Lemgoer Stadtarchiv erhielt Handballchronik

Am vergangenen Dienstagabend siegte der TBV Lemgo deutlich in der Handballbundesliga über den Wilhelmshavener HV mit 33: 20, ein schöner Abend für die lippischen Handballfans. Schon der Nachmittag brachte in Sachen Handball Gutes, diesmal allerdings für das Lemgoer Stadtarchiv. Gerhard „Sheddy“ Dietz, in den 70er und 80er Jahren in Lemgo eine Institution in Sachen Jugendhandball, überreichte Stadtarchivarin Dr. Anikó Szabó eine Ausfertigung seiner Handballchronik „Lippe, Lemgo, Sport und TBV“ – zur Geschichte des TBV Lemgo und seiner Handballabteilung im ostwestfälischen Umfeld zwischen 1911 und 1952. Die Archivleiterin dankte für die übergebene Ausarbeitung, ergänzt sie doch den derzeit überschaubaren Bestand des Lemgoer Archiv zum Themenkreis Sport auf sehr gute Weise.

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Dietz, selber Handballer mit Leib und Seele, absolvierte 1959 sein erstes Spiel für den TBV Lemgo. Aber nicht nur als aktiver Spieler, sondern auch als Jugendwart für die erfolgreiche Jugendabteilung des TBV Lemgo hat er sich verdient gemacht. Obwohl beruflich als Lehrer in Münster tätig, blieb er seinem TBV Lemgo immer verbunden und besucht auch heute noch so manches Heimspiel der Bundesligamannschaft. 

Eine Vielzahl von interessanten Daten lädt den Interessierten in seiner Ausarbeitung zum Lesen und teilweise auch Schmunzeln ein. Heute kaum vorstellbar, aber das erste Ortsderby zwischen dem BV Lemgo (Vorläufer des TBV) und dem TV Lemgo endete im Jahre 1926 mit 2 : 1. Die Damen des BV Lemgo waren da in den 30 er Jahren erfolgreicher, ließen sie bei ihren Spielen gegen lippische Gegner doch oft genug nicht mal einen Ehrentreffer für die andere Mannschaft zu. Man hat heute oft den Eindruck, Handball hat einen Boom, aber in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg gab es mehr Handballmannschaften als heute. So traten Hörstmar, Kirchheide, Wendlinghausen, Leese, Lüdenhausen und viele andere, die man heute gar nicht mehr mit Handball in Verbindung bringt, mit eigenen Mannschaften an.

Je ein Exemplar seiner Aufzeichnungen übergab Dietz auch an Alexander Preetz, Präsident des Handballkreises Lippe, sowie an TBV-Schatzmeister Günter Niere. Man würde „Sheddy“ Dietz schlecht kennen, wenn man vermutet, dass sein Elan nach dieser Chronik von 1911 bis 1952 nachlassen würde. „Der Folgeband ist schon in Arbeit, gerne nehme ich aber noch Material und alte Fotos entgegen“, so Dietz.

So kann den Stadtarchivarin Dr. Szabó hoffen, in absehbarer Zeit eine neuerliche Erweiterung ihres Bestandes zu erhalten. Dr. Szabo: „ Ich würde mich freuen, wenn auch andere Vereine die Möglichkeit ergreifen und dem Stadtarchiv ihre vorhandenen Chroniken sowie auch alten Unterlagen zur dauernden Aufbewahrung übergeben würden. Eine Stadt, die mit Recht den Ruf einer Sportstadt hat, verdient ein entsprechendes Archiv in dem man auch in den nächsten hundert Jahren noch von der sportlichen Entwicklung Lemgos lesen kann.“

Wer an der Ausarbeitung von Gerhard Dietz interessiert ist, kann diese selbstverständlich im Stadtarchiv einsehen oder auch direkt unter der Telefon-Nr. 0251-393576 bestellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Dr. Anikó Szabó
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo 
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 1 61
stadtarchiv@lemgo.de

Quelle: Pressemitteilung der Alten Stadt Lemgo, 5.3.2007; Foto von links: Günter Niere, Dr. Anikó Szabó, Gerhard \“Sheddy\“ Dietz und Alexander Preetz

