Hausstandsbücher und mehr im Stadtarchiv Datteln

Die Familie Johannes, Klara und Hannelore Hermes wohnte im Jahre 1922 an der Castroper Straße. Wer sich davon überzeugen will, hat hierzu auch 83 Jahre danach die Möglichkeit. Denn solche Daten findet man unter der Rubrik "Hausstandsbücher" im Stadtarchiv Datteln.

Das sei kein totes Lagermaterial, sondern es werde auch heute noch genutzt, wenn jemand etwas über seine Abstammung wissen möchte, oder wenn er Unterlagen für seine Rente brauche, erläutert Rosemarie Schloßer, die nicht nur das Hermann-Grochtmann-Museum leitet, sondern auch für das Stadtarchiv verantwortlich ist.

Beide Einrichtungen haben etwas mit Geschichte und damit mit akribischem Sammeln zu tun. Während die Bestandspflege für das Museum eine freiwillige Leistung ist, gehört die Pflege des städtischen Archivs zu den Pflichtaufgaben einer Kommune. Da kommt im Laufe der Jahrzehnte einiges an Dokumenten zusammen. Das Archiv platze inzwischen aus allen Nähten, so Rosemarie Schloßer.

Die Räumlichkeiten an der Kolpingstraße, wo unter anderem alte Zeitungsbände lagern, der Keller in der Hauptschule Hagem und Räume an den Berufsbildenden Schulen (für das Bildarchiv) reichen nicht nur kaum noch aus. Deswegen müsse während der Arbeitszeit ständig hin und her gependelt werden, erläutert Rosemarie Schloßer und begründet damit zugleich, dass es unter diesen Gegebenheit durchaus passieren kann, dass sie nicht in ihrem Büro zu erreichen ist. Bürgerfreundlicher wäre es natürlich, wenn die Unterlagen an einem Ort gelagert werden könnten, doch hierzu gibt es (noch) keine Möglichkeit.

Im Keller der Hagemer Schule findet man unter anderem alle Akten aus den Fachämtern. Dazu gehören auch alte Protokolle und Mitschriften von Ratssitzungen. Die Entscheidung darüber treffen nicht die Mitarbeiter in den Ämtern, sondern ist allein Aufgabe der "Archivhüter".

Die Schriftstücke müssen erst lagerfähig gemacht werden; Klammern dürfen zum Beispiel nicht mehr an dem Papier sein, weil es dadurch zu Beschädigungen kommen könnte. Die gesichteten und aufgearbeiteten Akten kommen in säurefreie Kartons, die mit Archivierungsnummern versehen sind, um jederzeit mit ein paar Handgriffen aus den Regalen genommen werden zu können, wenn etwas nachgeschlagen werden muss.

In den Kellerräumen laufen rund um die Uhr elektrische Geräte, die dafür sorgen, dass die Luftfeuchtigkeit konstant bleibt. Ein Einhalten der klimatischen Bedingungen ist Voraussetzung dafür, dass das Papier nicht verwittert. Übrigens – die alten Dokumente, fein säuberlich mit kaligrafisch anmutenden Handschriften geführt, sind haltbarer als die Schriftstücke auf Recyclingpapier.

Im Schulkeller türmen sich aber nicht nur alte Aktenberge. Dort befinden sich auch Sammelstücke für das Hermann-Grochtmann-Museum. Wer darin stöbert, fühlt sich rasch in alte Zeiten zurück versetzt.

Quelle: Norbert Schmitz, WAZ, 8.2.2005

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