Archivbestand der Gemeinde Mönsheim im Enzkreis 1586-1990/2017 erschlossen

„Noch kurz vor Ende von dessen Amtszeit konnte nun die Übergabe des Findbuches zum Gemeindearchiv Mönsheim an Bürgermeister Thomas Fritsch stattfinden, nachdem die Pandemie eine offizielle Übergabe des Archiv-Repertoriums bisher verhindert hat“, freut sich Heike Sartorius vom Kreisarchiv Enzkreis. Das Gemeindearchiv habe seit Fritschs Anfängen als Bürgermeister auf dessen Agenda gestanden. Bereits 1998 fand ein erster gemeinsamer Termin zur Begutachtung von Räumlichkeiten zur Unterbringung des Gemeindearchives statt. Die Planung des Rathausneubaus gab dann aber den entscheidenden Impuls dafür, das Kreisarchiv des Enzkreises – und damit die dafür zuständige Diplom-Archivarin Heike Sartorius – mit der Ordnung und Bearbeitung des Gemeindearchivs zu beauftragen.


Abb.: Findbuchübergabe BM Thomas Fritsch, Archivarin Heike Sartorius und Gemeinderat Walter Knapp (Foto: Gemeinde Mönsheim, Claudia May)

Die Erfassung der Unterlagen fand im alten Rathaus und in der Kelter in den Jahren 2012 bis 2018 statt – „ein langer Zeitraum, aber immerhin weist der Bestand einen stolzen Umfang von über 120 laufenden Regalmetern auf“, so Sartorius, die bei ihrer Arbeit von dem Historiker Dr. Volker Ziegler unterstützt wurde, der die umfangreichen Rechnungsbestände bearbeitete. Weitere Hilfe leistete der Mönsheimer Gemeinderat Walter Knapp: Er entfernte Metall, verpackte die Archivalien in säurefreie Mappen und Boxen und signierte zusammen mit Claudia May von der Gemeindeverwaltung sämtliche Einheiten und Verpackungen. Als Ur-Mönsheimer und Kenner des Ortes konnte er so manche Frage beantworten, die sich bei der Bearbeitung aufgetan hatte, oder Hinweise zu Örtlichkeiten und Personen geben.

Das Findbuch stellt laut Sartorius das komplette Verzeichnis des Archivbestandes dar, und das Mönsheimer Findbuch ist ein Schwergewicht unter den Repertorien des Enzkreises, nicht nur, was den Umfang von 916 Seiten angeht. „Mit 3859 Archivalien-Einheiten ist der Bestand einer der umfangreichsten in der Reihe der Ortsarchive im Enzkreis“, so Sartorius, „er ist daher aber auch reich an historischen Quellen zur Ortsgeschichte“. Das Gemeindearchiv beinhaltet vor allem amtliches Schriftgut Mönsheims von 1586 bis Ende 1990 mit einigen Ausnahmen, die bis ins Jahr 2017 reichen.

Die älteste Archivalie ist ein Verzeichnis der Inventuren und Teilungen von 1586 an, doch leider sind die dazugehörigen Unterlagen „erst“ ab dem Jahr 1762 erhalten. Zu den ältesten Archivalien zählt auch das Fragment des Fleckenbrauchbuchs. Dieses kann nur anhand der Einträge in etwa datiert werden: Es stammt wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ermöglicht einen Blick in die damaligen Ortsverhältnisse und das gültige Ortsrecht. Weit mehr Unterlagen beginnen im 18. und 19. Jahrhundert, so zum Beispiel Rechnungsserien wie Heiligen-, Pfleg-, Zehnt-, Schulfonds- und Stiftungspflegrechnungen. Diese Unterlagen bieten – vor allem aus einer Zeit, in der die schriftliche Überlieferung in der Gemeinde nicht sehr üppig ist – viele Informationen zur Ortsgeschichte, wie beispielsweise zur Armenpflege, zur Schule und Kirche oder zum Rathausbau.

„Es kostet allerdings Mühe und Zeit, sich durch die handschriftlichen Archivalien zu kämpfen, um an die gesuchten Informationen zu gelangen“ weiß Sartorius. Nicht minder ist der Aufwand, den Inventuren und Teilungen, die Güterbücher, die Unterpfandsbücher oder die Kauf- und Tauschbücher an ihre Interessenten stellen. Ein Kaufbuch von 1700 bis 1711, das die Kauf- und Verkaufstransaktionen aus der Zeit dokumentiert, hätte im vorgefundenen Zustand gar nicht zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden können. „Das Kaufbuch wies deutliche Schäden an Einband und Buchblock auf. Daher ist es ein Glücksfall, dass die Gemeinde bereit war, diesen wie auch weitere 20 Bände durch eine Fachwerkstatt für Restaurierung behandeln und restaurieren zu lassen“, so Sartorius weiter.

Die Hauptüberlieferung liegt eindeutig im 20. Jahrhundert. Neben den Sachakten stammen v.a. die Gemeinderatsprotokolle und die Serie der Gemeinderechnungen aus diesem Zeitraum. Das Findbuch gliedert sich in drei größere Abschnitte: Akten und Bände, Rechnungen und sogenannte „Selekte und Sammlungen“. Darin befinden sich neben Karten und Plänen, Mitteilungsblättern, Presseberichten, Fotos und einer ortsgeschichtlichen Sammlung die Unterlagen und Gegenstände des aufgelösten Gesangvereins Liederkranz. Mit den beiden Fahnen des Liederkranzes, der Fahne des Turnvereins, Festbändern, Plaketten und Medaillen bis hin zum Taktstock aus dem Liederkranz-Nachlass sind sogar museale Stücke enthalten.

Die Archivordnung, die üblicherweise auch die Nutzung regelt, muss in Mönsheim noch erlassen werden. Dazu aber will man abwarten, bis die Novellierung des baden-württembergischen Landesarchivgesetzes vollzogen ist. Dennoch sind Recherche und Nutzung vor Ort im Rathaus Mönsheim möglich. Das Findbuch ist dort wie auch im Kreisarchiv des Enzkreises einsehbar. Noch einfacher ist es, auf der Internetseite des Kreisarchivs  Enzkreis unter https://www.enzkreis.de/kreisarchiv/fb in das Mönsheimer Findbuch „hineinzuschnuppern“ – dort steht das Werk auch zur Online-Recherche zur Verfügung.

Kontakt:
Enzkreis – Stabsstelle Kreisarchiv
Östliche Karl-Friedrich-Straße 58
75175 Pforzheim
Telefon: 07231 308-9423
kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 11.8.2022

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