Blick ins Bornhöveder Amtsarchiv

Als der Bornhöveder Amtsleiter Ernst Timm 2001 in den Ruhestand ging, bot er der Gemeinde an, ehrenamtlich ein Amtsarchiv für die Gemeinde Bornhöved aufzubauen und zu pflegen. Das 1992 vom Land Schleswig-Holstein erstmals verabschiedete Archivgesetz sieht dabei drei Möglichkeiten zur Umsetzung solch eines Archivs vor: Jedes Amt oder jede Gemeinde legt ein eigenes Archiv an. Oder es wird ein Gemeinschaftsarchiv mit anderen Körperschaften, wie z.B. in Schwarzenbek, eingerichtet. Die dritte Alternative ist, alle archivwürdigen Unterlagen im Landesarchiv Schleswig zu lagern.

Man entschied sich in Bornhöved für das eigenständige Archiv vor Ort, interessierten Bürgern einen kurzen Weg zu ermöglichen. Viele Akten haben sich in den letzten 13 Jahren angesammelt, die Timm nun für archivwürdig befindet oder auch nicht. Wenn das Dokument den Auswahlkriterien entspricht, müssen alle Büro- und Heftklammern oder andere metallische Teile entfernt werden. Die ältesten Dokumente sind vermutlich die Parzellierungspläne um 1770, die vor rund 28 Jahren zufällig auf dem Dachboden der Bornhöveder Kirche gefunden wurden. Nachdem die Preußen die Leibeigenschaft beendet und eigenständige Gemeinden geschaffen hatten, standen anfangs die Ländereien allen Bauern zur Verfügung. Dann wurden Flurstücksgrenzen gezogen und jeder Bauer erhielt seine Scholle zugeteilt. Diese Parzellierung und Vermarkung des Landes sind in den Plänen festgehalten. 

Zur Zeit ist der 69-jährige Ernst Timm dabei, ein Findbuch anzulegen. Alle Schlagworte, die in einer Gemeinde vorkommen können, sind in diesem Buch enthalten, welches dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird, so dass interessierte Bürger Einsicht in die Akten haben können.

Kontakt:
Amt Bornhöved 
Lindenstraße 5 
24619 Bornhöved 
Telefon: 04323/9077–0 
Fax: 04323/9077–27 
info@amt-bornhoeved.de

Quelle: Silvie Domann, Lübecker Nachrichten, 29.7.2005

Schwarzenbeker Chronik erscheint im September

Die Archivgemeinschaft der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg, der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest besteht seit zwei Jahrzehnten. Die Archivgemeinschaft galt von Anfang an als Modelleinrichtung und wurde damals landesweit auf Informationsveranstaltungen vorgestellt. Maßgeblich beteiligt war das Landesarchiv Schleswig. Inzwischen gibt es weitere Kooperationsmodelle, die im 1992 erlassenen Landesarchivgesetz verankert sind.

Inzwischen sind alle Archive der an der Archivgemeinschaft beteiligten Städte und Gemeinden eingerichtet und werden kontinuierlich mit Verwaltungsunterlagen und Dokumenten aus privaten Sammlungen ergänzt. \“Die Archive nehmen ihre Aufgabe als öffentliches Gedächtnis der Region sehr ernst\“, sagt Archivar Dr. William Boehart. Boehart hat jetzt ein neues Buch, eine Chronik über Schwarzenbek in den Jahren 1950 bis 2004 geschrieben, das im September in einer Auflage von 1.000 Exemplaren zum Preis von 20 Euro erscheint. In der Chronik hat jedes Jahr eine eigene Seite bekommen, wie Schlaglichter sind die Ereignisse des jeweiligen Jahres festgehalten, darunter das Stadtjubiläum, die Frauenhauseröffnung, der Rathausbau oder die Brückeneinweihung als für Schwarzenbek wichtige Ereignisse.

Links:

Kontakt:
Archivgemeinschaft der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest
Dr. William Boehart
Rankestr. 4
23879 Mölln
william.boehart@schwarzenbek.de

Quelle: Silke Geercken (LN), Kieler Nachrichten, 23.7.2005

Filmchronik des >>Nassen Dreiecks<<

Eine einmalige Zusammenstellung historischer Filmaufnahmen erzählt die Geschichte des "Nassen Dreiecks\“ zwischen Hamburg und Bremen, das die heutigen Landkreise Cuxhaven, Osterholz und Stade sowie den Altkreis Bremervörde einschließt. Die Chronik berichtet vom Norddeutschen Bund und der Kaiserzeit, zeigt das Leben während der Weimarer Republik und unter der Nazidiktatur, dokumentiert die Nachkriegszeit und die Wirtschaftswunderjahre der jungen Bundesrepublik. 