Stadtarchiv Göttingen erhält Predigtmanuskripte des Rabbiners Zvi Hermon

Die Predigtmanuskripte aus dem Nachlass von Zvi Hermon, dem letzten Rabbiner in Göttingen vor dem Holocaust, wurden von seinem Sohn dem Stadtarchiv Göttingen übergeben. Archivleiter Dr. Ernst Böhme betonte bei der Übergabe, dass diese 600 Dokumente der erste jüdische Nachlass aus dieser Zeit im Stadtarchiv sei. Zvi Hermon, der von 1935 bis 1938 in der jüdischen Gemeinde in Göttingen tätig war, hatte in seinen Predigten die jüdische Bevölkerung auf das drohende Unheil aufmerksam gemacht und sie aufgefordert, für die Freiheit der Juden zu kämpfen. 1938, kurz vor dem Novemberpogrom, entschloss sich der bekennende Zionist, nach Palästina auszuwandern. Seine Rabbinertätigkeit übte er dort nur noch nebenbei aus und absolvierte stattdessen eine Ausbildung zum Sozialfürsorger. Sein Engagement für einen liberalen Strafvollzug brachte ihm 1952 die Direktorenstelle in der israelischen Gefängnisverwaltung ein. Seine Erinnerungen verarbeitete Zvi Hermon in seiner 1990 erschienenen Autobiographie mit dem Titel "Vom Seelsorger zum Kriminologen". Kopien der Predigtmanuskripte erhielten auch das Leo Baeck-Institut in Berlin und die seit 1994 wieder aktive Jüdische Gemeinde Göttingen.

Kontakt:
Stadtarchiv Göttingen
Hiroshimaplatz 4
37083 Göttingen 
Tel.: 0551 / 400 – 3122
Fax: 0551 / 400 – 2764
stadtarchiv@goettingen.de 

Quelle: Live-PR.com (Pressemitteilung), 4.3.2007

Websites für die Nachwelt

Wer im 23. Jahrhundert unsere Gegenwart beschreiben will, wird ohne einen Zugang zu den heutigen Online-Medien nicht auskommen. Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat sich deshalb entschlossen, eine Auswahl von historisch wertvollen Websites des Landes in seine Bestände zu übernehmen. „Wir wollen“ so Robert Kretzschmar, Präsident des Landesarchivs, „mit diesem Pilotprojekt unseren Auftrag „Gedächtnis der Landesgeschichte“ zu sein, auch in der digitalen Welt erfüllen“. Die archivierten Websites stehen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

Vor etwa fünfzehn Jahren zeigten die ersten öffentlichen Einrichtungen Baden-Württembergs im Internet Präsenz. Heute kommen Websites überall im Leben vor, und sie erfüllen Aufgaben, die über die Funktion von Hochglanzbroschüren weit hinausreichen. In Großbritannien wird bereits die Hälfte aller Verwaltungsakte online abgewickelt – die Homepage einer Behörde wird zur zentralen Kommunikationsplattform. Viele Institutionen haben ihren Webauftritt inzwischen schon drei- oder viermal erneuert, ohne die Inhalte der Vorgängerversion zu sichern. Wenn ein Minister im Fernsehen auftritt, werden die Bilder von den Archiven der Rundfunkanstalten aufbewahrt, für die Homepage des Ministeriums fühlte sich aber bisher niemand zuständig. 

Die derzeit einzige Quelle für historische Ansichten der aktuellen Websites ist eine gemeinnützige Einrichtung in San Francisco namens Archive.org, die aber keinen zuverlässigen Zugang bietet und auf Angaben über die Herkunft und die Zuordnung der Website verzichtet. Um eine Alternative vor Ort zu schaffen, hat das Landesarchiv gemeinsam mit dem Bibliotheks-Service-Zentrum (BSZ) in Konstanz und den beiden Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart das „Baden-Württembergische Online-Archiv“ (BOA) entwickelt. Während die Bibliotheken mit BOA vor allem ihrem Sammlungsauftrag für Online-Literatur zur Landeskunde nachkommen, widmet sich das Landesarchiv den Websites der öffentlichen Einrichtungen des Landes. Die bisherige Auswahl umfasst die wichtigsten Ministerien und Landesbehörden sowie Einrichtungen, an denen das Land gemeinsam mit anderen Trägern beteiligt ist. Auch thematisch orientierte Portale wurden aufgenommen, „weil sie zeigen, wie Politik und Verwaltung ihr Handeln heute an konkreten Lebenssituationen ausrichten“, so Kai Naumann, der im Landesarchiv das Projekt BOA bearbeitet.

