Archiv und Wirtschaft 3/2009

Das Inhaltsverzeichnis der neuen Ausgabe der Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft „Archiv und Wirtschaft“, Nr. 3/2009, weist folgende Aufsätze, Berichte und Rezensionen aus.

Aufsätze:
Axel Schuster: Der Nachlass von Gerd Bucerius – eine wichtige Quelle für die Hamburger Pressegeschichte der Bundesrepublik ist erschlossen
Ulrich Heß: Industriekultur und regionale Archive. Das Beispiel Sachsen
Sonja Nilson: "EinBlick" in die Archivlandschaft Dänemarks – eine Einführung

Wirtschaftsarchiv des Jahres:
Christian Hoyer: Dem Vergessen entrissen. Wie Framus zu seiner Geschichte kam…

Berichte:
Marion Grether und Nina Burkhardt: Die Sprache des Geldes. Eine Ausstellung des Museums für Kommunikation Berlin
Renate Schwärzel: Unternehmensgeschichte schafft Motivation. Präsentation der Chronik des BASF-Chemiewerkes Schwarzheide, Teil 4: 1965 bis 1978, Herausgeber: BASF Schwarzheide GmbH, 2009
Oliver Häuser und Simon Gonser: 64. VdW-Lehrgang: Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen) vom 1. bis 6. März 2009 in Heidelberg

Rezensionen:
Johannes Bähr, Ralf Banken u. Thomas Flemming: Die MAN. Eine deutsche Industriegeschichte (Harald Wixforth)
Christoph Buchheim (ed.): German Industry in the Nazi Period (Volker Beckmann)
Stefan Ebenfeld (Hrsg.): Go easy Go Bahn, 200 Jahre Eisenbahn und Werbung (Alexander Schug u. Richard Oehmig)
Paul Erker: Das Logistikunternehmen Dachser. Die treibende Kraft der Familie als Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb (Claus W. Schäfer)
Clemens Reichel: Vom Verbund zum Konzern. Die Metallgesellschaft AG 1945-1975 (Christian Leitzbach)
Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus (Harald Wixforth)
Rolf Walter (Hrsg.): Geschichte der Arbeitsmärkte. Erträge der 22. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 11. bis 14. April 2007 in Wien (Wilfried Reininghaus)

Nachrichten

Rezensionsliste

Impressum

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Lemgoer Frauen in der Politik. Aufruf zum Tag der Archive am 7. März 2010

Im Jahr 1919 durften Frauen das erste Mal wählen und sich wählen lassen – sie erhielten das aktive und passive Wahlrecht. Wer waren in Lemgo die ersten Frauen, die in das Stadtverordnetenkollegium und in den Rat gewählt wurden? Welche Frauen haben in den einzelnen Ausschüssen politisch mitgearbeitet? Das Stadtarchiv Lemgo hat Namen von Lemgoer Politikerinnen bis 1969 ermittelt. Doch gibt es nur wenige Angaben zu ihren Biographien, geschweige denn Fotos und Selbstzeugnisse. Wer kennt sie? Wer kann weitere Informationen zu ihnen mitteilen?

Das Stadtarchiv Lemgo bittet um Mithilfe. Am „Tag der Archive“, den der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) alle zwei Jahre ausruft, und der am 7. März 2010 erneut stattfindet, steht diesmal unter dem Motto „Dem Verborgenen auf der Spur“. Dies soll die Gelegenheit sein, die bis dahin abgegebenen und gesammelten Zeugnisse auszustellen, um das Leben dieser Frauen bekannt zu machen und ihr Engagement zu würdigen. Unterlagen zur Stadtgeschichte zu sichern ist eines der zentralen Aufgabe des Stadtarchivs. Und sie können uns helfen, ein wichtiges Thema aus dem „Verborgenen“ ans Licht zu holen. Die Namen der bisher ermittelten Frauen in der Lemgoer Kommunalpolitik sind auf der Seite des Lemgoer Stadtarchivs unter www.Stadtarchiv-Lemgo.de zu finden.

Link: www.tagderarchive.de 

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
stadtarchiv(at)lemgo.de

Quelle: Alte Hansestadt Lemgo, Pressemitteilung, 28.9.2009

Risikomanagement, Schadensprävention und Notfallpläne für Archive

Dem Schutz und Erhalt von Archivgut müsse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die in Archiven erhaltenen Bestände seien vielfach durch schleichende Zerstörung und teilweise durch unzureichende Unterbringung gefährdet.

In seiner Mitgliederversammlung auf dem 79. Deutschen Archivtag hat der VdA – Verband Deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. daher mit großer Mehrheit eine „Kölner Erklärung“ verabschiedet. Als Konsequenz aus dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln werden alle Träger von Archiven aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, die für die Sicherheit und den Erhalt des Archivguts erforderlich sind. Anforderungen an die fachgerechte Unterbringung und Verwahrung dürften keinen Sparzwänge zum Opfer fallen. In einem konkreten Maßnahmenkatalog werden unter anderem ein standortbezogenes Risikomanagement, Schadenskataster sowie länderübergreifende Notfallverbünde gefordert.

Vorbereitet wurde die Erklärung gemeinsam von Robert Kretzschmar aus Stuttgart, dem scheidenden VdA-Vorsitzenden, seinem Nachfolger Michael Diefenbacher aus Nürnberg, und von Wilfried Reininghaus, dem Präsidenten des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen.

Den Forderungen liegen die Ergebnisse eines Expertenhearings zugrunde, das vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen im Sommer durchgeführt worden war und zum Deutschen Archivtag publiziert wurde.

