Stadtarchiv Coswig besteht seit fünfzehn Jahren

Im Jahre 1991 begann Petra Hamann damit, das Stadtarchiv Coswig (Sachsen) aufzubauen. In zwei kleinen Räumen im Hintergebäude des Rathauses begannen sie und ihre zwei Mitarbeiterinnen damit, die vom Dachboden bis zum Keller verstreut liegenden Akten zu sammeln, zu erschließen und per Computer zu verzeichnen. Erst mit dem Neubau des Rathauses im Jahre 2000 änderten sich auch die beengten Platzverhältnisse. Seitdem lagern die ca. 500 Meter laufenden Akten gut verpackt in einem maßgeschneiderten Rollregalsystem im Keller des neuen Rathauses. Die Besonderheit des Magazinkellers besteht darin, dass er als hochwassersichere Betonwanne ausgeführt wurde, so dass auch die Jahrhundertflut von 2002 keinen Schaden bei den dort gelagerten Archivalien anrichten konnte. Gelagert ist dort sämtliches Schriftgut der Stadtverwaltung Coswig sowie ihrer Ursprungsgemeinden Brockwitz, Kötitz, Neucoswig sowie Sörnewitz. Die älteste gelagerte Archivalie ist ein Abgabenbuch der Gemeinde Sörnewitz  aus dem Jahr 1695. Die Präsenzbibliothek umfasst etwa 900 Bücher, Broschüren und Druckschriften. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um Deutsche und Sächsische Geschichte, Heimatgeschichte, Verwaltungsliteratur, Amtliche Druckschriften und Gesetzessammlungen sowie eine umfangreiche Zeitungssammlung. 

Ein Schwerpunkt der Archivarbeit liegt in der Erforschung der Ortsgeschichte. Während es bereits eine gute Zusammenarbeit  mit dem örtlichen Gymnasium gibt, nutzen Heimatforscher bisher nur selten das umfangreiche Angebot des Stadtarchivs für ihre Recherchen. Um das Archiv in der Bevölkerung Coswigs bekannter zu machen, schreibt Petra Hamann regelmäßig historische Beiträge im Coswiger Amtsblatt und veranstaltet Ausstellungen, zuletzt zum Coswiger Automobilbauer Emil Nacke. In Kooperation mit dem Dresdner Verkehrsmuseum  bereitet sie dazu derzeit eine Buchveröffentlichung vor. Des weiteren möchte das Coswiger Stadtarchiv sowohl Erinnerungen der in Coswig nach dem Krieg Angekommenen als auch der Ortsansässigen, die Flüchtlinge aufgenommen haben, sammeln und aufbewahren. Wer seine Geschichte aus der alten Heimat, von der Reise ins Ungewisse und dem Neuanfang aufschreiben oder erzählen möchte, wird gebeten, sich mit Petra Hamann in Verbindung zu setzen. Wenn genügend Material zusammenkommt, ist sogar eine Buchveröffentlichung geplant.

Kontakt
Stadtarchiv Coswig
Karrasstraße 2 
01640 Coswig
Tel.: (03523) 66 108
Fax: (03523) 75 506
hamannp@stadt.coswig.de

Quelle: Birgit Andert, Dresdner Neueste Nachrichten, 13.10.2006; Stadtarchiv Coswig.

Schweizerische Landesbibliothek digitalisiert Bild- und Tonbestände

Die Schweizerische Landesbibliothek (SLB), gegründet im Jahre 1895, ist die Nationalbibliothek der Schweiz. Ab dem 1.1.2007 wird sie auch im deutschen Sprachgebrauch "Schweizerische Nationalbibliothek" heißen. Sie sammelt alle Publikationen zu Schweizer Themen, vom Buch über die Zeitschrift bis zu Multimedia – dazu im Schweizerischen Literaturarchiv Nachlässe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, sowie in der Graphischen Sammlung Fotografien und Plakate, Künstlerbücher, Portfolios, Editionen und Werke Schweizer Kleinmeister. Inzwischen verfügt sie über mehr als drei Millionen Dokumente, die allen Interessierten zur Verfügung stehen. In den Jahren 2007-2011 setzt sich die Schweizerische Landesbibliothek drei Schwerpunkte, und zwar baut sie eine Sammlung von elektronischen Publikationen auf, richtet ihr Dienstleistungsangebot auf die Fachbereiche Schweizer Geschichte, Schweizer Literaturen, Schweizer Kunst sowie Informations- und Dokumentationswissenschaften aus und stellt ihre Kompetenzen in der Papierkonservierung, in der sie nicht nur landesweit, sondern auch international führend ist, auch anderen Bibliotheken und Archiven zur Verfügung.

