»Einblicke« ins Stadtarchiv München

Das Stadtarchiv München führt in diesem Jahr seine Veranstaltungsreihe »Einblicke« fort. Einmal pro Monat werden Einblicke in die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Stadtarchivs München geboten.

Neben Vorträgen zu stadtgeschichtlichen Themen sind wieder Gespräche über die einzelnen Sammlungen des Archivs, über praktische Fragen zum archivischen Arbeiten und über Restaurierungsprojekte geplant.

Den Anfang wird am Dienstag, 25. Januar, 18.30 Uhr, Winzererstraße 68, Hans-Joachim Hecker machen, der an ausgewählten Beispielen über »Die Privilegien der Stadt München« spricht. Vom Mittelalter bis zum Ende der alten Stadtverfassung zu Beginn des 19. Jahrhunderts beruhte die Stadtverfassung auf den landesherrlichen und kaiserlichen Privilegien. Hans-Joachim Hecker zeigt an ausgewählten Beispielen deren Bedeutung und Inhalt auf.

Quelle: Münchener Wochen Anzeiger, 3. Woche 2005

Stadtarchiv München
Winzererstraße 68
80797 München
Tel. +49 (0)89 233 0308
Fax +49 (0)89 233 30830
stadtarchiv@muenchen.de

Fotos aus dem Archiv des L.A.P.D. in Zürich

Ausstellung \“The Art of the Archives\“ im Kunsthaus Zürich vom 15. Juli bis 18. September 2005. – Schon vor Jahrzehnten postulierten Künstler wie Ed Ruscha, ihre fotografische Arbeit müsse aussehen, als stamme sie von einem Polizeifotografen. Unsere Auswahl von etwa 80 Fotografien aus dem über eine Million Negative zählenden Archiv des Los Angeles Police Department interessiert sich umgekehrt für die exzellente ästhetische Qualität genau dieser Fotografie. Der intuitive Konzeptualismus, die verwirrende Nähe zur Hollywood-Fotografie und zur Ästhetik des «film noir», das Staunen über die Absurdität und Surrealität des Realen sowie die vielen Anklänge an die grosse Tradition amerikanischer Dokumentarfotografie, von Walker Evans bis Garry Winogrand, machen dieses noch unerforschte Korpus zu weit mehr als bloss einer kulturhistorischen Quelle erster Güte. In Zusammenarbeit mit fototeka, Los Angeles, The City of Los Angeles und dem Los Angeles Police Department.

Quelle: Kunsthaus Zürich

Umzug des Stadtarchivs Hamm

Nach dem Umzug des Stadtarchivs Hamm ins Technische Rathaus sind noch nicht alle Kisten ausgepackt. Mit 1 100 Quadratmetern ist die Nutzfläche doppelt so groß wie im Alten Amtshaus Pelkum. Ein Umzug zu Gunsten der Zentralität und Vernunft, aber er kostete den Charme des alten und gemütlichen Amtshauses, wie die Leiterin des Stadtarchivs ihre Gefühlen beschreibt. Dr. Elke Hilscher ist seit 1987 Leiterin des Hammer Stadtarchivs und war in ihrer \“alten Herberge\“ im Pelkumer Amtshaus ans Umziehen gewöhnt. Doch der jetzige Schritt ins Technische Rathaus ist sowohl der größte als auch der letzte in der Geschichte des Stadtarchivs, glaubt Hilscher.

Ab sofort sind die Raritäten der Stadt – unzählige Verwaltungsordner und Berge voller geschichtlicher Aufzeichnungen – im untersten Stock des Technischen Rathauses beheimatet. Trotz des eher reizarmen und trocken-funktionalen Charakters der neuen Räumlichkeiten sind die vier Mitarbeiter des Stadtarchivs in organisatorischer Hinsicht zufrieden mit dem Standortwechsel.

