Vereinsunterlagen im Stadtarchiv Sankt Augustin

Im Sankt Augustiner Stadtarchiv im Keller des Rathauses lagern mehr als zwanzig Vereinsarchive. Möglich ist die kostenlose Unterbringung von Materialien, für die den Vereinen oft der Platz fehlt, durch die Erweiterung der Archivräume. Die vormals zwei Kilometer Regalsystem waren nach Auskunft von Stadtarchivar Michael Korn längst ausgelastet. Für 35.000 Euro, davon 15.000 Euro vom Landschaftsverband Rheinland, konnten aber kürzlich zwei neue Fahrregalanlagen für 720 zusätzliche laufende Meter Akten angeschafft werden. Durch die neuen Regale haben sich nun auch die Lagermöglichkeiten für überformatige Unterlagen, wie Plakate, Zeitungen, Karten oder Pläne, verbessert. Nach einer gründlichen Sichtung und Umräumaktion (mit Hilfe einer Umzugsfirma) von rund sechzig Tonnen Archivmaterial können Michael Korn und sein Kollege Michael Becker die Magazine nun besser und effizienter nutzen.

Auch die klimatischen Bedingungen der Archivräume entsprechen jetzt den Anforderungen, die zu erfüllen notwendig sind, um Papier vor dem Verfall zu schützen. Dem neuesten Stand entsprechen auch die Notfallpläne, sollte es doch einmal einen Rohrbruch oder einen Brand im Rathaus geben. Denn, so Korn: „Wenn zum Beispiel das Vereinsarchiv des Männergesangvereins "Eintracht" Hangelar zerstört werden würde, dann wäre auch die Vereinsgeschichte verschwunden.“ Denn die kompletten Vereinsunterlagen des 1859 gegründeten MGV "Eintracht", darunter auch die prächtig samtene Vereinsfahne, befinden sich seit kurzem im Bestand des Stadtarchivs Sankt Augustin. Da nun genug Lagerkapazität im Archiv vorhanden ist, sollten nach Meinung von Michael Korn zahlreiche weitere Vereine, denen an einer sicheren Aufbewahrung ihrer Dokumente und Utensilien gelegen ist, dem Beispiel der MGV "Eintracht" folgen. 

Info:
Im Stadtarchiv Sankt Augustin finden Sie Informationen jedweder Art, Fotos, Postkarten, Zeitungsartikel, etc. zum heutigen Sankt Augustin und seiner Geschichte (Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Verkehr, Bauwesen, Landschaft, Flora, Fauna, Religion, Kultur, Sport, Bildung, Schule, usw.). Einige geschichtliche Informationen zu Sankt Augustin und seinen Ortsteilen haben wir für Sie unter http://www.25jahre.sankt-augustin.de bereitgestellt. Viel mehr können Sie im Stadtarchiv selbst erfahren.

Das Stadtarchiv verwahrt, erhält, erschließt und macht zum einen die bei der Stadtverwaltung entstandenen Informationsträger (Akten, Bücher, Fotos, Filme, Karten, etc.) von bleibendem Wert nutzbar. Zum anderen dokumentieren wir einen möglichst umfassenden Teil des vergangenen und gegenwärtigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Sankt Augustin.

So ergänzen wir kontinuierlich unsere geschichtliche, heimat- und familienkundliche Bibliothek, führen zahlreiche Sammlungen (Plakate, Flugblätter, Karten und Pläne, Tonbänder, Schallplatten, Videobänder, Filme, Zeitungen und Zeitungsartikel seit 1856, etc.) und freuen uns über Erweiterungen unserer Bildsammlung mit derzeit rund 16.000 Fotos und Postkarten aus über 100 Jahren.

Das Stadtarchiv Sankt Augustin steht allen Interessenten offen (Benutzungsordnung). Die Nutzung ist grundsätzlich kostenfrei, lediglich für bestimmte Leistungen werden Gebühren erhoben (Gebührenordnung). Bei Forschungen und Recherchen sind wir Ihnen gerne behilflich. Fotokopien können sofort angefertigt und fotografische Abzüge in Auftrag gegeben werden. Kostenlose Führungen durch das Stadtarchiv bieten wir gerne nach vorheriger Absprache an. 2006 veranstalteten wir erstmals einen Tag der offenen Tür.

Das Stadtarchiv arbeitet eng mit dem Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis der Stadt Sankt Augustin zusammen. Gemeinsam führen wir die Veröffentlichungsreihe \“Sankt Augustin. Beiträge zur Stadtgeschichte\“ fort.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Markt 1
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241 / 243 – 331
Fax: 02241 / 243 – 77508
stadtarchiv@sankt-augustin.de

Quelle: Michael Lehnberg, General-Anzeiger Bonn, 4.4.2007; Ralf Johnen, Kölner Stadtanzeiger, 6.4.2007; Dörte Staudt, Kölnische Rundschau, 5.4.2007; Homepage Stadtarchiv