Ebenfalls sollen in den nächsten Jahren die Bestände des zur Landesbibliothek gehörenden Schweizerischen Literaturarchivs, das von Irmgard Wirtz geleitet wird, erweitert werden. Anfang 1991 wurde das SLA in der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern eröffnet und übernahm deren Handschriftenbestände, die es seither kontinuierlich ausbaut. Das SLA sammelt in den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch Dokumente sowie Materialien zu Literatur, die einen Bezug zur Schweiz hat, und zwar mit einem Schwerpunkt im 20. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um Notizen und Entwürfe zu Werken, Werkmanuskripte, Korrespondenzen, Tagebücher, Zeitungsausschnitte, wissenschaftliche Sekundärliteratur, Bücher, Ton- und Videokassetten, Fotos, Gemälde und graphische Blätter sowie persönliche Gegenstände. Das SLA umfasst heute rund 100 größere Nachlässe und über 120 Teilnachlässe und Sammlungen die für wissenschaftliche, literarische oder publizistische Arbeiten und Studien kostenlos benutzt werden können. In den nächsten Jahren ist eine Digitalisierung von Bild- und Tondokumenten sowie die Publikation einer Reihe von vergriffenen Texten geplant.

Kontakt:
Schweizerische Landesbibliothek
Hallwylstrasse 15
CH-3003 Bern
Telefon : +41 (0)31 322 89 35
Fax : +41 (0)31 322 84 08
info@slb.admin.ch

Quelle: Schweizerische Landesbibliothek-Medieninformation, 10.10.2006; Schweizerische Landesbibliothek, 8.9.2006; Basler Zeitung Online, 10.10.2006; webjournal, 10.10.2006; Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA)

Hohe Auszeichnung für Laufens Stadtarchivar

Heinrich Schmidbauer, seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Stadtarchiv Laufen tätig, erhielt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Von 1962 bis 1964 baute Heinrich Schmidbauer das Stadtarchiv auf. Danach betreute er von 1968 bis 1985 die Gemeindearchive im nördlichen Landkreis Berchtesgadener Land. Seit 1986 widmet er sich wieder ganz dem Stadtarchiv Laufen. Seitdem sammelt und archiviert er Schriftstücke und Gegenstände, die für die Geschichte von Laufen, Oberndorf und Umgebung von Bedeutung sind wie Urkunden, Dokumente, Flurkarten, Chroniken, Bücher, Fotos, Gemälde, Kunstgegenstände oder sogar durchgerostete Eisenteile der Salzachbrücke. Aber auch Zeitungen, Amts- und Gesetzesblätter sowie Fachzeitschriften sind im Archiv zu finden. In seiner Festrede anlässlich der Ordensverleihung bezeichnete Laufens Bürgermeister Ludwig Herzog seinen Archivar als unentbehrlich, denn es vergehe kaum ein Tag, an dem er ihn nicht um fachlichen Rat und Hilfe bitte.