Das von Informatikern des BSZ entwickelte BOA basiert auf dem Prinzip des Offline-Browsers: eine zu archivierende URL kann ohne das Zutun des Webmasters vom Archivar heruntergeladen und auf Dauer konserviert werden. Die meisten Sites werden alle drei Monate archiviert, besonders wichtige auch öfter. Bestimmte Ereignisse vor Ort oder auf Landesebene können als Anlass für eine außerplanmäßige Archivierung dienen. Die „eingefrorenen“ Websites bleiben im Internet unter einer neuen Adresse frei verfügbar und können nach Schlagwörtern und Titeln durchsucht werden. 

Das System hat noch einige Handicaps. Nicht jeder Browser ist für BOA geeignet. Bestimmte Links führen ins Leere, andere bieten nicht mehr die im Echtbetrieb gewohnten Funktionen. Das Archivieren des Web gilt weltweit als ungelöstes Problem, denn hinter den Kulissen einer Website steckt eine Vielzahl von Programmiersprachen und Dateiformaten. Bisher können diese Mechanismen nur in vereinfachter Form erhalten werden. Im kommenden Jahr will das Landesarchiv die Archivierungstechnik verfeinern und das Angebot der archivierten Websites vergrößern. Erste Anfragen von Behörden, die eine Aufnahme ihrer Website in das BOA-Archiv anstreben, sind bereits eingegangen. 

Langfristig sollen die Web-Inhalte gemeinsam mit den übrigen im Landesarchiv vorhandenen Materialien strukturiert und online recherchierbar sein, um den Benutzern eine alle Medien umspannende Auskunft liefern zu können. Schon heute stehen mehrere tausend Findmittel zu hochkarätigen archivalischen Beständen im Internet bereit. 

Das Landesarchiv kämpft auch an anderen Fronten erfolgreich gegen den digitalen Gedächtnisverlust. Die öffentliche Verwaltung produziert statistische Daten, digitalisiert Karten und Pläne und überführt wichtige Unterlagen wie Grundstückskataster oder Firmenregister in eine vollständig elektronische Form. Andere Länder und der Bund haben bereits ganze Behörden auf digitale Aktenführung umgestellt. Um eine hochwertige Auswahl dieser Daten für die Nachwelt zu sichern, wurde im Sommer 2006 am Staatsarchiv Ludwigsburg ein Langzeitspeicher entwickelt, der bisher 25 Millionen Datensätze und über zehntausend digitale Bilder enthält. Die Archivierung elektronischer Unterlagen ist eine technische Herausforderung, zumal die IT-Fachwelt bei dem Begriff „Langzeitarchivierung“ nur an Zeiträume von fünf bis zehn Jahren denkt. Das Landesarchiv muss eine Erhaltung „auf Dauer“ garantieren können. Seine ältesten Pergamenturkunden sind nach 1.200 Jahren noch lesbar und verständlich – ein Maßstab, der auch für das digitale Kulturerbe zu erfüllen ist.