Der Besucherbereich wurde erhebliche erweitert, auch das Präsenzarchiv, der Ausstellungsraum, die Bibliothek und vor allem das Magazin sind nun enorm vergrößert. Doch nicht nur der Platzmangel machte den Standort in Pelkum auf Dauer untragbar. Nach Aussage von Dr. Hilscher gab es im alten Amtshaus nicht zuletzt durch die Bergsenkung erhebliche Statikprobleme. Zudem führte die Wärmebelastung unter dem Dach teilweise zu Schäden an den Schriftstücken.

Ein unschlagbarer Vorteil der neuen Lage ist die Zentralität für die Bürger, insbesondere durch gute Bus- und Bahnverbindung. Nach der offiziellen Übergabe am 6. Dezember stehen zwar immer noch jede Menge Kisten ungeöffnet vor raumhohen Regalen, der Arbeits- und Betriebsablauf pendele sich aber langsam immer besser ein. So sei gerade das Zwischenarchiv, in dem die städtischen Akten vor ihrer endgültigen Archivierung gelagert werden, im Technischen Rathaus bestens aufgehoben.

Die Wege zwischen Verwaltung und Stadtarchiv seien erfreulich kurz geworden. Hilscher scheint sich langsam mit dem modernen Bau in der fremden Umgebung anzufreunden, während sie einen zuversichtlichen Blick aus dem Fenster wirft – direkt auf einen kleinen, grünen Rasenfleck zwischen riesigen Häuserwänden.

Quelle: mic, Westfälischer Anzeiger, 19.1.2005

Aus der Werkstatt der Werksfotografen

Als der Begriff \“Globalisierung\“ noch kein Mode- und Reizwort, war scheint auch die VW-Welt bis zum Anfang der 70er-Jahre noch beinahe klein. Aufnahmen der VW-Fotozentrale zeigen Werk und Produktion, den VW-Käfer, die Stadt und seine Menschen. Die Historische Kommunikation von VW stellte gestern Abend ein Buch mit dem Titel \“Werkschau 1\“ vor. Es gibt Einblick in das Archiv Volkswagens.

Vorgestellt wurde das Buch vom Braunschweiger Fotograf Klaus G. Kohn, Vorsitzender des Museums für Photographie Braunschweig. Er bezeichnete das Buch als visuelles Porträt eines Autowerkes, der Menschen und der Stadt.

Die Aufnahmen stammen aus den Jahren zwischen 1948 und 1974, also von der Gründung der Fotozentrale bis zum Ende der Fertigung des VW-Käfers in Wolfsburg. Rund 200 000 Aufnahmen entstanden in diesen 26 Jahren. Die Fotozentrale arbeitete hauptsächlich im Auftrag der Presseabteilung, der Geschäftsführung und des Betriebsrates, der Bauabteilung, des Kundendienstes oder der Technischen Entwicklung. Meist sind die Bilder nicht einem bestimmten Autor zurechenbar

Erster Leiter der Fotozentrale wurde im Januar 1953 Willi Luther, ein Schiffbautechniker, ein fotografischer \“self made man\“, der sein Hobby zum Beruf gemacht hatte und der Fotozentrale seinen Stempel aufdrückte. Er hatte sein Handwerkszeug in den späten 30er-Jahren in Hamburg erworben.

Viele Aufnahmen sind geschönt, manchmal sind es Kunst-, oft sind es Gebrauchsaufnahmen, denen man mitunter die Hektik ihres Entstehens ansieht. Inszenierte Nachtaufnahmen lassen die Größe der Werksanlagen erahnen und veranschaulichen die Prosperität des Unternehmens. Studioaufnahmen zeigen technische Features des Käfers in hoher Präzision.

Quelle: Helmut Raabe, Braunschweiger Zeitung, 19.01.2005; Pressemitteilung der Volkswagen Media Services, 18.1.2005

Stiftung Automuseum Volkswagen Wolfsburg
Dieselstrasse 35
D – 38446 Wolfsburg
Fon: (05361) 52071 Fax: (05361) 52010

Lizenz zum Knacken: Deutsche Nationalbibliothek darf Kopierschutz umgehen

Die deutsche Nationalbibliothek hat künftig die Lizenz zum Knacken des Kopierschutzes bei urheberrechtlich geschützten Musik- und Buch-CDs. Mit der Musikwirtschaft und Buchbranche sei eine Vereinbarung getroffen worden, teilte die Deutsche Bibliothek in Frankfurt mit.

