München: Ausschreibung für eine Software zur digitalen Langzeitarchivierung

Die Landeshauptstadt München schreibt eine Software zur digitalen Langzeitarchivierung von Daten und Dokumenten für das Stadtarchiv München aus. Schlusstermin für den Eingang der Teilnahmeanträge ist der 14.12.2012, 23:59 Uhr.

Nähere Informationen finden Sie unter:
http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtinfos/Ausschreibungen/Vergabestelle-3.html

bzw. hier:

"Für das Stadtarchiv der Landeshauptstadt München wird eine Standardsoftware – mit eventuellen Anpassungen – zur digitalen Langzeitarchivierung benötigt.
In der städtischen Verwaltung fallen Unterlagen immer häufiger (nur noch) in digitaler Form an. Sie werden entweder direkt in digitaler Form angelegt oder aus der papiergebundenen Form in eine digitale Form umgewandelt. Darüber hinaus werden Daten zunehmend elektronisch erfasst und in Datenbanken verwaltet. Das Stadtarchiv München muss die dauerhafte Überlieferung der digitalen Unterlagen über das städtische Verwaltungshandeln sicherstellen. Darüber hinaus muss das Stadtarchiv München zur Überlieferung der Stadtgeschichte in der Lage sein, auch digitale Unterlagen nichtstädtischer Herkunft zu archivieren. Dafür muss eine geeignete IT-Unterstützung geschaffen werden." […]

Viel zu tun im Archiv und Museum in Lorsch

Die Geschichte von Lorsch ist eng mit dem Kloster verbunden. Andererseits ist Lorsch aber mehr als nur ein Kloster oder Weltkulturerbe. Dies war Thema der Jahreshauptversammlung des Heimat- und Kulturvereins im Paul-Schnitzer-Saal.

Der Tabakanbau hat die Stadt über Jahrzehnte geprägt. Heute präsentiert das Tabakmuseum diese Geschichte. Das Museum, das für ganz Deutschland bedeutend ist, wird mit Hilfe von Spenden immer weiter ausgebaut. Es würde immer wieder Material zum Kauf angeboten, berichtet Bernhard Stroik, Mitglied des Heimat und Kulturvereins in Lorsch. Leider sei aber nicht immer genug Geld dafür da. Im Archiv gibt es noch etwa 2500 Bücher, die noch gesichtet werden müssen, sagt er. Von insgesamt 4479 Objekten seien 1200 im Museum ausgestellt.

Bisher hat es zwölf Führungen gegeben. Außerdem wird ein Tabakworkshop angeboten und 17 Personen haben sich bereit erklärt, beim Tabakprojekt 2014 mitzuarbeiten. Poesieveranstaltungen mit wechselnden Autoren habe es gegeben, berichtet Peter Dorn von der AG Geschichtswerkstatt. Die Veranstaltungen beinhalteten Eigenproduktionen und auch einen Mix aus Lorscher Mundart und Poesie, sagt er. Des Weiteren wurde eine Radtour zu einem Aussiedlerhof und zu einer Schäferei unternommen. Mehr als 100 Leute haben daran teilgenommen. Noch zu erforschen sei das Riedring-Rennen und auch die Box-Geschichte müsse noch erkundet werden. Er hoffe, dass die Ausgrabungen auf dem Klostergelände noch ein paar Geheimnisse übrig ließen, damit die Lorscher auch später noch "unser Kloster" sagen könnten.

Ein weiterer Aspekt ist die Natur. Es gibt zwei Arzneigärten, aber über den Rosengarten würde noch mit der Verwaltung Schlösser und Gärten verhandelt, sagt Adelheid Platte von der Kräuter AG.
Hans de Raadt., der vor zwölf Jahren das Bildarchiv des Vereins übernommen hat, hat bisher 15.000 Bilder digitalisiert. Originale gebe es nur wenig, sagt er. man sei auf Bilder aus der Bevölkerung angewiesen, um die Stadtgeschichte zu dokumentieren. Fast 8000 Fotos habe er selbst geschossen. 1800 Luftbildaufnahmen seien im Archiv. 45.000 digitale Akten habe er auch zu bearbeiten. Mittlerweile wurden technische Geräte angeschafft, um diese Arbeit bewältigen können. Für seine Vorträge "Lorscher Bilderbogen" suche er immer rund 150 Fotos aus.

