14.500 Jahre lückenlose Geschichte dank Baumringen, Eis und Sonnenwind

Das Klima spielte verrückt, erste stadtähnliche Siedlungen wuchsen und der Steinzeitmensch erfand den Ackerbau: Für Klimaforscher und Archäologen ist das Auslaufen der jüngsten Eiszeit einer der wichtigsten Wendepunkte der Geschichte. Gleichzeitig sind die damaligen Klimaturbulenzen ein wichtiger Hinweis auf das, was auf uns aktuell zukommen könnte. Doch bislang lagen die Details über die dramatischen Klimaschwankungen dieser Epoche im geschichtlichen Dunkel, weil eine genaue Datierung nicht möglich war. Mit einem neuen Methoden-Mix gelang es Forschern, die Klima- und Geschichts-Archive aus Eiskernen und Baumhölzern direkt zu verknüpfen – womit sie erstmals Ereignisse bis in die Zeit vor 14.500 Jahren exakt datieren können. Finanziert wurde die Forschung im Rahmen des EuroClimate-Programms der European Science Foundation. Details über die neue Methode veröffentlichten die Forscher von der Universität Lund (Schweden), der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Universität Kopenhagen, der Eidgenössischen Forschungsanstalt in Birmensdorf (Schweiz) und der Universität Hohenheim in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift \“Nature – Geoscience". \“Es ist nicht auszuschließen, dass wir lange versucht haben, eine historische Lücke zu schließen, die es gar nicht gibt\“, orakelt Michael Friedrich, Paläobotaniker an der Universität Hohenheim. Grund für den bisherigen Fehler ist, dass sich die Forscher hier mit einer Zeit beschäftigten, die mehrere 1 000 Jahre vor den ersten schriftlichen Quellen liegt. Statt schriftlicher Überlieferung müssen die Naturwissenschaftler deshalb verschiedene Hilfsmittel anwenden, um Klima und Menschheitsgeschichte der auslaufenden Eiszeit zu rekonstruieren.

Besonders wichtige Archive sind Baumstämme, die die Jahrtausende in Mooren und Kiesschichten von Flüssen überstanden und Eisschilde in Grönland und in der Antarktis, in denen Klimasignale längst vergangener Epochen zu finden sind. Bislang ließen sich diese Quellen nicht verbinden. Doch im transeuropäischen Forschernetz gelang es Botanikern, Physikern und Glaziologen jetzt erstmals, Baumringe und Eiskerne als kombiniertes Klima- und Geschichtsarchiv zu nutzen. Eis oder Holz: Beide haben vergangenes Klima und Geschichte in Eislagen und Baumringen archiviert. Bei Bäumen ist es die Breite, Dichte und chemische Zusammensetzung der Jahrringe, die Aufschluss über Temperatur und Niederschlag der Vergangenheit geben. Im Eis ist es die chemische Zusammensetzung des Wassers und der im Eis eingeschlossenen Luftbläschen, die Rückschlüsse auf die Vergangenheit zulassen.

Allerdings gibt es aber auch Seiten, die in den Geschichtsbüchern aus Holz und Eis noch fehlen. Und auch in ihrer Aussagekraft haben beide Archive ganz spezielle Vor- und Nachteile. \“Beide Archive zeigen uns, dass das Klima am Ende der jüngsten Eiszeit verrückt spielte: Erst wurde es mehrere Grad wärmer, dann wieder eiskalt um schließlich auf unser heutiges Niveau anzusteigen\“, berichtet Friedrich. Wichtige Menschheitsfragen, zum Beispiel, wie sprunghaft das Klima sich ändern kann und welche Prozesse dabei eine Rolle spielen, konnten wegen der zeitlichen Ungenauigkeit nicht befriedigend beantwortet werden. Durch einen neuartigen Mix von Methoden haben die Forscher die beiden Kalender aus Holz und Eis nun zusammengeführt. \“Die neue Methode kombiniert die Vorteile beider Archive und überwindet die jeweiligen Nachteile. Bislang hatten wir zum Beispiel in unserem Baumring-Kalender eine Lücke von bis zu 200 Jahren vermutet. Mit Hilfe des Gletschereises vermuten wir nun, dass sie vielleicht gar nicht vorhanden ist\“, sagt Friedrich.

