Stadtarchiv Worms übernimmt Nachlass der Politikerin Marie-Elisabeth Klee

Die im Februar im Alter von 96 Jahren verstorbene CDU-Politikerin Marie-Elisabeth Klee hinterlässt der Stadt Worms einen Teil ihres Nachlasses.

Marie-Elisabeth Klee, geb. Freiin von Heyl zu Herrnsheim (13.1.1922-11.2.2018) war von 1961 bis 1972 Mitglied des Deutschen Bundestages. Die Tochter des hessischen Landtagsabgeordneten Ludwig von Heyl zu Herrnsheim und Enkelin des Wormser Fabrikanten Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim arbeitete bald nach dem Abitur (1940) bis Kriegsende bei der Archivkommission des Auswärtigen Amtes, ab 1944 als Assistentin. 1945 heiratete sie den Diplomaten Eugen Klee und verbrachte mehrere Jahre in Lateinamerika.

Abb.: Marie-Elisabeth Klee im Bundestagswahlkampf 1961 (Foto: Stadtarchiv Worms, Fotoabteilung)

Früh verwitwet trat Marie-Elisabeth Klee 1958 in die CDU ein und betätigte sich in deren Frauenvereinigung. Seit 1964 war sie Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstandes der CDU Rheinland-Pfalz. Zu den Bundestagswahlen 1961, 1965 und 1969 zog sie über die Landesliste der CDU in den Deutschen Bundestag ein, dem sie bis 1972 angehörte. Von 1965 bis 1973 war sie Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Westeuropäischen Union (WEU). Von 1973 bis 1978 leitete Marie-Elisabeth Klee das Auslandsreferat im Kultusministerium des Landes Rheinland-Pfalz. Von 1986 bis 1993 war sie Vorstandsvorsitzende des Deutschen Komitees der UNICEF.

Sie verstarb 2018 hochbetagt auf dem alten Familienbesitz Nonnenhof in Bobenheim-Roxheim. Marie-Elisabeth Klee hatte testamentarisch verfügt, dass ihr schriftlicher und fotografischer Nachlass der Stadt Worms geschenkt werden soll. Bereits zu Lebzeiten hatte die hochgeschätzte Wormserin dem Stadtarchiv Worms Unterlagen aus privatem Besitz übergeben, die bereits verzeichnet und nutzbar sind.

Vor kurzem konnten nun insgesamt ca. 15 laufende Meter Archivboxen – gefüllt mit Briefwechseln, Papieren, Manuskripten, privaten Aufzeichnungen, Fotografien bzw. Fotoalben sowie weiteren Unterlagen aus der Zeit seit den 1930er Jahren bis zu ihrem Ableben – vom Nonnenhof in das Wormser Archiv verbracht werden. Sie harren dort der demnächst anstehenden archivarischen Erschließung und Verzeichnung.

Bereits jetzt lässt sich sagen, dass die Unterlagen von großer Bedeutung weit über Worms hinaus sind: Dies gilt für Fragen der Geschichte der Industriellenfamilie von Heyl, für biographische Wegmarken und Lebensstationen von Marie-Elisabeth Klee, ihren 1956 verstorbenen Ehemann sowie für Aspekte ihres bemerkenswerten politischen und intensiven gesellschaftlichen Engagements im In- und Ausland bis ins hohe Alter.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
stadtarchiv@worms.de
www.worms.de/de/kultur/stadtarchiv/

Quelle: Stadt Worms, Pressemitteilung, 25.7.2018; Wikipedia-Artikel Marie-Elisabeth Klee, 20.2.2018

Neues Archivgesetz für Thüringen

Künftig leichter Zugang zu öffentlichem Archivgut

Das Ende Juni 2018 vom Thüringischen Landtag beschlossene neue Archivgesetz ist jetzt im Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Thüringen veröffentlicht worden. Bisher mussten Bürger ein „berechtigtes Interesse“ begründen. In der Gesetzesnovelle wurde diese Regelung nun durch ein „Jedermannsrecht“ ersetzt.

Mit dem neuen „Thüringer Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut (Thüringer Archivgesetz -ThürArchivG-)“ will die Landesregierung auch die Grundlage für die Archivierung elektronischer Unterlagen schaffen. Das Landesarchiv soll dafür künftig ein „Digitales Magazin“ des Freistaats unterhalten.

LinkGesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Thüringen, Nr. 8, 26. Juli 2018, S. 308-314

QuelleinSüdthüringen.de, 21.6.2018; VdA-Blog, 26.7.2018

Amerikanische Familienforschung im östlichen Enzkreis

Unterstützung aus dem Kreisarchiv des Enzkreises

Sein Name ist Diefenbach. John Diefenbach. Und seine Vorfahren stammen aus Illingen, Mönsheim und Friolzheim. „Gemeinsam mit seiner Frau Terry kam John in den vergangenen Jahren mehrfach zu uns“, erzählt Konstantin Huber, Leiter des Kreisarchivs des Enzkreises: „Er ist nicht nur an seiner eigenen Familie interessiert, sondern forscht auch über Lebensumstände und wirtschaftliche Grundlagen in Württemberg in früheren Jahrhunderten.“

Abb.: Fast jährlich zu Gast im Kreisarchiv bei Konstantin Huber (links) ist John Diefenbach, der über seine Vorfahren und das Leben im deutschen Südwesten in früheren Jahrhunderten forscht – und dabei auch viel über amerikanische Geschichte lernt. (Foto: Terry Diefenbach)

Diefenbach selbst sagt, er verstehe dadurch heute viel besser, warum Menschen auswanderten und welchen Einfluss die Emigration auf ihr Leben in Amerika hatte. Als Beispiel nennt er die Realteilung im deutschen Südwesten: „Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen die Auswirkungen der endlosen Unterteilung von Land und geben eine Vorstellung von den katastrophalen Auswirkungen auf die Effizienz der Landwirtschaft zu der Zeit.“ Der Amerikaner sieht darin einen der Gründe für die Auswanderung seiner Vorfahren: „Mein Ur-Ur-Ur-Großvater besaß und bewirtschaftete in Mönsheim 79 einzelne Flurstücke mit einer Gesamtfläche von 13 Hektar. Als er in New York ankam, konnte er 101 Hektar auf zwei benachbarten Grundstücken kaufen!“

Diefenbachs direkte Vorfahren wanderten 1829 aus Ditzingen und Illingen aus. Sie kamen kurz nach der Fertigstellung des Erie-Kanals im Norden des Staates New York in Amerika an, reisten auf dem Kanal nach Westen, und als die Eisenbahn nach 1850 neue Möglichkeiten eröffnete, zogen sie weiter nach Chicago.

Erste Diefenbachs wanderten 1751 nach Amerika aus
Ein Teil der Familie war jedoch bereits Anfang des 19. Jahrhunderts emigriert – das belegt ein Paket Briefe, das der Forscher im Mönsheimer Archiv fand: Die „Cousins“, wie Diefenbach sie nennt, waren mit Anwälten und Verwaltern in Deutschland in Kontakt geblieben und suchten ihren Teil des Erbes, das ihr Vater hinterlassen hatte. Die offenbar früheste Gruppe wanderte bereits ​​1751 nach Amerika aus, also noch vor der Unabhängigkeitserklärung. Sie ließen sich in der Kolonie Pennsylvania nieder – wo die Nachkommen dieses Familienzweiges noch immer leben.

„Herr Huber und seine Mitarbeiter waren eine hervorragende Informationsquelle“, betont John Diefenbach. Besonders lobt er die Arbeit von Heike Sartorius, die das Archiv im Rathaus von Mönsheim inventarisierte und ihn auf für ihn relevante Dokumente aufmerksam gemacht habe. „Wir hatten das Glück, dass eines der großen Archive in Stuttgart uns 2012 nach Pforzheim schickte“, so Diefenbach – seitdem sei er fast jedes Jahr auf Forschungsreise in Deutschland und besuche dann immer das Archiv im Landratsamt.

„Ironischerweise hat meine Forschung in Deutschland mein Verständnis der amerikanischen Geschichte erheblich erweitert“, sagt John Diefenbach – und das, obwohl er selbst kein Deutsch spricht. Er habe sich ganz auf die Archivmitarbeiter verlassen – und die Deutschkenntnisse seiner Frau: „Terry ist chinesischer Abstammung und wuchs in Indonesien in der holländischen Kultur auf. Sie lernte als Kind Deutsch und hörte die Geschichten ihres Nachbarn, eines Veteranen der deutschen Gesandtschaft in Tsingtau 1914.“ Mit anderen Worten, so Diefenbach mit einem Augenzwinkern, helfe eine Asiatin ihm, dem Mann mit dem deutschen Namen und dem deutschen Aussehen, den Weg seiner deutschen Vorfahren zu verfolgen.

