„Hereinspaziert“: Neuer Führer durch Archive und Geschichtsmuseen im Kreis und Vest Recklinghausen erschienen !
Der Arbeitskreis vestischer Geschichts- und Heimatvereine e.V., der traditionell für die Herausgabe der Vestischen Zeitschrift verantwortlich zeichnet, würdigt die 200. Wiederkehr des Säkularisationsjahres (1803-2003) mit einer eigenen Publikation, deren Nutzen und Verwendbarkeit weit über das Gedenkjahr hinausreicht: mit einem handlichen und informationsreichen Führer durch die Stadtarchive, Geschichts-, Industrie- und Technikmuseen der Emscher-Lippe-Region. Dabei soll ganz bewußt das untergegangene Vest Recklinghausen, das im Geschichts- und Traditionsbewußtsein vieler Menschen von Bottrop, Gladbeck, Buer und Herten bis nach Waltrop noch präsent ist, in seinen alten Grenzen berücksichtigt werden.
Der vorliegende Archiv- und Museumsführer bahnt auf 48 farbig bebilderten Seiten Wege zu den Häusern und Institutionen der Geschichtsüberlieferung und soll das Regionalbewußtsein der Bürgerinnen und Bürger stärken. Neben Daten und Fakten zu den einzelnen Instituten finden sich Informationen zur Geschichte von Kreis und Vest Recklinghausen, Literaturangaben und Hinweise auf überregionale Einrichtungen mit geschichtsorientierter Zielsetzung. Ein solcher Leitfaden und Wegweiser in die Vergangenheit richtet sich an alle Kulturinteressierten, Heimatfreunde, Schüler und Studenten und lädt dazu ein, die unverwechselbare Geschichtslandschaft des nördlichen Ruhrgebietes neu zu entdecken. Die Broschüre ist in allen Stadtarchiven und Geschichtsmuseen im Kreis Recklinghausen sowie in Bottrop und Gelsenkirchen zu erhalten.
Kontakt:
Dr. Matthias Kordes
Leiter des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen
Hohenzollernstraße 12
45657 Recklinghausen
Email: Matthias.Kordes@recklinghausen.de
Tel./FAX: 02361 – 50-1901
Quelle: Mailingliste www.geschichtskultur-ruhr.de, 4.7.2003.
Neues aus dem Archiv der Glaubenskongregation
Der Münsteraner Kirchenhistoriker und Leibnizpreisträger Hubert Wolf berichtet erneut für die FAZ aus den seit 1998 zugänglichen Akten im Archiv der römischen Glaubenskongretation.
Im Inquisitionsarchiv befinden sich zahlreiche Akten zu jüdischen Themen, wobei es vor allem um das Zusammenleben von Juden und Christen gehe – um Handelsstreitigkeiten etwa oder um Mietpreisregelungen im Ghetto. Mehr als zweihundert Bände vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit einem Umfang von bis zu tausend Blättern haben sich allein in der „Stanza Storica“, einem umfangreichen Miscellanae-Bestand des Archivs, erhalten.
Diese bieten einen wichtigen Ansatzpunkt für die historische Forschung, der Anliegen es sein müsse, so Wolf, das verhältnis von Judentum und Katholizismus in einer „longue durée“ zu betrachten. Die ausschließliche Konzentration auf Pius XII. und den Holocaust würde den vielfältigen Dimensionen des Gesamtthemas nicht gerecht werden. Das umfangreiche Material zeige, wie wenig die gängigen Klischees vom Verhältnis zwischen Inquisition und Judentum geeignet seien, die historische Vielschichtigkeit ihrer Beziehung zu beschreiben. So sei zumindest für das 19. Jahrhundert eine neutrale bis wohlwollende Einstellung der Behörde gegenüber jüdischen Anbliegen festzustellen.
Anders als für den Bereich der bisher erforschten spanischen und portugiesischen Inquisition, wo alles Jüdische (und Muslimische) konsequent verfolgt wurde, zeichneten die römischen Akten ein anderes Bild. Die 1542 vorwiegend zur Abwehr des Protestantismus gegründete „Heilige Römische und Universale Inquisition“ war nicht nur für sämtliche jüdischen Belange, sondern auch Appelationsgericht – und zwar für ganz Italien. Sie nahm dabei eine doppelte Aufgabe wahr, indem sie einerseits die Christen vor den Juden zu „schützen“ hatte und andererseits die Juden vor den Christen.
Am Beispiel der römischen Oblatio-Akten, die sich auf die vor allem im 18. Jahrhundert in Oberitalien verbreitete Praxis der Zwangstaufe jüdischer Kinder durch zum Christentum konvertierte Verwandte beziehen, führt Wolf vor, dass sich ein eindeutiger Antisemitismus im Verhältnis der Inquisition zu den Juden nicht feststellen lasse. Vielmehr handele es sich um „ein durchaus ambivalentes Verhältnis“, das man vor dem Hintergrund der vormodernen Verhältnisse im Italien des 18. und 19. Jahrhunderts zu beurteilen habe: Es existierte weder eine Trennung von Staat und Kirche, noch Religionsfreiheit. Innerhalb dieses Rahmens sorgte die Inquisition für eine gewisse Rechtsordnung nach dem prinzip der doppelten Schutzherrschaft, die sich vor allem auch in der Kontrolle der Willkür lokaler Kirchenbehörden gezeigt hätte. In Bezug auf die Oblatio bedeutete das, dass man nicht um jeden Preis Seelen zugewinnen versuchte, sondern auf eine ernsthafte Bekehrung hinzuwirken versuchte. Benedikt XIV. lehnte im jahr 1747 die Taufe jüdischer Kinder ohne elterliche Zustimmung grundsätzlich ab.
Kontakt:
Prof. Dr. Hubert Wolf
Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte
der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster
Johannisstraße 8-10
48143 Münster
hwolf@uni-muenster.de
Link: DFG-Projekt „Römische Inquisition und Indexkongregation in der Neuzeit„: www.buchzensur.de
Quelle: FAZ, 5.7.2003, Seite 38.
Kalliope II am Start
Mitte Mai 2003 startete die zweite Phase des von der DFG geförderten Projektes „Kalliope“. Kalliope bezeichnet in diesem Fall nicht eine der neun Musen, sondern ein Verbundinformationssystem, über das Autographen- und Nachlassbestände im Internet präsentiert werden können.
Kalliope beruht auf dem Zentralkatalog der Autographen (ZKA), von dessen rund 1,2 Mio. Karteikarten mittlerweile rund die Hälfte auf EDV übertragen worden ist. Die dadurch entstandene Datenbank wird kontinuierlich durch Retrokonversion, aber auch durch externe Teilnehmer aus ganz Deutschland erweitert. Je größer die Beteiligung an dem System, umso attraktiver wird das Angebot.
Grundlage des Kalliope-Verbundes ist das Regelwerk RNA – Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen. Diese 1997 erstmals veröffentlichten Regeln sollen konkretisiert und ausgebaut werden und Ende des Jahres in terminologisch überarbeiteter Form ein zweites Mal aufgelegt werden.
Ziel von Kalliope II ist die Schaffung einer geeigneten Schnittstelle, um auch nicht bibliothekarischen Institutionen die verstärkte Teilnahme an dem System zu ermöglichen. Insbesondere in Archiven und Museen lagern umfangreiche Nachlass- und Sammlungsbestände, die zukünftig in Kalliope eingebunden werden sollen. Die hierfür notwendige Schnittstelle wird mit Hilfe von XML realisiert, um eine neutrale Syntax zur Beschreibung sowie zur Suche der Dokumententypen entwickeln und diese in Kalliope praktisch anwenden zu können.
Durch diese Weiterentwicklung würde Kalliope zu einer umfassenden Suchmaschine für Nachlass- und Autographeninformationen in Deutschland werden. Die DFG unterstützt dieses Vorhaben und sieht Kalliope in Zukunft als eine endnutzerorientierte Bibliotheksdienstleistung, die gemeinsam mit den digitalen Fachbibliotheken und dem Karlsruher Virtuellen Katalog zu einer Virtuellen Bibliothek Deutschland ausgebaut werden kann. Im Hinblick auf die Anforderungen an das Kalliope-Portal sei es wünschenswert, dass neben der Information über Dokumente auch digitale Bilder der Dokumente selbst verfügbar gemacht werden.
Den Projektpartnern der zweiten Phase von Kalliope stehen als konkrete Ziele vor Augen a) die Verbesserung der Darstellung eigener Erschließungsleistungen und die Einbindung der Bestände in einem gemeinsamen Kontext, b) Impulse für die Arbeitsverfahren an den Beständen der Nachlässe und Autographen sowie für die weitere Entwicklung der hauseigenen EDV-Systeme und c) die Entwicklung von gemeinsamen Erschließungsstandards und deren Erprobung. – Da Archive üblicherweise keine Einzelblätter, sondern vor allem Konvolute erschließen, Lebensdaten zu Personen nicht angeben, sie hingegen kontextbezogen erschließen, wird es bei Kalliope II auch darum gehen, die archivischen Standards mit den bibliothekarischen abzugleichen.
Projektpartner von Kalliope II sind das Deutsche Museum München, die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, das Landesarchiv Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin sowie Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a.M.
Umfangreiche Hintergrundinformationen sind auf der Kalliope-Seite zu finden: http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/
Unterlagen zu Kommandanten der Emsland-Lager zugänglich
Die Europäische Union will die Erforschung der Biographien ehemaliger Kommandanten der emsländischen Konzentrationslager mit 18.000 Euro fördern. Der Oldenburger Historiker Hans-Peter Klausch solle untersuchen, unter welchen Bedingungen Menschen aufwachsen und „die Bereitschaft entwickeln, einem verbrecherischen Regime dort zu dienen, wo Terror und Mord ihre schlimmsten Folgen zeigen“, sagte der Leiter des Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) in Papenburg, Kurt Buck.
Bislang gebe es nur wenig Informationen über die ehemaligen Lagerkommandanten, sagte Buck. Wichtige Quellen seien nicht zugänglich gewesen. Erst nach Ende des „Kalten Krieges“ seien viele Archive geöffnet worden. So habe das Zentrum seit Jahresbeginn rund 1.000 Akten über Lagerkommandanten und SS-Wachmänner der Emslandlager aus dem ehemals unter US-Verwaltung stehenden „Berlin Document Center“ erhalten. Dessen Unterlagen sind inzwischen in den Besitz des Bundesarchivs übergegangen.
Buck erwartet auch Aufschlüsse darüber, welche Kommandanten der Emslandlager später „Karriere“ in größeren Konzentrationslager machten oder wer in „Ungnade“ von SS und NSDAP fiel. Außerdem solle geprüft werden, ob, wie vermutet, die Moorlager eine Art „Schule“ für das SS-Wachpersonal war.
In den 15 Emslandlagern wurden von den Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 etwa 80 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene und bis zu 180 000 Kriegsgefangene inhaftiert. In den Moorlagern starben bis zu 30 000 Menschen, vermutlich überwiegend sowjetische Kriegsgefangene.
Der Historiker Dr. Hans-Peter Klausch (Jahrgang 1954) studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Von 1996 bis 2000 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Forschungsprojekt „Quellen zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen“ im Niedersächsichen Staatsarchiv Oldenburg tätig. Von Hans-Peter Klausch liegen zahlreiche Veröffentlichungen zu Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit und zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs vor.
Kontakt:
Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager
Wiek rechts 22
26861 Papenburg
Tel: 04961 – 916306
http://www.diz-papenburg.de/
Postanschrift:
Postfach 1132
26851 Papenburg
Fax: 04961 – 916308
mail@diz-emslandlager.de
Quelle: Ostfriesen Zeitung, 1.7.2003
Gründung eines Landesverbandes Hessen im VdA
Auf dem diesjährigen Hessischen Archivtag in Marburg wurde am 24.6.2003 auf Initiative einiger hessischer Archivarinnen und Archivare – Dr. Irene Jung, Stadtarchiv Wetzlar, Holger Bogs, Zentralarchiv der Evangelischen Kirche Hessen Nassau, Dr. Dieter Degreif, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden und Dr. Andreas Hedwig, Hessisches Staatsarchiv Marburg – der Landesverband Hessen im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. gegründet.
Laut Satzung soll er zum festen Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern sowie zur Wahrnehmung und Vertretung berufsständischer und archivfachlicher Interessen auf Landesebene beitragen und das Archivwesen in Theorie und Praxis fördern, insbesondere durch Erfahrungsaustausch und fachliche Weiterbildung. Der Landesverband wird künftig jährlich den Hessischen Archivtag ausrichten, an dem alle in Archiven des Bundeslandes Hessen haupt- und nebenamtlich beschäftigen Archivarinnen und Archivare sowie interessierte Gäste teilnehmen können. Der Ort des nächsten hessischen Archivtages steht bereits fest: Er soll im Juni 2004 aus Anlass des Bonifatius-Jahres in Fulda stattfinden.
Ziel des Landesverbandes ist es, Archivsparten übergreifend und integrierend zu wirken und zu diesem Zweck mit den Archiveinrichtungen des Bundeslandes Hessen, der Kommunen, der Kirchen, der Wirtschaft, der Medien, der Wissenschaft und anderen Trägern zusammenzuarbeiten. Hessen ist übrigens – nach Nordrhein-Westfalen, das nur kurze Zeit einen Landesverband hatte – das erste „alte“ Bundesland mit einem Landesverband.
Dem Vorstand des Landesverbandes gehören folgende Mitglieder an:
Dr. Brigitte Streich, Stadtarchiv Wiesbaden (Vorsitzende),
Dr. Thomas Heiler, Stadtarchiv Fulda (Stellvertreter),
Birgit Dreuth, Zentralarchiv der Evangelischen Kirche Hessen Nassau in Darmstadt (Schriftführerin),
Dr. Karl Murk, Staatsarchiv Marburg (Schatzmeister).
Quelle: www.vda.archiv.net 3.7.2003.
1. Tag der sachsen-anhaltinischen Landesgeschichte
Am 28. Juni 2003 fand im neuen Archivgebäude der Abteilung Dessau des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt der „1. Tag der sachsen-anhaltischen Landesgeschichte“ statt. In einem Tagungsbericht für H-Soz-u-Kult berichtet Michael Hecht (Halle) über die Veranstaltung:
Die Historische Kommission für Sachsen-Anhalt und das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt als Ausrichter verbanden mit der Etablierung einer solchen, in anderen Bundesländern bereits bekannten Veranstaltung vornehmlich zwei Ziele: Erstens sollte die Vernetzung zwischen universitärer Forschung, Archivwesen,
Geschichtsvereinen und Museen im Land Sachsen-Anhalt befördert und ein Forum für die Präsentation von Projekten und Forschungsergebnissen geschaffen werden, zweitens die Region des heutigen Sachsen-Anhalt mit Blick auf die vergleichende deutsche Landesgeschichte stärker ins Bewußtsein geraten.
Schwerpunktthema des „1. Tages“ stellte die Stadtgeschichte dar, da einerseits in bezug auf die Städtelandschaft Sachsen-Anhalts deutliche Forschungsdefizite bestehen, andererseits eine Vielzahl von Stadtjubiläen in den kommenden Jahren (Aschersleben 2003, Halberstadt 2004, Magdeburg 2005 und Halle 2006) Herausforderungen und Chancen bereithält (vgl. zu den einzelnen Sektionen und Vorträgen ausführlich den Tagungsbericht).
Gemessen am großen Interesse der Teilnehmer und am weitgehend hohen Niveau der Vorträge kann der 1. Tag der sachsen-anhaltischen Landesgeschichte, so urteilt Hecht, als Erfolg gewertet werden, wobei das organisierte „Beiprogramm“ (Archivführungen, Büchertische) zusätzlich positiv hervorgehoben wird.
Attentat auf Kanzler Adenauer
Im Sommer 2002 tauchte im Staatsarchiv München eine Akte auf, die lange Zeit als verschollen galt: die Ermittlungsunterlagen über das Bombenattentat auf Bundeskanzler Konrad Adenauer am 27. März 1952 in München. Die Urheber des Anschlags stammten offenbar aus den Reihen der 1948 aufgelösten jüdischen Organisation „Irgun Zwai Leumi“ (auch „Etzel“ genannt). Keiner der mutmaßlichen Täter stand je vor Gericht. Das Ermittlungsverfahren wurde 1978 eingestellt.
In der FAZ vom 4.7.2003 berichtet Henning Sietz, Autor des in wenigen Tagen im Siedler Verlag erscheinenden Buches „Attentat auf Adenauer. Die geheime Geschichte eines politischen Anschlags“ über die Hintergründe.
Zwei Münchner Jungen bewahrten damals Bundeskanzler Konrad Adenauer vor dem Bombenanschlag. Sie hatten von einem Mann ein an den Kanzler adressiertes Paket erhalten, es aber der Polizei übergegeben. Es enthielt eine Bombe, die einen Sprengstoffexperten bei der Kontrolle des Konvoluts das Leben kostete. Diese Bombe sollte offenbar die Wiedergutmachungsverhandlungen, die am 21.3.1952 in Wassenaar bei Den Haag zwischen Deutschland und Israel begonnen hatten, stören.
Das misslungene Attentat auf den Kanzler war der Auftakt zu einer der „sonderbarsten Ermittlungen in der Geschichte der Bundesrepublik“, wie Sietz schreibt. Obwohl der Anschlag von München etwa zwei Wochen das beherrschende Thema der Presse war, sei er heute fast völlig vergessen. Grund dafür ist die Geheimhaltung, zu der sich die Behörden ab etwa Mitte April 1952 gezwungen sahen. Denn schon nach kurzer Zeit offenbarten die Ermittlungen, dass die Bombe, der noch zwei weitere Sprengsätze folgen sollten, nicht die Ausgeburt eines Verrückten war, sondern ein wohl kalkulierter, politisch motivierter Anschlag, der verhindern sollte, dass die Bundesrepublik die Rückkehr in die Gemeinschaft der (westlichen) Staaten gelang.
>> Henning Sietz, Jahrgang 1953, studierte Slawistik und arbeitet als freier Journalist in Hamburg.<<
Quelle: FAZ, 4.7.2003, Seite 8.
„Archiv und Wirtschaft“ 2/2003
Die Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“, 36. Jahrgang, 2003, Heft 2, enthält folgende Beiträge:
- Bernd Sösemann: Archivare und Historiker vor den Herausforderungen der Informations- und Kommunikationssysteme. Was dürfen Historiker von einem elektronischen Archiv erwarten?
- Ullrich Troitzsch: Ein genossenschaftliches Archiv in der Lüneburger Heide
- Heidi-Melanie Maier: Unternehmensarchive im Mittelstand? Eine Abwägung
Berichte:
- Ingo Köhler: Workshop „Das Bankwesen in Mitteleuropa während des Nationalsozialismus – Neue Quellenbestände und neue Forschungsperspektiven“ am 24. September 2002 im Carolinum der Karls-Universität in Prag
- Christian Finger: Arbeitskreis der Chemiearchivare am 19. November 2002 in Düsseldorf
- Renate Schwärzel: Zu Gast im Landesarchiv Berlin. Bericht vom Herbsttreffen des Regionalen Erfahrungsaustausches Berlin/Brandenburg
- Wofgang Richter: Für eine Partnerschaft von Informationstechnik und Archiven. Auftakt des Arbeitskreises „Elektronische Archivierung“ der VdW am 20./21. November 2002 in Wolfsburg
Rezensionen:
- Joachim S. Heise: Für Firma, Gott und Vaterland. Betriebliche Kriegszeitschriften im Ersten Weltkrieg. Das Beispiel Hannover (Jürgen Schmid)
- Ursula Becker: Kaffee-Konzentration. Zur Entwicklung und Organisation des hanseatischen Kaffeehandels (Detlef Krause)
- Werner Abelshauser (Hrsg.): Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte (Kurt Schilde)
- Sofia Harrschar-Ehrnborg: Finanzplatzstrukturen in Europa. Die Entstehung und Entwicklung von Finanzzentren (Carsten Hartkopf)
Nachruf Dr. jur. Klaus Huegel (Horst A. Wessel)
Wim Mes-Symposium – Dank für mehr als 25 Jahre bei SHCL (Horst A. Wessel)
Personalnachrichten/Verschiedenes
Info:
Archiv und Wirtschaft. Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft,
hrsg. von der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare; ISSN 0234-6270
http://www.wirtschaftsarchive.de/zeitschrift/zeitschr.html
Kontakt:
Detlef Krause M.A. (Redaktionsleiter)
COMMERZBANK AG
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
E-Mail: detlef.krause@commerzbank.com
Kriminalität im Frankfurt des 18. Jahrhunderts
Für seine Habilitationsschrift hat der Historiker Joachim Eibach die „Criminalia“, also die Prozessakten aus den reichsstädtischen und freistädtischen Zeiten Frankfurts untersucht. Die Mitschriften von 11.000 Strafverhandlungen in der Zeit vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lagern im Archiv des Instituts für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster. 700 Fälle hat Joachim Eibach, der unter anderem als Privatdozent an der Justus-Liebig-Universität in Gießen lehrt, ausgewertet. Sein rund 480 Seiten schweres Buch „Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18. Jahrhundert“ ist jetzt erschienen
Darin konzentriert der Autor sich nicht auf die Skizzierung der Verbrechen, sondern sucht nach Hinweisen auf die damaligen Lebensverhältnisse. „Die Akten enthalten Aussagen von Delinquenten, Opfern und Zeugen. Sie sind häufig Angehörige einer Schicht, über die es sonst kaum schriftliche Zeugnisse gibt.“ Aspekte wie Stadtfrieden, Ehre und Nahrung spielten eine zentrale Rolle für die Bürger.
Neben Nachbarschaftsquerelen, Diebstahl und Betrug wurden auch Mord und Totschlag verhandelt. Aber statistisch gesehen waren die Frankfurter vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weniger gewalttätig als heute. Die verhängten Strafen spiegeln den wachsenden Einfluss der Aufklärung wieder. „Die Strafe erhielt einen neuen Zweck: Nicht mehr Sünde oder Reue stand im Vordergrund, sondern Erziehung“, so Joachim Eibach. Der Pranger oder der hölzerne Esel, mit denen die Delinquenten dem öffentlichen Hohn ausgeliefert wurden, verloren an Bedeutung.
- Joachim Eibach: Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18. Jahrhundert, Schöningh Verlag Paderborn 2003, 44 Euro.
Weitere Titel von Joachim Eibach zum Thema: - Kriminalitätsgeschichte zwischen Sozialgeschichte und Historischer Kulturforschung, in: Historische Zeitschrift (1996).
- Städtische Gewaltkriminalität im Ancien Régime, in: Zeitschrift für Historische Forschung (1998).
Quelle: FR, 3.7.2003
Wochenschau-archiv.de
Ein Jahrhundert deutsche und internationale Zeitgeschichte in bewegten Bildern bietet ein neues Pilotprojekt im Internet. Filmmaterial aus der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, Aufnahmen aus der westdeutschen und der ostdeutschen Wochenschauen sowie Dokumentationen von den Nürnberger Prozessen bis zum Fall der Mauer können kostenlos abgerufen werden. Unter www.wochenschau-archiv.de kann jeder Interessierte das Archiv durchstöbern und Filmausschnitte recherchieren und verwerten, wie Studio Hamburg mitteilte.
Das Internetportal wurde von der Studio Hamburg Fernseh-Allianz eingerichtet; das Pilotprojekt wird gemeinsam vom Bundesarchiv und der DEFA-Stiftung sowie deren Auswerter Deutsche Wochenschau, Transit Film und Progress Film-Verleih getragen. Das Online-Archiv umfasst bereits 100 Stunden Material und wird kontinuierlich ausgebaut. Insgesamt werden allein 10.000 Wochenschauen oder umgerechnet 2.000 Stunden Filmmaterial ausgewertet; vieles davon war noch nie im Fernsehen zu sehen.
Zu den Trägern:
Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin
Das Filmarchiv ist eine Abteilung des Bundesarchivs, in das seit dem 3. Oktober 1990 das Staatliche Filmarchiv der DDR eingegliedert ist. Damit ist es eines der größten Filmarchive der Welt und das zentrale deutsche Filmarchiv. Im Kinematheksverbund arbeitet es mit anderen filmarchivischen Einrichtungen in Deutschland zusammen; auf internationaler Ebene bilden die FIAF (Fédération Internationale des Archives du Film) und die ACE (Association des Cinématheques Européenes) das Forum für filmarchivische Kooperation. Sein Sitz ist in Berlin, ein neues Filmbearbeitungsgebäude und ein Magazin zur Lagerung von Nitromaterialien entsteht derzeit in Dahlwitz-Hoppegarten.
DEFA-Stiftung Berlin
Die DEFA-Stiftung wurde im Januar 1999 gegründet. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die zu DDR-Zeiten volkseigenen DEFA-Studios privatisiert. Vom Privatisierungsprozeß ausgenommen waren die Rechte an den von 1946 bis 1990 produzierten Filmen. Bundesregierung und Treuhandanstalt, die die Transformation der DDR- Wirtschaft auf marktwirtschaftliche Bedingungen vornahm, respektierten den von den Filmemachern der DEFA artikulierten Wunsch, die von ihnen geschaffenen Filmwerke nicht in Privateigentum zu veräußern, sondern sie einer Stiftung zu übertragen.
Deutsche Wochenschau GmbH Hamburg
Die Neue Deutsche Wochenschau GmbH wurde im Dezember 1949 in Hamburg gegründet. Im Dezember 1955 erfolgte die Umwandlung der Firma Neue Deutsche Wochenschau in DEUTSCHE WOCHENSCHAU GmbH, seit 1978 ist die DEUTSCHE WOCHENSCHAU eine Tochterfirma der MULTIMEDIA GmbH. Ab 1950 wurden verschiedene Wochenschauen hergestellt, wie NEUE DEUTSCHE WOCHENSCHAU, WELT IM BILD, UFA und ZEITLUPE.
Transit-Film GmbH München
Die im Jahre 1966 gegründete Transit Film GmbH ist exklusiv mit der gewerblichen weltweiten Auswertung der Filmdokumente aus den Beständen des Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin, schwerpunktmäßig bis 1945, beauftragt. Darunter befinden sich unter anderem Stumm- und Tonfilmwochenschauen der Deulig-Woche, Messter-Woche, Ufa-Wochenschau, Terra-Wochenschau, Tobis-Wochenschau, Emelka-Ton-Woche, Deutsche Wochenschau und Dokumentarfilme.
Progress-Filmverleih GmbH Berlin
Die PROGRESS Film-Verleih GmbH wertet weltweit exklusiv den gesamten Filmstock der 1946 gegründeten Deutschen Film AG (DEFA) aus. Universelle Auswertungsrechte an über 10.000 Filmtiteln mit unzähligen Stunden Programm, Millionen Meter Filmmaterial aus Dokumentation und Reportage umfasste das DEFA-Filmerbe zu dem Zeitpunkt, als die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) 1997 den PROGRESS Film-Verleih privatisierte. Dazu gehören mehr als 2.000 DEFA- Wochenschauen „Der Augenzeuge“. Zu diesem Bestand kamen seit 1990 zahlreiche Neuproduktionen und umfangreiches Material aus 40 Produktionsjahren der Tellux-Beteiligungsgesellschaft mbH, die seit 2001 alleiniger Gesellschafter des PROGRESS Film-Verleih ist.
Quelle: dpa, www.heise.de