Auch das Stadtarchiv muss auf Vordermann gebracht werden. Darum kümmert sich Winfried Dixkes, der eng mit dem Lorscher Standesamt arbeitet. Er hat Bücher digitalisiert und stellt Familienbande zusammen. Bisher habe er aber erst zehn Prozent des Bestandes bearbeiten können. Im nächsten Jahr sollen Tabakführer ausgebildet werden.

Kontakt:
Heimat- und Kulturvereins Lorsch
Körnerstr. 9
64653 Lorsch
Reinhard Diehl
06251/5506556

Quelle: Bergsträßer Anzeiger, 5.12.2012

Neues Buch informiert über Archive im Kreis Kleve

Seit vor zwölf Jahren der erste Archivführer für den Kreis Kleve erschien, hat sich vieles geändert. „Es kommen dauernd neue Unterlagen hinzu“, sagt Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm. Auch die Kontaktdaten der Ansprechpartner haben sich teilweise geändert.

Vor zwei Jahren fing die Arbeitsgemeinschaft der Kommunalarchive im Kreis Kleve an sich um eine Neuauflage zu kümmern. Diese ist nun fertig. Sie umfasst 1500 Exemplare mit je 114 Seiten. Der neue Archivführer wurde Ende November im Kreisarchiv Geldern vorgestellt.

Zielgruppe sind all diejenigen, die sich für die historischen Quellen interessieren. Experten bestätigen, dass diese Zahl wächst. Vor allem Schulen, Familien- und Heimatforscher wenden sich an die Archive, erklärt die Kreisarchivarin. Beginnend mit der Frage wie der Besuch des Archivs am besten vorbereitet wird, soll der neue Archivführer Anfängern wie auch Erfahrenen die Orientierung erleichtern.

Porträts der 16 Kommunalarchive und des Kreisarchivs bilden den Kern des Buches. Sie stellen sich auf fast 60 Seiten mit allen wichtigen Informationen, zum Beispiel Öffnungszeiten und Sammlungen, vor. Eine Zusammenstellung von Personalstandsunterlagen in den Archiven schließt sich an. Die sei besonders für Familienforscher sehr interessant, betont Dr. Beate Sturm. Außerdem sind ein Verzeichnis der Zeitungsbestände in den Archiven, die Adressen auswärtiger Archive, der Kontakt zu Adelsarchiven mit Bezug zum Kreisgebiet sowie Literaturhinweise und die Erklärung von Fachbegriffen vorhanden.

Den neuen Archivführer gibt es für einen Euro in den Kommunalarchiven. Eine Version für das Internet (www.kreis-kleve.de) ist bereits in Planung. Später soll er dann auch auf den kommunalen Homepages einsehbar sein.

Finanziert wurde die Veröffentlichung vom Kreis Kleve, von den Sparkassen im Kreis sowie vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Für Dr. Peter Weber vom LVR ist dieses neue Buch nicht zuletzt ein Indiz für das Selbstverständnis der Archive als Bürgerarchive. Den Kreis Kleve lobte er als einen der wenigen Landkreise mit einer guten Archiv-Infrastruktur. "Sonst wäre ein solches Werk wie dieser Archivführer nicht denkbar."

Quelle: RP Online, 28.11.2012

Schwarzenbeker Archivar im Ruhestand

Am Abend der US-Präsidentschaftswahl begrüßte Dr. William Boehart über 100 Gäste im Schwarzenbeker Festsaal. Auch nach über 30 Jahren in Deutschland ist der beliebte Archivar amerikanischer Staatsbürger. Zu Gast waren Bürgermeister und Kommunalpolitiker, historisch Interessierte und Heimatforscher. Sie alle waren gekommen, um dem vor 65 Jahren in Woodstock/Illinois geborenen Amtsarchivar Dr. William (Bill) Boehart nach fast dreißig Jahren im Dienst der Archivgemeinschaft Schwarzenbek in den Ruhestand zu verabschieden.

Bei der Verabschiedung würdigten Kollegen und Wegbegleiter sein Wirken. Prof. Dr. Rainer Hering vom Landesarchiv Schleswig-Holstein erinnerte zu Beispiel an die landesweite Einführung der Pflicht zur Archivierung in allen Kommunen im Landesarchivgesetz. Andere sprachen über die ungewöhnliche Erkundung der regionalen Geschichten mittels Fahrradtouren, die Boehart erfolgreich in Kooperation mit Volkshochschulen oder Vereinen anbot. Prof. Dr. Franklin Kopitzsch vom Historischen Seminar der Universität Hamburg betonte die gute Betreuung der Studenten in der Magisterarbeit oder bei der Promotion durch Dr. William Boehart.

