Ausstellung: Westfalczycy – Ruhrpolen. Zuwanderer aus Polen im Ruhrgebiet 1871 bis heute

Vor 100 Jahren kam die ersten Polen ins Revier, um hier die Kohle aus dem Berg zu holen, heute pflegen \“Pendelmigrantinnen\“ aus dem Nachbarland unsere alten Menschen. Einen Bogen von den Anfängen der polnischen Migration bis zur gegenwärtigen polnischen Kultur an der Ruhr gibt eine Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 18. August bis 28. Oktober 2007 in seinem Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum zeigt. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – von den Zwangsarbeitern und Displaced Persons über die Solidarność-Flüchtlinge und Spätaussiedler der 1980er Jahre bis zur Nachfolgegeneration, die heute ihre Zukunft im zusammenwachsenden Europa sucht.

Mehr als 120 Objekte haben die Ausstellungsmacher zusammengetragen, Erinnerungen von Zeitzeugen aufgenommen und Interviews mit deutschen und polnischen Jugendlichen geführt. Hör- und Videostationen dokumentieren die Ergebnisse der Gespräche.

Arbeiten und Beten
Zwischen der Gründung des Deutschen Reichs und dem Ersten Weltkrieg kam mehr als eine halbe Million Menschen aus Posen, Schlesien und Masuren in das rheinisch-westfälische Industriegebiet, um hier in kurzer Zeit Geld für ein besseres Leben in der Heimat zu verdienen. Sie arbeiteten vor allem im Bergbau. In den sogenannten \“Polenzechen\“ im Raum Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen, Essen und Wattenscheid stellten sie mehr als die Hälfte der Belegschaft.
Der katholische Glaube spielte im Alltag der Polen eine zentrale Rolle. Fahnen von polnischen Gebetsbruderschaften und religiösen Vereinen geben in der Ausstellung einen Eindruck davon. Im Umfeld der in Bochum ansässigen polnischen Seelsorger entstanden um die Jahrhundertwende die bedeutendsten polnischen Organisationen. Bochum entwickelte sich zum organisatorischen und kulturellen Zentrum der Polen im Revier.
In der Zeit des Nationalsozialismus gerieten die Polen immer mehr unter Druck, bis mit dem deutschen Überfall auf Polen selbst polnische Funktionäre im Ruhrgebiet verhaftet und in Konzentrationslager gebracht wurden. Dokumente und Briefe des Bergmanns Walenty Lukowiak aus dem KZ Sachsenhausen zeichnen den Weg vom Funktionär zum Verfolgten nach.

Zwangsarbeiter und \“DP\’s\“
Während des Zweiten Weltkriegs wurden 1,7 Millionen Polen als Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene nach Deutschland gebracht. Rund 40.000 von ihnen mussten in den Bergwerken des Reviers arbeiten. Nach Kriegsende konnten die meisten Polen nicht in ihre Heimat zurückkehren. Sie wurden als Displaced Persons (DPs) in Lagern untergebracht. Die Ausstellung berichtet eindringlich mit Zeitzeugenberichten und Erinnerungsstücken über die Zeit des DP-Lagers in Halten 1945 -1947 sowie die 1951 errichtete DP-Siedlung in Dortmund-Eving, in der bis heute eine aktive polnische Gemeinschaft lebt.

Solidarnosc-Flüchtlinge und Spätaussiedler 
Das harte Vorgehen der polnischen Regierung gegen Kritiker und Oppositionelle im Umkreis der Solidarnosc-Bewegung brachte Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre rund 250.000 Polen als Flüchtlinge nach Deutschland. Viele von ihnen ließen sich im Ruhrgebiet nieder. Die Fluchtausrüstung des studentischen Oppositionellen Marek Wolski-Poliwski und Erinnerungsstücke des Solidarnosc-Funktionärs Josef Matuszyk aus dem Internierungslager Zabrze sowie lebensgeschichtliche Erinnerungen zeichnen davon in der Ausstellung ein beeindruckendes Bild.
Mit der Ausreisewelle der späten 1980er Jahren kam gut eine Million polnischer Zuwanderer nach Deutschland, rund 200.000 von ihnen zogen ins Ruhrgebiet. Mit acht Lebensgeschichten zeichnet die Ausstellung den Weg in den Westen nach und zeigt das Spektrum der Lebensentwürfe vom Arzt über einen Spediteur, Koch, Künstler, Lehrer bis hin zum Betreiber eines Internet-Radios.

Polen im Ruhrgebiet heute
Den Abschluss der Ausstellung bildet ein Blick in die Gegenwart und Zukunft der Polen im Ruhrgebiet. Vier Videostationen eines Jugendprojekts des LWL-Industriemuseums mit dem Jugendförderkreis Dortmund und dem Städtischen Jugend- und Medienhaus Bochum-Langendreer geben einen Einblick in den deutsch-polnischen Alltag der Nachfolgegeneration der Spätaussiedler. Hier zeigen die Jugendlichen ihr Selbstverständnis, berichten von Vorurteilen und äußern ihre Wünsche für die Zukunft im zusammenwachsenden Europa.

