Haus der Stadtgeschichte in Ulm eröffnet

Am 14. Juli 2007 wurde das zum „Haus der Stadtgeschichte\“ umgebaute und erweiterte Stadtarchiv Ulm der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei dieser Gelegenheit eröffnete im historischen Gewölbesaal des Schwörhauses am Weinhof, das neben dem Rathaus zu den geschichtsträchtigsten Gebäuden Ulms gehört, eine Dauerausstellung, welche die wichtigsten Ereignisse und Themen der Ulmer Stadtgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart darstellt. Neben Exponaten, Modellen und großflächigen Darstellungen machen auch interaktive mediale Installationen einen wichtigen Bestandteil der Ausstellung aus. Mit dieser Ausstellung, die für alle an der Geschichte Ulms Interessierten offen steht, sieht Dr. Michael Wettengel, Leiter des Stadtarchivs Ulm, eine gute Möglichkeit, 1150 Jahre Ulmer Stadtgeschichte zu vermitteln und mehr Besucher ins Stadtarchiv zu locken. Wer möchte, kann darüber hinaus in einem interaktiven Quiz seine Kenntnisse über die Ulmer Geschichte testen. Zur Eröffnung gab bzw. gibt es am Nachmittag des 14. und am 15. Juli 2007 einen Tag der offenen Tür und ein Fest auf dem Weinhof – wo sich im Mittelalter die Königspfalz befand, auf die sich die erste urkundliche Erwähnung Ulms im Jahre 854 bezieht – mit einem Programm, das auf das besondere Ereignis Bezug nimmt. 

Kontakt
Haus der Stadtgeschichte 
Stadtarchiv Ulm
Weinhof 12
89073 Ulm
Tel.: 0731 / 161 – 4200 
Fax: 0731 / 161 – 1633 

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Ulm; Information Stadt Ulm; Gränzbote, 13.7.2007; Schwäbische Zeitung Online,13.7.2007

Geschichte der Universität Münster in der NS-Zeit soll aufgearbeitet werden

Eine vom Rektorat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) eingesetzte Kommission zur Aufarbeitung der NS-Geschichte der Universität Münster hat am 12. Juli 2007 ihre Arbeit aufgenommen. Ihr gehören der renommierte Zeithistoriker Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer vom Historischen Seminar der WWU, die Universitätsarchivarin Dr. Sabine Happ, Anja Gussek-Revermann, stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Münster, Dr. Johannes Burkardt vom Staatsarchiv Münster sowie die Historikerin Gisela Möllenhoff, Mitautorin des Buches \“Geschichte der Juden in Münster\“, und zahlreiche Vertreter der Fachbereiche an. Den Vorsitz hat Prof. Thamer. Als Gast war die amerikanische Historikerin Prof. Dr. Sheila F. Weiss bei der konstituierenden Sitzung vertreten, die derzeit in Münster zur Person des Humangenetikers Prof. Dr. Otmar Freiherr von Verschuer, dem Doktorvater von Josef Mengele, forscht.

Die Kommission will die Geschichte der Universität Münster in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit besonderem Schwerpunkt auf der Zeit des nationalsozialistischen Regimes und der anschließenden Entnazifizierung erforschen. Zwar sind schon zahlreiche Staats- und Examensarbeiten zu Einzelaspekten oder zu einzelnen Fächern entstanden, doch noch gibt es Lücken, die zu füllen sind. Die Kommission erarbeitet jetzt ein Konzept, mit dessen Hilfe die Fachbereiche ihre eigenen Geschichte aufarbeiten sollen. In einem ersten Schritt sollen all jene Staats-, Examens- und Doktorarbeiten, die bereits zum Thema existieren, und potenzielle neue Quellen aufgelistet werden. Die NS-Kommission wird nach den Worten ihres Vorsitzenden Prof. Thamer ihre schwierige und umfangreiche Arbeit zügig und mit allem Nachdruck in Angriff nehmen. Ergebnisse seien aber nicht von heute auf morgen zu erwarten. Prof. Thamer: \“Wir wollen keine Schnellschüsse, sondern sorgfältige und wissenschaftlich haltbare Ergebnisse!\“

