Wertheims Angebote zur Stadtgeschichte

Im Jahr 2006 steht die Wertheimer Stadtgeschichte im Mittelpunkt der Arbeit des Historischen Vereins, des Grafschaftsmuseums und des Archivverbundes. In der vom Staatsarchiv in Verbindung mit der Volkshochschule Wertheim zwischen April und Oktober angebotenen Vortragsreihe \“Stadtgeschichte(n)\“ geht es um den \“Lebensweg des Ritters Wolfram von Eschenbach", um \“Wertheim als fränkische Residenzstadt der frühen Neuzeit", um die "Infrastrukturpolitik in Wertheim 1850 bis 1939 am Beispiel der Flussschifffahrt\“ sowie abschließend um das Thema \“Ackerbürger in der Residenz. Stadtwirtschaft und Stadtverfassung in Wertheim und in Südwestdeutschland\“.

Der dritte bundesweite "Tag der Archive" am 6. Mai, der 17. Tag der Heimatforschung am 6. Oktober und die Veranstaltung \“Alltagsleben in Wertheim – Eine Spurensuche im Wertheimer Archiv\“ runden das Programm ab. In einer Veranstaltung des Historischen Vereins erinnert Dr. Harald Stockert am 18. Oktober an ein weiteres Jubiläum: \“1806 – Wertheim wird badisch\“. 

Kontakt:
Staatsarchiv Wertheim
Bronnbach 19
97877 Wertheim
Telefon: 09342/91592-0
Telefax: 09342/91592-30
stawertheim@la-bw.de

Quelle: Fränkische Nachrichten, 17.3.2006

25 Jahre Kreisarchiv Plön

Das Kreisarchiv Plön wurde am 6. April 1981 nach einem Beschluss des Kreisausschusses ins Leben gerufen. Zusammengefasst wurden danach insgesamt vierzehn Privatarchive, die von Bürgern gespendet worden sind. Die Akten der Kreisverwaltung aus der Zeit von 1867 bis ca. 1950 sind, bis auf die in Plön verbliebenen Akten der Kommunalaufsicht, an das Landesarchiv Schleswig-Holstein abgegeben und dort verzeichnet worden. Die Akten der Kreisverwaltung ab 1950 liegen, durch Kartei, hauseigene Kataloge und Computerdateien erschlossen, im Archiv. 

Das Kreisarchiv ist räumlich der Kreisverwaltung angeschlossen und wird hauptamtlich von Kreisarchivarin Heide Beese verwaltet. Ihre Auskünfte für die Bürger beziehen sich auf viele Bereiche. In Beeses Büro häufen sich Anfragen um Nachweise über ehemalige Zwangsarbeiter, die Rentenansprüche geltend machen möchten. Andere wollen Erben ermitteln, Ahnenforschung betreiben, Schüler lernen hier für ihre Leistungskurse, Studenten gründen ihre Semesterarbeiten auf den Fundus, wieder andere wollen Ortschroniken erarbeiten oder darin blättern. Die Ortshandwerkerschaft Plön gab vor Jahren ihr umfangreiches Handwerksarchiv in die Obhut Beeses. 

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Kreisarchivs Plön am 6. April 2006, findet um 18.00 Uhr eine spezielle Veranstaltung im Museum des Kreises Plön statt, in der die Geschichte und Arbeit des Archivs gewürdigt werden soll. Wie die Plöner Kreisverwaltung mitteilt, werde bei diesem Jubiläum die Ausstellung „Politik der Nachkriegszeit – Anfänge des Parteilebens“ eröffnet. Die Jubiläumsrede werde der ehemalige Landrat des Kreises Plön, Dr. Wolf-Rüdiger von Bismarck, zum Thema „Erinnerungen an die Einrichtung des Kreisarchivs“ halten und die Kreisarchivarin Heide Beese spricht anschließend zum Thema „Freud und Leid einer Archivarin.

Kontakt:
Kreisarchiv Plön
Hamburger Straße 17/18
24306 Plön
Telefon 04522/ 743-469
Telefax 04522/743-289

Quelle: Pressemitteilung, Kreis Plön, 15.3.2006

Archivierung der Wolfsburger Stadtgeschichte

Am 21. März 2006 wurden im Verwaltungsvorstand der Stadt Wolfsburg aktuelle Themen des Stadtgeschehens vorgestellt und diskutiert. Dem Verwaltungsvorstand gehören neben dem Oberbürgermeister, dem Ersten Stadtrat und der Stadtbaurätin weitere Verwaltungsvertreter an.