Auf den Spuren der jüdischen Familie in Witten

„Jüdische Wurzeln in Witten“ hat Jennifer Wolff aus Puerto Rico. Ihre Großmutter Nelly Katz war unmittelbar nach dem Krieg mit ihrem 1934 geborenen Sohn George Wolff, dem Vater von Jennifer, in die USA emigriert. Über 60 Jahre später geht die 46jährige Public Relations Fachfrau aus dem kleinen Inselstaat in der Karibik in Deutschland auf Spurensuche. Den Anstoß dazu gab die Forschungsarbeit des ehemaligen Amtes für Statistik und Stadtforschung der Stadt Witten, die später im Stadtarchiv fortgesetzt wurde: „Wir haben die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Witten sorgfältig aufgearbeitet, um die historischen Quellen zu sichern und die Erinnerung wach zu halten“, erklärt die Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Martina Kliner-Fruck. Am 1.4.2007 bereiteten Klaus Lohmann, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Witten, Klaus Völkel, Leiter des Referates für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation und Dr. Martina Kliner-Fruck Jennifer Wolff einen herzlichen Empfang. Jennifer Wolff betonte, dass ihr Besuch in Witten eine wichtige Herzensangelegenheit sei und sie sich sehr für die Hilfe bei der Suche nach den Wurzeln ihrer Familie bedanke. Ihr Vater erzählte ihr kaum etwas über die Familie, insbesondere nicht über seine Verfolgung während der Nazi-Zeit. Erst nachdem ihn Dr. Martina Kliner-Fruck vor einigen Jahren um einen Erinnerungsbericht bat, habe sie Näheres über sein persönliches Schicksal im Versteck erfahren. Über die Hintergründe des Besuches von Jeniffer Wolff berichtet Dr. Martina Kliner-Fruck Folgendes: Mit dem Vater von Jennifer Wolff gab es 1989 einen ersten brieflichen Kontakt. Es ging um einen Informationsaustausch für die Herausgabe eines Gedenkbuchs, das 1991 unter dem Titel: „Vergessen kann man das nicht: Wittener Jüdinnen und Juden unter dem Nationalsozialismus“ erschienen ist. 2001 besuchte der heute in Florida lebende George Wolff Witten während einer Europareise. Seit einigen Monaten war er erneut im Kontakt mit dem Stadtarchiv, um die erste Begegnung seiner Tochter mit Deutschland vorzubereiten.

George Wolff wurde 1934 in Haaksbergen, Niederlande, geboren. Kurz danach zog er mit seiner Mutter, Nelly Katz geborene Rosenbaum in die damalige Moltkestraße (heute Mozartstraße). Die gebürtige Wittenerin hatte sich von ihrem Ehemann, Erich Katz, nach kurzer Ehezeit getrennt und kehrte nun mit ihrem Sohn in ihr elterliches Wohnhaus zurück. Unter dem zunehmenden Verfolgungsdruck versuchte sie 1939 über Dortmund und Berlin ins rettende Ausland zu gelangen. Ihre Pläne wurden jedoch von falschen Fluchthelfern zunichte gemacht. Sie überlebte mit gefälschten Papieren in verschiedenen Verstecken in Berlin, bevor sie ihren Sohn in einem katholischen Waisenhaus in Wettringen – ebenfalls mit gefälschten Papieren – untergebracht hatte. Nach Kriegsende waren Mutter und Kind in die USA emigriert. Im Februar 2002 erinnerte sich Jeniffer Wolffs Vater in einem Bericht für das Stadtarchiv und die geplante Herausgabe jüdischer Selbstzeugnisse daran, dass seine Mutter und er unter den Glücklichen waren, die trotz zahlreicher schwieriger Momente diese dunklen Jahre der Geschichte überlebten, nicht nur weil seine Mutter ein sehr entschlossener und beharrlicher Mensch war, sondern auch, weil da inmitten der schrecklichen Geschehnisse die Freundlichkeit und Güte fremder Menschen erlebt werden konnte.

Über den weiteren Verlauf des Besuches von Jennifer Wolff berichtet Dr. Kliner-Fruck: „Erstes Ziel der kleinen Reisegruppe um Jennifer Wolff war die Bahnhofstraße. Sie wollte den Ort besichtigen, an dem bis Anfang der 1930er Jahre das Herrenkonfektionsgeschäft „Gebrüder Rosenbaum“ stand, das ihre Urgroßmutter von 1929 bis 1931 als Witwe geführt hatte. Das Gebäude selbst wurde durch Bomben zerstört. Heute ist dort der Durchgang neben der Eisdiele am Berliner Platz. Nächste Station war das Wohnhaus der Rosenbaums in der Mozartstraße – es ist erhalten geblieben. Weitere Stationen des Rundgangs waren der Ort der ehemaligen Synagoge und der Rathausturm. Auf dem jüdischen Friedhof im Ledderken besuchte Jennifer das Grab ihres Urgroßvaters Julius Rosenbaum, der 1929 bei einem Autounfall ums Leben kam. Im hinteren Teil des Friedhofs steht der Grabstein für ihren Urgroßonkel Ludwig Rosenbaum, der sich unter dem nationalsozialistischen Verfolgungsdruck 1935 das Leben nahm. Jennifer Wolff zeigte sich erfreut über die letzten Spuren ihrer Familiengeschichte. Gleichzeitig war sie aber auch – wie alle anderen Anwesenden – sichtlich betroffen: Zum Gedenken an den in Auschwitz ermordeten leiblichen Vater von George Wolff, Erich Katz, und an den in Witten geborenen Großcousin Fritz Rosenbaum, der als „Bruder Wolfgang“ mit Edith Stein aus dem Lager Westerbork am 7. August 1942 nach Auschwitz deportiert wurde, bleibt nur die im Friedhofseingang installierte Steele mit den Namen der Konzentrationslager, in denen Wittener Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Zum Abschied sagte Jennifer Wolff, dass es so viele Eindrücke gäbe, die sie im Moment nicht verarbeiten könne und dass sie wiederkommen werde. Dann überreichte sie noch einige Fotoreproduktionen aus dem Familienalbum für das Stadtarchiv Witten – darunter der gefälschte Pass aus der Nazi-Zeit.