Zur Ausstellung ist ein wissenschaftlicher Begleitband mit Katalogteil erschienen: Dagmar Kift, Dietmar Osses (Hg.): Polen – Ruhr. Zuwanderungen zwischen 1871 und heute (= LWL-Industriemuseum Quellen und Studien Band 14), 164 S., zahlreiche, meist farbige Abbildungen. Klartext Verlag Essen, ISBN 3-89861-851-X. Das Buch kostet 14,90 EUR und ist in den Museumsshops des LWL-Industriemuseums sowie über den Buchhandel erhältlich.

Zur Ausstellung erwartet die Besucher ein umfangreiches Begleitprogramm:
Fr, 17.8., 19 – 21Uhr
Eröffnung der Ausstellung \“Westfalczycy – Ruhrpolen. Zur Einwanderung aus Polen ins Ruhrgebiet 1870 bis heute\“

Do, 23.8., 19:30 – 21 Uhr
\“Kathedralen und Karikaturen\“. Polnisch-deutsche Geschichte im Spiegel von Baudenkmalen und Bildquellen. Lichtbildvortrag von Thomas Parent, Dortmund

Do, 30.8., 19:30 – 21 Uhr
\“Polnisch bleiben\“. Die polnische Minderheit im Ruhrgebiet zwischen 1918 und 1945. Vortrag von Valentina Stefanski, Bochum

Do, 6.9., 19:30 – 21 Uhr
\“Der blinde Fleck\“. Über das Fehlen der Polen in der lokalen Geschichtsschreibung im Ruhrgebiet. Vortrag von Wulf Schade, Bochum

Do, 20.8., 19:30 – 21 Uhr
\“Neue Heimat im Revier?\“ \“Displaced Persons\“ und \“heimatlose Ausländer\“ aus Polen in Haltern und Dortmund. Vortrag von Dietmar Osses, Bochum

Do, 4.10., 19:30 – 21 Uhr
\“Polski Rewir\“. Ein polnischer Abend im LWL-Industriemuseum mit dem Chor \“Polonia\“ aus Dortmund und Spezialitäten aus dem polnischen Restaurant \“Gdanska\“ in Oberhausen

Do., 11.10., 19:30 – 21 Uhr
\“Verräter oder Helden?\“ Zeitzeugenbericht des ausgewanderten Solidarnosc-Aktivisten Josef Matuszczyk

Do, 18.10., 19:30 – 21 Uhr
\“Polnisch oder deutsch?\“ Spätaussiedler aus Polen im Ruhrgebiet seit den 1980er Jahren. Vortrag von Veronika Grabe, Essen

Do, 25.10., 19:30 – 21 Uhr
\“Wie polnisch ist das Ruhrgebiet?\“ Impressionen deutsch-polnischer Jugendlicher im Ruhrgebiet heute.

So, 28.10., 11-15 Uhr
Finissage der Ausstellung

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251, 44793 Bochum-Hordel
Öffnungszeiten: Do 14 – 20 Uhr, Fr und Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr

Vom Zerfall bedrohte Akten im Stadtarchiv Bielefeld werden konserviert

„Man muss die Zukunft im Sinne haben und die Vergangenheit in den Akten\“ – dieses Zitat wird dem berühmten französischen Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (1754-1838) zugeschrieben: Jetzt gilt es allerdings, den Akten der Vergangenheit eine Zukunft zu geben. Denn gerade in dem Zeitraum als Talleyrand starb, begann die folgenreiche industrielle Fertigung von Papier, das wegen der Entwicklung von Säuren heute vom Zerfall bedroht ist – auch im Stadtarchiv Bielefeld. Und es geht nicht nur um wenige Akten, sondern um Massen einmaligen städtischen Kulturgutes: Nach vorsichtigen Schätzungen des Archivleiters Dr. Jochen Rath dürften in den Archivmagazinen an der Rohrteichstraße mehr als 15 Millionen Blatt betroffen sein. Insgesamt 140 Archivkartons mit 126.000 Blättern des Archivbestandes „Hauptamt“ mit Unikaten zur Bielefelder Stadtgeschichte schickten Amtsleiter Harald Pilzer und Archivleiter Dr. Rath am 16. August 2007 auf die Reise nach Brauweiler (Rhein-Erft-Kreis), wo die Archivalien in einem aufwändigen Verfahren entsäuert werden. Der Bestand Hauptamt umfasst 542 Akten aus dem 19. Jahrhundert, der Kaiserzeit und Weimarer Republik, des Nationalsozialismus´ und der Nachkriegszeit, darunter zentrale Bielefelder Dokumente zu den Themen Kriegswirtschaft, Luftkrieg, Entnazifizierung und Verwaltungsorganisation. In Brauweiler wird im Rahmen einer public private partnership mit der in Fragen der Archivalienerhaltung und -restaurierung erfahrenen Neschen AG das teilweise bereits brüchige Papier entsäuert und verfestigt. Die Bearbeitung wird etwa vier Monate dauern. 

