Kooperation zwischen der Uni Potsdam und dem Jüdischen Museum Berlin

Das Jüdische Museum Berlin und die Universität Potsdam vereinbaren eine wissenschaftliche Kooperation. Ziel der Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Jüdische Studien der Universität Potsdam und den Museumsabteilungen Archiv und Sammlung ist eine engere Verzahnung von Wissenschaftsbetrieb und Museumspraxis. So sollen unter anderem Lehrveranstaltungen und Studienprojekte gemeinsam durchgeführt werden. Der Kooperationsvertrag wird am 10. Juli 2009 im Jüdischen Museum Berlin von der Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin, Cilly Kugelmann, und der Präsidentin der Universität Potsdam, Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, unterzeichnet. Bei einer anschließenden Pressekonferenz werden anhand von konkreten Beispielen die Felder der Zusammenarbeit erläutert. Vorgestellt werden ein Lehrprojekt zu Portraits von Juden im 18. Jahrhundert und ein Forschungsprojekt zum Fund einer Geniza aus Franken. Redner/innen sind Prof. Dr. Christoph Schulte, Institut für Jüdische Studien, Universität Potsdam, Inka Bertz, Leiterin der Kunstsammlung, Jüdisches Museum Berlin und Aubrey Pomerance, Archivleiter, Jüdisches Museum Berlin.

Das Institut für Jüdische Studien der Universität Potsdam ist mit über 300 Studierenden nicht nur das größte Institut in Deutschland, sondern auch eine der drei bedeutendsten universitären Einrichtungen für Jüdische Studien in der Europäischen Union. Es bietet neben einem breiten Forschungsprofil unter anderem eine Ausbildung von Rabbinern und jüdischen Kantoren an. Das Jüdische Museum Berlin ist das größte seiner Art in Europa und zählt jährlich mehr als 750.000 Besucher.

Die nun beschlossene wissenschaftliche Zusammenarbeit schärft und erweitert das Profil beider Institutionen. Studierende der Jüdischen Studien an der Universität Potsdam werden im Jüdischen Museum Berlin in die wissenschaftliche Praxis und in die konkrete Museumsarbeit eingeführt. Während sie sich in der Universität hauptsächlich mit Büchern und Texten beschäftigen, sind sie im Museum mit der materialen Kultur des Judentums konfrontiert – mit Gemälden, Graphiken, Fotografien, Ritual- und Alltagsgegenständen. Sie können Untersuchungen in den Sammlungen des Museums durchführen, diese Projekte medial dokumentieren, präsentieren und gegebenenfalls bis zur Ausstellungsreife weiterentwickeln. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums und der Universität forschen und lehren gemeinsam und fördern so den interdisziplinären Dialog und Wissenstransfer.

Kontakt
Institut für Jüdische Studien 
Universität Potsdam 
Prof. Dr. Christoph Schulte 
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam 
Tel.: 0331 / 977 – 1240 
schulte@uni-potsdam.de

Archiv des Jüdischen Museums Berlin
Aubrey Pomerance
Lindenstraße 9-14
10969 Berlin
Tel.: 030 / 259 93 556 
Fax: 030 / 259 93 409
a.pomerance@jmberlin.de

Quelle: Medieninformation der Universität Potsdam, 29.6.2009

Sonderausstellung zu Friedrich Schiller in der Universität Jena

Als die Universität Jena 1934 den Namen \“Friedrich-Schiller-Universität Jena\“ erhielt, geschah dies nicht nur im Andenken an einen großen deutschen Dichter. Schiller war – und ist bis heute – mehr für die Universität Jena: Hier war er außerdem Kollege und Lehrer, denn 1789 wurde er zum außerordentlichen Professor für Philosophie an der Alma Mater Jenensis berufen. Heute im Jahr 2009 wird Friedrich Schillers 250. Geburtstag gefeiert und zugleich der 75. Jahrestag der Namensgebung Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dies hat die Universität zum Anlass genommen, um vom 24. Juni bis 9. Juli 2009 eine Sonderausstellung unter dem Titel \“Patron Schiller\“ zu präsentieren. 

Erstmals werden zahlreiche kostbare Dokumente zu Schillers Tätigkeit als Professor der Universität zu sehen sein. So wird etwa seine Promotionsurkunde vom 28. April 1789 gezeigt. Ergänzt wird die Schau der Schiller-Originale durch Dokumente zur Namensgebung \“Friedrich-Schiller-Universität Jena\“. Auch diese Dokumente, wie die Urkunde zur Namensverleihung von 1934, werden erstmalig im Original der Öffentlichkeit präsentiert. Neben den Schriftstücken aus dem Universitätsarchiv runden Gemälde wie das großformatige Historienbild \“Schiller auf dem Wege zu seiner Antrittsvorlesung in das Griesbachhaus am 26. Mai 1789\“ des Jenaer Künstlers Erich Kuithan aus den Jahren 1909/10 die Präsentation ab. Darüber hinaus wird das Nachleben des Professors und Dichters dargestellt: durch rare Ausgaben von Schillerreden, Fotos der Ehrenpromotion von Thomas Mann am 15. Mai 1955, Schiller-Denkmäler gestern und heute, die Entwicklung des Schillerhauses zur Gedenkstätte und einiges mehr. Zusammengestellt wurde die Ausstellung vom Universitätsarchiv Jena und weiteren Partnern. Die Ausstellung ist montags bis samstags von 10-16 Uhr im Rektorberatungsraum des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1, 1. OG) zu sehen. 

