Zwangsarbeit in Herford

Am 18.9.2009 wird um 19 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt im Herforder Rathaus die neue Ausstellung "Zwangsarbeit im Raum Herford" eröffnet. Die Ausstellung ist vom 19. September 2009 bis 17. Juli 2010 in der Gedenkstätte Zellentrakt zu den normalen Öffnungszeiten (Samstags 14 – 16 Uhr) und für Gruppen und Schulklassen nach Vereinbarung zu sehen.

Bereits vor 20 Jahren erarbeitete die Geschichtswerkstatt "Arbeit und Leben DGB/VHS Herford" als eine der ersten in der Bundesrepublik – eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit im Raum Herford, die in den Jahren darauf durch den ganzen Kreis Herford wanderte. Seinerzeit war es das Anliegen, diese lange verdrängte Geschichte vor Ort ans Licht zu bringen und den betroffenen Menschen ein Gesicht zu geben.

Wenige Jahre später, 1994 waren frühere Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine zu Gast in Herford. Die 2000 gegründete (Bundes-)Stiftung für die Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern des NS-Regimes "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" hat 2007 ihre Arbeit abgeschlossen.

Das Thema Zwangsarbeit ist damit aber keineswegs "erledigt". Beleuchtet es doch u.a. zwei zentrale Aspekte nationalsozialistischer Ideologie:

  • die Eroberung von Lebensraum in Osteuropa sowie
  • den Aufbau einer nach \’rassischen\‘ Kriterien gegliederten Gesellschaftsordnung.

Über zehn Millionen Verschleppte und Kriegsgefangene schufteten für die deutsche (Kriegs-)Wirtschaft und in der Landwirtschaft. Alte, Junge, Männer, Frauen, oft 12- bis 15jährige Kinder transportierten die Deutschen aus ihrer Heimat ab, weg von der Strasse, vom Feld, dem Zuhause ins Ungewisse. Tausende starben an Hunger oder Krankheit oder wurden ermordet.

Auch im Kreis Herford waren zwischen 1939 und 1945 tausende Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie Kriegsgefangene verschiedener Nationalitäten zwangsverpflichtet. In überschaubarer räumlicher Nähe dokumentierte sich für jeden sichtbar ein Stück nationalsozialistischer Herrschaft und Rasseideologie.

Für viele war es eine Reise ohne Rückkehr. Der Umgang mit den Fremden war im Kreis Herford, weder in den Betrieben, in der Landwirtschaft noch in der Verwaltung besser oder anders als sonst im Deutschen Reich. Menschenfreundliches, mutiges oder gar christliches Verhalten gab es, war aber absolute Seltenheit.

Einzelschicksale zeigen einen Leidensweg, der von der Verschleppung zur Arbeit, dem Weg in Konzentrations- oder Arbeitserziehungslager bis hin zum Tod oder der Ermordung reichte.

Die Gedenkstätte Zellentrakt ist ein authentischer Ort zu diesem Thema. In das ehemalige Herforder Polizeigefängnis lieferte die Polizei Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, wenn sie Widerstand übten oder flüchteten ein und vernahmen sie. Vor hier ging es für Viele in andere Lager. Einige hinterließen Spuren.

Die Ausstellung bewahrt das Erinnern, präsentiert neue Ergebnisse und Quellen zur örtlichen Zwangsarbeit und ist ein Beitrag zur Aussöhnung mit den Opfern. Vor allem jungen Menschen soll deutlich werden, dass es für die Geschichte des Nationalsozialismus niemals einen Schlussstrich geben darf.

Für Schüler und Lehrer gibt es zum Besuch der Ausstellung ein Arbeitsblatt, das im Zellentrakt oder über www.zellentrakt.de erhältlich ist.

Veranstalter der Ausstellung sind Arbeit und Leben DGB/VHS Herford, Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken und Gedenkstätte Zellentrakt/Stadtarchiv Herford. Die Ausstellung, das pädagogische Material und die Begleitveranstaltungen wurden von Helga Kohne, Christoph Laue, Michael Oldemeier und Schülerinnen und Schülern des Ravensberger Gymnasiums erarbeitet, die Gestaltung der Ausstellung stammt von Elke Brunegraf und Christoph Laue.