Link:
„Kölner Erklärung“ zur Sicherung und Erhaltung der Archivbestände. Resolution der Mitgliederversammlung des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. beim 79. Deutschen Archivtag am 24. September 2009 in Regensburg

Kontakt:
Prof. Dr. Robert Kretzschmar
Landesarchiv Baden-Württemberg
Tel.: 0711 212-4272
robert.kretzschmar@la-bw.de

Dr. Michael Diefenbacher
Stadtarchiv Nürnberg
Tel.: 0911 231-2770
michael.diefenbacher@stadt.nuernberg.de

VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Geschäftsstelle
Wörthstraße 3
36037 Fulda
Tel.: 0661 / 29 109 72
Fax: 0661 / 29 109 74
info@vda.archiv.net

Quelle: VdA, Pressemitteilung, 28.9.2009

Diefenbacher neuer VdA-Vorsitzender

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. auf dem 79. Deutschen Archivtag in Regensburg wurde am 24. September 2009 Dr. Michael Diefenbacher zum neuen Vorsitzenden des Berufsfachverbandes der deutschen Archivarinnen und Archivare gewählt. Diefenbacher, bisher 1. stellvertretender Vorsitzender des VdA, löst damit Professor Dr. Robert Kretzschmar als Vorsitzenden ab, der nach vierjähriger Amtszeit nicht erneut kandidierte. Ebenfalls nicht mehr im neuen Vorstand vertreten sein wird Dr. Martin Dallmeier (Universitätsarchiv Regensburg), der langjährige Schatzmeister des VdA, der sich bei seinem "Heimspiel" in Regensburg mit einem umfangreichen, zweibändigen Rechnungsbericht für das Haushaltsjahr 2008 verabschiedete. Er empfahl den Verbandsmitgliedern abschließend die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages um 10 Euro (resp. um 5 Euro für den ermäßigten Beitrag) ab 2010, die einmütig angenommen wurde.

\"Dr.

Mit dem neuen VdA-Vorsitzenden Michael Diefenbacher steht nach Prof. Dr. Norbert Reimann (1994-2001) zum zweiten Mal ein Kommunalarchivar an der Spitze des VdA. Diefenbacher wurde 1956 in Heilbronn geboren. Er ist seit 1989 Leiter des Stadtarchivs Nürnberg. Nach einem Studium der Geschichte, Germanistik, Mittellateinischen Philologie und Politologie an den Universitäten Tübingen, Wien und Marburg/Lahn (1975-1983; Promotion 1985) absolvierte er von 1983 bis 1985 die Archivschule Marburg. Seit 2005 war er stellvertretender Vorsitzender des VdA und Vorsitzender der VdA-Fachgruppe 2 (Archivarinnen und Archivare an Kommunalarchiven). Diefenbacher vertritt den VdA im Internationalen Archivrat ICA. Er ist Mitglied der Bundeskonferenz der Kommunalarchive im Deutschen Städtetag und des Arbeitskreises Kommunalarchive beim Bayerischen Städtetag, ferner Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchive und stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Er ist Herausgeber mehrerer stadtgeschichtlicher Publikationsreihen des Stadtarchivs Nürnberg und des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg und zeichnet für zahlreiche Veröffentlichungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zur Nürnberger Stadtgeschichte und zur Geschichte des Deutschen Ordens verantwortlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Telefon: 0911/231-2770
Telefax: 0911/231-4091
michael.diefenbacher[at]stadt.nuernberg.de

Über 500 Jahre Kulmbacher Stadtgeschichte werden digitalisiert

Wie vergänglich historische Unikate sein können, haben der verheerende Einsturz des Kölner Stadtarchivs und die Brandkatastrophe in der Herzogin Amalia Bibliothek in Weimar gezeigt. Grund genug für OB Henry Schramm, die Sicherung der einmaligen Zeugnisse Kulmbacher Stadtgeschichte in Auftrag zu geben und damit für nachfolgende Generationen gegen Zerstörung zu schützen.

„Die Geschichte einer Stadt ist etwas Einmaliges und die Sicherung der wertvollen Bestände in unserem Archiv nicht nur eine Pflichtaufgabe, sondern auch ein Herzenswunsch von mir“, erläutert Henry Schramm das Projekt, bei dem seit Juli Urkunden, Ratsbücher und weitere wertvolle Dokumente digitalisiert werden.

Obwohl im Stadtarchiv Kulmbach entsprechende Vorkehrungen zum Schutz der Bestände geschaffen worden seien, könne man in einem älteren Gebäude nicht alle möglichen Gefahren zu 100 Prozent ausschließen, verdeutlicht er die Priorität der Maßnahme.

\"Abb.:

Abb.: Früher und jetzt: Fotograf Detlef Teipel (links), OB Henry Schramm und Archivar Reiner Hofmann (rechts) beim Begutachten des „Statbuchs“ von 1530 im Originalzustand und der digitalen Umsetzung am Laptop (Foto: Stadt Kulmbach).

Achtzehn Ratsprotokolle mit insgesamt 13.468 Seiten hat der gelernte Werbefotograf Detlef Teipel im Rahmen des Projektes „Maßnahme zur Schaffung von Zusatzjobs“ der ARGE SGBII in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Reiner Hofmann bereits fotografiert und gespeichert. Darunter befindet sich auch das „Statpuch“ von 1530, das gleichzeitig das älteste Buch im Kulmbacher Archiv ist. Die älteste Urkunde trägt das Datum vom 29. März 1438.