Dr. Birgit Schneider-Bönninger, die Leiterin des Stadtarchivs Wolfsburg, präsentierte dem Gremium eine Vorgehensweise zur Sicherung stadtgeschichtlich wertvoller Dokumente der Tochtergesellschaften der Stadt. \“Aufgrund der Ausgliederungen einiger Organisationseinheiten der Kernverwaltung in verschiedene Rechtsformen (z.B. WAS – Wolfsburger Abfallwirtschaft und Straßenreinigung, BZW – Berufs- und Bildungszentrum Wolfsburg) ist es erforderlich, dass das dort auftretende Archivgut, d.h. bedeutendes Material für die Dokumentation der Stadthistorie und -entwicklung, für nachfolgende Generationen bewahrt, professionell und nachvollziehbar gesichert wird\“, stellte Dr. Schneider-Bönninger die Thematik dar.

Der Verwaltungsvorstand stimmte Birgit Schneider-Bönninger zu, dass verbindliche Modalitäten für die Archivgutübernahmen unabdingbar sind, um die geschichtliche Dokumentation Wolfsburgs langfristig zu sichern. In Anlehnung an bestehende Regelungen in anderen Städten (z.B. Lüneburg) sollen nun mit den jeweiligen Gesellschaften und Anstalten öffentlichen Rechts in der nächsten Zeit einzelvertragliche, individuelle Vereinbarungen abgeschlossen werden, um u.a. auch gesetzliche Aufbewahrungspflichten zu berücksichtigen (z.B. aus Gründen des Steuer-, Haftungs- oder Handelsrechts). Diese Vorgehensweise bietet den städtischen Tochterorganisationen eine Grundorientierung für den Umgang mit ihren Dokumenten und Materialien – und das Stadtarchiv wird in die Lage versetzt, die Schriftgutüberlieferungen, etc. als wichtiges Kulturgut zu sichern.

Kontakt:
Stadtarchiv Wolfsburg
Goethestraße 10a (Goetheschule, Eingang C)
38440 Wolfsburg
Telefon: 05361 – 275739
Telefax: 05361 – 275757 
birgit.schneider-boenninger@stadt.wolfsburg.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Wolfsburg, 21.3.2006

Archiv-Nachrichten Niedersachsen 9/2005

Soeben erschienen ist Heft 9 der \“Archiv-Nachrichten Niedersachsen\“, u.a. mit den Schwerpunktthemen \“Archivische Bewertung\“ und \“Historische Bildungsarbeit\“. Das Heft wird von der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Kommunalarchive (ANKA) e.V. und dem Niedersächsischen Landesarchiv herausgegeben und erscheint jährlich seit 1997. 

Inhalt:

  • ANKA-Tagung 2005: Pflicht oder Kür? Archivische Pflichtaufgaben contra historische Bildungsarbeit
  • Karl Heinz Schneider: Wünsche und Anforderungen von Forschung und Lehre an die Archive 
  • Birgit Schneider-Bönninger: \“Ran an die Quellen!\“: Praxis Archivdidaktik – Das Wolfsburger Modell 
  • Karljosef Kreter: Archivische Bewertung – Erfahrungen und Perspektiven (Einführung zum Themenschwerpunkt)
  • Rose Scholl: Bewertung von Personalakten
  • Kerstin Rahn: Informationsfluten filtern – Archivische Bewertung im Ressort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport
  • Michael Schütz: Bewertung von Schulakten und Akten der ehemaligen Bezirksregierung 
  • Cornelia Regin: Bewertung von Krankenhausakten – Erfahrungen und Beispiele aus dem Stadtarchiv Hannover
  • Ingo Wilfling: Erfahrungen ehrenamtlicher Archivare mit \“Bewertung\“
  • Bernd Utermöhlen: Erfahrungen bei der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems bei der Stadt Buxtehude
  • Karl-Ernst Bungenstab: Digitale Kulturgutsicherung mit Ein-Euro-Jobs
  • Hans-Reinhard Fricke: Langzeiterfahrungen mit einem digitalen Archiv
  • Ekkehard Just: \“Low-budget\“-Ausstellungen [im Stadtarchiv Northeim]
  • Martina Jung: Ausstellungen der Planungsgruppe \“ikon\“ 

