56. Rheinischer Archivtag in Krefeld

Archivmanagement und Fachkräftemangel standen im Mittelpunkt angeregter Diskussionen.

Der Rheinische Archivtag des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums hat am 15. und 16. Juni 2023 in Krefeld stattgefunden. Auf der 56. Fachtagung diskutierten 205 Fachleute aus dem Archivwesen zwei Tage über „Wachsende Aufgaben, knappe Ressourcen. Wohin steuert die Archivarbeit?“. Im Jahr des 650. Krefelder Stadtjubiläums ist es die größte Fachkonferenz in der Samt- und Seidenstadt. Oberbürgermeister Frank Meyer und Dr. Mark Steinert, Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums, begrüßten die Teilnehmenden, die mehrheitlich aus Nordrhein-Westfalen kamen. In Themensektionen sprachen die Archivare in der Yayla-Arena an der Westparkstraße über die Möglichkeiten der Archiventwicklung, den Einsatz von Management-Instrumenten in der Archivpraxis und die Herausforderungen des Fachkräftebedarfs.


Abb.: 56. Rheinischer Archivtag in Krefeld, Yayla-Arena, Business-Club (Foto: Dirk Jochmann ©, 47807 Krefeld)

Wertvolle Archivarbeit
Krefeld ist eine Stadt mit besonderer Geschichte. Das wird uns allen in einem solchen Jubiläumsjahr, wie es Krefeld mit dem 650-jährigen Stadtbestehen aktuell feiern darf, auf besondere Weise vor Augen geführt. Um diese Geschichte für die Nachwelt zu erhalten, braucht es die wertvolle Arbeit der Stadtarchivarinnen und -archivare. Wir freuen uns deshalb, dass zum Archivtag Expertinnen und Experten vieler Kommunen aus dem Rheinland nach Krefeld gekommen sind, um über den Wert und die Zukunft von Archivarbeit zu sprechen“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer.

Archiv ist Pflichtaufgabe
„Die Archivierung ist keine freiwillige Leistung, sondern eine hoheitliche Pflichtaufgabe der Verwaltung. Im Unterschied zu einem Museum, einer Bibliothek, ja selbst einem Theater oder Orchester kann die Existenz eines Archivs als rechtssichernde Einrichtung nicht zur Disposition eines Personalverantwortlichen oder Haushälters gestellt werden“, sagte Dr. Mark Steinert, Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums.

Management und Nachwuchsförderung
Zum Auftakt richtete sich der Blick zunächst in die benachbarten Niederlande. Im Eröffnungsvortrag sprach Marc Holtman vom Stadtarchiv Amsterdam über Ideen und Aspekte, was ein gutes und modernes (Stadt-)Archiv ausmacht und welche Anforderungen es erfüllen sollte. In den nachfolgenden Themensektionen tauschten sich die Wissenschaftler vor allem über Fragen des Archivmanagements aus. Die Verortung in der Wissensgesellschaft und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Institution Archiv werden in der zweiten Sektion ebenso thematisiert wie die Anwendung von Steuerungsinstrumenten in der Praxis. Hier hielt Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld, einen Vortrag über „Jubiläen – Zwischen Belastungsgrenze und Innovationsschub“. Die Stadt Krefeld feiert in diesem Jahr ihr 650-jähriges Bestehen. Auf der Konferenz widmeten sich die Fachleute aus dem Archivwesen zudem der Nachwuchsförderung. Denn eine der Voraussetzungen für die planvolle Weiterentwicklung der Archive und die Entwicklung sowie Realisierung von Zukunftsvisionen ist gut ausgebildetes Personal.

Tagungsband wird veröffentlicht
Der Rheinische Archivtag findet seit 1967 jährlich in einer rheinischen Kommune statt. In Krefeld kamen 1987 zum ersten und bis dato einzigen Mal die Archivare zur Fachtagung zusammen. Auf Initiative des Stadtarchivs fand das Treffen nun erneut in Krefeld statt. Die 56. Jahrestagung des LVR- Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ) wurde gemeinsam mit dem Stadtarchiv Krefeld ausgerichtet. Der Verlauf und die Ergebnisse des Rheinischen Archivtags werden in einem Tagungsbericht veröffentlicht. Weitere Informationen stehen unter www.afz.lvr.de.