Eröffnung:

18.9. 2009 19 Uhr Zellentrakt

Begrüßung: Jutta Heckmanns (Kuratorium), Hermann Bueren (Arbeit und Leben)
Grußworte: Bürgermeister Bruno Wollbrink, Landrätin Lieselore Curländer
Zur Ausstellung: Helga Kohne, Michael Oldemeier
"Zahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter – Eine Entschädigung und Wiedergutmachung?"
Martin Bock, Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft, evz, Berlin… EVZ
Balladen und Gedichte: Rüdiger Drallmeyer, Liedermacher aus Lüdenscheid.

Begleitprogramm:

8. Oktober 2009, 18 Uhr, MARTa-Forum, Goebenstraße, Herford

"Eine Liebe in Deutschland"
Deutsch-französischer Spielfilm des polnischen Regisseurs
Andrzej Warda aus dem Jahre 1983 nach dem gleichnamigen Roman
von Rolf Hochhuth.

Eintritt 4 EUR (inkl. Besuch der aktuellen Ausstellung im MARTa)

14. November 2009, 16 Uhr, Zellentrakt
"Unerwünscht und vergessen"
Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder.
Dokumentarfilm von Anne Roerkohl, WDR/2000

Eintritt frei

12. Dezember 2009, 16 Uhr, Zellentrakt
"Efim, Antonia, Klawdia…"
Einzelschicksale in Lyrik und Prosa.
Lesung mit Helga Kohne und Schülern

Eintritt frei

Kontakt:
Zellentrakt im Rathaus
Gedenk-, Dokumentations- und Begegnungsstätte
Rathausplatz 1
32052 Herford
Tel.: 0 52 21 / 18 92 57
Fax: 0 52 21 / 13 22 52
info@zellentrakt.de
www.zellentrakt.de

Quelle: Christoph Laue, Kreis Herford, Mailingliste Westfälische Geschichte, 15.9.2009

Virtuelles Archiv der bayerischen Urkunden

Das Bayerische Hauptstaatsarchiv ist eines der größten Urkundenarchive in Europa. Es ist insbesondere zuständig für die Überlieferung zahlreicher altbayerischer Bistümer und Klöster. Diese waren seit dem Mittelalter wichtige Träger des geistigkulturellen und politischen Lebens des Landes. Mit der Säkularisation gelangten die in ihren Archiven gehüteten Urkunden und Amtsbücher zum großen Teil in Staatsbesitz. Es handelt sich um Kulturgüter ersten Ranges.

\"Urkunde

Immer mehr Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit können jetzt bequem online über das Internet eingesehen werden: Das „Virtuelle Urkundenarchiv Bayerns“ umfasst seit Mitte August 2009 über 13.000 Urkunden aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Die wertvollen Stücke werden mit Abbildungen der Vorder- und Rückseite sowie Beschreibungen („Regesten“) zur Verfügung gestellt. Insgesamt stehen über 27.500 Digitalisate online. Das virtuelle Archiv stellt das Ergebnis mehrerer laufender Projekte der staatlichen Archive Bayerns dar. Als gemeinsame Plattform dient „Monasterium“, das mit weit mehr als 100.000 Urkunden größte Online-Urkundenarchiv Europas. Hier sind die bayerischen Urkunden zusammen mit Dokumenten aus Österreich, der Schweiz, Italien, Tschechien und weiteren Nachbarstaaten (Slowakei, Slowenien, Ungarn u.a.) grenzüberschreitend erforschbar; das Bayerische Hauptstaatsarchiv ist mittlerweile der größte Content-Provider bei „Monasterium“.

Zu den im Internet abrufbaren bayerischen Beständen zählen die Dokumente so bekannter Klöster wie Aldersbach, Raitenhaslach und Windberg, aber auch die umfangreichen Urkundenfonds von Klöstern und Stiften der Stadt Passau (Niedernburg, St. Nikola). Sie werden ergänzt von den Bistümern Brixen, Chiemsee und Salzburg. Bald sollen die Bistümer Freising und Passau hinzukommen, ebenso zahlreiche weitere bekannte und weniger bekannte Klöster Altbayerns.

Mit dem „Virtuellen Urkundenarchiv Bayerns“ werden der Landesgeschichte, aber auch der Heimat- und Familienforschung grundlegende Quellen zur Verfügung gestellt. Die wertvollen Originale werden geschont und zugleich durch die Digitalisierung für die Zukunft gesichert – dies ist ein Aspekt, der angesichts der Katastrophe des Kölner Stadtarchivs nicht vergessen werden sollte.

Links:

Kontakt:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
Schönfeldstraße 5-11
80539 München
(Postfach 221152, 80501 München)
Tel. 089/28638-2596
Fax 089/28638-2954
poststelle@bayhsta.bayern.de

Quelle: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Pressemitteilung, 15.9.2009

Kölner Perspektiven für die nächsten Jahrzehnte

Der Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln soll am Eifelwall entstehen. Die weiteren Planungen sehen vor, dass auch Kunst- und Museumsbibliothek sowie das Rheinische Bildarchiv mit in den Neubau einziehen. Zur Entscheidung des Rates der Stadt Köln, die dieser in seiner letzten Sitzung der Legislaturperiode am 10. September 2009 mit großer Mehrheit beschlossen hat, gibt es verschiedene Stellungnahmen.

\"Aufruf:

Oberbürgermeister Fritz Schramma begrüßt die Entscheidung: \“Ich freue mich, dass der Rat in meiner letzten Sitzung als Oberbürgermeister diese wegweisende Entscheidung getroffen hat und nach intensiven Beratungen dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt ist. Der Standort Eifelwall bietet dem Archiv gute Entwicklungsmöglichkeiten für die nächsten Jahrzehnte, ist innenstadtnah und hat eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr – gute Voraussetzungen also für unser Ziel, wieder ein modernes Bürgerarchiv bereitzustellen.\“

Kulturdezernent Professor Georg Quander zeigt sich ebenfalls zufrieden: \“Ich bin sehr glücklich darüber, dass der Rat sich noch in dieser Legislaturperiode für den Neubau von drei Kultureinrichtungen der Stadt Köln entschlossen hat. Neben dem ohnehin fälligen Neubau für das Historische Archiv wird nun auch eine räumlich angemessene Unterbringung der Kunst- und Museumsbibliothek und des Rheinischen Bildarchivs möglich, wodurch sich auch gewisse Synergieeffekte verwirklichen lassen. Der Standort Eifelwall ist bürgernah, bietet aber auch eine hervorragende Anbindung an die Forschungsinstitute der Uni Köln. Also – eine gute Lösung für Köln!\“

Archivleiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia ergänzt: \“Ich bin froh, dass wir nun unsere Planungen konkret an einem Grundstück umsetzen können. Der Eifelwall ist gut geschützt vor Hochwasser und hat einen stabilen Untergrund, er ist gut erreichbar und bietet Platz für Erweiterungen, wenn wir sie brauchen. Jetzt können wir unsere Planungen, das sicherste und modernste Archiv Europas in Köln zu haben, mit Hochdruck umsetzen.\“

Der Neubau am Eifelwall soll in etwa fünf Jahren bezogen werden können. Die Verwaltung prüft nun, ob eine Ausschreibung erfolgt oder ein Wettbewerbsverfahren eingegangen wird. Dem neuen Rat wird voraussichtlich in der nächsten Sitzung am 29. Oktober ein entsprechender Vorschlag zur Genehmigung vorgelegt. Nach derzeitigem Stand ist für das Bauvorhaben des Historischen Archivs mit der Kunst- und Museumsbibliothek sowie dem Rheinischen Bildarchiv und einer Reservefläche für 30 Jahre mit Kosten für den Bau von rund 98 Millionen Euro zu rechnen.

Das Historische Archiv in der Severinstraße war 1971 mit einer Bruttogeschossfläche von 10.000 Quadratmetern für den zu erwartenden Zuwachs an Archivalien der nächsten 30 Jahre errichtet worden. Bei dem tragischen Einsturz des Archivs am 3. März 2009 starben zwei Menschen, 36 Anwohnerinnen und Anwohner verloren ihre Wohnung. Archivgüter aus 1.000 Jahren Kölner Geschichte wurden verschüttet. Mehr als 1.500 Einsatzkräfte und über 1.800 freiwillige Helfer aus dem In- und Ausland machten möglich, dass rund 85 Prozent der Archivalien bisher geborgen werden konnten. Das Ordnen und die Restaurierung der geschichtlichen Zeugnisse werden mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Unterdessen benötigt das Stadtarchiv Köln weitere solidarische Hilfe für die Ordnung der geretteten Archivalien. In einem aktuellen Aufruf (siehe Abbildung) heißt es: \“27.000 lfd. Meter erstversorgte Archivalien der Stadt Köln müssen nun nach der Bergung identifiziert und nach ihrem Schaden klassifiziert werden. Dafür brauchen wir vor Ort in den Asylarchiven in NRW, z.B. in Detmold, Münster, Bochum, Gelsenkirchen, IHRE Hilfe. Wenn Sie Interesse daran haben, zusammen mit erfahrenen Archivaren die historischen Dokumente der Stadt Köln zu erfassen, sprechen Sie uns an:

Historisches Archiv der Stadt Köln
Willy-Brandt-Platz 2
50679 Köln
Tel. 0221-221-20554
historischesarchiv@stadt-koeln.de
Ansprechpartnerin: Gabriele Görgens\“

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 11.9.2009

Habermas überlässt sein Archiv der Goethe-Universität Frankfurt

Das umfangreiche Archiv eines der bedeutendsten deutschen Philosophen der Gegenwart wird langfristig in Frankfurt seinen Platz finden: Prof. Jürgen Habermas hat diese Absicht jetzt in einem Schreiben an den Präsidenten der Goethe-Universität zum Ausdruck gebracht. Damit hat Habermas erneut – wie bereits aus Anlass seines 80. Geburtstags im Juni – seine Verbundenheit mit Frankfurt als intellektuellem Zentrum und mit „seiner“ Universität bekräftigt. Bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte und forschte er in Frankfurt und war richtungsweisend für eine Generation von jungen Geisteswissenschaftlern, die heute die Inhalte des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ mitprägen.

Gemeinsam mit den Nachlässen anderer großer Autoren der Frankfurter Schule – wie Horkheimer, Adorno, Mitscherlich, Marcuse und Löwenthal – die sich in der Frankfurter Universitätsbibliothek und im Institut für Sozialforschung befinden, kann ein einzigartiges Ensemble Frankfurter Wissenschaftsgeschichte und bundesrepublikanischer Geistesgeschichte heranwachsen. Uni-Präsident Prof. Werner Müller-Esterl zeigte sich über Habermas’ Angebot hoch erfreut: „Ich bin froh und stolz, dass mit der in Aussicht gestellten Übernahme dieses Archivs die große Tradition der Frankfurter Schule auch auf diesem Weg in Stadt und Universität weiter wirken wird.“ Gleichzeitig sieht Müller-Esterl sich in seinen Bemühungen bestätigt, auch die Suhrkamp-Archive in Frankfurt zu erhalten. „Die Goethe-Universität hat die einmalige Chance, sich als der Ort deutscher Kulturgeschichte und ihrer von Frankfurt ausgehenden Weltgeltung in die Wissenschaftsgeschichte einzuschreiben.“ Durch die 2002 vertraglich vereinbarte, außerordentlich erfolgreiche Erschließung des Peter-Suhrkamp-Archives verfüge die Goethe-Universität über eine herausragende Expertise, um Habermas bedeutende Sammlung in verantwortungsvoller und zugleich öffentlichkeitswirksamer Weise zu betreuen.

Das Habermas-Archiv, das der Philosoph der Universität als ‚Vorlass‘ übergeben will und das sich zu großen Teilen in seinem Starnberger Haus befindet, umfasst unter anderem, soweit erhalten, Entwürfe und Manuskripte seiner mehr als 50 Bücher sowie Korrespondenzen mit Wissenschaftlern. Die Archivalien sollen in den kommenden Jahren systematisch wissenschaftlich aufbereitet werden. „Dies wird in enger Kooperation mit der Erschließung der bereits übernommenen Gelehrtennachlässe der Frankfurter Schule geschehen“, verweist Müller-Esterl auf die umfassenden wissenschaftlichen Erfahrungen, die die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg bereits in den vergangenen Jahren auf diesem Feld erworben hat.

Auch räumlich wird die Goethe-Universität optimale Unterbringungsmöglichkeiten für den Vorlass bieten. Das neue Archivzentrum, das unter anderem die Nachlässe der Autoren der Frankfurter Schule sowie das Schopenhauer-Archiv beherbergen wird und auch für das Suhrkamp- und Insel-Archiv vorgesehen ist, wird in Zukunft neue Akzente setzen: Es bildet einen wichtigen Baustein im Neubaukomplex der Universitätsbibliothek, der bis 2014 auf dem Campus Westend entstehen wird. „Damit bieten wir beste Voraussetzungen für eine lebendige interdisziplinäre Forschung und Lehre. Mit Ausstellungen, Lesungen und Symposien werden wir auch die Frankfurter Bürger ansprechen. Dass hier großes Interesse besteht, zeigen die enorme Resonanz auf die Werkschau zum 80. Geburtstag von Habermas in der Nationalbibliothek, aber auch auf die Hauslesungen, die das von der Goethe-Universität betriebene Suhrkamp-Archiv regelmäßig veranstaltet“, betont Müller-Esterl.

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Leiter Archivzentrum + Frankfurt-Abteilung
Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main
Tel: 069-798-39007
Fax: 069-798-39062
m.jehn@ub.uni-frankfurt.de
www.ub.uni-frankfurt.de/archive

Quelle: Universität Frankfurt, Pressemitteilung, 11.9.2009

Neues Kölner Stadtarchiv entsteht am Eifelwall

Der Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln entsteht am Eifelwall, Ecke Luxemburger Straße. Das beschloss der Rat der Stadt Köln am 10.9.2009 in seiner letzten Sitzung vor dem Machtwechsel an der Stadtspitze mit großer Mehrheit. Fast alle Parteien zeigten sich überzeugt vom Vorschlag der Stadtverwaltung, den Neubau an dieser Stelle zu errichten. Einzig die FDP sprach sich für einen Wiederaufbau am bisherigen Standort in der Severinstraße aus und stimmte dagegen. Einstimmig beschloss der Rat hingegen die Gründung einer Stiftung zu Gunsten des Archivs, in die die Stadt vorerst fünf Millionen Euro einbringen wird.

Die Investitionskosten wurden von der Verwaltung mit 98 Millionen Euro beziffert. Das Haus wird von der städtischen Gebäudewirtschaft für die Stadt gebaut, die dann für die Nutzung Miete zahlen wird. Mit in das neu errichtete Gebäude sollen auch die Kunst- und Museumsbibliothek und das Rheinische Bildarchiv einziehen.

Das Stadtarchiv Köln war am 3. März 2009 eingestürzt und hatte zwei angrenzende Wohnhäuser mitgerissen. Unter den Trümmern starben zwei Menschen, die Bergung der Archivalien ist noch immer nicht abgeschlossen. Die Unglücksursache ist bis heute nicht ermittelt, klar ist hingegen ein Zusammenhang mit dem Bau der neuen Nord-Süd-Stadtbahn, die unter der Severinstraße verlaufen soll.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Stadthaus Deutz – Westgebäude
Willy-Brandt-Platz 2
50679 Köln
Postfach 10 35 64,  50475 Köln
Telefon: 0221 / 221-22327
Telefax: 0221 / 221-22480
historischesarchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Köln.de, 11.9.2009

Magazin-Anbau für das Haus der Essener Geschichte ein Glücksfall

Das künftige "Haus der Geschichte" in Essen wird auch das Stadtarchiv Essen beherbergen. Der dafür vorgesehene Magazin-Anbau stellt einen Glücksfall dar. Denn der Bau ist funktional und trotzdem ästhetisch, die Wirkung seiner rostigen Fassade sei "betörend", so urteilt die WAZ.

Das „Haus der Geschichte” will Ende des Jahres 2009 den Betrieb aufnehmen. Das erklärte der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Klaus Wisotzky, auf Anfrage der WAZ. Das „Haus der Geschichte” wird nicht einfach nur das neue Domizil des Stadtarchivs, das von 1962 bis zuletzt im Rabbinerhaus beheimatet war, einem Seitenflügel der Alten Synagoge. Vielmehr ist ein öffentliches Zentrum zur Dokumentation der Essener Geschichte geplant.

Schauplatz ist die ehemalige Luisenschule am Bismarckplatz (Südviertel/Stadtmitte). Das Gymnasium schloss 2004. Über neun Klassenräume soll sich künftig eine Dauerausstellung der Essener Geschichte erstrecken. Ferner ziehen die Heimatkunde-Abteilung der Stadtbibliothek ein sowie der Historische Verein und die Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde. Die Gesamtprojektkosten sollen sich auf 6,3 Millionen Euro belaufen.

Derzeit sichtbarstes Zeichen des Baufortschritts ist die äußere Fertigstellung des Magazin-Gebäudes: Hinter der Luisenschule an der Bert-Brecht-Straße ist ein Anbau entstanden, der künftig rund zehn Regalkilometer mit alten Akten aufnimmt. Er kommt ohne Tageslicht aus, benötigt aber konstante 18 Grad Celsius Raumtemperatur und gleichbleibende Luftfeuchtigkeit. Deshalb sind in die Fassaden keine Fenster, sondern hochformatige Luken eingelassen. Die Fassade wurde mit korrodierendem Stahl verkleidet. „Die Fassade wird weiterrosten und so ihr Aussehen ändern”, erklärt der verantwortliche Architekt Frank Ahlbrecht. Eine Stahlfassade deute auf den „Tresor-Charakter” des Gebäudes hin und unterstreiche die Bedeutung Essens als frühere Stahl-Stadt.

Kontakt:
Stadtarchiv Essen
Steeler Str. 29
45121 Essen
Telefon: 0201-88-41300
Telefax: 0201-88-41313
stadtarchiv@essen.de
www.stadtarchiv.essen.de

Info: Der Lesesaal des Essener Stadtarchivs ist seit dem 1. Juli 2009 aufgrund der umfangreichen Umzugsvorbereitungen für die Benutzung geschlossen.

Quelle: Martin Spletter, WAZ Essen, 10.9.2009

Dokumentation über die Familie Langenberg-Sprickmann

Vor einigen Tagen erhielt die Lemgoer Stadtarchivarin Dr. Anikó Szabó die Dokumentation der Familie Langenberg-Sprickmann für die Bestände des Stadtarchivs Lemgo. Eine Familiengeschichte, deren Anfänge bis ins Mittelalter nachgewiesen wird, erstellt vom Kaufmann Willi Langenberg aus Essen für seine Kinder.

Die Dokumentation enthält zahlreiche Ahnenlisten sowie Berichte zu den einzelnen Linien der Familie. Auch von der Hexenverfolgung in Lemgo blieb diese Familie nicht verschont. Margarete Schultze wurde am 9. November 1654 als Hexe hingerichtet. Der Prozess ist in einem eigenen Band erläutert. In Lemgo ist der Name Langenberg aber vielen durch den Widerstandskämpfer Willy Langenberg bekannt, der in der Familiengeschichte gleichfalls erwähnt wird und bereits Anfang der 1950er Jahre als Gegner und Opfer des Nationalsozialismus anerkannt worden ist.

Im Jahr 2000 erschien in der Reihe des Stadtarchivs „Forum Lemgo“ eine Studie des Historikers Dr. Eike Stiller, welche die Lebensgeschichte und den Widerstand von Langenberg wie auch den seiner Gruppe auf der Grundlage zahlreicher, zerstreut liegender Archivalien sowie mit Hilfe von Zeitzeugenberichte erforschte und würdigte.

Am 28. August 2009 kam Dr. med. Willi Langenberg, Willy Langenbergs Nachfahr, mit seiner Frau Dorette Sprickmann nach Lemgo. Dr. Eike Stiller und Archivleiterin Dr. Anikó Szabó führten sie an die historischen Stätten ihrer Familie in Lemgo und Lippe.

Das Ehepaar nutzte an diesem Tag gleichfalls die Gelegenheit, die Geschichte der Familie Langenberg in Anwesenheit von Bürgermeister Dr. Reiner Austermann für das Stadtarchiv als Depositum zu übereignen. Die Übergabe beweist die Verbundenheit des Paares mit Lemgo, gleichzeitig beweist die Dokumentation, auf welch lange Tradition diese Familie in Lemgo zurückblicken kann.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 32 75
stadtarchiv(at)lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Quelle: Alte Hansestadt Lemgo, Pressemitteilung, 9.9.2009

25 Jahre (im) Stadtarchiv Gütersloh

„Es bleibt spannend“, sagt Stephan Grimm. Die Stadtgeschichte sieht er als einen Prozess, der lebendiger daherkommt als mancher denkt. Als Archivar hütet Stephan Grimm mittlerweile seit 25 Jahren das Stadtarchiv Gütersloh als Gedächtnis der Stadt. Fast die Hälfte seines Lebens hat sich der 53-Jährige mit der Stadtgeschichte beschäftigt.

Er hat sich eingefuchst. Eine Vielzahl historischer Dokumente und Fotos ist durch seine Hände gegangen, er ist Gütersloh-belesen und kennt viele Geschichten und Fakten über Gütersloher Familien. Bei ihm bleibt keine Frage offen. Das Meiste weiß er aus dem Stand: Zum Beispiel, woher der Name Gütersloh kommt, nämlich vom „loh“, der gerodeten Fläche des „Gu(n)ter“. Bei Fragen zu besonderen Themen hat er ad hoc eine Idee, wo die Suche im Archiv ansetzen könnte. Dabei ist die Auswahl groß: Suchen kann man auf 250 Quadratmetern in 7.800 Druckschriften, 21.000 Fotos und Dias, 8.000 Büchern und Zeitschriften und in privaten Nachlässen. Dazu kommen Zeitungssammlungen: Eine Informationsquelle, die häufig genutzt wird.

