Senator-Caesar-Straße erinnert an Bremer Archivar

Die Senator-Caesar-Straße in Bremen-Schwachhausen wurde benannt nach Gerhard Caesar, der von 1792 bis 1874 in Bremen lebte. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften, das er mit der Promotion abschloss, begab sich Caesar auf eine zweijährige Bildungsreise, die ihn außer durch ganz Deutschland nach Italien, Frankreich, Holland und der Schweiz führte. Im Anschluss daran war er ab 1818 in Bremen als Jurist tätig.

Im Jahre 1825 erfolgte durch den Bremer Senat seine Ernennung zum Leiter des Staatsarchivs. Sieben Jahre später, 1832, war er dann selbst Senator bis zum Jahre 1849 und danach bis 1864 Präsident des Richterkollegiums. Das Haus, das er im Jahre 1836 am Domhof 21 erworben hatte, wurde viele Jahre lang als Caesarsches Haus bezeichnet. Obwohl es seit 1917 unter Denkmalschutz stand, wurde es 1956 auf Beschluss der Baudeputation aufgrund seiner starken Beschädigung im Zweiten Weltkrieg abgebrochen. Einige Reste der Landschaftstapete befinden sich heute im Focke-Museum.

Desweiteren gehörte Gerhard Caesar ein Landgut in Oberneuland, das er 1843 gekauft hatte. Da dieses Gut später in den Besitz der Familie Ichon überging, wird es allgemein als Landgut Ichon bezeichnet. Zu den Vorbesitzern des Landgutes gehörte die Familie Post. Der Besitzer Simon Hermann Post  (1724-1808) war nicht nur ebenfalls Jurist wie Gerhard Caesar, sondern auch seit 1753 als Archivar tätig. Der erste Bremer Archivar Hermann Post hatte dieses Amt im Jahre 1727 übernommen und sah es als seine Hauptaufgabe an, die weit verstreuten Aktenbestände des Senats zu ordnen. Hundert Jahre später, im Jahre 1826, veranlasste Gerhard Caesar die Unterbringung der bis dahin im Rathaus gelagerten Akten im Stadthaus. Da dieses jedoch 1909 abgerissen wurde, kam das Staatsarchiv vorübergehend an die Tiefer. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Bestandes nach Brinkum, Rethem und Königsberg ausgelagert. Bevor dann im Jahre 1968 der Neubau am Fedelhören bezogen wurde, war das Archiv nach Ende des Krieges zunächst in einem Bunker Am Dobben untergebracht.

Kontakt:
Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen
Fon: (0421) 361-6221 
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Quelle:  Thomas Kuzaj, Verlagsgruppe Kreiszeitung, 8.8.2006

Ein Leben für die Geschichte Magdeburgs

Am 21. Juli 2006 verstarb nach schwerer Krankheit die frühere langjährige und verdienstvolle Leiterin des Stadtarchivs Magdeburg Ingelore Buchholz. In der Reihe der Magdeburger Stadtarchivare war sie die mit Abstand dienstälteste Inhaberin dieses Amtes. Geboren wurde Ingelore Buchholz am 26. Oktober 1936 in Magdeburg. Ihre Heimatstadt sollte auch der Ort ihres lebenslangen Wirkens werden. Nach dem Abitur studierte sie in den 50er Jahren zunächst Geschichtswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In den 70er Jahren absolvierte sie noch ein Hochschulfernstudium der Archivwissenschaft, das sie als Diplomarchivarin (Wissenschaftliche Archivarin) abgeschlossen hat. Ihre Tätigkeit im Stadtarchiv Magdeburg begann am 1. Februar 1959. Fünf Jahre später wurde sie zu dessen Leiterin ernannt. Bis zum Eintritt in den Ruhestand am 1. November 2001 übte sie das Amt mit großem Engagement aus. Archivarbeit war ihre Berufung und Erfüllung.

Zweifelsohne gehört es zu den Verdiensten von Ingelore Buchholz, das Stadtarchiv Magdeburg, das von seinen Beständen her eines der größten und bedeutendsten in Mitteldeutschland ist, zu einer benutzerorientierten Einrichtung ausgebaut zu haben. Viele Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten hat sie vorangetrieben. Dank ihrer Kenntnis der Bestände und historischen Zusammenhänge hat sie unzählige Wissenschaftler und Heimatforscher bei ihren Recherchen beraten. In ihren letzten beiden Dienstjahren widmete sie sich besonders der Herausgabe einer Bestandsübersicht des Magdeburger Stadtarchivs, für die sie auch noch im Ruhestand tätig war und die im Jahre 2002 erschienen ist. 