Aus der Arbeit der Archive 

  • Gerd Steinwascher: Die Auflösung der Bezirksregierungen und ihre Folgen für das Niedersächsische Landesarchiv am Beispiel Oldenburg 
  • Brage Bei der Wieden: The Baltic Connections: ein internationales Kooperationsprojekt zum Nachweis von Archivbeständen
  • Birgit Kehne: Das Internet-Projekt \“Die Chronik des Sweder Schele\“
  • Karljosef Kreter: Das Gedächtnis \’vor Ort\‘. Eine Ausstellung zur historischen Bildungsarbeit der Kommunalarchive im Niedersächsischen Landtag
  • Melsene Johansen: Das Helmstedter Stadtarchiv 
  • Cornelia Regin: Ruhe im Karton? Anmerkungen zum Verhältnis von sozialen Bewegungen und öffentlichen Archiven
  • Karl-Heinz Grotjahn: Vom Wert ländlicher Pfarrarchive für die Rekonstruktion vermögensrechtlicher Streitigkeiten – Ein Beispiel 
  • Hans-Martin Arnoldt: Normung im Bereich der Schriftgutverwaltung
  • Nicolas Rügge: Archivkurse online. Nützliche Internet-Angebote im Überblick

ANKA-Angelegenheiten

  • Aus der Mitgliederversammlung der ANKA e.V. 2005 
  • Vorschau auf die Mitgliederversammlung 2006 

Regionalgruppen und Arbeitskreise

  • [Tagungsort 2006:] Geschichte und Zukunft der Stadt Wolfsburg 
  • Programm der 44. Arbeitstagung der ANKA e.V. in Wolfsburg [27.-28. März 2006]

Aktuell und Interessant

  • iznAIDA-online – Die Datenbank des Niedersächsischen Landesarchivs
  • Niedersächsisches Wirtschaftsarchiv Braunschweig
  • Lüneburg als Weltkulturerbe: Die Rolle des Stadtarchivs
  • Sagen, Siegel, Signaturen – Geheimnisse im Stadtarchiv Hameln
  • Arbeitsgelegenheiten (sog. Ein-Euro-Jobs) in Archiven 
  • Nachlese(n) [Margarete Sturm-Heumann, Christian Heppner]
  • Bekanntmachungen und Termine 

Info:
\“Archiv-Nachrichten Niedersachsen" 9/2005
Umfang: 172 S., zahlreiche Abbildungen; Preis: 6,- € zuzüglich Versandkosten 
ISSN 1617-6820
Bezugsadresse: ANKA-Geschäftsstelle c/o Stadtarchiv Göttingen (per Mail: e.boehme@goettingen.de).
Redaktion: Dr. Birgit Kehne, Osnabrück (birgit.kehne@nla.niedersachsen.de); 
Rose Scholl, Garbsen (stadtarchiv-garbsen@t-online.de)

http://www.anka-online.net .

Die Operationszone Alpenvorland (Tagung)

Vom September 1943 bis zum Kriegsende waren die drei Provinzen Bozen, Belluno und Trient in der Operationszone Alpenvorland unter nationalsozialistischer Herrschaft zusammengefasst. Die Historiker der drei Länder beschäftigten sich zwar eingehend mit der Thematik, konzentrierten sich aber jeweils auf eine einzelne Provinz. Auf einer Tagung in Bozen (23. März), Trient (22. und 25. März) und Belluno (24. März) wird die gemeinsame Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels Geschichte angegangen. 

Die Studientagung wird vom Trentiner \“Museo storico", dem Südtiroler Landesarchiv und dem \“Istituto storico bellunese della Resistenza ed età contemporanea\“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Gustavo Corni (Universität Trient) vom 22. bis 25. März veranstaltet und von den Provinzen Trient, Bozen und Belluno gefördert. Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur spricht am kommenden Donnerstag (23. März), wenn die Tagung in der Freien Universität Bozen Halt macht, Grußworte.