\"Amtsleiter

Von etwa 1840 bis 1980 in industriellen Verfahren hergestelltes Papier ist vom sogenannten endogenen Papierzerfall bedroht: Die Dokumente und Akten zerfallen allein aufgrund der Anteile an saurer Leimung. Bei der Papierproduktion mit Zellulose von Holz werden nämlich Substanzen wie Alaun und Lignin beigefügt, die später Säuren bilden. Diese zerstören die Molekülstruktur des Papiers, das vergilbt und spröde wird. Der Zerfall kann durch ein aufwändiges Einzelblatt-Verfahren, das inzwischen technisch ausgereift ist, gestoppt werden, um unersetzbares städtisches Kulturgut vor der Vernichtung zu bewahren. Die inzwischen vielseits beschworene Digitalisierung stellt keine langfristige Alternative dar, denn während das Papier weiter vor sich hin altert und zerfällt, durchleben auch die Bilddaten einen Alterungsprozess, und wer kann garantieren, welche Dateiformate in 50 Jahren noch am PC zu öffnen sind? In nordrhein-westfälischen Archiven gelten etwa 60 000 laufende Meter Akten als vom Papierzerfall bedroht, das entspricht über 500 Millionen Blatt mit einzigartigen Informationen zur Landesgeschichte. 

Ein von 2007 bis 2010 mit Landeszuschüssen gefördertes und in Westfalen vom LWL-Archivamt in Münster koordiniertes Substanzerhaltungs- und Massenentsäuerungsprojekt wurde im Stadtarchiv Bielefeld Ende 2006 durch die Auswahl geeigneter Bestände aufgenommen, die mit vertretbarem Aufwand vorbereitet werden können und die für die wissenschaftliche Auswertung von besonderer Bedeutung sind: Zunächst soll der Bestand „Hauptamt“ (ca. 15,5 laufende Meter Umfang) bearbeitet werden, 2008 folgen die Akten des Amtes für Wiedergutmachung (13,6), später die des Vertriebenenamts (11,5) und des Erbgesundheitsgerichts (1,5) sowie der kleine NSDAP-Bestand (1). Für den ebenfalls zu entsäuernden Bestand Protokolle (Rat, Magistrat und Ausschüsse ab 1850), der vollständig gebunden ist, wird die technische Weiterentwicklung des Entsäuerungsverfahrens für Buchblöcke abgewartet, die eine Auflösung der Buchbindungen überflüssig macht. Im Dezember 2006 wurden die notwendigen Vorarbeiten für die maschinelle Massenentsäuerung aufgenommen. Drei Mitarbeiter des Stadtarchivs und eine externe Hilfskraft bereiten akribisch die Akten vor, indem diese unter anderem in Einzelblätter aufgelöst, Metallklammern entfernt, die Blätter geglättet und grob gesäubert, aufgeklebte Zeitungsartikel, Telegrammstreifen fixiert und Fotos, überformatige Plakate und geklammerte Faltblätter entnommen und den jeweiligen Sonderbeständen im Archiv zugeführt werden. 

Kontakt
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstr.19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 512471
Fax: 0521 / 516844
stadtarchiv@bielefeld.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bielefeld, 16.8.2007

Abb.: Amtsleiter Harald Pilzer M.A. (l.) und Institutsleiter Dr. Jochen Rath schickten die ersten Akten aus Bielefeld in die Massenentsäuerung. (Foto: Bernhard Pierel/Westfalen-Blatt, Bielefeld)

Internationales Symposium in Südtirol zum Widerstand gegen Hitler

Erstmals finden am kommenden 30. und 31. August 2007 “ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee” statt. Das internationale Symposium im Hotel “Pragser Wildsee” in Südtirol wird gemeinsam vom “ZeitgeschichtsArchiv Pragser Wildsee”, dem Südtiroler Landesarchiv und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin veranstaltet. Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker aus Deutschland, Österreich und Südtirol werden sich Ende August am Pragser Wildsee zu den \“ZeitgeschichtsTagen\“ treffen, um das Thema “Für Freiheit und Recht in Europa. Der 20. Juli 1944 und der Widerstand gegen das NS-Regime in Deutschland, Österreich und Südtirol” zu bearbeiten. Aktueller Anlass der Veranstaltung ist der hundertste Geburtstag der Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Helmuth James Graf von Moltke, deren Namen mit dem Anschlag auf Hitler vom 20. Juli 1944 untrennbar verbunden ist. Durch die beiden Wiederstandskämpfer wurde die Aufmerksamkeit auf das andere Deutschland gelenkt, das gegen NS-Regime, \“Endlösung\“ und die Weiterführung des Krieges ankämpfte. Von Anfang an strebte es eine Zusammenarbeit mit Antifaschisten anderer europäischer Ländern an. Schon im „Kreisauer Kreis“ um Moltke wurden Überlegungen darüber angestellt, welchen Platz das neue Deutschland nach Hitler in Europa einnehmen könne.

Auch wenn der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 scheiterte, war er doch ein Signal des Widerstands. In vielen europäischen Ländern gab es Kräfte, die sich gegen den Nationalsozialismus und die deutsche Besatzung zur Wehr setzten. Diese Kräfte, vor allem in den besetzten Ländern Europas, erfuhren nun, dass sie mit Gleichgesinnten in Deutschland rechnen konnten. Auch einige Südtiroler entschlossen sich zum Widerstand gegen Hitler, wofür sie einen hohen Preis bezahlten. 166 Südtiroler und Südtirolerinnen wurden – wie der Südtiroler Journalist und Politiker Friedl Volgger, der selbst den Weg ins KZ Dachau gehen musste, in seinen Erinnerungen berichtet – in Konzentrations- und Arbeitsstraflager verschleppt. Wörtlich heißt es darin: „140 landeten hinter Kerkermauern, 276 junge Südtiroler haben sich trotz massivster Drohungen dem Dienst in Hitlers Militärmaschine entzogen“. 21 Südtiroler wurden als Widerstandskämpfer hingerichtet oder in den Vernichtungslagern des Dritten Reiches umgebracht.