Stets mit äußerst widrigen räumlichen Verhältnissen kämpfend, galt ihre Sorge immer der Bestandserhaltung und Sicherung der Überlieferungsbildung. Im Bewusstsein der Notwendigkeit bestandserhaltener Maßnahmen war Ingelore Buchholz eine der ersten Archivare Sachsen-Anhalts, die nach der Wende die Mikroverfilmung historisch wertvoller Bestände gezielt umgesetzt haben. Dadurch werden Akten und die Bände der ab 1717 überlieferten Magdeburgischen Zeitung und des Magdeburger General-Anzeigers vor mechanischer Beanspruchung resp. vor dem Zerfall geschützt, stehen aber gleichzeitig einem großen Kreis von Benutzern zur Einsicht offen. 

Als Stadtarchivarin hat Ingelore Buchholz mit ihren Mitarbeiterinnen mehrere Bücher und viele Artikel zur Magdeburger Stadtgeschichte veröffentlicht. 1975 und 1977 war sie Mitglied des Redaktionskollegiums der 1. und 2. Auflage der \“Geschichte der Stadt Magdeburg\“. Zahllose Themen hat sie bearbeitet, darunter die Straßen und Straßennamen der Magdeburger Altstadt, die Entwicklung des Stadtbildes, das Wirken einzelner Bürgermeister und vieles mehr. Für das 2002 erschienene Magdeburger Biographische Lexikon des 19. und 20. Jahrhunderts schrieb sie mehrere Beiträge.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand beendete sie ihre stadtgeschichtliche Forschungs- und Publikationstätigkeit keineswegs. So arbeitete sie in Vorbereitung des 1200-jährigen Stadtjubiläums aktiv im Arbeitskreis \“Stadtgeschichte\“ mit und veröffentlichte in dem 2005 von der Landeshauptstadt Magdeburg herausgegebenen Werk "Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805-2005" Artikel zum Leben in der Festungsstadt Magdeburg und zur wirtschaftlichen Entwicklung Magdeburgs unter der Herrschaft Brandenburg-Preußens. Zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Jürgen Buchholz verfasste sie im Auftrag des Stadtplanungsamtes eine Publikation zur Geschichte der Magdeburger Elbbrücken. Zuletzt, schon von ihrer schweren Krankheit gezeichnet, beschäftigte sie sich mit Arbeiten für ein Kartenwerk unter dem Titel \“Magdeburg in Ansichten, Karten und Plänen\“, das 2006/07 vom Fachdienst Geodienste (ehemals Vermessungsamt) der Landeshauptstadt Magdeburg herausgegeben wird.

Ingelore Buchholz war Mitglied mehrerer Vereine und Gesellschaften. Viele Jahre arbeitete sie zum Beispiel in der von dem späteren Ehrenbürger Heinz Gerling geleiteten AG \“Denkmalpflege\“ der Stadt, später im Vorstand der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 und im Kuratorium \“1200 Jahre Magdeburg\“ aktiv mit. Neben ihrer Tätigkeit als Archivleiterin und Historikerin hat sich Ingelore Buchholz mit gleicher Intensität für die Interessen ihres Berufsstandes und die Förderung der Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses eingesetzt. Zu DDR-Zeiten leitete sie eine Arbeitsgemeinschaft von Betriebsarchivaren. Stets hatte sie ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Berufskolleginnen und -kollegen. 1990 war sie Vorsitzende des neu gegründeten Verbandes der Archivare der DDR. 

Nach der Wiedervereinigung wurde sie zur Vorsitzenden des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Vereins deutscher Archivare gewählt. Diese Funktion übte sie bis April 2002 aus. Maßgeblich durch ihre Initiative sowie ihre organisatorische und inhaltliche Vorbereitung findet seit 1990 jährlich ein Archivtag des Landes statt, der sich anfangs jeweils besonders mit Problemen der ostdeutschen Archivare beschäftigte. Als Mitglied der Bundeskonferenz der Kommunalarchivare beim Deutschen Städtetag (BKK) hat Ingelore Buchholz vor einem Gremium ausgesuchter Archivare nicht nur archivfachliche Fragen zur Sprache gebracht und vorangetrieben, sondern auch dafür Sorge getragen, dass jährlich eine Weiterbildungsveranstaltung der BKK auf dem Gebiet der neuen Bundesländer stattfand.

Dank ihres Wissens und Einsatzes wurde sie von den Berufskolleginnen und -kollegen sehr geschätzt. Ihren ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Stadtarchiv Magdeburg wird sie darüber hinaus durch ihr uneigennütziges, bescheidenes Wesen, ihre große Hilfsbereitschaft und ihr freundliches Auftreten in Erinnerung bleiben.