In den vergangenen Jahren hat es bereits mehrere Untersuchungen gegeben, die sich mit der Zeit von 1943 bis 1945 beschäftigten. Sie konzentrierten sich aber großteils auf das Gebiet der einzelnen Provinzen Trient, Bozen oder Belluno. Diese Tagung will die Operationszone Alpenvorland erstmals aus einem breiteren und übergreifenden Blickwinkel behandeln, unterstanden die drei Provinzen 1943 bis 1945 doch einer einzigen (und einheitlichen) Verwaltung. Ziel ist es somit, eine erste Gesamtschau der verschiedenen Wirklichkeiten in der „Operationszone Alpenvorland“ im Kontext der deutschen Besetzungspolitik zu erarbeiten. Zu den verschiedenen Themenschwerpunkten der Tagung gehören dabei der Handlungsablauf bei der Besetzung, ihre politischen, administrativen und militärischen Aspekte sowie die Beziehungen der Zonenverwaltung zur „Repubblica Sociale Italiana“ und zu den militärischen Behörden. 

Ein weiteres, durchaus heikles Thema der Tagung wird die Untersuchung von Formen der „Kollaboration“ von Seiten der Bevölkerung und der Zivilverwaltung sowie der keineswegs immer eindeutigen Haltung der lokalen Führungsschichten, der Wirtschaft, der Institutionen und nicht zuletzt der kirchlichen Stellen sein. Thematisiert werden schließlich auch Formen der Resistenz und des Widerstands, unter besonderer Berücksichtigung der Haltung der Bevölkerung, des Militärs, der Parteien und des CLN (Comitato di liberazione nazionale), sowie die Verbindung zu antifaschistischen Strömungen in den drei Provinzen. Methodisch wird die Tagung vor allem im Zeichen des historiographischen Vergleichs stehen: Die „Operationszone Alpenvorland“ wird eingebettet in den europäischen und nationalen Kontext, aber auch unter dem Aspekt der verschiedenen Gegebenheiten in den drei Provinzen untersucht.

Info:
Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg. Studientagung 22.-25. März 2006:
Die Tagung wird am Mittwoch, 22. März um 17 Uhr in Trient Fakultät für Soziologie, Via Verdi 26) eröffnet, geht am Donnerstag, 23. März von 9.30 bis 18 Uhr in der Freien Universität Bozen (Sernesistraße 1) und am Freitag, 24. März in Belluno (ITI „Segato“, Piazza Piloni) von 9.30 bis 18 Uhr weiter und wird am Samstag, 25. März in Trient (Fakultät für Soziologie, Via Verdi 26) abgeschlossen.

Quelle: Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilung des Landespresseamtes, 15.3.2006

55. Thüringischer Archivtag 2006 in Sömmerda

Der diesjährige 55. Thüringische Archivtag wird am 14. Juni 2006 im Volkshaus in Sömmerda stattfinden. Das Thema der Fachtagung lautet „Wirtschaftsüberlieferung in Thüringen – Tradition und Gegenwart“. 

Folgende Referate werden zu hören sein:

  • Dr. Norbert Moczarski, Thüringisches Staatsarchiv Meiningen: „Bilanz und Perspektiven wirtschaftlicher Überlieferung in den Archiven Thüringens“
  • Astrid Rose, Stadtarchiv Erfurt: „Wirtschaftsschriftgut als eine unverzichtbare Quelle der Kommunalgeschichtsforschung – Übernahme und Bearbeitung von Wirtschaftsschriftgut im Stadtarchiv Erfurt“
  • Dr. Thorsten Wehber, Leiter des Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrums beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Bonn: Die historische Überlieferung von Banken und Sparkassen“

Als Beiprogramm zum Archivtag wird eine Führung durch das Historisch-Technische Museum im Dreyse-Haus oder eine Besichtigung des Historischen Kulturwanderweges Industriepark Sömmerda angeboten.

Kontakt:
Für weite Informationen zum Ablauf des Archivtages stehen der Vorstand des Thüringer Archivarverbandes (c/o Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, Tel. 03672/ 4319-12 und der Ortsausschuss (Kreisarchiv Sömmerda, Tel. 03634/354-852, Stadtarchiv Sömmerda) zur Verfügung.

Das Ende der Überlieferungsbildung?