Kontakt:
Westfälische Wilhelms-Universität
Historisches Seminar 
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte 
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer
Domplatz 20-22
48143 Münster
Fon: +49 / 251 / 83 – 2 43 22
FAX: +49/ 251 / 83 – 2 43 82 
Sekr.: +49 / 251 / 83 – 2 43 20

Quelle: WWU Münster, Pressemitteilung, 13.7.2007

Deutsche Zentralstelle für Genealogie

1904 wurde in Leipzig die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte als Verein gegründet. 1921 erfolgte eine enge vertragliche und räumliche Bindung an die Deutsche Bücherei. 1934 wandelte sich der Verein in eine Stiftung um, zu der ein Förderverein gehörte. Dieser Förderverein wurde 1945 aufgelöst. 1950 wurde die Stiftung auf gesetzlicher Grundlage in eine Sammelstiftung überführt und aus dieser heraus 1956 dem staatlichen Archivwesen der DDR übergeben. 1962 erfolgten der Umzug aus der Deutschen Bücherei und die Eingliederung in das Landesarchiv Leipzig. 1967 kam es zu einem organisatorischen Neuaufbau, bei dem die Sammlungen und das Archiv der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte der neu gegründeten \“Zentralstelle für Genealogie in der DDR\“ zugeordnet wurden. 

Diese Einrichtung wurde damals als Zentralstelle für Genealogie in der DDR zur Verwaltung genealogischer Sammlungen, u. a. des Reichssippenamts, gebildet. Sie unterstand der Staatlichen Archivverwaltung des Ministeriums des Innern der DDR. Nach dem 3. Oktober 1990 wurde sie unter der Bezeichnung "Deutsche Zentralstelle für Genealogie" als Spezialarchiv für Personen- und Familiengeschichte vom Freistaat Sachsen übernommen und war dem Sächsischen Staatsministerium des Innern als oberster Aufsichtsbehörde für das staatliche Archivwesen nachgeordnet. Sie sammelte genealogische Unterlagen aus dem deutschsprachigen Raum, u. a. Kirchenbuchunterlagen, Ahnenlisten, genealogische Nachlässe und Sammlungen, Personenkarteien, Ortsfamilienbücher sowie Publikationen. 1995 wurde die Zentralstelle im Rang einer Abteilung in das Staatsarchiv Leipzig eingegliedert.

Von September 1990 bis Mai 2007 leitete der umstrittene Humangenetiker PD Dr. rer. nat. habil. Dr. phil. habil. Volkmar Weiss die Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig (vgl. die Beiträge von Sarah Mersch: Leipziger Vererbungslehre in NS-Tradition, in: taz Nr. 7736, 8.8.2005, Seite 7, und Andreas Speit: Nichts dazugelernt – Bevölkerungspolitik von Rechts, in: Freitag, 27. Mai 2005, sowie die Interviews von Volkmar Weiss in der Jungen Freiheit, 20/01, 11. Mai 2001, "Intelligenz ist kein Zufall", und in der Deutschen Stimme, November 2004, "Bevölkerungsimplosion und Intelligenzverfall"). Auf Vorschlag der sächsischen Landtagsfraktion der rechtsextremistischen NPD war Weiss im März 2005 vom Präsidenten des Landtags von Sachsen als externer Experte in die Enquete-Kommission "Demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Lebensbereiche der Menschen im Freistaat Sachsen sowie ihre Folgen für die politischen Handlungsfelder" berufen worden, aus der – laut Wikipedia – im Januar 2006 wieder ausschied.