Kontakt:
Enzkreis – Kreisarchiv und Kultur
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Tel. 07231 308-9423
kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 191/2018, 23.7.2018

Findbuch zum Nachlass von Landrat a. D. Hugo Geisert

Zahlreiche Unterlagen hatten die Kinder des ehemaligen Landrats des Landkreises Buchen und ersten Landrates des Neckar-Odenwald-Kreises, Hugo Geisert, dem Kreisarchiv des Neckar-Odenwald-Kreises überlassen. Gesichtet und systematisch erschlossen wurde der Nachlass zwischenzeitlich von Kreisarchivar Alexander Rantasa, wobei er den schnellen Zugang zu den Dokumenten über ein detailliertes Findbuch sichergestellt hat. Dieses Buch wurde nun im Rahmen einer offiziellen Übergabe, passenderweise im Hugo-Geisert-Saal in Buchen, von Landrat Dr. Achim Brötel stellvertretend an die Tochter Geiserts, Almuth Döhling, und ihren Mann übergeben.

Abb.: v.l.n.r.: Ehepaar Döhling, Landrat Dr. Achim Brötel und Kreisarchivar Alexander Rantasa (Foto: Neckar-Odenwald-Kreis)

„Für uns ist das ein Bestand von unschätzbarem Wert. Der zeitgeschichtlichen Forschung steht damit ein weiteres wichtiges Instrument zur Verfügung. Dafür sage ich noch einmal herzlichen Dank“, betonte der Landrat. Auch Rantasa unterstrich den Wert des Archivbestandes, der einen Umfang von zwei laufenden Metern hat. Er umfasst vor allem persönliche Dokumente, Korrespondenzen, Fotos und Fotoalben, Zeitungsausschnitte und eine ganze Reihe von Urkunden, Orden und Auszeichnungen des Altlandrats. Die Unterlagen können im Rahmen der Archivordnung des Kreises während der Öffnungszeiten (Di 9-12 Uhr, Do 14-17 Uhr und nach Vereinbarung) genutzt werden.

Döhling freute sich im Namen der Familie über das Buch. Es sei gut zu wissen, dass der Nachlass damit nun professionell aufgearbeitet ist.

Kontakt:
Kreisarchiv Neckar-Odenwald-Kreis
Renzstr. 12
74821 Mosbach
Tel. 06261/84-1102
kreisarchiv@neckar-odenwald-kreis.de

Quelle: Neckar-Odenwald-Kreis, Meldung, 18.7.2018

Digitaler Vollzugang zu den Beständen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs?

„Wäre eine sogenannte Volltextsuche für nicht mehr geschützte Dokumente im Landesarchiv Brandenburg für jeden Interessierten einrichtbar?“ In einer Kleinen Anfrage an die brandenburgische Landesregierung hat sich der fraktionslose Abgeordnete Péter Vida am 18. Juni 2018 nach einem „digitalen Vollzugang“ zu den Beständen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs erkundigt. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg beantwortete die Fragen anhand einiger Hintergründe und Zahlen des Landeshauptarchivs (PDF).

Abb.: Blick in das Magazin des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Potsdam (Foto: Frank Wiegand)

Alles von zu Hause aus?
„Im heutigen Zeitalter der Digitalisierung muss der Interessierte sich auch nicht mehr ins Landesarchiv begeben, sondern könnte das bequem vom Computer aus erledigen“, so die Annahme des Fragestellers. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, wie Angaben des Landeshauptarchivs zeigen. Rund 50.000 laufende Meter Akten müssten dafür gescannt, langfristig gespeichert und mit Erschließungsdaten online zugänglich gemacht werden.

Am Ziel wären die Nutzer damit jedoch noch nicht. Als Voraussetzung für die Volltextsuche in Dokumenten muss die automatisierte Texterkennung Handschriften lesen lernen. Denn beim Archivgut des Landeshauptarchivs handelt es sich überwiegend um handschriftliche Quellen mit unterschiedlichen historischen Schriftformen. Über die Online-Recherche des Archivs zugänglich und mit einer Volltextsuche nutzbar sind derzeit jedoch schon Aktentitel und weiterführende Inhaltsangaben eines Großteils der Bestände.