Gesichert werden die in chronologischer Folge digitalisierten Daten gleich dreifach: Zum einen auf dem Hauptserver der Stadt, dann als Arbeitsunterlage in DVD-Form im Stadtarchiv. Zusätzlich wird im Rathaus noch eine weitere Kopie aufbewahrt.

OB Schramm: „Dadurch besteht die Möglichkeit, bei wissenschaftlichen Studien auf diesen reichhaltigen Fundus zurückzugreifen, ohne die Lebensdauer der Originale bei einer Bearbeitung zu gefährden“. Gleichzeitig sprach er Archivar Reiner Hofmann seinen Dank für dessen hohes berufliches Engagement und die fachliche Begleitung des Projekts aus.

Zudem werde man sich nach Abschluss des Projekts Gedanken machen, ob die digitalen Daten künftig auch der Öffentlichkeit, beispielsweise über die Homepage der Stadt, zugänglich gemacht werden könnten.

Kontakt:
Stadtarchiv Kulmbach
Bauergasse 4
95326 Kulmbach
09221/940 267
reiner.hofmann@stadt-kulmbach.de

Quelle: Stadt Kulmbach, Pressemitteilung, 22.9.2009

Stadtarchiv Augsburg kämpft gegen Brotkäfer

Der Feind heißt Stegobium paniceum, ist drei Millimeter klein, aber die Auswirkungen sind dramatisch: 200.000 Archivalien im Stadtarchiv Augsburg sind vom Brotkäfer angefressen. Der Käfer stammt aus Hülsenfrüchten und Brot vom benachbarten Stadtmarkt und tritt alle drei Jahre massenhaft auf, berichtet Archivleiter Dr. Michael Cramer-Fürtig der Augsburger Zeitung. Auch 2009 ist ein solches Käferjahr. Die Käfer werden vom Leim der historischen Amtsbücher magisch angezogen.

Durch eine Kältebehandlung der Bücher bei -40 Grad glaubte man zwischenzeitlich, die Käferplage im Griff zu haben. Aber die Eier überstanden die Prozedur. Jetzt wird das gesamte Archiv aufwändig gekühlt. Seit August halten zehn Klimageräte die Raumtemperatur auf 16 bis 18 Grad. Das Schlüpfen neuer Käfer, die es gerne warm haben, konnte so bereits um 220 Tage verzögert werden. Neben Klebe- und Pheromonfallen wird seit kurzem auch eine biologische Waffe eingesetzt: die ebenfalls drei Millimeter große Lagererzwespe, deren Larven sich von den Käferlarven ernähren. 600 Wespen wurden im Archiv ausgesetzt.

Für Cramer-Fürtig ist das alles kein Dauerzustand. Die teure Kühlung kann sich das Archiv nur dank kräftigen Sponsorings durch die Betreiberfirma leisten. Ohne ein neues Archivzweckgebäude sieht Cramer-Fürtig langfristig keine Chance im Kampf um den Erhalt des Archivs. 750.000 Archivalien lagern hier in 2.400 Regalmetern. 80% der staatlichen Mittel fließen für die Bestandserhaltung von Büchern, nur 20% für die von Archivalien, wie sie im Stadtarchiv lagern.

Geplant ist jetzt die Auslagerung der wertvollen Schätze in eine Augsburger Messehalle. 4.000 Umzugskartons füllen die Archivstücke, die dort mehrere Wochen lang mit Stickstoff behandelt werden sollen, um den Käfern endgültig den Garaus zu machen. Hinsichtlich der Restaurierungskosten rechnet Archivar Cramer-Fürtig mit einer hohen siebenstelligen Summe.

Bei der langfristigen Planung (Februar 2010 – 2013) ist im ausgelagerten Bereich bzw. im neuen Archivgebäude möglichst eine Lagerung bei optimalen Magazintemperaturen von 16-18 Grad Celsius anzustreben. Für die Forschung bringen diese unaufschiebbaren Maßnahmen zwei leider unvermeidbare Konsequenzen mit sich: Zunächst sind die reichsstädtischen Bestände bis voraussichtlich Ende Februar 2010 (Beendigung der Stickstoffbehandlung der befallenen Archivalien) nicht zugänglich. Sobald eine sinnvolle Auslagerungsmöglichkeit bzw. eine den Anforderungen des Stadtarchivs entsprechende Unterbringung der Altbestände gefunden ist, sollen im Laufe des Jahres 2010 geeignete Maßnahmen zur Nutzung der für die Forschung benutzbaren Überlieferung geschaffen werden.

Oberster Grundsatz der dabei erforderlichen Vorgehensweise ist, dass nur die erschlossenen und mit entsprechenden Signaturen eindeutig bestimmbaren Archivalien zugänglich sind. Bei allen anderen, zum Teil noch gänzlich unerschlossenen Beständen wird die Phase der Auslagerung vom Stadtarchiv dazu genutzt, deutliche Verbesserungen für die künftige Zugänglichkeit des Materials durchzuführen.

