Bundesarchiv präsentiert im Digitalen Bildarchiv jetzt auch Bilder der Bundesbildstelle

Am 5. November 2008 werden über das Digitale Bildarchiv des Bundesarchivs (http://www.bild.bundesarchiv.de/) 60.000 Fotos des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (BPA) für die Recherche und den Download im Internet freigeschaltet. Gleichzeitig sind diese Bilder auch über die Internetadresse http://www.bundesbildstelle.de/ online erreichbar.

In den Jahren von 1949 bis heute entstanden für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung mehr als zwei Millionen Fotos zu den politischen Aktivitäten der Bundeskanzler, der Bundesminister sowie des Bundespräsidenten. Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung hat jetzt in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv im Internet den Zugriff auf ca. 60.000 Bilder ermöglicht. Dabei handelt es sich um ein Projekt im Rahmen des „Umsetzungsplanes 2007 / E-Government 2.0 des Bundes\“.

Durch die Arbeit offizieller Fotografen der Bundesregierung wächst der BPA-Bildbestand kontinuierlich. Pro Jahr dokumentieren sie etwa 1.000 politische Ereignisse wie Staatsbesuche, Vertragsunterzeichnungen und Festakte fotografisch. Ergänzt wird der Bildbestand durch den Ankauf bzw. den Erwerb einzelner Fotos oder ganzer Bildarchive, wie des Nachlasses von Richard Schulze-Vorberg oder des Archivs von Georg Munker. Das Bildmaterial des BPA kann für Internetbeiträge oder andere Veröffentlichungen genutzt werden, z. B. für Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Stiftungen und Institutionen. Die Nutzung erfolgt im Regelfall zu marktüblichen Nutzungsgebühren. Zuvor ist eine Registrierung durch das Bundesarchiv erforderlich. Ausgewählte Fotos werden darüber hinaus frei zugänglich und nutzungshonorarfrei angeboten. Der BPA-Bildbestand wird mehrmals täglich aktualisiert.

Mit diesen z. T. aktuellen Bildern des BPA sind über das „Digitale Bildarchiv\“ nun Bilder von den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland bis zum heutigen Tag in einer Datenbank recherchierbar und nach vorheriger Registrierung auch in hoher Auflösung herunterladbar. 

Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs: http://www.bild.bundesarchiv.de/  
Digitales Bildarchiv der Bundesregierung: http://www.bundesbildstelle.de/ 

Kontakt
Bundesarchiv
Dr. Oliver Sander
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Tel.: 0261/505-478
o.sander@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 5.11.2008; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung, Nr.: 395, 5.11.2008

Umzug des Hauptstaatsarchivs Dresden abgeschlossen

Das Hauptstaatsarchiv Dresden hat seinen im August eingeweihten Magazinneubau in Betrieb genommen (siehe Bericht vom 31.7.2008). Ab 17. November 2008 – zwei Wochen früher als geplant – werden die Benutzungsbeschränkungen, die während des Umzugs der Archivalien galten, wieder aufgehoben.

Seit Juni wurden die wertvollen Bestände des Hauptstaatsarchivs aus dem 1915 erbauten Altmagazin in den direkt daneben errichteten Neubau verlagert. 30 Regalkilometer Akten, 180.000 Karten, 54.000 Pergamenturkunden, unzählige Fotos, Filme und Plakate mussten bewegt werden. Nach fast 100 Jahren ununterbrochener Nutzung stehen die denkmalgeschützten Altgebäude in der Archivstraße nun leer. 

Ab 17. November 2008 werden alle Archivbestände, die wegen des Umzugs gesperrt werden mussten, wieder zugänglich sein und können im derzeitigen Ausweichquartier des Hauptstaatsarchivs in der Marienallee 12 genutzt werden. Mit der in nur vier Monaten bewältigten Räumung wird Baufreiheit für die Sanierung des Altmagazins und der bisherigen Lesesäle geschaffen. 2010 soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Anschließend werden Teile des Archivguts und der Inhalt verschiedener Ausweichdepots in das Altmagazin zurückverlagert. 

Schon jetzt verfügt das Hauptstaatsarchiv über modernste Magazintechnik, die den Schrift- und Bilddokumenten aus 1000 Jahren sächsischer Geschichte optimale Bedingungen bietet. Der gerade in Betrieb genommene Magazinneubau, der in der Rekordzeit von nur eineinhalb Jahren fertig gestellt wurde, ist der erste staatliche Hochbau Sachsens, der in Passivbauweise errichtet wurde. Er wird den modernsten Ansprüchen an Sicherheit und Brandschutz gerecht und ist als qualitätsgeprüftes Passivhaus zertifiziert. Das Magazinklima wird durch einen Rotationswärmetauscher mit Wärmerückgewinnung und eine ressourcenschonenden Kühlung aus vier Grundwasserbrunnen erzeugt. Neben einer Restaurierungs- und Fotowerkstatt ist das Gebäude auf acht Geschossen mit Kompaktregalanlagen ausgestattet, in denen auch die einzigartige Siegelsammlung des Archivs untergebracht ist, die mit fast 180.000 Stück zu den größten ihrer Art in Deutschland zählt. Mit einer Kapazität für 32 Regalkilometer Akten und 460.000 Karten steht genügend Raum zur Verfügung, um auch künftig entstehendes Archivgut für die Nachwelt zu sichern.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Marienallee 12
01099 Dresden 
Telefon: 0351/8006-0 
Telefax: 0351/8021274
poststelle-d@sta.smi.sachsen.de