In über 40 Büchern, zahlreichen Veröffentlichungen und Ausstellungen hat Dr. Boehart über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus auf die geschichtliche Bedeutung des Kreises zwischen Wentorf und Lauenburg aufmerksam gemacht. Der Aufbau von Amts-, Dorf oder Stadtarchiven war »keine Ein-Mann-Show«, sagte Dr. Boehart, sondern nur durch die Unterstützung vieler Zeitzeugen oder geschichtlich interessierter Menschen möglich.

Zum Abschied eröffnete er seine vorerst letzte Ausstellung im Foyer des Schwarzenbeker Rathauses. Die Ausstellung zeigt 24 Tafeln zum Thema „Im Windschatten der Großstadt – der südliche Kreis Herzogtum Lauenburg nach 1960“ und war bis zum 23. November 2012 zu sehen. „1961 zählte man 65.000 Einwohner im südlichen Kreisgebiet, 50 Jahre später sind es knapp 115.000“, so der Archivar. „Unsere Ausstellung zeigt Stationen dieser Geschichte“.

Dr. Anke Mührenberg ist die Nachfolgerin von Dr. William Boehart. Sie ist ab jetzt für Angelegenheiten der Archivarbeit für Schwarzenbek, Lauenburg/Elbe, Wentorf bei Hamburg und das Amt Hohe Elbgeest zuständig, Wolf-Rüdiger Busch hingegen für die Stadt Geesthacht.

Kontakt:
Dr. Anke Mührenberg
Tel: 04151-881143
anke.muehrenberg@schwarzenbek.de
(zuständig für Schwarzenbek, Lauenburg/Elbe, Wentorf bei Hamburg und das Amt Hohe Elbgeest)

Wolf-Rüdiger Busch
Tel: 04152-835979
wolf-ruediger.busch@geesthacht.de
(zuständig für die Stadt Geesthach)

Quelle: Geesthachter Anzeiger, 8.11.2012

Fachzeitschrift »Deutschland Archiv« vor dem Aus

Bei der politischen Bildung hat Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse der Bundesregierung radikalen Sparkurs vorgeworfen. Die schwarz-gelbe Regierung sei dafür verantwortlich, dass die renommierte Historiker-Fachzeitschrift „Deutschland Archiv“ ihre Druckausgabe einstellen müsse.

Nun fordert der SPD-Politiker eine Rettungsaktion. Eine mögliche Online-Ausgabe sei kein Ersatz, sagt er. Die Zeitschrift habe sich in den vergangenen 44 Jahren „historische Verdienste“ erworben und sei nicht leicht zu ersetzen. Seit 1968 erschien die Zeitschrift als Druckausgabe.

Wolfgang Thierse appellierte an die Bundesregierung. Sie sollte einen kleinen Beitrag leisten, damit die Zeitschrift gerettet werden kann. „Die Bundesregierung hat keine Schuld am Untergang von deutschen Tageszeitungen, aber beim „Deutschland-Archiv“ hat sie eine ganz klare Verantwortung“, so Thierse.

Auch Publizist Karl Wilhelm Fricke übte heftige Kritik. Er warf der Bundeszentrale für politische Bildung vor, zu stark auf das Internet zu setzen. Bei der Verständigung in der Deutschland-Politik hat sich die Zeitschrift in der Vergangenheit große Verdienste erworben, sagt er. Das Ende der Druckausgabe sei „sehr bedauerlich“.

Der Historiker Professor Hermann Wentker vom Institut für Zeitgeschichte, der wie Karl Wilhelm Fricke dem Redaktionsbeirat angehörte, sagte das Aus der Zeitschrift sei ein großer Verlust und ein großer Fehler für die Deutschland-Forschung. Das „Deutschland-Archiv“ habe stets dafür gesorgt, dass die Geschehnisse in der DDR nicht in Vergessenheit geraten. Eine vergleichbare Fachzeitschrift gebe es nicht.
Das „Deutschland Archiv“ (DA) ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich vor allem mit der Deutschland- und der DDR-Forschung befasste. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN soll die letzte Druckausgabe des im W. Bertelsmann Verlag erscheinenden Heftes im Dezember zugestellt werden. Im nächsten Jahr soll die Berliner Firma init das DA online weiterführen. Das "Deutschland Archiv" wurde 1968 ins Leben gerufen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte die Zeitschrift mit rund 100.000 Euro je Jahr bezuschusst. Zuletzt erschienen pro Jahr vier Ausgaben.