Tagungsblog

Kontakt:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstraße 19
D-50259 Pulheim
Tel.:   00 49 (0) 22 34 / 98 54-234
Fax:   00 49 (0) 22 34 / 98 54-349
Mobil: 00 49 (0) 173 / 51 40 209

Quelle: LVR-AFZ, 19.5.2023

 

Aufruf zur Sicherung historischer Bilder zu Sankt Augustin

Gemeinsame Aktion von Stadtarchiv Sankt Augustin und Fotogruppe des Arbeitskreises Stadtgeschichte.

Das Stadtarchiv Sankt Augustin sichert bereits mehr als 150.000 historische Fotoaufnahmen aus allen Stadtteilen und dem Zeitraum von 1880 bis heute. Doch noch immer schlummern in privater Hand zahllose weitere fotografische Schätze, die helfen könnten, die Vergangenheit Sankt Augustins für die Zukunft zu dokumentieren und erforschbar zumachen. Die Fotogruppe des Arbeitskreises Stadtgeschichte und das Stadtarchiv wollen diese Schätze nun in einer gemeinsamen Aktion heben.


Abb.: v.l. Stadtarchivar Michael Korn, Andreas Kühne und Karl Stiefelhagen (jeweils Fotogruppe Arbeitskreis Stadtgeschichte) präsentieren Fotos, Alben und Dias, wie sie neben Postkarten, Negativen, Gemälden und Digitalfotos gesucht werden (Foto: Stadt Sankt Augustin)

Es sollen möglichst viele historische Aufnahmen aus Sankt Augustin und seinen Vorgängergemeinden ausfindig gemacht und digitalisiert werden, um sie so für künftige Generationen zu bewahren.

Alle Personen mit Bezug zu Sankt Augustin sind aufgerufen, Kontakt zum Stadtarchiv oder einem Mitglied der Fotogruppe aufzunehmen, wenn sie über Bilder verfügen, die für das Projekt interessant sein könnten. Bei einem persönlichen Gesprächstermin daheim oder im Stadtarchiv wird das weitere Verfahren besprochen. Es erfolgt eine gemeinsame Sichtung der Bilder, bei der die für die Stadtgeschichte relevanten Motive ausgewählt werden. Diese Bilder werden im Anschluss binnen einiger Tage durch das Stadtarchiv hochwertig digitalisiert. Das Stadtarchiv stellt den Bildgebern die Scans der Bilder anschließend kostenfrei zur Verfügung. Nach Entscheidung der Bildgeber erhalten sie ihre Originale wieder zurück oder diese werden auf Dauer im Stadtarchiv gesichert.

Gesucht werden jegliche Bilder mit Motiven aus Sankt Augustin und seinen Vorgängergemeinden. Dies können beispielsweise Ansichten von Straßen, Gebäuden, Räumlichkeiten oder Landschaften, Bilder von Personen, Gruppen, Familien oder Vereinen, Fotos aus dem Arbeitsleben, von Veranstaltungen oder von Festen sein. Entscheidend ist lediglich, dass die Motive einen Bezug zu Sankt Augustin haben.

Interessant können Bilder aus allen Zeiträumen sein, egal ob schwarz-weiß oder farbig, egal ob aus dem 19. Jahrhundert oder erst wenige Tage alt. Form und Format sind dabei unerheblich, relevant sind sowohl Fotoabzüge, Negative, Dias und Digitalfotos als auch Postkarten, Fotoalben, gerahmte Bilder oder Gemälde.

Natürlich wird im Stadtarchiv der Datenschutz professionell gewahrt, sodass Bilder erst nach Ablauf aller datenschutzrechtlichen Fristen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.