Kontakt
Universitätsarchiv Jena
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena 
Tel.: 03641 / 9400 – 90 oder – 93
Fax: 03641 / 9400 – 92 
joachim.bauer@uni-jena.de 

Quelle: Pressemitteilung der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 24.6.2009

Rückkehr österreichischer Archivmaterialien aus Moskau

Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich (1938-1945) wurde zahlreiches Schriftgut, zu welchen Zwecken und unter welchen Umständen auch immer, aus dem ehemaligen österreichischen Staatsgebiet auf das Territorium des „Altreiches“ gebracht. Bei der Aussonderung der Bestände ging man keineswegs wahllos vor, sondern 
nahm gezielt Unterlagen mit, die etwa das Regime des Ständestaates mit dessen Verwaltung betrafen oder auch Unterlagen, um dem letzten Bundeskanzler in dessen Rolle beim missglückten NS-Putsch des Jahres 1934, in späterer Zeit den Prozess machen zu können. Aber auch zahlreiche aufgelöste Vereinigungen, private Unterlagen von nunmehr 
Verfolgten, die sich teils rechtszeitig durch Emigration der Vernichtungsmaschine entziehen konnten, teils dieser anheim fielen. Ein sehr breites Spektrum von Schriftgut, wie das Generalsekretariat der Vaterländischen Front, dem Bund „Blauer Adler“ zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, oder Unterlagen aus dem Besitz von Univ.-Prof. Dr. Ludwig Mises oder dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der Wiener Universität befanden sich, um einige Beispiele zu geben, darunter.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist nach der Konsolidierung der Verwaltung Österreich bemüht, zu eruieren, wohin diese und anderes Material gelangt sein könnte. Einerseits wurde lange angenommen, dass es dem Bombenkrieg auf deutschem Territorium zum Opfer gefallen sein könnte, anderseits wurde es in den Archiven der Deutschen Demokratischen Republik vermutet. Erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erhielten österreichische Forscher Zugang zum Moskauer „Sonderarchiv“, einem von Kriegsgefangenen errichteten Gebäude. Dort wurde das aus Berlin auf schlesische Schlösser und auf das Territorium des „Protektorates Böhmen und Mähren“, ausgelagerte österreichische Material verwahrt, nachdem es von der Roten Armee gesammelt und in die sowjetische Hauptstadt verbracht worden war. Diese Kenntnis, dass die Akten erhalten geblieben waren und ein erstes Verzeichnis von Gerhard Jagschitz und Stefan Karner über Beuteakten aus Österreich im Jahr 1996 ermöglichte in den folgenden Jahren durch die Liberalisierung des Archivzuganges in der Russischen Föderation, zahlreichen Historikerinnen und Historikern eine Einsichtnahme zu Forschungszwecken.

Ungefähr gleichzeitig begann das Österreichische Staatsarchiv mit Unterstützung des Bundeskanzleramtes, des österreichischen Außenministeriums und ganz besonders durch zahlreiche Hilfestellungen der österreichischen Botschaft in Moskau in bilateralen Verhandlungen mit der Russischen Föderation eine Rückführung des Aktenbestandes nach Österreich zu erreichen. Es galt die internationale Vorgabe des „Provenienzprinzips“ (Herkunftsprinzip) in die Wirklichkeit umzusetzen. Im Rahmen der ausgesprochen angenehm geführten Verhandlungen, konnte nunmehr ein großer Teil der nicht kleinen Liste, mit Zustimmung der Russischen Föderation am 15. Juni 2009 in das Österreichische Staatsarchiv zurückgebracht werden.

Am 23. Juni 2009 fand die feierliche Übergabe zwischen den Außenministern Michael Spindelegger und Sergej Lawrow statt. Symbolisch für die mehrere Tonnen schwere Ladung, die mit einem Sattelschlepper von Moskau nach Wien transportiert worden war, übergab der russische Außenminister seinem österreichischen Kollegen zwei Akten aus den Jahren 1937 und 1938. Doch die rund 11.000 Archivmappen sind nur ein Teil des nach Rußland verbrachten Aktenmaterials. Weitere Verhandlungen über die seinerzeit wegen Komplexität zurückgestellten noch offenen Materien sind also nötig, um unter anderem Unterlagen über die Israelitische Kultusgemeinde, die Paneuropa-Union sowie Freimaurer-Akten rückzuführen. Stephan Vavrik, zuständiger Abteilungsleiter im Außenministerium, hofft jedoch, dieses bis Ende 2010 über die Bühne gebracht zu haben.

Im Österreichischen Staatsarchiv wird das jetzt gelieferte Aktenmaterial in den nächsten Monaten einer detaillierten Sichtung unterzogen und die weitere Vorgehensweise durch die im Archiv tätigen Fachleute geklärt. Es ist nämlich noch völlig offen, ob die Archivalien wieder dort eingeordnet werden, woraus sie entnommen wurden oder ob sie eigenständig aufgestellt werden. Viele Fragen müssen hier in der nächsten Zeit noch geklärt werden. Für Herbst 2009 ist im Rahmen eines größeren Festaktes daran gedacht, nicht nur eine breite Öffentlichkeit von den Geschehnissen zu informieren, sondern auch den Dank des Staatsarchivs an alle hilfreich Beteiligten auszudrücken.

Kontakt
Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Minoritenplatz 1
A-1010 Wien
Tel.: +43-1 / 53115 – 2500
hhstapost@oesta.gv.at

Quelle: Lorenz Mikoletzky, Meldungen Österreichisches Staatsarchiv; Kurier.at, 23.6.2009

25 Jahre Hamburger Institut für Sozialforschung

1984 gründete Jan Philipp Reemtsma das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS). 2009 blicken wir auf 25 Jahre Forschung zurück und feiern den Geburtstag am 2. und 3. Juli 2009 mit der nicht-öffentlichen wissenschaftlichen Tagung "Im Blick der Nachbarn. Die Bundesrepublik nach sechzig Jahren".