Kontakt
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58449 Witten
Tel.: 02302 / 581 – 2415
Fax: 02302 / 581 – 2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Pressemeldung Universitätsstadt Witten, 3.4.2007

Zeitungsdatenbank des Stadtarchivs Herten hilft bei Suche

Wann wurde Ewald abgeteuft? Wann war Schicht am Schacht auf Schlägel & Eisen? Wann zogen Herta und die Vestische auf die grüne Wiese in Langenbochum? Wann kam das gestohlene Stadt-Fohlen vors Rathaus zurück? Diese und viele andere Fragen sind nun schnell und einfach zu recherchieren über die neue Zeitungsdatenbank des Stadtarchivs, die inzwischen 16.000 Zeitungsmeldungen enthält. Seit es Zeitungen gibt, wurden diese gesammelt, sei es als einzelne Ausgaben, als komplette Jahres- oder Monatssammlungen, als Themenzusammenstellungen oder auch als einzelne Zeitungsausschnitte. Das Sammlerspektrum war und ist so breitgefächert wie die Vielfältigkeit der Blätter. Gesammelt wird und wurde von Privatleuten, Vereinen, politischen Parteien, kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen und nicht zuletzt von Behörden und Verwaltungen. So auch in der Gemeinde- und Stadtverwaltung Herten. Auf diese Art und Weise kam mittlerweile ein beträchtlicher Bestand an Zeitungen zusammen: Aufeinander gestapelt ergäbe dieser einen stattlichen Zeitungsturm von 65 m Höhe. Und dieser Zeitungsturm existiert tatsächlich in Form des Zeitungsmagazins im Stadtarchiv Herten. Zunächst einfach nach Themen oder Ämtern abgelegt wurden die Zeitungen bzw. einzelnen Meldungen auf Karteikarten eingetragen und später auf Datenbanken erfasst. Nach erfolgreicher Zusammenführung und Datenmigration unterschiedlicher Datenbanken sind nun rund 16.000 Zeitungsmeldungen von 1870 bis 2007 auf einer neuen professionellen Archivdatenbank schnell und effizient recherchierbar. Auf Anfrage hin können die Meldungen im Original – als gebundene Zeitung oder als Zeitungsausschnitt – vorgelegt werden. Dieses erweiterte Serviceangebot des Stadtarchivs richtet sich sowohl an Bürgerinnen und Bürger als auch an die Verwaltung. 

Kontakt
Stadtarchiv Herten
Gartenstr. 40 (im Städt. Gymnasium)
45699 Herten
Tel.: 02366 / 303 – 233
Fax: 02366 / 303 – 630
stadtarchiv@herten.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Herten, 5.4.2007

Dokumentarfilm über Kurt Gerstein

Das Leben von Kurt Gerstein nahm wie das vieler Deutscher in der NS-Zeit eine schicksalhafte Wende. In die Geschichte ging er durch den \’\’Gerstein-Bericht\’\‘ ein, den er 1945 in französischer Gefangenschaft verfasste. Darin offenbarte er die Existenz der Vernichtungslager. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er der Widerstandsbewegung und den Alliierten Augenzeugeninformationen über das entsetzliche Geschehen im KZ Belzec zukommen lassen, in dem er selber tätig gewesen war.

Aber Gerstein, der die SS von innen unterwandern wollte, wurde Opfer seiner eigenen Strategie. Nach dem Krieg schenkte man ihm keinen Glauben. Aufgrund der Rechnungen, die ihn als Käufer von Zyklon B auswiesen, wurde er sogar für einen aktiven Vollstrecker der Vernichtung gehalten. Seine scharfsinnige Taktik blieb damals unverstanden. Wer sollte und konnte einem Mann in SS-Uniform trauen?

Kurt Gerstein hat leidenschaftliche Diskussionen ausgelöst: Zuerst galt er als Monstrum, dann als Held des Widerstands. Rolf Hochhuth verwendete Gerstein als Vorlage für eine Figur seines Theaterstücks \’\’Der Stellvertreter\’\‘ (1963). Damit lenkte er zwar Aufmerksamkeit auf den Fall, gab die biografischen Fakten aber nicht richtig wieder. Tatsächlich war Gersteins Leben sehr viel komplexer als all die Legenden, die sich um seine Geschichte ranken.