Die FilmChronik ist ein historischer Bilderbogen: bewegte und bewegende Bilder von Arbeit und Freizeit, von der politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des "Nassen Dreiecks", aber auch vom alltäglichen Leben der Bevölkerung in der Stadt und auf dem Land, von der Moorkultivierung und vom Deichbau. Zu sehen sind unter anderem die Städte Buxtehude, Stade, Cuxhaven und Bremerhaven, Dörfer wie Worpswede, Fischerhude, Neu St. Jürgen, Otterndorf und York, sowie Bilder aus dem Sietland und dem Teufelsmoor. 

Die historischen Filmaufnahmen hat die TeleFactory AG in verschiedenen nationalen und internationalen Archiven, Stadtarchiven, Museen, Vereinen und Verbänden sowie bei Privatpersonen recherchiert. Gerade Aufnahmen aus der Hand von Amateurfilmern zeigen unverstellt das Leben der Menschen im Alltag und an Festtagen. Die historischen Filmaufnahmen werden ergänzt von Fotos, Karten und Interviews.

Info:
FilmChronik \“Im Nassen Dreieck – Zwischen Hamburg und Bremen 1866-1959", 75 min.,
zu bestellen als VHS zum Preis von 25 Euro und als DVD zum Preis von 29,90 Euro über den Cuxlandshop

Quelle: Niels Kanning, Osterholzer Kreisblatt, 26.7.2005

Kalandsbruderschaften im mittelalterlichen Güstrow

Im Güstrower Museum und im Schweriner Landeshauptarchiv gibt es Funde zu Kalandsbruderschaften, Verbindungen von Geistlichen und Laien, die in den meisten mittelalterlichen Städten wohl aus Nachahmung der Mönchsorden entstanden sind. Diese Vereinigungen taten sich mit der Zielstellung zusammen, sich regelmäßig zu frommen Zwecken zu versammeln. Dazu stifteten sie in den Kirchen eigene Altäre und Vikarien. Zu den Aktivitäten zählten Prozessionen, die Verteilung von Almosen an Arme, das Schlichten von Streit zwischen Konfliktparteien u.a.m.

In Güstrow gab es nachweislich mehrere geistliche Bruderschaften. Nach Recherchen von Besser und Lisch gab es in Güstrow zwischen 1339 und zum Ausgang der Reformation neun verschiedene Bruderschaften. Der Geheime Archivrat Dr. Friedrich Lisch, der 1834 vom Großherzog zum Archivrat an das Schweriner Archiv berufen wurde, entdeckte um 1840 im Güstrower Archiv mehrere handschriftliche Bücher, darunter auch ein Protokollbuch mit Aufzeichnungen von der Bruderschaft (Kaland) St. Gregorius und St. Augustinus. Das Archiv befand sich damals noch im Güstrower Rathaus. Als Lisch später die Handschriften auswerten wollte, waren sie nicht mehr auffindbar. Erst nach jahrelangen Nachforschungen wurden die Schriften im Büro des Bürgermeisters Dahse gefunden, der sie dann Lisch zur Verfügung und Bearbeitung stellte.

Der Pergament aus dem 15. Jahrhundert enthielt Aufzeichnungen über Statuten, Einkünfte, Messen und viele andere Nachrichten über die Bruderschaft. Im Anhang der Schriftstücke befand sich ein Speisezettel. Danach gehörte gutes Essen und Trinken zu den annehmlichen Gepflogenheiten der Kalandsmitglieder, wenngleich die Einkünfte nicht immer ausreichten, um sich an dem Zusammenkunftstag gut zu bewirten und auch Bedürftige zu versorgen.

Kontakt:
Landeshauptarchiv Schwerin
Graf-Schack-Allee 2
D-19053 Schwerin 
Telefon: (03 85) 5 92 96-0 
Telefax: (03 85) 5 92 96-12 
poststelle@landeshauptarchiv-schwerin.de

Stadtmuseum Güstrow
Franz-Parr-Platz 10
18273 Güstrow

Quelle: Ulrich Schirow, Güstrower Anzeiger, 29.7.2005

Widerstände gegen Aufarbeitung von Klinik-Zwangsarbeit

Als vor fünf Jahren Wissenschaftler der Abteilung Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Göttingen (Link) damit begonnen haben, den Einsatz von Zwangsarbeitern an den Göttinger Unikliniken während der NS-Zeit zu untersuchen, sollte dies ein bundesweit einmaliges Forschungsprojekt mit Vorbildfunktion sein. Die Untersuchungen sollten die genauen Umstände klären, unter denen Zwangsarbeiter an den Göttinger Uni-Kliniken eingesetzt waren. 