Mülheimer Schüler recherchierten Biographien aus der Nazizeit

Achtundzwanzig Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Otto-Pankok-Schule in Mülheim an der Ruhr recherchierten in der vorvergangenen Woche einen Vormittag lang im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, wie die NRZ berichtet. Archivar Jens Roepstorff legte ihnen Bücher, Akten, Zeitungsausschnittsammlungen und Fotos vor. Die Klasse von Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus zeigte sich beeindruckt davon, dass die im Stadtarchiv lagernden Urkunden teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Die Schülerinnen und Schüler hatten aber einen konkreten Rechercheauftrag. Denn sie können an einer Gedenkveranstaltung zum 9. November in der Heinrich-Thöne-Volkshochschule Mülheim mitwirken, die an die siebzig Jahre zurückliegende Reichspogromnacht erinnern wird. Diese Matinee, die um 11.00 Uhr beginnt, steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und wird gemeinsam von der Mülheimer Initiative für Toleranz MIT, VHS, Stadtbücherei, Stadtarchiv, Theater an der Ruhr und Otto-Pankok-Gymnasium ausgerichtet. Neben den Schülerinnen und Schülern sind der jüdische Künstler Dany Bober, der mit einer \“jüdischen Zeitreise\“ auftreten wird, auch Künstlerinnen und Künstler des Theaters an der Ruhr an der Gestaltung des Programms beteiligt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

\"Schülerinnen

Abb.: Schülerinnen und Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums forschen und recherchieren im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum 9. November präsentiert (24.10.2008), Foto: Walter Schernstein

Die Otto-Pankok-Schüler forschten über Täter, Opfer und Zeitzeugen der NS-Herrschaft in Mülheim an der Ruhr. So lernten sie, dass Günther Smend, ein Schüler ihrer Schule zur damaligen Zeit, nicht nur ein guter Sportler war, sondern später als Offizier zum militärischen Widerstand gehörte und deshalb hingerichtet wurde. \“Dass ein Schüler unserer Schule sich gegen Hitler stellte, obwohl die meisten für ihn waren\“, finden die Schülerinnen und Schüler bewundernswert. 

Abschreckendes liefert hingegen die Personalakte des Brandmeisters Alfred Freter. Als Chef der Mülheimer Feuerwehr missachtete er den Löschbefehl, ließ die Synagoge vorsätzlich abbrennen und achtete nur darauf, dass das Feuer nicht auf die Nachbarhäuser übergriff. Freter wurde erst 1959 \“wegen Fluchtgefahr\“ verhaftet und vor Gericht gestellt. – Die Otto-Pankok-Schüler empfanden es als spannend, mit authentischem Quellenmaterial arbeiten zu können. So lange sei das alles ja noch nicht her, stellt eine Schülerin fest. Und ein Klassenkamerad ergänzt: \“Das Thema ist angesichts von Neonazis immer noch relevant.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Otto-Pankok-Schule
Gymnasium der Stadt Mülheim an der Ruhr mit Sekundarstufe 1 und 2
Von-Bock-Str. 81
Tel.: 0208-455 3960
45468 Mülheim an der Ruhr

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 25.10.2008

Lüneburger Stadtarchivarin tritt nach 35 Jahren in den Ruhestand

Seit mindestens 500 Jahren werden im Stadtarchiv Lüneburg Unterlagen aus über acht Jahrhunderten geordnet und dauerhaft aufbewahrt. Alles, was sich an schriftlicher Überlieferung des städtischen Gemeinwesens erhalten hat, von der ältesten Originalurkunde aus dem Jahre 1229 bis zu den jüngsten Aktenablieferungen der Stadtverwaltung, ist hier sorgfältig ausgewählt worden und für alle Interessierten einsehbar. Die Stadtrechtsurkunde aus dem Jahre 1248 zum Beispiel ist als Original in recht gutem Zustand erhalten. Sie schreibt das Privileg Lüneburgs fest, ein eigenes Stadtrecht zu entwickeln und damit nicht mehr an das Landesrecht gebunden zu sein.