Die Abmachung war nach der Änderung des Urheberschutzgesetzes im September 2004 nötig geworden. Es verbietet grundsätzlich das Überwinden des Kopierschutzes. Die dafür nötige Technik soll die Bibliothek von der Musik- und Buchbranche erhalten.

Die Nationalbibliothek darf Vervielfältigungen für die eigene Archivierung, für den wissenschaftlichen Gebrauch, die Nutzung in Schule und Unterricht sowie von vergriffenen Werken anfertigen. Das Anfertigen der Kopien ist für die Nationalbibliothek kostenlos, Vervielfältigungen kopiergeschützter Werke im Auftrag Dritter will die Bibliothek künftig in Rechnung stellen, erklärte Bibliothekssprecher Stephan Jockel. Die Nationalbibliothek mit Standorten in Frankfurt, Leipzig und Berlin hat rund 10,5 Millionen Bücher und 300 000 Tonträger archiviert. Täglich kommen alleine 1200 Bücher hinzu.

Quelle: Rhein-Necker-Zeitung / dpa, 18.01.2005

Workshop \“Überlieferung von Unterlagen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung\“

Um den Quellenwert moderner Akten aus den Finanzverwaltungen für die historische und sozialwissenschaftliche Forschung, aber auch um deren Archivierung drehte sich ein am 10. Dezember 2004 in der Oberfinanzdirektion Münster vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (LAV NRW) organisierter Workshop (Thema: \“Die Überlieferung von Unterlagen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung – Archivierung, Quellenwert, Benutzung\“). Hintergrund der Veranstaltung, an der Archivar(innen), Historiker(innen) und Mitarbeiter(innen) der Finanzverwaltung teilnahmen, war nicht zuletzt, dass derzeit eine Projektgruppe des LAV NRW ein Archivierungsmodell für mehr als 200 abgabepflichtige Dienststellen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung erarbeitet. Ziel des Modells ist es, im Abgleich der verschiedenen Ebenen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung vorausschauend zu bestimmen, welche Unterlagen aus welcher Behörde archivwürdig sind.

Auf dem Workshop erläuterte Martina Wiech die rechtlichen Grundlagen für eine Übernahme und Nutzung von Akten der Finanzverwaltung. Mit Blick auf Bundes- und Landesarchivgesetz stellte sie fest, dass das Steuergeheimnis kein Hindernis für die Archivierung darstellt. Im Anschluss an die Klärung der rechtlichen Grundlagen präsentierte sie die bisherigen Arbeitsergebnisse der Projektgruppe hinsichtlich der Übernahme von Unterlagen aus der Landesfinanzverwaltung. Bei der Festlegung von Bewertungskriterien für Akten der Landesfinanzverwaltung wird eine Auswahl herausragender Steuerfälle angestrebt. Von den 112 im Zuständigkeitsbereich des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen gelegenen Festsetzungsfinanzämtern wurden 51 unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgewählt und mit ihnen Listen archivwürdiger Steuerfälle vereinbart. In Ergänzung dazu werden flächendeckend mit allen Betriebsprüfungsfinanzämtern Listen archivwürdiger Steuerfälle vereinbart. Eine besondere Aufmerksamkeit bei der Bewertung kommt den Oberfinanzdirektionen zu, da sie durch ihre Leitungsfunktion eine konzentrierte Dokumentation der Finanzverwaltung erlauben. In Zusammenarbeit mit der Projektgruppe wurde hier eine Übersicht der Aktenzeichen erarbeitet, deren geplante Aussonderung dem Landesarchiv regelmäßig in Anbietungslisten anzuzeigen ist.

Der vollständige Tagungsbericht von Ralf Brachtendorf, Martin Früh, Ralf-Maria Guntermann, Johannes Kistenich und Martina Wiech kann hier als pdf-Datei vom Internetportal Archive.NRW heruntergeladen werden (http://www.archive.nrw.de/dok/publikationen/FinanzWorkshop.pdf).