Im Jahre 1984 waren sich Rat und Verwaltung einig: Ein Stadtarchivar und ein Stadtarchiv müssen her. In einem Leserbrief beklagte sich auch der damalige Pressesprecher Hans-Dieter Musch, dass er das Fehlen eines Stadtarchivs als Manko empfinde. Als Stadtarchivar kam Stephan Grimm, krempelte die Ärmel hoch und legte mit seiner Sichtung, Erfassung, Strukturierung und Auflistung der Materialien, die sich im Keller des Rathauses befanden, die Grundlage für ein Archiv, das 1986 in die Hohenzollerstraße 30a umzog. Hier baute Grimm kontinuierlich weitere Sammlungen auf und schon bald platzte das Archiv aus allen Nähten. Das Magazin wurde gebaut. „Ein Meilenstein“, sagt Stephan Grimm. Ausgerüstet mit Brandschutzmauer und einbruchsicher ist das Magazin heute ein guter Ort, um die Geschichte der Stadt aufzubewahren.

Da die Arbeit im Stadtarchiv nie ein Ende hat, weiß Stephan Grimm die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer besonders zu schätzen. „Ohne dieses Engagement wären viele Arbeiten längst nicht so weit fortgeschritten“, sagt Grimm. Ein Einzelkämpfer ist er trotzdem, denn er ist der einzig ausgebildete Archivar im Hause, der jetzt zum ersten Mal eine Fachkraft für Medieninformationsdienste ausbildet (siehe Bericht vom 19.8.2009).

Das kostbarste Stück im Archiv ist eine Urkunde aus dem Jahre 1658 zum Eigentum- und Nutzungsrecht der alten Amtsvogtei, die 1938 von den Nationalsozialisten abgebrannt wurde. Ein wertvolles Dokument ist zum Beispiel auch das Monats-, Dienst- und Wächtergeldregister von 1783, dass darüber Auskunft gibt, wie viele Mariengroschen die damals 290 Steuerpflichtigen in Gütersloh zahlen mussten. „Stadtgeschichte ist faszinierend“, meint Grimm, der ein besonderes Steckenpferd hat. Sein Faible sind Biographien. Der Gütersloher Bürgermeister Emil Mangelsdorf steht ganz oben auf der Liste. „Er war ein Glücksfall für die Stadt“, so Grimm.

Stephan Grimm ist Archivar mit Leib und Seele. “Das lässt einen nie los, auch im Urlaub nicht“, sagt Grimm. Wenn er im Auslandsurlaub ein Buch fürs Stadtarchiv ergattern kann, freut ihn das sehr. Und durch das Rathaus oder auch Privatarchive geht der Archivar niemals „nur so“. Stets ist seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, was mal von Bedeutung sein könnte, für die Erforschung der Stadtgeschichte.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Stephan Grimm
Hohenzollernstr. 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82-2302
Fax: 05241-82-2032
stephan.grimm@gt-net.de
www.stadtarchiv.guetersloh.de

Quelle: Stadt Gütersloh – Pressestelle, Pressemeldung, 8.9.2009

Einblicke ins Gießener Stadtarchiv

Bei einem neuerlichen Tag der offenen Tür am 5. September 2009 beantwortet Archivar Dr. Ludwig Brake zahlreiche Fragen zum Stadtarchiv Gießen, das sich seit Neuestem im Untergeschoss des neuen Rathauses am Berliner Platz befindet. Das Wegenetz im Verwaltungsgebäude ist unübersichtlich, Archivar Brake sorgt hingegen für Transparenz, unter anderem, indem er regelmäßig Besuchergruppen durch das Archiv führt (siehe Bericht vom 4.7.2008).

Die Bedingungen in den vollautomatisch klimatisierten Magazinen entsprechen den fachlichen Standards, für einen längeren Aufenthalt von Mitarbeitern sind die kühlen Räume daher nicht geeignet. Temperatur und Luftfeuchte sind auf den Erhalt der eingelagerten Dokumente abgestimmt, ebenso wie die Regalanlagen und die feuerfesten Schränke.

