Schwandorfer „Nummerntaferln“ nahezu komplett

Museumsleiterin Eva-Maria Kutzer stöberte mit Stadtbediensteten auf dem Dachboden des alten Rathauses, dem Pfleghof, in Schwandorf herum. Hinter einem Bretterverschlag entdeckten sie Spannendes und Einmaliges. Alte Schwandorfer „Nummerntaferln“ samt zugehöriger Karteikarten. In seiner Vollständigkeit für Archivare und Stadthistoriker ein Fund von unschätzbarem Wert.

Archivar Josef Fischer hat erst einige wenige dieser bleischweren, zum Teil emaillierten Blechtafeln „geborgen“, gewaschen und dazu ein paar Karteikarten gesichtet. Er sitzt momentan mehr oder weniger auf Umzugskisten. Denn das Stadtarchiv zieht ebenfalls vom Pfleghof in das neue Rathaus um, zwar früher als alle anderen und wahrscheinlich auch länger. Am 2. Dezember, gut zwei Wochen vor der Verwaltung, werden die ersten stadtgeschichtlichen Dokumente ihren Standort wechseln.

Kompakte Drehregale

Wie lange es dauert, bis im Keller des früheren Elisabethenheimes alles an Ort und Stelle ist, vermag Fischer nicht zu prognostizieren. Die Archivleute packen „ihre Schätze“ selber ein und räumen sie gleich in die kompakten, platzsparenden Drehregale. Die Archivräume im Westflügel des Rathauses sind über einen Nebeneingang zu erreichen.

Für Besucher – das Archiv kann jedermann nutzen – wird ein Leseraum eingerichtet. Im Frühjahr 2004 plant der Stadtarchivar eine Führung. „Viele Bürger wissen gar nicht, was wir alles haben, Dokumente von der Stadt, der Großen Kreisstadt und allen einst selbstständigen Ortsteilen“. Ihm fallen da zum Beispiel die Notenlisten der Klardorfer Schule ein, die bis ins Jahr 1872 zurückgehen. Das bisher auf verschiedene Orte verteilte Archivmaterial wird im neuen Rathaus erstmals zusammengeführt. „Das heißt aber noch nicht, dass alles ausgewertet oder bewertet ist,“ sagt Fischer.

Alles aufgehoben

Vor Überraschungen ist Fischer nie gefeit. Größere dürfte der Dachboden des alten Rathauses aber nicht mehr bergen. Fischer weiß allerdings inzwischen eines: „Weggeworfen hat die Stadt praktisch nichts. Die Kennzeichen und die Unterlagen wurden dort oben aufgehoben oder möglicherweise entsorgt, auf jeden Fall vergessen“.

„E 5001“ bis „e 5100“

Die Schilder jetzt aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Drecksarbeit. Schutt, Asche und Staub von Jahrzehnten haben den Mantel der Stadtgeschichte über die Dokumente gebreitet lassen nicht einmal ahnen, was auf den Tafeln steht. Schwandorfer Kraftfahrzeuge trugen zu Beginn der Motorisierung die Kombination „E 5001“ bis „E 5100“. Das steht fest. Das hat Fischer schon vor der Dachbodenentdeckung gewusst und zwar seit 22. Juli diesen Jahres.

Der Sammler von Hameln

Im Juli hat ein Sammler aus Hameln bei Fischer wegen Kennzeichen aus dem Deutschen Reich nachgefragt und ihm das mitgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt wusste Fischer aber noch nichts von den „Nummerntaferln“. Er geht davon aus, dass die Dokumente nahezu vollständig sind und eine stadthistorische Lücke schließen. Eines zeigt sich bereits: Geschäftsleute und Ärzte konnten sich motorisierte Fahrzeuge leisten.

Der Sammler hätte Fischer den neuen Fund gleich komplett abgekauft. Den gibt er aber nicht her. Nur Eva-Maria Kutzer bekommt die „Nummerntaferln“ für das Museumsdepot und den Dachziegel von der „Thonwarenfabrik Schwandorf“, der unter den Kennzeichen lag, ebenso. Aber sie muss sich noch gedulden.

Kontakt:
Stadtarchiv Schwandorf (Bayern), Stadtverwaltung
Kirchengasse 1
92421 Schwandorf (Bayern)
Tel.: (09431) 45-129
Fax: (09431) 3597
Email: info@schwandorf.de
Web: http://www.schwandorf.de
 
Quelle: Oberpfalznetz, 26.11.2003

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