Kontakt:
Stadtarchiv Magdeburg
Fachdienstleiterin Dr. Maren Ballerstedt
Bei der Hauptwache 4
39104 Magdeburg
Telefon: 0391/ 5 40 25 15
archiv@magdeburg.de

Quelle: Maren Ballerstedt: Nachruf Ingelore Buchholz, Presseinformationen der Landeshauptstadt Magdeburg, 7.8.2006

Auf Schritt und Tritt Geschichte und Geschichten in Stralsund

Hansestadt Stralsund? Vorpommern? Wer es bisher noch nicht kannte, hat zumindest mit dem Besuch des US-Präsidenten Bush davon gehört. Für Bundeskanzlerin Merkel ist es sogar das schönste Fleckchen Erde, zumindest in Deutschland. Wo sie Recht hat, hat sie Recht, denn hier kann der Besucher auf Schritt und Tritt Geschichte erleben und bekommt auch Geschichten erzählt. Die jüngste ist sicher die von der kurzen Visite des hohen Staatsgastes. Doch ein Stralsunder Stadtrundgang hat mit dem von der UNESCO anerkannten Welterbe jede Menge mehr zu bieten. 

Bis ins 12. Jahrhundert war das Festland vor der Insel Rügen Siedlungsgebiet der slawischen Ranen. Bald nach der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert ließen sich deutsche Siedler aus westlichen Gebieten an der Meerenge des Strelasunds nieder und am 31. Oktober 1234 verlieh der Rügensche Fürst Wizlaw I. dem Ort Stralow das Stadtrecht. Handel, Schiffbau und Schifffahrt prägten in der Folgezeit die sich stetig entwickelnde Stadt. Davon zeugen auch die noch erhaltenen Kirchen, Klöster, das Rathaus und die vielen Bürgerhäuser. 

Beginnen sollte der interessierte Gast seinen Rundgang durch die Stralsunder Altstadt zwischen Knieper- und Frankenteich und dem Strelasund am besten auf dem Alten Markt. In der Tourismuszentrale der Hansestadt kann man noch das aktuellste Material für einen Stadtrundgang erhalten oder sich sogar (empfehlenswert wegen der Geschichten) einer Führung anschließen. Der Alte Markt war um 1200 der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Stadt. Er wurde als \“forum antiquum\“ 1277 erstmals urkundlich erwähnt. Hier trieb man nicht nur Handel, man hielt auch Gericht und stellte an den Pranger. Der Markt zählt heute mit seiner Architektur, die die wechselhafte Geschichte widerspiegelt, zu den schönsten seiner Art im gesamten Ostseeraum. Neben dem sehenswerten, aus Backstein gebauten Rathaus (um 1270 erstmals erwähnt) sieht man hier hansetypische Giebelhäuser (z. B. das Wulflamhaus). Geprägt wird dieses Ensemble von einem wuchtigen Backsteinriesen, der Ratskirche St. Nikolai als Stralsunds ältester Pfarrkirche. 

Lenkt der Tourist seinen Fuß dann in Richtung Fährstraße bis zum Hafen, kommt er an mehreren Gebäuden vorbei, die zu den ältesten der Hansestadt gehören. So stammt der Dachstuhl des Hauses Nr. 31 aus dem Jahre 1331. Die Hoffassade dieses Gebäudes zeigt ebenfalls noch den Originalzustand. Sehenswert auch das Haus in der Fährstraße 17. Es beherbergt eine der ältesten Kneipen Europas, die 1332 als \“taberna apud passagium\“ urkundlich bestätigt ist. Das beliebte Dünnbier des Mittelalters wird hier aber nicht mehr ausgeschenkt. 

Bevor man für eine Pause in diese Kneipe einkehrt, lohnt sich noch ein Abstecher in die Schillstraße. Das Kloster St. Johannis wurde 1254 von Franziskanermönchen gegründet und war zur dieser Zeit die größte Niederlassung des Ordens im südlichen Ostseeraum. Es ist eines der ältesten Bauwerke der Hansestadt und besitzt wertvolle Gewölbe- und Wandmalereien. Mit Kapitelsaal, Kreuzgang, Räucherboden, Barockbibliothek und Rosengarten bietet die Klosteranlage ein herausragendes Kulturerlebnis. Außerdem beherbergt sie das Stralsunder Stadtarchiv, das Auskunft gibt über die wechselvolle Geschichte der gut 770-jährigen Stadt. 

Nach einer Erfrischung in der Kneipe \“Zur Fähre\“ biegt man am besten in die Straße Am Fischmarkt ein und kommt an den Kanälen entlang zum Heilgeisthospital, auch Heilgeistkloster genannt. Es ist das älteste städtische Hospital, in dem ab Mitte des 13. Jahrhunderts Kranke, Alte und Hilfe Suchende Unterkunft fanden. Das Heilgeistkloster war eine Einrichtung der Stadt, kein Kloster. Zum Besitz gehörten um 1340 zum Beispiel die Insel Ummanz und ab 1836 die Insel Hiddensee sowie Dörfer des ganzen Umlandes. Dieser beträchtliche Wohlstand war auch die materielle Grundlage der Mildtätigkeit in diesem Hospital. 