Kontakt:
Stadtarchiv Augsburg
Fuggerstr. 12
86150 Augsburg
Telefon: (0821) 3 24 38 82 (Geschäftsstelle)
Telefax: (0821) 3 24 38 83
stadtarchiv.stadt(at)augsburg.de
www.stadtarchiv.augsburg.de

Quelle: Stadt Augsburg, Pressemitteilung, 10.8.2009; DAZ – Die Augsburger Zeitung, 21.9.2009

Bericht von der nestor-Spring School 2009 – Digitale Langzeitarchivierung

„Treffen sich Archivare, Bibliothekare, Museologen und Informatiker zu Weiterbildung und Erfahrungsaustausch…“ Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte dies ein Kurzwitz gewesen sein können, denn die gegenseitige Abgrenzung wurde nicht selten gehegt und gepflegt. Und allzu oft wurde (und wird leider noch immer) die Meinung kolportiert, es sei geradezu unmöglich zwischen Kulturwissenschaftlern auf der einen und IT-Spezialisten auf der anderen Seite, vernünftig zu kommunizieren, da die gemeinsame Sprachbasis fehle. Die Wirklichkeit sieht anders aus, denn diese Berufsgruppen eint aufgrund des technologischen Wandels mittlerweile ein gemeinsamer Problemgegenstand: Der Umgang mit einer stetig wachsenden Zahl ausschließlich elektronisch vorliegender Informationen und der gesellschaftliche Auftrag, diese verlustfrei und authentisch in die nächsten Generationen zu transferieren. Unterschiede bestehen dabei im Zugang und in der Herangehensweise an dieses Problem, die jedoch sehr wohl kommunizierbar sind. Einerseits lassen sich natürlich Divergenzen im Verständnis nach wie vor ebenso wenig leugnen, wie es andererseits zunehmend deutlich wird, dass sich in der Praxis terminologische Gegensätze oftmals als Synonyma desselben Problemgegenstandes erweisen. Fachliche Grenzen sind im Begriff zu verschwimmen. Die Erkenntnis über die gegenseitige Abhängigkeit wächst. Man macht und muss – angesichts des sonst drohenden Informationsverlustes – Ernst machen mit der Vernetzung von Kulturgutbewahrern und IT-Spezialisten. Das komplexe Thema der Langzeitarchivierung elektronischer Daten ist aufgrund der gesellschaftsübergreifenden Brisanz längst nicht mehr die Spielwiese einiger weniger Spezialisten.

Dies ist der Ansatz und gleichzeitig das Verdienst des nun schon einige Jahre existierenden nestor-Kompetenznetzwerkes Langzeitarchivierung und der in diesem Rahmen stattfindenden und vom EU-Projekt DPE (DigitalPreservationEurope) unterstützten Schools, die sich in ihrem didaktischen Vorgehen am Vorbild der Delos Summer Schools orientieren [Neuroth, H.; Oßwald, A.: Curriculare Innovation im Spezialbereich: Qualifizierung im Themenbereich der Langzeitarchivierung digitaler Objekte. IN: ZfBB 55 (2008) 3-4 S. 190 – 197].

\"Gemeinsam

Abb.: Gemeinsam mit Vertretern verschiedener Hochschulen und dem europäischen Projekt DigitalPreservationEurope (DPE), hat nestor vom 16. – 20. März 2009 die nestor/DPE Spring School "Digitale Langzeitarchivierung: Von der Konzeption zur Umsetzung" in der BDB-Musikakademie Staufen/Breisgau durchgeführt (Foto: nestor).

Hauptschwerpunkt der einmal jährlich stattfindenden einwöchigen Veranstaltungen ist es, Vertreter der verschiedenen Gedächtnisorganisationen und der IT-Branche gemeinsam für die Probleme der digitalen Langzeitarchivierung zu sensibilisieren und existierende Lösungsansätze vorzustellen (gegenwärtig wird schon eine nestor Summer School 2010 für den 14. bis 18. Juni 2010 geplant). Die berufliche Herkunft der Teilnehmer ist entsprechend breit gestreut und reicht von National-, Landes- und Kommunalmuseen- und Bibliotheken über Staats-, Stadt- und Wirtschaftsarchive bis zu Forschungs- und Bildungsinstitutionen. Den Veranstaltern ist es bisher gelungen, führende Vertreter der „digitalen Langzeitarchivierungscommunity“ als Referenten zu gewinnen. Hoch ist damit der Mehrwert für die Teilnehmer. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass die Vorträge durchweg von einer hohen Praxisorientierung gekennzeichnet sind. Die frühzeitige Ausbuchung und die Anzahl der Teilnehmer sprechen dabei eine deutliche Sprache.

Wer auf einen entspannten Bildungsurlaub gehofft hat, ist schnell eines Besseren belehrt. Die in der Regel täglich 9 Stunden umfassenden Workshops verdienen diese Bezeichnung in jeder Beziehung. Die straff organisierten Tage gliedern sich in ausführliche, ein Thema umfassende Vorträge und sich daran anschließenden Arbeitsgruppensitzungen, in denen das im Vortrag behandelte Problemfeld anhand von Praxisszenarien durchgespielt wird. Die Teilnehmer lernen hierbei, die Theorie verständnisvertiefend mit der eigenen Berufspraxis zu verbinden und auftretende Schwierigkeiten im Team zu diskutieren. Die Besonderheit liegt dabei in der deutlich werdenden unterschiedlichen Herangehensweise der Teilnehmer, die dem Einzelnen den Blick für benachbarte Disziplinen öffnet. Die in den Arbeitsgruppen erreichten Ergebnisse werden dann vor dem gesamten Auditorium vorgestellt und diskutiert, mitunter durchaus offensiv verteidigt. Die gesamte Schulungszeit ist von einer angenehmen, aber auch fordernden Atmosphäre konzentrierter Produktivität gekennzeichnet. Nicht zuletzt die gemeinsame Unterbringung, die auch außerhalb des eigentlichen Arbeitstages Möglichkeiten des weiterführenden Gesprächs und Kennenlernens eröffnet, ist verantwortlich für den Erfolg der Schools.