Am 54. Thüringischen Archivtag, der am 15. Juni 2005 erstmals in Hildburghausen stattfand nahmen 85 Archivarinnen und Archivare sowie Gäste aus Thüringen, Hessen und Bayern teil. Wie in jedem Jahr gliederte sich der Thüringische Archivtag in eine Fachtagung mit einer speziellen Thematik und in die Mitgliederversammlung des Thüringer Archivarverbandes. Seit mehreren Jahren findet auch die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalarchivare im Thüringer Archivarverband im Rahmen des Thüringischen Archivtages statt. – Die Fachtagung des 54. Thüringischen Archivtages stand unter der Frage "Büroautomation – Das Ende der Überlieferungsbildung?".

Dr. Andrea Hänger, Referatsleiterin für elektronische Archivierung im Bundesarchiv Koblenz, stellte archivische Anforderungen für die Aussonderung elektronischer Akten anhand des neuen DOMEA-Aussonderungskonzeptes vor. Bereits im Jahr 1996 hatte die Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnologie in der Bundesverwaltung im Rahmen ihres DOMEA-Projektes Konzepte zu erarbeiten, um die Einführung der elektronischen Vorgangsbearbeitung organisatorisch und technisch zu bewältigen. DOMEA® steht für Dokumentenmanagement und Archivierung im elektronisch gestützten Geschäftsgang. Das DOMEA-Konzept hat die ganzheitliche elektronische Erfassung eines Geschäftsganges zum Ziel. Organisationskonzept und Anforderungskatalog räumen den archivischen Anforderungen einen weiten Raum ein. Für die Steuerung des Aussonderungsprozesses sind die drei Angaben der Aufbewahrungsfrist, der Aussonderungsart und der Transferfrist besonders wichtig. Die Integration archivischer Anforderungen in das DOMEA-Konzept verdeutliche, so führte Hänger weiter aus, den engen Zusammenhang der Aussonderung und Archivierung mit der behördlichen Schriftgutverwaltung und trage dazu bei, dass bereits bei der Einführung von Systemen zur elektronischen Vorgangsbearbeitung die Aussonderung Berücksichtigung finde. 

Dr. Robert Zink, der Direktor des Stadtarchivs Bamberg, referierte zum Thema "Digitale Daten und kommunale Archive. Die Aufgaben des EDV-Ausschusses der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK)". Neben seinen Ausführungen zur Entstehung und Entwicklung der Bundeskonferenz der Kommunalarchive und deren 1991 eingerichteten EDV-(Unter-)Ausschuss berichtete Zink auch über die weiteren Planungen des EDV-Ausschusses. Diese sehen die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Archivierung von komplexen Strukturen wie Websites, Foren und Geo-Informationssystemen vor, nachdem diesem Bereich bislang wenig Beachtung geschenkt wurde. Auf Grund des sehr komplizierten Geflechts von Bewertungs-, Rechts- und Technikfragen und wegen der bisher insgesamt geringen Erfahrungen auf diesem Gebiet sei allerdings mit einem Ergebnis erst mittelfristig zu rechnen. Neben dem Erfahrungsaustausch innerhalb des Ausschusses und der Beobachtung der fachlichen Entwicklungen werde der Ausschuss zudem Informationen erarbeiten, denen ein besonderer Wert für die bevorstehenden Aufgaben bei der Archivierung digitaler Daten in den Kommunalarchiven zukomme.

Dr. Christoph Popp vom Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte erläuterte Strategien eines Kommunalarchivs für die dauerhafte Archivierung digitaler Unterlagen. Er sprach von den Chancen der elektronischen Archivierung und warnte allein vor dem "Nichts-Tun": Wenn Daten erst einmal gelöscht seien, "dann ist die Überlieferungslücke nicht mehr zu schließen". Fehler hingegen ließen sich korrigieren. Weder die Sorge vor dem Wechsel von Dateiformaten noch die Sorge vor einer schnell überholten Speichermedienwahl sollte die Archive von der digitalen Archivierung abschrecken. Popp resümierte, dass die elektronische Archivierung letztlich keine Frage der EDV-Technik, sondern der Organisation sei. Die "neue" Dimension der Technik sei zuallererst eine Herausforderung für die IT-Spezialisten vor Ort. Die Archivarinnen und Archivare seien demgegenüber aus langjähriger Erfahrung in der Lage, klare Anforderungen zu formulieren, was aufzubewahren ist und was nicht. 

Die Vorträge sind im Sonderheft 2005 des Mitteilungsblattes "Archive in Thüringen" veröffentlicht worden und auch auf der Homepage des Thüringer Archivarverbandes nachzulesen.

In der Mitgliederversammlung des Thüringer Archivarverbandes wurde die Reaktion auf die 2002 auf dem Thüringischen Archivtag in Altenburg verabschiedete Resolution zur Rückführung von Archivbeständen aus Sachsen-Anhalt nach Thüringen diskutiert. Dazu wurde mitgeteilt, dass das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt eine Rückgabe, mit Ausnahme einiger kleinerer Bestände, ablehnt. Als Kompromiss wird derzeit die Verfilmung der Bestände diskutiert. Die Kosten dafür würde der Bund übernehmen. Außerdem wurde eine Referendarin aus dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar mit der Aufgabe betraut, die Thematik Archivalienfolgen bei Territorialveränderungen zu untersuchen. In Bezug die Ansprüche von Kommunen auf Rückführung von Archivgut wurde erneut eindeutig festgestellt, dass diese nicht durch die Staatsarchive vertreten werden können. Die Kommunalarchive bzw. die entsprechende Kommunen müssen die Verhandlung selbständig führen.

Termine:
Der 55. Thüringische Archivtag findet am 14. Juni 2006 zum Thema \“Wirtschaftsüberlieferung in Thüringen – Tradition und Gegenwart\“ in Sömmerda statt (Einladung). Vom 10. bis 11. Juli 2007 wird dann in Eisenach ein gemeinsamer Archivtag Hessen – Thüringen stattfinden. Dieser Archivtag steht unter dem Leitthema \“Archivlandschaft Hessen – Thüringen, Probleme und Perspektiven\“.

Download: Vollständiger Tagungsbericht zum 54. Thüringischen Archivtag 2005 von Katrin Beger.

58. Westfälischer Archivtag in Bad Oeynhausen

Der am 14. und 15. März 2006 im Kurpark Bad Oeynhausen abgehaltene 58. Westfälische Archivtag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) widmete sich zwei Hauptthemenkomplexen: Neben der Kooperation zwischen den Archivsparten ging es um Erfahrungen mit aktuellen Archivbauten und -einrichtungen in Westfalen-Lippe (Programm).

Im Mittelpunkt der 1. Arbeitssitzung stand die Frage nach der Kooperation zwischen den Archivsparten. Deutlich wurde die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit der Landesarchivverwaltung NRW mit dem Kommunalarchivwesen. Gerade die Beschränkung der Übernahme des Schriftguts aus der Landesarchivverwaltung aus finanziellen Gründen gefährdet nach Ansicht der Kommunalarchivare eine angemessene Berücksichtigung der regionalen Interessen. Bemängelt wurde deshalb die zu späte Berücksichtigung der kommunalen Aspekte in den Bewertungsarbeitsgruppen der Landesarchivverwaltung. Anders als in Baden-Württemberg, wo bereits bei Beginn der Überlegungen auch Kommunalarchivare/innen mit einbezogen waren, erfolgt in NRW die Einbeziehung zu spät und unzureichend.

In der 2. Arbeitssitzung berichteten Archivarinnen und Archivare aus fünf Kommunen von ihren Erfahrungen beim Bau und bei der Einrichtung von Archiven. Licht, Temperatur, Feuchtigkeit – viele Faktoren müssen bei der Unterbringung von Archivalien beachtet werden. Auch ein Kloster kann ein geeigneter Standort sein: Dort hat die Stadt Arnsberg nun ihr Kommunalarchiv untergebracht (siehe Bericht vom 29.10.2004). Zugleich wurde deutlich, dass die Neunutzung von Altbauten stets auch mit archivtechnischen Kompromissen einhergeht.

In der Aktuellen Stunde wurde u.a. erläutert, wie Kommunen ihre Akten vor dem Verfall retten können: Die rund 200 anwesenden westfälischen Archivarinnen und Archivare lernten das neue Landesprogramm zur Entsäuerung von Archivalien kennen. Durch das chemische Verfahren werden dem Papier Säuren entzogen, die maschinell produziertes Papier seit etwa 1850 enthält. \“Ohne die Entsäuerung würden die Archivalien in den nächsten Jahrzehnten zu Staub zerfallen\“, sagte Professor Dr. Norbert Reimann, der Leiter des Westfälischen Archivamtes in Münster. Das Land übernehme 70 Prozent der Kosten der Entsäuerung. 

Weiteres Thema der Fachtagung: NORA soll im Katastrophenfall unwiederbringliche Archivalien retten. Das Notfallregister Archive (NORA) wurde vor dem Hintergrund des Elbe-Hochwassers vom Bund eingerichtet. In der Datenbank sind die wichtigsten Daten zu Standorten von Dokumenten und Ansprechpartnern verzeichnet (Eig.Ber./Pressestelle LWL).

Von Warendorf nach Bielefeld

Mit der bekannten ostwestfälischen Aufgeschlossenheit für Neues wird in einer Zeitungsglosse \“der Neue\“ im Stadtarchiv Bielefeld begrüßt: \“Der gute Mann ist nämlich weitgehend unbekannt in dieser Stadt\“. Nachdem die nicht unumstrittene Umstrukturierung des Bielefelder Stadtarchivs – Archiv und Landesgeschichtliche Bibliothek verloren ihre Selbständigkeit und wurden unter dem Dach und der Leitung der Stadtbibliothek gebündelt – nach der Pensionierung von Professor Reinhard Vogelsang für eine beinahe zweijährige Vakanz der Leiterstelle gesorgt hatte, konnte der Posten nunmehr immerhin wieder besetzt werden.

Dr. Jochen Rath M.A. (38), der bisherige Leiter des Kreisarchivs Warendorf, wird zum 1. Juli 2006 die Institutsleitung des Stadtarchivs und der Landesgeschichtlichen Bibliothek Bielefeld übernehmen. Der gebürtige Lemgoer hat nach dem Studium der Neueren Geschichte, der Politik- und der Historischen Hilfswissenschaften in Münster, wo er 1997 mit einer Arbeit über die Hansestädte und die Konflikte Braunschweigs mit den Welfen im 17. Jahrhundert promoviert wurde, die Archivschule Marburg absolviert. Berufliche Stationen waren vor seiner Warendorfer Zeit das Niedersächsische Staatsarchiv Bückeburg und das Landeshauptarchiv Koblenz. Rath, der seit 2005 auch Sprecher des Arbeitskreises der nordrhein-westfälischen Kreisarchive ist, konnte sich gegen 33 Mitbewerber durchsetzen.

Kontakt:
Stadtarchiv Bielefeld
Rohrteichstraße 19
33602 Bielefeld
Tel. 0521/51 24 71 
Fax 0521/51 68 44
stadtarchiv@bielefeld.de

Quelle: Neue Westfälische, 16.3.2006

Mannheimer Publikationen zur Jüdischen Geschichte

Seit langem zählt die Erforschung der Geschichte jüdischen Lebens in Mannheim zu den Schwerpunkten der vom Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte herausgegebenen Veröffentlichungen. In letzter Zeit Jahren sind dazu drei wichtige und interessante Publikationen erschienen, auf die in Zusammenhang mit der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit nochmals hingewiesen wird, weil sie – jede auf ihre Art – deutlich machen, was Mannheim durch die gründliche Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten verloren gegangen ist. 

Die erst vor wenigen Wochen erschienene Dissertation von Britta Waßmuth greift mit den „Mannheimer Hofjuden des 18. Jahrhunderts“ ein Thema auf, das sowohl für die Mannheimer Stadtgeschichte als auch für die überregionale Geschichtsschreibung von großem Interesse ist. Mit Lemle Moses Reinganum erlangte zu Ende des 17. Jahrhunderts erstmals ein in Mannheim wohnhafter Jude den Status eines kurpfälzischen Hoffaktors. Nachdem die Stadt 1720 von Kurfürst Karl Philipp zur Residenz erhoben wurde, stieg die Zahl der Hofjuden in Mannheim an. Insgesamt lebten zwischen 1720 und 1778 in Mannheim 27 Hoffaktoren, mehr als die Hälfte aller bekannten kurpfälzischen Hofjuden. Karl Philipp brauchte Hofjuden für Finanztransfers, ohne die in Mannheim niemals das Schloss hätte erbaut werden können. Die Mannheimer Hofjuden konnten ihrer Rolle als Finanziers des Kurfürsten aber nur durch enge Vernetzung mit anderen wichtigen jüdischen Familien in Deutschland gerecht werden. Wichtige Kontakte bestanden daher nach Wien, München, Stuttgart, Frankfurt, Hannover und Berlin. Die interessante und detaillierte Studie schließt eine Lücke in der Mannheimer Geschichtsschreibung. 

Ein beeindruckendes Zeugnis für lebendige jüdische Vereinskultur ist das „Goldene Buch des Liederkranzes“ – die Chronik eines bedeutenden jüdischen Männergesangvereins, der mehr als 80 Jahre lang ein wichtiger Teil des Mannheimer Kulturlebens gewesen ist. Konzerte und Aufführungen des Liederkranzes waren musikalisch hoch ambitioniert, das gesellige Vereinsleben von einer großzügigen, originellen und fröhlichen Leichtigkeit geprägt. Davon erzählen die zwei erhaltenen künstlerisch hochwertig gestalteten Bände, die im Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt werden. Digitalisiert und auf CD-ROM gebrannt stehen diese wunderbaren Seiten einer außergewöhnlichen Vereinschronik allen Interessierten zur Verfügung – adäquat verpackt in eine von Susanne Schlösser geschriebene und schön gestaltete Broschüre, deren Lektüre neugierig macht auf das eigene Stöbern im „Goldenen Buch des Liederkranzes“.

Mit einem großzügigen Blick über die jüdische Geschichte Mannheims, den Beitrag der jüdischen Bevölkerung zur Mannheimer Stadtgeschichte, aber auch die Friktionen und Konflikte bis hin zur Entstehung des politischen Antisemitismus an der Wende zum 20. Jahrhundert leitet Hans-Joachim Hirsch seine Studie zur Entstehung des Glaskubus in den Mannheimer Planken ein. Gewissermaßen als Vorgeschichte zur Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens aus der Stadt, die eine sehr lebendige Gemeinde, ja die bedeutendste im deutschen Südwesten beherbergte. Anknüpfend an die nur unzureichend bewältigte Vergangenheit des Holocaust deckt der Autor in seinem nachdenklichen Textbeitrag moralische Defizite in der Aufarbeitung auf, versteht es aber auch, Entstehung und Entwicklung einer engagierten Gedenkkultur in den gesellschaftlichen Kontext der Mannheimer Stadtgeschichte einzubinden. Die Einweihung des Glaskubus versteht er als politische Geste, Zwischenschritt auf dem Weg zu einer abschließenden Einbindung des Geschehenen in einen bildungspolitischen Kontext. Dem attraktiv gestalteten Bändchen sind Übersichten der auf dem Gedenkkubus eingestrahlten Namen beigegeben, mit denen man einzelne Namenszüge auf den Glastafeln lokalisieren kann. Beiträge des für den Entwurf zeichnenden Künstlers Jochen Kitzbihler, des die bauliche Seite betreuenden Prof. Helmut Striffler sowie des Mannheimer Kulturdezernenten Dr. Peter Kurz runden das Erscheinungsbild dieser Publikation ab. 

Info:
Britta Waßmuth: Im Spannungsfeld zwischen Hof, Stadt und Judengemeinde. Soziale Beziehungen und Mentalitätswandel der Hofjuden in der kurpfälzischen Residenzstadt Mannheim am Ausgang des Ancien Régime (Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Mannheim – Institut für Stadtgeschichte Nr. 32). 296 Seiten zzgl. 16 Seiten in Farbe. Ludwigshafen 2005. pro MESSAGE. ISBN 3-934845-30-4. 24,00 € 

Susanne Schlösser: Das Goldene Buch des Liederkranzes. Die Chronik eines jüdischen Männergesangvereins in Mannheim 1856-1938. 36 S. mit CD-ROM (Stadtgeschichte digital Nr. 4). Herausgegeben vom Verein der Freunde des Stadtarchivs Mannheim e.V. Mannheim 2004. Verlagsbüro v. Brandt. ISBN 3-926260-64-5 12,00 € 

Hans-Joachim Hirsch: „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen“. Die Gedenkskulptur für die Jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Mannheim (Kleine Schriften des Stadtarchivs Mannheim 23). 120 S. mit 43 Abbildungen. Mannheim 2005. Verlagsbüro v. Brandt. ISBN 3-926260-65-3, 15,00 € 

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-Center
Collinistr. 1
D-68161 Mannheim 
Fon +49 621 293-7027
Fax +49 621 293-7476
stadtarchiv@mannheim.de

Quelle: Stadt Mannheim, Pressemitteilung, 15.3.2006