Birthler warnt vor Überführung von Stasi-Akten ins Bundesarchiv

Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, übergab am 12.9.2007 in Berlin dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsminister Bernd Neumann, die Stellungnahme ihrer Behörde zu dessen Gedenkstättenkonzept. Wie andere Institutionen aus dem Bereich der Erinnerungspflege und Gedenkstätten auch, war die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR zu einer Stellungnahme zu dem am 4.7.2007 vorgestellten Konzept aufgefordert worden.

Die Bundesbeauftragte äußerte sich in Ihrer Stellungnahme ausführlich zu verschiedenen aufarbeitungspolitischen Gesichtspunkten, insbesondere zu jenen Fragen, die die Zukunft und den Auftrag der Behörde der Bundesbeauftragten betreffen. 

Birthler verwies darauf, dass die BStU als eine temporäre Behörde konzipiert wurde. Zugleich aber warnte sie davor, funktionsfähige Strukturen der Aufarbeitung abzubauen, ohne dass gewährleistet ist, dass andere Institutionen und Träger an deren Stelle treten. Sie erwähnte auch, dass die Bildungsangebote der BStU für die Aufarbeitung der SED-Diktatur bundesweit und regional eine wichtige Rolle spielen und dass sie immer stärker in Anspruch genommen werden. Mit Blick auf nach wie vor bestehende Tendenzen, die SED-Diktatur zu verharmlosen, seien mehr, nicht weniger Aufarbeitungsanstrengungen gefragt. Solange Länder, Kommunen und Bildungsträger in diesem Themenbereich auf die fachliche Unterstützung, Fortbildung und Unterrichtsmaterialien der BStU angewiesen sind, sollte die BStU ihren gesetzlich festgelegten Aufarbeitungsauftrag weiterhin uneingeschränkt wahrnehmen können.

Im Zusammenhang des Vorschlags, die MfS-Aktenbestände mittelfristig in das Bundesarchiv zu überführen, sprach sich die Bundesbeauftragte dafür aus, zuvor die damit verbundenen rechtlichen – auch verfassungsrechtlichen – Fragen sorgfältig zu klären. Sie warnte vor falschen Hoffnungen auf erleichterten Aktenzugang für Forschung und Medien und verwies auf die geltende Rechtslage und die Rechtssprechung, insbesondere das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im so genannten Kohl-Verfahren

Im Gespräch mit WELT ONLINE wehrt sich der Präsident des Bundesarchiv, Prof. Dr. Hartmut Weber, entschieden gegen die \“Spekulation\“, sein Archiv verletzte den Datenschutz. Bereits seit langem sei das Bundesarchiv mit der Benutzung von Informationen vertraut, die wie die Stasi-Unterlagen auf menschenrechtswidrige Weise entstanden seien, etwa Akten zur Euthanasie im Nationalsozialismus oder durch Gestapo-Folter erpresste Aussagen in Gerichtsunterlagen. Daher gebe es im Bundesarchiv schon lange Erfahrungen beim Ausgleich zwischen schutzwürdigen Belangen und den Interessen von Forschern. Dies könnte aber durchaus auch formal im Bundesarchivgesetz verankert werden.

Link:
Vollständige Stellungnahme der Bundesbeauftragen zum Entwurf des Gedenkstättenkonzepts des BKM vom 22. Juni 2007

Kontakt:
Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU)
Zentralstelle Berlin
Otto-Braun-Straße 70/72
10178 Berlin
Telefon: (030) 2324 – 50
Fax: (030) – 2324 – 7799
post@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 12.9.2007; Die WELT, 12.9.2007; WELT Online, 14.9.2007

Kinderlandverschickung zur Erziehung des Pimpfen und Jungmädels

Themenabend im Stadtarchiv Münster erinnert an Evakuierungen des NS-Regimes:

KLV – hinter dieser Abkürzung steht im Dritten Reich die Kinderlandverschickung. Mädchen und Jungen aus bombengefährdeten Städten schickte das Nazi-Regime in vermeintlich sichere Gegenden. Tausende Heranwachsende aus Münster zwischen zehn und 14 Jahren steckten in bayrischen Lagern. Der Themenabend am Donnerstag, 20. September 2007, im Stadtarchiv Münster erinnert an diese Evakuierungen an Beispielen aus dem Lageralltag.