Sein bewegendes Schicksal ist vom großen humanistischen Erbe ebenso wie von der preußisch-lutherischen Tradition Deutschlands geprägt. Doch existierten Voraussetzungen in Deutschland, die die grauenvollen Taten der Nazis möglich, aber nicht unvermeidbar machten. An der tiefen Ambivalenz, die mit diesem Erbe verbunden war, sollte Gerstein schließlich zerbrechen. Nach der Gefangennahme wurde er in seiner Zelle in Paris erhängt aufgefunden. Bis heute ist nicht geklärt, ob es Selbstmord war, oder ob er ermordet wurde. So wirft das Ende seines kurzen Lebens eine letzte, vermutlich nie zu lösende Frage auf.

Interview mit Bernd Hey 

Seit 1985 leitet Professor Dr. Bernd Hey das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen. Als Archivar und Historiker hat er wesentlich dazu beigetragen, Kurt Gersteins Denken und Handeln einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

?    Kurt Gerstein, überzeugter Christ und SS Mitglied zugleich, berichtete im so genannten "Gerstein-Bericht" von den entsetzlichen Verhältnissen im KZ Belzec. Was macht das Besondere seines Berichts aus im Vergleich zu anderen Berichten aus dieser Zeit? 

Der Gerstein-Bericht ist das einzigartige Dokument eines Augenzeugenberichts über Massentötungen jüdischer Deportierter in Belzec und Treblinka mit Autoabgasen bzw. Zyklon B, geschrieben aus der Perspektive eines SS-Offiziers, der die Uniform der Mörder trug, aber gleichzeitig das ganze Entsetzen des Geschehens aus der Sicht eines mitleidenden Christen artiku- lierte. Gerstein war weder überlebendes Opfer noch Täter. Das unterscheidet seinen Bericht von allen anderen. Die Anschaulichkeit und Ausdrucksfähigkeit seiner Sprache, die noch heute die aufgewühlten Gefühle des Miterlebenden wiedergibt, packt jeden, der den Bericht liest.

?    Wann verfasste Gerstein seinen Bericht?

Kurt Gerstein verfasste ihn in französischer Internierung in Rottweil im April/Mai 1945. Er beschrieb darin seine Erlebnisse in den Vernichtungslagern Belzec und Treblinka im August 1942. Dieser Bericht ist in mehreren Fassungen erhalten, die sich z.T. in den National Archives in Washington, z.T. im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld befinden. 

?    Und welche Fassung besitzt ihr Archiv?

Das Bielefelder Archiv besitzt die deutsche maschinenschriftliche Fassung vom 4. Mai 1945, mit handschriftlichen Zusätzen, und drei Teile einer handschriftlichen französischen Fassung vom 26. April bzw. 6. Mai 1945. Es gibt aber noch einen früheren Bericht über Gersteins Erlebnisse in den Vernichtungslagern. Er ist in holländischer Sprache und wurde im Jahre 1943 verfasst. Er wurde über einen niederländischen Studienfreund Kurt Gersteins und dessen Verbindungen zum holländischen Widerstand an die niederländische Exilregierung in London gefunkt. Das Original befindet sich heute in dem Erinnerungszentrum Kamp Westerbork/NL; das Landeskirchliche Archiv Bielefeld besitzt aber ein Faksimile.

?    Wie wird Kurt Gerstein heute angesehen?

Gerstein zeigt viele Gesichter, damals zu Lebzeiten wie heute: ein schwieriges Kind in der Familie, ein aufmüpfiger Schüler, ein nonkonformer Student, aber auch ein charismatischer Jugendführer und mutiger Rebell gegen die kirchliche Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten. Entscheidend war für ihn ein tief empfundenes Erweckungserlebnis zum christlichen Glauben und eine enge Bindung an seinen persönlich erlebten und erfahrenen Gott. Gerstein fühlte sich von Gott geführt und berufen, Zeugnis von den Verbrechen der Nationalsozi- listen abzulegen, die Öffentlichkeit zu informieren und zum Widerstand aufzurufen. Dazu tarnte er sich als SS-Offizier und machte Karriere, nutzte aber gleichzeitig seine Möglichkeiten als „Spion Gottes“ zur Weitergabe von Informationen und Sabotage von Giftgaslieferungen.

?    Was halten Sie von Gersteins medialer Präsenz?

War es zu Lebzeiten sein persönliches Charisma, so fesselt heute seine mediale Präsenz. Er begegnet uns nicht nur in seinen eigenen Briefen und Schriften, sondern auch in den Erinnerungen seiner Zeitgenossen und Freunde, in den drei wissenschaftlichen Biographien, in Rolf Hochhuths berühmten Schauspiel „Der Stellvertreter“ (1963) und dem gleichnamigen Spielfilm Costa-Gavras´ (2002), in der Ausstellung „Kurt Gerstein – Widerstand in SS-Uniform“ des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld mit Begleitheft (2000) und in Radio- und Fernsehsendungen. Der Film von ARTE „Kurt Gerstein – Zeuge der Wahrheit“ ist dabei ein vorläufig letzter, aber sehr wichtiger Beitrag zur Erschließung der Persönlichkeit Kurt Gersteins, aber auch zu seiner öffentlichen Anerkennung als Widerstandskämpfer aus christlichem Glauben.