Bei den ZeitgeschichsTagen werden die deutschsprachigen Referenten der Geschichte von Widerstandsgruppierungen, die außerhalb Deutschlands aktiv wurden – wie die “Gruppe 05\“ in Österreich oder dem “Andreas-Hofer-Bund” in Südtirol – nachgehen und untersuchen, wie weit diese heute in das öffentliche Bewusstsein ihrer Heimatländer eingedrungen sind. Die “ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee” wollen mit diesem Symposium den bisher weniger bekannten Widerstand gegen das NS-Regime in Europa würdigen und die Erinnerung an längst vergessene Opfer wieder beleben. Bei dem Tagungsort, dem Hotel „Pragser Wildsee”, handelt es sich um einen zeitgeschichtlichen Ort von europäischer Bedeutung: Hierher verschleppte die SS bei Kriegsende 139 „Sippen- und Sonderhäftlinge“ aus 17 Ländern Europas. Darunter waren nicht wenige Angehörige der Attentäter des 20. Juli. Ende April 1945 traf der Transport in Niederdorf ein, wo der Leidensweg der zumeist prominenten Gefangenen endete. Die Tagung ist die erste Veranstaltung der “ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee”, die künftig als feste Einrichtung geplant sind. Das Programm der Tagung am 30. und 31. August 2007 kann auf der Homepage des Südtiroler Landesarchivs eingesehen werden. Bei Übernachtung im Hotel ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich. Informationen erteilt auch das Südtiroler Landesarchiv.

PROGRAMM 

Mittwoch, 29. August 2007

Tag der Anreise
19.00 Uhr: Begrüßung durch Dr. Caroline M. Heiss im Namen der Hotelleitung, anschließend Abendessen.

20.30 Uhr: Film von Dr. Ludwig Walter Regele (Bozen) und Dr. Franz J. Haller (Meran): \“Der 20. Juli 1944 und Südtirol\“. Anschließend geselliges Beisammensein.

Donnerstag, 30. August 2007

8.00: Morgenandacht in der Hotelkirche am Pragser Wildsee (in Erinnerung an die nach Südtirol verschleppten Sippen- und Sonderhäftlinge, die ja nach ihrer Befreiung in Niederdorf im Hotel "Pragser Wildsee\“ eintrafen) – für Interessierte.

9.00: Begrüßung durch die Veranstalter (Landesrätin Kasslatter-Mur, Bürgermeister, Südtiroler Landesarchiv, Gedenkstätte Deutscher Widerstand und Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee).

9.30: Eröffnung der Tagung – Einführung in das Thema durch den Tagungsleiter Univ.-Doz. Dr. Hans Heiss (Brixen).

10.00-12.30 : Die Sippenhäftlinge des 20. Juli
Hans-Günter Richardi (Dachau): ´Begleiten uns unsere Henker?` Sonder- und Sippenhäftlinge des 20. Juli 1944 als SS-Geiseln in Südtirol
Kaffeepause
Prof. Dr. Günter Brakelmann (Bochum): Helmuth James von Moltke als Mensch und Politiker
Diskussion

12.30-14.30 : Mittagspause.

14.30-16.30 : Widerstand aus dem Kreis der Wehrmacht 
Univ.-Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll (Chemnitz): Nationalsozialisten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Versuch einer Typologie
Priv.-Doz. Dr. Ekkehard Klausa (Berlin): Über die Zögerlichkeit konservativer Gewissensentscheidung im Widerstand gegen Hitler
Prof. Dr. Wolfgang Graf Vitzthum (Univ. Tübingen). Kein Stauffenberg ohne Stefan George. Zu Widerstandswirkungen des Dichters
Diskussion

16.30-17.00 : Pause, danach Fahrt nach Niederdorf

17.30-19.30 : Besuch der Stauffenberg-Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin) im \“Haus Wassermann\“ in Niederdorf.

Anschließend Abendessen und geselliges Beisammensein im Hotel "Pragser Wildsee\“.

Freitag, 31. August 2007

9.00: Fortsetzung der Tagung – kurze Worte der Begrüßung durch den Tagungsleiter Dr. Hans Heiss, anschließend

9.15-10.45 : Deutscher Widerstand und die Alliierten
Univ-Prof. Dr. Christof Mauch (München): Der deutsche Widerstand und die Alliierten.
Dr. Kerstin von Lingen (Tübingen): Der lange Weg zum Verhandlungsfrieden – die Alliierten und Operation SunriseDiskussion

10.45-11.15: Kaffeepause

11.15-12.45 : Widerstand in Südtirol und territoriale Neuordnung
Dr. Gerald Steinacher (Bozen): Der deutschsprachige Südtiroler Widerstand des „Andreas-Hofer-Bundes“.
Dr. Pietro Fogale (Meran): Der italienische Widerstand und Südtirol Diskussion

12.45-14.45 : Mittagspause.

