Münsteraner Kirchenhistoriker forschen in Vatikanischen Archiven

Nachdem der Vatikan in einer kurzen Pressemitteilung am 30. Juni 2006 angekündigt hatte, dass auf persönlichen Wunsch von Papst Benedikt XVI. alle Akten freigegeben werden, die sich auf das Pontifikat Pius XI. (6. Februar 1922 bis 10. Februar 1939) beziehen, haben Wissenschaftler aus aller Welt nun zu Forschungszwecken die Möglichkeit, seit dem 18. September 2006 (nach Beendigung der Sommerferien in den Vatikanischen Archiven) Einblick in die schwierige Phase der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen zu nehmen. Hierbei handelt es sich vor allem um Unterlagen, die im vatikanischen Geheimarchiv und im Archiv der zweiten Sektion des Päpstlichen Staatssekretariats für auswärtige Beziehungen aufbewahrt werden. In die Regierungszeit von Papst Pius XI. fallen vor allem die Auseinandersetzungen mit Mussolini in Italien, mit Hitler in Deutschland und mit Stalin in der Sowjetunion. Dazu gehören aber auch der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939) und die Diktatur Francos (ab 1938), die Sudetenfrage (Angliederung des böhmischen Grenzgebietes an das Deutsche Reich und die Umsiedlung der dort lebenden Bevölkerung im Jahr 1938) sowie der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich (1938).

Die Deutschland betreffenden Akten aus der Regierungszeit Pius XI. waren auf internationalen Druck hin, bereits im Jahre 2003 – noch vor Ablauf der üblichen Sperrfrist von 70 Jahren – freigegeben worden. Akten der Nuntiaturen in Berlin und München sowie des Staatssekretariates konnten von Wissenschaftlern eingesehen werden. Damit trat der Vatikan Vermutungen entgegen, er halte wichtige Dokumente aus der NS-Zeit zurück.

Bei ihren Nachforschungen im Vatikanischen Archiv sind jetzt Wissenschaftler der Universität Münster – einer von ihnen ist der renommierte Kirchenhistoriker Prof. Hubert Wolf – auf handschriftliche Notizen des damaligen Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli gestoßen, der außerdem von 1917 bis 1929 Nuntius in Deutschland war und 1939 als Pius XII die Nachfolge von Papst Pius XI. antrat. Die Notizen des Kardinalstaatssekretärs enthalten Informationen über die täglichen Audienzen bei Pius XI. Da die Zettel jedoch nur sehr knappe Hinweise mit Nummern von einzelnen Berichten sowie die vom Papst dazu getroffenen Entscheidungen enthalten, wird die Auswertung vermutlich noch viele Jahre dauern. Des weiteren machen die zur Einsicht freigegebenen Akten deutlich, dass die Kurie über weltpolitische Ereignisse bestens unterrichtet war. Äußerst wichtig und interessant sind für die Münsteraner Forscher auch die etwa 4 500 Nuntiaturberichte Pacellis im Hinblick darauf, wie er die Informationen aus Deutschland in seine Tätigkeit  im Vatikan mit einbezogen hat. Deshalb planen die Wissenschaftler aus Münster sogar eine Internetedition dieser Berichte.

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Quelle: Kölnische Rundschau, 10.10.2006; Kleine Zeitung Online, 30.6.2006; ZENIT – Die Welt von Rom aus gesehen, 30.6.2006; Kath.net., 30.6.2006

Wohin steuert das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr?

Nach dem Übergang des langjährigen Leiters des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Dr. Kurt Ortmanns, in den Ruhestand (siehe Bericht vom 2.9.2006) wird das Stadtarchiv mit seinen zehn Mitarbeitern seit Oktober 2006 nun von von Ortmanns ehemaliger Stellvertreterin Eva Kniese kommissarisch geleitet. Entsprechend einer Haushaltsauflage der Bezirksregierung wird der Chefsessel für ein halbes Jahr nicht besetzt. 

Dennoch ist mittlerweile eine Debatte um die zukünftige Leitung des Hauses entbrannt, zumal die Stadt Mülheim mit ihrem Archiv große Pläne hat. Pünktlich zum Stadtjubiläum 2008 soll es zum "Haus der Stadtgeschichte" werden und mit der Musikschule in eine alte Augenklinik einziehen (siehe Bericht vom 30.8.2005). Die Verhandlungen sind jedoch noch nichts abgeschlossen. Da der Kulturetat der Stadt mit seinem Drei-Prozent-Anteil am Gesamthaushalt jedoch kein Sanierungsfeld darstellen und auch das Stadtarchiv nach den Worten des Kulturdezernenten Peter Vermeulen ohne Personalkürzung auskommen soll, müssen richtungsweisende Entscheidungen bald getroffen werden.