Das Interview führte Perrine Häfner (ARTE)

Info:
Kurt Gerstein – Zeuge der Wahrheit
Dokumentarfilm Frankreich 2007, 75 min.
Regie: Philippe Labrune

Sendetermin: Karfreitag, 6. April 2007, 22.15 Uhr – 23.30 Uhr, ARTE (Erstausstrahlung)

Link: www.kurt-gerstein.de

Leben im Bottroper Süden

\“Leben im Bottroper Süden – Geschichten und Ansichten aus Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark\“, so lautet der Titel eines neuen Buches des Kulturamts. Auf 191 Seiten werden Geschichten und Ansichten aus den Stadtteilen Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark präsentiert. Zusammengestellt wurde es unter Federführung von Heike Biskup, Leiterin des Bottroper Stadtarchivs. Das Buch ist eine Mischung aus stadtgeschichtlicher Vergangenheit, persönlichen Erinnerungen der Bewohner und anschaulichen Fotografien. Die Entwicklung der Stadtteile von einst kaum besiedelten Landstrichen über Bauernschaften bis hin zu eigenständigen Stadtteilen wird anschaulich in Text und Bild dargestellt. 15 langjährige Bewohner aus Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark erzählen private Geschichten über ihr Leben in den Stadtteilen. Die sehr persönlichen Einblicke machen das Buch zu einem authentischen Zeitzeugnis. 

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Das erste Kapitel befasst sich mit stadtgeschichtlichen Themen des Bottroper Südens. Fünf Aufsätze führen von den frühesten Spuren menschlicher Besiedlung in der Urzeit, über das Leben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, hin zur industriellen Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Die Stadtteile Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark werden in Teil zwei ausführlich vorgestellt. Einleitend wird die geschichtliche Entwicklung der Stadtteile beschrieben. Dann schildern langjährige Bewohner ausführlich ganz persönliche Erinnerungen, die sie mit dem Leben in \“ihrem\“ Stadtteil verbinden. Die Erzählungen vermitteln ein lebendiges Bild der damaligen Zeit und frischen Vergangenes und schon Vergessenes wieder auf. Zahlreiche Fotografien aus früherer Zeit illustrieren die unterhaltsamen Geschichten und ermöglichen einen heute nicht mehr bekannten Blick auf den Bottroper Süden. Das Buch schließt mit einer Fotoreihe heutiger Ansichten aus dem Bottroper Süden. Der Fotograf Volker Engels hat sich auf eine fotografische Reise durch die Stadtteile begeben. Dabei sind auf 32 Seiten interessante, zum Teil ungewöhnliche Einblicke in das Leben im Bottroper Süden entstanden. Die Stadtteile haben sich in der vergangen Zeit stark verändert, doch einiges, was in den Geschichten der Bewohner geschildert wurde, ist heute noch sichtbar und wurde von Volker Engels in den bunten Fotografien eingefangen. Die aktuellen Fotos bilden reizvolle Kontraste zu den zahlreichen historischen Fotos, die das Buch im ersten und zweiten Teil bereichern. Das Buch über den Bottroper Süden ist im Zusammenhang mit dem Förderungsprogramm "Soziale Stadt NRW" entstanden. Die Stadtteile Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark wurden im November 2002 in das Programm aufgenommen, mit dem das Land NRW verschiedene Maßnahmen zur Stadterneuerung unterstützt. Zum Preis von 14,90 Euro ist das Buch im Stadtarchiv und in den Bottroper Buchhandlungen Erlenkämper und Humboldt erhältlich.

Kontakt
Stadtarchiv Bottrop
Blumenstraße 12-14 
46215 Bottrop
Tel.: 02041 / 70 – 3754
Fax: 02041 / 70 – 3833 

Quelle: Pressemeldung Stadt Bottrop, 2.4.2007

70 Jahre Erneuerung des Großen Gartens in Hannover-Herrenhausen

Am 1.4.2007 wurde in Hannover die Ausstellung \“70 Jahre Erneuerung des Großen Gartens\“ eröffnet. 2007 jährt sich die Erneuerung des Großen Gartens, welche die Landeshauptstadt nach dem Erwerb der Herrenhäuser Gärten 1936 bis 1937 mit großem Einsatz betrieb. Anlässlich des 70. Jahrestages haben die Herrenhäuser Gärten gemeinsam mit dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover, dem Historischen Museum, dem Stadtarchiv Hannover und anderen Partnern das Thema aufbereitet. Mit einer Vortragsreihe im Historischen Museum, vier Ausstellungen sowie speziellen Stadt- und Gartenführungen wird die Öffentlichkeit im Verlauf des ersten Halbjahres über die Hintergründe und den Umfang der Erneuerung informiert. 