Abb.: Familienbesuch in Menden-Süd 1961 (Foto: Stadt Sankt Augustin)

Projektverantwortliche im Stadtarchiv ist Juliane Czeczor, Tel. 02241/243-337, juliane.czeczor@sankt-augustin.de. Darüber hinaus bieten neun Mitglieder der Fotogruppe an, Hausbesuche zu machen:

• Peter Weiler (Birlinghoven), Tel. 02241 343427, pewei53@t-online.de
• Harald Schwellenbach (Buisdorf), Tel. 02241 56612, h.schwellenbach@web.de
• Bernd Kuboth (Buisdorf / Mülldorf), Tel. 02241 342071
• Ursula Merkes (Hangelar), Tel. 02241 29967
• Günter Roitzheim (Hangelar), Tel. 02241 924300, groitzheim@t-online.de
• Karl Stiefelhagen (Hangelar), Tel. 0163 3590466, karl.stiefelhagen@freenet.de
• Walter Rosteck (Meindorf), Tel. 02241 311777, walter.rosteck@gmx.de
• Andreas Kühne (Menden), Tel. 02241 313555, andreasruthkuehne@unitybox.de
• Günter Piéla (Ort), Tel. 02241 204708, gpiela@t-online.de

Flyer zu der Fotoaktion

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Markt 1, 53757 Sankt Augustin
Tel. 02241/243-331
stadtarchiv@sankt-augustin.de

Quelle: Stadt Sankt Augustin, Pressemitteilung, 15.6.2023

Landesarchiv Berlin macht Korrespondenz-Nachlass von Emilie und Rudolf Mosse online frei verfügbar

Nach Restitution und Ankauf des Korrespondenz-Nachlasses des deutsch-jüdischen Verlegers, Kunstförderers und Philanthropen Rudolf Mosse und seiner Ehefrau Emilie hat das Landesarchiv Berlin mit der Online-Veröffentlichung des Bestandes begonnen. Seit 9. Juni 2023 ist das neu eingerichtete Onlineportal „Korrespondenz-Nachlass Emilie und Rudolf Mosse“ freigeschaltet, der gesamte Bestand wird in den kommenden Monaten online gestellt.

Abb.: Landesarchiv Berlin, E Rep. 061-16, Nr.275/1-4, Korrespondenz Wilhelm von Bode (Foto: Paul Grönboldt)
Nachdem der Nachlass 2017 als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut restituiert worden war, stand er zunächst im Landesarchiv als Depositum für Forschungsvorhaben – u.a. für die Mosse Art Research Initiative (MARI) – zur Verfügung. Mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder sowie der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt konnte das Landesarchiv Berlin schließlich den wertvollen Korrespondenz-Nachlass für das Land Berlin erwerben. Dies sei nur möglich gewesen aufgrund „einer sehr forschungsfreundlichen und entgegenkommenden Position“ der Erben in den USA, wie das Landesarchiv Berlin betont.
Die mehr als 3.500 Briefe, Einladungen, Glückwünsche, Kondolenzen oder Visitenkarten aus der Zeit von 1865 bis 1925 stammen nicht zuletzt von bekannten Persönlichkeiten wie Wilhelm von Bode, Elsa Brändström oder Albert Einstein. Sie spiegeln nicht nur die damaligen gesellschaftlichen Netzwerke und Lebenswelten der Mosses wider, sondern bieten vielfältige Einblicke in das verlegerische, kulturelle und sozialpolitische Leben Berlins im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Abb.: Landesarchiv Berlin, E Rep. 061-16, Nr. 589-590, Korrespondenz Albert Einstein (Foto: Paul Grönboldt)
Das Onlineportal des Landesarchivs Berlin ermöglicht mit der digitalen Bereitstellung im Sinne einer transparenten und quellenorientierten Wissensrepräsentation einen umfassenden Zugang und neue Recherchemöglichkeiten für Provenienzforschung, Sammlungsgeschichte und die weltweite Öffentlichkeit.
Die Digitalisate stehen ab sofort unter http://www.landesarchiv-berlin-viewer.de/mosse/ zur Verfügung.

Kontakt:
Landesarchiv Berlin
Eichborndamm 115–121
D-13403 Berlin
Tel. +49 (0)30 90 264-0
E-Mail: info@landesarchiv.berlin.de

Quelle: Landesarchiv Berlin, Pressemitteilung, 9.6.2023

Wertvoller Bücherschatz des Memminger Stadtarchivs katalogisiert

Sammlung von 600 Inkunabeln zeugt von der Bedeutung der einstigen Reichsstadt.