Das ideologische Ziel war klar: \“Erziehung des Pimpfen und des Jungmädels zur nationalsozialistischen Volksgemeinschaft\“, hieß die Maxime der NSDAP. Wurde diese Indoktrinierung auch in den KLV-Lagern der münsterschen Schulen verwirklicht? Oder blieben die Mädchen und Jungen dieser Stadt weitgehend verschont? Referent Eduard Füller hat dazu viele Akten und Archivalien ausgewertet. Der Historiker und Autor stellt auch Dokumente aus den Magazinen des Münsterschen Stadtarchivs vor.

Info:
Beginn des Themenabends am 20.9.07 ist um 18 Uhr im Stadtarchiv (Speicherstadt Coerde), An den Speichern 8. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51/4 92-47 01
Fax: 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 17.9.2007

Stadtarchiv Zella-Mehlis muss dringend erweitert werden

1977 beschloss der Rat der Stadt Zella-Mehlis, den historischen Teil des Stadtarchivs an die wissenschaftlich regionale Forschungsstätte (Kreisarchiv Suhl) als Endarchiv abgegeben werden. Dort war dieser Bestand so gut wie nicht nutzbar. Der Rat des Kreises Suhl-Land und der Rat der Stadt Zella-Mehlis richteten ein gemeinsames Verwaltungsarchiv in Zella-Mehlis ein. Erst seit 1992 wurde dann wieder ein Stadtarchiv Zella-Mehlis aufgebaut. Die historischen Akten wurden zurückgeholt und für die Öffentlichkeit wieder einsehbar. 

Nun aber platzen die Räumlichkeiten im Sockelgeschoss des Rathauses gleichsam aus allen Nähten und erfüllen in keinster Weise die Anforderung an ein modernes Archiv. Bürgermeister Karl-Uwe Panse bezeichnete die Bedingungen im Stadtarchiv Zella-Mehlis jüngst als einen „unhaltbaren Zustand für Mitarbeiter und Nutzer“. Dem Stadtarchiv stand im Prinzip nur ein einziger Raum zur Verfügung, der ebenso als Büro diente wie als Magazin, als Aufenthaltsraum für Mitarbeiter wie als Raum für Archivbesucher. Die Notwendigkeit einer Erweiterung des Stadtarchivs ergibt sich auch daraus, dass derzeit schon Akten außerhalb des Rathauses im Krankenhaus und in der Friedhofsverwaltung lagern.

Nachdem über Jahre kein Pächter für den Ratskeller gefunden werden konnte, entstand der Plan der Verwaltung und von Mitgliedern des Fördervereins Stadtarchiv, diese Räumlichkeiten dem unmittelbar benachbarten Stadtarchiv zuzuweisen. Mit einem Türdurchbruch und einigen Veränderungen könnte mit relativ geringem Aufwand ein hoher Nutzen erzielt werden. Kostenschätzungen belaufen sich auf knapp 25.000 Euro.

Künftig sollen Archiv- und Magazinräume getrennt sein und eine zeitgemäße Archivierung wichtiger Akten und ein gutes Arbeiten mit den Materialien ermöglichen. Der Beschluss über das Projekt zur Erweiterung des Stadtarchivs Zella-Mehlis soll im nächsten Bauausschuss am 16. Oktober 2007 gefasst werden.

Kontakt:
Stadtverwaltung Zella-Mehlis
Stadtarchiv 
Rathausstraße 4 
98544 Zella-Mehlis 
Telefon: 03682/852-147 
Fax: 03682/852-400 
neumann@zella-mehlis.de

Quelle: Heike Jenzewski, Freies Wort, 15.9.2007

Fritz-Hüser-Institut umgezogen

Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt ist aus der Dortmunder Innenstadt auf das Gelände der Zeche Zollern II/IV umgezogen. Hier, am Sitz des Westfälischen Industriemuseums in Bövinghausen, ist das Fritz-Hüser-Institut im neuen Bibliotheksbau untergebracht. In dem Depot stehen ihm rund vierhundert Quadratmeter Magazin- und Bürofläche zur Verfügung.