Der Große Garten in Hannover-Herrenhausen gehört zu den wenigen Barockgärten, deren geometrisch-architektonische Grundstruktur bis heute bewahrt werden konnte. Die meisten Besucher kennen das Alter des Gartens und sind sich des Seltenheitswerts dieses Kulturdenkmals durchaus bewusst. Viele sind auch über die Bauherren und die Nutzung der Sommerresidenz im 17. und 18. Jahrhundert gut informiert. In welchem Ausmaß das heutige Erscheinungsbild des Gartens durch eine zweite wichtige Gestaltungsphase in den 1930er Jahren geprägt wurde, ist dagegen nur wenigen Kennern bekannt, weil die eingefügten Elemente in historisierenden Formen gestaltet wurden und für den Laien kaum von der älteren Substanz zu unterscheiden sind.

Anlässlich des 70. Jahrestages werden vom 1. April bis 13. Mai 2007 vier Ausstellungen im Großen Garten, in der Leibniz Universität, im Historischen Museum und im Stadtarchiv Hannover gezeigt. Die Ausstellung in den Herrenhäuser Gärten – Großer Garten trägt den Titel "Hinter der Prächtigkeit". Auf über 15 Großbannern werden am Originalstandort historische Ansichten dem jetzigen Zustand gegenüber gestellt. Neben diesen Bannern sieht man auch drei Installationen, die in einem studentischen Workshop des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) erarbeitet wurden. 

In der Leibniz Universität Hannover, Fakultät Architektur und Landschaft ist die Ausstellung "Die Erneuerung des Großen Gartens 1936/37" zu sehen. Stammt alles im Großen Garten, was typisch barock wirkt, tatsächlich aus der Barockzeit? Diese Frage beantwortet die Ausstellung über die Erneuerung des Großen Gartens in den 1930er Jahren. Viele historische Fotos zeigen den Zustand vorher, die Arbeit auf der Großbaustelle und das Ergebnis der Erneuerung. 

Im Historisches Museum am Hohen Ufer ist die Ausstellung "Deutsche Pflanzen, deutsche Gärten? Hannovers Grün in brauner Zeit" zu sehen. Einige der bedeutendsten Grünanlagen sind während der NS-Zeit entstanden oder erneuert worden. Die Ausstellung thematisiert die Grünpolitik Hannovers daraufhin, ob und wo sich NS-spezifische Grünkonzepte finden lassen. 

Die Ausstellung im Stadtarchiv Hannover trägt den Titel "Marketing und Propaganda. Werbemittel und Plakate von 1936 bis 1966" Mit Plakaten und anderen Werbemitteln wurde für den Garten und für \“Kraft durch Freude\“ geworben. Die Bedeutung des Großen Gartens als besondere Attraktion der Stadt für Einheimische und Besucher von Außerhalb war den Zeitgenossen bereits vor der Eröffnung 1937 bewusst. Das touristische Gartenangebot passte zur Imagewerbung unter dem Slogan der „Großstadt im Grünen“ aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Daran konnte die Stadt auch mit ihrer Presse- und Propagandaarbeit im Nationalsozialismus anknüpfen. Während und nach dem 2. Weltkrieg verlagerte sich das zentralstädtische Kulturangebot nach Herrenhausen in das nicht zerstörte Galeriegebäude. In den 1950er Jahren begann die Neuentdeckung des Gartens als kulturell eigenständiger Ort: „Musik in Herrenhausen“ entwickelte sich zur „Marke“. Die „Wiederwiedereröffnung“ des Gartens zum 300-jährigen Jubiläum war der kulturelle Höhepunkt des Jahres 1966 in Hannover.

Die begleitende Vortragsreihe spannt den Bogen von der Gartendenkmalpflege in der Zeit zwischen den Weltkriegen über die Hintergründe der Erneuerung des Großen Gartens bis hin zur Situation der jüdischen Bevölkerung in den Gärten und Parks während der NS-Zeit. Der Vortrag von Dr. Karljosef Kreter, Stadtarchiv Hannover, am 12. April 2007 trägt den Titel "Es gibt kein schöneres Symbol für das neue Deutschland.“ Die feierliche Wiedereröffnung des Großen Gartens am 13. Juni 1937. 

Am 3. Mai 2007 beendet Heike Palm, Gartenhistorikerin, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur, Leibniz Universität Hannover die Vortragsreihe mit dem Thema "…prächtiger und reizvoller denn jemals. Die Erneuerung des Großen Gartens 1936/37" Ergänzend werden zusätzlich auch noch spezielle Führungen und Radtouren angeboten. Außerdem ist ein reich bebilderter Ausstellungskatalog, der neben allen Ausstellungen auch Kurzfassungen der Vortragsreihe enthält, für 14,90 Euro im Infopavillon am Großen Garten, im Historischen Museum und im Stadtarchiv erhältlich.

