»Der Wind ist erheblich rauer geworden«. Bericht vom 57. Westfälischen Archivtag in Bad Lippspringe

Die 57. Auflage der Fachtagung westfälischer Archivarinnen und Archivare, die am 15. und 16. März 2005 im Kongresshaus Bad Lippspringe vom Westfälischen Archivamt (WAA) in Münster ausgerichtet wurde, stand unter einem Oberthema, das zugleich mehrere Aspekte gegenwärtiger „Archivarbeit unter veränderten Rahmenbedingungen“ ansprechen sollte. Dabei berührte das Potpurri der Themen immer wieder rechtliche Fragen archivischer Tätigkeit und verwies damit über die alltägliche Praxis der einzelnen Archivarin und des einzelnen Archivars hinaus auf jene Grundlagenbereiche, die nur gemeinsam mit anderen Fachämtern oder in Kooperation mit anderen institutionellen Partnern umzusetzen sind: So referierte während der Arbeitssitzungen an den beiden Kongresstagen ein Unternehmensberater über das Neue Kommunale Finanzmanagement (NKF), erläuterte ein Vertreter der Paderborner Agentur für Arbeit die geltenden Regelungen bei der Nutzung von 1 Euro-„Jobbern“, behandelten je zwei Vorträge urheberrechtliche Fragen der Digitalisierung sowie die Probleme bei der Einführung neuer Musteraktenpläne für Kommunalverwaltungen.

\"Zum

Angesichts der Komplexität und auch der Aktualität mancher dieser Grundlagenthemen hatte der scheidende Ltd. Landesverwaltungsdirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Abt. Kulturpflege), Wilm Brepohl, in seinem Grußwort zur Tagung zutreffend antizipiert, dass der 57. Westfälische Archivtag eher ein „Forum für den Erfahrungsaustausch als eine Plattform fertiger Archivkonzepte“ sein würde. Selbst der inhaltlich anregende Eröffnungsvortrag von Wulff E. Brebeck (Kreismuseum Wewelsburg) über den Gedächtnisort Wewelsburg machte deutlich, wie langwierig und schwierig die Erarbeitung und Umsetzung eines pädagogischen Programms für die angestrebte dokumentarische Dauerausstellung sein kann, wenn es gilt, die belastende Vergangenheit der zeitweiligen Kult- und Terrorstätte der SS sowie des Konzentrationslagers Niederhagen/Wewelsburg über Generationengrenzen sowie über örtliche Widerstände und Konflikte hinweg im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft historisch fundiert zu verankern.

\"1.

Auf ganz aktuelle Ergebnisse konnte sich in der anschließend beginnenden 1. Arbeitssitzung Wolfgang Bockhorst (WAA) beziehen, der die Antworten auf einen im Januar 2005 an die 249 westfälisch-lippischen Kommunen versandten Umfragebogen zur Situation der jeweiligen Kommunalarchive auswertete. Bei einem Rücklauf von 60 bis 70 Prozent konnte er recht repräsentative Aussagen über die personelle und finanzielle Ausstattung sowie die und räumliche Unterbringung der Archive machen: Es zeichnete sich dabei ab, dass Archive mit geringer personeller und räumlicher Ausstattung auch technisch unterdurchschnittlich ausgerüstet sind. Hauptamtlich betreute Archive gebe es erst bei Kommunen mit einer Größe von etwa 20.000 Einwohnern. Je kleiner eine Kommune hingegen ist, desto eher treffe man dort auf neben- oder gar ehrenamtliche Archivare und desto vielfältiger und undurchsichtiger seien zugleich aber auch die Aufgaben der betreffenden Archive. Etatkürzungen bei Archiven aller Größenordnungen (bei Großstadtarchiven werde derzeit um fünf bis zwanzig Prozent gekürzt) würden die Archivarbeit zudem erschweren. Haushaltssicherungskonzepte hätten dabei, wie Bockhorst unterstrich, nur geringen Einfluss auf die Stellensicherung – im Gegenteil: Haushaltssicherung bedeute in der Regel Etatkürzung. Der Wind sei erheblich rauer geworden, resümierte Bockhorst seine Eindrücke aus der Umfrage und deutete an, dass vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwicklung womöglich ein verstärktes Zugehen auf die Gründung von kombinierten „Instituten für Stadtgeschichte“ eine bedenkenswerte Alternative zu vielen herkömmlichen Ein- bis Zwei-Personen-„Miniarchiven“ sein könne.

Auf diese Art wären dann vielleicht auch die kommunalen Leistungserbringungen den vorhandenen Ressourcen anzupassen, wie es die Zielrichtung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements ist. Jürgen Storms von der mit dem NKF betrauten Hamburger Mummert Consulting AG erläuterte die Gründe für den doppischen Kommunalhaushalt sowie die finanztechnischen Abläufe des zum 1. Januar 2005 in Kraft getretenen NKF-Netzwerkes. Er wies dabei implizit und explizit darauf hin, dass es für die Archive bei der Beschreibung und Bewertung ihrer Produkte bzw. Leistungen darum gehe, die Grundlage für die geforderte „Output-Orientierung“ zu schaffen.

Ein sodann derart gerecht zu bewertendes Archiv könnte sich dann auch verstärkt der Ressourcengewinnung widmen, um die es im zweiten Teil der 1. Arbeitssitzung ging. Dabei informierte Bibiana Rintelen über die Sponsoring-Praxis ihrer Westfälischen Provinzial Versicherung AG (Münster), die vor allem eine Affinität zur Zielgruppe besitzen müsse – wodurch anwesende Archivare, die sich sogleich als solche entboten, jedoch weniger ins Blickfeld geraten. Clemens Graf von Looz-Corswarem (Stadtarchiv Düsseldorf) führte unterhaltsam und anschaulich in die zumeist pragmatisch durchgeführte Gewinnung personeller Ressourcen seines Archivs ein und erläuterte den Umgang mit und die Arbeitsorganisation von Werkstudenten, GzA-Kräften, Praktikanten, verwaltungsintern umgesetzten Mitarbeitern sowie ehrenamtlichen Kräften. Er zog ein insgesamt positives Fazit unter die langjährigen Erfahrungen des Stadtarchivs mit dem Einsatz von Hilfskräften und betrachtet diese ganz unterschiedlich veranlagten Personenkreise nicht nur als eine Chance für die Öffnung der Archive nach außen, sondern auch – ganz unprofessoral – für die Erweiterung des eigenen Horizontes! Die Sektion „Ressourcengewinnung“ beschloss Ferdinand Greitemeier von der Agentur für Arbeit in Paderborn mit einem bemerkenswert feinfühligen Einblick in die neuerdings gegebenen Möglichkeiten der Schaffung von „Arbeitsgelegenheiten“ auf der Basis von 1 Euro-Jobs. Er machte deutlich, dass es um einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesem – zunächst von ihm wie von vielen anderen kritisch betrachteten – Instrumentarium der Beschäftigung von Arbeitslosen im Kontext von ALG II gehe – verantwortungsbewusst gegenüber den betroffenen Menschen wie auch gegenüber den zu erhaltenden Planstellen in Unternehmen und Verwaltungen.

\"Messestand

Am Mittwochmorgen folgte die 2. Arbeitssitzung zu dem Themenbereich \“Rechtsfragen bei der Digitalisierung von Archivalien\“. Im ersten Vortrag referierte Anette Wohlgemuth (Münster) über die Erschließung, Digitalisierung und Internetpräsentation von Fotos am Beispiel des Westfälischen Kunstvereins. Das Archiv des Westfälischen Kunstvereins wurde 1977 dem WAA als Depositum übergeben. Im Hinblick auf das im nächsten Jahr anstehende 175-jährige Jubiläum des Kunstvereins wurde ein zweiter Teil übernommen, der u.a. ein umfangreiches Fotoarchiv umfasste. Die Referentin ging in ihrem Vortrag auf die nähere Zusammensetzung des Fotobestands und die Vorgehensweise bei der Erschließung ein, wobei sie auch das eigens für diesen Bestand definierte Erschließungsformular vorführte und die einzelnen Felder erläuterte.
Darüber hinaus wurde die technische Aufbereitung und Digitalisierung der Fotos, Dias und Negative thematisiert. Diese wurden mit einer relativ geringen, jedoch ausreichenden Auflösung eingescannt und in die Datenbank eingebunden. Im letzten Teil ihres Vortrags zeigte Frau Wohlgemuth die Schwierigkeiten bei der Veröffentlichung der Fotos im Internet auf. Da eine Darstellung der digitalisierten Fotos im Internet als Vervielfältigung anzusehen ist und die Verbreitung von Werken allein dem Urheber derselben zusteht, stelle die Präsentation vor allem der Fotos, für die kein Fotograf ermittelt werden könne, ein großes Problem da. Selbst von den bekannten Fotografen müsse vor der Veröffentlichung eine Genehmigung eingeholt werden. Daher werde zur Zeit für den Bestand des Westfälischen Kunstvereins \“nur\“ über eine eingeschränkte Nutzung mit Hilfe des Intranets für Recherchezwecke nachgedacht.

Der daran anschließende Vortrag von Rainer Polley (Archivschule Marburg) beschäftigte sich näher mit den Rechtsfragen bei der Benutzung und Präsentation von Online-Findmitteln und digitalisierten Archivalien. Polley führte zu Beginn seines Vortrags vor Augen, dass diese Fragestellung die Berücksichtigung einer Reihe von Rechtsgrundlagen erfordere. So seien das Telekommunikationsrecht, das Urheberrecht, das Archivrecht und das im BGB verankerte Eigentumsrecht an Sachen zu berücksichtigen. Die folgenden Ausführungen Polleys beschränkten sich auf die Vermittlung des vor allem betroffenen Urheberrechts. Dabei ging es schwerpunktmäßig darum, wann und wie lange ein Werk urheberrechtlich geschützt sei, bei wem das Verwertungsrecht für das Werk liege und welche Möglichkeiten bestehen, sich diese Rechte vertraglich zu sichern, sowie wann und in welcher Form die Vervielfältigung von Werken möglich sei. In der abschließenden Diskussion wies der Referent immer wieder darauf hin, gerade bei der Veröffentlichung von Bildern im Internet die Rechtslage gründlich zu prüfen.
Im Anschluss an die Sektion über neue Musteraktenpläne für Kommunalverwaltungen beschloss eine aktuelle Stunde mit weiteren archivrechtlichen, aber vor allem auch archivtechnischen Fragen den von rund 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besuchten 57. Westfälischen Archivtag.

Claudia Brack/Jens Murken (Bielefeld)

NÖ Landesarchiv: Viele Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter

Im Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten wurden seit 2000 rund 24.000 Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem Nazi-Regime sowie 1.600 Anfragen in Bezug auf den Raub jüdischen Vermögens registriert. Eine Kooperation des Landesarchivs mit dem Holocaust Memorial Museum in New York ist in Planung. Sie soll dazu beitragen, das archivierte Material aus rund einer Million Akten auf Mikrofilm zu übertragen. 

Als zentrale Forschungsstelle, historische Schatztruhe und Drehscheibe des kollektiven Gedächtnisses des Landes seien das Landesarchiv bzw. das Institut für Landeskunde \“unerlässlich für Niederösterreich\“, betonte Landesrat Wolfgang Sobotka bei der Präsentation der kommenden Arbeitsschwerpunkte des Archivs. Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des Themas "Staatsvertrag in Niederösterreich". Sämtliche Orts- und Stadtarchive im Bundesland sollen deshalb analysiert und optimiert werden. Zur Professionalisierung der Arbeit von Hobbyarchivaren bzw. Heimat- und Familienforschern werden Kurse abgehalten. Das bereits im Jahr 1517 als Registratur der Stände genannte NÖ Landesarchiv umfasst derzeit etwa 38.000 Regallaufmeter Archivalien – wie Akten, Urkunden, Handschriften, Nachlässe, Bild- und Tonquellen vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Kontakt:
NÖ Landesarchiv
Landhausplatz 1 
(Haus Kulturbezirk 4) 
3109 St. Pölten
Telefon Kanzlei 02742/9005-12044 
Telefon Information 02742/9005-16264 
Fax 02742/9005-12052 
post.k2archiv@noel.gv.at 

http://www.noel.gv.at/service/k/k2/landesarchiv.htm

Quelle: NÖN Niederösterreichische Nachrichten, 16.3.2005

Fünf Kilometer Akten im Krefelder Stahlschrank

Nur ab und zu dürfen Besucher einen Blick in das \“Allerheiligste\“ des Krefelder Stadtarchivs werfen, berichtet die WZ. Denn dort lagern wahre Schätze, unter anderem eine Pergamenturkunde aus dem Jahr 1216, aber auch ein Kochbuch aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Am besten vertieft sich der interessierte Besucher erst gar nicht in die Schätze, beginnt nicht zu lesen, denn dann kommt er nie mehr aus diesem riesigen Raum heraus. \“Fünf Kilometer Schriftstücke, Akten und Unterlagen liegen hier\“, sagt Archivarin Elisabeth Kremers und schmunzelt. \“Eine ist interessanter als die andere.\“ 

Die Temperatur liegt konstant bei 18 Grad, die Luftfeuchtigkeit beträgt 55 Prozent, es gibt nur Kunstlicht in der großen Halle. \“Dies sind die Bedingungen, unter denen sich Papier am besten hält\“, weiß sie. Wer nicht an die Temperatur gewöhnt ist, geht am besten nur mit einer dicken Jacke hinein. \“Wir haben weniger Angst vor einem Brand als vor dem Löschwasser\“, berichtet sie weiter. \“Die Feuerwehr weiß, dass sie bei einem Brand nicht zu Wasser, sondern zu Pulver greifen muss.\“ Die größten Schätze sind jedoch in Stahlschränken und dicker Verpackung bestens gesichert. 

Zu allererst dient das Archiv als Lager für Akten der Stadt Krefeld. Personalangelegenheiten, Bauleit- und Flächennutzungspläne. Das komplette Verwaltungsschriftgut lagert hier. \“Die Verwaltung produziert zwangsläufig Papierhaufen von niedrig geschätzt 750 Metern im Jahr. Da wir erst fünf Kilometer haben, ist es unsere Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen und nur historisch und juristisch wichtige Dokumente abzulegen", erklärt Elisabeth Kremers. 

Info
Stadtarchiv Krefeld
Girmesgath 120 / Postfach 2740
D-47727 Krefeld
Telefon: 02151-862701
Telefax: 02151-862710

Quelle: Chrismie Fehrmann, Westdeutsche Zeitung, 15.3.2005

Mörikes Nachlass jetzt in Marbach

Der Nachlass des schwäbischen Dichters Eduard Mörike (1804-1875) hat im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) eine neue Bleibe gefunden. Die Gesellschaft hatte die Sammlung von Briefen, Manuskripten und Kalendern Mörikes für zwei Millionen Euro gekauft. Der Nachlass befand sich zuvor im Besitz der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. 

Den Kauf finanzierten das Land Baden-Württemberg und private Sponsoren. Der Nachlass besteht aus 6.000 Blättern. Zahlreiche Briefe und persönliche Kalender aus dem Nachlass sind nun für Wissenschaft und Forschung zugänglich. Das Marbacher Mörike-Archiv arbeitet seit 1967 an der ersten historisch-kritischen Gesamtausgabe des schwäbischen Dichters. In diesem Jahr sollen drei weitere Bände erscheinen.

Kontakt:
Deutsche Schillergesellschaft e.V.
Schiller-Nationalmuseum
Deutsches Literaturarchiv
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach am Neckar
Telefon: +49 (0)71 44 / 8 48-0
Telefax: +49 (0)71 44 / 8 48-2 99

Quelle: SWR, 15.3.2005

Personenstandsunterlagen zwischen Schutz und Dienstleistung

Personenstandsunterlagen standen im Mittelpunkt der 5. Frühjahrstagung der Fachgruppe 1 im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., die am 11. März in Brühl stattfand. Anlass war das 50-jährige Jubiläum des Personenstandsarchivs Brühl und das 40-jährige Jubiläum des Personenstandsarchivs Detmold. Beide Archive verwahren die Zivilregister, Kirchenbuchduplikate und standesamtlichen Nebenregister aus dem Bereich des Landes Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich verwahrt Brühl die Kirchenbücher der linksrheinischen Kirchengemeinden, die 1798 während vom französischen Staat eingezogen wurden. Mit diesem Überlieferungsprofil sind sie einzigartig in der Bundesrepublik.

\"PSA

Diese Jubiläen gaben Anlass, über die Personenstandsunterlagen als historische Quellen zu sprechen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Benutzbarkeit. Insbesondere die standesamtlichen Nebenregister werden zur Zeit nach dem Personenstandsgesetz geführt. Dies bedeutet eine große Erschwernis für die allgemeine Benutzung, da diese nur unter erheblichen Beschränkungen möglich sind. Demgegenüber sind die Kirchenbücher sowohl der evangelischen Landeskirchen in NRW bereits unter den Bedingungen des allgemeinen Archivrechts benutzbar, die katholischen Kirchen werden in Kürze folgen. Eine Änderung deutet sich allerdings auch für die standesamtlichen Register an, wenn das zur Zeit in Diskussion befindliche Personenstandsrechtsreformgesetz in dieser Form verabschiedet wird. Dann hätten die Länder die Möglichkeit, über den Ort der Archivierung zu bestimmen. Auch würden diese Register dann unter das Archivrecht und entsprechend unter eine gleitende Sperrfrist fallen. Diese enorme Erleichterung der Benutzung nicht nur für die genealogische Forschung wird schon lange gewünscht.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war die Frage nach dem Stellenwert der genealogischen Forschung. Möglichkeiten der Auswertung genealogischer Quellen wurden diskutiert, aber auch die Frage nach der Aufgabe der Archive. Stellen veröffentlichte Digitalisate von Kirchenbüchern eine Fortschritt in Richtung Verbesserung des Dienstleistungsangebot öffentlicher Archive dar oder entstehen dadurch unkontrollierbare „vagabundierende“ Drittüberlieferungen?

Insgesamt überzeugte die Veranstaltung durch das hohe Niveau der Diskussion und durch die gelungene Einbeziehung auch anderer beteiligter Archivsparten, wie die Kirchenarchive.

(Wolfgang Günther, Bielefeld)

(Link zu einem weiteren, ausführlichen Tagungsbericht von Christian Reinicke und Bettina Joergens)

Postkarten und historische Dokumente über Radbod

Seit 1905/06 legte die Bergwerksgesellschaft Trier in der zum Kreis Lüdinghausen und zum Regierungsbezirk Münster gehörenden Landgemeinde Hövel mit der Abteufung von Schacht I eine Kohlenzeche an, die den Namen des friesischen Fürsten Radbod (679-719) erhielt, der dem iroschottischen Mönch und späterem Utrechter Erzbischof Willibrord (um 658-739) bei seinen Bekehrungsversuchen großen Widerstand entgegengesetzt hatte. In Radbod wie auch in der benachbarten Landgemeinde Bockum errichtete die Bergwerksgesellschaft in mehreren Etappen ausgedehnte Arbeitersiedlungen.

Jetzt wurde in den Sparkassenräumen in Bockum-Hövel in Anwesenheit von knapp 100 Besuchern die Ausstellung \“100 Jahre Radbod – Postkarten und historische Dokumente\“ eröffnet. Die historischen Ansichten zeigen die Zeche und die Kolonie Radbod. 128 Postkarten wurden aus einer privaten Sammlung zur Verfügung gestellt.

Wertvoll sind die Exponate, die das Stadtarchiv Hamm im zweiten Teil der Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Elke Hilscher wies in ihrer Einführung besonders auf das Personenstandsregister aus dem Jahre 1908 hin. Das Amt Bockum-Hövel, das am 1. April 1908 rechtswirksam wurde, hatte dieses Register geführt, das Einblick in die Vielzahl der Menschen gibt, die wegen der Arbeitsplätze auf Radbod nach Bockum-Hövel kamen. Auch in dieser Bildersammlung wird deutlich, dass \“der Bergbau zwischen Idylle und Knochenarbeit pendelt\“. Die Zeche hat den Menschen aber \“Heimat und Zuhause\“ gegeben, auch wenn der Investor aus der Fremde kam, so Hilscher.

Quelle: Westfälischer Anzeiger, 15.3.2005

In Pinneberg ins 17. Jahrhundert reisen

„Heute das Gestern für Morgen bewahren“ oder „Zukunft braucht Herkunft“ ist eine Zusammenstellung von Stadtarchiven überschrieben, die der Kreis Pinneberg herausgegeben hat. Eines der ältesten Archive, die öffentlich zugänglich sind, ist das der Stadt Elmshorn. Es wurde 1980 gegründet und in seiner Anfangszeit ehrenamtlich geleitet. Mittlerweile ist aus dem ehemals reinen Verwaltungsarchiv eine umfassende Sammlung der Geschichte geworden.

Eine umfangreiche Fotosammlung Schenefelder Stadtansichten ist im Archiv des Rathauses zu finden. Auch Sammlungen zu Vereinen, Schulen und Kirchen wurden seit der Gründung des Archivs im Jahre 1981 zusammen getragen. Die Sammlung, die als reines Verwaltungsarchiv begonnen wurde, wird gerade um Material von Firmen und Einzelpersonen erweitert. Das Archiv wird ehrenamtlich betreut.

Erst vor neun Jahren begann Pinneberg mit dem Aufbau einer Stadtsammlung. Neben Verwaltungsschriftgut ist inzwischen eine umfangreiche Sammlung an Fotos dazu gekommen. Novum im Kreis: Die in der Volkshochschule bestehende „Geschichtswerkstatt“ arbeitet eng mit der Stadt zusammen. Eines der größten Archive im Kreis befindet sich in Wedel. Dort sind Unterlagen der Stadt ab 1602 zu finden. Sie werden ergänzt durch Material der Gemeinden Schulau (ab 1786) und Spitzerdorf (ab 1627). 

Quelle: Eveline Düstersiek, Kieler Nachrichten, 14.3.2005

Bundestag erprobt digitalen Geschäftsgang

Der Deutsche Bundestag wird in nächster Zeit die elektronische Einbringung und Verteilung von Drucksachen erproben. Eine Änderung der Geschäftsordnung ermöglicht künftig auch digitale und mit digitaler Signatur versehene Gesetzentwürfe, Anträge und Beschlussempfehlungen.

Sollte die Pilotierung positive Ergebnisse zeigen, könnte wie in Österreich auch in Deutschland ein elektronisches Gesetzgebungsverfahren bis hin zur elektronischen Publikation im Gesetzblatt auf den Weg gebracht werden. Anforderungen an die Archivierung sollen bereits in der Pilotierungsphase Berücksichtigung finden.

Link:
http://dip.bundestag.de/btd/15/047/1504798.pdf

Kontakt:
Angela Ullmann
Deutscher Bundestag
Ref. WD 3 – Parlamentsarchiv
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel 030 / 227 35662
Fax 030 / 227 36817
www.bundestag.de/archiv

Dienstgebäude:
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Büro 5.735
11011 Berlin, Nordallee/Schiffbauerdamm

Der nichtakademische Archivar

Das Tiroler Landesarchiv veranstaltet zusammen mit dem Verband österreichischer Historiker und Geschichtsvereine und dem Verband österreichischer Archivarinnen und Archivare den diesjährigen Österreichischen Archiv- und Historikertag. Er findet vom 19. bis 23. September 2005 in Innsbruck statt. Während sich der 32. Archivtag unter dem Thema "Die Ausbildung in Österreich und seinen Nachbarstaaten. Leistungen, Defizite und Lösungsansätze" mit dem \“nichtakademischen\“ Archivar beschäftigt, lautet das Rahmenthema am 24. Historikertag \“Von Stadtstaaten und Imperien. Kleinterritorien und Großreiche im historischen Vergleich\“. 

Programm, Anmeldeformular und weitere Informationen zur Tagung sind auf der Homepage des Tiroler Landesarchivs zu finden:
http://www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/index.shtml

Kontakt:
Tiroler Landesarchiv
Michael-Gaismair-Straße 1
A-6010 Innsbruck
++43(0)512/508-3500, 3502 oder 3503
++43(0)512/508-3505
landesarchiv@tirol.gv.at

Archiv-Nachrichten Niedersachsen 8 (2004) erschienen

Das neue Heft der Archiv-Nachrichten Niedersachsen 8 (2004) enthält die Vorträge der ANKA-Tagung 2004 und weitere aktuelle Beiträge aus dem niedersächsischen Archivwesen.

Inhalt:

ANKA-Tagung 2004: Gewinner oder Verlierer? Die Archive und die Reform der kommunalen Verwaltung

Jochen Oltmer: Migration und Integration in Niedersachsen seit dem Zweiten Weltkrieg

Ulrike Stampa-Weßel: Veränderungen der Arbeits- und Dokumentationspraktiken in kartenproduzierenden Verwaltungszweigen

Helmut Schmidt: Electronic Government: Praktizierte Ansätze und konkrete Perspektiven

Ernst Böhme: Hitler in Göttingen: Ein Multimediaprojekt des Stadtarchivs

Heiner Schüpp: Die Emslanderschließung: Eine Handreichung für den Unterricht in siebten bis zehnten Klassen

Birgit Schneider-Bönninger: Das Stadtarchiv Wolfsburg: Lebendige Geschichte in einer jungen Stadt

Christine van den Heuvel: Ausbildung zur/zum FAMI am Hauptstaatsarchiv Hannover: Erste Erfahrungen mit einem neuen Ausbildungsberuf

Martin Kleinfeld und Rolf Wiese: Die Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg – Viele Bausteine unter einem Dach

William Boehart: Ein Modell kommunaler Zusammenarbeit: Die Archivgemeinschaft Schwarzenbek

Monika Schulte: Das Kommunalarchiv Minden als Verbundarchiv: Archiv der Stadt Minden und des Kreises Minden-Lübbecke

Bernd Kappelhoff: Die Niedersächsische Archivverwaltung und die neuen Archivorganisationsmodelle

Aus der Arbeit der Archive

Willi Baumann: Das zentrale Archiv der katholischen Kirche im Offizialatsbezirk Oldenburg

Christian Hoffmann: Die Erschließung der Wasserbaubestände im Staatsarchiv Stade Teil 2: Die Akten der Wasserbauabteilung der Regierung/Landdrostei

Nicolas Rügge:\“Fristenlösung\“ statt dauernder Verwahrung. Anmerkungen zu den neuen Aufbewahrungsbestimmungen der Justiz

Brage Bei der Wieden: Benutzerorientierung in Dänemark

Wolfgang Henninger: Das Archiv der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg im Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich

Brage Bei der Wieden: Der niedersächsische Akteneinheitsplan und seine Perspektive

ANKA-Angelegenheiten: Die ANKA und die \“Diepholzer Erklärung\“

Positionspapier \“Das Kommunalarchiv\“: Eine Empfehlung der BKK

Aus der Mitgliederversammlung der ANKA e.V. 2004

Vorschau auf die Mitgliederversammlung 2005

Die neue Internetadresse der ANKA: www.anka-online.net

Regionalgruppen und Arbeitskreise
Die ANKA tagt 2005 in Lingen
Programm der 43. Arbeitstagung der ANKA e.V. in Lingen

Aktuell und interessant
– Stadtarchiv Hameln in neuem Domizil
– Quellen zur Eisenbahngeschichte im Staatsarchiv Osnabrück: Ein neues Inventar
– Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Niedersachsen und Bremen
– Die Karte der historischen Landnutzung von Niedersachsen

Nachlese(n)
– Reflexionen zum Verhältnis von staatlichen, kommunalen und \“alternativen\“ Archiven
– Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Bückeburg
– 100 Jahre Stadtarchiv Oldenburg: Festschrift zum Jubiläum
– Autographen im Stadtarchiv Göttingen
– Leser fragen – wir antworten
– Bekanntmachungen und Termine

———————-
Archiv-Nachrichten Niedersachsen. Mitteilungen aus niedersaechsischen Archiven

Bezugsadresse (auch Abonnement-Bestellungen): ANKA e.V. c/o Stadtarchiv Goettingen, Hiroshimaplatz 4
37083 Goettingen, Tel. 0551/400-3121, Fax 0551/400-2764, e-Mail: e.Boehme@goettingen.de

Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de