Kontakt
Stadtarchiv Laufen
Rathausplatz 3
83410 Laufen
Tel.: (08682) 8987-0

Quelle: Suedostbayerische Rundschau, 12.10.2006; Chiemgau-Online, 12.10.2006

Jenaer Historiker im Ausschuss National wertvoller Archive

Professor Dr. Helmut G. Walther von der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist vom Thüringer Kultusminister für eine dritte Amtszeit in den Sachverständigenausschuss National wertvolle Archive des Freistaats berufen worden. Damit gehört der Mittelalter-Historiker an der Universität Jena in den nächsten fünf Jahren erneut zu den fünf Experten, die das Land dabei beraten werden, welche wertvollen Archivalien als Landeskulturgut betrachtet werden sollten. \“Der Schutz national wertvollen Archivguts gehört natürlich zu den grundlegenden Aufgaben eines Mediävisten\“, begründet Prof. Walther die Annahme des Ehrenamtes. \“Gerade der aktuelle Fall der geplanten Veräußerung von als Zeugnissen kulturellen Gedächtnisses einzigartiger mittelalterlicher Handschriften der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe im Zuge eines Finanzausgleichs des Landes Baden-Württemberg mit dem großherzoglichen Haus Baden macht deutlich, welche Bedeutung einem wachsamen Auge für solche Schätze zukommt\“, ergänzt Walther. \“Denn Kulturgüter entziehen sich per Definition einer Kommerzialisierung\“.

Kontakt
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Historisches Institut
Fürstengraben 13
07743 Jena
Tel.: 03641/9-44400
Fax: 03641/9-44402 
www2.uni-jena.de/philosophie/histinst/start.html

Quelle: Uni-Protokolle Friedrich-Schiller-Universität Jena, 11.10.2006

Und nun: das Wetter

Eine Hauptaufgabe von Archivar/innen besteht darin, die ihnen aus verschiedenen Provenienzen übergebenen Materialien auf ihre Archivwürdigkeit hin zu bewerten. Es gilt festzustellen, ob die jeweiligen Unterlagen einen feststellbaren Wert für zukünftige Generationen, etwa unter rechtlichen, kulturellen oder wissenschaftlichen Gesichtspunkten, besitzen. Bei der ungeheueren Masse des produzierten und abgegebenen Materials ist es unumgänglich, dass nur ein vergleichsweise kleiner Prozentsatz davon für die kostspielige dauerhafte Sicherung ausgewählt werden kann. Das meiste muss zwangsläufig in den Schredder wandern. Als relativ kleine Einrichtung hat das IGPP-Archiv bisher glücklicherweise noch kaum Probleme mit massenhaft anfallenden Unterlagen und sich als Spezialarchiv mit einem besonderen Auftrag ohnehin die Aufgabe gestellt, Überlieferungen zu sichern, die an anderer Stelle wahrscheinlich kassiert werden würden. Dennoch gibt es auch im Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) verschiedene Bestände, die keinen dauerhaften Erhaltungswert im Sinne der oben genannten Faktoren besitzen. 

\"Wettervorhersage

Abb.: „Wettervorhersage vom 18.1.70 bis 25.1.1970“ (einzelnes Aufnahme-Blatt), © IGPP-Archiv, Sammlung Arthur P.

Dazu gehören beispielsweise hunderte akribisch erstellter Wettervorhersagen (im Umfang von immerhin 0,8 lfdm.), die von dem Sparkassenangestellten Arthur P. aus G. selbst ausgearbeitet und über mehrere Jahrzehnte hinweg dem Institut zugeschickt wurden. Herr P. war nicht nur überzeugt davon, das Wetter „prophetisch“ vorhersagen zu können, sondern er glaubte auch, die Entwicklung des Wetters „durch die Psyche des Menschen“ beeinflussen zu können. Auf beiden Feldern vermutete er bei sich besondere Fähigkeiten und erhoffte sich, wie viele andere, deren Überprüfung und Einschätzung durch das IGPP. Die Beschäftigung mit derartigen, sehr individuell geprägten Gedankengebäuden gehört seit jeher zum konkreten Beratungsauftrag des IGPP und hat demnach auch seinen archivischen Niederschlag gefunden. Man wird deshalb verschiedene Unterlagen aus der Sammlung von Herrn P. aufbewahren, um exemplarisch den Umgang des IGPP mit entsprechenden Fällen dokumentieren zu können. Der sich strukturell stets wiederholende große Rest des überlassenen Materials kann jedoch als nicht archivwürdig bewertet und kassiert werden.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv 10-06, 1.10.2006