Kontakt
Herrenhäuser Gärten
Herrenhäuser Straße 4
30419 Hannover
Tel.: 0511 / 168 – 44543
Fax: 0511 / 168 – 47374
herrenhaeuser-gaerten@hannover-stadt.de

Stadtarchiv Hannover
Am Bokemahle 14-16
30171 Hannover 
Tel.: 05 11 / 1 68 – 4 21 73 
Fax: 05 11 / 1 68 – 4 65 90 
stadtarchiv@hannover-stadt.de 

Quelle: Leibniz Universität Hannover, Uni-Protokolle, 28.3.2007; Pressemeldung Herrenhäuser Gärten, 27.3.2007; Ausstellungen Hannover-Herrenhausen; Veranstaltungen Hannover-Herrenhausen;  Aktuell Hannover-Herrenhausen; Ausstellung Stadtarchiv Hannover.

Neue Heimat für das Bremer Schnoor-Archiv

Nach einigen Jahren der Ungewissheit, was mit seinem seit 1959 zusammengetragenen und aufgebauten Schnoor-Archiv werden solle, konnte nun der ehemalige Schnoor-Bürgermeister Wolfgang Loose sein Lebenswerk der Öffentlichkeit in neuen Räumlichkeiten präsentieren. Bis zum Jahr 2004 hatte Wolfgang Loose gemeinsam mit seiner Frau das Schnoor-Archiv im Haus Schnoor 21/22 in Bremen betreut. 

Ende März 2007 wurde das Schnoor-Archiv nun beim "Bremer Geschichtenhaus" im Jakobus-Packhaus an der Wüstestätte mit einer Ausstellung offiziell eröffnet. Gezeigt werden Zeichnungen von Karl Dillschneider (1904-1998), der als Denkmalpfleger für die große Sanierung des Bremer Schnoor-Viertels in den 1960er Jahren des letzten Jahrhunderts verantwortlich war. Aus dieser Zeit stammen auch die Zeichnungen. Denn im Februar 1959 hatte die Bremer Bürgerschaft das \“Gesetz zur Wiederherstellung des Schnoor-Viertels und der Umgebung der St.-Johannis-Kirche\“ beschlossen, wodurch das 2,2 Hektar große Gebiet mit 120 Häusern unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der erste Entwurf des "Ortsstatuts für das Schnoorviertel" aus dem Jahre 1955 befindet sich ebenfalls im Archiv. Weitere Ausstellungen aus dem immensen Quellenschatz, zu dem Dokumente, Briefe, Fotografien, Bilder, Schriften, Zeichnungen, Karten, Baupläne, Zeitungen und Zeitungsausschnitte sowie archäologische Fundstücke und historische Gegenstände aus dem Schnoor gehören, sind geplant. Besucher sind nach vorheriger Anmeldung jederzeit im Archiv willkommen. Zahlreiche Geschichten über Bewohner und Ereignisse im Schnoor- Viertel hat Wolfgang Loose gesammelt und viele davon sogar – gemeinsam mit Karl Dillschneider – in den 1970er Jahren in einem Buch veröffentlicht. 

Kontakt
Bremer Geschichtenhaus
Stavedamm 8
28195 Bremen
Tel.: 0421 / 3362650
Fax: 0421 / 3362652
info@bremer-geschichtenhaus.de

Quelle: Thomas Kuzaj, Verlagsgruppe Kreiszeitung, 28.3.2007; Eva Rhode, TAZ Bremen, 23.1.2002

Die Geschichte des Kreises Stormarn ab 1980

Im Auftrag der Kulturstiftung Stormarn, die das Projekt auch finanziert, erforscht Dr. Norbert Fischer, ein Kenner der Geschichte des Kreises Stormarn, die Entwicklung Stormarns von 1980 bis heute. Seine Forschungsarbeit soll Ende 2008 abgeschlossen sein. Für diesen Zeitraum ist auch die Publikation seines Buches geplant, das den Titel "Auf dem Weg zur Metropolregion" tragen wird. Dr. Fischer, Privatdozent am Historischen Seminar der Universität Hamburg, beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit der Geschichte des Kreises Stormarn und hat bereits mehrere Bücher darüber veröffentlicht, die sich mit dem Zeitraum bis 1980 auseinandersetzen. Sein aktuelles Projekt führt ihn mindestens zweimal die Woche ins Kreisarchiv Stormarn, wo er nicht nur Protokolle aus den Ausschüssen des Kreistages, sondern auch weitere Dokumente und Karten studiert, um sich ein umfassendes Bild zu diesem Thema zu verschaffen. Dazu gehören selbstverständlich auch Fotos aus dieser Zeit, von denen es im Kreisarchiv jedoch nur wenige gibt. Deshalb bittet Dr. Norbert Fischer alle Hobbyfotografen, die Aufnahmen aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts besitzen, die die Besonderheiten und Charakteristika des Kreises Stormarn zeigen, sich mit Jutta Gaede vom Kreisarchiv (Telefon: 04531 / 160 – 514) in Verbindung zu setzen.