Der Vorstand des Bereichs Humanmedizin in Göttingen bekundete damals, dass er das Projekt unterstütze. Doch die Erfahrungen der beteiligten Forscher lassen Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Aussage aufkommen. Immer wieder stieß der Arbeitskreis bei seinen Recherchen, die ergaben, dass zwischen 1939 und 1945 über 120 Zwangsarbeiter als Arbeitskräfte ausgenutzt wurden, auf interne Widerstände. So durften die Historiker neu aufgefundene Archivakten zunächst nicht in ihre Untersuchung einbeziehen, und ihr bereits vor drei Jahren vorgelegter Abschlußbericht ist immer noch nicht veröffentlicht.

Im Sommer 2001 stießen die Wissenschaftler auf bislang unbekannte Patientenunterlagen der Klinik für Neurologie und Psychiatrie, in denen auch Daten über Zwangsarbeiter zu erwarten waren. Der Klinkvorstand untersagte ihnen jedoch die Auswertung und berief sich dabei auf den Datenschutz der Patienten und die ärztliche Schweigepflicht. Der Medizinhistoriker Andreas Frewer, der das Projekt initiiert und geleitet hat, hält das Argument für vorgeschoben. Auch der Landesbeauftragte für den Datenschutz und der Leiter des Göttinger Stadtarchivs hielten die Bedenken für unbegründet. Trotzdem blieben die Akten über eineinhalb Jahre gesperrt. Erst als das Wissenschaftsmagazin \“Nature\“ darüber berichtete, lenkte der Vorstand ein.

Für das laufende Forschungsprojekt war dies zu spät, im Abschlußbericht blieben die Akten unberücksichtigt. Die Sperrung sei gegen das Entschädigungsgesetz, das Archiv- und das Grundgesetz gewesen, das die Freiheit der Forschung garantiere, sagt Frewer, inzwischen Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover. Der Bereich Humanmedizin will die Akten zwar weiter bearbeiten lassen, teilte Pressesprecher Stefan Weller mit. Dies solle allerdings \“unter einem anderen Blickwinkel\“ und \“nicht mit dem Thema Zwangsarbeiter\“ geschehen.

Info:
Andreas Frewer, Günther Siedbürger (Hrsg.), Medizin und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Einsatz und Behandlung von \“Ausländern\“ im Gesundheitswesen, Frankfurt/New York: Campus 2004

Kontakt:
Bereich Humanmedizin – Universität Göttingen
Abt. Ethik und Geschichte der Medizin
Prof. Dr. Claudia Wiesemann
Humboldtallee 36
37073 Göttingen
Tel.: 0551-39 90 06
Fax: 0551-39 95 54

Quelle: Heidi Niemann, Ärzte Zeitung, 26.07.2005

Lob und Anerkennung für die scheidende Lemgoer Stadtarchivarin

Die Lemgoer SPD-Stadtratsfraktion überzeugte sich jetzt im städtischen Archiv von der Qualität der wissenschaftlichen Arbeit, die hier bisher von Dr. Gisela Wilbertz geleistet worden ist. Zurückgreifen kann die Historikerin auf viele wertvolle Originale aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit, die in den Regalen über vier Etagen lagern. In Westfalen hat neben der Alten Hansestadt Lemgo nur noch die Stadt Soest eine ähnlich reichhaltige, gut sortierte und qualitativ hochwertige Bibliothek von Urkunden.

Was Gisela Wilbertz aus diesem historischen Schatz zu machen verstand, hat sie in verschiedensten Veröffentlichungen vorgestellt. Diese sind ein wahrer Schatz für die Kulturschaffenden und Basiswissen für Stadtführer, Historiker und Heimatkundler. Ende August tritt die Archivleiterin nun nach jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit in der Alten Hansestadt in den Ruhestand.

Für die Lemgoer SPD-Fraktion ist in Verantwortung vor dem historischen Erbe wichtig, dass die Nachfolger im Amt die erfolgreiche, wissenschaftliche Auswertung der Lemgoer Geschichte fortsetzen können. Darum wird die SPD für eine qualifizierte Neubesetzung der Archivleiterstelle nachhaltig werben.

In der Lemgoer Stellenausschreibung für die nun gesuchte Nachfolge in der Leitung des Stadtarchivs, die in der aktuellen Ausgabe von DER ARCHIVAR (3/2005) nachzulesen ist, hat sich die oben zitierte Anerkennung für das wissenschaftliche Wirken der scheidenden Stadtarchivleiterin allerdings nicht so nachhaltig, wie von der Minderheitenfraktion im Lemgoer Stadtrat gewünscht, niedergeschlagen:

\"Stellenausschreibung:

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 54 13
stadtarchiv@lemgo.de

Quelle: Lemgo-News.de, 22.7.2005; Abb.: DER ARCHIVAR, H. 3, 58. Jg., Juli 2005, 243.