Das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) ist eine unabhängige Stiftung, deren Mittelpunkt die wissenschaftliche Forschung bildet, die in drei Arbeitsbereichen organisiert ist. Gemeinsam arbeiten Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler, unter ihnen Historiker, Soziologen, Politologen und Philosophen, im Bereich empirischer Sozialforschung, historischer Analyse und sozialwissenschaftlicher Theoriebildung. In den vergangenen 25 Jahren wurden rund 80 Forschungsprojekte im HIS abgeschlossen. Bibliothek und Archiv des HIS ergänzen die Arbeiten der Wissenschaftler durch umfangreiche Recherchen und sind für die Öffentlichkeit zugänglich.

Seit 1992 erscheint die hauseigene Zeitschrift \“Mittelweg 36\“ und seit 1994 publiziert der Verlag \“Hamburger Edition\“ (nicht nur) die Ergebnisse der Forschungsarbeiten des Hauses. Gemeinsam initiieren sie kultur- und zeitkritische Debatten, die sich an den Themen des Hauses orientieren. Einem breiten Publikum wurde das Haus durch seine beiden – von 1999 bis 2004 präsentierten – Ausstellungen über die Verbrechen der Wehrmacht bekannt. Die beiden Ausstellungen wurden in mehr als 40 Orten gezeigt und hatten über eine Million Besucher. Aktuell stehen Themen wie der Wandel der Wohlfahrt- und Sozialstaatlichkeit, der alltägliche Antisemitismus und die Gesellschaftsgeschichte von Kriegen im Mittelpunkt der Forschungsinteressen.

Info: Tagungsprogramm

Donnerstag, 2. Juli 2009 um 14.00 Uhr: 
Begrüßung: Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Grußwort: Ole von Beust, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg

14.30 – 16.30 Uhr Panel I
Botschafter Janusz Reiter, ehemaliger Botschafter Polens in Deutschland und den USA: Die Rolle der Bundesrepublik in den voranschreitenden Transformationsprozessen des östlichen Europas

Prof. Dr. Michael Werner, Historiker, Leiter des Centre Interdisciplinaire d’Études et de Recherches sur l’Allemagne (CIERA) und Professor an der L\’École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), Paris: Freundschaft und Rivalität. Deutschland/Frankreich in der europäischen Nachbarschaft 

Moderation: Dr. Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung 

17.00 – 19.00 Uhr Panel II
György Dalos, Historiker, freier Schriftsteller, Berlin: Sechzig Jahre Nachkriegsgeschichte: Eine osteuropäische Perspektive auf Deutschland 

Prof. Dr. Gian Enrico Rusconi, Professor für Politik, Universität Turin und Direktor des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts, Trient: Ein Beobachter aus der anderen verspäteten Nation Europas betrachtet die Diskontinuitäten in der nationalen Einheit 

Moderation: Dr. Constanze Stelzenmüller, German Marshall Fund 

Freitag, 3. Juli 2009 um 10.00 Uhr: Begrüßung 

10.30 – 12.30 Uhr Panel III 

Prof. Dr. Peter J. Katzenstein, Walter S. Carpenter, Jr. Professor für International Studies an der Cornell University, Ithaca: Das korporatistische Modell der Bundesrepublik. Ein Rückblick? 

Prof. Dr. Gøsta Esping-Andersen, Professor für Soziologie, Universität Pompeu Fabra, Barcelona: Eine skandinavische Perspektive auf die Besonderheiten der deutschen Sozialstaatlichkeit als Bedingung eines modernen Entwicklungspfads´ 

Moderation: Dr. Gerhard Spörl, Der Spiegel 

14.00 – 16.00 Uhr Panel IV 

Prof. Dr. Anton Pelinka, Professor für Politikwissenschaft und Nationalismusstudien an der englischsprachigen Central European University, Budapest: Österreich, die Bundesrepublik und das neue Europa 

Botschafter Shimon Stein, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland: Die Verpflichtung der deutschen außen- und sicherheitspolitischen Optionen 

Moderation: Prof. Dr. Hans-Georg Soeffner, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 

16.00 – 16.30 Uhr Abschlussstatement 

Kontakt
Hamburger Institut für Sozialforschung
Mittelweg 36
20148 Hamburg 
Tel.: 040 / 414097 – 31 
Fax: 040 / 414097 – 11
his@his-online.de 

Quelle: Pressemitteilung des Hamburger Instituts für Sozialforschung, 22.6.2009

Spurensuche jüdischen Lebens in Siegburg

Im 15-jährigen Jubiläumsjahr der Gedenkstätte startet der Förderverein Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e.V. mit einer eigenen, kleinen Publikationsreihe, in der jeweils ein überschaubares und abgeschlossenes Thema aufgegriffen werden soll. Den Anfang hierfür macht die 24-seitige Broschüre „Spurensuche jüdischen Lebens am Beispiel der Siegburger Familie Rochmann“, initiiert und verfasst von Anette Hirzel, der Schulpfarrerin des Anno-Gymnasiums in Siegburg. Tatkräftig ihr zur Seite standen die beiden Schülerinnen Clara Rockstroh und Ludmilla Radke. Clara Rockstroh übernahm die Archiv- und Zeitzeugensuche, Ludmilla Radke die Recherche zum Reichsarbeitsdienstlager (RAD) in Much. Die Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ kann jeden Mittwoch von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr sowie jeden 3. Sonntag im Monat von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr besucht werden. Führungen sind auch außerhalb der genannten Zeiten möglich. 

Die Idee, der Familie Rochmann mit einer Dokumentation über ihr Leben und Sterben ihre Identität und damit ihre einzigartige menschliche Würde zurückzugeben und mit ihrer Geschichte stellvertretend allen ermordeten Juden in Siegburg und im Kreisgebiet ein lebendiges Gesicht zu geben, kam der evangelischen Schulpfarrerin bei einem Besuch des Children´s Memorial, dem Gedenkort in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, an dem der 1,5 Millionen ermordeten Kinder gedacht wird. Hier erklangen auch die Namen von Cilly Rosa, Kurt und Edith Rochmann aus Siegburg. „Denn eine anonyme Erinnerung birgt die Gefahr in sich, zu einem sinnentleerten Ritual zu degenerieren. Es ist der Mensch an sich, dessen Schicksal uns in der Erinnerung zu berühren vermag,…“, schreiben Michael Solf, MdL, Vorsitzender des Fördervereins, und Dr. Claudia Maria Arndt, Leiterin von Archiv und Wiss. Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises sowie Geschäftsführerin des Fördervereins in ihrem Vorwort zur vorliegenden Publikation. 