Das Fritz-Hüser-Instituts resp. dessen Archiv umfasst 65 Nachlässe von Schriftstellern und Personen des literarischen Lebens, künstlerische Nachlässe aus der „Bruderschaft der Vagabunden“, Nachlässe bedeutender Esperantisten, die vollständige oder teilweise Überlieferung literarischer Vereinigungen, von Arbeiterchören und anderen Vereinigungen der Arbeiterkulturbewegung, eine Fotosammlung, eine Aufsatz- und Zeitschriftendokumentation und eine Personensammlung zur Arbeiterliteratur und -kultur im deutschsprachigen Raum sowie rund 40.000 Buch- und Zeitschriftenbände.

Hervorgegangen ist das Institut aus dem "Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur", das der Stahlarbeiter und spätere Direktor der Stadtbücherei Dortmund, Fritz Hüser (1908-1979), aufgebaut hatte.

Kontakt:
Fritz-Hüser-Institut 
Institutsleitung und Archiv 
Hanneliese Palm 
Grubenweg 5 
44388 Dortmund 
Telefon +49 231 50-2 31 35 
Fax +49 231 50-2 32 29 
fhi@stadtdo.de 
www.fhi.dortmund.de

Quelle: FAZ, 15.9.2007; Fritz-Hüser-Institut.

Offensive der Informationseinrichtungen in der bayerischen Landeskirche

Information ist eine Grundressource moderner Gesellschaften und ihrer Institutionen. Das gilt in gleichem Maße für staatliche wie ökonomische, aber eben auch für kirchliche Einrichtungen. Am 11. September 2007 fand an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau das 2. Arbeitstreffen der erst im Mai gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Archive, wissenschaftlichen Bibliotheken und der Medienzentrale im Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (AWBM) statt.

Der Sprecher der neuen Arbeitsgemeinschaft, Thilo Liebe, Leiter der Bibliothek der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg, konnte berichten, dass die Gründung der Arbeitsgemeinschaft bei der Kirchenleitung und in der bibliothekarischen Fachwelt sehr positiv aufgenommen worden ist.

Hauptgegenstand der Beratungen war die Entwicklung einer Präsentations-Kampagne, die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der Mitgliedseinrichtungen publik machen soll. In ihrer Summe stellen diese Einrichtungen ein umfassendes Informationsangebot für alle Handlungsfelder der Kirche zur Verfügung, das durch die verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung noch effektiver nutzbar gemacht werden soll. Auf dem Bayerischen Bibliothekstag 2008 in Regensburg will sich die Arbeitsgemeinschaft zum ersten Mal der Fachwelt öffentlich präsentieren.

Bei den nächsten Treffen sollen Konzepte erarbeitet werden zu einer verbesserten Informations- und Literaturversorgung im Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Da die allermeisten Einrichtungen öffentlich sind, kommen diese Anstrengungen auch unmittelbar der Informations- und Literaturversorgung in Bayern zugute.

Quelle: AWBM, Pressemitteilung, 13.9.2007

Glasplatten des Klosters Einsiedeln online

Auf der Website des Klosterarchivs Einsiedeln (www.klosterarchiv.ch) kann man sich neuerdings alte Fotos ansehen und bei deren Identifizierung mithelfen. Neben ca. 2200 Portraits von Konventualen sind gut 6600 Glasplatten online zugänglich. Bei den Glasplatten fehlen zumeist Hinweise, was auf den Bildern abgebildet ist. Deshalb hofft das Klosterarchiv auf Mithilfe.