Bereits jetzt forderten Manfred Rasch vom ThyssenKrupp-Konzernarchiv in Duisburg, Horst A. Wessel vom Mannesmann-Archiv in Mülheim und der Leiter der Marburger Archivschule, Frank Bischoff, in einem Schreiben an die Stadt eine adäquate Neubesetzung der Leiterstelle im Mülheimer Stadtarchiv. Die Diskussion soll nach Ansicht der Stadt jedoch zunächst vor allem über Inhalte, nicht über Personen geführt werden. In diesem Sinne spricht auch Jens Roepstorff, einer von drei Diplom-Archivaren des Stadtarchivs, von einem Reformstau, den es aufzuarbeiten gelte. Als Bereiche, auf denen man zukünftig verstärkt aktiv werden wolle, nennt er die Öffentlichkeitsarbeit und eine verstärkte Geschichtsarbeit mit Schülern. Auch über flexiblere, bürgerfreundliche Öffnungszeiten denke man nach.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr 
Tel: 02 08 / 455 4260
Fax: 02 08 / 455 4279
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Quelle: Thomas Emons, NRZ, 4.10.2006

Neue Broschüre des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen erschienen

Nachdem die erste Auflage der Broschüre „Landesarchiv Nordrhein-Westfalen“ binnen kurzer Zeit vergriffen war, erschien Ende September 2006 pünktlich zum Deutschen Archivtag in Essen eine Neuauflage. \"BroschüreDie Publikation präsentiert sich im neuen Corporate-Design des Landesarchivs, die Inhalte der Erstauflage sind aktualisiert und verbessert worden.

Das Landesarchiv wendet sich mit seiner Broschüre an eine breite, interessierte Öffentlichkeit. Eine ausführliche Einleitung bietet den Leser(inne)n Informationen über Organisation und Aufgaben der drei zentralen und vier regionalen Abteilungen des Landesarchivs in den Bereichen Übernahme, Bestandsbildung und Erschließung, Bestandserhaltung, Benutzung und Öffentlichkeitsarbeit. Ein weiterer Abschnitt der Einführung widmet sich neuen Technologien und neuen Herausforderungen.

Die regionalen Abteilungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen an den Standorten Düsseldorf, Münster, Detmold und Brühl werden umfassend mit ihrer Geschichte und Zuständigkeit, ihrer Beständestruktur und ihren Serviceangeboten vorgestellt. Adressangaben, Hinweise auf Öffnungszeiten, Nahverkehrsverbindungen und weiterführende Literatur machen die Broschüre zu einem praktischen Wegweiser für den Archivbesuch. Darüber hinaus bietet die Publikation ein Verzeichnis aller bis 2006 erschienen Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die reich bebilderte Broschüre kann kostenlos über das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen bezogen werden (Kontakt: www.lav.nrw.de).

Stadtarchiv Leipzig zeigt Kupferstiche

Margot Bitzer absolvierte ihre Ausbildung zur Kupferstecherin in der Wertpapier-Druckerei der DDR in Leipzig und stellte anschließend über viele Jahre hinweg in ihrer dortigen Werkstatt die Druckplatten für Banknoten, Ersttagsbriefe und Briefmarken her. Zusätzlich machte sie noch eine zeichnerische Ausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1983 arbeitet Margot Bitzer jedoch freiberuflich und ist auch seit 1986 Mitglied im Verband bildender Künstler. 

Gezeigt werden in der Ausstellung sowohl historische als auch aktuelle Ansichten der Stadt Leipzig, die Margot Bitzer jahrzehntelang in Kupferstichen festgehalten hat. Diese weisen in ihrer Linienführung eine solche Präzision auf, dass selbst kleinste Details wie z.B. die Maserung von Fensterläden oder dekorativ gestaltete Fassaden genau wiederzuerkennen sind. Aber auch Stilleben und Stiche mit zahlreichen floralen Motiven werden zu  besichtigen sein. Um eines dieser Motive ihren Vorstellungen entsprechend auszuführen, benötigt Margot Bitzer bis zu acht Wochen oder manchmal sogar bis zu einem Vierteljahr. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, den 12. Oktober 2006 um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Leipzig. Während der Öffnungszeiten des Lesesaals kann sie ohne Voranmeldung bis zum 21. Dezember 2006 besichtigt werden.