Als schönstes Stück des Archivs präsentiert Brake der Gruppe eine Urkunde aus dem 19. Jahrhundert, mit der dem ehemaligen Gießener Pastor Engel wegen seiner sozialen und kirchlichen Verdienste die Ehrenbürgerschaft der Stadt zugesprochen worden war. Besonders wertvoll ist hingegen die älteste erhaltene Stadturkunde Gießens aus dem Jahr 1325, durch die Landgraf Otto den Bürgern der Neustadt einst dieselben Rechte wie der Altstadt verliehen hatte. Im Vergleich zu anderen ist das Gießener Dokument relativ klein, vielleicht 20 Zentimeter lang und 10 Zentimeter hoch. Gießen habe zu Zeiten der Ausstellung der Urkunde nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um sich Repräsentatives leisten zu können, erläutert Brake den Grund.

Der Archivar gibt zu weiteren Fragen Auskunft, so zur Auslagerung des Archivs im Zweiten Weltkrieg, zu den Möglichkeiten einer Digitalisierung und zur Schutzverfilmung von Dokumenten.

Kontakt:
Stadtarchiv Gießen
Rodheimer Straße 33
35398 Gießen
Tel. 0641/306-1540
stadtarchiv@giessen.de
www.stadtarchiv.giessen.de

Quelle: Gießener Allgemeine, 6.9.2009

Studentinnen helfen bei moderner Informationsaufbereitung im Stadtarchiv Lemgo

Die Studentinnen Anja Henkel und Stephanie Kortyla unterstützen seit mehreren Wochen die Arbeiten im Stadtarchiv Lemgo. Anja Henkel studiert an der Universität Bielefeld Geschichte, Stephanie Kortyla an der Fachhochschule Potsdam Informationswissenschaft, Fachrichtung Archiv. Die beiden Studentinnen haben das Team des Lemgoer Stadtarchivs bei den täglich anfallenden Arbeiten in den vergangenen zwei Monaten erheblich entlastet. Sie recherchierten für Anfragen von auswärtigen Benutzern und kümmerten sich gemeinsam um die Neugestaltung der Zeitgeschichtlichen Sammlung, die Berichte regionaler Zeitungen seit den 1980er Jahren beinhaltet. Ob es sich um Themen des Sports, der Politik, von Kunst und Kultur oder um die der Kirche handelt – diese Dokumentation liefert zahlreiche Informationen von inzwischen fast drei Jahrzehnten.

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Foto von links: Anja Henkel und Stephanie Kortyla (Stadt Lemgo)

Anja Henkel hat die Überlieferung ehemaliger selbständiger Lemgoer Gemeinden bearbeitet, so dass nun das neu erstellte Findbuch zur Einsichtnahme bereit liegt. Des Weiteren setzte Anja Henkel die Erschließung der Schulbestände fort, die Stephanie Kortyla vor gut zwei Jahren begonnen hat. Stephanie Kortyla befindet sich erneut für ein mehrwöchiges Praktikum im Süsterhaus. Auch die angehende Archivarin leistete einen bedeutenden Beitrag der Ordnung und Verzeichnung von Nachlässen und Beständen, die dem Stadtarchiv in diesem Jahr zugegangen sind.

Informationsaufbereitung im Stadtarchiv – was bedeutet das? Die Studentinnen haben Dokumente aller Art geordnet und in die Archivdatenbank aufgenommen. Die Unterlagen erhielten einen Titel und Zeitangaben, sie wurden inhaltlich beschrieben und gegliedert. Im Ergebnis haben die Praktikantinnen moderne Findbücher erstellt. Gleichwohl kann bei Bedarf die Datenbank per Volltextrecherche durchsucht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs profitieren bereits davon, dass ein Großteil der klassischen Suchhilfen, die Findkarteien und Findbücher, in die Datenbank übertragen wurde.

In Zukunft sollen auch die Benutzer als Ergänzung zur klassischen Informationsermittlung in den neuen Findbüchern, selbst an einem Computer im Lesesaal des Stadtarchivs in den digital aufbereiteten Beständen recherchieren können. Langfristiges Ziel ist die digitale Erfassung aller Bestände, die dann nicht nur im Stadtarchiv, sondern über das Internet recherchierbar sein werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 32 75
stadtarchiv(at)lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Quelle: Stadt Lemgo, Pressemitteilung, 4.9.2009