Auswahl zu digitalisierender Bestände am Nutzerinteresse orientiert
Um den Zugang zu den Akten, Urkunden, Karten und Plänen zu erleichtern, digitalisiert das Landeshauptarchiv ausgewählte Teile seiner Bestände mit dem Ziel, diese mittelfristig online zu stellen. Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung, welche Archivalien digitalisiert werden, ist das Nutzerinteresse. Derzeit werden beispielsweise inhaltsreiche Aktengruppen über die NS-Verfolgung digitalisiert, ein Kooperationsprojekt mit dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington.

In einem seit Anfang 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt wird das Landeshauptarchiv häufig genutzte Teilbestände zur brandenburgischen Landesgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Rep. 2A Regierung Potsdam – Abteilung I Präsidialabteilung) digitalisieren und bereitstellen. Das Projekt umfasst rund 350 laufende Meter Akten – das sind mit 5,6 Millionen Aktenseiten etwa 0,7 Prozent des gesamten Archivguts im Landeshauptarchiv.

Link: Antwort der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, online veröffentlicht am 17. Juli 2018.

Quelle: BLHA, 19.7.2018

78. Südwestdeutscher Archivtag 2018 in Augsburg

Videos und Präsentationen jetzt online

Riesigen Zuspruch hatte in diesem Jahr der Südwestdeutsche Archivtag, der am 21. und 22. Juni 2018 in Augsburg stattfand. Das Rahmenthema „Das Archivmagazin – Anforderungen, Abläufe, Gefahren“ interessierte mehr als 150 Kolleginnen und Kollegen aus dem deutschen Südwesten und dem angrenzenden Ausland. Zur Sprache kamen neue Normen für die Planung von Archivmagazinen, die optimale Gestaltung der Abläufen rund um das Archivmagazin, moderne elektronische Techniken der Magazinverwaltung mittels Barcodes, Planung und Durchführung von Magazinumzügen sowie der Umgang mit invasiven Archivschädlingen wie den seit geraumer Zeit zu beobachtenden Papierfischchen.

Abb.: 78. Südwestdeutscher Archivtag 2018 (Foto: Rainer Jedlitschka, Staatsarchiv Augsburg)

Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort hatten ein attraktives Rahmenprogramm zusammengestellt, das neben Besichtigungen der sehenswerten Neubauten von Staats-, Stadt- und Bistumsarchiv auch Führungen durch das neue Textil- und Industriemuseum und die Fuggerei sowie einen Empfang der Stadt im Historischen Rathaus umfassten.

Die Fachvorträge am Freitag waren überbucht, so dass einige interessierte Kolleginnen und Kollegen nicht teilnehmen konnten. Für diese, aber auch alle anderen, die die Tagung nachvollziehen möchten, stehen wie in den Vorjahren ab sofort Videoclips auf Youtube zur Verfügung. Zusätzlich bereit gestellt werden hier die Präsentationen zu den sechs Vorträgen am Freitag. Über die Tagung wird das Landesarchiv Baden-Württemberg darüber hinaus eine gedruckte Dokumentation herausbringen, die im Frühjahr 2019 erscheinen soll.

Präsentationen des 78. Südwestdeutschen Archivtages 2018:

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Presse/Berichte, 9.7.2018

Die Spanische Krankheit – Aschaffenburger Schlaglicht Juli 1918

Seit dem hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs werden im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg monatlich wechselnde „Schlaglichter“ in Form einer kleinen Präsentation gezeigt. Ausgewählte Dokumente, Fotografien und Objekte, zumeist aus den Beständen des Archivs (und ab und an auch in Kooperation mit regionalen Sammlern und Heimatforschern) werden über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen gezeigt. Die jeweiligen Präsentationstexte sowie ausgewählte Bilder werden seit dem August 2014 über die Homepage des Archivs dokumentiert (Rückblick).

Das aktuelle Schlaglicht thematisiert die Grippewelle 1918:

Im Juli 1918 erreichte die „Spanische Krankheit“ auch Aschaf­fenburg. Unter den 45 Personen, die hier in diesem Monat star­ben und im Standesamtsregister eingetragen wurden, befanden sich neun, die den Folgen der Influenza, z.T. in Kombination mit einer Lungenentzündung erlagen.

Die Aschaffenburger Zeitung veröffentlichte eine Reihe von Bei­trägen und Meldungen, die im Zusammenhang mit der seit April in Europa grassierenden Pandemie standen, und deren erster Höhepunkt in die Zeit des Frühjahrs 1918 fiel.