14.45-16.45 : Kriegsende und Allianzen gegen die NS-Herrschaft in Bayern und Österreich
Univ.-Prof. Dr. Thomas Albrich (Innsbruck): Repression in der \“Alpenfestung“ 
Univ.-Prof. Dr. Johann Holzner (Innsbruck) Allianzen gegen die NS-Diktatur und den Fortschrittsglauben. Anmerkungen zum Widerstand in Österreich
Mag. Veronika Diem (München): Freiheitsaktion Bayern. Widerstand und Erinnerung
Diskussion

16.45-17.15 Uhr: Bilanz der Tagung durch den Tagungsleiter Dr. Hans Heiss

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411951 oder / 411949
Fax: 0471 / 411959
Margot.Pizzini@provinz.bz.it
Gerald.Steinacher@provinz.bz.it

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 13.8.2007

Restaurierung wertvoller Bücher im Stadtarchiv Bingen

Seit fünf Jahren treffen sich einen Vormittag in der Woche Horst-Dieter Kossmann, Hubert Schmitt und Heinz Jung, um wertvolle alte Bücher aus dem Besitz des Stadtarchivs Bingen zu restaurieren. Der pensionierte Buchbindermeister Hubert Schmitt hat sich im Keller der Bingerbrücker Grundschule eine kleine Werkstatt eingerichtet. Mit Hilfe von Heftladen, Bügeleisen, Klotzpresse, Schneidemaschine, einigen Spezial-Leimen, Pinseln, Goldfolien und Prägeeisen für Verzierungen werden dort so manche jahrhundertealte Schriften vor dem Verfall gerettet. Aus einer ehemaligen lose Blatt-Sammlung von 1744 sind inzwischen mit Kupfer beschlagene Lexikon-Bände mit goldverzierten Deckeln geworden. Zu ihren fertiggestellten Arbeiten gehören des weiteren die sehr alte Landesordnung, mehr als 200 Jahre alte Waldurkunden, alte Handschriften mit Siegeln sowie eine Schrift aus dem Jahr 1790 über den Streit mit dem Mainzer Domkapitel. Zur Zeit wird ein Exemplar des Code Civil, dem französischen Zivilgesetzbuch, aufgearbeitet. Besonders stolz sind die Männer auf das geheime Buch der Feldgeschworenen, einem ledergebundenen Werk mit großem Vorhängeschloss. Aus jedem Ort wurden sieben ehrbare Bürger ausgewählt, die das Wissen um die Grenzsteine hüteten. Anhand von Geheimzeichen, die aus Schieferstücken, Kieselsteinen oder Scherben bestanden und in einer genau festgelegten Reihenfolge unter die Grenzsteine gelegt wurden, konnten sie heimliche Grenzveränderungen nachweisen. Eine fortlaufende Dokumentierung dieser Geheimzeichen findet sich in dem Buch von 1690 bis einschließlich 1952. Aufbewahrt wurde das Buch von dem Vorsitzenden der Feldgeschworenen, während sich der Schlüssel für das Schloss im Besitz eines weiteren Mitglieds befand. Befürchtungen, dass ihnen irgendwann die Arbeit ausgehen könnte, haben die drei ehrenamtlich Tätigen nicht, denn Archivleiter Horst-Dieter Kossmann sorgt dafür, dass noch viele beschädigte Buchexemplare in der Restaurierungswerkstatt landen werden.

Kontakt
Stadtarchiv Bingen am Rhein
Postfach 1751
55387 Bingen am Rhein
Tel.: 0 6721 / 993 4 15
Fax: 0 6721 / 184 116
stadtverwaltung@bingen.de

Quelle: Christine Tscherner, Main-Rheiner, 3.8.2007

Wissenschaftliche Spezialbibliothek des Stadtarchivs Villingen-Schwenningen bald komplett online

Seit zwei Jahren arbeitet der inzwischen pensionierte ehemalige Bibliothekar der Polizeifachhochschule in Schwenningen, Harald Lode, ein bis zweimal die Woche als Honorarkraft für das Stadtarchiv Villingen-Schwenningen. Ziel ist es, dass die über 20 000 Bände der wissenschaftlichen Spezialbibliothek Ende 2008 online sind. Da bereits ca.13 000 Bände neu katalogisiert und im Computer erfasst sind, ist dieses Ziel durchaus als realistisch anzusehen. Die größte geisteswissenschaftliche Bibliothek im Bereich der Stadt Villingen-Schwenningen besitzt Bücher aus den Sachgebieten Geschichte, Kunstgeschichte, Volkskunde, Theologie, Museumskunde und Germanistik. Wie der Leiter des Stadtarchivs Villingen-Schwenningen, Dr. Heinrich Maulhardt, betont, besitzt die im Jahr 1870 gegründete städtische Bibliothek auch wertvolle Bücher aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Dazu gehören ein mit nachkolorierten Holzschnitten versehenes Passional aus dem Jahr 1488, eine Kosmographie von 1550 und ein Münzbuch aus dem 15. Jahrhundert. Des weiteren sind dort mehrere hundert Bücher zu finden, die keine andere Bibliothek, die dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund angeschlossen ist, besitzt. 

Kontakt
Stadtarchiv Villingen-Schwenningen
Lantwattenstraße 4
78050 Villingen-Schwenningen
Tel.: 07721 / 8223 – 83
Fax: 07721 / 8223 – 87
stadtarchiv@villingen-schwenningen.de

Quelle: Eva-Maria Huber, Schwarzwälder Bote, 3.8.2007

4. Detmolder Sommergespräch am 8. August 2007

„Genealogie für die Ewigkeit? Familienforschung, Geschichtswissenschaft und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter“ unter diesem Thema fand am 8. August 2007 das 4. Detmolder Sommergespräch im Staats- und Personenstandsarchiv Detmold statt. Die zahlreich erschienenen Familienforscher, Historiker und Archivare diskutierten trotz wenig sommerlichen Wetters angeregt über Fragen der Archivwürdigkeit genealogischer Sammlungen, die Zusammenarbeit zwischen Archiven und Genealogen sowie die Möglichkeiten der Aufbewahrung von digitalen Daten.

\"Landesarchiv

Nach der Begrüßung durch die Leitende Staatsarchivdirektorin Prof. Dr. Jutta Prieur-Pohl begann der morgendliche Teil des Programms mit dem Thema „Archivwürdigkeit und Archivfähigkeit genealogischer Sammlungen“ durch eine kurze Einführung des Moderators Dr. Johannes Kistenich. Im ersten Vortrag des Tages erläuterte Dr. Hermann Niebuhr vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold grundlegend die Archivwürdigkeit genealogischer Sammlungen und ihren Weg in das Archiv. Danach referierte der Leiter des Technischen Zentrums des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Dr. Wolfgang Kahnert über die technischen Aspekte der Langzeitarchivierung. Der studierte Physiker stellte verschiedene Datenträger und -formate sowie deren Haltbarkeit vor und gab Empfehlungen für den Umgang mit diesen technischen Hilfsmitteln, um gespeicherte Daten möglichst lange erhalten zu können.

Im zweiten vormittäglichen Teil über „Datenbankenverwendungen in der Forschung“ gab Dr. Günter Junkers (Leverkusen) zunächst einen systematischen Überblick über Genealogieprogramme und Verkartungsprojekte. Hierbei stellte der Genealoge und studierte Chemiker einige Programme näher vor und berichtete von seinen Erfahrungen mit deren Anwendung, wobei er auf die verschiedenen Möglichkeiten der Programme hinwies. Zum Abschluss des Morgens trugen PD Dr. Michaela Hohkamp von der FU Berlin und Astrid Reinecke von der Universität Göttingen Ergebnisse aus ihrer Forschung über die Rolle der Tante innerhalb der Familie vor. Die erstaunlich wichtige Funktion der Tante innerhalb der Familienbeziehungen zeigten sie anhand unterschiedlicher Darstellungsformen von Netzwerken am Computer, bei denen besonders die Verknüpfung verschiedener Informationen über eine Person, die dann ein Beziehungsgeflecht ergaben, bemerkenswert waren.

Nach der Mittagspause konnten die zirka 100 Teilnehmer des Sommergesprächs zunächst mit Hilfe von zwei verschiedenen Führungen zum Thema Personenstandsarchiv sowie speziell zum Thema genealogische Sammlungen das Archiv in Detmold näher kennen lernen. Die Nachmittagsvorträge mit anschließender Diskussionsrunde zum Thema „Sammeln, Digitalisieren und Archivieren: Kooperation von Genealogen und Archiven“ begannen mit einer kurzen Einleitung durch die Moderatorin und Organisatorin der Veranstaltung Dr. Bettina Joergens vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold.

Zuerst sprach Rudolf Voss, Vorsitzender von Die Maus – Gesellschaft für Familienforschung und Genealogie in Bremen e.V., über die Zusammenarbeit seines Vereins mit dem Staatsarchiv Bremen. Mit diesem arbeitet die 1924 gegründete Maus seit dem Zweiten Weltkrieg eng zusammen und ist sogar in dessen Räumlichkeiten untergebracht. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Maus betreuen die jährlich über 3.000 Besucher ihrer Organisation, beantworten Anfragen und beteiligen sich an der Auswertung und Digitalisierung von Beständen des Staatsarchivs. Weiterhin erstellen sie Datenbanken und familiengeschichtliche Sammlungen, die so genannten „grauen Mappen“.

Im letzten Vortrag des Tages stellte Dr. Bettina Wischhöfer vom Landeskirchlichen Archiv in Kassel die Idee des Friendraising vor. „Friendraising besteht in dem Aufbau und der Förderung langfristiger Beziehungen zu Förderern“ und beinhaltet nicht nur finanzielle Unterstützung, wie das bekannte Fundraising, sondern vor allem personelle Unterstützung in Form von ehrenamtlicher Mitarbeit. Ungefähr 35% des Landeskirchlichen Archivs wurden durch ehrenamtliche Helfer verzeichnet, die durch zwei Mal im Jahr stattfindende Schulungen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Zudem gibt es regelmäßige Verzeichnungsprojekte in Kooperation mit der Archivschule Marburg. In Verbindung mit der Familienforschung verwies Dr. Bettina Wischhöfer auf das im Entstehen begriffene Kirchenbuchportal, mit dem die teilnehmenden kirchlichen Archive über die in Deutschland vorhandenen Bestände von Kirchenbüchern informieren und auch digitalisierte Kirchenbücher im Internet veröffentlichen möchten.

In der abschließenden Diskussion wurde dann in Bezug auf das Kirchenbuchportal und andere Projekte sehr angeregt und kontrovers über den Datenschutz und das Personenstandsgesetz diskutiert. Auf die Frage, warum Archivare und Genealogen eng zusammenarbeiten sollten, wurde einhellig mit dem guten Zusammenwirken von neuen Ideen und verschiedenen Kompetenzen argumentiert. Große Potenziale sahen die Teilnehmer auch bei Erschließungsprojekten und in den manchmal sehr umfangreichen lokalgeschichtlichen Kenntnissen der freiwilligen Helfer. Es wurde jedoch auch betont, dass eine abschließende Qualitätskontrolle durch die Archivare wichtig sei. Nach kurzen Vorstellungen des niederländischen Projektes Genlias und des deutschen Internetportal GenWiki für Genealogie und Familienforschung gelangte man insgesamt zu dem Ergebnis, dass die Zusammenarbeit zwischen Genealogie, Wissenschaft und Archiven für alle Seiten sehr vorteilhaft sein kann und weiterhin gefördert werden sollte.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Staats und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Str. 2
32756 Detmold
Tel.: 05231/766-0
stadt@lav.nrw.de

Nina Koch (Bielefeld)

Stadtarchiv Witten erschließt jüdische Familiengeschichte

„Wir haben wieder einmal helfen können, einem Menschen ein Stück seiner Familiengeschichte zu erschließen.“ Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Wittener Stadtarchivs, ist zufrieden. Die Historikerin und ihr Team haben Zeit und Arbeit investiert, um die Geschichte der jüdischen Familie Vasen aus Witten zu rekonstruieren. Am 13. August 2007 war die inzwischen 60-jährige Miriam Vasen mit ihrem Mann Karl Navarro aus Toronto in Kanada zu Gast in der Ruhrstadt, um die „weißen Stellen“ ihrer Familiengeschichte mit Leben zu füllen. Ohne die qualifizierte Hilfestellung des Stadtarchivs wäre ihr das wohl kaum möglich gewesen. Miriam Vasen wurde 1947 in Argentinien geboren. Ihr Vater, so Dr. Martina Kliner-Fruck, habe mit ihr nie über seine Familiengeschichte gesprochen. Sie habe lediglich gewusst, dass er 1902 in Witten geboren worden und 1939 in Argentinien eingewandert sei. Für das Wittener Stadtarchiv war die Anfrage von Miriam Vasen Start einer aufwändigen Recherchearbeit, an der neben verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung unter anderem auch die Stadtarchive in Krefeld, Düsseldorf und Quakenbrück (Depositum im Niedersächsischen Staatsarchiv in Osnabrück) beteiligt werden mussten. „Es ist uns aber gemeinsam gelungen, den Lebenslauf von Miriams Vater nahezu lückenlos zu schließen“, so die Archivchefin zum Ergebnis ihrer Bemühungen. Leider habe es in dieser Geschichte auch sehr viel Leid gegeben. So wurden die erste Frau des Vaters und seine Mutter von den Nazis ermordet. Aber es war Miriam Vasen auch möglich, die Wurzeln ihrer Familie zu besichtigen. So steht das Haus, in dem die Vasens bis 1905 gewohnt haben, noch heute in der Breite Straße. „Die Bewohner des Hauses haben die Besucher sehr freundlich empfangen“, freut sich Dr. Martina Kliner-Fruck. Auf dem Programm der beiden Kanadier stand auch noch der Ort, an dem die Synagoge stand und der jüdische Friedhof mit der Erinnerungstafel an Orte, an denen Wittener jüdische Menschen von den Nazis ermordet wurden. „Und natürlich haben wir die Innenstadt besichtigt, wo ja noch viele Orte und Häuser an die Zeit erinnern, als die Vasens Wittener waren.“ Miriam Vasen und Karl Navarro seien von dem Besuch in der Ruhrstadt emotional sehr angerührt gewesen. „Miriam ist vergleichsweise ‚geschichtlos’ gekommen und fliegt jetzt mit dem Gefühl, ihre Wurzeln zu kennen, wieder nach Hause.“ Für Dr. Martina Kliner-Fruck ein schönes Beispiel für die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit.

Kontakt
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Tel.: 02302 / 581 – 2415
Fax: 02302 / 581 – 2497
stadtarchiv@stadt-witten.de 

Quelle: Pressemeldung Universitätsstadt Witten, 14.8.2007

Deutsches Literaturarchiv Marbach erschließt Nachlass der Lyrikerin Hilde Domin

Die Dichterin Hilde Domin, die am 22. Februar 2006 im Alter von 96 Jahren in Heidelberg gestorben ist, hat ihren Nachlass und den ihres Mannes – des Kunsthistorikers und Schriftstellers Erwin Walter Palm (1910-1988) – zusammen mit großen Teilen ihres Vermögens der Deutschen Schillergesellschaft in Marbach am Neckar vermacht. Während die schriftstellerischen Nachlässe, die Manuskripte, Korrespondenzen und große Teile der Bibliothek, im Frühjahr 2006 in das Deutsche Literaturarchiv Marbach gebracht werden konnten, herrschte über das finanzielle Erbe zunächst Unsicherheit. Diese Unsicherheit konnte in den vergangenen Monaten beseitigt und das Erbe der Dichterin vollständig nach Marbach transferiert werden. Die Deutsche Schillergesellschaft hat, wie im Testament vorgesehen, mit den Geldern einen Fonds eingerichtet. In Kürze wird es am Deutschen Literaturarchiv eine Stelle zur Feinordnung und Katalogisierung der Nachlässe geben. Außerdem schreibt das Deutsche Literaturarchiv Marbach ein Domin-Stipendium zur Erforschung des Werks von Hilde Domin aus. Bei den ersten Erschließungsarbeiten im Archiv wurden unterdessen wichtige, der Forschung bislang unbekannte Briefe international bekannter Persönlichkeiten entdeckt, darunter Schreiben von Rafael Alberti, Max Aub, Julius Bab, Elias Canetti, Hans Magnus Enzensberger, Yvan Goll, Hermann Hesse, Paul Hindemith, Thomas Mann, Thornton Wilder und Karl Wolfskehl.