Kontakt
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
Tel.: 0711 / 212 – 4272 
Fax: 0711 / 212 – 4283 
landesarchiv@la-bw.de 

Quelle: Pressemitteilung Landesarchiv Baden-Württemberg, 2.3.2007

Akten über Iddensen für das Gemeindearchiv Rosengarten

Bis vor kurzem verfügte das Gemeindearchiv Rosengarten im niedersächsischen Kreis Harburg nur über fünf Dokumente aus Iddensen, der kleinsten Ortschaft innerhalb der Gemeinde Rosengarten. Bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden hatte Joachim Erhorn jedoch vergilbte Unterlagen über das Dorf entdeckt und sie ins Gemeindearchiv Rosengarten gebracht. Das Gemeindearchiv wird bereits seit 20 Jahren von Erich Böttcher und seit einiger Zeit auch von Elke Hirschler betreut, die sich nun auch der völlig verstaubten Unterlagen aus Iddensen annimmt. Sie sichtet und ordnet vergilbte Quittungen, Akten, Bücher und Hefte mit Aufzeichnungen, die Aufschluss über das Leben in Iddensen seit 1824 geben. Dazu zählen nicht nur Volks- und Viehzählungen, sondern auch Bodenerhebungen, die genau belegen, wie die Besitzverhältnisse von Acker- und Weideland in Iddensen waren. Elke Hirschler findet aber auch Informationen darüber, was an Lebensmitteln und Kleidung während der nationalsozialistischen Herrschaft und in der Nachkriegszeit an die Bevölkerung verteilt wurde. Komplett erhaltene Wahlunterlagen bieten sogar die Möglichkeit, das Wahlverhalten zu bestimmten Zeiten zu analysieren. Elke Hirschler hofft, innerhalb des nächsten halben Jahres mit der sachgemäßen Archivierung der Akten fertig zu werden. Wer im Gemeindearchiv Rosengarten forschen möchte, kann dieses Dienstags und Donnerstags in der Zeit von 9:00 bis 11:00 Uhr (oder nach Vereinbarung) tun. 

Kontakt
Gemeindearchiv Rosengarten
Bremer Str. 42
21224 Rosengarten
Tel.: 0 41 08 / 43 33 – 50

Quelle: Uschi Tisson, Hamburger Abendblatt, 3.3.2007

Bürgertum im Bergischen Land seit dem 18. Jahrhundert

Bürgerliche Kultur und Wirtschaftsmentalität sind die facettenreichen Schwerpunkte einer Studientagung, zu der der Landschaftsverband Rheinland, das Kulturbüro des Rheinisch-Bergischen Kreises und KulturStadtLev – Stadtarchiv Leverkusen nach Bergisch Gladbach einladen. Das Programm bietet Überblicksvorträge und Fallstudien zu Aspekten des bürgerlichen Lebens im Bergischen Land. Führungen durch das Kulturhaus Zanders und über den Friedhof an der Gnadenkirche, auf dem zahlreiche protestantische Unternehmer ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, runden die Veranstaltung ab. Die Tagung, die ursprünglich für Oktober 2006 geplant war, findet statt am Samstag, 17. März 2007, von 10.00 bis 16.30 Uhr. Veranstaltungsort ist der Gemeindesaal der Gnadenkirche, Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, Hauptstraße 256 a. Das vollständige Programm und Anmeldungsformulare liegen im Forum, im Stadtarchiv und in der Villa Römer aus. Außerdem sind sie über das Internet abrufbar. Die Anmeldung sollte per E-Mail bis zum 9. März 2007 erfolgen.

Kontakt
Stadtarchiv Leverkusen
Landrat-Trimborn-Platz 1
51379 Leverkusen (Opladen)
Tel.: 0214 / 406 – 4251
Fax: 0214 / 406 – 4252
stadtarchiv@kulturstadtlev.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Leverkusen, 1.3.2007

Frauengeschichte hat in Münster ein Gesicht

Sie waren mutig und gingen konsequent ihren Weg: 50 Frauen mit einer besonderen Bedeutung für Münster gibt das städtische Frauenbüro ein Gesicht. 
Die bereits in Vorjahren mit großer Resonanz gezeigte Ausstellung mit Portraits und Texten zur Frauengeschichte dieser Stadt wird deutlich erweitert. Namen und Geschichten dieser Frauen aus Film, Theater, Schule, Medizin, Universität oder Kirche spiegeln sich auch in einem neuen Buchband. Er wird am Mittwoch, 7. März 2007, um 18 Uhr mit Musik und viel Gelegenheit zum Schmökern und Gesprächen im Rathaus vorgestellt. 

Der Vorabend zum Internationalen Frauentag und der 20. Geburtstag des städtischen Frauenbüros sind Anlass genug, an tatkräftige, streitbare und kreative Münsteranerinnen zu erinnern. Schon ab 5. März 2007 sind die großformatigen Bild- und Texttafeln im Foyer des Stadthauses 1 zu sehen – von Sozialreformerin Clara Hellraeth über Filmstar Ruth Leuwerik bis zur ersten Buchbindermeisterin Deutschlands, Charlotte Huhn. Alle 50 Portraits finden sich im Buch „Frauenbilder Geschichte(n) aus Münster“ wieder. Der Buchpräsentation voraus geht ein rund einstündiger Stadtrundgang am 7. März 2007 um 16.30 Uhr. „Er soll Appetit auf Münsters Frauengeschichte wecken“, so die städtische Frauenbeauftragte, Martina Arndts-Haupt. Mitautorinnen von der Frauenforschungsstelle präsentieren im Stadtbild einzelne Biografien. Start dieser kostenfreien Führung, die in der Ausstellung endet, ist das LWL-Landesmuseum am Domplatz. Anschließend lässt Martina Arndts-Haupt in der Rüstkammer des Rathauses die Entstehungsgeschichte des Buches Revue passieren. Die Inhalte nimmt Ulrich Grabowsky vom Ardey-Verlag in den Blick. Vorgestellt werden nicht zuletzt auch die Mitstreiterinnen des gemeinsamen Projektes vom Institut für Regionalgeschichte des LWL, der Frauenforschungsstelle, Stadtmuseum und Stadtarchiv Münster.

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 2.3.2007

Ein Wünschelruten-Graf

Unter den Nachlässen im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) befinden sich mehrere Bestände, bei denen es sich lediglich um Teilnachlässe oder gar Nachlasssplitter handelt. Dieser Sachverhalt spiegelt in gewisser Weise die Wissenschaftssoziologie des Forschungsfeldes wieder, denn in vielen Fällen war die Beschäftigung mit Themen der Parapsychologie bzw. der Grenzgebiete der Psychologie eine Art Nebenberuf oder auch Steckenpferd für die jeweiligen Forscher/innen. 

Ins IGPP gelangte durch gezielte Sammeltätigkeit schließlich eben „nur“ jenes Material, das die Beschäftigung eines Wissenschaftlers/einer Wissenschaftlerin mit der Parapsychologie dokumentiert, während weitere Tätigkeits- oder Forschungsfelder fehlen bzw. andernorts aufbewahrt werden. Umgekehrt können die Bestände des IGPP-Archivs dadurch in bestimmten Fällen eine überraschende Ergänzung zur Rekonstruktion wissenschaftlicher Biographien liefern. 

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Teilnachlass von Carl Graf von Klinckowstroem (1884-1969). Der renommierte Technikhistoriker spielte in den 1920er und 1930er Jahren mit einer zumeist skeptischen Position auch eine bedeutende Rolle in den damaligen Diskussionen um Mediumismus und Täuschungskunst. Vor allem aber befasste sich Graf von Klinckowstroem seit etwa 1910 intensiv mit der Wünschelrutenforschung und publizierte ausgiebig dazu. Sein umfangreicher Nachlass (über 50 Kartons) befindet sich im Archiv des Deutschen Museums in München. Ein kleiner Teil seiner Unterlagen, speziell Material zur Wünschelrutenfrage (0,2 lfdm.), gelangte jedoch ins IGPP. Papiere aus der Geschäftsstelle des Verbandes zur Klärung der Wünschelrutenfrage befinden sich ebenso in dem kleinen Bestand wie interessante Korrespondenzen, frühe Zeitschriftenliteratur oder auch Ausgaben der Deutsch-Ostafrikanischen-Zeitung von 1911 mit Artikeln zur Wünschelrute. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv Nr. 03-07, 1.3.2007

Das Bauhaus am Kiosk

Die Eröffnung der Sonderausstellung \“Das Bauhaus am Kiosk" am 21.2.2007, die Medienforscher der Universität Erfurt für das Bauhaus-Archiv in Berlin erarbeitet hatten, wurde zu einem unerwarteten Publikumsmagneten. \“So viel Resonanz hatten wir schon lange nicht mehr bei einer Vernissage\“, zeigte sich Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus-Archivs, erstaunt über das große Interesse in der an Kulturevents so reichen Hauptstadt. Mehrere hundert Neugierige drängten sich um die Hefte der Zeitschrift \’die neue linie\‘ – einer Lifestyle-Illustrierten, die zwischen 1929 und 1943 die Ideen der Bauhaus-Typographie einem Massenpublikum erschlossen. Zwischen 1929 und 1943 erschien \’die neue linie\‘ im Leipziger Beyer-Verlag als die herausragende Lifestyle-Illustrierte ihrer Zeit. Keine andere Zeitschrift setzte in ihrer Gestaltung die Ideen der typografischen Moderne so konsequent um. Führende Grafik-Designer aus dem Bauhaus wie László Moholy-Nagy und Herbert Bayer prägten das Erscheinungsbild der Illustrierten. Neue Typografie, klare Formen, schnörkellose Schrift, dynamische Diagonalen und dramatische Fotomontagen sorgen für ein auffallendes Erscheinungsbild. Inhaltlich setzte \’die neue linie\‘ auf ein anspruchsvolles Niveau. Literarische Gastautoren wie Aldous Huxley, Gottfried Benn oder Thomas Mann lieferten Beiträge. Der Modeteil – höchstens ein Viertel des Umfangs – bildete raffinierte Entwürfe ab, die die elegante Damenwelt der Weimarer Republik ansprach.

Große Gewichtung hatte alles was mit \“Schöner Leben\“ zusammenhing. Das macht \’die neue linie\‘ zu einem Vorläufer heutiger Lifestyle-Magazine. Aktuelle architektonische Trends stellte unter anderem Walter Gropius vor. Als vorbildliches Design werden Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer oder die \“Frankfurter Küche\“ präsentiert. Die Werbeseiten, gestaltet von Ex-Bauhäuslern wie Herbert Bayer, Kurt Kranz oder den Brüdern Neuner, wandten sich an ein zahlungskräftiges Publikum und die intellektuelle Oberschicht. 40.000 Auflage und der Preis von 1 RM bestätigen dies. Dass die modern aufgemachte Zeitschrift in den nationalsozialistischen Jahren und während der Kriegszeit von Repressalien weitgehend verschont blieb, ist darauf zurückzuführen, dass \’die neue linie\‘ als schöngeistiges Alibi einer weitgehend gleichgeschalteten Nazipresse diente. Die Grenzen journalistischer Freiheit waren eng, zu keiner Zeit gab es regimekritische Beiträge, aber möglich war dennoch der völlige Verzicht auf antisemitische Hetzpropaganda. Mit Kriegsbeginn dominierten militärische Abbildungen die Titelseiten, deutsche Klassik und alte Meister hielten Einzug in die Hefte. 

Über zwei Wochen hinweg leiteten Prof. Dr. Patrick Rössler und Prof. Dagmar Demming von der Universität Erfurt den Aufbau. Für die Ausstellung wurden mehrere Bauten angefertigt, die ihre Wirkung auf den Betrachter nicht verfehlen, darunter zwei Schaufenster mit zeitgenössischer Kleidung und echten Modepuppen, ein Wohnzimmer-Ambiente mit Bauhaus-Möbeln und natürlich einen Kiosk. \“Wir konnten die Ideen unserer Studierenden ohne Einschränkungen umsetzen\“, bilanzierte die Künstlerin Demming, \“aber der Aufwand war schon enorm\“. Und so resultierte die enge Kooperation zwischen den Ausstellungsexperten am Bauhaus-Archiv und der Erfurter Projektgruppe in einer außergewöhnlichen Präsentation, die auch in der Medienberichterstattung deutliche Spuren hinterließ.

Auf der Eröffnungsveranstaltung betonte der Erfurter Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider die Signalwirkung, die von einer solchen Zusammenarbeit zwischen Hochschule und öffentlichen Einrichtungen ausgeht. Insbesondere das Erfurter Studium Fundamentale, eine interdisziplinäre Spezialität der hiesigen Bachelor-Programme, brachte die gemeinsamen Stärken von Medienstudenten, Künstlern und Hörern anderer Fachgebiete gut zur Geltung. In seinem Vortrag zum Ausstellungsthema verdeutlichte Rössler, Gastkurator und Autor des umfangreichen Katalogs, nochmals die besondere Rolle der \’neuen linie\‘ als stilbildende Publikation des 20. Jahrhunderts mit einer wechselvollen Geschichte. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. April 2007 im Bauhaus Archiv in Berlin zu sehen.

Info
Katalog: Patrick Rössler: die neue linie 1929-1943. Das Bauhaus am Kiosk. Großformat, 176 Seiten, ca. 300 Abb., an der Museumskasse ¤ 17,50

Kontakt
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Klingelhöferstraße 14
10785 Berlin 
Tel.: 0 30 / 25 40 02 0
Infoline: 0 30 / 25 40 02 78
Fax: 0 30 / 25 40 02 10
bauhaus@bauhaus.de 

Quelle: Universität Erfurt, Uni-Protokolle, 28.2.2007; Pressemeldung Bauhaus-Archiv

Ausstellung des Stadtarchivs Gummersbach zur 150-jährigen Stadtgeschichte

Am 28.2.2007 hat Bürgermeister Frank Helmenstein die vom Stadthistoriker und Stadtarchivar Gerhard Pomykaj zusammengestellte Ausstellung mit historischen Dokumenten im Rahmen der 150-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Gummersbach eröffnet. Die Exponate, die ein Stück weit die Gummersbacher Stadtgeschichte in Erinnerung rufen und widerspiegeln stammen sowohl aus dem Stadtarchiv Gummersbach als auch aus Schenkungen der letzten zwei Jahre von Gummersbacher Bürgern. Zu letzteren gehören unter anderem ein Liederbuch des Berghauser Verschönerungsverein von 1905, Kesselzeichnungen der Firma Steinmüller von 1955 sowie Bilder und Dokumente zur Familien- und Firmengeschichte von Steinmüller. In der Ausstellung sind darüber hinaus zahlreiche Fotos, Lithografien, Plakate und Tagebücher zu sehen, so dass die gezeigte Auswahl ein geschichtsträchtiges Kaleidoskop der vergangenen Jahrzehnte präsentiert. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. März 2007 im Foyer des Rathauses in Gummersbach zu besichtigen.

Kontakt
Stadtarchiv Gummersbach
Rathausplatz 1 
51608 Gummersbach
Tel.: 02261 / 87 – 111
Fax: 02261 / 87 – 600
Gerhard.Pomykaj@stadt-gummersbach.de 

Quelle: Oberberg Aktuell, 28.2.2007; Stadt Gummersbach Portal, 28.2.2007

Zuschüsse für die Erhaltung von Archiven in Südtirol

Wer ein privates oder kirchliches Archiv oder einen historischen Buchbestand zu erhalten hat, kann im Südtiroler Landesarchiv um einen entsprechenden Beitrag ansuchen. Zuschüsse von Seiten des Landes gibt es für die Erhaltung und Aufwertung von Archiven, für die bauliche Adaptierung von Archivräumen, für Ordnungs- und Inventarisierungsarbeiten und für die Restaurierung von Archivalien. Ebenfalls gefördert werden die Erhaltung und die Aufwertung von historischen Buchbeständen, also solchen, die mindestens 50 Jahre alt sind. Die Gesuche müssen bis zum 31. März 2007 im Südtiroler Landesarchiv Bozen eingereicht werden. Die notwendigen Gesuchsvordrucke gibt\’s ebenfalls dort oder im Südtiroler Bürgernetz. Weitere Informationen sind unter den Rufnummern 0471 411941 und 0471 411946 erhältlich.

Kontakt: 
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 411940
Fax: 0471 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it 

Quelle: Pressemeldung Autonome Provinz Bozen, 28.2.2007