Die Präsentation der Broschüre erfolgte im Siegburger Walter-Mundorf-Stadion im Rahmen eines Sponsorenlaufs mit Kuchenverkauf, mit dem die beteiligten Schülerinnen und Schüler die Materialkosten für einen auch in Arbeit befindlichen Gedenkstein für die Familie Rochmann auf dem jüdischen Friedhof finanzieren wollen. Die Steinmetzarbeiten übernimmt der Siegburger Steinmetzmeister Markus Weisheit ehrenamtlich in Abstimmung mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden von Nordrhein und der Unteren Denkmalbehörde der Kreisstadt Siegburg. 

Info: Die Broschüre „Anette Hirzel: Spurensuche jüdischen Lebens am Beispiel der Siegburger Familie Rochmann. Siegburg 2009. (Gedenkschriften – Schriftenreihe des Fördervereins Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e.V. Hrsg. v. Claudia Maria Arndt; Heft 1)“, ISBN: 978-3-9813097-0-6, kostet 5 Euro und kann direkt beim Förderverein, Geschäftsstelle Archiv des Rhein-Sieg-Kreises oder im Buchhandel bezogen werden. 

Kontakt:
Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“
Archiv und Wiss. Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Tel.: 02241 / 13 – 2928
Fax: 02241 / 13 – 3271
gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de
archiv@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: Pressemeldung Rhein-Sieg-Kreis, 25.6.2009

Almanach zum Vorarlberger Gemeindejahr 2008 präsentiert

Zum letztjährigen Jubiläumsjahr \“200 Jahre Gemeindeorganisation in Vorarlberg 1808-2008\“ hat das Vorarlberger Landesarchiv Reden, Vorträge und Beiträge zusammengetragen und in einem Almanach dokumentiert. Die insgesamt 46 Beiträge zur Vergangenheit und Zukunft der Vorarlberger Gemeinden lieferten 26 namhafte Autorinnen  und Autoren. Das 464 Seiten  umfassende Buch wurde am 17. Juni 2009 im Landhaus in Bregenz von Landeshauptmann Herbert Sausgruber und  Gemeindeverbandspräsident Bürgermeister Wilfried Berchtold der Öffentlichkeit präsentiert. Ab sofort kann es im Landesarchiv erworben werden. Völlig kostenlos steht der Almanach allen Interessierten im Internet zur Verfügung. 

Der stattliche Band bietet zahlreiche neue Erkenntnisse über die Regionalgeschichte Vorarlbergs und ist nicht nur für  Historikerinnen und Historiker eine interessante Quelle zum Nachschlagen und Schmökern. Für Landeshauptmann  Herbert Sausgruber haben die vielen Aktivitäten im Gemeindejahr 2008 das Bewusstsein für die Gemeinde als Ort der  Identität wesentlich gestärkt. \“Die Bindung der Menschen zu ihren Kommunen wurde auf positive Art und Weise  beeinflusst", so Sausgruber. Seiner Ansicht nach hat die Beschäftigung mit dem Thema deutlich gemacht, dass sich das  Gemeindewesen als unterste Ebene der Verwaltungsgliederung bestens bewährt hat und noch immer bewährt.

Nur mit Hilfe der Gemeinden kann das Land sein Anliegen verwirklichen und in allen Teilen Vorarlbergs gleichwertige 
Lebensverhältnisse gewährleisten, lobte der Landeshauptmann die hohe Gestaltungskraft der 96 Vorarlberger Städte und  Gemeinden. So setzt die Vorarlberger Landesregierung viele Maßnahmen, um die Gemeinden beim Erhalt und weiteren  Ausbau ihrer Infrastrukturen optimal zu unterstützen. Das Land werde auch zukünftig ein verlässlicher Partner der  Kommunen bleiben, versprach Sausgruber.

Rund 20 Partner haben sich an der Veranstaltungsreihe zum Gemeindejahr 2008 beteiligt. Beleuchtet wurde nicht nur die 
historische Entwicklung der Gemeinden, sondern auch die starke Partnerschaft zwischen Land und Gemeinden sowie die  intensive Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander, die für Gemeindeverbandspräsident Wilfried Berchtold schon gut entwickelt ist. Der Weg soll konsequent fortgesetzt werden, denn der knappe Personalstand, die Zunahme der  Aufgaben, steigende qualitative Ansprüche an die Gemeinden als öffentliche Dienstleister sowie der zunehmende  Kostendruck machen es notwendig, zusätzliche Synergien zu suchen und zu nutzen, sagte Berchtold: \“Gemeindeautonomie  und Kooperation mit anderen Gemeinden stehen in keinem Widerspruch\“.

Kontakt
Vorarlberger Landesarchiv
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel.: +43 (0) 5574 / 511 – 45005
Fax: +43 (0) 5574 / 511 – 45095
landesarchiv@vorarlberg.at

Quelle: Presseaussendung Land Vorarlberg, 17.6.2009

Expertenanhörung zum Kölner Archiveinsturz

Die Expertenanhörung am 24. Juni 2009 zum Kölner Archiveinsturz und den Konsequenzen hat innerhalb des deutschen Archivwesens und darüber hinaus große Resonanz gefunden. Mehr als 160 Teilnehmer sind in Köln zusammengekommen, um aus angemessenem zeitlichen Abstand über die Konsequenzen aus dem Unglück zu beraten. Die Ergebnisse, die dabei erzielt wurden, werden in die fachliche Diskussion der Archive Eingang finden. Sie verdienen aber auch jenseits der Fachgemeinschaft Aufmerksamkeit, weil sie Handlungsorientierungen bereitstellen für die Träger der Archive und die Politik.