Kontakt
Stadtarchiv Leipzig
Torgauer Str. 74
04318 Leipzig
Tel.:  0341 / 24 29-0
Fax:  0341 / 24 29 121
stadtarchiv@leipzig.de

Quelle: Leipziger Internet-Zeitung, 9.10.2006; Corinna Nitz, Mitteldeutsche Zeitung,  26.7.2004

Handschriften-Verkauf ins Ausland gestoppt

Die Handschriftensammlung der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, über die es seit einigen Wochen heftige Debatten im In- und Ausland gegeben hat, soll nicht ins Ausland verkauft werden. 

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Bernd Neumann (CDU) sagte am 9.10.2006 in Bonn, es werde sichergestellt, dass kein Kulturgut ins Ausland verkauft werde. Er sei sich in diesem Punkt mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) einig. In einem Gespräch mit Oettinger am vergangenen Freitag habe er deutlich gemacht, was auf dem Spiel stehe, sagte Neumann zum Auftakt einer Konferenz zum Kulturgüterschutz mit dem Titel »Im Labyrinth des Rechts? Wege zum Kulturgüterschutz« (Bonn, 9. und 10. Oktober). Dabei habe er zum Ausdruck gebracht, dass der Bund, falls das Land Baden-Württemberg einer Übertragung der Handschriften an das Haus Baden zustimme, den Antrag stellen werde, die Handschrift auf die Liste nicht veräußerbarer Kulturgüter setzen zu lassen. Baden-Württemberg teile seinen Standpunkt, und es werde vermutlich nicht nötig sein, einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Ursprünglich wollte das Land Baden-Württemberg aus einem Bestand von rund 3.600 Handschriften wertvolle Stücke verkaufen, um mit dem erwarteten Erlös in Höhe von rund 70 Millionen Euro den Erhalt des Schlosses und des Münsters Salem der Markgrafenfamilie von Baden zu finanzieren. – Es steht zu hoffen, dass der rechtlich ohnehin äußerst umstrittene Verkaufsplan nunmehr gänzlich auf Eis gelegt wird und die mittelalterliche Handschriftensammlung in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe zusammen bleibt.

Link: BLB Karlsruhe

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung Nr. 342, 9.10.2006; ORF.at, 9.10.2006; FAZ.net, 9.10.2006

»Expedition Bach« im Bach-Archiv Leipzig

Seit 2002 führt die Stiftung Bach-Archiv ein zuvor nie da gewesenes Projekt durch, das das ehrgeizige Ziel verfolgt, sämtliche Bach-Dokumente – also Schriftstücke von und über Johann Sebastian Bach und zugleich alle für die Fragestellungen der Bach-Forschung interessanten Materialien aus dem 18. Jahrhundert – zunächst in Mitteldeutschland, später weltweit systematisch zu ermitteln. Nach der Durchsicht der historischen Archivalien und Bibliotheksbestände von über 200 Städten können sich die Erfolge dieser Expedition Bach sehen lassen. Die gleichnamige Ausstellung zeigt die herausragenden „Trophäen“ des Projektes. 

Erstmalig wird das in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar entdeckte Autograph der Arie Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn (BWV 1127) öffentlich gezeigt. Auch die ebenfalls dort entdeckten und gerade erst präsentierten ältesten Notenhandschriften Bachs – Orgeltabulaturen aus seiner Schülerzeit in Ohrdruf und Lüneburg – sind zu sehen. Darüber hinaus wartet die Ausstellung mit kuriosen, mitunter auch tragischen Dokumenten Bachs Familie und seinen Thomanern auf: ein Neffe Bachs etwa betätigt sich als Schreiber von Liebesbriefen, und sein letzter Chorpräfekt schreibt Gedichte. Auch entpuppt sich das kleine ostthüringische Ronneburg anhand neuer Archivfunde als bedeutendes Zentrum der Bach-Pflege, da der dortige Kantor um 1740 die größte Bachiana-Sammlung außerhalb Leipzigs besaß. Neben der Präsentation der Fundstücke erzählt die Sonderausstellung im Bach-Archiv von den manchmal abenteuerlichen Expeditionsumständen, vom Finderglück und der märchenhaft erscheinenden Überlieferung mancher Exponate. Zur Ausstellung, die vom 21. September 2006 bis 17. Januar 2007 zu sehen ist, erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen. Öffentliche Führungen finden jeweils Freitags um 15 Uhr und Gruppenführungen nach Vereinbarung statt.