Besuchen sollte man auch die St. Jakobikirche, die in wenigen Minuten über die Heilgeiststraße erreicht wird. 1303 wird dieses Gotteshaus erstmals erwähnt. Es ist wohl die Stralsunder Kirche, die in den Jahrhunderten unter den vielen Kriegen und Unglücken, die über die Hansestadt hereinbrachen, am meisten zu leiden hatte. Während der französischen Besatzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts war sie sogar zum Pferdestall geworden. Der Besucher sollte sich auch in die dritte der großen Pfarrkirchen der Stadt, die riesige St. Marienkirche, begeben. Das Hauptschiff beeindruckt durch seine Größe und Perfektion. Besonders wertvoll ist die dort befindliche Friedrich-Stellwagen-Orgel. Wer bei schönem Wetter den herrlichen Blick über die Stadt, den Strelasund bis nach Rügen und im Osten bis zur Boddenstadt Barth genießen möchte, sollte den Kirchturm besteigen. Der Fußmarsch hoch hinaus lohnt sich. 

Enden könnte der Rundgang durch die Stralsunder Altstadt vielleicht an oder in den beiden großen Museen der Stadt in der Mönchstraße. Das Kulturhistorische Museum widerspiegelt die Stadtgeschichte von den Ursprüngen über die Hansezeit bis zur historischen Gegenwart. Das wohl meistbesuchte Museum Norddeutschlands, das Deutsche Meeresmuseum, gibt in vielfältiger Form Auskunft über Flora und Fauna in den Weltmeeren und zeichnet gleichzeitig die Geschichte der einheimischen Fischerei und des Schiffbaus im Osten nach. 

Noch etliche Stralsunder Geschichten warten darauf, erzählt zu werden. So sind das Burmeisterhaus in der Mönchstraße, das älteste Haus mit Pfeilergiebel in der Mühlenstraße, das Scharfrichterhaus in der Filterstraße, die Stadtmauer, die Stadttore, der Hafen und, und, und … noch zu entdecken. Wichtig ist vor allem eins, man nimmt sich Zeit, um auch Unscheinbares, Überraschendes und viele schöne Details oder romantische Plätze kennen zu lernen. Seit die Hansestadt Stralsund gemeinsam mit der Hansestadt Wismar von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde, steht die Stadt in einer Reihe mit den Pyramiden, mit Athen oder Florenz. 

Links:

Quelle: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, Pressemeldung, 7.8.2006

Korbacher Conti-Werksarchiv sichert 100-jährige Unternehmensgeschichte

Die Continental AG (\“Conti\“) ist einer der größten Reifenhersteller der Welt. Das Unternehmen wurde 1871 in Hannover unter dem Namen Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha Compagnie gegründet. 1892 begann die Conti als erste Firma in Deutschland mit der Produktion von Fahrrad-Luftreifen, 1898 von profillosen Automobilreifen und 1904 von Profilreifen. Das Conti- Werk in Korbach wurde 1907 mit 180 Mitarbeitern als Zweig der Mitteldeutschen Gummiwarenfabrik Louis Peter AG, Frankfurt am Main, gegründet. Gefertigt wurden damals Fahrradreifen, Vollgummireifen und technische Gummiartikel. 1929 erfolgte die Fusion der Louis Peter AG mit der Continental AG in Hannover. Mit der Fusion wurde die Produktionspalette in Korbach auf Fahrradreifen reduziert; im Krieg erst wurde die Produktion von Vollgummireifen als Massivreifen für Lkw wieder aufgenommen. Zwei große Meilensteine in der Geschichte des Werks waren der Start der Pkw-Diagonalreifen-Produktion 1954 und der Start der Pkw-Radialreifen-Produktion im Jahr 1966.

Das Werksarchiv im Dachgeschoss des 1910 eingeweihten Gebäudes des Continental-Werks Korbach ist klein. Doch es bewahrt Zeugnisse der 100-jährigen Unternehmensgeschichte am Standort auf – von den Anfängen des Gummi-Werke-Gründers Louis Peter bis zur modernsten Technologie aus dem Hause Continental und Contitech der Gegenwart. Herr über die Fotos, Filme, Zeichnungen, Lagepläne, Zeitungsausschnitte, Prospekte, Bücher und Akten ist Peter Knorr. Der 82-Jährige Diplom-Ingenieur kümmert sich seit seiner Pensionierung im Jahr 1983 um das Archiv, das er im ehemaligen Ausbildungsraum aufgebaut hat. 