Von der französischen Hafenstadt Brest aus breitete sie sich sowohl in der Zivilbevölkerung als auch unter den Soldaten aus. In den ersten Maihälfte des Jahres 1918 meldete die britische Marine über 10.000 Krankheitsfälle. In Deutschland lag der Höhepunkt der ersten Welle im Juni. Der deutsche General Ludendorff sah als Grund für das Versagen der Sommeroffen­sive – die letzte deutsche Großoffensive vom 15. Juli 1918 bei Reims und in der Champagne verpuffte nahezu wirkungslos, trotz sehr starker Artillerievorbereitung – die unter den Soldaten um sich greifende Grippewelle.

Am 13. Juli 1918 erschien in der Ausgabe des britischen Medi­zinjournals The Lancet ein Artikel, in dem drei Ärzte spekulier­ten, dass es sich bei der aktuellen Epidemie möglicherweise nicht um Grippe handelte, weil der Verlauf so kurz und sehr häufig auch komplikationslos verlief.

Der Krankheitsverlauf war grundsätzlich heftig und kurz und ging mit starkem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher. Den meisten Erkrankten ging es nach wenigen Tagen wieder besser. Todesfälle waren meist auf eine Komplikation durch eine Lungenentzündung zurückzuführen.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: 06021 45 61 05 0
Telefax: 06021 / 2 95 40
stadtarchiv@aschaffenburg.de
www.archiv-aschaffenburg.de

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Europaschule Troisdorf erforscht ihre 30-jährige Geschichte

Gelungener Projekttag im Troisdorfer Stadtarchiv: Schüler und Schülerinnen der Europaschule erforschten die 30-jährige Geschichte ihrer Schule

Neun Fünftklässler und ein Sechstklässler der Europaschule Troisdorf haben gemeinsam mit Lehrerin Leyla Dogan das Stadtarchiv Troisdorf im Rathaus besucht. Für das Projekt “Europaschule – der Film“ konnten die motivierten Schülerinnen und Schüler eigenständig und aktiv im Archiv nach Informationen über die Geschichte ihrer Schule suchen.

Abb.: Schülerinnen und Schüler der Europaschule mit ihrer Lehrerin Leyla Dogan (links im Bild) bei der Auswertung (Foto: Stadt Troisdorf)

Mit der Leiterin des Stadtarchivs, Antje Winter, machten sie einen Rundgang durch das Archiv. Außerdem konnten sie die riesigen Rollregale des Archivs selber bewegen und mit Spaß und guter Laune nach Archivmaterial über ihre Schule suchen. Viele Fragen wurden gestellt und herausgefunden, was alles Wichtiges im Stadtarchiv aufbewahrt wird.

So haben sie z.B. Informationen über den ersten Leiter der Europaschule, Peter Haas, gefunden. Außerdem fanden sie  spannende Zeitungsartikel und Fotos aus der 30-jährigen Geschichte der Schule, die sie für ihr Projekt nutzen konnten.

Die ganze Aktion wurde von einem Schüler mitgefilmt, um das Projekt zu dokumentieren. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten die Ergebnisse ihres Archivbesuchs auf ihrem Schulfest am 7.7.2018. Die Europaschule und das Stadtarchiv Troisdorf kooperieren bereits seit Januar 2014 in einer vertraglich vereinbarten  Bildungspartnerschaft. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit wurde im letzten Jahr um weitere drei Jahre verlängert, auch um das Archiv als außerschulischen Lernort weiter zu etablieren.

Die Europaschule feiert ihr 30-jähriges Bestehen und blickt optimistisch in die Zukunft: Die Stadt Troisdorf investiert bis zum Jahr 2020 rund 3 Millionen Euro in die Sanierung und energetische Aufwertung des Gebäudes.