Quelle: MDR, 28.11.2012

Stadtarchiv Arnsberg bietet ganz besonderen Adventskalender

Archiv und Weihnachten? Wie passt das zusammen? Wer das wissen möchte, sollte auf der Internetseite des Arnsberger Stadt- und Landständearchivs vorbeischauen. Hier finden Besucher für die letzten 24 Tage vor Weihnachten an jedem Tag die entsprechende Zeitungsausgabe der Westfalenpost oder der Westfälischen Rundschau aus dem Jahre 1956. Da die Wochentage nicht mit den diesjährigen übereinstimmen, kommt es beim 1.-2. Dezember, beim 8.-9. Dezember, beim 15.-16. Dezember und beim 22.-23. Dezember zu Doppelausgaben.

1956, was war da überhaupt los? Beispielsweise erschien in diesem Jahr die erste Ausgabe der Jugendzeitschrift "Bravo", Fürst Rainier III. von Monaco heiratete die Schauspielerin Grace Kelly und der VW-Käfer mit 30 PS wurde zum meistverkauften Auto überhaupt.

Der Adventskalender unter http://www.arnsberg.de/archiv/Adventskalender.php bietet viele weitere spannende Ein- und Rückblicke. Wer mag, kann zum Beispiel die vorweihnachtlichen Erwartungen, Schlagzeilen und Probleme von damals mit den heutigen vergleichen oder sich sogar, je nach Alter, an die eine oder andere Begebenheit noch selbst erinnern.

In Zeitungsausgaben schnuppern statt Schokolade naschen … – Im Stadtarchiv Arnsberg lagern insgesamt über 1.750 Zeitungsbände, die von der Einzelausgabe bis zum kompletten Jahresband reichen. Die Zeitungen stammen aus vier Jahrhunderten, die älteste – eine Ausgabe der "Berlinischen Nachrichten" – aus dem Jahr 1742. Ab 1850/60 ist beinahe für jeden Tag bis zur heutigen Zeit eine Lokalzeitung vorhanden.

Link: http://www.arnsberg.de/archiv/Adventskalender.php

Kontakt:
Stadt- und Landständearchiv im Kloster Wedinghausen
Klosterstraße 11
59821 Arnsberg
Tel.: +49 (0) 2932 201-1241 oder -1859
Fax: +49 (0) 2932 201-1426
stadtarchiv@arnsberg.de
www.arnsberg.de/archiv

Evangelische Kirchen in der DDR aus der Perspektive des Westens

Unter dem bewusst zugespitzten, die real-existierenden Verhältnisse nicht abbildenden Obertitel „Leben in der Vision des Urchristentums oder alimentierte Autarkie im Unrechtsstaat?“ veranstaltete die Evangelische Akademie Thüringen in Neudietendorf am 30.11./1.12.2012 eine Tagung zu den „Evangelische Kirchen in der DDR aus der Perspektive des Westens“, wie es im Untertitel der Veranstaltung hieß. Einige Leitfragen der Tagung lauteten: Wie wurden die evangelischen Kirchen und protestantisches Leben in der DDR von außen, aus den nichtsozialistischen Ländern Westeuropas und den USA sowie aus der Ökumene wahrgenommen? Beruhten diese Bilder auf Idealisierungen, auf eigenen politischen Erfahrungen oder auf kirchlichen Kontakten? Gab es politische Instrumentalisierungen? War es überhaupt möglich, „Kirche im Sozialismus“ von außen realistisch zu erfassen oder wurde damit einer Verharmlosung der Diktatur Vorschub geleistet? Was kann man daraus für den Umgang mit Kirchen in Diktaturen lernen? Die gut besuchte Tagung machte deutlich, dass die DDR-Geschichte kein abgeschlossenes Forschungsgebiet allein für Spezialisten ist, sondern lebendige Zeitgeschichte, nicht zuletzt durch den Austausch mit Zeitzeugen und deren Selbsthistorisierung. Die Tagung wandte den Blick von außen gleichsam über die damalige Mauer, untersuchte Bildformungsprozesse und überprüfte dabei den Realitätsgehalt westlicher und westdeutscher Perspektiven auf die DDR, wie Mitveranstalterin Katharina Kunter (Karlsruhe/Bochum) eingangs bemerkte.