Die vom 16.-20. März 2009 in Staufen/Breisgau durchgeführte nestor-Spring School stand unter dem Leitthema „Digitale Langzeitarchivierung: Von der Konzeption zur Umsetzung“ [nestor Kompetenzwerk Langzeitarchivierung: Digitale Langzeitarchivierung: Von der Konzeption zur Umsetzung. Nestor/ DPE Spring School 2009]. Ziel dieser Spring School 2009 war es, den Teilnehmern neben den Grundlagen der Langzeitarchivierung die derzeitigen konzeptionellen Überlegungen zur Langzeitarchivierung zu vermitteln. Hier sind insbesondere zwei Schwerpunkte zu nennen: der Aufbau eines digitalen Archivs und die Langzeitarchivierung von Forschungsdaten.

Stefan Strathmann (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen), stellte am Anfang der Spring School Ziele, Aufgaben und Perspektiven des nestorprojektes vor. nestor (www.langzeitarchivierung.de) ist das deutsche Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung. Ziel von nestor ist der nachhaltige Aufbau einer kooperativen Infrastruktur, in der vielfältige Fachkompetenzen bei der Langzeitarchivierung in Deutschland und darüber hinaus zusammenwirken [Dobratz, S., Neuroth, H., Schoger, A.; Strathmann, S.: nestor – Entwicklungsstand des Kompetenzwerkes zur Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen in Deutschland. In: ZfBB 52 (2005) 3-4 S.151-162]. nestor befasst sich hauptsächlich mit der dauerhaften Verfügbarkeit von digitalen Informationsobjekten, die in Archiven, Bibliotheken und Museen als Objekte von historischem und kulturellem Wert erhalten werden müssen [Huth, K.: Das Bundesarchiv und das Projekt nestor. Was bisher geschehen ist und was noch kommt. In: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv H.2/2008].

Professor Regine Scheffel (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig), gab als Einführungsvortrag einen Überblick über die Begrifflichkeit, die Strategien und die Modelle der Langzeitarchivierung. Wichtige Aspekte der Langzeitarchivierung machte sie anhand von aktuellen Modellen deutlich, insbesondere mithilfe des Modells von Thibodeau, bei dem drei Betrachtungsebenen, das heißt das konzeptionelle, das logische und das physische Objekt unterschieden werden. In ihrem Vortrag legte Frau Scheffel einen Schwerpunkt auf die Behandlung der Metadaten als strukturierte Daten über Objekte. Um die Beschreibung, die Suchbarkeit und das Auffinden der Objekte zu realisieren, müssen Metadaten mit dem jeweiligen digitalen Objekt verbunden werden. Als Ansatzpunkt dafür dient das Dublin Core Modell.

Als Referenzmodell für ein Archivsystem innerhalb des Produzenten-Konsumenten-Verhältnisses stellte sie das OAIS vor. OAIS steht für Open Archival Information System bzw. Offenes Archiv-Informations-System (ISO-Standard 14721:2003). Es beschreibt allgemein die notwendigen Organisationsstrukturen und Prozessabläufe eines Archivsystems, in dem Mensch und Technik zusammenwirken, um digitales Archivgut verfügbar zu halten. Der Teilnehmer erhielt mit diesem Vortrag einen Überblick über Umgang, Formate und Metadaten der digitalen Objekte.

Prof. Dr. Niklaus Stettler (Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur) stellte in seinem Vortrag den Lebenszyklus von Akten in den Fokus seiner Überlegungen. Indem er das bisher gewohnte Modell der Linearität der Datenexistenz, beginnend beim Datenproduzenten, der folgenden semiaktiven Phase in der Registratur bis zur stabilen Phase im Archiv mit den Abläufen der elektronischen Welt verglich, wurde die „Krise des traditionellen Lebenszyklus“ konstatiert. Im klassischen Modell dominiert die Sicht auf das Objekt, die Langzeitarchivierung wird meist ab der Ingest-Phase betrachtet. Das von ihm erläuterte The DCC Curation Lifecycle Model [http://www.dcc.ac.uk/docs/publications/DCCLifecycle.pdf] (Digital Curation Centre, UK) stellt den Wiedergebrauch und die Wiederbelebung der Objekte in den Vordergrund und fokussiert stärker auf die vor dem Ingest liegenden Prozesse der Bildung, Bewertung und Erschliessung von Informationsobjekten durch den Produzenten, der damit Aufgaben des Archivars übernimmt. Die traditionelle Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärzweck verliert an Bedeutung.

Karsten Huth (Bundesarchiv) beschrieb die praktische Umsetzung des OAIS-Modells beim Aufbau des digitalen Archivs im Bundesarchiv. Er sprach sehr praxisbezogen über die Erfahrungen der Konzeptionierungsphase. In ihr wurde zunächst die Basis für die Architektur des digitalen Archivs und dessen Implementierung in die technische Infrastruktur geschaffen. Neben der angestrebten OAIS-Konformität waren folgende Fragen zu klären: (1) Welche Dokumente sind abzuliefern?, (2) In welcher Form werden diese übermittelt? (Originale oder Exportdaten), (3) Welche Metadaten werden beigefügt?, (4) Wie sind rechtliche Belange geklärt?, (5) Welcher technische Standard ist notwendig?, (6) Wie viel Haushaltsmittel sind vorhanden und (7) welches Personal (mit Hintergrundwissen in Bezug auf archivarisches und technisches Wissen) steht zur Verfügung? – Der Vortrag und die dazugehörige Übung gaben eine Handlungsorientierung für den Aufbau eines digitalen Archivs [Nestor Kompetenzwerk Langzeitarchivierung: Digitale Langzeitarchivierung: Von der Konzeption zur Umsetzung. Nestor/ DPE Spring School 2009. S.50-57].