Kontakt:
Deutsche Zentralstelle für Genealogie
Sächsisches Staatsarchiv Leipzig
Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie
Schongauer Straße 1
04329 Leipzig
Tel. 0341/25 555 51
Fax: 0341/25 555 55

Quelle: Staatsarchiv Leipzig, Beschreibung Bestand 21942; Beschreibung Bestand 22031 (15.7.2007); Art.: Volkmar Weiss, in: Wikipedia, 5.7.2007 (22:08 Uhr); Art. Deutsche Zentralstelle für Genealogie, in: GenWiki, 19.2.2007 (20:32 Uhr).

Stadtarchiv Bonn erinnert an seinen ersten Direktor

Vor 75 Jahren, am 14. Juli 1932, verstarb Friedrich Adolf Knickenberg, der erste Leiter des Bonner Stadtarchivs. Ein willkommener Anlass, meint der heutige Stadtarchivar Dr. Norbert Schloßmacher, um an sein verdienstvolles Wirken für das Bonner Kulturleben um die Wende zum 20. Jahrhundert zu erinnern: „Knickenberg war ein hervorragender Kulturschaffender, der auch die „Villa Obernier\“ (Vorläufer des heutigen Kunstmuseums) leitete, Vorsitzender des Vereins Beethovenhaus und des Vereins Alt-Bonn (heutiger Heimat- und Geschichtsverein) war und sich sehr für die Einrichtung eines Bonner Stadtmuseums engagierte.“ Knickenberg, geboren am 6. Februar 1863 im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf, erhielt nach seinem Studium 1896 eine Anstellung am Städtischen Gymnasium in Bonn. Bald engagierte er sich im hohen Maße für die Kunst, die Kultur und Vergangenheit der Stadt Bonn. 1899 wird Knickenberg erster Direktor des Bonner Stadtarchivs. Sein Wirken setzte Maßstäbe, die weit über die klassischen Aufgaben eines Kommunalarchivs hinausgingen und die Voraussetzungen dafür schufen, dass das Bonner Stadtarchiv heute die Funktion eines modernen Dokumentationszentrums für die Geschichte und Gegenwart der Stadt erfüllt. Neben zahlreichen Vorträgen und Führungen zur Bonner Stadtgeschichte, führten seine Aktivitäten für den Verein Beethovenhaus zur Einrichtung eines Archivs für die Beethovenforschung und zur Wiederentdeckung des Grabes der Mutter Beethovens. Sein wichtigstes Projekt, ein Bonner Stadtmuseum zu schaffen, gelang ihm aber zu Lebzeiten nicht mehr.

Kontakt
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228 / 77 – 2410
Fax: 0228 / 77 – 4301
stadtarchiv@bonn.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bonn, 12.7.2007

Zweiradgeschichte des Bergischen Landes im Freilichtmuseum Lindlar

Alles was zwei Räder hat, ist in Lindlar am Samstag und Sonntag, den 14. und 15. Juli 2007, in Bewegung. Bei der Veranstaltung „PS & Pedale\“ im Bergischen Freilichtmuseum Lindlar des Landschaftsverbandes Rheinland, stellen zahlreiche Sammler und Oldtimerfreunde ihre historischen Zweiräder aus. In der jüngst fertig gestellten großen Zehntscheune werden Zweiräder mit Motorantrieb präsentiert. Hier kommen Liebhaber alter Motorräder auf ihre Kosten. Es gibt Motorräder, Mopeds und Fahrräder mit Hilfsmotor aus der Zeit von 1910 bis 1965 zu bestaunen. Das älteste Zweirad ist ein Veloziped mit Tretkurbelantrieb mit Baujahr 1870 aus den Beständen des Bergischen Freilichtmuseums. Man trifft auf Maschinen von altbekannten Motorradfirmen wie NSU, BMW, Wanderer, DKW sowie auf Fabrikate der ehemaligen Kölner Firma Allright. Hier stellen auch die auf eigener Achse angereisten Motorrad- und Mopedbesitzer ihre Maschinen aus. 