Die Bilder zeigen nicht nur das Leben im Kloster im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben Gebäuden, Landschaften und Personen gibt es auch viele Aufnahmen von archäologischen Grabungen und antiken Kunstwerken – vermutlich Bilder für Unterrichtszwecke und Reisefotografien. Das Dorf Einsiedeln und die nähere Umgebung des Klosters bilden neben der Schule und verschiedenen Kirchenaufnahmen weitere Schwerpunkte. Besonders hervorzuheben sind die Bilder von Pater Damian Buck (1871 bis 1940), der seit 1902 Lehrer für Naturgeschichte an der Stiftsschule war. Pater Damian ist mit verschiedenen Tieren zu sehen, die er im Laufe der Jahre als Haustiere hielt: Affen, Vögel, Füchse, ein Wolf und Löwen! Eine andere Person, mit der der Glasplattenbestand in Verbindung steht, ist Pater Raymund Netzhammer (1862 bis 1945), der zwischen 1905 und 1924 Erzbischof von Bukarest war. Einige Aufnahmen zeigen Sujets, die vermutlich aus Rumänien stammen. Leider sind die Glasplattennegative in der Regel nicht oder nur unzureichend beschriftet, weshalb oft unklar ist, was auf den jeweiligen Aufnahmen zu sehen ist. Um die Identifizierung der Fratres und Patres zu erleichtern und zu ermöglichen, wurden über 2200 Portraits – die frühesten Abzüge stammen aus den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts – eingescannt und sind ebenfalls online. Wer sich beim Klosterarchiv als User registriert, kann die Bilder kommentieren und so für die Erschließung wichtige Hinweise geben. Außerdem können registrierte Benutzerinnen und Benutzer die Fotos in selbst zusammengestellten Alben verwalten.

Glas diente seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein als Trägermaterial für Negative. Die Glasplatten stammen somit zu einem grossen Teil aus der Zeit, als die Fotografie als neues Medium die Welt zu erobern begann. Besondere fotohistorische Bedeutung haben die Autochromplatten – frühe Farbfotografien –, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, da es nicht mehr viele Exemplare gibt, die mit diesem 1904 von den Brüdern Lumière erfundenen Verfahren entwickelt wurden. Im Jahr 2005 wurde mit dem Aufbau eines Fotobestandes im Klosterarchiv Einsiedeln begonnen. Neben losen Abzügen, Alben, Dias und Filmnegativen wurden in den Räumlichkeiten des Klosters auch Glasplatten gefunden. Da die Glasplatten in der Handhabung umständlich, kulturgeschichtlich von grossem Wert und die Erhaltung langfristig nicht gesichert sind, wurde ein Grossteil der Platten digitalisiert. Die Digitalisierung der gut 6600 Objekte wurde am Imaging & Media Lab der Universität Basel (http://www.abmt.unibas.ch) durchgeführt, wo die Glasplatten auch archivgerecht verpackt wurden. Seit Ende August sind die Bilder online zu besichtigen.

Reorganisation des Klosterarchivs Einsiedeln
Im Herbst 2004 beschlossen Abt und Konvent, das Klosterarchiv von Grund auf neu zu organisieren. Die Bestände waren teils akut gefährdet, teils schlecht geordnet und erschlossen. Eine Bearbeitung in Einsiedeln erwies sich aufgrund der Raumsituation als nicht möglich. Deshalb wurde ein Grossteil des historischen Archivs (800 Laufmeter) für höchstens acht Jahre ins Staatsarchiv Schwyz ausgelagert und dort weiterbearbeitet. In der zur Zeit laufenden zweiten Etappe der Reorganisation wird der Bestand des Klosterarchivs geordnet, die Erschliessung aus dem 18. Jahrhundert überprüft, erweitert und aktualisiert. Ziel des Projekts Kloster Einsiedeln: Pressemitteilung Einsiedeln, 7. September 2007 ist es, im Jahr 2013 über geeignete Archivräume im Kloster und eine moderne Archivorganisation zu verfügen.

Website www.klosterarchiv.ch
Die Website des Klosterarchivs enthält wichtige Informationen zur Benutzung und zu den Beständen des Klosters. So wurden bereits 2005 sämtliche «Summarien» digitalisiert und auf der Website den Benutzerinnen und Benutzern zur Verfügung gestellt (ca. 17.000 Seiten). Die Summarien sind die wichtigsten Findmittel des Archivs, die grösstenteils im 18. Jahrhundert erstellt wurden. Ebenfalls online sind die «Documenta», eine frühen Edition wichtiger, historischer Quellen des Klosterarchivs (ca. 5.000 Seiten).

Weitere Informationen zum Fotoarchiv:
Claudia Moritzi, Andreas Kränzle: Historische Fotodokumente aus dem Kloster Einsiedeln, in: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz 98, 2006, S. 165–191. [Download: http://www.klosterarchiv.ch/download/0611_mhvs_fotoarchiv.pdf]

Kontakt:
Dr. Andreas Kränzle, Projektleitung der Reorganisation des Klosterarchivs Einsiedeln
Projektstelle Mittelalter des Historischen Seminars
Universität Zürich, Culmannstrasse 1, CH-8006 Zürich
Telefon +41 (0)44 634 28 54
kraenzle@k-r.ch
lic. phil. Claudia Moritzi, Wissenschaftliche Mitarbeit und Leitung Fotoarchiv
c.moritzi@ggaweb.ch

Quelle: Kloster Einsiedeln, Pressemitteilung, 7.9.2007

Westfälisches Volksliedarchiv erhält Sammlung Kehr

Eine Sammlung von über 2.000 Gedichten und Liedern, die der Münsteraner Manfred Kehr während seiner Arbeit an dem kommentierten Liederbuch \“Das Münsterland und seine Lieder\“ aus verschiedenen Archiven zusammengetragen hat, bereichert die Bestände des Westfälischen Volksliedarchivs beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster.

Nachdem Kehr sein Buch vor einigen Jahren veröffentlicht hat, möchte er seine Materialien nun allgemein zugänglich machen: \“Über das Internet erfuhr ich, dass sich bei der Volkskundlichen Kommission die zentrale Sammelstelle für Westfälische Volkslieder befindet. Mit der Leiterin Anne Wolf habe ich vereinbart, dass meine Sammlung dort als Dauerleihgabe aufgenommen wird\“, so Kehr.

In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt, an dem sowohl die Volkskundliche Kommission für Westfalen beim LWL als auch das Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster beteiligt sind, werden derzeit die Liederblätter des Archivs gemeinsam mit den vorhandenen Tonaufnahmen digitalisiert und neu erschlossen.

\“Kehrs Sammlung bildet eine wertvolle Ergänzung zu den schon vorhandenen Quellen, die vor allem die Gesangspraxis zwischen 1880 und 1960 widerspiegeln\“, so Wolf. Neben historischen Liedern etwa über die Wiedertäufer, das Napoleonbild oder die Preußenzeit, finden sich auch aktuellere Bezüge: \“Selbstverständlich widmet sich ein eigenes Kapitel der westfälischen Sicht auf die Frau. Aber auch Soldaten in Münster, das ländliche Arbeitsleben oder die Stadt Münster selbst waren bis heute immer wieder Gegenstand dichterischen Schaffens\“, erklärt Kehr.

Besondere Funde bergen auch die Kapitel \“Tanz- und Singspiele aus dem Münsterland\“ und \“Andere Kirchenlieder\“ mit den so genannten Evangelienparodien, in denen aus dem Gottesdienst bekannte Melodien neue Texte erhalten. Die meisten Lieder sind mit Noten und Gitarrenakkorden versehen und können ohne Schwierigkeiten nachgesungen werden. Kehrs Liederbuch ist übrigens noch zu haben. 
Bestellungen an 
Manfred Kehr
Kellermannstraße 22
48149 Münster
kehr@muenster.de

Link:
Weitere Informationen über das Westfälische Volksliedarchiv finden Interessierte unter www.westfaelisches-volksliedarchiv.de

Quelle: LWL-Pressestelle, 11.9.2007

Neue Forschungen zum Jüdischen Worms

Aus Anlass der Einweihung des Raschi-Hauses Ende November vor 25 Jahren führt das Stadtarchiv/Jüdische Museum Worms eine kleine Vortragsreihe durch, in der ausgewiesene Fachleute neue wissenschaftliche Erkenntnisse und laufende Forschungsprojekte zu Fragen der jüdischen Geschichte der Stadt bzw. zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in \“Warmaisa\“ einem breiteren Publikum präsentieren werden.

Die Reihe mit drei Referaten findet in enger Kooperation mit dem Altertumsverein Worms im Raschi-Haus statt (Hintere Judengasse 6). Beginn ist jeweils 19.30 Uhr. 

Neue Blicke auf den Alten Friedhof
Den Anfang macht am 27. September 2007 Prof. Dr. Michael Brocke, Duisburg, mit dem Thema \“Neue Blicke auf den Alten Friedhof\“. Prof. Brocke ist einer der besten Kenner jüdischer Friedhöfe im deutschsprachigen Raum und hat eine Vielzahl von Projekten zu ihrer wissenschaftlichen Erschließung geleitet. Der Referent hat sich in der letzten Zeit besonders intensiv mit dem Wormser \“Heiligen Sand\“ befasst und dabei eine Fülle neuer Einsichten gewinnen können. Anhand des beispiellos reichen, vor allem mittelalterlichen Inschriftenmaterials wird er ausgewählte Fragen und Problemfelder ansprechen. Neben der reichen Formensprache, einzelnen literarischen Meisterwerken, dem Blick auf Symbole und Ornamente sowie Fragen der Erhaltung und Erfassung, geht es ihm nicht zuletzt auch um Aspekte der Sozialgeschichte. 

Die Wormser Judenschaft im Dreißigjährigen Krieg
Am 11. Oktober 2007 folgt dann mit dem Referat von Dr. Ursula Reuter ein Beitrag über \“Die Wormser Judenschaft im Dreißigjährigen Krieg\“, wo sie Ergebnisse ihrer intensiven Quellenrecherchen über die Lage der Gemeinde in der dramatischen ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorstellen wird.

Worms ohne Raschi
Um \“Vergessene Erzähltraditionen der Juden des Spätmittelalters\“ geht es unter dem Titel \“Worms ohne Raschi\“ am 25. Oktober 2007 in dem Vortrag der Frankfurter Judaistin Dr. Lucia Raspe, Frankfurt/Main. Sie beleuchtet auf der Basis jüngster Recherchen die Besonderheiten der lokalen Legendenbildung in der Wormser jüdischen Gemeinde seit dem späten Mittelalter und das sich wandelnde kollektive Gedächtnis der Gemeinde. 

Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei, im Anschluss besteht Gelegenheit für Nachfragen und Diskussion.

Kontakt:
Dr. Gerold Bönnen
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon (0 62 41) 8 53 – 47 01
Stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadt Worms, Pressemitteilung, 12.9.2007

17. Vorarlberger Archivtag zum Thema Gemeindesymbole

Die Gemeindesymbole sind das Thema des diesjährigen Vorarlberger Archivtages am Freitag, 14. September 2007 von 14.00 bis ca. 18.00 Uhr im Landesarchiv in Bregenz. Neben einer Einführung in die Heraldik sollen die Wappen, Siegel und Fahnen Vorarlberger Gemeinden auch in rechtlicher Hinsicht untersucht werden. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. 

Seit 1927 kommt dem Vorarlberger Landesarchiv ein Stück weit die Funktion eines „Heroldamtes“ zu. Es führt die Gemeindewappenregistratur und ist Anlaufstelle für heraldische und damit zusammenhängende rechtliche Fragen. Nicht zuletzt bitten auch Gemeinden häufig um Auskunft über ihre Wappen. Deshalb widmet das Landesarchiv den heurigen Vorarlberger Archivtag diesem Thema. 

Wie entstand und entwickelte sich das Wappenwesen? Welches Regelwerk liegt ihm zugrunde? Wie ist ein Wappen aufgebaut? Wozu berechtigt und verpflichtet das Gemeindegesetz? Welchen Schutz und Spielraum genießen die Gemeinden? Wie entwickelte sich unser Recht der Gemeindesymbole? – Alois Niederstätter und Ulrich Nachbaur werden sich bemühen, eine heraldische Einführung und einen rechtlichen Überblick zu bieten. 

Alle an heraldischen Fragen Interessierten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Um Anmeldung wird gebeten (landesarchiv@vorarlberg.at; oder 05574/511-45005). Weitere Informationen zur Tagung und zum Thema auf www.landesarchiv.at.

Der Vorarlberger Archivtag wird vom Landesarchiv seit 1971 als offenes Informations-, Weiterbildungs- und Diskussionsforum veranstaltet. Die Referate des Archivtages 2006 zum Thema „Archive und Museen“ sind als Nummer 2 der „Kleinen Schriften des Vorarlberger Landesarchivs“ erschienen und stehen auf der Homepage des Landesarchivs auch als Download zur Verfügung. 

Kontakt:
Vorarlberger Landesarchiv
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel: 0043(0)5574/511-45005
Fax: 0043(0)5574/511-45095
landesarchiv@vorarlberg.at
www.landesarchiv.at

Quelle: Vorarlberg online, 11.9.2007

Dritter Europäischer Tag des Denkmals in Südtirol

Die Landesabteilung Denkmalpflege beteiligt sich am 16. September 2007 zum dritten Mal am Europäischen Tag des Denkmals. In Meran und Umgebung sind besondere Kulturdenkmäler zugänglich, die Interessierte mit Führung besichtigen können. Die Initiative des Europarates will Erhaltung und Restaurierung von Kulturdenkmälern einer breiten Öffentlichkeit näher bringen. Die Abteilung Denkmalpflege / Autonome Provinz Bozen Südtirol lädt am 16.9.2007 um 9.30 Uhr zur Eröffnung des Europäischen Tag des Denkmals in die Russisch-Orthodoxe Kirche St. Nikolaus, Schaffer Strasse 21, Meran ein. Für den Europäischen Tag des Denkmals hat die Landesabteilung Denkmalpflege gleich zwei Mottos ausgewählt, und zwar das Leitmotiv Italiens „Kultur und Denkmäler: eine Straße nach und von Europa“ und jenes Deutschlands „Orte der Einkehr und des Gebets – Historische Sakralbauten“. Diese Mottos wurden bei der Auswahl der Objekte berücksichtigt. „Besonders die Familien sind eingeladen, die Gelegenheit zu nutzen, um einen Blick auf die Geschichte Merans und in die Kirchen im Land zu werfen“, sagt Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur. Der Europäische Tag des Denkmals, der auf Initiative des Europarates veranstaltet wird, soll die breite Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege wecken. 

In Südtirol können Kulturinteressierte am Europäischen Tag des Denkmals am Sonntag, 16. September 2007, in Meran verschiedene Gebetsstätten anschauen. Die Öffnung nach Europa kommt in der russisch-othodoxen Kirche, in der evangelischen Kirche und in der jüdischen Synagoge, alle aus Merans großer Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammend, besonders gut zum Ausdruck. Die zwischen 1883 und 1885 gebaute evangelische Christuskirche in Meran ist von 11.30 bis 18 Uhr geöffnet. Um 16 Uhr gibt es eine Führung. Die ebenfalls aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammende russisch-orthodoxe Kirche St. Nikolaus ist von 10.30 bis 17 Uhr zugänglich. Um 15 Uhr ist eine Führung vorgesehen und ab 14 Uhr ein Programm für Kinder. Besichtigen kann man auch die romanische Kirche Maria Trost in Meran und zwar von 10.30 bis 17 Uhr. Sehenswertes gibt es auch in der Synagoge in Meran, die ebenfalls von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet ist. Zudem hält das Stadtarchiv Meran seine Tore von 10.30 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Führungen gibt es um 10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr. Lohnend ist ferner ein Abstecher nach Algund zur Römerbrücke. Meran und im weiterem Sinne Tirol nahmen schon lange vor dem Goldenen Zeitalter des Fremdenverkehrs eine wichtige Straßen- und Brückenfunktion ein. Die romanischen Fresken in Maria Trost dokumentieren den durch die Kreuzzüge verstärkten Kulturtransfer byzantinischer Kunst von Ost nach West im frühen 13. Jahrhundert. Die „Römerbrücke“ von Algund reicht noch weiter zurück. Das Südtiroler Landesarchiv macht schließlich in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Meran dessen Schätze zugänglich. Es werden Führungen in deutscher und italienischer Sprache angeboten.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411940
Fax: 0471 / 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it 

Stadtarchiv Meran
Passeirergasse 7
I-39012 Meran
Tel.: 0473 / 270038
Fax: 0473 / 234615

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 31.8.2007; News Abteilung Denkmalpflege / Autonome Provinz Bozen Südtirol, 6.8.2007