Prof. Dr. Achim Oßwald (Fachhochschule Köln/Institut für Informationswissenschaft) und Jens Ludwig (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) zeigten die Vorteile und Nachteile der einzelner Langzeitarchivierungsstrategien (Datensicherung, Computermuseum, Konversion, Emulation, Migration und Persistent Archives) auf. Als wichtigste Strategien der langfristigen Datensicherung sind Migration und Emulation zu nennen. Unter Migration versteht man die Änderung der Daten und ihre Anpassung an ein anderes, neueres Format. Dagegen wird bei der Emulation das digitale Objekt nicht verändert. Dessen Lesbarkeit wird durch Nachahmen der Ursprungsumgebung und Funktionalitäten gewährleistet. Dies erfolgt mittels spezieller Programme (Emulatoren) [Rauch, C.; Rauber, A.: Anwendung der Nutzwertanalyse zur Bewertung von Strategien zur langfristigen Erhaltung digitaler Objekte. In: ZfBB 52 (2005) 3-4, S. 172-180]. Bei der Konversion werden die Daten auf ein anderes Medium gebracht, bspw. auf einen Mikrofilm bzw. Fiche. Als einen kurz- bzw. mittelzeitigen Ansatz einer Speicherstrategie kann das Modell Computermuseum angesehen werden. Jedoch muss beachtet werden, dass trotz des Bereithaltens von Ersatzteilen und softwarespezifischem Knowhow die dauerhafte Funktionalität der verschiedenen Systemkomponenten nur sehr eingeschränkt gewährleistet werden kann.

Dr. Heike Neuroth (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) verdeutlichte in ihrem Vortrag, dass zukünftig die Frage der Langzeitverfügbarkeit und des Zugangs zu Forschungsdaten innerhalb der Langzeitarchivierung eine wesentliche Rolle spielen wird. Eindrucksvoll stellte sie den nestor-Ansatz dazu vor. Er besteht darin, Projekte der nachnutzbaren und vertrauenswürdigen Archivierung von Forschungsdaten zu entwickeln. Sie behandelte aus technischer Sicht Fragen der Datenmengen, ging aber auch auf die politische Brisanz bzw. die Konsequenzen für Wissenschaft, Wissenschaftsorganisationen, Service-Infrastruktureinrichtungen und auf die Aktivitäten der AG Forschungsdaten in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen ein. Der im Herbst 2008 gegründeten Arbeitsgemeinschaft gehören Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gesellschaft und der Hochschulrektorkonferenz an; die Leitgedanken der AG bestehen in Folgendem: „Qualitätsgesicherte Forschungsdaten bilden einen Grundpfeiler wissenschaftlicher Erkenntnis. Sie belegen wissenschaftliche Erkenntnisse und sind vielfach auch Grundlage weiterer Forschung. Der nachhaltige Umgang mit Forschungsdaten ist eine strategische Aufgabe, die von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam zu leisten ist. Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisation ist sich des dringenden Handlungsbedarfs bewusst. Mit dem Ziel, die Qualität, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Wissenschaft zu fördern, verabschiedet sie Grundsätze für ein koordiniertes weiteres Vorgehen“ [Nestor Kompetenzwerk Langzeitarchivierung: Digitale Langzeitarchivierung: Von der Konzeption zur Umsetzung. Nestor/ DPE Spring School 2009. S.113].

Dr. Jens Klump (Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam) präsentierte praktische Beispiele für die Langzeitverfügbarkeit von Forschungsdaten aus Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft (Erdbeobachtungssystem, Endsystemmodellierung, Labordaten). In den Übungen standen bei der digitalen Langzeitarchivierung von Forschungsdaten die Beschreibung des Datensatzes, die Verknüpfung der Metadaten und das Datenformat zur Diskussion.

Jens Ludwig (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) stellte in seiner Lektion den von der nestor AG Standards entwickelten Leitfaden für die Informationsübernahme vor, der folgendermaßen aufgebaut ist: (1) Objekte, (2) Prozesse und (3) Management. Der Abschnitt „Objekte“ behandelt die Auswahl der zu archivierenden Informationen bzw. der Metadaten, und es werden die wesentlichen Eigenschaften der Objekte wie content, context, appearance, strukture und behaviour erläutert. Im Abschnitt „Prozesse“ werden die Transferpakete, die Validierung und der Transfer von Daten definiert. Im dritten Abschnitt sind Teilbereiche des Datenmanagements beschrieben, auch werden Fragen zum Vertrag, zur Übernahmevereinbarung und zur Dokumentation behandelt [Nestor-Arbeitsgruppe Standards für Metadaten, Transfer von Objekten in digitale Langzeitarchive und Objektzugriff: Wege ins Archiv. Ein Leitfaden für die Informationsübernahme in das digitale Langzeitarchiv. Nestor-Materialien 10].

Bei einer Weinprobe erläuterte Prof. Dr. Andreas Rauber (Technische Universität Wien) in origineller Weise die Strategien und Softwarewerkzeuge zur langfristigen Bewahrung digitaler Informationen. Anhand der Weinprobe stellte er ein auf der Nutzwertanalyse basierendes Vorgehensmodell zur Planung und Evaluierung von Erhaltungsstrategien vor. In dem Vortrag wurde deutlich, dass die Wahl der optimalen Speicherstrategie von den vom Anwender definierten Anforderungen abhängig ist [Rauch, C.; Rauber, A.: Anwendung der Nutzwertanalyse zur Bewertung von Strategien zur langfristigen Erhaltung digitaler Objekte. In: ZfBB 52 (2005) 3-4, S. 172-180]. Ausgehend von der Zieldefinition wurden die Methoden der Langzeitarchivierung, die Formate und die erforderlichen Metadaten dargelegt und anhand des Beispiels konkretisiert. Beim Wein wurde die Preservation Planning Strategie unter den Teilnehmern dann lebhaft weiter diskutiert.