Eine Reihe von Eindrücken von der Tagung bleiben haften, einige sollen kurz erwähnt werden: John P. Burgess (Pittsburgh/USA), der 1984/85 als wohl erster westlicher Student am Berliner Sprachenkonvikt studierte, beschrieb auf dem Wege einer „Ego-Histoire“ seine DDR-Eindrücke als geradezu „fromme Neugier“ auf die säkularisierte Gesellschaft der Zukunft und auf die Rolle des Evangeliums in dieser Gesellschaft. Peter Maser (Münster), der 1976 in der BRD übersiedelte, konnte seinen Blick auf die Kirchenpolitik und auf die kirchlichen Finanzen ebenfalls um die biografische Station seiner Mitarbeit in der damaligen Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ bereichern, die zahlreiche Quellen und Belege dafür liefert, dass die Partnerschaften auf Gemeindeebene die tragfähigste Verbindung zwischen den Kirchen in Ost- und Westdeutschland darstellten. Hier ging es um gemeindebezogene Projekte ohne kirchenleitende Intervention oder Moderation, sowie um das gemeinsame Feiern, bei denen nur am Rande über politische Themen gesprochen wurde. Die Bedeutung der „Alimentierung“ ostdeutscher Kirchen wurde im Anschluss an den Vortrag diskutiert, weil diese finanzielle Ausstattung zwar vieles ermöglichte, was ansonsten nicht denkbar gewesen wäre, zugleich aber dafür sorgte, dass die DDR-Kirchengemeinden kein eigenes Kirchenbild entwickelten. Nach Auffassung von Propst i.R. Heino Falcke (Erfurt) waren die brüderlichen Beziehungen auf Gemeindeebene und die theologischen Dimensionen der Partnerschaften entscheidend für die Zusammenarbeit, die sich besonders gut zu den Niederländern gestaltete, möglicherweise aufgrund ähnlicher Säkularisierungserfahrungen in beiden Ländern. Laurens Hogebrink (Amsterdam) unterstrich diese Einschätzung. Die Friedensthematik sei das wichtigste Thema im „Kalten Krieg“ gewesen, bei den Gemeindekontakten entsprechend die gemeinsame Absage an den Geist der Logik der Abschreckung. Erich Bryner (Schaffhausen) referierte über schweizerische (und auch seine persönlichen) Kontakte in die DDR, sprach vor allem aber die kritische publizistische Beurteilung der Kirchen im Kommunismus an, z.B. in der Zeitschrift „G2W – Glaube in der 2. Welt“, die die Rolle der Kirche in der DDR sowohl als „Leidende“ als auch als „Mitgestaltende“ interpretierte. Jens Murken (Bielefeld) zeigte auf, dass Gemeindepraktika westfälischer Theologiestudierender in DDR-Kirchengemeinden in den 1980er Jahren erst spät landeskirchlich akzeptiert worden waren, obwohl sie genaue Einblicke in die Lage der DDR-Kirchengemeinden vor der Wende von 1989 gaben, so dass die Westkirchen ohne Not günstige Gelegenheiten vergaben, authentische Einblicke in den kirchlichen Alltag der Christen in der DDR zu gewinnen, diesen ein erfahrungsgesättigter Partner zu sein und die Beziehungen zwischen den Kirchen und ihren Gliedern zu stärken und zu verstetigen.

Die Tagung machte deutlich, dass die DDR-Kirchengeschichte kein abgeschlossenes Kapitel deutscher Geschichte ist. Zum einen sei es weiterhin wichtig, dass auch die Opfer der SED-Diktatur weiterhin Gehör finden mit ihren Anliegen, und dies über die Grenzen ihrer eigenen Kreise hinaus. Neben diesem konstatierten Mangel an „Anerkennungskultur“ zeige zum anderen der derzeitige Vereinigungsprozess der neuen „Nordkirche“, welche heterogenen deutsch-deutschen Erfahrungen auf kirchlichem Gebiet nicht nur von den vorpommerschen Dörfern bis hin zur Metropolregion Hamburg unter einem Dach Platz finden müssen.