Ausstellung im Stadtarchiv Wiesbaden zu Jugendkonzentrationslagern

Das Schicksal von Kindern und Jugendlichen unter dem Nazi-Terror steht in diesem Jahr im Mittelpunkt der Wiesbadener Veranstaltungen zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus. Zum Auftakt wurde eine Ausstellung über Kinder- und Jugend-KZ eröffnet.

Es hat spezielle Konzentrationslager für Kinder und Jugendliche gegeben, die in den Zeiten des Nazi-Terrors euphemistisch \“polizeiliche Jugendschutzlager\“ genannt wurden. Mit Stacheldraht, Hunden, Zwangsarbeit, Gewalt und brutalen Strafen wie in den Erwachsenen-KZ. 3000 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 24 Jahren, die nicht linientreu auf Nazi-Kurs liefen, wurden zwischen 1940 und 1945 aus ihrem Lebensumfeld gerissen, die Jungen ins KZ Moringen bei Göttingen, die Mädchen ins KZ Uckermark gebracht. Zusammengepfercht unter erniedrigenden Bedingungen, bei mangelhafter Ernährung und ausgebeutet durch Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie haben viele Jungen und Mädchen die Haft nicht überlebt. Andere erlitten bleibende körperliche und seelische Schäden.

Die Ausstellung \“Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben\“, die bis zum 4. Februar im Stadtarchiv Wiesbaden widmet sich diesem unbekannten Kapitel des Nazi-Terrors und gibt gleichzeitig einen Überblick, wie Kinder und Jugendliche im nationalsozialistischen Deutschland auf die Ziele des Regimes getrimmt wurden. Die Ausstellung wurde bereits von rund 300 000 Menschen in 180 Städten gesehen.

Die Ausstellung, die in die fünf Abschnitte – \“Jugend im Nationalsozialismus\“, \“Einrichtung und Scheinlegitimierung\“ (der Jugend-KZ), \“Der Weg ins Jugend-KZ\“, \“Der Lageralltag\“ und \“1945 bis heute – Missachtung und Verdrängen\“ – gegliedert ist, eignet sich in ihrer Darstellung besonders für Schüler. Der Dokumentation gelingt es auch, deutlich zu machen, wie schnell Kinder und Jugendliche von einem autoritären verbrecherischen Regime verführt werden können – eine Erfahrung, die zeigt, wie wichtig die mahnende Erinnerung in der heutigen Zeit bleibt. Unter den Gästen tauchte der Gedanke auf, man sollte zur Eröffnung einer solchen Ausstellung vielleicht außer dem kleinen Kreis derer, die sich ohnehin dem Thema des Nichtvergessens widmen, auch mal eine Schulklasse einladen.

Quelle: Wiesbadener Kurier, 19.1.2005

Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20
65197 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 31-3329, 31-3747, 31-5429
stadtarchiv@wiesbaden.de

Neuer Leiter des Görlitzer Bistumsarchivs

Görlitz. Winfried Töpler (42) ist neuer Leiter des Görlitzer Bistumsarchivs mit Sitz in der Neißestadt. Er löst damit Dompropst Peter C. Birkner ab, der das Amt zum 31. Dezember abgegeben hat. Der aus dem brandenburgischen Neuzelle stammende Töpler studierte Theologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Erfurt und Berlin und promovierte 2001 bei dem Berliner Historiker Kaspar Elm mit einer Arbeit über das frühere Zisterzienserkloster Neuzelle. Zudem absolvierte er eine Archivarausbildung an der Fachhochschule Potsdam. Bereits am 22. Dezember 2004 wurde Töpler, der vorher als Mitarbeiter im Bistumsarchiv tätig war, von Bischof Rudolf Müller zum Ordinariatsassessor ernannt. Dompropst Peter C.Birkner bleibt Kunstbeauftragter des Bistums Görlitz.