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 0 7144 / 848 – 100
Fax: 0 7144 / 848 – 191
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Deutsche Schillergesellschaft e.V.
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Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 3.8.2007

Kreisarchiv Warendorf als Archivverwalter der Kommunen

Im Kreisarchiv Warendorf sind mehr als fünfeinhalb Kilometer Akten gelagert, die einen guten Überblick über die 700-jährige Geschichte der zum Kreis Warendorf gehörenden Städte und Gemeinden bieten. Der 1975 als Rechtsnachfolger der Altkreise Warendorf und Beckum gegründete Kreis Warendorf übernahm deren Archive und führte sie weiter. Im wohl ältesten westfälischen Kreisarchiv, das zusätzlich auch als Kreiszentralarchiv fungiert, sind aufgrund eines Archivvertrages aus den 1970er Jahren die Akten von elf Städten und Gemeinden gelagert. Aus diesem Grunde befinden sich die Archive von Ahlen, Beckum, Beelen, Drensteinfurt, Ennigerloh, Everswinkel, Oelde, Ostbevern, Sassenberg, Wadersloh und Warendorf im Kreiszentralarchiv. Lediglich in Telgte gibt es ein eigenes Stadtarchiv, während das Archiv der Stadt Sendenhorst ehrenamtlich in der Verwaltung mitbetreut wird. Wie Archivleiter Dr. Mark Alexander Steinert betont, gibt es ein solches Archivmodell in NRW nur noch im Kreis Viersen. Aufgrund des umfangreichen Aktenmaterials der Kommunen verfügt das Kreisarchiv auch über Urkunden und Ratsprotokolle, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, während die Überlieferung für den Altkreis Warendorf im Kreisarchiv erst im Jahr 1900 einsetzt und die für den Altkreis Beckum im Jahre 1911. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass der Landrat vor 1947 ein staatlicher Beamter war und sich deshalb die älteren Akten – abgesehen von einigen zeitlichen Überschneidungen – im Landesarchiv NRW Staatsarchiv Münster befinden. 

Kontakt
Kreisarchiv Warendorf
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48231 Warendorf
Tel.: 02581 / 53 – 2197
Fax: 02581 / 53 – 2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Peter Maxwill, Westfälische Nachrichten, 7.8.2007; Kreis Warendorf, Anliegen A-Z: Historische Akten

Tag der offenen Tür im Rathaus Abtei in Mönchengladbach

Zu den ältesten Zeugnissen der Mönchengladbacher Stadtgeschichte zählt das Rathaus Abtei. Die Abtei geht auf das 11. Jahrhundert zurück und ist unmittelbar mit der Gründung der Stadt verknüpft. Was es mit der Geschichte des historisch wertvollen Gebäudes auf sich hat, was sich hinter dem dicken Gemäuer verbirgt und welches Leben sich heute in dem repräsentativen Haus abspielt, können interessierte Bürgerinnen und Bürger am kommenden Samstag, 18. August, von 11 bis 14 Uhr beim Tag der offenen Tür erfahren. Zum zweiten Mal öffnet Oberbürgermeister Norbert Bude, dessen Amtssitz sich in der Abtei befindet, bei einem Tag der offenen Tür das geschichtsträchtige Haus. Von 11 bis 14 Uhr hat die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich im Haus umzuschauen. Neben dem Trauzimmer, sind der Ratssaal, das Bürgerbüro, das Büro des Oberbürgermeisters und die Pressestelle geöffnet. Oberbürgermeister Norbert Bude wird die Besucher persönlich in seinem Büro begrüßen und Wissenswertes über seinen Arbeitsalltag und das Leben in der Abtei berichten. Das Stadtarchiv Mönchengladbach hat im Ratssaal eine kleine Ausstellung historischer Fotos vorbereitet, die Amtskette ist zu sehen, und Mitarbeiter beantworten Fragen zur Geschichte des Gebäudes, zum Stadtwappen oder zur \“Ahnengalerie\“ auf den Fluren mit Gemälden ehemaliger Oberbürgermeister. Kinder die sich beim Quiz besonders anstrengen, können für ihre Familie eine Einladung zu Kaffee und Kuchen gewinnen. Schließlich sind im Rathausinnenhof nicht nur die Dienstfahrzeuge von OB und Bürgermeistern zu sehen: Der Kinderschutzbund Mönchengladbach sorgt hier mit Kuchen und Würstchen für das leibliche Wohl der Besucher. Bei der Premiere im vergangenen Jahr folgten über 700 Bürgerinnen und Bürger der Einladung von Oberbürgermeister Norbert Bude, einmal einen Blick hinter die Kulissen des Rathauses zu werfen.

Kontakt
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41050 Mönchengladbach
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Mönchengladbach, 13.8.2007