Info: Begleitprogramm zur Ausstellung:

26. Oktober 2006, 19 Uhr 
Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn BWV 1127 – eine neuentdeckte Arie von Johann Sebastian Bach und ihre einjährige Aufführungsgeschichte. 
Dr. Michael Maul
Musikalische Untermalung durch das Thomasius-Consort Leipzig 

23. November 2006, 19 Uhr 
Von staubigen Kirchturmböden und dunklen Rathauskellern – Auf der Suche nach neuen Bach-Dokumenten.
Dr. Michael Maul 

Kontakt:
Bach-Archiv Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
Tel.: +49-(0)341-9137-0
Fax: +49-(0)341-9137-105
info@bach-leipzig.de
www.bach-leipzig.de

Quelle: Aktuelles aus dem Bach-Archiv; Leipzig Info, 6.10.2006

Ackerbürgertum in Wertheim

In Verbindung mit der Volkshochschule Wertheim setzt der Archivverbund Main-Tauber seine Vortragsreihe "Stadtgeschichte(n)" am 12.10. 2006 fort. Um 19.30 Uhr wird Dr. Kurt Andermann im Vortragssaal des Staatsarchivs Wertheim über "Ackerbürger in der Residenz. Stadtwirtschaft und Stadtverfassung in Wertheim und in Südwestdeutschland" referieren. Auf die mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadt projiziert man traditionell alle Ideale bezüglich des sozialen und ökonomischen Fortschritts. Das Zauberwort heißt \“Stadtluft macht frei\“. Aber: Das Spektrum des Phänomens Stadt war stets ungeheuer breit. Neben den großen Reichsstädten gab es die kleinen, und darüber hinaus ist an eine Vielzahl von landesherrlichen Städten zu denken. Neben wenigen großen Wirtschaftszentren gab es unzählige Klein- und Minderstädte, neben den stolzen Patriziern die gewerblichen Mittelschichten und die ärmlichen Unterschichten, dazu allerlei Randgruppen und Minderheiten – und in jeder Stadt gab es ein mehr oder minder zahlreiches Ackerbürgertum. Der Vortrag wird diesem Ackerbürgertum in Wertheim sowie in vielen kleinen und großen Städten Südwestdeutschlands nachspüren.

Dr. Kurt Andermann ist Projektleiter beim Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Landesforschung und Landesbeschreibung. Er hat an der Beschreibung des Neckar-Odenwald-Kreises (1992) mitgewirkt und bereitet derzeit die Kreisbeschreibung des Hohenlohekreises vor (erscheint Herbst 2006). Seine Interessen gelten der Verfassungs- und Sozialgeschichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau hat er einen Lehrauftrag für Landesgeschichte.

Kontakt:
Staatsarchiv Wertheim
Bronnbach 19
97877 Wertheim
Telefon: 09342/91592-0
Telefax: 09342/91592-30
stawertheim@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg Aktuell; Fränkische Nachrichten, 7.10.2006

Archivmitteilungen der Westfälischen Kirche Nr. 16/2006

Zwar scheinen Archivarinnen und Archivare aufgrund ihrer Arbeit Veränderungsprozesse erst um einige Jahre oder auch Jahrzehnte zeitversetzt zu erleben. Manche Strukturveränderungen und Reformen, wie sie auch in der Evangelischen Kirche von Westfalen derzeit geschehen, wirken sich allerdings schon früher auch auf die Arbeit im Archiv aus und veranlassen dieses zu zeitnahem Handeln. Daher beschäftigt sich die neue Ausgabe der "Archivmitteilungen" unter anderem mit der Einführung des neuen Einheitsaktenplans sowie mit Vereinigungen von Kirchengemeinden und deren Auswirkungen auf die Archivarbeit.

Katharina Tiemann berichtet des Weiteren über die Schnittstellen zwischen der Arbeit des Westfälischen Archivamtes in Münster und der kirchlichen Archive und zeigt dabei auf, welche Förderungs- und Beratungsmöglichkeiten des Archivamtes zur Verfügung stehen. Dass wir als Archivare uns nicht nur um die Vergangenheit kümmern, sondern auch um potenzielle zukünftige Geschichtsinteressierte, verdeutlicht der Bericht von Jens Murken über ein Vorschulkinderprogramm zum Tag der Archive. Bei seiner bisherigen hauptamtlichen Tätigkeit im Kreisarchiv Warendorf stieß Archivpfleger Alfred Smieszchala immer wieder auf aufschlussreiche Quellen zur Kirchengeschichte, steuerte so für die diesjährige Ausgabe der vom Landeskirchlichen Archiv Bielefeld herausgegebenen "Archivmitteilungen" einen interessanten Bericht über das Soldatenleben in Warendorf bei.