In Sachen Genauigkeit sind Baumringe bislang unschlagbar: Für jede Epoche hinterließen Klima und andere Faktoren ein typisches Muster von dicken und dünnen Jahrringen, das bei allen Bäumen einer Region aus dieser Zeit identisch ist. Wie bei einem Puzzle-Spiel hatten Forscher der Universität Hohenheim so den längsten Jahrring-Kalender der Welt aufgebaut, indem sie die Jahrring-Muster von Baumstämmen analysierten, ältere und jüngere Hölzer an einandersetzten und so immer weiter in die Vergangenheit zurückstießen. \“Ob Dachbalken, antike Möbel oder der Griff einer Steinzeitaxt – jedes Holzstück, das wenigstens 50-100 Jahrringe besitzt, zeigt ein so charakteristisches Muster, dass wir das Alter bis auf das Jahr genau bestimmen können\“, so Friedrich. Exakt 12 468 Jahre umfasst der ununterbrochene Hohenheimer Jahrring-Kalender heute, bis ans Ende der letzten Eiszeit. Davor gibt es einzelne Puzzle-Stücke, die sich teilweise zu Zeitinseln zusammenfügen, aber noch nicht angehängt und damit genau datiert werden konnten. Auch eine zweite Methode zur Altersbestimmung nutzt den jahrgenauen Baumring-Kalender der Universität Hohenheim: die Datierung mit radioaktivem Kohlenstoff (C14). Ob Knochen, Holz oder Torf: alle organischen Substanzen enthalten Kohlenstoff, von dem ein geringer Teil radioaktiv ist. Da radioaktive Elemente zerfallen, gibt der Anteil an radioaktivem Kohlenstoff Auskunft über das Alter der Substanz. \“Um aber das genaue Alter mit dieser Methode zu bestimmen, muss man die Ergebnisse allerdings mit einer Eichkurve vergleichen, die aus den jahrgenau datierten Bäumen des Hohenheimer Baumring-Archivs gewonnen wird. Jeder Ausbau des Jahrringkalenders bedeutet daher auch gleichzeitig immer bessere Radiokarbondaten\“, erklärt Friedrich.

Als bestes Klima-Archiv haben sich dagegen die Eisschichten jahrtausende alter Gletscher und Eisschilde etabliert. Denn Gletschereis besteht aus gefrorenem Schnee, der jedes Jahr auf die Oberfläche fällt und im Lauf der Jahrtausende zu Eis gepresst wird. Als Eiskerne bezeichnet man die zum Teil kilometerlangen Eisstangen, die von der Oberfläche eines Gletschers bis zum Boden herausgebohrt wurden. In jeder Eisschicht dieses Eisbohrkerns sind neben dem Schnee jeden Jahres, aber auch kleine Bläschen, die heute noch die Luft längst vergangener Zeiten enthalten. Unter anderem lassen sich daran die Temperatur, das Klima und der CO2-Gehalt der Luft zu Zeiten des Schneefalls ablesen. \“Als Kalender ist das Gletschereis leider jedoch nicht so genau: Mal fehlen ein paar Jahre, weil der Wind den Neuschnee an manchen Stellen fortwehte, mal sind sie doppelt, weil fort gewehter Schnee an anderer Stelle wieder zu Boden fällt\“, erklärt Botaniker Friedrich. \“Über die Jahrhunderte gleicht sich das wieder aus, so dass wir die Klimaschwankungen im Groben ganz gut nachvollziehen können. Jahrgenaue Geschichtsschreibung, wie wir es für Holzfunde mit den Baumringen können, ist beim Klima durch Eiskerne jedoch nicht möglich. Dafür ist der Eiskalender aber über mehr als hunderttausend Jahre lückenlos.\“

\“Gäbe es Baumstämme im Gletschereis, hätten wir beide Kalender längst schon kombinieren können\“, philosophiert Botaniker und Dendrochronologe Friedrich. Doch uralte Baumstämme finden sich heute nur in Mooren oder in Kiesgruben mit dem Schotter von prähistorischen Flüssen. Gletscher dagegen treten meist in Regionen jenseits der Baumgrenze auf. \“Eiskerne und Baumringe sind damit wie zwei Geschichtsbücher in verschiedenen Sprachen, für die es noch keine gemeinsame Übersetzung gibt.\“ Doch nun haben die Forscher eine gemeinsame Sprache gefunden, durch die sich Baumringe und Eiskerne direkt verbinden lassen. \“Das Prinzip ist ähnlich wie in unserer internationalen Arbeitsgruppe, wo Wissenschaftler aus Deutschland und Skandinavien englisch miteinander reden, weil sie die Muttersprache des anderen nicht beherrschen.\“ Im Fall der Eiskerne und Baumringe beruht die gemeinsame Sprache auf zwei radioaktiven Elementen, die hoch über Gletschern und Bäumen in der Atmosphäre gebildet werden. Beide entstehen durch Sonnenwind und kosmische Strahlung. Und bei beiden schwankt der Anteil in der Atmosphäre im Lauf der Zeit auf so charakteristische Weise, dass auch dieses Schwankungsmuster einen eigenen Kalender bildet.

\“Eines dieser radioaktiven Elemente ist Beryllium (10Be), das mit dem Schnee aus der Atmosphäre gewaschen wird und in den Eiskernen erhalten bleibt. Ein anderes ist radioaktiver Kohlenstoff (14C), den Bäume aus der Luft aufnehmen und in ihre Jahrringe einbauen\“, erklärt Friedrich. \“Die Beryllium Kurve aus dem Grönländischen Eis und die des radioaktiven Kohlenstoffs aus den Jahrringen weisen im Laufe der Zeit exakt die gleichen Schwankungsmuster auf – und machen damit Eiskerne und Jahrringe direkt miteinander vergleichbar.\“ Für den Jahrring-Kalender bedeutet das, dass die alten, bislang isolierten Puzzlestückchen nun bald schon an ihrer richtigen Lage eingepasst werden können. Dadurch lassen sich nicht nur die Klimaschwankungen am Ende der letzten Eiszeit genau bestimmen: Es ist auch möglich, eine neue Radiokarbon-Eichkurve zu erstellen, mit der die Daten der frühen Menschheitsgeschichte exakt datiert werden können. \“Die neuen Ergebnisse scheinen einige Rätsel zu lösen, die uns jahrelang beschäftigt haben. Sie geben aber auch neue Rätsel auf. Bisher sind wir allerdings noch mit den Übersetzungsarbeiten beschäftigt. Wenn das, was sich abzeichnet stimmt, dann werden wir in der Klimaforschung einige Theorien zu überdenken haben.\“

Kontakt
Universität Hohenheim 
Institut für Botanik (210)
Dipl. agr. biol. Michael Friedrich
Garbenstr. 30
70599 Stuttgart 
Tel.: 0711 / 459 – 22196 oder – 22188
Fax: 0711 / 459 – 23355
michaelf@uni-hohenheim.de 

Quelle: Florian Klebs, Pressemitteilung Universität Hohenheim, 1.4.2008

Hochschulübergreifende Ausbildung in der digitalen Langzeitarchivierung wird möglich

Mit der Unterzeichnung eines \“Memorandum of Understanding\“ haben acht Bildungseinrichtungen im Herbst vergangenen Jahres eine bislang einmalige Qualifizierungs-Partnerschaft vereinbart: Gemeinsam soll das Ziel realisiert werden, ein kooperatives Curriculum zu Fragen der digitalen Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit zu entwickeln. Hierzu werden unter Beteiligung von Studierenden spezielle e-Learning-Module entwickelt, die allen Partnern für Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote zur Verfügung stehen werden. Studierende können so an unterschiedlichen Standorten auf ein gemeinsames Lehrangebot im Bereich der langfristigen digitalen Archivierung digitaler Objekte zurückgreifen, das dann in Veranstaltungen an der jeweiligen Hochschule eingebunden und in diesem Kontext auch weiterentwickelt werden kann. Partner dieser Vereinbarung sind: Archivschule Marburg Fachhochschule Köln Fachhochschule Potsdam Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Hochschule für Technik und Wissenschaft Chur Humboldt-Universität zu Berlin Technische Universität Wien. Der verantwortliche Koordinierungspartner von nestor, dem deutschen Kompetenznetzwerk für Fragen der Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen, ist die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek der Georg-August-Universität Göttingen.

Engagement für die digitale Langzeitarchivierung
Neben der gemeinsamen Entwicklung von Bausteinen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung planen die Partner, den curricularen Anteil des Themas Digitale Langzeitarchivierung in der Lehre auszubauen, gemeinsame Lehrveranstaltungen durchzuführen sowie die dabei erworbenen Kreditpunkte nach dem ECTS-System (European Credit Transfer System) gegenseitig anzuerkennen. Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, könnten dann am Thema interessierte Personen aus der Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen weitgehend unabhängig von ihrem Standort z.B. einen Master-Studiengang in digitaler Langzeitarchivierung absolvieren.

\“Wir haben festgestellt, dass noch an keiner Hochschule ausreichend Kapazitäten bestehen, das Thema umfassend zu behandeln. Die Verbindung der fachlichen Schwerpunktthemen der einzelnen Hochschulpartner einerseits, die kooperativ entwickelten Lehr- und Lernmodule andererseits ermöglichen uns nun schon bald, auf ein kohärentes Lehrangebot der kooperierenden Hochschulen zugreifen und dieses in unsere Lehrkonzepte einfügen zu können. Daran waren die Studierenden mit ihrer spezifischen Perspektive und viel Kreativität beteiligt\“, so Prof. Dr. Achim Oßwald von der FH Köln, einer der Mitinitiatoren der ersten Stunde.

Mit eLearning zum Abschluss
Schon jetzt liegen modular aufgebaute Angebote vor, mit denen der durchaus komplexe Lehrstoff künftig vermittelt werden kann. Studierende der Fachhochschulen Köln, Potsdam und Leipzig sowie der FH Ostschweiz in Chur beteiligen sich aktuell an der inhaltlichen Entwicklung von eLearning-Tutorials zu verschiedenen Themenfeldern der Langzeitarchivierung digitaler Objekte.

Parallel dazu es gibt weitere Qualifizierungsangebote: So findet im Juni 2008 die dritte nestor School statt, eine mehrtägige Seminarreihe, zu der wieder bedeutende Experten als Referenten gewonnen wurden. Den Teilnehmern wird hier ein grundsätzliches Verständnis der digitalen Langzeitarchivierung nebst Lösungsmöglichkeiten für spezielle Frage-stellungen vermittelt. Ebenfalls im Juni wird auch das nestor-Handbuch, die aktualisierte "Kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung\“ sowohl unter Open Access-Bedingungen als auch in Druckform vorliegen.

\“Wir wünschen uns, dass sich auch das nestor-Handbuch an den Hochschulen etabliert\“, so Dr. Heike Neuroth, Leiterin Research & Development bei der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. \“Je mehr Menschen dieses auch für die Wirtschaft so wichtige Thema kennen lernen, desto eher werden wir praktisch anwendbare Lösungen für die drängenden Probleme der langfristigen Bewahrung unseres digitalen kulturellen Erbes finden.\“

Das Kompetenznetzwerk nestor
nestor ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderter Projektzusammenschluss von derzeit sieben institutionellen Partnern: die Deutsche Nationalbibliothek, die Bayerische Staatsbibliothek, das Bundesarchiv, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek der Georg-August Universität, das Institut für Museumsforschung sowie die Fernuniversität Hagen.
nestor bündelt die deutschen Kompetenzen auf dem Gebiet der Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen. Ziel von nestor ist der Aufbau einer dauerhaften Organisationsform für alle Belange der Langzeitarchivierung sowie nationale und internationale Abstimmungen und Aufgabenteilungen. Eine weitere, wichtige Aufgabe ist es, die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Bewahrung unseres digitalen kulturellen Erbes zu informieren und aufzuklären.

Kontakt:
Projektkoordination nestor
Natascha Schumann c/o Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1, D – 60322 Frankfurt
Tel.: +49 – 69 – 1525 – 1141
Fax: +49 – 69 – 1525 – 1010
n.schumann@d-nb.de
www.langzeitarchivierung.de

Quelle: nestor, Pressemitteilung, 26.3.2008

Archiv und Wirtschaft 1/2008

Das jetzt erschienene Heft 1/2008 der Zeitschrift "Archiv und Wirtschaft" enthält folgende Beiträge:

Aufsätze:

Susan Becker: „Tradition verpflichtet zum Fortschritt“ – Erinnerungskultur im Unternehmen am Beispiel der BASF AG

Frank Wittendorfer: Warum ist Siemens in München?