Pressemitteilung des Bistums Görlitz , 14.01.2005

Broschüre über »erlebte Geschichte aus den Archiven Nordwestmecklenburgs«

Der Landkreis Nordwestmecklenburghat mit dem zehnten Band der Reihe \“Einblicke\“ eine aufwändig hergestellte Publikation vorgestellt, die von \“Wappen, Notgeld, Konsumverein und Lenins Vorfahren\“ handelt. Diese etwas geheimnisvolle Aufzählung wird schon im Untertext aufgelöst, es geht nämlich um ,erlebte Geschichte aus den Archiven Nordwestmecklenburgs‘, die mehr als lesbar aufbereitet dargeboten wird. Wolfgang Böttcher, Sachgebietsleiter Kultur und zugleich auch Erfinder und Vater der \“Einblicke-Reihe\“ hatte dann auch gestern die Autoren um sich versammelt. Mit Gabriele Arndt, Leiterin des Kreisarchives, Hannelore John vom Stadtarchiv Grevesmühlen, Kornelia Neuhaus-Kühne vom Stadtarchiv Gadebusch und Olaf Weissmantel für das Amtsarchiv Rehna stürzten sich engagierte Fachleute in die unvergleichliche Fleißarbeit. Herausgekommen ist weit mehr als ein Beweis für die Reichhaltigkeit der Schätze, die in den öffentlich zugänglichen Archiven im Kreisgebiet zu finden sind. Texte und Bilder, sachliche Informationen und Geschichten halten sich auf den 96 Seiten die Waage, die Broschüre ist unterhaltsam und zugleich auch ein Nachschlagewerk. Schließlich wird auf den letzten Seiten eine Zeittafel für Westmecklenburg ab 1549 geboten, sind alle beteiligten und abgefragten Archive im Norden mit Telefonnummern und e-mails zu finden. Doch über die von Archivaren zu erwartenden Fleißarbeit hinaus ist es gelungen, Geschichte der Region mit ausgewählten Geschichten erlebbar zu gestalten.

Alle Autoren bekannten gestern, bei aller Arbeit viel Spaß und Freude an der ganz besonderen und vom Alltag abweichenden Suche in ihren Archiven gehabt zu haben. Alle zusammen sind überzeugt, dass auch die zehnte Folge der Broschüre mit den Einblicken zwischen Schaalsee und Salzhaff ein Erfolg wird. Denn bisher hat sich die Reihe, die in den vergangenen Jahren in einer Startauflage von 2000 Exemplaren gedruckt wurde, sich durch den Verkauf selbst getragen.

Zu bekommen ist die Broschüre entweder bei den örtlichen Buchhändlern im Kreisgebiet oder ist direkt beim Landkreis Nordwestmecklenburg unter der Internetadresse \“http://www.nordwestmecklenburg.de\“ (Rubrik Landkreis) unkompliziert zu bestellen.

Quelle: Mayk Pohle, Gadebusch-Rehnaer-Zeitung, 19.1.2005

s.a. Artikel zum Gadebuscher Archivstandort, http://www.augias.net/art_archiv_net_4107.html

Ein letzter Besuch in Mielkes Büro

Tag der offenen Tür: Aus der \“verbotenen Stadt\“ ist ein einzigartiges Archiv geworden.

Berlin – \“Ich komme an diesen Ort mit ganz besonderen Gefühlen. Die Erstürmung der Stasi-Zentrale war eine Sensation in der Geschichte. Ich verbeuge mich vor dem mutigen Schritt derjenigen, die damit den Untergang der DDR besiegelt haben.\“ Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) besuchte die Gebäude der ehemaligen Stasi-Zentrale an der Normannenstraße am Samstag zum ersten Mal und zeigte sich tief beeindruckt von den riesigen Aktenbeständen aus Erich Mielkes Hinterlassenschaft. Sie werde Sorge tragen, dass die Akten in \“dem weltweit einzigartigen Archiv\“ bewahrt bleiben, sagte sie.

Worte wie Balsam für Marianne Birthler, die Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde, die dafür sorgt, dass sich die Ministerin in dem gigantischen ehemaligen Geheimlabyrinth nicht verläuft. Noch vor einigen Wochen, als sich Otto Schily entschloss, die Zuständigkeit vom Innenministerium ins Kulturressort zu verlagern, gab es Rätselraten um die Zukunft der Behörde. Am \“Tag der Offenen Tür\“, an dem sich mehr als 4000 Menschen in der einstmals \“verbotenen Stadt\“ zum Gedenken an die Erstürmung der Akten-Festung vor genau 15 Jahren drängen, scheinen die Ängste der Mitarbeiter zumindest für einen Tag verdrängt zu sein.

Gelöste Stimmung auch als die Behördenchefin der Ministerin vorführt, wie dank eines Computers selbst winzige zerrissene Aktenschnipsel als elektronisches Puzzle zu Originalseiten zusammengefügt werden können. \“Per Hand dauert die Schnitzel-Jagd aus den 16 000 Säcken noch 300 Jahre\“, versprüht Marianne Birthler ihren trockenen Humor. \“Per Computer wäre das in fünf Jahren zu schaffen – allerdings bei Kosten von rund 50 Millionen Euro\“. Der diskrete Hinweis trifft – aber Christina Weiss kontert sofort: \“Das Geld habe ich jetzt nicht.\“

Dichtes Gedränge erfüllt derweil Haus eins, die Besucher pilgern gezielt in das zweite Stockwerk: Das holzgetäfelte Büro Erich Mielkes, der damals die Behörde mit 91 000 hauptamtlichen Mitarbeitern befehligte, ist mit seinen drei Telefonen und dem Stahlschrank Anziehungspunkt Nummer eins. \“Mensch, ist das piefig\“, staunt eine knapp 50-jährige Frau. \“Da ist ja ein Arbeitsamt besser ausgestattet.\“

Beim Gedenken an das Ende der DDR- Staatssicherheit wird viel vom \“mutigen Schritt\“ und der \“historischen und einmaligen Leistung der Bürgerrechtler\“ gesprochen. – Die Besetzung der Stasi-Zentrale eine Heldengeschichte? Wohl kaum. Denn eigentlich lief Berlin vor 15 Jahren seiner Zeit hinterher. Bürger hatten in anderen DDR-Städten bereits in das Räderwerk der Übergangsregierung eingegriffen, einer Regierung, die aus der Stasi eine Nasi (Amt für Nationale Sicherheit) machte – eine Einrichtung, die, wie man heute weiß, Akten und Gelder verschwinden ließ. Beim Treffen des Neuen Forums Anfang Januar 1990 in Leipzig bekamen deshalb auch die Berliner Delegierten ihr Fett weg: \“Was ist eigentlich los in Berlin? In der Hauptstadt läuft alles wie bisher, die Stasi arbeitet weiter und ihr haltet still.\“

Dann kam der 15. Januar: An diesem Tag wollte der \“Runde Tisch\“ über die Auflösung der Nasi diskutieren – ein ideales Datum für die Protestaktion im Stasi-Hauptquartier. \“Kommt gewaltfrei und mit viel Fantasie zur Normannenstraße\“, hieß es im Aufruf. Gegen 17 Uhr drängen sich Tausende vor verschlossenen Eisentoren. Plötzlich zieht jemand von innen einen Riegel auf – die Menge strömt herein. Vermutlich von getarnten Stasi-Leuten werden die Demonstranten in den \“Versorgungskomplex\“ abgedrängt. Statt ihrer Akten sehen die meist jungen Leute mit Haifischflossensuppe in Dosen gefüllte Lagerräume. Ein Lebensmittellager wird aufgebrochen, Fensterscheiben gehen zu Bruch, Akten wirbeln durch die Luft, Waschbecken werden herausgerissen, Honecker-Bilder aus den Fenstern geworfen.

In dramatischen Appellen bittet die Regierung in Funk- und Fernsehen : \“Keine Gewalt!\“ Auch Ministerpräsident Hans Modrow eilt in die Normannenstraße. Spontan bildet sich ein Bürgerkomitee. Wachen werden eingerichtet. Doch die Stasi – gut vorbereitet – hatte die wichtigsten Aktenschränke bereits geräumt.

Quelle: Günter Werz, Kölner Stadtanzeiger,17.01.2005