Die Dresdner Archive und Bibliotheken bereiten sich auf die Langzeitfolgen der \“Digitalen Revolution\“ vor und erproben Methoden, um aus der wachsenden Menge elektronischer Dokumente die wichtigsten für die Nachwelt zu erhalten. Konzepte und erste Systeme für die Langzeitarchivierung digitaler Unterlagen werden im Dresdner Stadtarchiv und in der Sächsischen Landes- und Unibibliothek (SLUB) bereits entwickelt.
Etwa 15 bis 20 Prozent der Akten, die das Stadtarchiv Dresden pro Jahr von der Stadtverwaltung und anderen Dresdner Institutionen übernimmt, liegen inzwischen digital vor, schätzt Archivleiter Thomas Kübler. Der Bedarf an einer Archivierung elektronischer Dokumente, die in zehn oder gar hundert Jahren benutzbar sind, wächst Tag für Tag. Für das Sächsische Hauptstaatsarchiv in Dresden sieht Dr. Thekla Kluttig Handlungsbedarf, weil der simple Ausdruck elektronischer Dokumente, z.B. bei Datenbanken mit korrelierfähigen Informationen, zu einem Verlust an Nutzwert führen würde.
Die technischen Lösungen für die Langzeitarchivierung stecken noch in den Kinderschuhen. Kürzlich erst beschloss die Deutsche Forschungsgemeinschaft, in Oldenburg ein Leistungszentrum zu fördern, das die Frage klären soll, wie elektronische Dokumente dauerhaft vorgehalten werden können. Sachsen will aber nicht solange warten, bis ein nationales Konzept vorliegt. So wird die SLUB in wenigen Wochen ein erstes Konzept für die Archivierung digitaler Daten vorlegen, demzufolge elektronische Bilder im tif-Format archiviert werden, Texte nach Möglichkeit in den Ursprungsformaten. Um diese auch ein paar Software-Generationen später lesen zu können, müsse man regelmäßig Schnittstellen programmieren, um alte Daten mit aktuellen Programmen einlesen zu können, erläutert Dr. Wolfgang Frühauf, der Landesbeauftragte für Bestandserhaltung.
Bisher verfolgen die Archive noch unterschiedliche Strategien: Das Bundesarchiv speichert die Daten doppelt, auf CD-ROM und auf digitalen \“DAT\“-Tonbändern, kopiert diese alle fünf bis zehn Jahre um. Und fehlen auch dem Sächsischen Staatsarchiv Technik, Geld und Personal, um ein eigenes Archivierungskonzept für elektronische Akten zu schaffen, so ist man im Dresdner Stadtarchiv hingegen bereits weiter: Hier wird ab Mai 2006 die Schweizer Software Scope eingeführt, die digitale Texte, Bilder und Videos weitgehend selbstständig archivieren soll. Die Digitalakten finden anschließend Platz im Rechenzentrum der Stadt.
Kontakt:
Sächsische Landesbibliothek –
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Landesstelle für Bestandserhaltung
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01069 Dresden
Landesbeauftragter f. Bestandserhaltung:
Dr. phil. habil. Wolfgang Frühauf
Telefon: (03 51) 46 77 – 700
Telefax: (03 51) 46 77 – 701
fruehauf@slub-dresden.de
Quelle: Heiko Weckbrodt, Dresdner Neueste Nachrichten, 8.9.2005