Mehr als 35 Jahre lang war Dr. Uta Reinhardt für die archivalische Überlieferung der "Salzstadt" zuständig; seit August 1973 leitete sie das Lüneburger Stadtarchiv (siehe den Bericht vom 30.7.2007). Zum 31. Oktober 2008 trat die 65-jährige Lüneburger Stadtarchivarin in den Ruhestand. Mit einem Festakt im Huldigungssaal des Rathauses schied sie aus dem Amt. Bis Juni 2009 wird die gelernte Mediävistin allerdings als so genannte geringfügig Beschäftigte weiter im Stadtarchiv tätig sein, vor allem, um den bevorstehenden Umzug des Stadtarchivs in das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank zu beaufsichtigen. Jahrelang kämpfte sie um neue Räume für das Stadtarchiv. Auch als Erste Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Salzmuseums wird sie im Zuge der Neustrukturierung der Museumslandschaft noch genug zu tun haben.

Das Besondere am Stadtarchiv Lüneburg ist dessen weder durch Brände oder Fluten noch durch Kriege beschädigte und deshalb ungestörte Überlieferung der Stadtgeschichte seit 1229. Daher sind es wahre Schätze, denen im Frühjahr 2009 der Ortswechsel bevorsteht. Vier Kilometer lang reihen sich Akten, Urkunden, Bauzeichnungen und Bücher aneinander. Das bisherige Archiv verteilt seine Schätze auf vier Standorte. Die wertvollsten Urkunden und Dokumente, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, liegen in den Räumen zur Waagestraße. Direkt hinter dem Büro der Archivarin stapeln sich über drei Etagen mit Gitterböden beispielsweise uralte Karten und Papiere. Ein weiterer Teil liegt ebenfalls im Rathaus, im Unteren Gewandhaus. Andere Bestände finden sich im Heine-Haus und im Bürgeramt.

Für den Umzug des Lüneburger Stadtarchivs hat das Rathaus rund 300.000 Euro in seinem Etat veranschlagt. Im Januar 2009 sollen die neuen Räume in der ehemaligen Landeszentralbank bezugsfertig sein; dann wird ein platzsparendes Regalsystem eingebaut. Verloren geht an der neuen Adresse der Charme des Alten. Doch für die scheidende Stadtarchivarin Dr. Reinhardt ist es ein notwendiger Wechsel in die Zukunft – damit die Vergangenheit greifbar bleibt.

Kontakt:
Hansestadt Lüneburg – Stadtarchiv 
Lesesaal 
Eingang E, Zimmer 59
Waagestraße 
21335 Lüneburg
Tel. 04131 309-223
Fax: 04131 309-586
stadtarchiv@stadt.lueneburg.de

Quelle: Landeszeitung, 26.10.2008; Sandra Bengsch, Hamburger Abendblatt, 31.10. 2008

Privat-Esoteriker

Die Erforschung des Esoterischen als bedeutendem Teil der europäischen Kultur- und Religionsgeschichte hat sich im zurückliegenden Jahrzehnt zu einer anerkannten Teildisziplin kulturwissenschaftlicher und historischer Arbeit entwickelt. 

Dies führt zu der Überlegung, ob und inwieweit sich die verschiedenen Facetten der Esoterik auch in archivischen Überlieferungen nachweisen lassen. Verstärkt gilt dies für das 20. Jahrhundert, das bislang kaum im Fokus der Forschungsaktivitäten steht. Private Nachlässe oder Sammlungen könnten möglicherweise Hinweise auf die konkreten Träger esoterischen Gedankenguts liefern und zu einer Sozialgeschichte der neueren Esoterik motivieren. 

Bei der zumeist nur bedingt öffentlichen Struktur esoterisch orientierter Kreise oder Organisationen ist allerdings zu vermuten, dass letztlich nur wenig Material aus diesem Umfeld den Weg in die etablierten Archive gefunden hat. Insofern ist gerade die weitere Suche nach aussagekräftigen persönlichen Unterlagen und deren archivische Sicherung ein lohnendes Aufgabenfeld. 

Im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) werden einige kleinere Nachlässe von Personen aufbewahrt, die man als Privat-Esoteriker bezeichnen kann. Leider ist über manche dieser Personen derzeit kaum mehr als der Name bekannt. Von anderen weiß man, dass sie sich esoterischen Aktivitäten neben ihrem bürgerlichen Beruf widmeten. So etwa der Lederfabrikant Dr. Adolf Schoeler (1899-1991) aus dem südbadischen Laufenburg, Alchemist, offenbar Mitglied der völkischen Guido-von-List-Gesellschaft und von seinen esoterischen Freunden „Atys“ genannt.

\"Sammlung

Abb.: Sammlung Peter Pierre, Straßburg (18??-19??): Kladde „Occultus, Volume II“ (1926-1928) [über den Nachlasser ist bislang nicht bekannt] (IGPP-Archiv, 10/23/1)

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 11-08, 1.11.08

Langzeitarchivierung und Dritter Korb zur Reform des Urheberrechts

Die am 30. Oktober 2008 zu Ende gegangene Urheberrechtstagung 2008 in Göttingen fragte nach den Erwartungen und Anforderungen an eine weitere Reform des Urheberrechts aus Sicht von Bibliotheken, Universitäten und Verlagen. Eine gewichtige, von der Fachwelt anerkannte Stimme hatte bei der Tagung das Deutsche Kompetenznetzwerk für Langzeitarchivierung nestor, dessen Task Force \“Recht\“ von Dr. Eric Steinhauer, stellvertretendem Direktor der Universitätsbibliothek Magdeburg, vorgestellt wurde. Hier droht aus heutiger Sicht bei der Sicherung der Langzeitverfügbarkeit digitaler Objekte eine empfindliche Lücke.

Die Task Force \“Recht\“ wurde als Teil der nestor-Arbeitsgruppe \“Kooperative Langzeitarchivierung\“ eingerichtet, um urheberrechtliche Grenzen sowie Rechtsprobleme, wie sie bei der digitalen Langzeitarchivierung auftreten können, zu diskutieren und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem jetzt anstehenden sog. Dritten Korb zur Reform des Urheberrechtsgesetzes, der spezifische Regelungen für die Arbeit der Gedächtnisorganisationen enthalten soll.

Dr. Steinhauer stellte in seinem Vortrag klar, dass die digitale Langzeitarchivierung als öffentliche Aufgabe politisch gewollt sei und der Gesetzgeber deshalb in der Pflicht stehe, einen geeigneten urheberrechtlichen Rahmen bereitzustellen. Hierbei will ihn das Kompetenznetzwerk nestor unterstützen. \“Das geltende Urheberrecht erlaubt den Gedächtnisinstitutionen keine digitale Langzeitarchivierung, es sei denn, sie schließen individuelle Vereinbarungen mit den Rechteinhabern ab; eine illusorische Vorstellung angesichts der großen Mengen digitaler Dokumente. Ohne eine eigene urheberrechtliche Befugnis zur Langzeitarchivierung sind die Gedächtnisinstitutionen gegenwärtig nicht arbeitsfähig und können ihrem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung digitaler Ressourcen nicht nachkommen\“, so Dr. Steinhauer, der u.a. in München und Stuttgart Bibliotheksrecht lehrt, zur grundsätzlichen Situation der Gedächtnisorganisationen.

Dass es weiteren Bedarf für Änderungen des Urheberrechts gibt, erkannte auch der Gesetzgeber, der bereits während des noch laufenden Gesetzgebungsverfahrens für den Zweiten Korb weitere Reformschritte ankündigte. Obgleich ein Schaden beim Urheber schwer vorstellbar ist, wenn nicht-kommerzielle Bibliotheken und Archive urheberrechtlich geschützte Webseiten oder Teile von Webseiten mittels Web-Harvesting archivieren, so drohen ihnen dennoch urheberrechtliche Unterlassungs- und Vernichtungsansprüche oder gar strafrechtliche Verfolgung. Um diesen Missstand abzustellen und Rechtssicherheit zu schaffen, seien alle Bibliotheken und Archive aufgerufen, sich stärker als bisher in die urheberrechtlichen Diskussionen mit einzubringen, so Dr. Steinhauer.

Kontakt:
Projektkoordination nestor
Natascha Schumann c/o Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1, D – 60322 Frankfurt
Tel.: +49 – 69 – 1525 – 1141
Fax: +49 – 69 – 1525 – 1799
n.schumann@d-nb.de
www.langzeitarchivierung.de

Quelle: Kompetenznetzwerk nestor, Pressemitteilung, 30.10.2008

Die Urkatasteraufnahme in Westfalen

Die Überlieferung aus den Katasterämtern gilt als schwierig zu benutzen, weil sie schwer zu durchschauen ist. Es gibt ganz unterschiedliche Karten und eine Reihe von Aktentypen mit Namen, die nicht selbsterklärend sind (Handrisse, Flurkarten, Mutterrollen, Berechnungshefte …). Die Staatsarchive, in denen diese Überlieferung vom Beginn der Vermessung 1822 bis zur Kommunalisierung des Katasters 1948 liegt, bieten mit ihren Findbüchern in der Regel auch nur ungenügende Hilfen beim Einstieg in die komplexe Materie: Die Findbücher setzen bereits eine genaue Kenntnis der Überlieferung voraus. 

Dr. Gerald Kreucher, Archivar im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Staatsarchiv Münster, hat mit der gerade erschienenen 45 Seiten umfassenden Broschüre "Die Urkatasteraufnahme in Westfalen" jetzt eine Einstiegshilfe für historisch Interessierte ohne Vorkenntnisse verfasst. Kurz und eingängig erläutert er die Geschichte der Urkatasteraufnahme in Westfalen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und deren Zweck, die Erstellung eines Grundstücksverzeichnisses als Grundlage für die Besteuerung. Er fasst die gesetzlichen Grundlagen zusammen und stellt vor allem die einzelnen Kartentypen und Aktenarten verständlich in ihrem Aussagewert für Orts- und Familienforscher dar. Die zahlreichen Abbildungen verdeutlichen den Text, der durch ein Literaturverzeichnis abgerundet wird. 

Info:
Die Broschüre: Gerald Kreucher, Die Urkatasteraufnahme in Westfalen (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 20) Düsseldorf 2008, ist zum Preis von 5 Euro beim Landesarchiv NRW Staatsarchiv Münster, Bohlweg 2, 48147 Münster, Tel. 4885-0, Email: stams@lav.nrw.de zu beziehen.

Kontakt:
Landesarchiv NRW Staatsarchiv Münster
Bohlweg 2
48147 Münster
Tel.: 0251-4885-0
Fax: 0251-4885-100
stams@lav.nrw.de 
www.archive.nrw.de

Die Festungspläne im Stadtarchiv Mainz

Die Geschichte von Mainz wurde ganz wesentlich durch das Militär geprägt. Bereits die Errichtung eines Legionslagers um 13/12 v. Chr. auf dem Kästrich bildete die Grundlage für die spätere Stadtbildung. Von 1620 bis 1918 war Mainz Festungsstadt und Garnisonsstandort. Vier verschiedene Befestigungslinien wurden in diesen 300 Jahren um Mainz angelegt: Angefangen von der bastionären Stadtbefestigung, über die barocken Forts, die Militärbauten der Bundesfestung bis hin zu den modernen Bunkern des beginnenden 20. Jahrhunderts. 

Neben den mehr oder weniger gut im Stadtbild erhaltenen militärhistorischen Baudenkmäler erinnern auch die Festungspläne, die in der Bild- und Plansammlung des Stadtarchivs Mainz überliefert sind, an die Vergangenheit der Stadt. Sie stammen aus den Plankammern der kurfürstlichen und französischen Festung, der Bundesfestung (1815-1866), der preußischen Festung (1866-1873) und der Reichsfestung Mainz (bis 1919). 

Während die älteren Pläne in den eigentlichen Planbestand einsortiert wurden, befinden sich die Festungspläne des 19. Jahrhunderts noch entsprechend ihrer alten Ordnung in durchnummerierten Mappen. Dabei handelt es sich um etwa 2.500 Pläne, die durch ein Verzeichnis, das sich an das von der Fortifikationsbehörde erstellte Verzeichnis anlehnt, grob erschlossen sind.

Der Planbestand ist eine wertvolle Quelle für die historische Forschung. Insbesondere bei städtischen Sanierungsprojekten, bei Fragen von Denkmalschutz und Denkmalpflege oder etwa bei Umnutzungskonzepten militärhistorischer Bausubstanz werden diese Dokumente oft von Historikern, Fachleuten der städtischen Bauverwaltung und Architekten genutzt.

Die häufige Nutzung hat allerdings ihre Spuren hinterlassen. Etwa die Hälfte der Pläne ist schwer beschädigt; diese Pläne Interessierten vorzulegen, ist aus konservatorischer Sicht eigentlich nicht mehr zu verantworten. Die Pläne sind teilweise eingerissen und geknickt. Manche dieser Dokumente gleichen eher einem in mehrere Teile zerfallenen Puzzle denn einer wertvollen historischen Quelle. 

Das Interesse an der Erhaltung militärhistorischer Bausubstanz, das sich beispielsweise in der 2004 erfolgten Gründung der Initiative Zitadelle Mainz e.V. manifestiert, motiviert dazu, nicht nur die steinernen Zeugen der Mainzer Geschichte, sondern auch die papierenen Denkmäler der Nachwelt zu erhalten.

In Zusammenarbeit mit der Cruse GmbH in Rheinbach und der Fotolabor „M“ GmbH in Stuttgart hat das Stadtarchiv Mainz daher ein Pilotprojekt entwickelt, das die Sicherung eines Teils der Festungspläne zum Ziel hat. Gleichzeitig wird erstmals ein neuartiges Verfahren zur Langzeitarchivierung komplexer digitaler Bildinhalte auf Mikrofilm erprobt (Weiteres zum Projekt und seinen Partnern).

Kontakt:
Stadtarchiv Mainz
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Telefon: 06131/12 21 78
Telefax: 06131/12-35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de
www.stadtarchiv.mainz.de

Quelle: Mainz Online, Stadtarchiv Mainz, Projektskizze

Forschungsallianz Kulturerbe gegründet

Zur Gründung der \“Forschungsallianz Kulturerbe\“ haben die Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) heute im Alten Museum (Museumsinsel Berlin) ein \“Memorandum of Understanding\“ unterzeichnet.

Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für den Kulturgüterschutz deutlich zu verbessern, den Aufbau des wissenschaftlichen Nachwuchses zu stärken und die nationalen und internationalen Netzwerke auszubauen. Anknüpfend an die führende Rolle der Konservierungswissenschaften in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg, gilt es nun, für die Stärkung und Weiterentwicklung dieses Forschungszweigs ein zukunftsweisendes Fundament zu legen. Den nationalen status quo zu erfassen, ist ein erster Schritt, um gezielt den Bedarf feststellen zu können. Voraussetzung für die Stärkung der Disziplin ist allerdings auch, in der Öffentlichkeit und in der Politik ein Bewusstsein für die Bedeutung dieser Fachrichtung zu schaffen. 

Mit der Gründung dieser Allianz wird Neuland betreten. Zum ersten Mal kooperieren eine der weltweit größten Sammlungen von Kulturgütern und ihrer wissenschaftlichen Betreuung (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), eine der führenden anwenderorientierten technologischen Forschungsinstitutionen in Deutschland (Fraunhofer-Gesellschaft) und eine einzigartige querschnittsorientierte Wissenschaftsorganisation (Leibniz-Gemeinschaft).

Auf der Basis der neuen Zusammenarbeit sollen innovative Restaurierungs- und Konservierungstechniken entwickelt und das kulturelle Erbe besser geschützt werden. Alte Schriftstücke, Bilder berühmter Künstler, mittelalterliche Holzskulpturen, Denkmäler – die Bedeutung von Kulturgütern reicht weit über ihren finanziellen Wert hinaus. Sie zu erhalten ist eine große Herausforderung. Da die Fragestellungen dabei häufig überaus komplex sind, verlangen sie nach Lösungsansätzen, an denen neben Technikern und Restauratoren auch Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen (Kulturwissenschaft, Konservierungswissenschaft, Natur- und Geisteswissenschaften) beteiligt sind. Die unterzeichnenden Institutionen werden ihre Kompetenzen auf diesem Gebiet bündeln und den Wissensaustausch zwischen Forschung und Restaurierungspraxis verbessern. Die Mitglieder der Forschungsallianz werden sich zukünftig regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und Fortschreiben der Forschungsagenda treffen. Gemeinsam wollen sie dafür Sorge tragen, dass das Kulturgut eine nachhaltige Zukunft hat.

Themen sind unter anderem:
– Entwicklung zerstörungsfreier Test- und Prüfverfahren
– Dekontaminierung von mit Pestiziden belastetem Kunst- und Kulturgut 
– Alterungsverhalten und Beständigkeit der Materialien des Kunst- und Kulturguts des 20. Jahrhunderts
– Weiterentwicklung der Plasmatechnologie für Reinigung und Konservierung von Kunst- und Archivgut
– Weiterentwicklung mikroskopischer, oberflächentopographischer und multispektraler Authentifizierungsverfahren (Illegaler Kunsthandel, Kunstfälschung) 
– Auswirkung des Klimawandels auf Kulturgüter
– Entwicklung von Konzepten zu Klimatechnik und Energieeffizienz in Museen und Archiven
– Entwicklung moderner Verfahren für Dokumentation und Erhaltung von Baudenkmalen und archäologischen Stätten.

Die Geburtsstunde der wissenschaftlichen Konservierung war vor 120 Jahren in Berlin: 1888 wurde an den Königlich-Preußischen Museen das erste Chemische Museumslabor der Welt eingerichtet mit Friedrich Rathgen als Direktor. Von Beginn an war das Rathgen-Forschungslabor dualistisch ausgerichtet – auf die Erhaltung sowohl des beweglichen musealen und archivalen als auch des unbeweglichen, denkmalpflegerischen Kulturerbes in Deutschland und weltweit.

Die Bedeutung der neuen Allianz liegt für die beteiligten Institutionen insbesondere darin:

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: \“Unsere Sammlungen sind Teil des kulturellen Gedächtnisses. Sie machen kulturelles Schaffen aus allen Teilen der Welt, von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis zur Gegenwart, erfahrbar. Die Stiftung agiert als Scharnier zwischen Kunst und Kultur einerseits und Forschung und Bildung andererseits. Allein in den Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz finden sich unterschiedlichste Materialien und Techniken, die zahlreiche Lösungsansätze zum Erhalt der Kulturgüter nötig machen. Mit der Gründung der Allianz soll die deutsche Forschung in diesem Bereich wieder eine führende Rolle im weltweiten Vergleich erlangen.\“ 

Ernst Theodor Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft: \“Dass die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft künftig im Forschungsministerium ressortieren ist eine bedeutsame Anerkennung der Forschungsleistungen der Museen. Dadurch ist sichergestellt, dass \“Heritage Science\“ künftig bundesseitig noch stärker in den Blick genommen wird. Die Leibniz-Gemeinschaft sieht daher in der Forschungsallianz auch ein Sprachrohr, das den Stellenwert der Konservierungsforschung in Politik und Öffentlichkeit verdeutlicht.\“

Ulrich Buller, Forschungsvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft: \“Ein wichtiges Anliegen der Allianz ist der Nachwuchs und die Aus- und Weiterbildung, die die Fraunhofer-Gesellschaft mit den Allianzpartnern in den beiden vor kurzem gegründeten Kompetenzzentren in Kloster Weyarn und Kloster Bronnbach vorantreiben will.\“

Die Partner der Forschungsallianz:

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. 15 Fraunhofer-Institute und die beiden neu gegründeten Fraunhofer-Kompetenzzentren in Weyarn und Bronnbach beteiligen sich direkt an der Allianz. Sie bringen ihr Know-how vor allem im Bereich der Innovation und des Technologietransfers ein. Viele Institute sind bereits aktiv in Projekte aus dem Kulturgutsektor eingebunden und haben dafür spezifische Lösungsansätze entwickelt. Die Fraunhofer-Gesellschaft bietet ein breites Spektrum von Verfahren, Materialien und Know-how, um die Vielfalt der Fragestellungen zu behandeln: von der Laserreinigung kostbarer Objektdetails über die Dekontaminierung von Schadstoff belasteten Hölzern bis zur Erfassung und Optimierung der Klimabedingungen in Museumsräumen.

Die Leibniz-Gemeinschaft ist ein Zusammenschluss von 82 Forschungseinrichtungen, die wissenschaftliche Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung bearbeiten. Sie wird mit ihren acht Forschungsmuseen in der Allianz vertreten sein. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft besitzen zahlreiche Kulturgüter von nationalem und internationalem Rang. Das Spektrum reicht von Plastiken und Gemälden über technische Großobjekte bis hin zu biologischem Material. Zum Erhalt der Objekte nutzen und entwickeln sie modernste Restaurierungs- und Konservierungsmethoden – teils in Eigenregie, teils mit externen Partnern.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zählt zu den größten Kultureinrichtungen weltweit: Die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung gehören ihr an. Die organisatorische Verbundenheit dieser fünf Einrichtungen hebt die übliche Trennung von Sparten und Materialien auf und begünstigt Fächer übergreifende Projekte und Denkansätze. Mit dem Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen verfügt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zudem über das älteste konservierungswissenschaftliche Institut der Welt. Es ist als naturwissenschaftliches Institut, das sich mit der Materialanalyse und der Erhaltung kulturgeschichtlicher Objekte befasst, der konservierungswissenschaftliche Ansprechpartner der Staatlichen Museen. Seine Expertise in allen die Konservierung und Erhaltung von mobilem und immobilem Kunst- und Kulturgut betreffenden Fragen stellt es auch internationalen Fachgremien zur Verfügung.

Ansprechpartner:
Für die Fraunhofer-Gesellschaft: 
Dr. Johanna Leissner
Scientific Representative for Fraunhofer 
IBP, IAP, ICT, IGB, IST, ISC & MOEZ
Rue du Commerce 31
B-1000 Bruxelles
Telefon 0032 2 506 42 43
Fax. + 32 2 506 42 49
johanna.leissner@zv.fraunhofer.de
http://www.fraunhofer.de

Für die Leibniz-Gemeinschaft: 
Dr. Stefan Brüggerhoff
Stellv. Direktor Forschung
Forschungsleiter Denkmalschutz / Materialkunde
Telefon: +49 (234) 968 4032
Fax: +49 (234) 968 4040
Stefan.Brueggerhoff@bergbaumuseum.de
Deutsches Bergbau-Museum
Herner Straße 45
44787 Bochum
http://www.bergbaumuseum.de

Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz: 
Dr. Stefan Simon
Direktor
Rathgen-Forschungslabor
Staatliche Museen zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Telefon +49 (30) 3267490
Fax: +49 (30) 3267412
s.simon@smb.spk-berlin.de
http://www.smb.museum/rf 

Quelle: Leibniz-Gemeinschaft, Pressemeldung, 28.10.2008

Interessanter Familiennachlass im Lemgoer Stadtarchiv

Durch den kürzlichen Besuch von Bundespräsident Horst Köhler ist das Lemgoer Stadtarchiv auch in der Bürgerschaft stärker ins Bewusstsein gerückt worden. Eine Einrichtung der Stadt mit vielen interessanten Dokumenten, teilweise auch Familiennachlässen. Jüngst wurde nun der Nachlass des „Familienarchiv Wilhelm Süvern“ – Rektor und Heimatforscher in Lemgo, 1892-1980 durch ein EDV-Findbuch erschlossen.

Wilhelm Süvern, geboren am 22.10.1892 in Langenholzhausen, war bis zur seiner Pensionierung 1958 Volksschullehrer und Rektor an der Lemgoer Bürgerschule. Süvern hat sich auf verschiedene Weise für die Heimatgeschichte engagiert: Er setzte sich mit ihrer pädagogischen Vermittlung auseinander, war von 1954 bis 1964 Kreisheimatpfleger des Landkreises Lemgo und von 1960 bis 1966 Vorsitzender des Lippischen Heimatbundes. Im Jahr 1963 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Neben zahlreichen Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte, deren Schwerpunkt auf seinem Geburtsort Langenholzhausen lag, ermittelte er umfassende Informationen zu seiner Familiengeschichte.

Von Beginn seiner seit ca. 1920 einsetzenden familiengeschichtlichen Forschung an führte Wilhelm Süvern im Bemühen, familiäre Verbindungen zu knüpfen, aufrechtzuerhalten und die Verwandten an der genealogischen Forschung zu beteiligen, rege Korrespondenzen mit allen lebenden Familienangehörigen und initiierte Familientreffen. 

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Abb.: Besuch aus Amerika: Verlon Berkemeyer und Estelle Lettmann in der Heimat ihrer Vorfahren 1954 vor der Schule in Langenholzhausen

Nicht nur die Lebenslinien der in Lippe und ganz Deutschland ansässigen Süverns, sondern auch die Entwicklung der Anfang des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewanderten Familien Helmingsmeier, Hansmeier, Berkemeyer und Meier verfolgte Wilhelm Süvern. Er sicherte Briefe aus dem 19. Jahrhundert, die die Bedingungen und Strapazen der Auswanderung offenbaren. Aus verschiedenen Orten der USA schilderten Nachfahren der Auswanderer Wilhelm Süvern bereitwillig ihren Alltag und das ihrer Familien. Und wie der Satz von Emil Berkemeyer „when you write tell me lots of Germany there is nothing that would not interrest me.“ („wenn Du schreibst, erzähl mir viel von Deutschland, es gibt nichts, das mich nicht interessieren würde“) beweist, dass die Wissbegier an dem Land der Väter und Urgroßväter groß war. Aus den Briefen ist zu lesen, dass eine Verbundenheit mit Deutschland, obwohl die Verwandten in Amerika geboren waren, empfunden wurde. Weil zahlreiche Briefe – wie der mit Emil Berkemeyer – nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausgetauscht wurden, steht dahinter auch die Auseinandersetzungen mit Deutschland unter Hitler und den Verbrechen in Deutschland. In den Schreiben lässt sich die Hilflosigkeit und Ambivalenz gegenüber ihrem Herkunftsland herauslesen, zumal, wenn sie von anderen Amerikanern auf Deutschland und die verübten Verbrechen angesprochen wurden. Der Sohn von Emil Berkemeyer besuchte 1954 als amerikanischer Soldat Lippe. Besuche von amerikanischen Verwandten erhielt Wilhelm Süvern häufiger und blieb mit ihnen über Jahrzehnte hinweg in Austausch. Als Ergebnis seiner 60jährigen Sammel- und Forschungstätigkeit konnte er 1980 kurz vor seinem Tod seine Publikation \“To Sodeburen-Süvern 1368-1980\“ als ein genealogisches Portrait einer lippischen Familie der Öffentlichkeit bekannt machen. 

Nach seinem Tod ging das Familienarchiv an seine Tochter Sieglinde Stark, geb. Süvern, über, die es 1995 dem Stadtarchiv Lemgo übergab. „Nur dort“, so Sieglinde Stark in einem Brief an die Familie, „besteht meines Erachtens die Gewähr, dass es für spätere Generationen erhalten bleibt.“

Stadtarchivarin Dr. Anikó Szabó macht deutlich: “Zu verdanken ist die Ordnung des Bestandes und die Fertigstellung des Findbuches Sabine Lehr, Archivstudentin aus Potsdam.“ Wie schon im vergangenen Jahr das Familienarchiv Wippermann sorgte sie nun in ihrem zweiten Lemgoer Praktikum u. a. für die Neuverzeichnung und die Erstellung des Findbuches „NL 18 – Familienarchiv Wilhelm Süvern“. Diese Neuverzeichnungen mit Hilfe einer EDV-Datenbank werden im Stadtarchiv Lemgo seit Anfang 2007 vorangetrieben und sollen weiter fortgeführt werden, um die Benutzung der Unterlagen zu erleichtern.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus 
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 32 75
stadtarchiv(at)lemgo.de

Quelle: Pressemitteilung der Alten Hansestadt Lemgo, 24.10.2008