Seit 1992 wird Knorr bei der ehrenamtlichen Archivarbeit von Thomas Götze unterstützt. Der 45-jährige Hobbyfotograf ist bei der Conti in Korbach als Gärtner beschäftigt. Mehr als 1.000 Fotos hat er vom Werk bereits selbst gemacht; die Zahl der insgesamt archivierten Fotodokumente in Papierform liegt bei mehr als 2.000. Peter Knorr, der als ehemaliger Werksangehöriger nicht nur das Conti-Archiv aufbaute, sondern auch im ebenfalls ehrenamtlich betreuten Stadtarchiv Korbach mitarbeitet, gab 1991 zu den Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag des Firmengründers die Schrift \“Louis Peter – sein Leben und Werk\“ heraus. Die beiden Werksarchivare hoffen auf zusätzliche Unterstützung bei der Sicherung des Gedächtnisses des Unternehmens.

Kontakt:
ContiTech Schlauch GmbH 
Continentalstraße 3-5
34497 Korbach 
Tel.: 05631/581638
Fax: 05631/581273 

Quelle: Andreas Hermann, HNA online, 6.8.2006

Nachforschungen über NS-Zeit in Hochdahl im Erkrather Stadtarchiv

Mit Unterstützung der Erkrather Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer will die Studentin Ulla Backhaus ihre Abschlussarbeit über die Zeit des Nationalsozialismus im Erkrather Stadtteil Hochdahl, Kreis Mettmann, schreiben. Da Hochdahl jedoch früher teilweise zum Amt Gruiten, jetzt Haan, und zu Hilden gehörte, befinden sich wichtige Unterlagen aus der benötigten Zeitspanne (1933-1945) auch in deren Archiven. Dank der Initiative von Erika Stubenhöfer erklärten sich die betreffenden Archive jedoch bereit, die benötigten Akten dem Erkrather Stadtarchiv für die Dauer der Nachforschungen zu überlassen. Und auch das Stadtarchiv Mettmann stellt seine umfangreiche Zeitungssammlung zur Verfügung.

Eine weitere wichtige Quelle stellen die Aufzeichnungen der Heimatforscherin Hanna Eggerath, die unter anderem Aussagen von Zeitzeugen beinhalten, dar. Da es in Hochdahl keine Juden zur damaligen Zeit gab, wird sich Ulla Backhaus in ihrer Arbeit vor allem mit der Kriegschronik des Trillser Pfarrers, der Hinrichtung des Ostarbeiters Thomas Brzostowisz im Jahre 1941 sowie mit dem damaligen Gemeindevorsteher August Pohl und dessen Sohn Guntram Erich befassen, dem der völkische Verlag Mittgart gehörte. 

Kontakt:
Stadtarchiv Erkrath
Bahnstr. 16
40699 Erkrath
Telefon: 0211/2407-3223
Telefax: 0211/2407-3235

Quelle: Hyacinta Hovestadt, Westdeutsche Zeitung, 3.8.2006

Bildband über Barsbüttel

Die Gemeinde Barsbüttel mir ihren vier Ortsteilen liegt im Süden Schleswig-Holsteins, ihre westliche Gemeindegrenze ist zugleich die Landesgrenze zur Hansestadt Hamburg. In seiner nunmehr 777-jährigen Vergangenheit konnte Barsbüttel vieles von seinem ländlichen Charakter bewahren. Der Barsbütteler Gemeindearchivar Carsten Walczok hat nun einen informativen Bildband über die Entwicklung Barsbüttels, Kreis Stormarn, von der Kaiserzeit bis zur heutigen Großgemeinde in den 1970er Jahren zusammengestellt. Erschienen ist der Bildband im Sutton-Verlag in der Reihe "Archivbilder"

Drei Jahre lang wählte Carsten Walczok aus hunderten von Fotos aus dem Gemeindearchiv, dem Kreisarchiv Stormarn und aus Privatsammlungen diejenigen aus, die seiner Meinung nach am besten das Leben auf dem Lande dokumentieren. Deshalb finden sich neben zahlreichen Alltagsszenen auch viele Fotos, die die Menschen bei den unterschiedlichsten Freizeitvergnügungen zeigen. Aber auch die Kriegs- und Nachkriegsjahre kommen nicht zu kurz.

Eine große Hilfe bei seiner Arbeit war dem Archivar der Barsbütteler Bürgerverein, denn deren Mitglieder hatten über viele Jahre hinweg unzählige Fotos gesammelt und sie dann dem Gemeindearchiv übergeben. Sie erinnerten sich auch  an so manche Begebenheit in Zusammenhang mit den Fotos, so dass es möglich war, zu den meisten Fotos auch  ausführliche Texte zu verfassen.