Gabriele Fünfrock: Die Anfänge des Archivs der Dyckerhoff AG

Jana Hoffmann, Britta Weschke u. Claudia Wöhnl: Vom Sammeln, Bewahren und Ausstellen historischer Schätze – Sparkassenmuseen in Sachsen

Hans Eyvind Næss: Tried and trusted strategies for archivists: Overcome frontiers, take part in the international community and boost your vigour!

Berichte:

Katja Glock: Bayer – „eine spannende Geschichte“

Horst A. Wessel: Filme in Archiven: Sammeln – Sichern – Sichten. Öffentliche Fachtagung des AK Filmarchivierung NRW am 4. Oktober 2007 in Schwerte

Renate Köhne-Lindenlaub u. Manfred Rasch: 30 Jahre Regionaler Erfahrungsaustausch Ruhrgebiet

Rezensionen

Martin Burkhardt: Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer 

Sabine Brenner-Wilczek, Gertrude Cepl-Kaufman u. Max Plassmann: Einführung in die moderne Archivarbeit (Johannes Grützmacher)

Britta Leise: Die Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW). Aspekte zur Entwicklung des Archivwesens der Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 (Volker Beckmann)

Hans-Jürgen Gerhard u. Alexander Engel: Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit. Ein Kompendium auf Basis ausgewählter Hamburger Materialien (Wilfried Reininghaus)

Stephan Lindner: Hoechst – ein I. G. Farben Werk im Dritten Reich (Harald Wixforth)

Jennifer Schevardo: Vom Wert des Notwendigen. Preispolitik und Lebensstandard in der DDR der fünfziger Jahre (Gerhard Neumeier)

Peter Danylow u. Ulrich S. Soénius (Hrsg.): Otto Wolff. Ein Unternehmen zwischen Wirtschaft und Politik (Harald Wixforth)

Karsten Rudolph u. Jana Wüstenhagen: Große Politik – kleine Begegnungen. Die Leipziger Messe im Ost-West-Konflikt (Evelyn Kroker)

Kim Christian Priemel: Flick. Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik (Christian Marx)

Konrad Schneider (Hrsg.): Gewerbe im Kronthal. Mineralwasser und Ziegel aus dem Taunus (Wilfried Reininghaus)

Nachrichten

Impressum

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
Commerzbank AG
Zentraler Stab Konzernkommunikation 
Public Affairs & Issue Management 
Historisches Archiv

Postanschrift: D-60261 Frankfurt am Main 
Geschäftsräume: Kaiserplatz, D-60311 Frankfurt am Main

Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-41665
E-Mail: <mailto:detlef.krause@commerzbank.com>
http://www.commerzbank.de/konzern/geschichte

10.000 Vorarlberger Urkunden im Internet

Das Vorarlberger Landesarchiv verfügt über rund 10.000 Urkunden, die bis 1139 zurückreichen und nutzte die Möglichkeit, als erstes Landesarchiv im Rahmen des Projektes "Monasterium.net" den gesamten Urkundenbestand zu digitalisieren. Damit können nun weltweit originale Abbildungen samt Inhaltsangaben im Internet frei zur Verfügung gestellt werden.

PROJEKTPRÄSENTATION: Freitag, 4. April 2008. 10-11.00 Uhr. Bregenz, Landesarchiv (Kirchstraße 28)

Link: www.mom.findbuch.net

Kontakt:
Vorarlberger Landesarchiv 
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel: 0043(0)5574/511-45005
Fax: 0043(0)5574/511-45095
landesarchiv@vorarlberg.at
www.landesarchiv.at

Esoterik aus Elberfeld

Die Forschung zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte von als „esoterisch“ bezeichneten Modellen und Weltanschauungen in westlichen Ländern ist vor allem im Rahmen der Religionsgeschichte seit geraumer Zeit im Aufschwung begriffen. Von einiger Bedeutung dürften in diesem Zusammenhang noch vorhandene schriftliche Hinterlassenschaften und Nachlässe von Protagonisten dieser ausgesprochen heterogenen ‚Szene’ sein. 