Tagungsflyer:
http://www.ev-akademie-thueringen.de/Akademie/programm/pdf/2012/EAT-Flyer-Urchristentum_web.pdf

Radio-Interview mit Akademiedsirektor Prof. Dr. Michael Haspel:
http://www.erf.de/radio/erf-pop/aktuell/5865-1920

epd-Bericht vom 02.12.2012
http://www.ev-akademie-thueringen.de/Akademie/presse/pressestimmen/2012/download/12/epd-DDR-Kirchen-2012-12-02.pdf

Stralsunder Bücherverkauf: Anzeige gegen Archiv-Leiterin

Nachdem am 28. November 2012 im Rahmen einer Dringlichkeitssitzung des Hauptausschusses der Stralsunder Bürgerschaft einstimmig beschlossen worden war, den Bücherkaufvertrag zum Teilbestand der Stralsunder Gymnasialbibliothek rückabzuwickeln, wurden am 2. Dezember alle beim Käufer noch vorhandenen 5.278 Bücher der Gymnasialbibliothek in den Besitz der Hansestadt Stralsund zurückgeführt und im Gegenzug der anteilige Kaufpreis erstattet. Die Rückabwicklungsvereinbarung betraf rund 90 Prozent des veräußerten Bestandes. Von den restlichen 10 Prozent wurde ein Teil aufgrund des sehr schlechten Zustandes der Bücher vom Antiquar vernichtet, der andere Teil durch ihn weiterveräußert. Welche Bücher letztlich veräußert wurden, müssen weitere fachliche Recherchen ergeben.

Angeblich wurden aber aus dem Stadtarchiv Stralsund weitaus mehr historische Bücher verkauft als bisher bekannt. Wie Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) gegenüber der Ostsee-Zeitung bestätigte, wurde eine Sammlung von etwa 1.000 Büchern bereits im März 2012 für 20.000 Euro ohne Wissen der Stadtspitze und der Bürgerschaft "verscherbelt". Der Verbleib des Geldes sei ungeklärt. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, die Stadt Stralsund hat Anzeige gegen die suspendierte Leiterin des Stralsunder Stadtarchivs erstattet.

Nach Informationen von NDR 1 Radio MV hat die Leiterin des Stralsunder Stadtarchivs den Verkauf im März 2012 mit ihrer Unterschrift unter dem Vertrag genehmigt. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind inzwischen die zunächst als vermisst geltenden 20.000 Euro Kaufpreis für die Bücher auf den Stralsunder Konten gefunden worden. Die Aufarbeitung des gesamten Vorgangs, die Verkaufsabwicklung, der Überblick über die verkauften Bücher und ob der Stadt tatsächlich ein Schaden entstanden ist, werde laut Staatsanwaltschaft noch Wochen dauern.

Quelle: Ostsee-Zeitung, 3.12.2012; Hansestadt Stralsund, Chronologie der Ereignisse, 28.11.2012; NDR 1 Radio MV, 4.12.2012

Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen wechselt

Die Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen hat sich zum Ziel gesetzt, die Archivangebote in der Region bekannter zu machen. Entstanden aus einer lokalen Initiative – es galt im Mai 2001 den ersten bundesweit geschalteten „Tag der Archive“ und im Juni 2001 den 24. Hessischen Archivtag in Kassel vorzubereiten – hat sich zunächst ein lockerer Zusammenschluss der Archive in Kassel gebildet. Ein erstes Faltblatt „Archive in Kassel“ (1. und 2. Auflage 2001) weist sieben Archive aus, ein zweites überarbeitetes 2003 acht Archive.

Drei Jahre später erweiterte sich die satzungsfreie Runde auf elf Archive, die teils auch in der Region ansässig waren, und so firmierte die Arbeitsgemeinschaft fortan unter „Archive in Nordhessen“. Der erste nordhessische Archivflyer weckte 2006 Aufmerksamkeit mit dem Slogan „Wissen ist Mist … wenn man nicht drankommt. Archive in Nordhessen … 21.625 m³ Speicherplatz“. Er wurde 2009 abgelöst von einer zweiten überarbeiteten Auflage mit dem Titel „21.625 m³ Speicherplatz – Archive in Nordhessen“.