Info:
Carsten Walczok
Barsbüttel
Reihe: Die Reihe Archivbilder
96 Seiten , 160 Bilder , 300 g , 16,5 x 23,5 cm, Softcover
ISBN-10: 3-89702-987-1
ISBN-13: 978-3-89702-987-3
Preis: 17,90 € [D]

Kontakt:
Gemeindearchiv Barsbüttel
Stiefenhoferplatz 1
22885 Barsbüttel
Tel.: 040/670 72 118
Fax: 040/670 72 – 101/ od. 102

Quelle: Alice Friedrich, Hamburger Abendblatt, 3.8.2006

Schusterwerkstatt fürs Museum Industriekultur in Osnabrück

Ulrich Brinkmann, Gemeindearchivar von Belm, Kreis Osnabrück, übergab jetzt die komplette Werkstatt  – inklusive sämtlicher Geschäftsunterlagen – des Belmer Schuhmachermeisters Wilhelm Thies (1896-1981) und seines Vorgängers Horstmann dem Leiter des Museums Industriekultur in Osnabrück, Rolf Spilker. Die Werkstatt war bereits vor gut zehn Jahren in den Besitz des Museums übergegangen. Nach einer zwischenzeitlichen Lagerung im Gemeindearchiv Belm wurde jetzt die Werkstatt in die neu konzipierte Dauerausstellung "Industrialisierung des Handwerks" übernommen, die die Entwicklung der einzelnen Handwerke vor Ort dokumentieren soll.

Von Interesse sind nicht nur die zahlreichen Werkzeuge und Einrichtungsgegenstände, sondern auch die Dokumente und Geschäftsunterlagen, die sich noch bis vor kurzem in Familienbesitz befanden. Dazu gehören Inventarverzeichnisse, Fotos, Verkaufsbücher, Handwerkskarte sowie Gesellen- und Meisterbrief von Wilhelm Thies. Besonders aufschlußreich sind jedoch die Anschreibbücher, denn sie belegen, dass zahlreiche Kunden nicht in der Lage waren, die bestellte Ware sofort oder überhaupt zu bezahlen. Diese säumige Zahlungsmoral bedrohte nicht selten sogar die Existenz der Handwerker selbst.

Vielleicht spielte dieses auch eine Rolle dabei, dass der Schuhmacher Thies nebenbei noch eine Gaststätte betrieb und auch für den Verkauf von Lebensmitteln zuständig war. Außerdem übernahm er Sattlerarbeiten und vertrat den Standesbeamten.  

Ab dem 12. November 2006 kann nicht nur diese Schusterwerkstatt, sondern auch die Entwicklung anderer Handwerke hin zur Industrie – wie zum Beispiel die Stellmacherei, der Wagenbau, die Mühlentechnik und die Papierherstellung –  in der Dauerausstellung im Museum Industriekultur besichtigt werden. Darüber hinaus kann man sich dort auch über die regionale Wirtschafts-, Technik-, Bergbau- und Sozialgeschichte informieren.

Kontakt:
Museum Industriekultur 
Haseschachtgebäude
Fürstenauer Weg 171
49090 Osnabrück
Tel.:  (0541) 9 12 78 46

Quelle: Osnabrücker Zeitung, 2.8.2006

Grönings Erben

Bruno Gröning (1906-1959) war nicht nur der bekannteste, sondern auch der umstrittenste „Geistheiler“ im Deutschland der Nachkriegzeit. Keine andere Heilerpersönlichkeit hat in diesem Zeitraum eine ähnlich große Schar von Anhängern um sich gesammelt wie der ursprünglich aus Danzig stammende Gröning. Dem Charismatiker mit den stechenden Augen und dem markanten „Kropf“ wurde seitens seiner Anhängerschaft eine fast schon religiöse Verehrung zuteil, während die große Schar der Kritiker ihn als Scharlatan brandmarkte und bekämpfte. 

\"Bruno-Gröning-Kalender

Seit 1949 war Grönings Name in aller Munde. Zehntausende Heilungsuchende pilgerten zu den Auftritten und Wirkungsstätten des selbsternannten „Wunderdoktors“. In sämtlichen Bevölkerungsschichten, in der Presse, in Funk und Fernsehen wurde heftig und kontrovers über Gröning diskutiert. Politik, Justiz und Wissenschaft setzten sich intensiv mit seiner Heilertätigkeit und dem von ihm ausgelösten Massenphänomen auseinander. Grönings spektakuläre Karriere vom Hafenarbeiter zum berühmten Wunderheiler kann demzufolge als bemerkenswerter, historiographisch allerdings noch wenig aufgearbeiteter Teil der Mentalitäts- und Gesellschaftsgeschichte der frühen Bundesrepublik betrachtet werden. 