Kontakt:
Stadtarchiv Troisdorf
Rathaus, Kölner Straße 176
Archiv, Zimmer U08
Tel. 02241/900-135
Fax 02241/900-8135
Stadtarchiv@troisdorf.de

Quelle: Anneke Piepenstock, Stadt Troisdorf, Pressemitteilung, Nr. 318, 4.7.2018

Archiv und Wirtschaft 2/2018

Die neue Ausgabe (2/2018) von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., beinhaltet u.a. einen Bericht über die Zukunft des Philipp-Holzmann-Bildarchivs und einen Aufsatz über die Energieversorgung der Diakonissenanstalt Neuendettelsau.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2018

AUFSÄTZE

Christoph Kießling: Ad acta: 70 Jahre Evonik-Konzernarchiv (4-8)

Werner Plumpe: Das Schatzkästlein der regionalen Wirtschaft (9-18)

Matthias Honold: Das Neuendettelsauer Gaswerk. Energieversorgung Neuendettelsau aus dem Blickwinkel der Diakonissenanstalt – eine lokalgeschichtliche Studie (19-25)

BERICHTE

Björn Berghausen: Das Philipp-Holzmann-Bildarchiv hat seine dauerhafte Bleibe gefunden (26-33)

Stephan Boehm: Jahrestagung des Arbeitskreises der Chemie- und Pharma-Archivare vom 5. bis 6. November 2017 bei der WALA Heilmittel GmbH in Bad Boll (33-36)

Georg Gräser: Industriegeschichte entdecken und ausstellen (36-38)

REZENSIONEN

Christian Berg: Heinz Nixdorf. Eine Biographie (Siegfried Buchhaupt) (39-41)

Rezensionsliste (42-43)

Impressum (48)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)30-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Stadtarchiv Krefeld sichtet und digitalisiert seinen Filmbestand

Junge Frauen sitzen eifrig tippend vor Schreibmaschinen in einem Büro. Schnitt. In einer Produktionshalle stehen große Bottiche, in die eine Flüssigkeit fließt. Schnitt. Menschen arbeiten in einem Büro. Schnitt. Aus einer Form werden Fettblöcke herausgedrückt. Schnitt. Die Blöcke werden zu kleineren Stücken geschnitten, in einer Maschine verpackt und von Arbeiterinnen in Kartons gesteckt. Schnitt. Dutzende dieser Kartons sind auf einer Palette gestapelt, die in ein Schiff verladen wird. Die Szenen stammen aus einem Film, der das Unternehmen Holtz & Willemsen Ölfabriken an der Hohenbudberger Straße in Krefeld vorstellt. „Dabei handelt es sich um eine Kopie. Wahrscheinlich wurde der Originalfilm abgefilmt“, erklärt Sabine Weber. Auf der Aufnahme habe sie noch ganz schwach die Geräusche von Maschinen wahrnehmen können.


Abb.: Archivleiter Dr. Olaf Richter und Sabine Weber vom Stadrarchiv Krefeld stellen den Film-Bestand vor (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)

Sabine Weber arbeitet im Stadtarchiv Krefeld. Dort sichtet die 36-Jährige seit gut einem Jahr den Filmbestand. Eine technisch wie wissenschaftlich anspruchsvolle Aufgabe. Die gelernte Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste schließt in Kürze ein Masterstudium der Archivwissenschaften an der Universität Potsdam ab. „So eine Qualifikation muss für diese Arbeit vorhanden sein“, betont Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Die Filmaufnahmen müssen wie andere historische Dokumente quellenkritisch bearbeitet und in den Kontext mit anderem Quellen gesetzt werden. Denn jeder Film, seine Schnitte und Perspektiven werden einzig von einem Auftraggeber oder einer Person bestimmt. Sie haben ausgewählt und entschieden, was der Zuschauer sehen darf, was nicht. „Deshalb sind für uns auch Schnittabfälle interessant“, sagt Weber.

Filme werden in Archiven erst seit den 1920er-Jahren als historische Quelle ernst genommen, vor allem für die Alltagsgeschichte. Denn anders als schriftliche Quellen geben die Filme auch eine Atmosphäre, eine Stimmung wieder, zeigen Stadtansichten, Produktionen, Mode und vieles mehr, für das sich Historiker interessieren. „Auf jeder Filmrolle verbirgt sich etwas anderes“, sagt Weber mit Begeisterung.