Inhalt

Vorwort (3)

Beiträge
Ingrun Osterfinke
14. Archivpflegertagung – Ein Tagungsbericht (4)

Wolfgang Günther
Die Einführung des neuen Aktenplans am 1.1.2007: Der Registraturschnitt als Herausforderung für die Archive (9)

Claudia Brack
Vereinigung von Kirchengemeinden (12)

Archivpflege in der Praxis
Katharina Tiemann
Beratung und Förderung nichtstaatlicher Archive durch das Westfälische Archivamt (WAA) in Münster (16)

Jens Murken
Vorschulkinderprogramm zum Tag der Archive (20)

Geschichte
Alfred Smieszchala
Religiöse Toleranz? – Soldatenleben in Warendorf (29)

Geschichte in Quellen
„in der Kirche Jesu Christi hat die Diplomatie nichts zu suchen\“ (32)

Aus den Archiven
Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv, Teil 4 (35)

Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen (64)

Neuerscheinungen (85)

Nachrichten – Recherchen – Personalia (87)

Autorinnen und Autoren (88)

Info:
Archivmitteilungen, Nr. 16, 2006
hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen,
ISSN 1614-6468
Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld

Bezugsadresse
Evangelische Kirche von Westfalen
– Landeskirchliches Archiv –
Postfach 10 10 51 33510 Bielefeld
Altstädter Kirchplatz 5 33602 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
archiv@lka.ekvw.de

Erweiterung des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden beginnt

Da die Lagerkapazität des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden an ihre Grenzen stößt, erfolgte am 6. Oktober 2006 der erste Spatenstich für den 15,5 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau, der bis 2008 fertiggestellt sein soll (siehe Bericht vom 2.8.2004). Er besteht aus sechs Etagen, von denen drei unterirdisch sein werden. 

Im Anschluss an die Fertigstellung des Neubaus wird dann bis Ende 2010 der jetzt genutzte Archivzweckbau von 1912/15 für weitere 16,5 Millionen Euro saniert und umgebaut. Die Bestände des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden belaufen sich auf 30 laufende Regalkilometer, bestehend aus Urkunden, Akten, Karten, Zeichnungen, Plänen, Fotos, Amtsbüchern, Filmen, Tonträgern und Büchern, die mehr als 1000 Jahre sächsischer, deutscher und europäischer Geschichte dokumentieren. Aus Platzgründen sind zur Zeit einzelne Bestände des Archivs in Depots in Leipzig, Kamenz und Dresden ausgelagert. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen stehen dann ca. 6.200 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14
01097 Dresden
Tel.: +49 (0)351/8006-0
Fax: +49 (0)351/8021274
hstadd@archive.smi.sachsen.de

Quelle: Leipziger Volkszeitung online, 6.10.2006; freiepresse, 6.10.2006

Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter

Am 26. September 2006 wurde im Dominikanerkloster St. Paulus die von Joachim Kemper, Archivar am Hauptstaatsarchiv München, an der Universität Mainz im Jahr 2003 verfasste Dissertation über Klosterreformen im spätmittelalterlichen Bistum und in der Stadt Worms der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu luden das Stadtarchiv Worms, die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und das Dominikanerkloster St. Paulus ein. 

Die Dissertation des Verfassers, der auch Mitautor der neuen "Geschichte der Stadt Worms" ist, behandelt zentrale Aspekte des reichen und bislang fast unbekannten religiösen Lebens in der Bischofsstadt Worms vor der Reformation (Inhaltsverzeichnis als pdf). Joachim Kemper hat in seiner fundierten Arbeit erstmals das klösterliche Leben in Worms und seinem Umland während des späten Mittelalters systematisch aus den Quellen erforscht und so einen wesentlichen Beitrag zur Kirchen- und Stadtgeschichte von Worms geleistet. Seine Arbeit beruht unter anderem auf der erstmaligen Auswertung des auch im Stadtarchiv Worms verwahrten recht reichen Akten- und Urkundenmaterials aus dem späten Mittelalter, Unterlagen, die zum Teil noch nie wissenschaftlich erforscht wurden und somit zur Verbesserung des bestehenden Forschungsstandes beitragen werden. Joachim Kemper hat ausgewählte Klöster eingehend in Bezug auf interne und externe Reformbemühungen untersucht. Dabei handelt es sich vor allem um das Wormser Dominikanerkloster, das Zisterzienserinnenkloster Nonnenmünster bei Worms, die Dominikanerinnenklöster Liebenau und Maria Himmelskron/Hochheim sowie die drei Klöster der Windesheimer Chorherren. 

Info:
Joachim Kemper: \“Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter\“, Mainz 2006. 
(Quellen und Abhandlungen der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 115). 
Selbstverlag der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte. ISBN 3-929135-49-3. 538 Seiten. Preis: 38,00 Euro

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Fax: (0 62 41) 8 53 – 4710
stadtarchiv@worms.de 

Quelle: Worms.de; Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte,