. Dr. Mark Mersiowsky (Universität Stuttgart), um eine Video-Stellungnahme gebeten. Die sehens- und hörenswerte Videobotschaft ist ab sofort aufrufbar unter diesem Link: https://youtu.be/tYVCrrsOxz4

Beim „Stiftsarchiv“ handelt es sich um die schriftliche Überlieferung des früheren Aschaffenburger Kollegiatstiftes, das über einen weitreichenden Besitz und großen Einfluss im Staat der Mainzer Erzbischöfe – zu dem Aschaffenburg als wichtige Residenzstadt bis 1814 gehörte – verfügte. Der Besitz und das Archiv des Kollegiatstiftes gingen später an das Königreich Bayern über. Seit dem Jahr 1939 ist das Stiftsarchiv als Dauerleihgabe im Besitz der Stadt und wird daher im Stadt- und Stiftsarchiv verwahrt.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Dr. Joachim Kemper (Archivleiter)
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
06021 456105-0
stadtarchiv@aschaffenburg.de
joachim.kemper@aschaffenburg.de

Archiv und Wirtschaft 2/2020

In Kürze erscheint die Ausgabe 2/2020 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW).

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2020

AUFSÄTZE

Peter Gleber: „Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht“. 15 Jahre Genossenschaftshistorisches Informationszentrum (60-67)
Michael Hartmann: Einschneidende Geschichte: STIHL Contra – Eine Säge wird 60. Bericht zu einem Produkt-Jubiläum aus Sicht des STIHL Unternehmensarchivs (68-75)
Vivian Strotmann und Stefan Przigoda: Gängige Leistungsindikatoren – Versuch eines Vergleichs und Überlegungen zur indikatorischen Handhabung elektronischer Nutzeranfragen (76-86)
BERICHTE

Benjamin Obermüller: Jahresbericht 2019/2020 des regionalen Arbeitskreises Düsseldorf der VdW (87-90)
REZENSIONEN

Louis P. Cain, Price V. Fishback and Paul W. Rhode (Ed.): The Oxford Handbook of American Economic History (Niklas Hellmich) (91-92)
Wiebke Glässer: Marktmacht und Politik. Das internationale Kartell der Ölgesellschaften 1960–1975 (Siegfried Buchhaupt) (92-94)
Alfred Reckendrees: Beiersdorf. Die Geschichte des Unternehmens hinter den Marken NIVEA, tesa, Hansaplast & Co. (Volker Beckmann) (94-96)

Nachrichten (96-97)
Leserforum (98)
Rezensionsliste (99-100)
Impressum (104)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)159-06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Bestandserhaltung im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

„Papier ist nicht geduldig! Bestandserhaltung im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg“ heißt eine Ausstellung, die vom 29. Juni bis 6. September im Stadt- und Stiftsarchiv, Wermbachstraße 15, zu sehen ist. Die Eröffnung wird am Freitag, 26. Juni, um 15 Uhr als Livestream auf der Facebook-Seite des Archivs übertragen (www.facebook.com/stadtarchivaschaffenburg/).

Die historischen Dokumente des Aschaffenburger Stiftsarchivs werden seit dem vergangenen Jahr im Rahmen eines großen, mit Bundesmitteln geförderten Projekts umfassend konservatorisch behandelt und gesichert – und damit „fit für die Zukunft“ gemacht. Diese „Bestandserhaltung“ ist eine zentrale Aufgabe in Archiven.

Die Ausstellung präsentiert ausgewählte Archivalien aus dem Stiftsarchiv und aus den anderen Arbeitsfeldern des Stadt- und Stiftsarchivs: Mit welchen „Schadensbildern“ werden die Archivar*innen konfrontiert? Was ist „Tintenfraß“? Welche Gefahren bestehen bei einem Schimmelbefall in Archiven und Bibliotheken?

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht außerdem eine Präsentation des Arbeitskreises Nordrhein-Westfälischer Papierrestauratoren, in der typische Schäden und Restaurierungsmethoden, aber auch geeignete Verpackungen und Lagerungsbedingungen vorgestellt werden. Einen spannenden Einblick in die Entstehung von Handschriften in Klöstern vor der Erfindung des Buchdrucks vermittelt die Schau „Im mittelalterlichen Skriptorium“.

„Papier ist nicht geduldig!“ ist eine Ausstellung im Rahmen des Projekts „Stiftsarchiv Aschaffenburg: Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen an einem gefährdeten historischen Altbestand“ (Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Sondermittel zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Deutschland) und findet mit Unterstützung des Allgemeinen Schul- und Studienfonds Aschaffenburg, der Firma Schempp Bestandserhaltung GmbH sowie des Arbeitskreises Nordrhein-Westfälischer Papierrestauratoren e.V. statt. Der Ausstellungsteil „Im mittelalterlichen Skriptorium“ ist von Dr. Alice Selinger (Dreieich) erarbeitet worden.

Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr sowie am Samstag und Sonntag, 4. und 5. Juli, 1. und 2. August und 5. und 6. September jeweils von 11 bis 16 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

Es gelten die aktuellen Verhaltensregeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: +49 6021 4561050
Telefax: +49 6021 29540
stadtarchiv@aschaffenburg.de

Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz ist 90 und voll

Eigentlich ist es ein Grund, glücklich zu sein: Das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer hat von Jahr zu Jahr mehr zu tun. Historiker und Ahnenforscher wälzen im Lesesaal Papier. Es gibt Lesekurse für alte Handschriften und Drucke, Pfarrer und kirchliche Verwaltungsmitarbeiter lassen sich in Aktenführung fortbilden. Bei der Online-Recherche gewährt das evangelische Kirchenbuchportal Archion Einblick in die digitalen Schätze des Archivs.

„Doch wir platzen aus allen Nähten“, sagt Archivdirektorin Gabriele Stüber zwischen Geburtstagsfreude und Kummer. Viele Pfarrämter trennten sich von ihren Aktensammlungen und schickten sie nach Speyer. Das Zentralarchiv am Domplatz 6 mit seinen bemerkenswerten Sammlungen, etwa zur Ostasienmission, zur Volksfrömmigkeit sowie zu Gesangbüchern und Bibeln, hat im 90. Jahr seines Bestehens vor allem ein Platzproblem und auch zu wenig Personal. Schon seit Jahren suche das Archiv ein Außenmagazin in oder um Speyer, erzählt Stüber.

Abb.: Sucht seit Jahren ein Außenmagazin: Archivdirektorin Dr. Gabriele Stüber (Foto: Landry)

Am 27. Mai 1930 ordnete der Landeskirchenrat die Gründung eines Archivs an, Pfarreien wurden aufgefordert, genaue Verzeichnisse ihrer Akten zu erstellen. Nach der Trennung von Staat und Kirche 1919 im Zuge der Weimarer Verfassung erkannte die Landeskirche, dass sie ihre in Pfarrämtern und Dekanaten verstreuten Unterlagen in einem zentralen Archiv sichern müsse, sagt Stüber.

Nur dadurch, so das Kalkül der Kirchenleitung, könne man seine Rechte gegenüber staatlichen Stellen und Privatpersonen geltend machen – und eine Erforschung der landeskirchlichen Geschichte ermöglichen. Auch die Feier des 400. Protestationsjubiläums 1929 in Speyer habe die Identität der Pfälzer Protestanten gestärkt und die Bedeutung historischer Dokumente bewusst gemacht. Über Ausstellungen, die Presse, Fachliteratur und das Internet vermittelt das Archiv die Bedeutung kirchlicher Themen. Schulen liefert es Arbeitsmaterialien zur Kirchenge­schich­te. Das internationale Interesse richtet sich vor allem auf Kirchenbücher und das Archiv der Ostasienmission. Dieses dokumentiert seit 1977 die Arbeit des 1884 in Weimar gegründeten „Allgemeinen Evangelischen Missionsvereins„.

Jetzt hat das Archiv eine überarbeitete Internetseite. „Gerade in Corona-Zeiten hilft die digitale Verfügbarkeit von Unterlagen, Anfragen zu bedienen“, sagt Stüber.

Kontakt:
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
Domplatz 6
67346 Speyer
Telefon: 06232/667-180
Telefax: 06232/667-234
zentralarchiv@evkirchepfalz.de
www.zentralarchiv-speyer.de

Quelle: Alexander Lang, Evangelischer Kirchenbote. Sonntagsblatt für die Pfalz, 5.6.2020

München zwischen Oktober 1918 und Juni 1919

Neue Publikation des Stadtarchivs München.

Die Beiträge der erfolgreichen Vortragsreihe des Stadtarchivs München, „Machtwechsel. München zwischen  Oktober 1918 und Juli 1919“, erscheint nun als reich bebilderte Publikation im Münchner Volk Verlag.

Abb.: Friedenskundgebung auf der Theresienwiese, 7. November 1918 (Foto: Stadtarchiv München: FS-REV-001)

Neun Monate – von Oktober 1918 bis Juni 1919 – veränderten das Gesicht der Stadt München grundlegend. Kriegserfahrung, Hungerwinter, Revolution und Räterepublik, Ende der Monarchie, Demobilmachung, blutige Straßenkämpfe und die Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft, schließlich ein demokratischer Neuanfang auf kommunaler Ebene, aber auch besorgniserregende Vorzeichen von Inflation, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise – das sind die komplexen und eng miteinander verwobenen Ereignisse und Zäsuren jener Zeit.

Das Stadtarchiv München widmete der Revolutions- und Rätezeit  2018/19 eine Vortragsreihe, in denen die Geschehnisse anhand von teilweise neuen Archivquellen und Zeitzeugnissen nacherzählt, aber auch rückblickend analysiert und gedeutet sowie in einen größeren zeitlichen Kontext gestellt wurden. Die überarbeiteten und mit eindrucksvollem Bildmaterial versehenen Beiträge der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs und der Staatlichen Archive Bayerns erscheinen nun als Buch.

Eine Buchpräsentation ist derzeit corona-bedingt leider nicht möglich.

Info:
Elisabeth Angermair/Andreas Heusler (Hg.)
„Machtwechsel. München zwischen Oktober 1918 und Juni 1919“
Volk Verlag : München 2020
ISBN: 978-3-86222-337-4; 24,90 € (zu erwerben im Buchhandel)

Kontakt:
Stadtarchiv München
Winzererstr. 68
80797 München
Tel. 089/2330308
stadtarchiv@muenchen.de