Digitalisierung in den vergangenen Jahren
Die Menge des Film- und Fotomaterials hat mit der Digitalisierung in den vergangenen Jahren allerdings enorm zugenommen. Während man noch in den 1980er-Jahren einen Fotofarbfilm mit 36 Aufnahmen zur Verfügung hatte, kann man heute auf einer Chipkarte hunderte Bilder speichern. Gleiches gilt für die Kapazität bei Filmaufnahmen. „Wo liegt der historische Wert“, diese Frage müssen sich Archivare angesichts dieser Bilderflut stellen und letztlich eine Auswahl treffen. Genau darin besteht die Aufgabe der Archivarinnen und Archivare. Der Bestand im Stadtarchiv umfasst rund 600 Objekte von 1906 bis in die Gegenwart. Die Filmgrößen reichen von acht bis 35 Millimeter und diversen Videoformaten. „Ich habe 85 Prozent unseres Bestandes bislang gesichtet. Den Rest werde ich bis zum Jahresende sehen“, sagt Weber. Darunter fanden sich unter anderem Aufnahmen von dem Bombenangriff 1943 auf Krefeld, aus der Flower-Power-Zeit, aber auch von Familienfesten.

Eine grundsätzliche Herausforderung bilde es, funktionstüchtige Abspielgeräte finden und nutzen zu können. Dabei und bei der Sichtung des Archivgutes wird Weber maßgeblich vom Thyssen-Krupp-Firmenarchiv in Duisburg unterstützt, den Kontakt hat Richter hergestellt. Das Krefelder Archiv verfügt auch selbst über einige Projektoren und Abspielgeräte. Alte Acht-Millimeter-Filme kann Weber auf einem kleinen Gerät mit Handkurbel anschauen. „In diesem Format besitzen wir einen Film über 100 Jahre Eisenbahn in Krefeld“, so Weber. Für einen 9,5-Millimeter-Film fehle jedoch eine entsprechende Abspielmöglichkeit, die sie jedoch dringend suche. Gleiches gelte für Videoaufnahmen im Beta-Format.

Schrumpfung des Filmmaterials
Die Aufnahmen im Krefelder Archiv befinden sich alle in einem guten Zustand. Ein Sorgenkind gibt es aber im Bestand: Die Filme des Krefelders Theo Hoeboer. Er fertigte zahlreiche Aufnahmen von seiner Familie, Betrieben und Ausflügen in und um Krefeld und vor und nach dem Bombenangriff 1943 an. Einige Rollen sind nutzbar, andere nicht. Weber öffnet eine Filmdose und sofort verbreitet sich ein unangenehmer Geruch. „Das ist das Essigsyndrom“, sagt die 36-Jährige. Von diesem Zerfallsprozess sind zwei alte Filme von Hoeboer stark betroffen, die 2011 als Nachlass in das Stadtarchiv kamen. „Sie müssen falsch gelagert gewesen sein“, meint Weber. Einzig der Titel „Silvesterfeier 50/51″ auf einer Filmdose regt die Phantasie an. Das Material habe sie noch nicht anschauen können und ob sie es je kann, sei fraglich. Denn mit der Zersetzung geht eine sichtbare Schrumpfung des Filmmaterials einher und damit die Zerstörung der Perforation für den Transport durch einen Projektor. Bislang existiert keine Möglichkeit, diesen Prozess aufzuhalten. „Das müsste sich bald ein Restaurierungsexperte anschauen“, so Weber. Irgendwann würden sonst diese Aufnahmen für immer verloren sein.

Nach dem Abschluss der Sichtung muss das Archiv sich für eine Priorisierung entscheiden. Damit die Filme für alle nutzbar und für die kommenden Jahre gesichert sind, sollen sie digitalisiert werden. Im Besuchernutzerraum und teils auch via Internet werden die Beiträge künftig zugänglich sein. Momentan seien unter fünf Prozent des Bestandes digitalisiert. „Uns steht dafür ein höherer, vierstelliger Betrag zur Verfügung“, sagt Richter. Die Kosten der Digitalisierung eines Films liegen zwischen 300 bis 400 Euro. „Wir würden uns sehr über eine finanzielle Unterstützung durch Sponsoren freuen, um weitere Stücke der Krefelder Stadtgeschichte zu sicher“, so der Archivleiter. Und er bitte vor allem die Krefelder, auf ihren Dachböden und in ihren Schränken nach Filmaufnahmen zu schauen – auch jüngeren Datums. „Wir würden solche Filme hier gerne sichten und schauen, ob sie einen historischen Wert haben“, meint Richter. Diese könnten dann auch digitalisiert und in den Bestand aufgenommen werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Krefeld
Girmesgath 120
47803 Krefeld
Tel.: 0 21 51 / 86-2701
stadtarchiv@krefeld.de
www.krefeld.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Krefeld, Pressemitteilung, 26.6.2018