Drei Themenblöcke standen im Zentrum der Beratungen und wurden in drei unterschiedlichen Arbeitsgruppen beraten. Diskutiert wurden Normen und Standards
1. des Archivbaus
2. der Prävention und Notfallvorsorge in Archiven
3. der Sicherungsverfilmung und Digitalisierung von Archivgut

Die wichtigsten Erkenntnisse werden im Folgenden zunächst in Form von sieben Thesen zusammengefasst und anschließend für jeden Themenkomplex noch einmal ausführlicher erläutert.

I. Die Ergebnisse der Expertenanhörung in sieben Thesen

1. Die Normen zum Bau von Archiven benötigen keine grundsätzliche Änderung oder Ergänzung, sondern eine Konkretisierung im Einzelfall. Dazu zählen insbesondere standort- und gebäudespezifische Risikoanalysen. Die Bewertung von Risiken für Archivbauten und Schäden am Archivgut sind eine Daueraufgabe.

2. Nach dem Vier-Augen-Prinzip muss die Einhaltung baufachlicher Normen bei der Errichtung von Archivgebäuden sowohl durch den Bauherrn (unter Einbeziehung von Bauexperten) als auch durch eine unabhängige Bauaufsicht überwacht werden.

3. Als Konsequenz aus den Kölner Archiveinsturz ergeben sich wichtige Hinweise für die Fortentwicklung der Notfallplanung und -logistik, beispielsweise im Hinblick auf den Ordnungsverlust und die Fragmentierung von Archivgut.

4. Dem Beispiel einzelner Regionen und Städte folgend bedarf es vielerorts noch der Zusammenarbeit von Kultureinrichtungen in Notfallverbünden. Hierbei müssen die Archive nicht nur konzeptionell, sondern auch in der praktischen Umsetzung (Notfallübungen) weiter voranschreiten.

5. Obwohl Katastrophen wie die von Köln in großem Ausmaß zur Schädigung und teilweise auch zum Totalverlust von Archivgut führen, sind auf die Gesamtheit gesehen die Unterlagen in Archiven durch die „schleichende Katastrophe“ eines Zerfalls aus materialbedingten Gründen stärker betroffen. Zur Vorbeugung und Behebung solcher Schäden sind weiterhin geeignete Maßnahmen erforderlich, wie sie mit der Landesinitiative Substanzerhalt erfolgreich durchgeführt werden.

6. Nach dem gegenwärtigen Stand der Technik müssen Verfahren der Sicherungsreprographie nach wie vor auf dem Medium Mikrofilm basieren. Mit der weiteren technischen Entwicklung kann die Digitalisierung als Medium der Sicherung an Bedeutung gewinnen; bereits digital entstandene (born-digital) Dokumente können überhaupt nur digital gesichert werden.

7. Digitalisierungsmaßnahmen spielen eine große Rolle, um die Benutzbarkeit beschädigter oder zerstörter Bestände rasch wieder herzustellen. Hierzu hat das Land Mittel der Soforthilfe bereitgestellt, um Sicherungsfilme besonders wertvoller Archivbestände des Historischen Archivs zu digitalisieren. Im Falle von Köln wird angeregt, die Bemühungen um eine digitale Rekonstruktion des Stadtarchivs unter Beteiligung eines fachlichen Beirats aus Vertretern der Forschung zu unterstützen.

II. Archivbau (Arbeitsgruppe 1)

Mit der DIN ISO 11799 „Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut“ existiert eine Norm, die wesentliche Rahmenbedingungen für die Errichtung von Archivbauten absteckt. An dieser Norm besteht auch nach den Erfahrungen aus Köln kein grundsätzlicher Änderungsbedarf. Da aber die Norm nicht alles im Detail regelt und regeln kann, bedarf es im Einzelfall stets einer Konkretisierung der Norm. Für jeden Archivbau muss eine standort- und gebäudebezogene Risikoanalyse erstellt werden, deren Erkenntnisse den Bauprozess steuern und über die Fertigstellung hinaus fortgeschrieben werden müssen. Den Einheits-Archivbau nach dem Muster von Bahnhofsbauten im 19. Jahrhundert kann es deshalb, wie der Präsident des Bundesarchivs, Hartmut Weber, betonte, nicht geben. Vor allem bei Zielkonflikten, die z. B. zwischen den normativen Forderungen der DIN ISO 11799 und dem berechtigten Wunsch der Archive nach guter Erreichbarkeit bestehen, gilt es zu prüfen, welche Sicherheitsmaßnahmen im konkreten Fall zu ergreifen sind. Bei jedem Gebäude ist darüber hinaus im Sinne einer nachhaltigen Kontrolle durch regelmäßige Inspektionen der Zustand zu überprüfen und die Bausicherheit auf diese Weise dauerhaft zu garantieren. Dabei gibt die DIN-ISO-Norm sowohl für die Bauplanung als auch für das fortlaufende Monitoring nicht den einzigen Maßstab ab. Christian Schramm, Präsident der Architektenkammer NRW, hat darauf hingewiesen, dass erst in der Zusammenschau der DIN-ISO-Norm mit den Landesbauordnungen und weiteren Sonderbestimmungen ein „enges Regelgeflecht für die Sicherheit von Gebäuden“ vorliegt. Verantwortlich dafür, dass dieses Regelwerk eingehalten wird, ist zunächst der Bauherr. Er muss sich, um seine Aufgabe verantwortungsvoll wahrnehmen zu können, der Hilfe „qualifizierter Planer" bedienen. Dies sind Architekten, Fachingenieure und nicht zuletzt die Bauleiter, denen nach den Worten von Schramm besondere Bedeutung zukommt. Heinrich Bökamp, Leiter der Ingenieurkammer NRW, hat gefordert, dass bei der Sicherheitsprüfung von Archivbauten der Gesichtspunkt fachlicher Qualität die höchste Priorität haben muss. Leistung müsse vor Preis gehe. Unabdingbar ist nach Aussagen Bökamps zudem, dass die Einhaltung der baufachlichen Standards nicht nur von Seiten des Bauherrn, sondern nach dem Vier-Augen-Prinzip zusätzlich auch durch eine unabhängige Bauaufsicht überprüft wird. Wer sich anmaßt, sich selbst überwachen zu können, sei, so Bökamp, auf einem verhängnisvollen Irrweg.

III. Prävention und Notfallvorsorge in Archiven (Arbeitsgruppe 2)

Für Archive, Bibliotheken, Museen und andere Kultureinrichtungen gibt es zahlreiche Handreichungen, Praxisberichte und Empfehlungen zur Notfallprävention. Der Bestandserhaltungsausschuss der Archivreferentenkonferenz des Bundes und der Länder hat seine umfassenden Empfehlungen zur „Notfallvorsorge in Archiven“ zuletzt im August 2007 aktualisiert. Ein Unglück wie das von Köln ist in diesen Empfehlungen bislang allenfalls am Rande berücksichtigt, weil Kriege, Terroranschläge oder Erdbeben, die bislang als auslösende Faktoren für ein Unglück dieses Ausmaßes in Betracht gezogen wurden, im Vergleich zu Havarien, Hochwasser oder Bränden nur eine sehr geringe Eintrittswahrscheinlichkeit haben. In diesem Punkt besteht nach den Erfahrungen aus Köln Fortschreibungsbedarf für die Empfehlungen, vor allem bei den Fragen der Verpackung und Ordnung von Archivgut sowie bei der Planung von Handlungsabläufen im Notfall. Archivgut muss möglichst robust verpackt und fest formiert gelagert werden; das Verpackungsmaterial sollte säurefrei, alterungsbeständig und in Form und Farbe wasserstabil sein. Wegen des Ordnungsverlustes und der Fragmentierung von Archivgut ist nach den Erfahrungen von Köln besonderer Wert darauf zu legen, die Ordnung des Archivguts auch nach einem Katastrophenfall transparent und rekonstruierbar zu halten. Findhilfsmittel und Lagerungsübersichten müssen zu diesem Zweck besonders gesichert werden (durch Einbeziehung in die Sicherungsverfilmung und Retrokonversion); die innere Ordnung von Beständen muss nachvollziehbar sein, ggf. durch Einführung von Mehrfach-Identifikatoren, die über eine Signatur auf dem Aktendeckel hinausgehen. Für den betrieblichen Ablauf der Notfallvorsorge ist der weitere Aufbau von Notfallverbünden mit fest abgestimmten Kommunikations- und Kompetenzstrukturen unerlässlich. Diese Aufgabe müssen die Archive nicht nur konzeptionell, sondern verstärkt auch in der praktischen Umsetzung angehen. Um die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu erhöhen, ist zudem die regelmäßige Übung wichtig. Dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Benutzer das Kölner Stadtarchiv rechtzeitig verlassen konnten, ist nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass eine Evakuierung des Gebäudes kurz vor dem Einsturz geprobt worden war.

Trotz vieler wichtiger Erfahrungen aus der Kölner Katastrophe kann es keine Patentlösung zur Notfallvorsorge geben. Die jeweils besondere Situation der einzelnen Archive erfordert nicht nur beim Bau, sondern auch in der Notfallvorsorge individuelle Risikoprofile, an denen sich das Risikomanagement als laufende Aufgabe orientieren kann.

Festgehalten werden muss schließlich noch: Alle Maßnahmen der Notfallvorsorge sind für den Fall plötzlich eintretender Katastrophen ausgelegt. Diese stehen auch im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung. Dass es daneben auch „schleichende Katastrophen“ wie den Zerfall und die Zersetzung durch schlechte Inhaltsstoffe in Papier gibt, darauf haben sowohl Frau Haberditzl vom Landesarchiv Baden-Württemberg als auch Frau Bülow, Leiterin der Abteilung Bestandserhaltung im Londoner National Archives, und der Präsident des Bundesarchivs Hartmut Weber hingewiesen. Als präventive Maßnahme ist deshalb die Einhaltung eines geeigneten Klimas und Sauberkeit in den Magazinen der Archive besonders wichtig. Dort, wo bereits Schädigungen eingetreten sind, müssen Konservierungsmaßnahmen ergriffen werden. Die Landesinitiative Substanzerhalt in Nordrhein-Westfalen wurde in diesem Zusammenhang vom Präsidenten des Bundesarchivs ausdrücklich hervorgehoben.

IV. Sicherungsverfilmung und Digitalisierung (Arbeitsgruppe 3)

Eine Sicherung von Archivgut durch Reprographie bietet die Gewähr dafür, dass im Falle einer Beschädigung oder gar eines Verlusts der Originale zumindest der Informationsgehalt der Unterlagen relativ rasch wieder verfügbar und zugänglich gemacht werden kann. Nach heutigem Stand der Technik müssen Verfahren der Sicherungsreprographie auf dem Medium des Films basieren. Digitalisierungsmaßnahmen für Zwecke der Benutzung können von diesen Filmen ihren Ausgang nehmen. Insofern bilden Sicherungsverfilmung und Digitalisierung keine Gegensätze, sondern ergänzen einander. Strategische Überlegungen zur Planung von Digitalisierungsprojekten müssen entlang einer Priorisierung erfolgen. Das Interesse der Forschung, die Nutzungsfrequenz und die Gefährdung des Bestandes durch endogenen Zerfall können Kriterien für eine solche Priorisierung sein. Die Sondersituation in Köln, wo fast alle Originale über längere Zeit nicht benutzbar sein werden, macht zwangsläufig besondere und spezifische Ansätze der Digitalisierung notwendig. Diese Situation bietet auch eine Chance, neue Wege auf diesem Feld zu erproben. Das von Andreas Rutz (Universität Bonn) und anderen initiierte "Digitale Historische Archiv Köln", in das Benutzer selbst Reproduktionen von Kölner Archivgut online einstellen können, ist ein Beispiel, wie schon innerhalb weniger Tage nach dem Unglück von Köln, digitalisierte Archivalien und digitalisierte Sekundärüberlieferung im Internet zugänglich gemacht wurden. Durch die Einbeziehungen von Web 2.0-Funktionalitäten bietet dieses "Digitale Archiv", das mit dem Kölner Stadtarchiv inzwischen einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat, die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Archiven und der nutzenden Forschung. Dieser kooperative Ansatz könnte weiter ausgebaut werden zu einem fachlichen Beirat, der den Wiederaufbau und die digitale Rekonstruktion des Historischen Archivs der Stadt Köln langfristig begleitet. Auf diese Weise böte sich eine Chance, die zuletzt gelockerte Verbindung von Archiven und Geschichtswissenschaft wieder zu festigen und auch Mittel aus der Forschungsförderung, z. B. der Deutschen Forschungsgemeinschaft, für die Archive nutzbar zu machen.

Die gesammelten Ergebnisse der Expertenanhörung zum Kölner Archiveinsturz werden in ausführlicher Form in einer Publikation des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen veröffentlicht werden. Diese Publikation, die zum Deutschen Archivtag im September vorliegen soll, wird wichtige Hauptbeiträge der Veranstaltung im Volltext, andere Beiträge sowie die Diskussion in zusammengefasster Form enthalten.

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze
Dr. Andreas Pilger
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159 238 201
Fax 0211 – 159 238 111
andreas.pilger@lav.nrw.de

Quelle: LAV NRW, Pressemitteilung, 25.6.2009

Das Bistum Trier im Nationalsozialismus

„Das Bistum Trier im Nationalsozialismus aus der Sicht von Partei und Staat“ ist der Titel eines Buches, das der Historiker Peter Brommer am Montag, 6. Juli 2009 um 19 Uhr im Trierer Dom- und Diözesanmuseum vorstellen wird. Brommer, Archivdirektor im Landeshauptarchiv Koblenz, zeigt anhand bisher unbekannter Archiv-Dokumente die Lage der katholischen Kirche im Bistum Trier während der Zeit des Dritten Reichs von 1933 bis 1945. Die Quellenpublikation dokumentiert mit bisher unveröffentlichten Quellen, wie Staat und Partei die Arbeit kirchlicher Einrichtungen und Vereine behinderten, wie die Bespitzelung kirchlicher Kreise vonstatten ging und wie die Prozesswelle gegen Geistliche, Klöster und den Bischof organisiert wurde. Auch Beispiele des Widerstands vor allem durch Pfarrer werden aufgezeigt.

Info:
Peter Brommer: Das Bistum Trier im Nationalsozialismus aus der Sicht von Partei und Staat. Quellenpublikation. (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Band 126), 680 Seiten, Mainz 2009. Das Buch wird an diesem Abend nur 30 Euro statt später 45 Euro kosten. 

Kontakt
Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Trier
Windstraße 6-8
54290 Trier
Tel.: 0651 / 7105 – 255
Fax: 0651 / 7105 – 348
museum@bgv-trier.de

Quelle: Bistum Trier Aktuell, 24.6.2009

Forschungsprojekt Arisierung und Wiedergutmachung in Mannheim

Im Juli 2009 startet ein Projekt, das sich umfassend mit der Erforschung von “Arisierung“ und Wiedergutmachung in Mannheim während des Zeitraums von 1933 bis 1969 beschäftigt. Die Studie wird vom Lehrstuhl für Neuere und Neuste Geschichte der Universität Mannheim in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte durchgeführt. Es ist das erste Forschungsprojekt in Baden-Württemberg, welches die beiden bisher getrennt voneinander betrachteten Themenstränge „Arisierung“ unter nationalsozialistischer Diktatur und Wiedergutmachung nach dem Zweiten Weltkrieg konzeptionell miteinander verknüpft und wissenschaftlich aufarbeitet. Die Mannheimer Studie betritt hier in besonderem Maße wissenschaftliches Neuland und liefert an einem lokalen Beispiel weiterführende Erkenntnisse.

Ziel des Forschungsvorhabens ist die umfassende Aufarbeitung der Verdrängung der Juden aus dem Mannheimer Wirtschaftsleben. Dem Forschungsvorhaben ist insbesondere daran gelegen, das Verhältnis von ideologischen und wirtschaftlichen Motiven hinter der „Arisierung“ aufzuklären, lokale Prozesse der Verdrängung aus dem Wirtschaftsleben in seinen verschiedenen Phasen zu analysieren und herauszufinden, inwieweit örtliche Stellen und Personen der Landes- und Reichspolitik vorauseilten oder folgten. Daran anknüpfend zielt es darauf ab, die geschichtswissenschaftlichen Fragen zur Wiedergutmachung ab 1945 in ihrer politischen, juristischen und gesellschaftlichen Dimension zu ergründen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Untersuchung der Praxis in Mannheim gelegt. Das Forschungsprojekt stützt sich sowohl auf Quellen in öffentlichen als auch in privaten Archiven. Aufgrund der engen Verquickung von Staat, Stadt und Wirtschaft in der NS-Zeit lassen sich auf diese Weise die Vorgänge einschließlich des Handelns der Firmen und Privatpersonen bestmöglich rekonstruieren.

Das Gesamtvolumen des Forschungsprojektes beträgt ca. 200.000 €. Die Stadt Mannheim beteiligt sich mit 35.000 € daran. Weitere 150.000 € bis 170.000 € sollen durch private Spenden aus der Mannheimer Wirtschaft und Stiftungen aufgebracht werden. Insbesondere die Heinrich-Vetter und Wilhelm-Müller-Stiftung sowie Wirtschaftsverbände wie zum Beispiel die IHK haben eine finanzielle Unterstützung des Projektes bereits fest zugesichert. Stadt und Wirtschaft Mannheims nehmen mit ihrer Unterstützung für diese historische Untersuchung eine Vorreiterrolle ein. Keine größere Stadt in Baden-Württemberg hat die Geschichte der Arisierung oder Wiedergutmachung bislang gründlicher erforscht. Der Standort Mannheim stellt sich damit nicht nur seiner Vergangenheit, sondern leistet auch einen Beitrag zum verantwortungsbewussten Handeln.

Das in enger Kooperation mit dem Stadtarchiv Mannheim durchgeführte Forschungsvorhaben steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Johannes Paulmann, dem Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Mannheim. Frau Dr. Christiane Fritsch, eine für die Zeit des Nationalsozialismus als auch des Kalten Krieges ausgewiesene Wissenschaftlerin, betreut das Projekt. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Bürgermeister Michael Grötsch appellieren gleichermaßen an Privatpersonen und Unternehmen, sofern diese Unterlagen zu diesem Themenkomplex besitzen oder sich an dem Projekt beteiligen möchten, sich entweder mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. J. Paulmann oder mit Dr. Ulrich Nieß, dem Leiter des Stadtarchivs – ISG in Verbindung zu setzen.

Kontakt
Historisches Institut 
Universität Mannheim 
Prof. Dr. Johannes Paulmann 
68131 Mannheim 
Tel.: 0621 / 181 – 2260 oder – 2255 
Fax: 0621 / 181 – 2254 
j.paulmann@uni-mannheim.de 

Stadtarchiv Mannheim 
Collinistraße 1 
Dr. Ulrich Nieß 
68161 Mannheim 
Tel.: 0621 / 293 – 7025 
Fax: 0621 / 293 – 7476 
ulrich.niess@mannheim.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Mannheim, 23.6. 2009

Johanna Schopenhauers Testament

Das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main hat das Testament von Johanna Schopenhauer aus dem Jahre 1830 erworben. Damit steht der internationalen Schopenhauer-Forschung ein weiteres wichtiges Dokument zur Geschichte der berühmten Familie aus dem 19. Jahrhundert zur Verfügung.

Das Testament wurde Anfang Juni von dem Antiquariat Susanne Koppel in Hamburg angekauft. Es belegt, dass die 1766 in Danzig geborene Johanna Schopenhauer, Mutter des berühmten Frankfurter Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) ihre Tochter Adele (1797-1848) als Alleinerbin eingesetzt hat. Das Dokument gibt zudem wertvolle Hinweise auf die schlechte wirtschaftliche Situation von Johanna. So sei sie „wohl überzeugt, dass sie [Adele] durch diese Erbschaft nicht entschädigt wird, für den Verlust den sie an ihrem meiner Verwaltung anvertrautem väterlichem Vermögen erlitten hat.“

Im Jahre 1819 geriet das Handelshaus Abraham Ludwig Muhl & Co., bei dem Johanna Schopenhauer ihr ganzes Vermögen angelegt hatte, in Zahlungsschwierigkeiten. Beim anschließenden Vergleich verlor sie 70 Prozent ihres Vermögens. Ihr Sohn Arthur, der sich vorher den Anteil am väterlichen Erbe hatte auszahlen lassen, verweigerte die Unterstützung. Sie musste sich jetzt selbst um ihre Einkünfte sorgen. Ihre Schriftstellerei wurde zu einer wichtigen Einkommensquelle. Sie veröffentlichte Reiseerzählungen, Romane und Novellen.

Auf Adeles Drängen willigte Johanna ein, nach Bonn umzuziehen. Das Vorhaben scheiterte an den hohen Mieten in Bonn, daher zogen sie erst nach Unkel am Rhein, und verbrachten nur die Wintermonate in Bonn, bis sie 1832 ganzjährig dorthin übersiedelte. Johannas Gesundheit verschlechterte sich, worunter ihre schriftstellerische Tätigkeit litt und die finanzielle Situation sich weiter verschärfte. Kurz vor ihrem Tod 1838 verfasste sie ein letztes Testament und zog nach Jena, wo sie nach wenigen Wochen in Armut verstarb.

Das Testament vom 12. April 1830 mit der neuen Signatur Schop XXVI, 43 ist sehr gut erhalten. Das Doppelblatt mit rotem Lacksiegel wurde handschriftlich verfasst. Die Seiten sind rechts bestoßen und haben eine Knickfalte. Am Zeilenende wird „Johanna Henriette verwitwete Schopenhauer geborene Trosiener“ genannt.

Das Archivzentrum freut sich, – neben der im Mai des vergangenen Jahres erworbenen Urkunde des Handelshauses Muhl & Co – ein weiteres zentrales Dokument zur wissenschaftlichen Untersuchung des schwierigen Verhältnisses von Arthur Schopenhauer zu seiner Mutter Johanna in seinen Beständen zu wissen, was zudem ein bedeutendes Exponat der Jubiläumsausstellung zum 150-jährigen Todestag des berühmten Frankfurter Philosophen im September des kommenden Jahres sein wird. Das Testament und zahlreiche weitere originale Dokumente der Familie Schopenhauer können bis dahin von Montag bis Freitags jeweils von 9:30 – 16:30 h nach Voranmeldung und im Rahmen der Benutzungsordnung eingehend untersucht werden.

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Leiter des Archivzentrums
Leiter der Frankfurt-Abteilung
Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main

Quelle: Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Pressemitteilung, Frankfurt am Main, 24.6.2009