Kirchenbuchnutzung in IT-Zeiten

Unter dem Thema „Kirchenbuchnutzung in Zeiten von Digitalisierung und Internet“ fand am 25.9.2006 im Kirchenamt der EKD in Hannover eine Fachtagung des Verbandes kirchlicher Archive in der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken statt. \"KirchenbuchnutzungHeimatforscher, genealogische Arbeitsgemeinschaften, aber auch kommerzielle Unternehmen bedrängen die kirchlichen Archive immer stärker mit der Bitte um Zurverfügungstellung der Kirchenbücher zur Herstellung von Internetpräsentationen. Die Familienforschung ist ein wachsender Markt im Internet und damit auch ein Objekt der Kommerzialisierung geworden. Die Tagung sollte dazu dienen, über die Vor- und Nachteile des Outsourcing zu informieren, die rechtlichen Problematiken zu beleuchten und mögliche Handlungsstrategien aufzuzeigen.

Werner Jürgensen (Landeskirchliches Archiv Nürnberg) zeigte in seinem Vortrag den engen rechtlichen Rahmen auf, der zur Zeit für Personenstandsdaten durch das Personenstandsgesetz gegeben ist. Auch wenn offen bleiben kann, inwieweit Kirchenbuchdaten ebenfalls diesen Restriktionen zu unterliegen hat, wurde deutlich, dass die Novellierung des Personenstandsgesetzes mit einer einhergehenden Öffnung der Benutzungsmöglichkeiten der Standesamtsregister längst überfällig ist. Dr. Bertram Fink (Landeskirchliches Archiv Stuttgart) beschrieb die derzeitigen Angebote für kommerzielle Kooperationen, wie sie sich zur Zeit darstellen. Gleichzeitig regte er als Alternative die Prüfung eines eigenen gesamtkirchlichen Angebotes an. Dr. Bettina Joergens (Personenstandsarchiv Detmold) betonte in ihrem Beitrag, wie wichtig es ist, auch in Zukunft die Verfügungsgewalt über die eigenen im Archiv verwahrten Daten zu behalten. Deswegen haben die Personenstandsarchive in NRW ihre Digitalisierungsprojekte, die insbesondere auch im Rahmen der Bestandserhaltung forciert werden, in eigener Zuständigkeit weiterverfolgt. Lediglich für die digitale Veröffentlichung der Kirchenbücher wurde eine Kooperation mit einem Verlag gesucht. Dr. Andreas Röpcke (Landesarchiv Schwerin) konnte von seinen Erfahrungen berichten, die er mit der kommerziellen Digitalisierung von Volkszählungsunterlagen bis jetzt gemacht hatte.

In der Diskussion wurde deutlich, dass der Spannungsbogen zwischen Optimierung der Dienstleistung und Kommerzialisierung durch Digitalisierung der Kirchenbücher gerade in Zeiten finanzieller Engpässe sich nicht einfach auflösen lässt. So führt der Anspruch eines spezifisch kirchlichen Auftrags für kirchliche Archive zu anderen Ergebnissen als eine rein nutzerorientierte Herangehensweise. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass ein Verzicht über die Verfügungsgewalt kirchlicher Daten z.B. durch Einräumung ausschließlicher Nutzungsrechte auf keine Fall akzeptiert werden könne. Angestrebt wird eine einheitliche kirchliche Linie, die aber erst noch erarbeitet werden muss. Ob eine solche überhaupt zu finden ist, mag angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen in den einzelnen Landeskirchen allerdings bezweifelt werden.

Wolfgang Günther (Bielefeld)

Links:

Archive, Familienforschung und Geschichtswissenschaft

Die Familienforschung boomt. Dies ist eine Herausforderung für die Archive, die eine Vermittlerfunktion zwischen Schriftgutbildnern, der Wissenschaft und der Laienforschung einnehmen. 