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist jedoch die Zweiradgeschichte des Bergischen Landes. Am Beispiel der Firma „Bismarck\“, die in Radevormwald-Bergerhof bis in die 1950er Jahre Fahrräder und Motorräder produzierte, zeigt die Ausstellung \“Bismarck – Zweiradgeschichten" diese „bewegte Geschichte\“ der Region. Bis Anfang der 1960er Jahre waren Fahrräder, Mopeds und Motorräder die wichtigsten Fortbewegungsmittel der Bevölkerung des Bergischen Landes. Erst nach 1960 setzte sich das Automobil als Massenfortbewegungsmittel durch. Bis zum 19. August 2007 sind in der Zehnt-Scheune zahlreiche Fahrradmodelle und Motorräder aus der Produktpalette der Bismarck-Werke zu besichtigen. Geschichte und Entwicklung der 1896 gegründeten Firma, die 1957 dann versteigert werden musste, wird anhand von Filmen, Fotos und Original-Modellen den Besuchern erläutert. Eingegangen wird auch auf die erfolgreiche Entwicklung von Bismarck-Fahrrädern für den Rennsport. Eine werkseigene Mannschaft nahm in den 1950er Jahren sogar äußerst erfolgreich an den international besetzten Deutschland-Rundfahrten teil, wie Fotos und Zeitungsartikel belegen. Die Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Heimatmuseum und dem Stadtarchiv Radevormwald erarbeitet, die für die Ausstellung auch zahlreiche Leihgaben zur Verfügung stellten.

Kontakt:
Stadtarchiv Radevormwald
Hohenfuhrstr. 13
42477 Radevormwald
Tel.: 02195 / 606 -113
Fax: 02195 / 606 -116

Bergisches Freilichtmuseum 
Schloss Heiligenhoven 
51789 Lindlar 
Tel.: 02266 / 9010 – 0 
Fax: 02266 / 9010 – 200 
bergisches-freilichtmuseum@lvr.de

Quelle: Pressemitteilung LVR, 5.7.2007; Oberberg Aktuell, 6.7.2007; Oberberg Aktuell, 12.7.2007

Unterlagen ehemaliger DDR-Betriebe an neuem Standort

Die Sach- und Personalakten ehemaliger DDR-Betriebe, die aus dem Bestand der am 31. Dezember 1994 aufgelösten Treuhandanstalt stammen, werden zur Zeit im Land Brandenburg an einen neuen Standort transportiert. 250 Kilometer Akten werden auf 500 Lkw verladen und von Damsdorf (Potsdam-Mittelmark) nach Großbeeren (Teltow-Fläming) verlegt. Sechs Landesdepots richtete die Treuhandanstalt einst für die Akten abgewickelter DDR-Betriebe ein. Diese wurden der Treuhand-Tochtergesellschaft Disos übertragen, die auch für Datenverarbeitung zuständig ist. 

Nachdem die Disos GmbH durch die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), die zu den Nachfolgern der Treuhandgesellschaft gehörte, 1998 an den Softwarekonzern IBM verkauft worden war, gehört sie seit 2004 als Iron Mountain Disos GmbH zu dem US-amerikanischen Unternehmen Iron Mountain. Als die BvS die Verwaltung der Unterlagen ehemaliger DDR-Betriebe nunmehr neu vergab, erhielt die Rhenus Office Systems GmbH diesen Auftrag. Sie verbringt nun die Akten vom Iron Mountain-Archivcenter in Damsdorf in den Rhenus-Standort Großbeeren. Ob durch den erneuten Verkauf alle Arbeitsplätze der in den sechs Depots beschäftigten Mitarbeiter erhalten werden können, steht noch nicht fest.

In den Depots sind auch die Personalakten der ehemaligen Mitarbeiter der aufgelösten und abgewickelten DDR-Betriebe gelagert, die etwa 40 Prozent des Aktenbestands ausmachen. Allein im Jahre 2000 bearbeitete man im Depot Damsdorf, wo die Landesdepots von Brandenburg und Berlin zusammengefasst sind, 60.000 Anfragen über Beschäftigungszeiten. Inzwischen wurde die gesetzliche Aufbewahrungsfrist für Lohnunterlagen der DDR, die eigentlich bereits Ende 2006 auslaufen sollte, bis Ende 2011 verlängert. Dadurch erhalten schätzungsweise 300.0000 Beschäftigte ehemaliger DDR Betriebe die Möglichkeit, ihre Versicherungskonten abklären und sich entsprechende Bescheinigungen für die Berechnung ihrer Renten ausstellen zu lassen.

Kontakt:
Rhenus AG & Co. KG Logistikzentrum
Märkische Allee 1-11
14979 Großbeeren
Tel.: 033701 / 338 -100
Fax: 033701 / 338 -111
info.grossbeeren@de.rhenus.com

Quelle: Ulrich Nettelstroth, Märkische Allgemeine, 12.6.2007; Informationen für Archive im Land Brandenburg Nr. 6 / 2007

Fünf neue Projekte im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel

Das Niedersächsische Staatsarchiv Wolfenbüttel hat kürzlich fünf Projekte vorgestellt, die zur Zeit in Angriff genommen werden. Das erste Projekt des Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttel ist die Bearbeitung und Auswertung von zwölf Metern Akten, die Silke Wagener-Fimpel auf dem Dachboden der Kreisverwaltung entdeckt hat. Darin finden sich unter anderem Anträge von Sowjetzonenflüchtlingen auf finanzielle Unterstützung. Außerdem erhält man Informationen über deren bisheriges Leben und erfährt auch die Gründe für ihre Flucht nach Wolfenbüttel. Durch diese Akten kann die örtliche Nachkriegsgeschichte durch wichtige Details ergänzt werden.

Das zweite Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die rund 1 000 Meter Archivgut des Stadtarchivs Helmstedt in einer Datenbank zu erfassen. Stadtarchivarin Melsene Bittó gab einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des früheren Rats- und jetzigen Stadtarchivs, das zum ersten Mal im Jahre 1301 erwähnt wird. Nachdem es im Laufe der Jahrhunderte oft vernachlässigt wurde und auch die Standorte nicht immer ideal für die Akten waren, befindet es sich seit 1994 im ersten Stockwerk des ehemaligen Kaiserlichen Postamtes. Nach Abschluss der Aktenerfassung kehren die Archivalien nach Helmstedt zurück und werden dann in säurefreien Kartons gelagert.

Im dritten Projekt werden auch die Akten des Stadtarchivs Hornburg in einer Datenbank erfasst. Dr. Sibylle Heise, die ehrenamtlich im Stadtarchiv arbeitet, erklärte, dass das Stadtarchiv nur bis zum Ende des Ersten Weltkrieges geführt worden sei. Durch die Erfassung der Unterlagen könnte man auf Umfragen zur Wirtschaft vor Ort zurückgreifen, so dass nun auch die Sozialstruktur der Stadt untersucht werden könne. Außerdem habe man neue wichtige Erkenntnisse zum Bau der Marienkirche in Hornburg gewonnen.

Das vierte Projekt hat sich die Aufarbeitung von 6 000 Akten aus dem ehemaligen Strafgefängnis Wolfenbüttel zum Ziel gesetzt, das in eine Gedenkstätte umgewandelt wurde und sich in der JVA Wolfenbüttel befindet. Gedenkstättenleiter Wilfried Knauer erläuterte, dass diese Akten das Wirken der NS-Justiz und der Geheimen Staatspolizei belegen. Nach Verbüßung der Strafe wurde eine große Anzahl Gefangener, darunter vor allem politische Häftlinge, Zeugen Jehovas oder auch Homosexuelle an diese beiden Institutionen überstellt, die sie dann in Konzentrationslagern unterbrachten.

Im fünften Projekt wird von Martin Fimpel das seit 2005 bestehende Niedersächsische Wirtschaftsarchiv Braunschweig ausgewertet. Viele Akten belegen, dass auch wirtschaftliche Beziehungen mit der ehemaligen DDR bestanden und auch Geschäftsverbindungen in Krisengebiete keine Seltenheit waren. Ziel des Niedersächsischen Wirtschaftsarchivs Braunschweig ist es, das historisch wertvolle Schriftgut der Wirtschaft zu sichern, zu erschließen und der Forschung verfügbar zu machen. 

Kontakt
Niedersächsisches Landesarchiv-Staatsarchiv Wolfenbüttel 
Forstweg 2
38302 Wolfenbüttel
Tel.: 05331 / 935 – 0
Fax: 05331 / 935 – 211
Wolfenbuettel@nla.niedersachsen.de

Quelle: Karl-Ernst Hueske, newsclick.de, 7.7.2007

Ausgrabungsfunde im Stadtarchiv Leichlingen

Das Stadtarchiv Leichlingen, untergebracht im Keller des Rathauses, verfügt über relativ umfangreiches Material. Gleich im Eingangsbereich des Rathauses können Besucher in einer Glasvitrine Urnenfragmente aus gebranntem Ton bestaunen, die aus der jüngeren Eisenzeit (um 300 vor Christus) stammen. Im Keller befinden sich dann, gelagert bei konstanter Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, außer dem Schienbein eines Mammuts aus der Zeit um 15 000 vor Christus, auch Ratsprotokolle, Abstammungsurkunden, Meldeunterlagen, Literaturbücher, die älteste Karte Leichlingens aus dem Jahr 1804 sowie Pressespiegel und Zeitungsartikel. Nach der Eingemeindung von Witzhausen im Jahre 1975 sind dort auch dessen Meldeunterlagen, Gemeindeprotokolle und viele andere Dokumente untergebracht. Leiter des Archivs ist seit 2002 Uwe Boelken. In seinem Büro in der vierten Etage des Rathauses hat er auch das aus 6 000 Bildern bestehende Fotoarchiv untergebracht, das nach Straßen, Personen und Institutionen sortiert ist. Nach schriftlicher oder telefonischer Voranmeldung steht das Stadtarchiv Leichlingen jedem Besucher offen.

Kontakt
Stadtarchiv Leichlingen
Am Büscherhof 1
42799 Leichlingen
Tel.: 02175 / 992 – 229
Fax: 02175 / 992 – 256
stadt_leichlingen@t-online.de

Quelle: Sascha Eichler, Rhein-Berg-Online, 6.7.2007

Coburg 1907: Leben in der Residenzstadt vor hundert Jahren

Im Reigen der Gedenk- und Jubiläumsjahre ist das Jahr 1907 gerade nicht zu finden. Warum dann eine Ausstellung? Es geht um die Darstellung eines \“normalen\“ Jahres im Leben der Residenzstadt Coburg. Der Idylle der in einem Reiseführer von 1907 dargestellten \“malerisch an beiden Seiten der Itz\“ gelegenen Stadt mit ihrer \“liebevolle[n] Erhaltung des mittelalterlichen Gepräges\“ wird die mitunter bedrückende wirtschaftliche Situation mit Firmenkonkursen und steigenden Lebenshaltungskosten gegenüber gestellt. In Coburg erfolgte zu dieser Zeit der Ausbau der Infrastruktur mit der Eröffnung des Ernst-Alexandrinen-Volksbades und des Krematoriums sowie dem Beginn der Kanalisation. Repräsentative lokale Ereignisse wie der mit Militärparade und Zapfenstreich begangene Geburtstag Herzog Carl Eduards sowie das 100-jährige Jubiläum des hier stationierten Infanterieregiments waren Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens. Zugleich verständigten sich auf internationaler Ebene die Ententemächte England und Frankreich mit Rußland auf die Triple-Allianz. Danach wurde in der deutschen Politik die Furcht vor der Einkreisung stärker und der weiteren Militarisierung der Politik Vorschub geleistet. Pazifistische Stimmen wie jene der Coburgerin Anna B. Eckstein (1868-1947) auf der 2. Friedenskonferenz in Den Haag 1907 vermochten sich letztlich mit dem Ruf nach Abrüstung und friedlicher Konfliktregelung nicht durchzusetzen. Ziel dieser Ausstellung ist es, am Beispiel eines Jahres den Blick auf die lokalen Coburger Verhältnisse vor dem Hintergrund einer sich verschäfenden politischen Großwetterlage und der Eigendynamik dieses Jahres zu richten.