Die Wirkmächtigkeit Bruno Grönings hat sich auch nach seinem relativ frühen Tod 1959 weiter fortgesetzt, insbesondere durch die Aktivitäten einer Reihe von eingeschworenen Gruppierungen und Vereinen, in denen man Grönings Lehren kontinuierlich propagiert und sein geistiges Erbe weiter trägt. Aus dem Umfeld dieser untereinander gespaltenen und zumeist sehr kritisch beurteilten Bruno-Gröning-Freundeskreise konnte das IGPP-Archiv vor kurzem die umfangreiche Sammlung eines Gröning-Adepten übernehmen (neuer Bestand 20/16). Publikationen und Vereinsmitteilungen, zahlreiche Korrespondenzordner, eine reichhaltige Pressesammlung, Hunderte von Tonbandaufnahmen und diverse Devotionalien dokumentieren die Biographie und öffentliche Wahrnehmung des „Wunderheilers“ sowie die innere Struktur und Gedankenwelten seiner Anhängerschaft. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
http://www.igpp.de

Abb.: Bruno-Gröning-Kalender für 1990 (© IGPP-Archiv)

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv 08-06, 1.8.2006

Archivalienaustausch zwischen Bayern und dem Salzburger Landesarchiv

Infolge der neuen Grenzregelung auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815, die zur Teilung des Reichsfürstentums Salzburg führte, wurden Aktenbestände, die sowohl die Salzburger als auch die Berchtesgadener Geschichte betrafen, auseinander gerissen. Denn bei ihrem Rückzug aus Salzburg im Jahre 1816 nahmen die Bayern alle Archivalien mit, die sich auf ihr neues Territorium auf dem linken Ufer von Saalach und Salzach bezogen. Da es sich hierbei jedoch überwiegend um geschlossene Bestände handelte, war es nicht möglich, nur einzelne Dokumente herauszulösen. Aus diesem Grunde befanden sich Akten in bayerischem Besitz, die eigentlich nach Salzburg gehörten, während andererseits wichtige Unterlagen zur bayerischen Geschichte im Salzburger Landesarchiv lagerten.

Um diesen Missstand zu beseitigen wurden bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Verhandlungen über einen Austausch geführt. Diese standen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 kurz vor ihrem erfolgreichen Abschluss, fanden danach aber ein jähes Ende. Erst achtzig Jahre später wurden erneut Verhandlungen über einen Aktenaustausch aufgenommen. Im Jahre 2000 erhielten die bayerische und die österreichische Archivverwaltung staatlicherseits den Auftrag, den notwendigen Aktenaustausch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ein erster Austausch von Akten fand dann im Jahre 2003 im Salzburger Landesarchiv statt. Nach weiteren Recherchen in beiden Archiven fand nun am 27. Juli 2006 in der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern in München der abschließende Austausch statt.

Das Landesarchiv Salzburg erhielt auf diesem Wege wertvolle Urkunden, Akten und Landkarten zurück. Als besondere Kostbarkeit wird dabei die 1,20 mal 1 Meter große Landkarte von Johann Jakob Fürstaller angesehen, auf der das Erzstift Salzburg im Jahre 1780 abgebildet ist. Als Austausch dafür erhielt das bayerische Archiv sieben laufende Meter Akten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, in denen die Geschichte Berchtesgadens dokumentiert ist. Damit sehen beide Archive den Austausch als abgeschlossen an, denn Lücken innerhalb bestehender Serien konnten geschlossen und Bestände sinnvoll ergänzt werden. Die übrigen in Frage kommenden Archivalien enthalten wichtige Informationen, die für beide Seiten von Interesse sind. Deshalb wurde beschlossen, die betreffenden Archivalien in digitalisierter Form beiden Archiven zur Verfügung zu stellen.

Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Geschichte Bayerns und Salzburgs liefert auch der Tagungsband "Vom Salzachkreis zur EuRegio. Bayern und Salzburg im 19. und 20. Jahrhundert". Dieser wurde gemeinsam von Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayern und von Dr. Fritz Koller, Leiter des Salzburger Landesarchivs, herausgegeben. Hierbei handelt es sich um Vorträge der wissenschaftlichen Tagung München, die am 25. und 26. November 2004 stattfand (Sonderveröffentlichungen der Staatlichen Archive Bayerns Nr. 4, Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs Nr. 14/ München/Salzburg 2006). Deutsche und österreichische Wissenschaftler setzen sich darin mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der wirtschaftlichen, politischen und geistigen Entwicklung seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auseinander.

Der Band enthält folgende Beiträge: Alfred Stefan Weiß: Salzburg als Objekt der Außenpolitik in Wien und München 1789-1816. Fritz Koller: Vom „Kaiser“ bis zum Dachstein – Der bayerische Salzachkreis 1810-1816. Hans Roth: Das bayerische Salzburg. Der Rupertiwinkel – Veränderungen einer Identität 1816-1945-1972. Peter Pfister: Die kirchliche Neuordnung. Das Ende der bayerischen Kirchenprovinz mit dem Metropolitansitz in Salzburg; Johannes Lang: Bayern in Salzburg. Marginalien zur älteren Geschichte der Bayerischen Saalforste; Hermann Rumschöttel: Grenzüberschreitende Weichenstellungen. Die österreichische Kaiserin-Elisabeth-Bahn und die bayerische Tauern-Bahn. Christian Dirninger: Der „kleine Grenzverkehr“. Wechselnde Orientierungen in der Migration von Arbeitskräften und im Kaufkraftabfluss nach 1945. Alfred Scharf: Bayern und Salzburg im Wechsellicht oder Gott erhalte uns unsere Vorurteile. Friederike Zaisberger: Streiflichter auf Salzburg-Aufenthalte von Wittelsbachern im 19. Jahrhundert. Robert Hoffmann: Salzburg und das Vorbild von Bayreuth – Wagnerrezeption in der Mozartstadt. Oskar Dohle: Unruhige Grenze – Unruhige Nachbarn. Salzburg und Bayern 1918-1938 vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NSDAP. Ernst Hanisch: Der Reichsgau Salzburg im Hintergrund der „Führerresidenz“ Obersalzberg. Manfred Seifert: Volkskultur und Brauch in Salzburg und Bayern.

Kontakt:
Salzburger Landesarchiv
Michael-Pacher-Str. 40
A-5020 Salzburg 
0662/8042/4521 oder 4527 
0662/8042/4661 
landesarchiv@salzburg.gv.at 

Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns
Schönfeldstr. 5
80539 München
Tel.: +49 89/28638-2482
Fax: +49 89/28638-2615
poststelle@gda.bayern.de

Quelle: Land Salzburg, Pressemitteilung, 27.7.2006; Der Standard, 27.7.2006; Salzburger Nachrichten, 27.7.2006

Staatsminister besuchte Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth

Am 26. Juli 2006 besuchte Bernd Neumann, MdB, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, in Begleitung des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk (CSU) das Lastenausgleichsarchiv, eine Außenstelle der Abteilung B (Bundesrepublik Deutschland) des Bundesarchivs. Zu Beginn des Besuchs gab die Vizepräsidentin, Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz, einige Informationen zum Bundesarchiv an seinen verschiedenen Dienstorten, und der Leiter der Außenstelle, Dr. Ulrich Ringsdorf, erläuterte die Einrichtung und ihre Bestände und zeigte bei einem Rundgang besonders interessante Stücke. Darunter waren etwa Lastenausgleichsakten von früheren Inhabern von Handwerksbetrieben, die in der Stadt Auschwitz angesiedelt waren und mit Fotos ihre frühere Tätigkeit dort belegten, um nach Umsiedlung in die Bundesrepublik Entschädigungen für ihre materiellen Verluste, die sie bei der Flucht aus der besetzten Stadt erlitten hatten, zu beantragen.

Besonderes Interesse fanden Unterlagen aus dem Projekt zur Ostdokumentation, das in den 50er und 60er Jahren unter der Leitung von Theodor Schieder durchgeführt wurde und bei dem Vertriebene selbst Beschreibungen ihrer früheren Wohnorte und ihrer Erlebnisse in den letzten Kriegstagen erstellt haben. Darunter gibt es Darstellungen persönlicher Erfahrungen, aber auch Rekonstruktionen von Stadtplänen mit Angaben der früheren Wohnungsinhaber oder Aufzeichnungen von Verwaltungsbeamten über die Struktur ihrer früheren Behörde und ihre Tätigkeit. Aus der Erinnerung wurde so eine ganze untergegangene Welt rekonstruiert und kann heute im Archivgut des Bundesarchivs nachvollzogen werden. 

Das Lastenausgleichsarchiv archiviert vor allem die bei den Lastenausgleichsämtern der Städte und Landkreise entstandenen Akten und repräsentiert damit das gemeinsame Schicksal einer Bevölkerungsgruppe, die für die Geschichte der Bundesrepublik, ihre Identität und das gemeinsame Gedächtnis eine wichtige Rolle spielte. – Da Staatsminister Neumann die Hauptdienststelle Koblenz des Bundesarchivs aus seiner früheren Tätigkeit als Jury-Mitglied beim Deutschen Filmpreis bereits gut kennt, zeigte er großes Interesse jetzt auch noch die Berliner Dienststelle in Lichterfelde kennen zu lernen. 

Kontakt:
Bundesarchiv
Dr.-Franz-Straße 1
95445 Bayreuth
Telefon 0921/4601-0 
Telefax 0921/4601-111 
laa@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 28.7.2006