Die beiden Personenstandsarchive im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen haben unter dem Titel „Archive, Familienforschung und Geschichtswissenschaft. Annäherungen und Aufgaben“ insgesamt 20 archivfachliche, quellenkundliche und historische Beiträge von 21 Autorinnen und Autoren zusammengefasst. Die Artikel gehen auf Vorträge zurück, die aus Anlass der Jubiläumstagung beider Personenstandsarchive 2005 und bei den Sommergesprächen des Staats- und Personenstandsarchivs Detmold 2004 und 2005 gehalten wurden. Sie wurden durch weitere Beiträge thematisch ergänzt. 

\"Archive,

Die Tagungen hatten das Ziel, die Personenstandsarchive, die es in Deutschland nur in Nordrhein-Westfalen gibt, stärker in der deutschen Archivlandschaft zu präsentieren. Gleichzeitig sollten sie eine Brücke zwischen Archiven und ihren verschiedenen Nutzergruppen entwickeln. Gruppiert um die gemeinsamen Themen „Archive und Öffentlichkeit“, „Personenstandsquellen in Archiven“, „Archivalien von Morgen“ und „Geschichtswissenschaftliche Perspektiven“ zeigt der Band unterschiedliche Perspektiven heutiger archivischer Arbeit auf, besonders in den Personenstandsarchiven, sowie unterschiedliche Auswertungsmöglichkeiten von Personenstandsquellen, z.B. bei der historischen Familien- und der historischen Migrationsforschung. Diese Publikation ist somit ein Beitrag zur archivfachlichen Diskussion und dient gleichzeitig als Einführung in die Nutzung von personenbezogenen Archivalien etwa für die Genealogie.

Inhaltsübersicht (pdf):

Grußwort von Wilfried Reininghaus (7)
Grußwort von Robert Kretzschmar (9)
Einleitung: Personenstandsarchive und Familienforschung
von Bettina Joergens und Christian Reinicke (12)

1 Archive und Öffentlichkeit
Familienforschung und Archive – eine Beziehung vom Kopf auf die Füße gestellt
von Bettina Joergens (24)

Zwei Personenstandsarchive in Nordrhein-Westfalen oder: Wie gründet man ein Archiv?
Ein Beitrag zur Archivgeschichte des Landes Nordrhein-Westfalen
von Christian Reinicke (39)

2 Personenstandsquellen in Archiven
Vom Kirchenbuch zum Personenstandsarchiv Detmold. Die Entwicklung des Personenstandswesens in Westfalen-Lippe
von Ragna Boden und Christoph Schmidt (56)

Personenstandsüberlieferung in katholischen Archiven
von Joachim Oepen (74)

Personenstandsüberlieferung in evangelischen Archiven unter besonderer Berücksichtigung von Westfalen und Lippe
von Wolfgang Günther und Maja Schneider (88)

Abfahrt vom großen Hafen in Hamburg. Quellen zur Auswanderer im Hamburger Staatsarchiv
von Peter Gabrielsson (110)

3 Archivalien von Morgen
Die Novellierung des Personenstandsgesetzes
von Udo Schäfer (122)

Die Führung von Personenstandsbüchern im Standesamt
von Klaus Kaim (136)

4 Geschichtswissenschaftliche Perspektiven
Zivilstandsregister, historische Demographie und Sozialgeschichte anhand von niederrheinischen Beispielen
von Peter Kriedte (146)

Netzwerkanalyse im Personenstandsarchiv? – Probleme und Perspektiven einer historischen Verflechtungsanalyse
von Stefan Gorißen (159)

Forschungen zur historischen Arbeitsmigration und ihre Quellengrundlagen
von Wilfried Reininghaus (175)

Auswanderung aus Lippe – alte und neue Fragen der Forschung
von Stefan Wiesekopsieker (186)

Das Amerikanetz: eine elektronische Brücke für Auswanderungsforscher
von Friedrich Schütte (212)

Frühe „Auswanderer“ aus der Vogtei Heiden (Lippe). Ein Verzeichnis von 1708 als genealogische und sozialgeschichtliche Quelle
von Wolfgang Bechtel und Nicolas Rügge (223)

Meistererzählung und Leidensgeschichten. Anmerkungen zum kollektiven und personalen Gedächtnis von Flüchtlingen und Vertriebenen
von Thomas Kailer (237)

Der Zweite Weltkrieg: Suche nach vermissten oder vertriebenen Angehörigen, wie geht das? Ein Beispiel aus der Praxis
von Simone Verwied (266)

Genealogie im Internet – Genealogische Datenbanken
von Günter Junkers (277)

Autorinnen und Autoren (290)
Abbildungsverzeichnis (291)

Info:
Archive, Familienforschung und Geschichtswissenschaft. Annäherungen und Aufgaben
hrsg. von Bettina Joergens und Christian Reinicke, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen 2006
(Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 7)
ISBN 3-927502-10-3
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Graf-Adolf-Straße 67, D-40210 Düsseldorf
Satz und Layout: Roland Linde, Münster
Herstellung: Books on Demand GmbH Norderstedt, www.bod.de
Printed in Germany
Zu bestellen im Buchhandel, Preis: 24,95 €

Münsteraner Kirchenhistoriker forschen in Vatikanischen Archiven

Nachdem der Vatikan in einer kurzen Pressemitteilung am 30. Juni 2006 angekündigt hatte, dass auf persönlichen Wunsch von Papst Benedikt XVI. alle Akten freigegeben werden, die sich auf das Pontifikat Pius XI. (6. Februar 1922 bis 10. Februar 1939) beziehen, haben Wissenschaftler aus aller Welt nun zu Forschungszwecken die Möglichkeit, seit dem 18. September 2006 (nach Beendigung der Sommerferien in den Vatikanischen Archiven) Einblick in die schwierige Phase der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen zu nehmen. Hierbei handelt es sich vor allem um Unterlagen, die im vatikanischen Geheimarchiv und im Archiv der zweiten Sektion des Päpstlichen Staatssekretariats für auswärtige Beziehungen aufbewahrt werden. In die Regierungszeit von Papst Pius XI. fallen vor allem die Auseinandersetzungen mit Mussolini in Italien, mit Hitler in Deutschland und mit Stalin in der Sowjetunion. Dazu gehören aber auch der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939) und die Diktatur Francos (ab 1938), die Sudetenfrage (Angliederung des böhmischen Grenzgebietes an das Deutsche Reich und die Umsiedlung der dort lebenden Bevölkerung im Jahr 1938) sowie der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich (1938).

Die Deutschland betreffenden Akten aus der Regierungszeit Pius XI. waren auf internationalen Druck hin, bereits im Jahre 2003 – noch vor Ablauf der üblichen Sperrfrist von 70 Jahren – freigegeben worden. Akten der Nuntiaturen in Berlin und München sowie des Staatssekretariates konnten von Wissenschaftlern eingesehen werden. Damit trat der Vatikan Vermutungen entgegen, er halte wichtige Dokumente aus der NS-Zeit zurück.

Bei ihren Nachforschungen im Vatikanischen Archiv sind jetzt Wissenschaftler der Universität Münster – einer von ihnen ist der renommierte Kirchenhistoriker Prof. Hubert Wolf – auf handschriftliche Notizen des damaligen Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli gestoßen, der außerdem von 1917 bis 1929 Nuntius in Deutschland war und 1939 als Pius XII die Nachfolge von Papst Pius XI. antrat. Die Notizen des Kardinalstaatssekretärs enthalten Informationen über die täglichen Audienzen bei Pius XI. Da die Zettel jedoch nur sehr knappe Hinweise mit Nummern von einzelnen Berichten sowie die vom Papst dazu getroffenen Entscheidungen enthalten, wird die Auswertung vermutlich noch viele Jahre dauern. Des weiteren machen die zur Einsicht freigegebenen Akten deutlich, dass die Kurie über weltpolitische Ereignisse bestens unterrichtet war. Äußerst wichtig und interessant sind für die Münsteraner Forscher auch die etwa 4 500 Nuntiaturberichte Pacellis im Hinblick darauf, wie er die Informationen aus Deutschland in seine Tätigkeit  im Vatikan mit einbezogen hat. Deshalb planen die Wissenschaftler aus Münster sogar eine Internetedition dieser Berichte.

Kontakt
Katholisch-Theologische Fakultät 
Johannisstraße 8-10 
48143 Münster 
Tel.: +49 251 83-22610 
Fax: +49 251 83-25055 
fb2dekan@ uni-muenster.de 

Quelle: Kölnische Rundschau, 10.10.2006; Kleine Zeitung Online, 30.6.2006; ZENIT – Die Welt von Rom aus gesehen, 30.6.2006; Kath.net., 30.6.2006

Neue Broschüre des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen erschienen

Nachdem die erste Auflage der Broschüre „Landesarchiv Nordrhein-Westfalen“ binnen kurzer Zeit vergriffen war, erschien Ende September 2006 pünktlich zum Deutschen Archivtag in Essen eine Neuauflage. \"BroschüreDie Publikation präsentiert sich im neuen Corporate-Design des Landesarchivs, die Inhalte der Erstauflage sind aktualisiert und verbessert worden.

Das Landesarchiv wendet sich mit seiner Broschüre an eine breite, interessierte Öffentlichkeit. Eine ausführliche Einleitung bietet den Leser(inne)n Informationen über Organisation und Aufgaben der drei zentralen und vier regionalen Abteilungen des Landesarchivs in den Bereichen Übernahme, Bestandsbildung und Erschließung, Bestandserhaltung, Benutzung und Öffentlichkeitsarbeit. Ein weiterer Abschnitt der Einführung widmet sich neuen Technologien und neuen Herausforderungen.

Die regionalen Abteilungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen an den Standorten Düsseldorf, Münster, Detmold und Brühl werden umfassend mit ihrer Geschichte und Zuständigkeit, ihrer Beständestruktur und ihren Serviceangeboten vorgestellt. Adressangaben, Hinweise auf Öffnungszeiten, Nahverkehrsverbindungen und weiterführende Literatur machen die Broschüre zu einem praktischen Wegweiser für den Archivbesuch. Darüber hinaus bietet die Publikation ein Verzeichnis aller bis 2006 erschienen Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die reich bebilderte Broschüre kann kostenlos über das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen bezogen werden (Kontakt: www.lav.nrw.de).

Stadtarchiv Leipzig zeigt Kupferstiche

Margot Bitzer absolvierte ihre Ausbildung zur Kupferstecherin in der Wertpapier-Druckerei der DDR in Leipzig und stellte anschließend über viele Jahre hinweg in ihrer dortigen Werkstatt die Druckplatten für Banknoten, Ersttagsbriefe und Briefmarken her. Zusätzlich machte sie noch eine zeichnerische Ausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1983 arbeitet Margot Bitzer jedoch freiberuflich und ist auch seit 1986 Mitglied im Verband bildender Künstler. 

Gezeigt werden in der Ausstellung sowohl historische als auch aktuelle Ansichten der Stadt Leipzig, die Margot Bitzer jahrzehntelang in Kupferstichen festgehalten hat. Diese weisen in ihrer Linienführung eine solche Präzision auf, dass selbst kleinste Details wie z.B. die Maserung von Fensterläden oder dekorativ gestaltete Fassaden genau wiederzuerkennen sind. Aber auch Stilleben und Stiche mit zahlreichen floralen Motiven werden zu  besichtigen sein. Um eines dieser Motive ihren Vorstellungen entsprechend auszuführen, benötigt Margot Bitzer bis zu acht Wochen oder manchmal sogar bis zu einem Vierteljahr. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, den 12. Oktober 2006 um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Leipzig. Während der Öffnungszeiten des Lesesaals kann sie ohne Voranmeldung bis zum 21. Dezember 2006 besichtigt werden.

Kontakt
Stadtarchiv Leipzig
Torgauer Str. 74
04318 Leipzig
Tel.:  0341 / 24 29-0
Fax:  0341 / 24 29 121
stadtarchiv@leipzig.de

Quelle: Leipziger Internet-Zeitung, 9.10.2006; Corinna Nitz, Mitteldeutsche Zeitung,  26.7.2004