Carl Schlettwein in Basel gestorben

Basel – In der Nacht von Donnerstag auf Freitag starb im Alter von 79 Jahren Carl Schlettwein im schweizerischen Basel. Der aus Mecklenburg stammende, langjährige Förderer von wissenschaftlichen und kulturellen Beiträgen aus und über Namibia verschlug es in den Nachkriegswirren der 1950er Jahre auch aufgrund familiärer Bindungen für mehrere Jahre ins Südliche Afrika. In den 1960er Jahren ließ er sich in der Heimatstadt seiner Frau auf der schweizerischen Rheinseite nieder, doch die enge Bindung zu Südwestafrika/Namibia behielt er bei und baute sie sogar noch aus. Er gründete die Basler Afrika Bibliographien (BAB) und machte sich fortan im Archiv- und Dokumentationswesen sowie verlegerisch um die Sicherung und Verbreitung von Namibiana verdient. Auch förderte er durch Mittel einer Stiftung die geschichtliche Erforschung Namibias, das ihm sein Leben lang enger Bezugspunkt blieb.

Quelle: Allgemeine Zeitung Namibia, 24.1.2005

Bilanz der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek

Gemessen an den Ergebnissen der Jahre 2002 und 2003 war das vergangene Jahr für die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek in Gundelsheim am Neckar sehr erfolgreich. Dafür dankte die Stiftung allen, die mit ihren Zuwendungen dazu beigetragen haben. Die Tatsache, dass das Patenland Nordrhein-Westfalen die Förderung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates – und damit des Siebenbürgen-Instituts mit Bibliothek und Archiv – ab 1. Januar 2005 eingestellt hat, bewog viele Mitglieder, Kreis- und Landesgruppen der Landsmannschaft, Heimatortsgemeinschaften, aber auch andere Personen, denen die Bewahrung der Zeugnisse der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte und Kultur am Herzen liegt, verstärkt dazu, die Stiftung durch Zuwendungen zu stärken.

Die Veröffentlichungen in der Siebenbürgischen Zeitung, die Rundbriefe an bereits bekannte Spender und andere persönliche Initiativen führten dazu, dass die Zuwendungen im vergangenen Jahr rund 100 000 Euro betrugen, das Fünffache der Beträge von 2002 und 2003. Die Zahl der Einträge in die Stiftertafel erhöhte sich von je elf in den Jahren 2002 und 2003 auf 53 im Jahr 2004. Trotz dieses positiven Ergebnisses konnte das angestrebte Ziel, bis Jahresende 2004 das Stiftungsvermögen um eine Million Euro zu erhöhen, um damit einen normalen Betrieb der Bibliothek und des Instituts zu gewährleisten, nicht erreicht werden. Folglich kann in diesem Jahr nur ein eingeschränkter Notdienst aufrecht erhalten werden, was den zahlreichen Benutzern der Bibliotheks- und Archivbestände große Schwierigkeiten bereiten und die Forschungsaktivitäten stark behindern wird. Abgesehen davon wird das verbleibende Personal über die Maßen belastet.

Quelle: Hatto Scheiner, Siebenbürgische Zeitung online, 24.1.2005

Sonnenarchiv erblickt das Licht der Welt

Seit 1998 sammeln Experten im 1500 Meter hoch gelegenen Kärntner Observatorium Kanzelhöhe Daten über unsere Sonne in digitaler Form. Material aus der über 60-jährigen Beobachtungsreihe wird ebenfalls digitalisiert. Die Messungen werden zum einen für eigene Forschungen ausgewertet und andererseites über das Internet weltweit anderen Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt, so Wolfgang Otruba, Leiter des Sonnenobservatoriums auf der Kanzelhöhe. Morgen geht das neue Archiv für Solardaten im Rahmen des Projekts CESAR (Central European Solar Archives) offiziell in Betrieb; das Sonnenarchiv wurde sinnigerweise vom Unternehmen Sun Microsystems zur Verfügung gestellt. Damit wird der Standort Kanzelhöhe enorm aufgewertet. Ziel ist ein weltweiter Archivverbund.

Das Observatorium Kanzelhöhe ist eine von drei Einrichtungen des globalen Ha-Networks, das eine rund-um-die-Uhr-Beobachtung des Fixsterns erlaubt – dazu zählen die Warten im kalifornischen Big Bear und in Yunnan in China. Die 1943 gebaute Forschungseinrichtung gehört seit 1949 zur Universität Graz, sie fungiert als Außenstelle für experimentelle Forschung und zählt zum Bereich Geophysik, Astrophysik und Meteorologie des Instituts für Physik.

Quelle: L. K., Neue Kärntner Tageszeitung, 25.1.2005

Egon-Eiermann-Ausstellung im bauhaus-archiv

Der erste Blick vieler Berlinreisender gilt der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ihre große symbolische Bedeutung als Mahnmal gegen den Krieg und Zeichen des Neubeginns machte sie zu einem Wahrzeichen der Stadt Berlin. Der Architekt, dem dieses Meisterwerk zu verdanken ist, heißt Egon Eiermann.

Anlässlich des hundertsten Geburtstages von Egon Eiermann zeigt das Bauhaus-Archiv die erste große Gesamtschau zu seinem faszinierend vielseitigen Werk. Seinen internationalen Ruf als Architekt der Moderne und des neuen demokratischen Deutschlands begründete er mit dem Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel (1958). Weitere bedeutende Bauaufgaben für die Bundesrepublik schlossen sich an: die deutsche Botschaft in Washington und das Abgeordnetenhaus des Bundestages in Bonn (\“Langer Eugen\“). die Hauptzentrale des Neckermann-Versandhauses in Frankfurt am Main, Verwaltungskomplexe für IBM in Stuttgart und Olivetti Frankfurt am Main.

Die Ausstellung zeigt umfassend alle Aspekte seines Schaffens. Skizzen und Zeichnungen machen den Werkprozess transparent, maßstabsgerechte Modellbauten vermitteln einen anschaulichen Eindruck, eine Computersimulation visualisiert den Pavillon der Weltausstellung Brüssel, Briefe und Dokumente geben Einblick in die Büroarbeit.

Die Ausstellung wird vom Bauhaus-Archiv Berlin und dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) an der Universität Karlsruhe (TH) in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe ausgerichtet.

Quelle: bauhaus-archiv, 24.1.2005

Vorab-Einweihung des neuen Akadmiegebäudes am Pariser Platz

Nach rund vier Jahren Bauzeit ist die neue Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz 4 direkt am Brandenburger Tor am Wochenende erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt worden. Architekten des noch nicht ganz fertigen Prestige-Baus an historischer Stätte sind die Architekten Günter Behnisch und Werner Durth; integriert wurden die Reste der 1907 fertiggestellten Vorgängerbauten des kaiserlichen Hofarchitekten Ernst v. Ihne.

Der Neubau der mehr als 300 Jahre alten Künstlersozietät hat 56 Millionen Euro gekostet. Zum «Eröffnungs-Vorspiel» kamen am Freitagabend 600 Gäste. Der Neubau soll offiziell während der Frühjahrs-Mitgliederversammlung am 21. Mai von Muschg eröffnet werden. An dem Festakt werden dann auch Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) teilnehmen. Die Akademie war Anfang 2004 vom Bund übernommen worden. Die Schlüsselübergabe ist bereits im Februar geplant.

Über deutsche Vergangenheit und aktuelle Tendenzen und Probleme in Kultur, Gesellschaft und Politik kann künftig im 300 Plätze fassenden Plenarsaal der Akademie gestritten werden, umgeben von der modernen, dynamisch wirkenden Innenarchitektur mit diagonal verlaufenden Treppen, großzügigen Freiräumen und Wandelgängen. Ein Bistro-Café lädt gleich im Erdgeschoss ein. Auch das Archiv mit Magazinräumen finden in dem Gebäude Platz. Akademiepräsident Adolf Muschg bezeichnete das Archiv als Gedächtnis und Herz der Akademie: «Es ist unser Fundament, auf dem wir gebaut sind. Ich stehe als Präsident dafür ein, dass die Akademie zu ihrem Gedächtnis steht, die Wirklichkeit reflektiert und aus der Reihe tanzt.»

Quelle: news.de, 24.1.2005

Berliner Akademie der Künste übernimmt Ronnefeld-Archiv

Die Berliner Akademie der Künste hat das Archiv des 1965 gestorbenen Komponisten Peter Ronnefeld übernommen. Der Künstler wäre an diesem Mittwoch (26. Januar) 70 Jahre alt geworden.

Ronnefeld (1935-1965) gehörte zu den erfolgreichsten und vielseitigsten Musikern seiner Generation. Er war Pianist, Komponist und Dirigent. 1960 wurde er Dirigent an der Wiener Staatsoper und Assistent von Herbert von Karajan. 1963 wurde er zum Generalmusikdirektor nach Kiel berufen. Von Bernd Alois Zimmermann als Uraufführungsdirigent der Oper «Die Soldaten» vorgesehen, starb Ronnefeld am 6. August 1965 in Kiel.

Aus diesem Anlass erschien im Wolke-Verlag (Hofheim) in der Reihe «Archive zur Musik des 20. Jahrhunderts» ein Band mit Texten und Gesprächen über Ronnefeld – unter anderem mit Beiträgen von Thomas Bernhard, der auch an Ronnefelds Kammeroper «Nachtausgabe» mitwirkte, sowie Nikolaus Harnoncourt und Aribert Reimann. Erstmals veröffentlicht wird darin, wie die Akademie mitteilte, Ronnefelds Briefwechsel mit Bernd Alois Zimmermann.

Quelle: news.de, 24.1.2005; Einladung zum Pressegespräch der AdK

Birthler gegen Übergabe der Stasi-Akten an Bundesarchiv

Die kleine Rechenaufgabe, die Marianne Birthler am Donnerstagabend in den Magdeburger Freien Kammerspielen an ihre Zuhörer stellte, verblüffte diese. Wie viel Prozent der DDR-Bevölkerung hatten Kontakt zur Stasi? Die Antworten aus dem Publikum im \“Nachtcafé diskursiv: Unschuld\“ schwankten zwischen 10 und 40 Prozent. Irrtum, so die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, es waren lediglich zwei Prozent. \“Die DDR war also kein Volk von Spitzeln und Verrätern\“, sagte sie. Das dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stasi im Verhältnis zur Einwohnerzahl der größte Geheimdienst gewesen sei, größer als der sowjetische KGB und auch größer als die Gestapo.

Mit der Hinterlassenschaft der 174000 inoffiziellen und 90000 hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter – mehr als 180 km Akten – beschäftigt sich die Bundesbehörde. Birthler verteidigte die Arbeit ihrer Behörde in der jetzigen Form und verwahrte sich gegen Bestrebungen, die Stasi-Akten zu verbrennen – wie einst vom Wittenberger Pfarrer Friedrich Schorlemmer gefordert – oder sie in das Bundesarchiv zu verbannen. Die Stasi-Akten würden auch weiterhin für die Rehabilitierung von Opfern, zur Klärung von Schuldfragen und zur Aufarbeitung des Geheimdienstes in seiner Struktur und Wirkung gebraucht, erklärte sie. Das Stasi-Archiv habe darüber hinaus auch einen kulturellen Wert, weil es viel aus dem DDR-Alltag zeige, der so in den damaligen Medien keine Rolle gespielt habe.

Im Anschluss an ihren Vortrag beantwortete die Bundesbeauftragte zahlreiche Fragen. Dabei sprach sie sich gegen eine Veröffentlichung von IM-Listen aus. Das würde zu einer pauschalen Sicht auf die IM führen und den \“verführten Jugendlichen\“ in einen Topf mit hartnäckigen Spitzeln werfen, die noch im Herbst \’89 Berichte geschrieben haben.

Quelle: Wolfgang Schulz, Volksstimme Magdeburg, 21.1.2004

Stadtarchiv Dresden kauft »Richter-Briefe«

Zu den wertvollsten Nachlassbeständen des Stadtarchivs Dresden gehört der des Dresdner Malers und Grafikers Ludwig Richter (1803-1884). Jetzt konnte dieser Bestand um 18 handschriftliche Briefe des Richter-Verlegers Georg W. Wigand aus den Jahren 1853 bis 1857 erweitert werden. Weil das Stadtarchiv die Briefe aus eigenen Mitteln nicht hätte erwerben können, wurde ein Spendenaufruf gestartet.

Quelle: sz-online, 21.1.2005; Beständeübersicht des Stadtarchivs (PDF-Datei)

Schülerprojekt über Jena im Zweiten Weltkrieg

Einen ebenso einfühlsamen wie erschütternden Dokumentarfilm über Jenaer Bürger und wie sie das Ende des Zweiten Weltkrieges in dieser Stadt erlebten, haben die beiden Jenaer Schülerinnen Franziska Günther und Eileen Klingenfeld gedreht. Sie lassen Menschen erzählen, so wie es der Fernsehzuschauer von Guido-Knopp-Produktionen kennt, und haben dazu aus Archiven und dem Internet Bilder gesucht, die das Erzählte untermalen. Der 20-minütige Streifen soll beim Schülerwettbewerb \“Thüringen – April 1945\“ eingereicht werden. Gemeinsam mit 13 Klassenkameraden der 9. Klassen ihrer Schule haben sich Franziska und Eileen in die Geschichte vertieft. Jede Gruppe von zwei bis drei Jugendlichen hat sich ein anderes Projekt einfallen lassen.

Enttäuscht sei sie aber vor allem von manchen Ämtern und dem Jenaer Stadtarchiv, wo die Schüler auf wenig Entgegenkommen stießen. Lediglich in der Geschichtswerkstatt trafen sie auf offene Ohren und die Hilfe, die 15-Jährige bei ihrer ersten wissenschaftlichen Arbeit brauchen können. Gelernt haben sie also allemal, auch wenn bei dem Wettbewerb, den der Thüringer Landtag, die Gedenkstätte Buchenwald und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien veranstalten, kein Preis für eines der Projekte verliehen werden sollte: nicht nur, mit Hindernissen fertigzuwerden,sondern meist auch ein Stück Familiengeschichte, das ihnen bisher verborgen geblieben war. Denn in vielen Familien sprechen die Großeltern nicht über ihre schrecklichen Erlebnisse.

Quelle: Anja Büchner, Thüringische Landeszeitung, 21.01.2005

Asterix-Ausstellung des schwäbischen Mundart-Archivs

Im März veranstaltet die Mundart-Gesellschaft Württemberg die Mundart-Wochen zum 30. Mal. Doch schon gestern wurde eine begleitende Ausstellung \“Asterix in Mundart\“ eröffnet. In der Stadtbibliothek Reutlingen breitet das in Bad Schussenried ansässige Mundart-Archiv seine Schätze bis zum 19. März aus. Einen Teil wenigstens. Die Bibliothek zeigt alle 28 Asterix-Bände, die der Ehapa-Verlag in Mundart herausgebracht hat. In der schwäbischen Fassung sagt Asterix zu seinem Freund Obelix: \“No nix narrets.\“ Aber die Comic-Helden babbeln auch hessisch, wienerisch, snacken platt und redn bayrisch. Originalskizzen von Uderzo, Plakate und Dokumente zu den einzelnen Mundart-Übersetzern vervollständigen die Schau.

Quelle: Südwestpresse, 21.1.2005