\"Arbeitsgemeinschaft

Abb.: „Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen“ am 30. November 2012 im Landeskirchliches Archiv Kassel
Von links nach rechts: Dr. Karl Traugott Goldbach (Spohr Museum, Kassel), Dr. Alexandra Lutz (Stadtarchiv Kassel), Karin Stengel (documenta Archiv, Kassel), Siegfried Schmoll (Archiv der Kasseler Sparkasse), Dr. Gunnar Richter (Archiv und Gedenkstätte Breitenau), Dr. Bettina Wischhöfer (Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel), Dr. Susanne Rappe-Weber (Archiv der deutschen Jugendbewegung, Ludwigstein), Prof. Dr. Christina Vanja (Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Kassel), Cornelia Wenzel (Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel) (Foto: Landeskirchliches Archiv Kassel 2012)

Bis 2004 stand Frank-Roland Klaube (Stadtarchiv Kassel) der Arbeitsgemeinschaft vor, danach nahm Prof. Dr. Christina Vanja (Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Kassel) acht Jahre lang diese Aufgabe war. Sie gab den Stab nun weiter an Dr. Bettina Wischhöfer (Landeskirchliches Archiv Kassel).

Die Arbeitsgemeinschaft ist im Juni 2012 online gegangen. Unter www.archive-nordhessen.de stellen sich elf sehr unterschiedliche Institutionen vor. Der Webauftritt wurde gemeinschaftlich finanziert und ist nicht zuletzt durch das unmittelbar bevorstehende Kasseler Stadtjubiläum animiert – 2013 wird Kassel 1.100 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird der 36. Hessische Archivtag auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft nach zwölf Jahren wieder in Kassel stattfinden – zweitägig am 4. und 5. Juni 2013 unter dem Motto „Archive und Jubiläen“.

Die regelmäßige Zusammenarbeit nordhessischer Archive, an der sich inzwischen auch das Spohr Museum (Kassel), der Bärenreiter-Verlag (Kassel) und das Archiv Gedenkstätte Breitenau beteiligen, gilt neben der Vorbereitung einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit und dem kollegialen archivfachlichen Austausch der gemeinschaftlichen Organisation des bundesweit stattfindenden „Tags der Archive“, der nächste wird 2014 stattfinden.

Link: www.archive-nordhessen.de

Filmraritäten aus dem Archiv erstmals im Fernsehen

Nitrofilme sind sehr empfindlich. Wenn sie zu lange in der Lagerung verbleiben, können sie zerfallen oder sogar explodieren. Zeitlich sind sie nur begrenzt haltbar. Die Rettung der Nitrofilme erfordert Handeln. Im Filmarchiv Austria in Laxenburg lagern etliche Filmschätze. Um diese zu retten, haben sich das Filmarchiv und die Bank Austria, die Rechtsinhaber an etwa 30.000 österreichischen Nachkriegsfilmen ist, zusammen getan und ein großen Restaurierungsprojekt ins Leben gerufen. Die Wiederherstellung kostet etwa 20.000 bis 30.000 pro Film.

"Das ist ein wichtiges Projekt im Sinne des Bewahrens", so Generaldirektor Wrabetz vom ORF, "wir ermöglichen dadurch audiovisuelles Erinnern für weitere Generationen." In diesem Sinne schließt sich der Sender dem Projekt an und unterstützt es, indem er den Filmen eine mediale Plattform bietet.

Ab dem 7. Dezember 2012 zeigt der ORF nun acht Spielfilme aus dem "Filmschatz Österreich". Die Filme sind dann das erste Mal im Fernsehen zu sehen und werden damit der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Rudolf Steinböcks „Das andere Leben“, basierend auf einer Novelle von Alexander Lernet-Holenia aus dem Jahr 1948 macht den Anfang. Der Film handelt von einer Frau, die ihre jüdische Freundin vor den Nazis versteckt und deswegen mit ihrem Ehemann in Konflikt gerät, der loyal zu den Nazis steht.

Am 14. Dezember 2012 wird die Deserteursgeschichte „Gottes Engel sind überall“ von Hans Thimig ausgestrahlt. Vom selben Regisseur folgt am 21. Dezember dann das Drama "Maresi". Christiane Hörbiger, deren Familie das Filmschaffen der Zweiten Republik wie keine andere prägte, erklärte sich spontan bereit die Anmoderation für diese ersten drei Filme zu übernehmen.

Kontakt:
Filmarchiv Austria
Dr. Nikolaus Wostry
Zentralfilmarchiv Laxenburg
Parkweg 89
2361 Laxenburg
n.wostry@filmarchiv.at
Tel.: (+43) 0 2236 71 440

Quelle: Kurier, 29.11.2012