Etwa 600 frühe Buchdrucke aus den Beständen des Stadtarchivs Memmingen wurden von Dr. Claire Bolton in jahrelanger Arbeit untersucht und nach internationalen Standards (ISTC – Incunabula Short Title Catalogue) erfasst. Die Bände aus dem 15. Jahrhundert sind nun katalogisiert und zum Teil digitalisiert worden; der Katalog wurde bei einer kleinen Feier im Antoniter-Museum präsentiert. Für diese eindrucksvolle und unermüdliche Arbeit bedankte sich Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bei der Expertin für frühe Druckkunst ganz herzlich: „Ohne Sie hätten wir dieses Projekt nicht geschafft.“ Mit Hilfe dieses Katalogs kann nun von Geist, Glanz und Größe der einstigen Reichsstadt Memmingen und ihrer kirchlichen Einrichtungen erzählt werden. „Wir hoffen, dass dadurch die wissenschaftliche Forschung zum Spätmittelalter zu weiterführenden Arbeiten inspiriert wird.“

Abb.: Der Leiter des Memmniger Stadtarchivs Christoph Engelhard (links) überreicht die ersten beiden Ausgaben des Katalogs an Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (Mitte) und Dr. Claire Bolton (rechts), die Autorin des Werks. (Foto: Manuela Frieß – Pressestelle der Stadt Memmingen)

Stadtarchivar Christoph Engelhard erläuterte beispielhaft einzelne besonders spannende Inkunabeln – also frühe Drucke aus der Zeit bis zum Jahr 1500 –, die im Memminger Stadtarchiv zu finden sind. Darunter ein Buch aus dem Jahr 1498, das der in Memmingen tätige Theologe Christoph Schappeler mit zahlreichen Anmerkungen versah. Oder aber die besonders reich verzierten Seiten der Opuscula des Vinzenz von Beauvais (1481), die aus der Hand des bekannten Schweizer Kalligraphen Konrad Blochinger stammen. Diese beiden sowie weitere fünf Werke sind derzeit als kleine Sonderschau im Antonitermuseum für vier Wochen zu sehen, bevor sie, auch aus konservatorischen Gründen, wieder ins Archivmagazin zurückkehren werden.

Abb.: Eine reich verzierte Seite der Opuscula von Vincentius Bellovacensis; gedruckt in Basel bei Johann Amerbach, 13. Dezember 1481; Initialen und Dekorationen aus der Hand des Schweizer Kalligraphen Konrad Blochinger. (Foto: Manuela Frieß – Pressestelle der Stadt Memmingen)

Dr. Claire Bolton selbst berichtete kurzweilig über ihre Arbeit im Memminger Archiv, die sie doch recht leichtgläubig vor vielen Jahren begann. Die Engländerin, die über die Druckerkunst im 15. Jahrhundert promoviert hat, scherzte, sie habe eine sehr steile Lernkurve hinter sich, sei aber nun umso stolzer, jetzt den fertigen Katalog in Händen halten zu dürfen. „Es war wirklich sehr unterhaltsam zwischen all den Stapeln von wundervollen Büchern sitzen zu dürfen!“ Was sie ganz besonders freue, ist die Rückkehr des Werkes „Consiliorum volumen“ in die Räume des Antonierhauses. Dabei handelt es sich um einen Druck aus dem Jahr 1477, das dem Memminger Antoniterpräzeptor Petrus Mitte de Caprariis gehörte, dessen Büchersammlung als ein Grundstock der Memminger Bibliotheksgeschichte gesehen werden kann.

Die Inkunabeln werden in einem Raum des Antoniter-Museums vom 17. Mai bis 18. Juni dienstags bis sonntags sowie feiertags von 11.00 bis 17.00 Uhr präsentiert. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Memmingen
Ulmer Str. 19
87700 Memmingen
Telefon: +49 (0) 8331 850-143
Fax: +49 (0) 8331 850-149
stadtarchiv@memmingen.de

Quelle: Stadt Memmingen, Pressemitteilung, 19.5.2023.