Mit dem Teilnachlass von Karl Weidner aus Elberfeld befindet sich umfangreiches Material eines bislang nur Insidern bekannten Esoterikers und ‚Geheimwissenschaftlers’ im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP). Weidner wurde am 13. März 1887 in Elberfeld bei Wuppertal geboren. Der in Bonn promovierte Mathematiker und Wissenschaftsphilosoph beschäftigte sich seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit einer ganzen Palette esoterischer Themen. 

Wirft man einen Blick in seine Aufzeichnungen, stößt man auf Studien zur Alchemie und Magie, zur Hierologie, zu Pyramiden, zur Kabbala und Mythologie, zur „dogmatischen Metaphysik“ sowie auf seltsame spiritistische Protokolle. Vor allem jedoch kreisten Weidners Studien immer wieder um die Astrologie. Für seine zahlreichen Publikationen auf diesem Gebiet wählte er mit „Dr. Christian Wöllner“ teilweise ein Pseudonym. 1926/1927 veröffentlichte Weidner alias Wöllner zwei Bücher esoterischen Inhalts. Nicht verwirklicht werden konnte hingegen die Publikation einer großen „Geschichte der Astrologie“ (1937). 

\"Schematische

Abb.: "Schematische Figur eines Spielsteins zum Tao-Spiel, ½ nat. Größe", 1925 (IGPP-Archiv 10/32)

Weiterhin versuchte sich Karl Weidner als Erfinder und meldete beispielsweise 1925 das Patent für ein „Tao-Brettspiel“ an. Wann Karl Weidner gestorben ist, ist noch ungeklärt. Die spätesten überlieferten Aufzeichnungen stammen aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 04-08, 1.4.2008

Stadtarchiv Siegen gewährt Einblick in seine literarische Schatzkammer

Einen seltenen Einblick in seine literarische Schatzkammer gewährt das Stadtarchiv Siegen seinen Besuchern im Rahmen der Präsentationsreihe \“AN’S LICHT GEHOLT – Schätze aus den Magazinen des Stadtarchivs\“ ab Freitag, 4. April 2008. Anlässlich des 1995 ins Leben gerufenen Welttag des Buches am 23. April 2008, mit dem die UNESCO sowohl das Kulturgut Buch als auch das Lesen durch eine Vielzahl von Aktivitäten zu fördern gedenkt, werden Liebhaber bibliophiler Editionen sicherlich ebenso auf ihre Kosten kommen wie Geschichtsinteressierte und Freunde historischer Buchdrucke. Ausgestellt werden seltene Publikationen mit Bezug zur Geschichte der Stadt Siegen und des Siegerlandes, die in den knapp drei Jahrhunderten zwischen 1556 und 1838 veröffentlicht wurden. Mit der Präsentation des opulenten, 1556 zu Eisleben gedruckten Werkes “Von Einer Disciplin, Dadurch zucht, tugend und Erbarkeit mügen gepflanzet und erhalten werden“ wird an Leben und Wirken des Erasmus Sarcerius erinnert. Dieser gehört fraglos zu den bemerkenswertesten Gestalten der Reformationszeit und wurde 1536 von Wilhelm Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez, genannt der “Reiche“, nach Siegen berufen. Hier fungierte Sarcerius zwei Jahre lang als Rektor der Lateinschule im ehemaligen Franziskanerkloster, ehe er 1538 nach Dillenburg übersiedelte, um sich in den Dienst der gräflichen Kirchenpolitik zu stellen. Durch seine humanistischen, pädagogischen und theologischen Studien sollte Sarcerius auch das geistige Leben unserer Region maßgeblich beeinflussen. 

Einen weiteren Höhepunkt bilden zwei Denkschriften, die während der oranien-nassauischen Zeit zu Ehren von Wilhelm V. Batavus, Prinz zu Oranien und Fürst zu Nassau (1748-1806) und Wilhelm Friedrich Erbprinz von Oranien-Nassau (1772-1843), dem späteren Wilhelm I. König der Niederlande, veröffentlicht wurden. Die Regenten hatten 1789 bzw. 1802 der Stadt Siegen einen Besuch abgestattet und wurden in der Krönchenstadt von den Bewohnern enthusiastisch begrüßt. Die beiden Werke sind nicht nur relevante Dokumente zur Stadtgeschichte, sondern liefern einen anschaulichen Beweis für die enge historische Verbindung zwischen dem Siegerland und den Niederlanden. Einen Hauch von Exotik und Orientalistik verströmt ein dritter Schwerpunkt der Ausstellung. Gezeigt wird die deutsche Erstausgabe des Buches “Beschreibungen Afrikas“ aus der Feder des maurischen Geographen Leo Africanus (zirka 1490-1550), das 1805 in Herborn von dem gebürtigen Dillenburger Georg Wilhelm Lorsbach (1752-1816) herausgegeben wurde. Komplettiert wird die Präsentation durch zwei kirchengeschichtliche Schriften des Superintendenten Johann Friedrich Bender (1789-1805), darunter ein seltenes schriftliches Denkmal zur Erinnerung an die Wiedereinweihung der Martinikirche am 17. Juni 1838. Freunde literarischer Kostbarkeiten sollten sich die Präsentation Siegerländer Drucke im Stadtarchiv Siegen keinesfalls entgehen lassen.

Kontakt
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
Tel.: 0271 / 404 – 3095
Fax: 0271 / 404 – 3099
l_burwitz@siegen.de 

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Siegen; Siegener Zeitung, 1.4.2008

Archiv-Recherche für Laien im Stadtarchiv Münster

Die einen wollen Vereinsforschung betreiben. Oder wissen, wie sich ihr Stadtteil entwickelt hat. Andere interessieren sich für die Geschichte ihrer Familie. Archivarbeit leicht gemacht: Praktische Unterstützung bietet das Stadtarchiv Münster interessierten Laien am Montag, 7. April 2008. \“Suchen, Finden, Arbeiten\“ heißt der kostenfreie ganztägige Orientierungskurs von 10 bis 16 Uhr. Wie finde ich Schriften, Fotos, Zeitungsartikel zu dem Thema, das mich interessiert? Wie arbeite ich mit Textquellen? Gibt es im Archiv Hinweise auf die Herkunft meiner Familie? Praxis steht bei diesem Angebot für Einsteiger ganz oben. \“Für viele ist die deutsche Schrift Hindernis und Hemmschwelle. Darum gibt es Übungen, die das Lesen erleichtern\“, kündigt Roswitha Link vom Stadtarchiv Münster an. Außerdem helfen Interpretationshinweise im Umgang mit Akten und Urkunden. Tipps für den Umgang mit den Datenbanken runden das Tagesseminar ab. Der Teilnehmerkreis ist begrenzt. Daher bittet das Stadtarchiv um Anmeldung.

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 03
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
LinkRoswitha@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 1.4.2008

Buchprojekt zur Karlsruher Jugendarbeit

Aufgrund zahlreicher Dokumentationen über den Stadtjugendausschuss im Stadtarchiv Karlsruhe plant dieses gemeinsam mit dem Förderkreis des Stadtjugendausschuss Karlsruhe eine Aufarbeitung der Jugendarbeit vor Ort seit ihren Anfängen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zusätzlich zu den eigenen Unterlagen werden auch die Archive der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinden sowie die sämtlicher Mitgliedsverbände durchforstet. Darüber hinaus wird auch großer Wert auf die Befragung von Zeitzeugen gelegt. Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, wird die Karlsruher Bevölkerung nun gebeten, Informationen und möglichst viel Bildmaterial für das geplante Buchprojekt zur Verfügung zu stellen, das in der Reihe \“Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs\“ erscheinen soll. Ansprechpartner neben dem Stadtarchiv Karlsruhe sind auch Volkmar Hafner-Koch vom Stadtjugendausschuss (Tel.: 0721 / 133 – 5670) sowie Kurt Roth, Vorsitzender des Förderkreises des Stadtjugendausschuss (Tel.: 0721 / 59 66 260).

Kontakt
Institut für Stadtgeschichte
Stadtarchiv Karlsruhe
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 133 – 4223
Tel.: 0721 / 133 – 4225 
Fax: 0721 / 133 – 4299 
archiv@ kultur.karlsruhe.de

Quelle: ka-news, 30.3.2008

Vortrag über Schiller und »Die beunruhigende Reliquie« im DLA Marbach

Wenn es um den Nachlass Friedrich Schillers geht, richtet sich der Blick der Forschung meist auf Manuskripte und Briefe. Im Deutschen Literaturarchiv Marbach werden aber nicht nur Handschriften des Klassikers aufbewahrt, sondern auch Haarlocken, Strümpfe und Tabakdosen aus seinem Besitz. Über derlei »untote Reste« und »heilige Zeichen« in der Hinterlassenschaft Schillers und anderer Schriftsteller spricht am Dienstag, 1. April 2008, 20 Uhr, Prof. Dr. Valentin Groebner, Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern, im Deutschen Literaturarchiv. Groebners Vortrag »Die beunruhigende Reliquie« ist der zweite Beitrag in der Reihe »Dichterruhm und Unsterblichkeit«, mit der das Deutsche Literaturarchiv schon jetzt auf das Schillerjahr 2009 aufmerksam macht. Neben Schillers Körperreliquien und ihrer Bedeutung für die Rezeption des Dichters im 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet der Kulturhistoriker auch den Nachlass von Eduard Mörike und von Autoren des 20. Jahrhunderts. Den Abend moderiert Dr. Frank Druffner, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Archivs. Der Eintritt kostet 5,-/3,- Euro. In der Reihe »Dichterruhm und Unsterblichkeit« analysieren national und international bekannte Referenten den geistes- sowie literaturgeschichtlich bedeutenden Aspekt der Dichterverehrung. Gefördert wird die Reihe von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e. V.

Kontakt:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Dr. Frank Druffner
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 07144 / 848 – 750
Fax: 07144 / 848 – 191
Frank.Druffner@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 25.3.2008

Stadtarchiv Worms übernimmt Nachlass von Adam Antes

Vor einigen Wochen starb mit Irene Antes die Witwe des für Worms und die Region wichtigen und anerkannten Bildhauers und Grafikers Adam Antes (1891-1984). Die Nachfahren haben sich im Sinne der Verstorbenen dankenswerterweise dazu entschlossen, seinen schriftlichen und künstlerischen Nachlass der Stadt Worms zu überlassen, so dass Dokumente und Skulpturen erschlossen und gezeigt werden können und geschlossen zusammenbleiben. Ohne Frage gehört Antes zu den wenigen unstrittig bedeutenden, auch überregional beachteten Künstlern des letzten Jahrhunderts aus Worms. Aus einfachen Verhältnissen stammend, kam er nach einer Lehre als Steinmetz und Bildhauer in Verbindung zum Umkreis der Darmstädter Mathildenhöhe, war von 1919 bis 1944 dort in seinem Atelier tätig und musste nach den Verheerungen der vormaligen Landeshauptstadt seine Wirkungsstätte verlegen, zunächst nach Monsheim, später wieder in seine Geburtsstadt, in der er vor fast 25 Jahren hochbetagt starb.

Der Nachlass, der nach der Abholung nun einer ersten Sichtung unterzogen wurde, umfasst neben Fotografien, Entwürfen und persönlichen Unterlagen auch zur Familie vor allem den reichen Briefwechsel seit ca. 1920 bis in die 1950er Jahre, unter anderem mit Carl Zuckmayer, mit dem er gemeinsam 1929 den Büchner-Preis erhalten hatte. Das Stadtarchiv Worms ist bemüht, den Bestand in absehbarer Zeit zu verzeichnen, um eine nähere Beschäftigung mit Antes, seiner Zeit und seinem persönlichen Umfeld möglich zu machen. Mit der Übernahme gelangten eine Reihe bildhauerischer Werke in die Städtische Gemäldegalerie im Museum Andreasstift, was umso passender erscheint, als dort bereits einige Werke von Antes vorhanden sind. Bereits vor drei Jahren hatte der Wormser Kunstverein, in dem Frau Antes bis zuletzt mitgewirkt hat, eine besonders interessante Seite seines Werks, die Begeisterung für die Fliegerei und Flugobjekte, unter dem Titel ‚Traum vom Fliegen’ zum Thema gemacht. Auch zu diesem Aspekt seiner Tätigkeit findet sich zahlreiches Material. Mit der Bereitschaft der Erben, der Stadt Worms die Hinterlassenschaft von Adam Antes anzuvertrauen, sind nun Archiv und Museum um wertvolles Kulturgut zu einer wichtigen Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts reicher geworden.

Kontakt
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: 062 41 / 8 53 – 47 00
Fax: 062 41 / 8 53 – 47 10
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadtnachrichten Worms, 25.3.2008