Der Titel des Projektes geht auf die Gründung des Verbundes \“Metropolregion\“ im Jahre 1991 zurück. Um eine bessere und effektivere Zusammenarbeit gewährleisten zu können, einigten sich die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg damals darauf, den Stadtstaat Hamburg, acht niedersächsische Landkreise und sechs schleswig-holsteinische Kreise zu der Metropolregion Hamburg zusammenzufassen, in der auf einer Fläche von ca. 20.000 km² etwa 4,3 Millionen Menschen leben. Das Ziel Dr. Fischers ist es herauszuarbeiten, wie ein großstadtnaher Kreis wie Stormarn seine Identität trotz einer stattfindenden Globalisierung im Kleinen bewahren kann. Eine gute Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen, sieht der Historiker unter anderem darin, mit gezielter Kultur- und Geschichtsarbeit dem Identitätsverlust entgegenzusteuern. Dazu zählen nicht nur Bücher, die sich mit der Region beschäftigen sowie die vom Kreisarchiv herausgegeben Stormarner Hefte, sondern auch das zunehmende Angebot an kulturellen Veranstaltungszentren, um die Menschen an ihre Heimatregion zu binden. 

Kontakt:   
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
Tel: 04531 / 160 – 448
Fax: 04531 / 160 – 536
kreisarchiv@kreis-stormarn.de

Quelle: Ulrike Schwalm, Hamburger Abendblatt, 31.3.2007

Neuer Internetauftritt der Archivgemeinschaft Schwarzenbek

Bei der Konferenz der Archivgemeinschaft Schwarzenbek am 22. März 2007 wurde der neue Internetauftritt der Archivgemeinschaft vorgestellt. Er wird in der Zukunft das wichtigste Mitteilungsmedium für die regionale Archivarbeit im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg sein. 

Seit 1985 kooperieren in der Archivgemeinschaft Schwarzenbek die Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie die Gemeinde Wentorf bei Hamburg und das Amt Hohe Elbgeest bei der Aufarbeitung und Präsentation der Regionalgeschichte im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg. – Die Archive der Archivgemeinschaft sind nach vorheriger Vereinbarung zugänglich. 

Link: http://schwarzenbek.archivgemeinschaft.de

Kontakt:
Archivgemeinschaft Schwarzenbek
Dr. William Boehart
Stadtarchiv Schwarzenbek
Ritter-Wulf-Platz 1
21493 Schwarzenbek
Tel: 04151.8810 
William.boehart@schwarzenbek.de
http://schwarzenbek.archivgemeinschaft.de

Münsterstraße 76 – ein Haus voller Geschichte(n) in Bocholt

Als Haus voller Geschichte kann man das Gebäude Münsterstraße 76 in Bocholt bezeichnen, dessen Bild das Stadtarchiv Bocholt zum Foto des Monats April 2007 gewählt hat. Das ursprüngliche Bürohaus der Maschinenfabrik des Unternehmers Otto Pieron (gest. 1943) entstand im Jahre 1923 an der Münsterstraße Nr. 76 nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Carl Staudt. Die Firma hatte hier bis 1927 produziert, in deren Schreinerei wurde 1932 die Notkirche Heilig Kreuz eingerichtet. Das ehemalige Verwaltungsgebäude – zunächst Sitz der Kreisleitung der NSDAP – bezog im März 1938 die Bocholter Schutz- und Kriminalpolizei. Es erhielt nach dem Kauf durch die Stadt Bocholt die Bezeichnung „Hermann-Göring-Haus“. Auch die Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) war hier untergebracht. Einige Berichte und Erinnerungen bezeugen Vorfälle über Folter und Misshandlungen von Gegnern des Nazi-Regimes in seinen Mauern. Den Opfern zum Gedenken und den Lebenden zur Mahnung enthüllte man am 9. November 1988 im Eingangsbereich des Hauses eine Gedenktafel. Beim Bombenangriff im März 1945 wurde das Gebäude schwer beschädigt und nach Kriegsende bis Januar 1946 durch britische Besatzungstruppen belegt. Anschließend zogen die Polizeiverwaltung hier wieder ein sowie vorübergehend auch noch andere Ämter der Stadtverwaltung, das Arbeitsamt, die Industrie- und Handelskammer und die Kreishandwerkerschaft. Als am 8. Februar 1946 nach tagelangen Regenfällen die Aa über die Ufer trat, gelangte das Wasser bis über die Stufen des Haupteinganges. Nachdem die Polizeiverwaltung hier bis Juli 1975 ihren Sitz hatte, nutzten vorübergehend wieder verschiedene Ämter der städtischen Verwaltung die Räumlichkeiten. Auch Asylbewerber erhielten hier nach Umzug der städtischen Ämter in das neue Rathaus am Berliner Platz zeitweise eine Unterkunft. Die linke Hälfte des Gebäudes nutzte zwischen 1982 und 2007 das Arbeitsgericht, wogegen die benachbarte Seite seit 1984 die Hauptstelle des Bocholter Stadtarchivs beheimatet, das als „Haus voller Geschichte“ die wichtigsten Dokumente aus der Bocholter Vergangenheit bewahrt. 

Kontakt
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
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Fax: 02871 / 953 – 347
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Quelle: Pressemeldung Stadt Bocholt, 31.3.2007