Als Resümee kann gesagt werden: Die nestor- Spring School 2009 sprach als Fortbildungsreihe sowohl Auszubildende und Studenten als auch Praktiker und Forscher an. Sie bildete ein Forum, um Kontakte, Netzwerke auf- bzw. auszubauen und Synergien zu schaffen. Die Teilnehmer erhielten praktische Handlungsanweisungen mit theoretischem Hintergrund, um ein digitales Archiv aufbauen zu können. Dafür ist den Organisatoren, den Veranstaltern und den Referenten zu danken.

Dr. Frank Baumann, Hochschule Merseburg (FH), University of Applied Sciences, Hochschulbibliothek
Dipl.-Archivar (FH) Benny Dressel, Stadtarchiv Zwickau

Schramberg beruft neuen Stadtarchivar

Zum neuen hauptamtlichen Stadtarchivar von Schramberg wurde am 16. September 2009 vom Verwaltungsausschuss der Stadt in nicht öffentlicher Sitzung Carsten Kohlmann gewählt. Nach einem Intermezzo mit Michael Hensle (siehe Bericht vom 18.12.2008) ist nun eine Lösung gefunden, die auch der Museums- und Geschichtsverein Schramberg favorisiert.

Der Schramberger Kohlmann forscht seit seinem 15. Lebensjahr mit Leidenschaft in der Geschichte seiner Heimatstadt und sieht seine neue Funktion mehr als Berufung denn als Beruf. Nach Schule und Zivildienst im Schramberger Seniorenzentrum studierte Kohlmann in Tübingen. Die Archivausbildung absolvierte er im baden-württembergischen Landesarchiv, unter anderem in Sigmaringen. Er arbeitet derzeit noch im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Die zukünftige Arbeit werde sich an zentralen Aufgaben orientieren, insbesondere der elektronischen Archivierung. Auch solle ein digitales Bildarchiv geschaffen werden. Nicht zuletzt genieße die organisatorische und konzeptionelle Vorbereitung des Archivumzugs in das ehemalige Stadtwerke-Gebäude am Hammergraben Priorität. Schließlich erfordere die Erschließung der vorhandenen Bestände eine fast komplette Neuverzeichnung. Dies geschehe auch vor dem Hintergrund anstehender Jubiläen, wie dem 75. Geburtstag des Stadtarchivs Schramberg 2010 und dem 150-jährigen Stadtjubiläums Schrambergs 2017.

Kontakt:
Stadtarchiv Schramberg
Bahnhofstraße 1
(im Schloss an der B462)
78713 Schramberg
Tel.: 0 74 22 / 29 – 263
stadtarchiv@schramberg.de

Quelle: Peter Schönfelder, Schwarzwälder Bote, 17.9.2009

Eröffnung des neuen Stadtarchivs Saarbrücken Anfang 2010

Saarbrückens Baudezernentin Dr. Rena Wandel-Hoefer und Kulturdezernent Erik Schrader haben am 14. September 2009 im Rahmen eines Pressefrühstücks über den Stand der Bauarbeiten am neuen Stadtarchiv Saarbrücken in den Räumen der ehemaligen Deutscherrnschule in Alt-Saarbrücken informiert (siehe Bericht vom 20.8.2008). Der Gebäudemanagementbetrieb der Landeshauptstadt investiert in den Umbau rund 3,2 Millionen Euro.

Der Umzug vom jetzigen Standort in der Nauwieser Straße in das neue Gebäude ist für Ende 2009 vorgesehen. „Eröffnen wollen wir das neue Archiv Anfang 2010“, erklärte Schrader. Der Kulturdezernent weiter: „In dem neuen Gebäude werden die Defizite des jetzigen Archivs in der Nauwieser Straße behoben.“

Das aktuelle Archiv in der Nauwieser Straße mit einer Gesamtfläche von nur 500 Quadratmetern entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Das Archivmagazin ist mit einer Fläche von 300 Quadratmetern viel zu klein, platzt aus allen Nähten. Zudem ist das Klima für die Bedürfnisse eines Archivs unzureichend. Darüber hinaus gibt keine Werkstatt, die Arbeiten müssen im Vorraum des Leseraums erledigt werden. Auch der öffentliche Bereich ist unzureichend ausgestattet. Im Leseraum gibt es nur vier Benutzerarbeitsplätze ohne technische Ausstattung. Ein Ausstellungsraum ist gar nicht vorhanden, als Veranstaltungsraum kann derzeit der Vortragsraum der Musikschule genutzt werden – aber nur, wenn er frei ist.