Die Ausstellung findet vom 28.06. bis 28.09.2007 im Staatsarchiv Coburg (Herrngasse 11) statt.
Sie ist von Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr, am Freitag von 8.00 bis 13.30 Uhr geöffnet.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
Habel, Hubertus: Coburg 1907: Leben in der Residenzstadt vor hundert Jahren. Coburg 2007 (=Coburger Stadtgeschichte. Bd. 7), 64 S. mit zahlr. Abb. ISBN 978-3-9808006-8-3
Preis (in der Ausstellung): 7,80 €

Kontakt:
Staatsarchiv Coburg
Herrngasse 11
D-96450 Coburg
Tel. +49 (0)9561 42707-11
Fax +49 (0)9561 42707-20
horst.gehringer@staco.bayern.de
www.gda.bayern.de

Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen Euthansie

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) hat die Entstehung des soeben erschienenen Buches \“Das Vergessen der Vernichtung ist ein Teil der Vernichtung selbst\“ – Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen \“Euthansie\“ mit einen Druckkostenzuschuss unterstützt. Damit trägt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde als älteste deutsche wissenschaftliche Fachgesellschaft auf den Gebieten Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde mit dazu bei, dass dieses furchtbare Kapitel der deutschen Geschichte nicht dem Vergessen anheim fällt. 23 Lebensgeschichten versammelt der vorliegende Band, Lebensgeschichten, die auf der Basis von Krankengeschichten rekonstruiert worden sind. Exemplarisch erzählen diese von den mehr als 70 000 psychisch kranken und geistig behinderten Frauen, Männern und Kindern, die 1940/41 von Ärzten zur Tötung bestimmt und in sechs eigens dazu errichteten Gasmordanstalten ermordet wurden. In den einleitenden Kapiteln werden die Lebensgeschichten in den historischen Kontext der deutschen Anstaltspsychiatrie und der NS-\“Euthanasie\“ gestellt sowie Herkunft und Erkrankung der Opfer erläutert. Darüber hinaus sind die \“Selektionskriterien\“ aufgeführt. Über die \“Euthanasie\“-Opfergruppe des NS-Regimes ist bislang wenig bekannt. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt sie kaum eine Rolle. Knapp die Hälfte der lange verschollen geglaubten Krankenakten der \“Euthanasie\“-Toten wurden im Zuge der Öffnung der Stasi-Archive Anfang der 1990er Jahre wieder aufgefunden. Diese einzigartige Quelle ermöglicht es nun, die Opfer des nationalsozialistischen Krankenmordes in ihrer Individualität sichtbar zu machen. 

Info: \“Das Vergessen der Vernichtung ist ein Teil der Vernichtung selbst\“ – Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen "Euthanasie". Hg. von Petra Fuchs, Maike Rotzoll, Ulrich Müller, Paul Richter und Gerrit Hohendorf. 392 S. geb. 29,90 Euro (D), Göttingen Juni 2007; ISBN 978-3-8353-0146-2 

Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Reinhardtstrasse 14
10117 Berlin
Tel.: 030 / 28 09 66 01 oder -02,
Fax: 030 / 28 09 38 16
sekretariat@dgppn.de

Quelle: Pressemitteilung DGPPN, 29.6.2007