Neues Gebäude bietet ausreichend Platz für Saarbrücker Archivschätze

„Am neuen Standort steht mit insgesamt 1400 Quadratmetern Fläche ausreichend Platz zur Verfügung, das Archiv erhält einen eigenen Ausstellungsraum und einen eigenen Veranstaltungsraum“, sagte Baudezernentin Dr. Rena Wandel-Hoefer. Kulturdezernent Schrader: „Im Untergeschoss und einem Erdgeschossflügel werden das Magazin für Karten und Pläne und die Handbibliothek untergebracht. Unter dem ehemaligen Schulhof wurde durch einen Stahlbeton-Anbau ein Tiefmagazin geschaffen, in dem Akten in Fahrregalen gelagert werden. Im Untergeschoss des Altbaus sind weitere Magazine unter anderem für Zeitungen und Fotos sowie die Werkstatt angeordnet.“

Im Erdgeschoss wird in einem Flügel der öffentliche Bereich eingerichtet, der aus dem Ausstellungsraum, dem Leseraum und dem Veranstaltungsraum besteht. Dr. Wandel-Hoefer: „Die Benutzer des Archivs können künftig an den Arbeitsplätzen im Leseraum moderne EDV-Technik einsetzen. Alle Arbeitsplätze sind mit Internetanschlüssen ausgestattet. An zwei Bildschirmen können Recherchen in den Online-Findmitteln des Archivs vorgenommen und Archivgut bestellt werden.“ Der Veranstaltungsraum wird mit moderner Technik ausgestattet. Das erste Obergeschoss ist den Verwaltungsräumen vorbehalten. In Teilen des Dachgeschosses befinden sich die haustechnischen Anlagen.

Kulturdezernent Schrader: „Im neuen Gebäude kann das gesamte Archivgut fachgerecht gelagert werden. Im Fotomagazin wird eine Klimabox integriert, in der Fotonegative mit speziellen klimatischen Anforderungen gelagert werden können. Im Magazin für Karten und Pläne wird neben der Lagerung in Planschränken eine Hängevorrichtung für großformatige Karten installiert. Alle Aktenmagazine werden mit Fahrregalanlagen ausgestattet. In der Werkstatt wird ein Reinraumabzug installiert, mit dem stark verschmutzte Archivalien ohne Gefährdung der Mitarbeiter gereinigt werden können.“ Auch dem Denkmalschutz sei durch möglichst geringfügige und moderate Änderungen an der bestehenden Substanz Rechnung getragen worden, sagten Schrader und Dr. Wandel-Hoefer.

Die Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Irmgard Christa Becker, zeigte sich mit dem neuen Gebäude zufrieden: „Das Stadtarchiv Saarbrücken erhält erstmals ein eigenes Gebäude, das gleichzeitig das erste fachgerechte Archivgebäude im Saarland ist. Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist damit der erste Archivträger im Saarland, der den bundesweit üblichen Standard erreicht.“

Innenausbau in vollem Gange

Derzeit ist der Innenausbau im vollen Gange, insbesondere Elektro-, Maler- und Bodenbelagsarbeiten werden durchgeführt. Parallel dazu laufen die Arbeiten an der Außenanlage, die bereits in den Schulferien unter erhöhtem Einsatz zu 70 Prozent fertig gestellt werden konnten.

Die Montage der Fahrregalanlagen im Untergeschoss als Herzstück des neuen Archivs ist Mitte September vorgesehen. Der Umzug der Verwaltung in das neue Gebäude wird im November und Dezember 2009 stattfinden. Wegen des Umzugs kann das Archivgut vom 2. November bis voraussichtlich 31. Dezember 2009 nicht genutzt werden.

Kontakt:
Dr. Irmgard Christa Becker
Stadtarchiv Saarbrücken
Nauwieser Straße 3
66111 Saarbrücken
Tel.: (0681) 905-1546
Fax: (0681) 905-1215
stadtarchiv@saarbruecken.de

Franz Glessner
Projektleiter GMS
Tel.: (0681) 905-1673
Fax.: (0681) 905-2050
lhs-gms@saarbruecken.de

Quelle: Landeshauptstadt Saarbrücken, Pressemitteilung, 14.9.2009

Dokumentation zur Expertenanhörung zum Kölner Archiveinsturz erscheint

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat weit über Nordrhein-Westfalen hinaus die Frage nach der Sicherheit archivischer Überlieferung aufgeworfen. Reichen die baulichen Standards für Archive aus? Sind die Archive fachlich und logistisch ausreichend für Notfälle gerüstet? Wie müssen Strategien zur Sicherung und zum Schutz von Archivgut durch Verfilmung und Digitalisierung aussehen? In einer Expertenanhörung, die am 24. Juni in Köln stattfand, haben Archivarinnen und Archivare, Restauratorinnen und Restauratoren sowie Vertreter der Archivträger und der historischen Forschung versucht, Antworten auf diese Fragen zu formulieren. Sie haben damit in einer ersten Bestandsaufnahme nach dem Unglück die "Lehren aus Köln" gezogen.

Zum Deutschen Archivtag in Regensburg (22.-25. September 2009) erscheint jetzt die Dokumentation zur Expertenanhörung. Sie enthält einen ausführlichen Bericht über die Referate und die Diskussionen in den Arbeitsgruppen sowie ausgewählte Vorträge im Volltext.

Die Publikation kann über das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (Graf-Adolf-Str. 67, 40210 Düsseldorf, Mail: poststelle@lav.nrw.de) und über den Buchhandel bezogen werden.

Auf dem Deutschen Archivtag in Regensburg besteht die Möglichkeit zum Kauf der Publikation am Stand des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen (ARCHIVISTICA 2009 Regensburg Stand 40).

Info:
Lehren aus Köln. Dokumentation zur Expertenanhörung "Der Kölner Archiveinsturz und die Konsequenzen". Für das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen hg. v. Wilfried Reininghaus und Andreas Pilger. Düsseldorf 2009 (= Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 25). 96 Seiten. ISBN 978-3-9804317-0-5. Klappbroschur fadengeheftet, Verkaufspreis: 10,00 Euro.

Quelle: Landesarchiv NRW, Pressemitteilung, 15.9.2009